Rom im Netz: Das antike Romdies iovis ante diem V Nonas Octobres MMDCCLXXVII ab urbe condita Iuppitertag, 5. Tag vor den Nonen des Oktober, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt Forum Boarium (um Santa Maria in Cosmedin)Geht man vom Marcellustheater/Forum Holitorium kommend die Via di Teatro di Marcello/Via Luigi Pestroselli weiter in Richtung Santa Maria in Cosmedin, stößt man auf der rechten Seite der Straße bald auf einen sehr gut erhaltenen Tempel, den Tempel des Portunus, des Gottes der Häfen. Tatsächlich befand sich von frühester Zeit bis ins zweite nachchristliche Jahrhundert südlich des Forum Holitorium, etwa auf dem Gebiet zwischen San Nicola in Carcere und dem Portunus-Tempel, der römische Flusshafen, der in trajanischer Zeit stillgelegt und mit Lagerhäusern überbaut wurde. Der Tempel selbst ist unter dem Namen "Tempel der Fortuna Virilis" bekannt, kann aber sicher als Tempel der Hafengottheit identifiziert werden. Aus der schriftlichen Überlieferung wissen wir, dass er in unmittelbarer Nähe der Pons Aemilius stand. Errichtet wurde der Tempel im 4. oder 3. Jahrhundert vor Christus, der erhaltene Bau stammt etwa aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus. Der Tempel steht auf einer Terrasse, die anlässlich der Ergreifung von Flutschutzmaßnahmen angelegt wurde. Den guten Erhaltungszustand verdankt das Bauwerk - wie so oft - seiner Umwandlung in eine christliche Kirche: Um 872 wurde es der S. Maria de Gradellis, im 15. Jahrhundert der S. Maria Egiziaca geweiht. Im Innern sind Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert erhalten. Wenige Meter weiter steht ein weiterer, auffällig gut erhaltener Tempel, der wahrscheinlich dem Hercules Olivarius, auch Hercules Victor genannt, geweiht war. Es handelt sich um einen Rundtempel, der der älteste in Rom erhaltene Marmorbau ist. Die kleine Cella wird von 19 erhaltenen Säulen umgeben - eine wurde offensichtlich an der Nordseite zur anderweitigen Nutzung herausgeschnitten, nur die Basis blieb zurück. Das Tempeldach vom Architrav an aufwärts ist verloren - das Dach, das den Bau heute deckt, ist natürlich nicht antik. Der Tempel wurde lange als Tempel der Vesta bezeichnet, wohl in Anlehnung auf den entsprechenden Rundtempel auf dem Forum. Die Bennenung als Tempel des Hercules Olivarius, des Schutzgottes der Ölhändler (Olearii), wird aber nicht zuletzt durch eine entsprechende Inschrift nahe gelegt. Errichtet wurde der Bau Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus von einem Marcus Octavius Herenus, der als Kaufmann zu Wohlstand gekommen war - möglicherweise handelte er mit Olivenöl. Der Tempel ist auch ein Beleg für die steigende wirtschaftliche Macht Roms - und seiner Kaufleute -, die etwa zur gleichen Zeit auf Delos die "Agora der Italiker" stifteten - den größten Sklavenmarkt der antiken Welt, auf dem täglich bis zu 10.000 Sklaven den Besitzer wechselten. Auch dieser Tempel wurde zur Kirche umfunktioniert. Sie war dem Heiligen Erzmärtyrer Stephanus geweiht und trug zunächst den Namen Sanctus Stephanus Rotundus; im 16. Jahrhundert bürgerte sich die Bezeichnung Santo Stefano delle Carozze ein, und im folgenden Jahrhundert wurde sie zu Santa Maria del Sole. Blickt man in Richtung Osten, über den nördlichen Teil der Piazza Bocca della Veritá hinweg, sieht man den marmornen Würfel des sog. Bogens des Ianus Quadrifrons. Er bildet die östliche Begrenzung des Forum Boarium und stand auf dem Arm der Cloaca Maxima, die am Forum Boarium vom Forum Romanum kommend in den Tiber mündete. Eine zugehörige Inschrift legt allerdings nahe, dass er entweder dem Konstantin oder dem Constantius II. gewidmet war. Er überwölbte eine Straßenkreuzung und wurde um 340 n. Chr. gebaut, wobei auch hier - wie auch beim Konstantinsbogen vor dem Kolosseum - bei der Marmorverkleidung des aus Ziegelsteinen gemauerten Monuments auf den Schmuck anderer Bauwerke zurückgegriffen wurde. Die Schlusssteine der vier rundbogigen Torgewölbe schmückt jeweils eine weibliche Gottheit: Roma, Iuno, Minerva und Ceres. Unmittelbar hinter dem Ianusbogen befindet sich die alte Kirche San Giorgio in Velabro, benannt nach dem Sumpf des Velabrum, der sich hier in der Antike ausbreitete. Der Sage nach hat hier der Hirte Faustulus die Zwillinge Romulus und Remus gefunden, und nicht zuletzt seiner Trockenlegung diente die Cloaca Maxima. Der umliegende Stadtteil war stark bevölkert, und im 5./6. Jahrhundert gab es bereits eine Diakonie, die unter Papst Gregor IV. reorganisiert wurde. Besonders bemerkenswert ist die Unregelmäßigkeit des Baues, die sich aus einer Mischung von zusammengewürfelten Grundstücken, Geldmangel und der Wiederverwendung antiker Materialien (Spolien) beim Bau im 7. Jahrhundert ergaben. Bemerkenswert ist das fast vollständige Fehlen ordentlicher Winkel, die Bögen sind ungleichmäßig, und erstaunliche ist die Vielfalt der antiken Säulen. Die Vorhalle wurde 1993 durch die Explosion einer Autobombe schwer beschädigt. Unmittelbar links an die Kirche anschließend und teilweise von ihrer Vorhalle überbaut steht der Arcus Argentarius, der Bogen der Geldwechsler. Die Geldwechsler und Viehhändler widmeten den Bogen - der ein monumentaler Eingang zum Forum gewesen sein dürfte - Septimius Severus und der kaiserlichen Familie. Der Bogen wurde 204 n. Chr. errichtet und dem Kaiser, seiner Frau Iulia Domna und ihren Söhnen Caracalla und Geta gewidmet. Wie auch auf dem Septimius-Severus-Bogen auf dem Forum ließ Caracalla den Namen seines Bruders tilgen, nachdem er ihn ermordet hatte. Die Namen des Prätorianer-Präfekten Plautianus und seiner Tochter Plautilla, der Frau Caracallas, ereilte dasselbe Schicksal: auch sie wurden ermordet, ihre Namen entfernt und ihre Gestalten auf den Reliefs unkenntlich gemacht. Bei der Betrachtung stellt sich unwillkürlich der Eindruck der Überladenheit ein, und auch die figürliche Darstellung ist nicht von besonders hoher Qualität. Auch die Kirche Santa Maria in Cosmedin, die vor allem für die Bocca della Verità bekannt ist, steht auf antiken Überresten: Zum einen befand sich hier die dem Herkules geweihte Ara Maxima, die auf den Kampf des Halbgottes gegen den Riesen Cacus um die Rinder des Geryon zurückgeführt wurde. Unmittelbar anschließend an den Altar lag ein spätantikes Gebäude, in dem wahrscheinlich der Präfekt der Cura Anonnae, der Lebensmittelversorgung der Stadt, seinen Sitz hatte. Wohl im 6. Jahrhundert zog hier die Diakonie von Santa Maria in Cosmedin ein, die vor allem Religionsflüchtlinge aus dem byzantinischen Reich aufnahm, die vor dem dort ausgebrochenen Bildersturm nach Rom flohen. Möglicherweise leitet sich davon auch der Name ab, deren Wurzel möglicherweise im griechischen kosmein - schmücken - zu suchen ist. Die wieder entbarockisierte Kirche ist in ihrer mittelalterlich-schlichten Erscheinung unbedingt sehenswert. Hervorzuheben ist auch der elegante, schlanke Campanile.
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