Rom im Netz: Das antike Rom

dies martis ante diem XIV Kalendas Apriles MMDCCLXXVII ab urbe condita
Marstag, 14. Tag vor den Kalenden des April, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Der flavische Palast: Domus Flavia, Domus Augustana, Stadion

Kaiser Domitian gab zu Beginn seiner Regierungszeit einen neuen Palast in Auftrag: Er sollte zentral, am höchsten Punkt des Palatin liegen. Zu diesem zweck wurde die Senke zwischen den beiden Gipfeln des Hügels aufgeschüttet und so sein Aussehen nachhaltig verändert: Die Gebäude, die sich dort zuvor befunden hatten, verschwanden; vor allem deshalb sind einige davon noch heute vergleichsweise gut erhalten und beherbergen einige der schönsten Wandmalereien, die in Rom aus der Antike erhalten sind (Haus des Greifen, Isis-Aula, nicht zuletzt Teile von Neros Domus Transitoria).

Der große flavische Kaiserpalast besteht aus drei, relativ klar voneinander abgegrenzten Teilen: die Domus Flavia, die der Repräsentation des Kaisers und den Amtsgeschäften diente und die im Westen des Palastkomplexes lag; die Domus Augustana im Zentrum, in der sich die Privaträume des Kaisers befanden, und schließlich im Osten das Stadion. Noch heute vermittelt der Ziegelbau eine Vorstellung von der Monumentalität des Palastes und dem architektonischen und Handwerklichen können seiner Erbauer, und die zeitgenössischen Quellen sind voll der Bewunderung. Fast vollständig den Plünderungen späterer Jahrhunderte zum Opfer gefallen ist leider die prächtige Ausstattung.

Der Rundgang sollte bei der Domus Flavia beginnen. Ihr vorgelagert ist sowohl auf der Nord- als auch auf der Westseite eine Portikus. An der Nordfassade verlief eine Art Terrasse (1), auf der sich der Kaiser zeigte und die sich zu drei Sälen öffnete, in denen offizielle Handlungen vorgenommen wurden. Der linke (2) wurde - ohne überzeugenden Grund - für das Lararium, das Privatheiligtum des Kaisers gehalten. Der mittlere, mit 30 x 39 Metern der größte der drei, wird Aula Regia (3) genannt; in der dem Eingang gegenüberliegenden Apsis befand sich ein Thron, hier hielt der Kaiser Audienz. An den Wänden sind Überreste der Dekoration erhalten, zwei Kolossalstatuen aus Marmor (Apollo und Herkules) wurden nach ihrer Entdeckung um 18. Jahrhundert nach Parma geschafft. Der rechte Saal, eine dreischiffige Basilika (4), diente entweder für Gerichtsverhandlungen oder politischen und verwaltungstechnischen Besprechungen.

Hinter den Sälen führen Durchgänge zu einem großen Peristyl (5), in dessen Zentrum ein achteckiger Brunnen liegt. Die Überlieferung will, dass Domitian hier bevorzugt spazieren ging: Die kappadokischen Marmorplatten der umlaufenden Säulenhalle spiegelten, und so konnte der Kaiser - ständig in Angst vor einem Anschlag auf sein Leben - sehen, was hinter seinem Rücken vorging. Hinter dem Peristyl folgte das Triclinium (6): Die Cenatio Iovis, der Speiseraum Iuppiters, verfügte über farbigen Marmorfußboden, von dem sich Reste in der Exedra erhalten haben; hier stand bei Banketten - etwas erhöht - der Tisch des Kaisers, der den Blick auf die Wasserspiele und Gartenanlagen des Peristyls genießen konnte. Ähnliches bot der Ausblick an den beiden Seitenwänden, wo große Fenster den Blick auf zwei symmetrisch angelegte elliptische Brunnenanlagen (Nymphäen, 7) freigaben, von denen eines noch erhalten ist.

Hinter dem noch erhaltenen, rechten Nymphäum steht der Rest des Casino Farnese, gegenüber das Museo Palatino, das Palatin-Museum. An der Rückseite des Tricliniums führen Durchgänge in einen Säulengang (8), dahinter folgen zwei große Räume mit Apsiden, in denen man wohl Bibliotheken (9) - wie üblich: eine römische und eine griechische - erkennen kann.

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Das erhaltene, an das Triclinium angrenzende Nymphäum (7)
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Quelle: Roma Antiqua

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Der wohl meistfotografierte Baum auf dem Palatin - er wächst auf der Insel der Brunnenanlage, auf der das Tempelchen stand (11)
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Quelle: Roma Antiqua

Östlich an die Domus Flavia schloss sich die Domus Augustana an, die einen anderen, wenn auch nicht weniger prächtigen und verschwenderischen Charakter hatte als der Repräsentationsteil des Palastkomplexes. Hier finden sich nicht nur große Säle, sondern große und kleine Räume, gruppiert um mehrere Peristyle, wechseln einander ab. Auch war die Domus Augustana zweigeschossig: Der obere Teil befand sich auf der gleichen Ebene wie die Domus Flavia, der untere lag rund 12 Meter darunter. Die oberen Gebäudeteile gruppierten sich um ein von Säulenhallen umgebenes Peristyl (10), in dessen Wasserbecken sich in der Mitte eine Insel mit einem Tempelchen (11) erhob, das über eine kleine Brücke erreicht werden konnte und vermutlich der Minerva geweiht war (auf dem Grundriss leider nicht eingezeichnet). Zu beiden Seiten des Peristyls befanden sich eine Reihe von Räumen unterschiedlicher Größe. Über den nördlich angrenzenden Bereich ist kaum etwas bekannt, hier wird eine große Eingangshalle vermutet.

Im Süden trat man durch die Säulen in einen halbrunden Saal, an den symmetrisch angelegt Wohn-, Schlaf- und Baderäume angrenzen (12). In einem der Räume südlich des Peristyls befindet sich die Loggia Mattei (13): Die Eigentümer, die Familie Mattei, überdachte einen Hof mit einem Gewölbe, das wohl von Peruzzi um 1520 ausgemalt wurde.

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Der Säulenhof auf der unteren Ebene der Domus Augustana, mit Brunnenanlage (14)
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Quelle: Roma Antiqua

Geht man weiter nach Süden, kann man von einer Art Galerie die untere - leider momentan nicht zugängliche - Ebene des Palastes einsehen, das über eine antike Treppe hinter dem Museumsgebäude erreichbar wäre. Im Zentrum der unteren Ebene befindet sich der große, zweigeschossige Säulenhof (14), von dessen oberen Ebene der Betrachter hinabschauen kann. Auch hier befindet sich in seinem Zentrum eine große Brunnenanlage. Um das Becken herum hat man sich eine Gartenlandschaft aus Blumenbeeten, Büschen und Statuen vorzustellen, und besonders im Sommer muss der Aufenthalt in den angrenzenden, schattigen Räumen sehr angenehm gewesen sein. Zum Palatin schloss der Palast mit einer gewaltigen Exedra.

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Das Hippodrom oder Palatinische Stadion
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Quelle: Roma Antiqua
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Die Kaiserloge im Hippodrom (14)
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Quelle: Roma Antiqua

Wiederum östlich an die Domus Augustana anschließend befindet sich das Palatinische Stadion oder Hippodrom. Die Anlage (160 x 48 Meter) war von einer zweigeschossigen Portikus umgeben und verfügte in der Mitte der östlichen Längsseite über eine Kaiserloge (14). An beiden Enden der Arena befanden sich Brunnen, die ovale Einfriedung in ihrer Mitte wurde bisher nicht zufriedenstellend gedeutet. Sie stammt aus einer späteren Epoche. Ebenfalls in der Spätantike wurde in der Mitte des Stadions eine Säulenhalle errichtet, deren Basen noch erkennbar sind. Das römische Hippodrom stammt in seiner Nutzung vom griechischen Gymnasion ab - es ist eher als eine Art Parkanlage zu verstehen, die von Wegen und Alleen durchzogen war und die dank einer reichen Ausstattung an Plastiken auch an Kunstgalerien erinnerten.


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