Rom im Netz: Das antike Rom

dies martis ante diem IX Kalendas Maias MMDCCLXXVII ab urbe condita
Marstag, 9. Tag vor den Kalenden des Mai, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Circus Maximus

Wenn im Circus Renntag ist, sei jedes Mal zur Stelle! Denn weil der Raum viele Menschen faßt, ergibt sich hier manches Nette. Geheime Fingerzeichen brauchst du nicht zu verschicken, die Antwort fällt hier klarer aus, und ist kein bloßes Nicken. Setz dreist dich zu einer Dame - daran hindert dich niemand -, so dass ihre Seite möglichst eng neben deiner ist. Wenn sie abrückt, rück ihr nach! Die Bank hat schließlich ein Ende. Dort fällt sie dir spätestens in die Hände. Zum Zwiegespräch such dann irgendeinen Anlass ohne Zögern. Erzähle, wovon jeder heute spricht, das bringt euch ins Plaudern. Du kannst sie höflich bitten, dir einen Wetttip zu geben. Dann setze, egal wer es ist, auf ihren Favoriten. Hinterher, wenn sich die Sieger im Festzug einreihen, dann jubel der Frau Venus zu und zeig dich ihr ergeben. (Ovid, ars amat. 1, 135 – 148)

Ovid gibt den Besuchern Ratschläge zur erfolgreichen Liebesanbahnung im Circus - die Liebe zum Circus und den darin stattfindenden Wagenrennen war den Römern dagegen quasi in die Wiege gelegt: Schon zur Zeit der Stadtgründung war das Vallis Murcia zwischen dem Palatin und dem Aventin Schauplatz von Wagenrennen - so will es zumindest die Sage: Das Rennen, mit denen Romulus die Sabiner samt Frauen und - vor allem - Töchtern nach Rom lockte, soll hier stattgefunden haben. Der Rest des Raubes der Sabinnerinnen ist bekannt. Anfangs werden die Zuschauer sich auf der Erde und mitgebrachten Sitzgelegenheiten, später dann auf Holzsitzen Platz genommen haben, die im Laufe der Zeit durch Steinstufen ersetzt wurden. Ende des vierten Jahrhunderts v. Chr. wurden hölzerne Boxen (carcares) an der nördlichen, geraden Schmalseite gebaut, in denen die Wagen auf den Start des Rennens warteten. Um diese Zeit muss auch die Spina angelegt worden sein, der schmale Streifen in der Mitte der Rennbahn, der die beiden Gegenbahnen voneinander trennt. 196 v. Chr. wurde das Tor an der gebogenen Schmalseite durch einen Triumphbogen ersetzt und 174 die ersten gemauerten Carcares errichtet. Gleichzeitig wurden auf der Spina sieben Marmoreier installiert, mit deren hilfe (durch umkippen) die Runden gezählt wurden und die 33 v. Chr. durch Agrippa um sieben silberne Delphine ergänzt wurden. Augustus ließ 10 v. Chr. einen Obelisken Ramses II. aus Helipopolis auf der Spina aufstellen, der heute auf der Piazza del Popolo steht. Eine zweite Sonnennadel stellte noch 357 n. Chr. Constantius II. auf, die heute vor San Giovanni in Laterano steht. In augusteischer Zeit war der Circus rund 621 Meter lang, 118 Meter breit und fasste immerhin 150.000 Zuschauer.

36 n. Chr. kam es zu einem Brand, der umfangreiche Arbeiten nötig machte. Caligula und Claudius nahmen diese in Angriff: Claudius baute neue Carcares aus Marmor und installierte goldene Metae (konische Gebilde, die die Wendepunkte an beiden Enden der Rennbahn markierten. Im großen Feuer zu Neros Regierungszeit wurde allerdings erneut alles in Raub der Flammen: Der Brand war an der gebogenen Seite des Circus Maximus ausgebrochen. Nero ließ den Circus wieder aufbauen und scheint in bei dieser Gelegenheit auch vergrößert zu haben. Plinius spricht nun von 250.000 Sitzplätzen. Vespasian und Titus ersetzten den alten Triumphbogen an der gebogenen Seite. Bis in die Spätantike gab es immer wieder Umbauten, für das 4. Jahrhundert ist die - allerdings wahrscheinlich übertriebene - Zahl von 385.000 Sitzplätzen überliefert. Der Bau war zuletzt etwa 600 Meter lang und 200 Meter breit, die Spina maß etwa 340 Meter, war 5,80 Meter breit und 1,75 Meter hoch. Die Doppeltore der zwölf Startboxen ließen sich durch einen Mechanismus exakt gleichzeitig öffnen. Die Zuschauer nahmen auf drei jeweils von Arkaden getragenen Rängen Platz, wobei die obersten Reihen wohl - wie im Kolosseum - aus Holz bestanden.

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Ausschnitt aus einem Mosaik in der Villa del Casale, Sizilien
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Quelle: Urban
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Sieger eines Wagenrennens (Mosaik)
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Quelle: PD

Im Circus Maximus fanden vor allem Wagenrennen statt, die sehr beliebt waren. Die wichtigste Rennserie waren die Ludi Romani, die zwei Wochen dauerten und jährlich vom 4. bis zum 18. September stattfanden. Eine bestimmte Anzahl von Runden (in der Regel sieben) musste von den meist vierspännigen, gelegentlich aber bis zu siebenspännigen Wagen zurückgelegt werden. Schreckliche Unfälle vor allem an den Wendemarken und spektakuläre Überholmanöver sorgten für Nervenkitzel. 24, gelegentlich noch mehr Rennen pro Tag sorgten für Kurzweil, und wer als Fahrer Erfolg hatte, konnte reich und berühmt werden: Ein gewisser Diokles gewann an einem einzigen Tag zweimal 40.000 Sesterzen, und einzelne Fahrer sollen es auf bis zu 5.000 Rennen in ihrer Karriere gebracht haben. Gegeneinander an traten die vier rivalisierenden factiones (Rennställe) der Weißen, Roten, Grünen und Blauen (Albata, Russata, Prasina, Veneta), die über gut organisierte und nicht selten fanatische Fans verfügten. Wer wollte, konnte auf seine Favoriten wetten. Mancher wird sich hier nicht zu Unrecht an den Fußball oder die Formel eins erinnert fühlen. Vor allem in der Spätantike bekamen die Rivalitäten zwischen den factiones dann auch noch eine politische Dimension, und es kam häufig zu regelrechten Straßenschlachten.

Heute ist der Circus Maximus zwar gut zu erkennen und wird von den Römern bevorzugt als Joggingstrecke oder zum Ausführen von Vierbeinern genutzt. Von den Tribünen und der Architektur ist aber so gut wie nichts zu sehen. Nur an der gebogenen Schmalseite im Süden sind Überreste zu erkennen, die von einem Wiederaufbau unter Trajan stammen. Der Turm, der dort ebenfalls zu sehen ist, stammt aus dem Mittelalter. Der Rest liegt unter einer dicken Erdschicht begraben und kann, wegen des hohen Grundwasserspiegels, vorerst nicht freigelegt werden. Unter den Abhängen an den Seiten der Rennbahn sind die Tribünen aber ebenso zu ahnen wie in der Mitte, wo der Boden spürbar ansteigt, die Spina.

Circus Maximus
Ovid gibt den Besuchern Ratschläge zur erfolgreichen Liebesanbahnung im Circus - die Liebe zum Circus und den darin stattfindenden Wagenrennen war den Römern dagegen quasi in die Wiege gelegt: Schon zur Zeit der Stadtgründung war das Vallis Murcia zwischen dem Palatin und dem Aventin Schauplatz von Wagenrennen - so will es zumindest die Sage: Das Rennen, mit denen Romulus die Sabiner samt Frauen und - vor allem - Töchtern nach Rom lockte, soll hier stattgefunden haben. Auch heute versammelt man sich hier, wenn es etwas zu feiern gibt - etwa die Fußball-Weltmeisterschaft 2006.
Adresse:
Via del Circo Massimo
00153 Roma
Haltestelle:
Tram 3 "Aventino/Circo Massimo",
Busse 23, 30, 44, 60, 63, 75, 81, 95, 122, 160, 170, 175, 271, 280, 628, 673, 715, 716, 781

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