Rom im Netz: Das antike Rom

dies veneris ante diem XIII Kalendas Maias MMDCCLXXVII ab urbe condita
Venustag, 13. Tag vor den Kalenden des Mai, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Pantheon (S. Maria ad Martyres / Rotonda)

Das Pantheon ist von allen antiken Monumenten in Rom wohl das besterhaltene und wohl auch eines der eindrucksvollsten: Bis heute hat das Pantheon die größte nicht verstärkte Zementkuppel der Welt. Seinen guten Erhaltungszustand verdankt der Bau der Tatsache, dass der byzantinische Kaiser Phokas ihn 608 Papst Bonifatius IV. schenkte (wofür ihm die Römer eine Ehrensäule auf dem Forum aufstellten, die sog. Phokassäule) und dieser ihn zu einer Kirche umwandelte.

Der erste Bau des Pantheon geht auf Marcus Vipsanius Agrippa, den Schwiegersohn des Augustus, zurück und wurde in den Jahren 27-25 v. Chr. im Rahmen einer Neugestaltung des ganzen Viertels erbaut. Wie man aus Grabungen weiß, die 1996/97 durchgeführt wurden, weiß man, dass auch der Bau des Agrippa bereits nach Norden ausgerichtet war und aus einer konventionellen Tempelfassade mit einem dahinter liegenden runden Raum bestand. Eine vergleichbare Kuppel besaß er freilich noch nicht: Ihre Ausführung war zu Agrippas Zeiten technisch noch nicht möglich. An seiner Stelle befand sich vermutlich ein konisches Holzdach.

Vielleicht war es auch dieses Holzdach, das dazu beitrug, dass Agrippas Pantheon rund ein Jahrhundert nach seiner Erbauung, im Jahr 80 n. Chr., während des verheerenden Brandes auf dem Marsfeld vollständig zerstört wurde. Domitian ließ einen Neubau errichten, der 110 n. Chr. ebenfalls dem Feuer zum Opfer fiel. Unter Hadrian entstand daraufhin das Bauwerk, das wir heute noch besichtigen können: Kein radikal neues Konzept, sondern entlang bereits durch die Vorgängerbauten etablierter Grundlinien - aber doch gänzlich neu und innovativ und spektakulär dank einer Kuppel, deren Durchmesser um das Doppelte größer war als aller bisher bekannten Vorgänger.

Die genaue Funktion des Pantheon kann nach wie vor nicht eindeutig angegeben werden. Schon Cassius Dio, der im frühen dritten Jahrhundert schrieb, konnte die genaue Funktion nicht mehr exakt benennen. Aus seinen Bemerkungen kann geschlossen werden, dass der Tempel nach hellenistischem Vorbild in enger Verbindung zur julischen Herrscherfamilie stand. Im Tempel, so Dio, hätten viele Götterstatuen gestanden, darunter auch die der Venus und des Mars - zweier Gottheiten also, die in besonderer Verbindung zu Augustus und seinem Adoptivvater Iulius Caesar standen. Der Name "Pantheon" (griech.: allen Göttern geweiht) leite sich also möglicherweise davon ab, obwohl Dio, es für wahrscheinlicher hielt, dass die Kuppel selbst namensgebend gewesen sei, die dem Himmel ähnele.

Agrippa habe, so berichtet Dio weiter, eine Statue des Augustus aufstellen und den Tempel ihm weihen wollen; dieser lehnte das jedoch ab, und so stellte Agrippa lediglich eine Statue des (inzwischen als Divus Iulius vergöttlichten) Caesar unter die Götter, während Standbilder seiner selbst und des Augustus in der Vorhalle Platz fanden. Zusammen mit den aufgestellten Schutzgottheiten der julisch-claudischen Familie verdeutlichte dies die unmittelbare Beziehung des Tempels zum Kaiserhaus. Schon in der hellenistischen Zeit war im Osten die Bezeichnung "Pantheon" zu einer Bezeichnung für einen Tempel des Herrscherkultes und der mit ihm besonders verbundenen Gottheiten geworden. Diese Funktion dürfte auch das Pantheon in Rom gehabt haben - auch wenn es nicht unwahrscheinlich ist, dass aus Gründen der Zurückhaltung die offizielle Bezeichnung möglicherweise anders lautete und die Benennung als "Pantheon" möglicherweise dem Volksmund entstammt.

Herrscherliche Selbstbeschränkung bewies auch Hadrian, nachdem das Bauwerk 118-125 neu gebaut wurde. Er ließ die Inschrift über der Vorhalle weiterhin dem ursprünglichen Erbauer Agrippa widmen: M[arcus] AGRIPPA L[uci] F[ilius] CO[n]S[ul] TERTIUM FECIT - Marcus Agrippa, Sohn des Lucius, hat dieses Gebäude errichtet, als er zum dritten mal Consul war. Der kluge Hadrian hatte sicher nicht vergessen, wie schlecht es aufgenommen worden war, dass etwa Domitian auf Gebäuden, die er nur hatte restaurieren lassen, die Namen der Erbauer durch seinen eigenen ersetzt hatte.

Der Respekt, den Hadrian dem julisch-claudischen Kaiserhaus und seinen Stammvätern, Caesar und Augusts mit der Wiedererrichtung des Pantheon zollte, diente nicht zuletzt der eigenen Herrschaftssicherung. Der erst in letzter Minute auf dem Totenbett von seinem Vorgänger Trajan adoptierte Hadrian stärkte die eigene Legitimation, indem er sich in eine Reihe mit seinen großen Vorgängern stellte und dies auch städtebaulich zum Ausdruck brachte. In unmittelbarer Nachbarschaft des restaurierten Pantheon befand sich der von ihm errichtete Tempel für seine vergöttlichte Schwiegermutter Matidia (die Nichte seines Vorgängers Trajan). Der Eingang des Pantheon ist außerdem auf den Eingang des rund 750 Meter nördlich gelegenen Mausoleum des Augustus ausgerichtet - eine kaum zufällige Verbindung, die eine in der Antike vorhandene Blickachse nahelegt.

Überhaupt entspricht der Außeneindruck, den man heute erhält, wenn man vor dem Pantheon steht, nicht dem der Antike. Die Fassade erhob sich ursprünglich über mehrere Stufen, heute erscheint sie auf Grund des höheren Umgebungsniveaus wie eingegraben. Der Vorplatz war länger und von Portiken umrahmt. Das Pantheon war vollständig von Gebäuden eingeschlossen, man konnte also die Kuppel weder von vorne noch von den Seiten sehen - um so größer die Wirkung, wenn man das Gebäude betrat und sich unvermittelt unter der gewaltigen Kuppel wieder fand.

Das Portal des Tempels bestand aus insgesamt 16 aus einem Block gehauenen Granitsäulen und war 33,10 x 15,50 Meter groß. Es machte den Eindruck eines zwar gewaltigen, aber regulären rechteckigen Tempelaufbaus, was den unerwarteten Eindruck des Rauminneren weiter verstärkte. Die Raumhöhe im Innern des Pantheon beträgt 43,30 Meter, und es dauerte lange Zeit, bis wieder ein Raum ein Kuppeldach von ähnlichen Dimensionen erhielt - selbst heute ist dies nur mit modernster Technik und kompliziertesten Statikberechnungen möglich. Besonders ärgerten sich darüber wohl die Päpste: Während des Neubaus des Petersdoms wurde gefordert, der Kuppeldurchmesser des christlichen Petersdoms müsse unbedingt den des "heidnischen" Pantheon übertreffen. Die Architekten allerdings kapitulierten vor dieser Forderung und so ist der Kuppeldurchmesser des Petersdoms um 1,40 Meter kleiner als der des Pantheons. So verfügt das Pantheon über die größte Kuppel, die je ohne weitere Verstärkungsmaßnahmen aus aus Beton errichtet wurde. Sie ruht auf Wänden von immerhin 6,20 Metern Dicke, und die Stützkonstruktion ist heute von außen gut zu erkennen.

Die Raumwirkung des Pantheons beruht nicht zuletzt darauf, dass die Entfernung des Fussbodems zum Dach der Kuppel genau gleich groß ist wie der Durchmesser des Innenraumes, so dass man - bildlich gesprochen - eine Kugel von 43,30 Metern Durchmessern in den Raum legen könnte. Die Kuppel ist mit ursprünglich vergoldeten, dennoch eher schlichten und dafür um so wirkungsvolleren Kassettenreihen geschmückt: In jeder Reihe sind es exakt 28 Kasetten, die nach oben entsprechend kleiner werden und sich verjüngen. Die so klein scheinende Lichtöffnung an der Decke hat einen Durchmesser von immerhin neun Metern, durch die es natürlich auch hereinregnet - anderslautende Behauptungen sind (natürlich) Legende. Der Marmorfußboden ist weitestgehend erhalten, In den insgesamt sieben Exedren (drei auf jeder Seite und eine direkt gegenüber des Eingangs mit Apsis). Zwischen den Exedren befinden sich insgesamt acht Ädikulen mit Spitz- bzw. Rundgiebeln.

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Giovanni Paolo Panini: Das Innere des Pantheon
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Quelle: PD

Als Papst Bonifatius IV. das Panthon von 609 zur Kirche machte, ließ er dort die Gebeine vieler Märtyrer beisetzen und weihte die Kirche der Santa Maria ad Martyres, bekannt ist sie aber unter dem Namen Santa Maria Rotonda. 1632 ließ Papst Urban VIII. Barberini die Bronzeverkleidung entfernen: Aus dem Metall wurden 80 Kanonen für die Engelsburg und die Säulen des berühmten Bernini-Baldachins über dem Papstaltar im Petersdom gegossen. Die spottfreudigen Römer kommentierten auf ihre Weise: Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini - was die Barbaren nicht taten, taten die Barberini. Dafür errichtete Bernini ebenfalls unter Urban links und rechts des Portals zwei Glockentürme, die die Römer "Eselsohren" nannten und die 1883 wieder entfernt wurden.

Seit Raffael nach seinem frühen Tod 1520 auf eigenen Wunsch im Pantheon bestattet wurde (zwischen der zweiten und dritten Nische links), wurden immer wieder bedeutende Persönlichkeiten hier beigesetzt, im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts etwa die Angehörigen des Königshauses: König Vittorio Emanuele II. (+1878) ruht hier ebenso wie Umberto I. (+1900) und seine Frau Margherita (+1926). Italienische Monarchisten halten hier in der Regel Ehrenwache und sammeln Unterschriften für die Wiedereinführung der Monarchie.

Pantheon (Santa Maria ad Martyres)
Mit seiner gewaltigen Kuppel (größer als die des Petersdoms!) eines der beeindruckendsten Gebäude der Antike, bis heute fast unversehrt - nicht zuletzt deshalb, weil der ursprüngliche Tempelbau schon früh zu einer christlichen Kirche umgewandelt wurde.
Adresse:
Piazza della Rotonda
00186 Roma
Tel.: 06 68300230
Haltestelle:
Bus 116, Largo Torre Argentina: Tram 8, Busse 30, 40, 46, 62, 63, 64, 70, 81, 87, 271, 492, 571, 628, 630, 780, 916
Öffnungszeiten:
8.30-19.30 Uhr, sonntags 9-18 Uhr, feiertags 9-13 Uhr
Heilige Messe Sa 17, So 10.30 u. 16.30
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