Rom im Netz: Das antike Rom

dies veneris ante diem XIII Kalendas Maias MMDCCLXXVII ab urbe condita
Venustag, 13. Tag vor den Kalenden des Mai, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Amphitheatrum Flavium - das Kolosseum

Der Name des Kolosseum war ursprünglich kein Hinweis auf die gewaltigen Ausmaße des Gebäudes. Das Amphitheatrum Flavium, so der eigentliche Name, wurde erst später so genannt, weil es sich neben einer von Nero aufgestellten Kolossalstatue befand.

Lange gab es in Rom kein gemauertes Amphitheater - Städte in der Provinz, vor allem in Süditalien, waren der Hauptstadt voraus (vgl. z.B. das gut erhaltene Amphitheater von Pompeji). Erst zu Zeiten des Augustus errichtete Statilius Taurus auf dem Marsfeld ein entsprechendes Bauwerk, das aber im großen Brand von 64 n. Chr. zerstört wurde. Auf dem durch den verheerenden Brand frei gewordenen, riesigen Areal inmitten der Stadt ließ Nero seine Domus Aurea errichten. Neros Nachfolger Vespasian gab das Gebiet an das Volk zurück und ließ ein neues Amphitheater errichten.

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Blick von Nordwesten (Via dei Fori Imperiali)
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Quelle: Scott Leishman
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Das Kolosseum von Südosten (Via Claudia)
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Quelle: WolfgangM
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Rekonstruktion
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Quelle: Smith 1875

Den besten Eindruck vom Äußeren des gewaltigen Bauwerks erhält man, wenn man sich von der Via dei Fori Imperiali, also von Nordenwesten, nähert. Nur an der Nordseite hat sich die viergeschossige, insgesamt 49 Meter hohe Fassade weitgehend vollständig erhalten. Die ersten drei Stockwerke bestehen aus je 80 Arkaden, gerahmt von Halbsäulen, die im Untergeschoß der dorischen, in der Mitte der ionischen und im dritten Stockwerk der korinthischen Ordnung folgen. Das vierte, oberste Geschoß besteht aus ebenfalls 80, von Pilastern getrennten Wandfeldern. Dort oben befanden sich Vorrichtungen zu Aufnahme von 240 Holzpfosten, an denen ein gewaltiges Sonnensegel befestigt werden konnte, um die Zuschauer im Innern der Arena zu schützen. Die komplizierten Seilzüge wurden von einer speziellen Einheit Matrosen bedient, die zur Flotte in Misenum gehörten und in einer eigenen Kaserne in der Nähe untergebracht waren. Die Eingänge waren durch fortlaufende Nummern gekennzeichnet, die auf der Nordseite noch gut über den Arkaden zu erkennen sind. Einzig die beiden Haupteingänge in der Längsachse waren ohne Nummerierung und besonderem Publikum (heute würde man sagen: den VIPs) vorbehalten. Um das Amphitheater lag eine gepflasterte Fläche, die von einer (nicht mehr erhaltenen) Portikus umgeben war.

Heute betritt man das Kolosseum an der Südlichen Längsseite. Im Inneren gab es fünf Ränge. Die Zuschauer wurden durch ein ausgeklügeltes System von Durchgängen, Rampen und Treppen zu ihren Plätzen geführt: Jeder Bürger besaß eine Marke mit der Platznummer und Angaben zu den entsprechenden Ein- und Aufgängen. Dabei war der Ort, an dem ein Zuschauer Platz nehmen durfte, streng nach der Zugehörigkeit zu einer der Schichten und Berufsklassen der römischen Gesellschaft geregelt. Der erste. nur aus wenigen Stufen bestehende Rang war den Senatoren vorbehalten; ihre Plätze waren durch den Familiennamen gekennzeichnet. Es folgten drei Ränge für die männlichen Bürger, die nach sozialien und berufsständischen Gesichtspunkten Platz nahmen, und ganz oben folgte ein hölzerner Rang, wo die untersten Schichten und die Frauen Platz zu nehmen hatten. Anders als bei den Senatoren waren hier Plätze nicht namentlich gekennzeichnet, sondern wurden bestimmten Gruppen zugewiesen, etwa den paedagogibus puerum (den Lehrern der Kinder) oder den hospitibus publicis (Staatsgästen). Sueton berichtet, wie strikt Augustus diese Trennung regelte:

Das äußerst ausgelassene und zügellose Verhalten der Zuschauer bei den Schauspielen verbesserte er und erließ Maßregeln, veranlaßt durch die Beleidigung, die ein Senator erfahren musste, als ihm bei den sehr bekannten Spielen in Puteoli von den zahlreichen Zuschauern niemand einen Platz anbot. Augustus erwirkte daher einen Senatsbeschluß, demzufolge sooft irgendwo ein öffentliches Schauspiel veranstaltet werde, die ersten Sitzreihen für Senatoren frei bleiben müssten. In Rom verbot er den Gesandten freier und verbündeter Völker, in der Orchestra Platz zu nehmen, weil er erfahren hatte, dass manchmal sogar Freigelassene ernannt wurden. Die Soldaten trennte er vom Volk. Den Ehemännern aus dem einfachen Volk wies er eigene Sitzreihen zu, den Jungen, die noch die Praetexta trugen, einen eigenen Rang und direkt daneben einen anderen für ihre Erzieher; er legte fest, dass niemand aus dem niederen Volk in den mittleren Rängen Platz nehmen dürfe.
Frauen erlaubte er den Besuch von Gladiatorenkämpfen, die sie zuvor mitten unter den Männern mitverfolgen durften, nur unter der Bedingung, dass sie von den oberen Sitzreihen aus zuschauten. Einzig den Vestalischen Jungfrauen gewährte er einen speziellen Platz im Theater, und zwar gegenüber der Loge des Prätors. Den Besuch der Athletenwettkämpfe verbot er den Frauen ganz, so dass er an den Pontifikalspielen den Faustkampf auf die frühen Morgenstunden des folgenden Tages verschob und die Verordnung erließ, dass die Frauen vor der fünften Stunde nicht ins Theater kommen dürften. (Sueton, Augustus, 44)

Die Zugänge zur Arena befanden sich an der Längsachse: die Porta Triumphalis im Westen, durch die die Gladiatoren einzogen, und die Porta Libitinaria im Osten, durch die die Toten abtransportiert wurden - benannt nach Venus Libitina, die als Göttin für den Umgang mit den Toten zuständig war. Von hier aus gelangte man auch direkt in die unter der Arena gelegenen Katakomben. Da die Abdeckung der Arena heute fehlt, sind sie gut zu erkennen. Hier befanden sich die "Betriebsräume" des Amphitheaters: Kerker, Käfige und umfangreiche technische Einrichtungen (Flaschenzüge, Rampen, Gegengewichtsvorrichtungen) um die schwere Bühnenausstattung in der Arena bewegen zu können. Auch war es möglich, Akteure und Kulissen mittels eines Aufzugsystems aus dem Boden der Arena aufsteigen zu lassen. Trotz der Größe der (zweigeschossigen) Katakomben reichte der Platz nicht aus: Die Tiere wurden großteils aus außerhalb gelegenen Zoos durch unterirdische Gänge ins Kolosseum getrieben. An der Ostseite setzte sich der Zentralgang bis zum Ludus Magnus fort, der nahegelegenen größten Gladiatorenkaserne Roms.

Im Jahr 73 n. Chr. begonnen, wurde das Kolosseum noch zu Lebzeiten Vespasians erstmals eingeweiht, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt war: das dritte und vierte Stockwerk fehlten noch. 80 n. Chr. feierte Vespasians Sohn und Nachfolger Titus ein zweites, prunkvolles Einweihungsfest, das 100 Tage dauerte und 5000 Tieren das Leben gekostet haben soll. Doch erst Domitian, der Bruder des Titus, vollendete das Bauwerk; erst zu seiner Zeit können auch die unterirdischen Stockwerke angelegt worden sein, da zuvor noch Naumachien im Kolosseum stattgefunden hatten, nachgestellte Seeschlachten also, bei denen die Arena komplett unter Wasser gesetzt werden musste. Mit 527 Metern Umfang und einer Höhe von 54 Metern ist das Kolosseum das größte Amphietheater dieser Art. Mindestens 50-60.000 Zuschauer fanden darin Platz. 40.000 Sklaven stellten den ellipsenförmigen Bau (Achsenlänge 188 zu 156 Meter) unter Verwendung von ca. 100.000 Kubikmetern Travertin und (nur!) 300 Tonnen Eisen fertig. Dabei wurden die aus Tivoli stammenden Travertinblöcke nicht vermauert, sondern lediglich durch Eisenkrampen verklammert.

Das Bauwerk wurde mehrmals restauriert (unter Nerva, Antoninus Pius, Elagabal und Severus Alexander, eventuell auch unter Gordian III.. Ein schwerer Brand ereignete sich 250 n. Chr. unter Decius, 320 schlug unter Konstantin der Blitz in das Amphitheater ein. Im ersten Dritte des fünften Jahrhunderts ereigneten sich mehrere Erdbeben, die das Kolosseum in Mitleidenschaft zogen. In dieser Zeit schränkten die mittlerweile christlichen Kaiser die Darbietungen auch mehrfach ein. Honorius schaffte die Gladiatorenkämpfe ab, und auch wenn Valentinian III. sie nochmals einführte, wurden sie doch nach 438 noch unter seiner Regierung endgültig verboten. Nur die Venationes, die Tierhetzen, blieben erlaubt. Von nun an wurde auch auch nichts mehr restauriert oder repariert. Die letzte Darbietung, so teilt uns ein Brief Theoderichs mit, fand 523 statt, als Maximus als neu gewählter Consul darum, bat, zu seinem Amtsantritt eine Venatio veranstalten zu dürfen. Trotz einiger Mißbilligung wurde ihm sein Ansinnen gewährt, doch war dies das endgültig letzte Mal.

Bis in das 11. Jahrhundert lag der gewaltige Bau nun verlassen und die Römer nutzten die Gänge und Hallen teils als Wohnräume, bis ihn die römische Adelsfamilie der Frangipane in eine Festung umwandelte. Verschiedene Erdbeben, etwa 847, 1231 und 1349, beschleunigten den Verfall. Am meisten zugesetzt hat den gewaltigen Steinmassen der Südfassade aber die Tatsache, dass sie Rom über vier Jahhunderte hinweg mit Baumaterial versorgte: Die Palazzi Venezia und Farnese etwa sind aus Steinen des Kolosseum errichtet. 1820 lies Papst Pius VII. die noch erhaltenen Reste des äußeren Mauerrings durch zwei Mauern stützen. Das Kreuz, das vor dem nördlichen Haupteingang zu sehen ist, stand bis 1939 in der Mitte der Arena. Es erinnert an den Märtyrerkult, den Papst Benedikt XIV 1749 etablierte, als er das Bauwerk dem Andenken der christlichen Märtyrer weihte, die hier angeblich in Massen gestorben waren. Heute bestehen in der Forschung starke Zweifel, ob das Kolosseum tatsächlich Ort der Christenverfolgung war - bisher konnte kein einziger Fall nachgewiesen werden.

Kolosseum (Amphitheatrum Flavium)

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Eines der - wenn nicht das - Wahrzeichen Roms. Seit Ende des 1. Jahrhunderts steht das Bauwerk, das wie kein zweites das Motto "Brot und Spiele" versinnbildlicht, und das jedes Jahr rund 5 Millionen Besucher aus aller Welt besichtigen.
Adresse:
Piazza del Colosseo
00184 Roma
Informationen und Voranmeldungen: 06 39967700
Voranmeldung für Gruppen ab 14 Personen obligatorisch, die Reservierung umfaßt Audioguides
Haltestelle:
Metro B "Colosseo", Tram 3 "Colosseo", Busse 60, 75, 81, 85, 87, 117, 175, 271, 571, 673, 810, 850
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Öffnungszeiten:
9 Uhr-1 Stunde vor Sonnenuntergang
Eintritt:
12 EUR (Ticket umfasst das Forum Romanum, das Kolosseum und den Palatin und gilt für zwei Kalendertage), red. 7,50 EUR; Zuschlag von 3 EUR, falls im Kolosseum eine Ausstellung gezeigt wird
  Behindertengerecht  Audioguides  Hier gilt der Roma Pass  Hier gilt die Roma Archeologia Card

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