Rom im Netz: Das antike Romdies saturni ante diem IV Id. Octobres MMDCCLXXVII ab urbe condita Saturntag, 4. Tag vor den Iden des Oktober, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt Der zentrale Platz des Forum RomanumQuelle: Plattner 1904
Der zentrale Platz des Forum Romanum wird - grob - an seinen Längseiten von den Basilicae Aemilia und Iulia, an den Schmalseiten von der Rostra und dem Tempel des Divus Iulius begrenzt. Abgesehen von der Schmalseite zum Kapitol, an der die Rostra den Platz begrenzt, wandert der Besucher heute auf Wegen, die zwischen diesen Monumenten und dem zentralen Platz verlaufen. Am leichtesten zu entdecken - weil zwischen all den Ruinen vielleicht am auffälligsten - sind Feigenbaum, Olivenbaum und Weinstock, die im oberen Drittel des zentralen Platzes gedeihen. Hier fand man eine von der Pflasterung ausgesparte Stelle. Möglicherweise waren hier schon in der Antike eben die genannten Bäume gepflanzt, von denen Plinius der Ältere berichtet, sie hätten mitten auf dem Forum gestanden. Da die zentrale Platzanlage nicht (mehr) betreten werden kann, ist die Inschrift kaum auszumachen, die Marcus Naevius Surdinius als denjenigen lobt, dem die Besucher des Forums eine neue Pflasterung zu verdanken hatten. Surdinius war Prätor Peregrinus unter Augustus (also für die Rechtssprechung zuständig, sobald Personen beteiligt waren, die nicht über das römische Bürgerrecht verfügten). Natürlich handelte es sich dabei nicht um die erste Pflasterung, die vielmehr schon im 7. Jahrhundert v. Chr. vorgenommen worden war. Die Inschrift verläuft zwischen der Phokassäule und den Bäumen und besagt: L[ucius] NAEVIUS L[UCII] F[ILIUS] SURDINUS PR[AETOR] An einigen Stellen ist die augusteische Pflasterung entfernt, so dass man darunterliegende Schichten sehen kann. So ergeben sich Einblicke in die wohl spektakulärste Funktion des Platzes: Seit der frühen Republik bis in die Zeit des Augustus fanden auf dem Forum auch Gladiatorenspiele - so genannte munera - statt. Munera wurden zu Ehren hervorragender Verstorbener veranstaltet, und im Bedarfsfall wurden rund um den Platz Tribünen aufgestellt, die eine große Zahl von Zuschauern Platz boten. Zwischen der Rostra und dem Lacus Curtius eröffnen mehrere quadratische Öffnungen im hier bloß liegenden, aus caesarischer Zeit stammenden Pflasterung einen Einblick in die Bühnentechnik: Es handelt sich dabei um Zugänge zu einem unterirdischen Gängesystem, das unter dem ganzen Forum verläuft und aus Caesars Zeit stammt. Dabei dürfte es sich um Anlagen für die Bühnentechnik gehandelt haben, ähnlich wie sie auch im Kapitol, an der die Kolosseum vorhanden war. Befindet man sich auf der Seite des Platzes, die die Basilica Iulia begrenzt, erlaubt das Geländer dem Besucher an einer Stelle, den zentralen Platz einige wenige Schritte tief zu betreten. An dieser Stelle befindet sich der Lacus Curtius. Der Name des Ortes ist mit verschiedenen Mythen verknüpft: Der römische Historiker Titus Livius berichtet von einer Begebenheit während des Krieges mit den Sabinern, denen die Römer die Töchter geraubt hatten und die nun ihrerseits das Kapitol besetzt hielten. Auf dem Gebiet des Forums kam es zur Schlacht, in der sich der Sabiner Mettius Curtius und der Römer Hostius Hostilius im Zweikampf maßen. Hostilius hielt auf unvorteilhaftem Gebiet tapfer stand, doch als er schließlich fiel, zerbrach die römische Schlachtreihe. Die Römer wandten sich zur Flucht und ihr Führer Romulus konnte sie erst auf der Velia - vermutlich dort, wo heute der Tempel des Iuppiter Stator steht - zum Halten bringen. Nachdem sich die Römer wieder gegen den Feind gewandt hatten, gelang es Romulus an deren Spitze, den zu Pferd sitzenden Mettius Curtius und seine Sabiner zurückzudrängen. Dabei, so Livius, scheute das Pferd des Curtius im Schlachtengetümmel, der Führer der Sabiner stürzte in einen Sumpf und konnte sich nur mit Mühe befreien. Die Römer gewannen die Schlacht (hier die ganze Geschichte). Livius bietet noch eine weitere Deutung und ergänzt, dass er diese für die wahrscheinlichere halte: 362 v. Chr. habe sich auf dem Forum ein gewaltiger Erdspalt aufgetan, von dem ein Orakel besagte, er werde sich nur dann schließen, wenn das hineingworfen werde, wodurch das römische Volk am meisten vermöge, dann werde das Reich der Römer ewig bestehen. Der junge Marcus Curtius verstand: Er legte Rüstung und Waffen an und stürzte sich als Soldat in den Abgrund, der sich daraufhin schloss. (Livius VII, 6, 1-6) Am wahrscheinlichsten ist aber vielleicht die prosaischste aller Deutungen: Im Jahr 445 v. Chr. soll an dieser Stelle der Blitz eingeschlagen haben. Solche Stellen genossen auf Grund der Tatsache, dass Iuppiter die Blitze schleuderte, besondere kultische Verehrung, und der Consul dieses Jahres, Caius Curtius Philo, soll daraufhin auf Beschluss des Senats einen Zaunes um die Einschlagstelle errichtet haben. (Varro, LL V, 150) In augusteischer Zeit stand an dieser Stelle ein Brunnen, in den die Römer Geldmünzen warfen, begleitet von Glückwünschen für den Kaiser. Geschmückt wurde die Anlage von einem Relief, das den Sabiner Mettius Curtius zeigt. Ziemlich genau in der Mitte befindet sich eine weitere, rechteckige Grabung, die entfernt an einen Swimming-Pool oder ein Brunnen-Basin erinnert. Darin könnte man - dürfte man den zentralen Platz noch betreten - drei ausgehölte Travertinblöcke sehen, die bei ihrer Entdeckung archaische Gefäße enthielten. Dabei handelt es sich mit einiger Sicherheit um die Doliola: An diesem Ort versteckten - so Livius V, 40 - die Vestalinnen während des Galliersturms 387 v. Chr. die Kultgegenstände, die sie auf ihrer Flucht nicht mitnehmen konnten.
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