Rom im Netz: Das antike Rom

dies martis ante diem XIV Kalendas Apriles MMDCCLXXVII ab urbe condita
Marstag, 14. Tag vor den Kalenden des April, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Insula am Abhang des Kapitols

Noch bevor der moderne Besucher aber eine der beiden Treppen zum Kapitol hinaufsteigt, sollte er sich ein wenig Zeit nehmen für die antiken Überreste am Abhang unmittelbar neben der Treppe, die zu Santa Maria in Aracoeli hinaufführt. Dabei handelt es sich um die Überreste einer römischen Insula, also eines Mietshauses, die aus dem 2. Jahrhundert nach Chr. stammen. Neben dem Erdgeschoß und einem niedrigen Zwischengeschoß sind drei weitere Stockwerke zu erkennen, und für ein viertes sind Spuren vorhanden - ob dieses dann schon das letzte war, ist ungewiss. Der deutlich erkennbare Campanile (Glockenturm) ist eine mittelalterliche Ergänzung. Auf Straßenniveau gab es Läden, die sich zu einem Hof hin öffneten und über direkte Verbindung zum darüber liegenden Zwischengeschoß verfügten. Die Zwischendecken aus Holz sind nicht erhalten - möglicherweise dienten die Räume den Ladenbesitzern als Lagerräume oder Schlafstätten. Zu den Mietwohnungen in den Obergeschossen gehörten jeweils mehrere Räume, die immer kleiner werden, je höher man steigt. Wer Ostia Antica besichtigt hat, wird den Baustil wiedererkennen - er ist typisch für die enge Bebauung Roms in der Kaiserzeit: Die Zahl der Bewohner dieses Komplexes wird auf etwa 380 geschätzt, die Räume waren wenig mehr als Schlafstätten, und je ärmer einer war, desto höher wohnte er. Dies ist die Kehrseite der Monumentalbauten, denen man auf der anderen Seite des Kapitols, auf dem Forum, begegnet.

Martial und Juvenal, beide befreundet, haben in ihren Epigrammen und Satiren das Leben in einer Insula beschrieben - Martial selbst lebte im dritten Stock eines solchen Mietshauses auf dem Quirinal:

Weder zum Nachdenken, noch zum Ruhen
ist in der Stadt Raum für die Armen. Das Leben verweigern
einem des Morgens die Lehrer, des Nachts die Bäcker,
und die Hämmer der Schmiede den ganzen Tag.
(Martial 12,52,3-6)

Tatsächlich waren die Gebäude mehr als das, was man heute hellhörig nennen würde, und der Lärm der Straße konnte meist ungehindert durch die Fenster hereindringen, die bestenfalls über einen Fensterladen oder einen Vorhang verfügten. Die größte Gefahr für Leib und Leben der Bewohner bestand allerdings zweifelsohne darin, dass die oft billig gebauten und überbelegten Häuser einstürzten oder - schließlich wurde geheizt, gekocht und beleuchtet - niederbrannten. Beides kam oft genug vor.

Hier entdeckt einer der Bewohner ein Feuer und schreit nach Wasser, ein anderer Nachbar rettet seinen schäbigen Besitz. Das dritte Stockwerk, auf dem Du lebst, raucht schon - aber Du weißt es nicht einmal! Unten herrscht Panik, aber Du, oben, wo die sanften Tauben nisten, wo Dich nur dünne Dachziegel vor dem Regen schützen, Du wirst der letzte sein, der verbrennt. (Juvenal, Sat. 3)

Marcus Licinius Crassus, der als reichster Mann seiner Zeit galt und dessen Reichtum sprichwörtlich war, hatte aus dieser allgegenwärtigen Gefahr ein offenbar sehr profitables Geschäftsmodell entwickelt:

Als er beobachtete, wie sehr die Stadt vom Feuer und vom Einsturz von Häusern gefährdet war, kaufte er außerdem Sklaven, die Bauarbeiter und Architekten waren, und als er mehr als 500 angesammelt hatte, machte er es zu seiner Praxis, Häuser zu kaufen, die brannten, und die in der Nachbarschaft, die die Eigentümer wegen der unmittelbaren Gefahr und Unsicherheit für wenig oder nichts weggaben. [Dann ließ Crassus seine Männer löschen]. (Plutarch, Leben des Crassus)

Insula am Kapitol
Links neben der steilen Treppe zu Santa Maria Aracoeli hinauf sind die Überreste eines antiken Mietshauses zu sehen. Weitere Überreste befinden sich unterirdisch. Der Campanile, der von der Piazza d'Aracoeli leicht zu sehen ist, ist allerdings eine mittelalterliche Ergänzung.
Adresse:
Piazza d'Ara Coeli
00186 Roma
Haltestelle:
Busse H, 30, 40, 44, 46, 60, 62, 63, 64, 70, 81, 84, 85, 87, 95, 117, 119, 160, 170, 175, 271, 492, 571, 628, 630, 715, 716, 780, 781, 810, 850, 916, 541
Öffnungszeiten:
Nur nach Vereinbarung (Tel./Fax 06 67103819)
Eintritt:
2,10 EUR

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