Rom im Netz: Das antike Romdies veneris ante diem XII Kalendas Octobres MMDCCLXXVII ab urbe condita Venustag, 12. Tag vor den Kalenden des Oktober, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt Einführung: Die Geschichte des Forum Romanum"Hier, wo die Märkte jetzt sind, lagen früher morastige Sümpfe, In den Versen Ovids klingt die Erinnerung an den ursprünglichen Zustand des Tales, in dem sich später das Forum und damit der Mittelpunkt der Stadt und der Welt ausbreiten sollte. Die Senke zwischen dem Kapitol im Nordosten und dem Palatin bzw. der Velia im Südwesten und Nordwesten war, dank einer Vielzahl in Richtung Tiber fließender Bäche und Flussläufe, ein ungesundes Sumpfgebiet. Die ersten Siedlungen entstanden im 9. Jahrhundert und lagen dementsprechend auf den umliegenden Hügeln. Das Tal wurde lediglich als Begräbnisstätte genutzt. Mitte des 8. Jahrhunderts kam es zum Zusammenschluss; der Einzelsiedlungen: 753 v. Chr., das mythische Datum der Stadtgründung, stimmt also erstaunlich genau mit den archäologischen Befunden überein. Mit dem Zusammenschluss gab es Bedarf für einen zentralen Mittelpunkt des Gemeinwesens. Um 600 v. Chr. wurde durch die Cloaca Maxima, ein groß angelegtes Entwässerungssystem, die Ebene trockengelegt und damit die Voraussetzung für eine weitere Nutzung geschaffen. Der Platz wurde erstmals gepflastert, und wieder gibt es Parallelen zwischen der mythischen Überlieferung und dem archäologischen Befund: 616 v. Chr. soll die Herrschaft der etruskischen Könige begonnen haben. Tarquinius Priscus, der erste dieser Könige, soll der Überlieferung nach den Bau des Kanalsystems veranlasst haben. Von nun an wurde an dem neu entstandenen Platz eine Vielzahl öffentlicher Gebäude gebaut: am Südende des Platzes die Regia, das Haus des Königs, am Nordende das Comitium, Ort der Volksversammlung und des politischen Lebens. Ebenfalls noch aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. stammt der Komplex des Lapis Niger. Nach der Vertreibung der Könige und der Gründung der Republik (überliefertes Datum: 509 v. Chr.) wurde am Forum erneut gebaut: In den ersten Jahrzehnten nach der Vertreibung der Könige entstanden neben den Rednertribünen am Comitium (seit 338 v. Chr. Rostra genannt) für die Magistrate der Republik zwei wichtige Tempel: der Saturntempel, in dem auch das Aerarium (der Staatsschatz) untergebracht war, sowie der Tempel des Castor und des Pollux. Die Entwicklung des Forums während der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts liegt weitgehend im Dunkeln; allerdings ist von den Legenden, die die lateinischen Dichter und Historiker überliefern, eine von besonderer Bedeutung: Um die Jahrhundertmitte entstanden die so genannten "Zwölf-Tafel-Gesetze", die - wohl nach griechischem Vorbild - auf Bronzetafeln eingeritzt und an der Rednertribüne aufgehängt wurden. Sie sind fragmentarisch überliefert und bildeten jahrhundertelang die Basis des römischen Rechts. Der berühmte Keltensturm des Jahres 387 war die letzte Eroberung der Stadt durch äußere Feinde für die nächsten acht Jahrhunderte; der Erfolg des Keltenführers Brennus hat im kollektiven Gedächtnis der Römer tiefe Spuren hinterlassen und zu einer tief sitzenden Gallierfurcht geführt, aber keine archäologisch nachweisbaren Spuren hinterlassen. Schon wenig später wurde als Zeichen des Endes der gesellschaftlichen Ständekämpfe der Concordia-Tempel errichtet, und seit Ende des 4. Jahrhunderts wurden Ehrenstatuen verdienter Männer aufgestellt, die bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts eine so große Anzahl erreicht hatten, dass die Censoren dieses Jahres sie größtenteils entfernen ließen. Die drei Punischen Kriege gegen Karthago, deren erfolgreicher Abschluss in der Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus die große Konkurrentin endgültig beseitigte und Rom die uneingeschränkte Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum sicherte, blieb auch für das Forum nicht ohne Folgen. Die rege Bautätigkeit im zweiten Jahrhundert spiegelt die Bedürfnisse der Hauptstadt eines Imperiums: Vier große Basiliken (die Baslilicae Porcia, Aemilia, Sempronia und Opimia) entstanden, außerdem wurden der Tempel der Concordia und der Dioskurentempel neu gebaut. Das Aussehen des Forum veränderte sich grundlegend, und in der ersten Hälfte des l. Jahrhunderts vor Christus setzte sich diese Entwicklung fort: Der Diktator Sulla errichtete am Abhang des Kapitols das Tabularium, das Staatsarchiv. Im Laufe dieser Zeit kam es zu einer Verlagerung der Funktion des Forums. In den ersten Jahrhunderten der Republik war deutlich eine Zweiteilung zu erkennen: Während der nordöstliche Bereich des Forums, das Comitium, das politische Zentrum der Stadt bildete, waren andere Bereiche des Platzes vor allem wirtschaftlichen Tätigkeiten vorbehalten. Hier befanden sich Marktstände und Buden, die Geschäfte des Alltags wurden abgewickelt. Ein eindrucksvolles Bild vom bunten Treiben auf dem Forum vermittelt Plautus (ca. 254-184 v. Chr.) in seiner Komödie "Curculio":
Um einen Meineidigen zu treffen, gehe zum Comitium, Im 3. Jahrhundert wurde für die wirtschaftlichen Aufgaben des Forum nördlich des Platzes ein eigener Marktkomplex, das Macellum, errichtet (an der Stelle, an der später Vespasian seinen Templum Pacis errichten sollte). Mit dem Aufstieg Roms zur beherrschenden Macht des Mittelmeerraumes trat die politisch-repräsentative Funktion des Platzes immer weiter in den Vordergrund. Das Comitium, das in seiner Grundanlage noch aus der Zeit der Könige stammte, wurde für die Comitien (die Volksversammlungen) bald zu klein, und der große, von blutigen Bürgerkriegen begleitete Umbruch von der Republik zum Prinzipat in der Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus hinterließ auch auf dem Forum deutlich sichtbare Spuren, die das Gesicht des Platzes grundlegend veränderten. Eine grundlegende Umgestaltung erfuhr das Forum unter Caesar. Die republikanische Curia Hostilia wurde durch die Curia Iulia ersetzt, die in eine Ecke des neu errichteten Caesar-Forums integriert wurde, und eine neue Rostra (Rednerbühne) wurde gebaut. Das Comitium aus der Zeit der Republik verschwand. Caesars Nachfolger Augustus beendete viele der von seinem Adoptivvater in Angriff genommenen Projekte; an der südlichen Schmalseite errichtete er für den vergöttlichten Caesar den Tempel des Divus Iulius und ließ an vielen weiteren Stellen bauen. Das Forum wurde zur Repräsentationsbühne der Herrschenden, und viele spätere Kaiser haben hier Ihre Spuren hinterlassen. Die lange und ereignisreiche Baugeschichte des Forum und seiner Bauwerke endet im Jahr 608 n. Chr. - rund 1200 Jahre nach der Trockenlegung des sumpfigen Tales - mit der wenig rühmlichen Aufstellung einer Ehrensäule für den blutrünstigen byzantinischen Kaiser Phokas. In den folgenden Jahrhunderten verfiel die einstige Pracht und geriet in Vergessenheit. Einzelne Bauten wurden in Befestigungsanlagen integriert (so der Septimius-Severus- und der Titusbogen) oder in Kirchen umgewandelt (Curia, Tempel des Antoninus, Tempel des Iuppiter Stator). Erst in der Zeit der Renaissance gingen die meisten Bauwerke endgültig verloren: Die Päpste nutzten das Forum als Steinbruch für ihre gewaltigen Bauvorhaben (nicht zuletzt für den Petersdom) und leisteten bei der Plünderung der Ruinen ganze Arbeit.
|