Rom im Netz: Das antike Rom

dies martis ante diem XIV Kalendas Apriles MMDCCLXXVII ab urbe condita
Marstag, 14. Tag vor den Kalenden des April, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Das Kapitol heute

Von der antiken Gestaltung des Kapitols ist nichts mehr zu erkennen - nicht nur deshalb, weil sich die Orientierung des Platzes seit der Antike umgekehrt hat. Die Piazza del Campidoglio - so der Name des Kapitolsplatzes - ist heute zur antiken "Rückseite" des Hügels - zum Vatikan - hin orientiert und wird von drei Renaissance-Palästen eingerahmt: an der Stirnseite der Senatorenpalast, erbaut auf den Fundamenten des Tabularium und heute Sitz der römischen Stadtregierung, rechts der Palazzo dei Conservatori und links der Palazzo Nuovo, in denen die Musei Capitolini, die Kapitolinischen Museen, untergebracht sind. Das Zentrum der Anlage bildet das Reiterstandbild Marc Aurels.

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Michelangelos Entwurf für die Piazza del Campidoglio, festgehalten in einem Stich von Etienne Dupérac (1569)
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Quelle: Henze 1994

Sein heutiges Gesicht erhielt das Kapitol, nachdem der Farnese-Papst Paul III. Michelangelo mit der Neugestaltung des Platzes beauftragt hatte. 1538 wurde als erster Schritt das Reiterstandbild vor dem Lateran auf das Kapitol gebracht, das man damals noch für das des Kaisers Konstantin hielt und das deshalb erhalten geblieben war. Das von Michelangelo geplante ovale Platzmuster wurde allerdings erst 1940 ausgeführt, die vorgesehenen Stufen dabei allerdings weggelassen. 1544 fertigte der Künstler den Entwurf für die Cordonata, die sanft ansteigende, eher rampenartige Treppe, über die heute den Hauptzugang zum Kapitol bildet, und auch die Entwürfe für die den Platz rahmenden Palazzi stammen von Michelangelo.

Man erreicht den kapitolinischen Hügel heute entweder vom Forum kommend (also von der heutigen Rückseite), oder von der Piazza Aracoeli aus. Dort beginnen am Fuß des Hügels zwei nach oben hin auseinanderstrebende Treppen: Zum einen jene bereits erwähnte Renaissance-Rampe, die Cordonata, die Giacomo della Porta 1577-81 nach Michelangelos Plänen ausführte, und zum anderen die steile, mittelalterliche Treppe, die zu der Kirche Santa Maria in Aracoeli hinaufführt, und die 1348 gelobt und gebaut wurde, als die Pest in der Stadt wütete.

Steigt man die Cordonata hinauf, passiert man als erstes zwei ägyptische Löwen aus schwarzem Basalt (mittlerweile Kopien), die schon in der Antike hier gestanden haben sollen und das Wasser eines wiederhergestellten Aquäduktes spenden. Als die Wasserleitung im 16. Jahrhundert wieder in Betrieb genommen wurde, floss in diesem Stadtbezirk zum ersten Mal seit über tausend Jahren wieder Wasser. Hundert Jahre später waren diese beiden Brunnen bei der stadtrömischen Bevölkerung besonders beliebt, weil sie bei Festlichkeiten statt Wasser roten und weißen Wein spendeten.

Linker Hand begegnet man beim Aufstieg auf halber Höhe einem Bronzestandbild (1887) des großen mittelalterlichen Tribunen Cola di Rienzo (auf den der Bau der Aracoeli-Treppe zurückgeht). Rienzo wurde etwa 1312 als Sohn eines Gastwirtes in Rom geboren und begeisterte sich schon in jungen Jahren für die antike Geschichte seiner Heimatstadt. Er träumte von der Wiederherstellung der römischen Weltmacht, und da sich der Papst im Exil im fernen Avignon und der Kaiser im noch ferneren Prag aufhielten, gelang es dem redebegabten Rienzo, seine Mitbürger für seine Sache zu begeistern: Am 19. Mai 1347 ließ er sich auf dem Kapitol zum Volkstribunen ausrufen; letztlich verfiel Rienzo seiner eigenen Form des Caesaren- und Größenwahns. Nach nur sieben Monaten wurde er gestürzt. Nach seiner Gefangennahme wurde er vom Kaiser begnadigt und nach seiner Rückkehr nach Rom an der Stelle erschlagen, an der heute sein Denkmal steht.

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Die Dioskurenzwillinge Castor und Pollux
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Quelle: Roma Antiqua

Oben endet die Treppe zwischen den kolossalen antiken Plastiken der beiden Rossebändiger Castor und Pollux. Diese beiden Götterbrüder eilten, einer Sage zufolge, den verzweifelt kämpfenden Römern in einer aussichtslosen Schlacht zu Hilfe. Die beiden Figurengruppen aus Marmor stammen aus der Antike und wurden im 16. Jahrhundert im Ghetto wiedergefunden. Es folgen jeweils die sog. Trophäen des Marius, Siegeszeichen, die ursprünglich einen Monumentalbrunnen zierten, Standbilder Konstantins I. und Constantius II. sowie, ganz außen, zwei Meilensteine der Via Appia.

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Marcus Aurelius, nicht Konstantin, hoch zu Roß - aber nur in Kopie
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Quelle: Roma Antiqua

In der Mitte des von Michelangelo gestalteten, trapezförmig angelegten Platzes steht die Kopie eines Reiterstandbilds des Marcus Aurelius. Das Original ging als einziges seit der Antike nie verloren, denn man hielt es für ein Standbild Konstantins des Großen, des ersten römischen Kaisers, der sich dem Christentum zuwandte. So entging es dem Schicksal des Einschmelzens, denn niemand hätte es gewagt - trotz der begehrten Bronze - das Standbild jenes Kaisers einzuschmelzen, der durch das Wunder an der Milvischen Brücke bekehrt worden war. Bis 1979 stand das Denkmal auf seinem Sockel, dann wurde Bronzefraß festgestellt und die Restaurierung eingeleitet. Nach 12 Jahren Restaurierungszeit kann man das Original nun wenige Meter von seinem ursprünglichen Standort entfernt in den Kapitolinischen Museen bewundern, den Sockel in der Mitte des Platzes schmückt seit 1990 eine Kopie.

Der Cordonata gegenüber steht der Palazzo Senatorio, der von Michelangelo und Giacomo della Porta zwischen 1547 und 1579 erbaut wurde. Als Unter bau dient das antike Tabularium, an den beiden Seiten haben sich mittelalterliche Türme erhalten, die vom Forum aus gut zu erkennen sind. Zwischen den beiden Freitreppen, die zum Eingang hinaufführen, befindet sich ein Brunnen, den eine antike Minervastatue ziert, die später allerdings in ein Standbild der Roma umgearbeitet wurde. Links und rechts lagern die Personifikationen des Nils und des Tibers. Im Senatorenpalast ist nach wie vor die römische Stadtregierung untergebracht. Die rechte Platzseite rahmt der Palazzo dei Conservatori (erbaut 1563-1568), dem auf der linken Seite der in der Fassade seinem Gegenüber gleichende Palazzo Nuovo (erbaut 1644-1654) entspricht. In beiden Palazzi sind heute die Kapitolinischen Museen untergebracht, die mittlerweile außerdem durch einen unterirdischen Komplex miteinander verbunden sind.

Kapitolinische Museen

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(Musei Capitolini)

Die älteste öffentlich zugängliche Museumssammlung der Welt. Hervorragende römische Skulpturen wie der Sterbende Gallier oder die Kapitolinische Venus, in der Pinakothek u.a. Gemälde von Tiziano, Bellini und Caravaggio
Adresse:
Piazza del Campidoglio 1
00186 Roma
Tel.: 06 67102475, Fax: 06 6785488
Haltestelle:
Busse: H, 30, 40, 44, 46, 60, 62, 63, 64, 70, 81, 84, 85, 87, 95, 117, 119, 160, 170, 175, 271, 492, 571, 628, 630, 715, 716, 780, 781, 810, 850, 916, 541
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6,50/4,50 EUR (bei Sonderausstellungen Aufpreis), 8,50/6,50 EUR für 7 Tage zusammen mit Centrale Montemartini (bei Sonderausstellungen Aufpreis)
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