Rom im Netz: Das antike Rom

dies veneris ante diem VI Kalendas Maias MMDCCLXXVII ab urbe condita
Venustag, 6. Tag vor den Kalenden des Mai, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Das Gebiet um den Circus Maximus und der Süden der Stadt - Einführung

In dem Dreieck, dessen Spitze der Palatin und dessen Grundlinie der Tiber mit den gedachten Eckpunkten Kapitol und Aventin bildet, befand sich seit frühester Zeit das wirtschaftliche Herz der Stadt. Hier kreuzten sich die beiden wichtigsten Verkehrswege: Der schiffbare Tiber und die Nord-Süd-Verbindung zwischen Etrurien und Kampanien. Unterhalb der Tiberinsel und der Pons Aemilius (Ponte Rotto) gab es eine Furt, an der später auch die erste Brücke über den Fluss, der Pons Sublicius, gebaut wurde. Zwischen der heutigen Kirche San Nicola in Carcare und dem Tempel des Portunus (auf der Hödes Ponte Rotto) lag der Tiberhafen. Hier erstreckte sich der Sumpf des Velabrum, den die etruskischen Könige durch den Bau der Cloaca Maxima trockenlegten. Viele Sagen sind mit diesem Gebiet verknüpft - unter anderem soll hier Herkules mit dem Cacus gekämpft haben, der in einer Höhle am Abhang des Aventin hauste und ihm aus seiner Herde acht der schönsten Rinder gestohlen hatte. Nachdem der griechische Held den Riesen getötet hatte, gründete er einen Altar, die Ara Maxima des Herkules, der wohl tatsächlich schon vor der Stadtgründung durch Romulus bestand hatte. Möglicherweise liegen hier auch die Wurzeln, den die Ebene trägt: Forum Boarium heißt Rindermarkt.

In dieser Gegend gab es also schon vor Romulus eine Siedlung und Handel, und bereits die ersten etruskischen Könige entfalteten hier rege Bautätigkeit: Bei San Omobono am Vico Iugario (dem antiken Vicus Iugarius) entstanden zwei Tempel, die der Fortuna und der Mater Matuta geweiht waren, und vermutlich auch der Tempel des Portunus geht auf diese Zeit in der Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus zurück. Nach einer Pause wurde im frühen 4. Jahrhundert erneut gebaut: Die drei vorhandnen Tempel wurden neu und neben der Ara Maxima ein weiterer Tempel errichtet, der bisher private Kult des Herkules auch offiziell eingeführt. Am meisten gebaut wurde in der Ebene des Forum Boarium jedoch im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. Eine ganze Reihe von Katastrophen machten dies nötig: 213 v. Chr. brannten das Forum Boarium und das Forum Holitorium, den Gemüsemarkt. 192 brannte es erneut, und 202, 193, 192 und 189 überschwemmte der noch unbefestigte Tiber die Gegend. 179 v. Chr. realisierten die Censoren deshalb dringend nötige Maßnahmen zur Flussbefestigung. Zerstörte Tempel wurden immer wieder aufgebaut.

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Der Pons Aemilius (Ponte Rotto)
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Quelle: Roma Antiqua

Zu den wichtigsten Bauwerken dieser Jahrzehnte gehört aber zweifellos der Pons Aemilius, der heutige Ponte Rotto, den ebenfalls die Censoren des Jahres 179 v. Chr. begannen, der aber erst 142 v. Chr. fertig gestellt wurde. Mitte des 2. Jahrhunderts entstand ein Rundtempel des Herkules. Dabei handelt es sich allerdings nicht um den heute noch zu sehenden Rundtempel: Dieser war zwar ebenfalls dem Herkules - dem Hercules Olivario - geweiht (und nicht der Vesta, wie man lange fälschlich annahm), entstand aber einige Jahrzehnte später am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Nach einem weiteren Brand 111 v. Chr. war es nötig, die meisten Gebäude wiederaufzubauen.

In der Kaiserzeit verlor die Gegend ihre Bedeutung als wichtigster Handelsplatz der Stadt: Nach der Errichtung des Emporium (siehe unten) und des Ausbaus des großen Hafenbeckens in Fiumicino (am Ort des heutigen Flughafens) wurde der Tiberhafen geschlossen und an seiner Stelle große Lagerhäuser gebaut.

Zwischen den beiden Hügeln Palatin und Aventin befand sich in der Vallis Murcia seit frühester Zeit der Circus Maximus. Schon der erste König Roms soll hier eine Rennbahn angelegt haben - Wagenrennen hatten dort aber der Sage nach schon zuvor stattgefunden, denn bei einem dieser Rennen soll sich der Raub der Sabinerinnen ereignet haben.

Der Aventin, der südlichste Hügel Roms mit seinen steil abfallenden Hängen, hieß ursprünglich Mons Murcus. Über einen Sattel ist er mit einem weiteren, kleineren Hügel im Osten verbunden, der Piccolo Aventino (Kleiner Aventin) genannt wird und dessen antike Bezeichnung unbekannt ist. Über die frühe Siedlungsgeschichte ist wenig bekannt, in frühester Zeit lag der Hügel aber außerhalb des Pomeriums, der eigentlichen Stadtgrenze, wurde aber schon von der Servianischen Mauer umschlossen. Es dauerte bis zur Zeit des Kaisers Claudius, bis das Pomerium entsprechend geändert wurde. In der Frühzeit der Stadt siedelten sich hier vor allem "Ausländer" an, also Menschen, die nicht über das Bürgerrecht der jungen Stadt verfügten. Sie vor allem bildeten die Plebs, die sich in den ersten Jahrhunderten der Republik in einem langen und teilweise erbittert geführten inneren Kampf die weitgehende politische Gleichstellung mit den Patriziern sicherten. 456 v. Chr. war der gesamte Hügel zu öffentlichem Grund erklärt worden und unter den Plebejern zur Besiedlung aufgeteilt worden. Dies hatte zur Folge, dass der Hügel derart dicht besiedelt war, dass in augusteischer Zeit nirgendwo mehr Platz für öffentliche Bauten vorhanden war. Der Aventin scheint seinen "plebejischen" Charakter lange bewahrt zu haben; erst in der Kaiserzeit entwickelte er sich zu einer bevorzugten Wohnlage der Oberschicht, die die einfache Bevölkerung in die Ebene südlich des Hügels und auf die andere Flussseite, ins Transtiberim (Trastevere), verdrängte. Folge dieser Entwicklung war, dass die Goten unter Alarich den Aventin und die luxoriösen Stadthäuser besonders gründlich plünderten und zerstörten.

Die östlich des Aventin gelegenen Thermen des Caracalla waren hauptsächlich für die einfache Bevölkerung südlich des Aventin und auf dem Piccolo Aventino gedacht. Südlich des Hügels befand sich am Tiberufer das Emporium, der neue Flusshafen und Warenumschlagplatz, zu dem ausgedehnte Lagerhallen und das Forum Pistorium, der Brotmarkt, gehörten. Das wichtigste Gut, das hier umgesetzt wurde, spiegelt sich noch heute in der Bezeichnung der Gegend ("Marmorata") wieder. Verpackungsmüll fiel bereits in der Antike in großen Mengen an, gerade im Bereich des Emporium. Das Ergebnis läßt sich in Gestalt des unmittelbar dahinter liegenden Mons Testaceus (Monte Testaccio) betrachten und besteigen: Dabei handelt es sich um einen dreißig Meter hohen Scherbenhaufen, der nur aus Amphorenscherben des benachbarten Hafens besteht.


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