Rom im Netz: Das antike Rom

dies veneris ante diem IV Kalendas Apriles MMDCCLXXVII ab urbe condita
Venustag, 4. Tag vor den Kalenden des April, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Colossus

Der heute gebräuchliche Name des Kolosseums, das eigentlich ja Amphitheatrum Flavium hieß, hat mit seiner eigenen Größe eigentlich nichts zu tun. Die Bezeichnung tauchte erstmals im Mittelalter als "Amphitheatrum Colyseus" auf, und hat ihren Ursprung in einer gewaltigen bronzenen Statue des Nero, die der Kaiser selbst hatte errichten lassen. Sie war in der Vorhalle der Domus Aurea, des gigantischen Palastes des Nero, aufgestellt; diese Halle befand sich an der Stelle, an der heute die Überreste des Tempels der Venus und der Roma zu sehen sind. Vorbild für das Standbild war der legendäre Koloss von Rhodos, der in der Antike zu den Weltwundern gezählt wurde. Dementsprechend waren die Ausmaße der Statue gewaltig: Sie war rund 35 Meter hoch, also fast so hoch wie das Kolosseum, und damit die größte Statue, die in der Antike überhaupt errichtet wurde.

Als Hadrian den Tempel der Venus und Roma errichten ließ, stand die Statue im Weg: Immerhin 24 Elefanten waren nötig, um den Koloss zu versetzen:

[Hadrian] ließ auch den Koloss durch den Architekten Dekrian in senkrechtem Schwebezustand von der Stätte, wo heutzutage der Tempel der römischen Stadtgöttin steht, mit gewaltigem Kraftaufwand versetzen, stellte er doch für den Transport sogar vierundzwanzig Elefanten zur Verfügung. Da er diese Statue, die ursprünglich Neros Züge aufwies (für den sie zuvor bestimmt gewesen war), dem Helios [dem Sonnengott] geweiht hatte, trug er sich auf den Rat des Architekten Apollodoros hin mit dem Plan eines Pendants, das die Luna [die Mondgöttin] darstellen sollte. (Historia Augusta, Hadrian, XIX, 12-13)

Nach Neros Tod waren verschiedene seiner Nachfolger bemüht, die Statue ihrem Geschmack anzupassen. Vespasian konnte ein derart monumentales Standbild seines verhaßten Vorgängers kaum dulden, deshalb ließ er es mit einem Strahlenkranz ausstatten und machte so ein Standbild des Helios, der Sonne, daraus. Commodus ließ die Statue mit den Attributen des Herkules und seinen eigenen Gesichtszügen ausstatten; nach seinem Tod wurde sie allerdings wieder zu einem Standbild des Helios. Der gewaltige Sockel der Statue war noch Mitte der 1930er Jahre zu sehen - erst Mussolini opferte ihn seinen Stadt- und Straßenbauplänen.


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