Rom im Netz: Das antike Rom

dies iovis ante diem V Kalendas Apriles MMDCCLXXVII ab urbe condita
Iuppitertag, 5. Tag vor den Kalenden des April, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt

Haus des Augustus, Haus der Livia und Apollotempel

Östlich des Tempelkomplexes um das Heiligtum der Magna Mater befinden sich einige vergleichsweise bescheidene Häuser aus republikanischer Zeit, die während aller Umgestaltungen des Hügels durch die Kaiser erhalten blieben. Sie sind die Lösung des Rätsels, das Archäologen und Historiker lange beschäftigte: Wo auf dem Palatin hatte Augustus, der erste Kaiser, seinen Wohnsitz genommen?

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Blick in das Atrium der Casa di Livia - außer dem Mauerkern ist hier nicht viel geblieben
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Quelle: Roma Antiqua

Das Haus der Livia wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegraben und auf Grund einiger Inschriftenfragmente der Frau des Princeps zugeschrieben. Es liegt tiefer als das umliegende Gelände, man erreicht die Räume durch den Hintereingang über einen abschüssigen, noch vom originalen, in einem schwarz-weiß-Muster gehaltenen Bodenmosaik geschmückten Gang. Dieser endet im hinteren Teil des Hauses: Von einem Hof aus erreicht man ein Tablinium mit zwei Seitenräumen (alae) und ein Triclinium. Ein langer Korridor führt zum Atrium mit 11 kleinen umliegenden Räumen (cubicula). Hier, an der Ostseite, muss auch der Haupteingang gewesen sein, den man später zumauerte. Berühmt ist die Casa di Livia für die sehr schönen Wandmalereien im Zweiten Pompejanischen Stil, die das Tablinium und die beiden Alae schmücken.

Als man die Wandmalereien zu Konservierungszwecken abnahm (sie wurden später in situ wieder angebracht), erkannte man, dass es sich beim Tablinium ursprünglich um einen Durchgangsraum gehandelt hatte: Hinter der Dekoration verbargen sich vermauerte Türen. Mittlerweile ist man sich einig, dass es sich bei dem Komplex um den Bereich innerhalb des Wohnhauses des Augustus handelte, der der Livia vorbehalten war; die gesamte Anlage war aus mehreren, bereits bestehenden Häusern zusammengesetzt: Der römische Historiker Velleius Paterculus teilt uns mit (s.u.), dass Octavian - der spätere Augustus - nach seinenm Sieg über Sextus Pompeius (36 v. Chr.) in großem Stil angrenzende Häuser aufkaufen ließ, um das seine zu erweitern. Der Stil der Malereien passt just in diese Zeit.

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Haus des Augustus: Arbeitszimmer (Studio) des Augustus
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Quelle: beniculturali.it

Südlich des Hauses der Livia wurden Überreste eines weiteren Hauses entdeckt, das sich bis zu den Scalae Caci erstreckte und das mit Mosaiken geschmückt war. Dort wurden weitere Gebäude in den größeren Komplex integriert. Den endgültigen Beleg dafür, dass es sich dabei um das Haus des Augustus gehandelt hat, brachten Ausgrabungen ganz im Süden der Anlage, zwischen den Treppen und dem östlich gelegenen großen Tempel, der mittlerweile als Apollo-Tempel sicher identifiziert ist. Hier waren in der Zeit nach Ende der Bürgerkriege eine Reihe von Räumen gebaut worden, die sowohl Wohn- als auch Repräsentationszwecken dienten. Dieser Teil des Hauses, dem Apollotempel zunächst gelegen, war offenbar für den Publikumsverkehr bestimmt. Hier gab es einen Marmorfußboden, während der Rest der Anlage lediglich über einfachen, schwarz-weißen Mosaikfußboden verfügte - was auch Sueton berichtet. Auch hier finden sich einige Räume, die für íhre Wanddekorationen berühmt sind: Das sogenannte Maskenzimmer und ein weiterer Raum, dessen Dekoration an das Tablinium im Haus der Livia erinnert.

Ende 2007 und Anfang 2008 machte die Casa di Augusto erhebliche Schlagzeilen. Zum einen vermeldeten römische Archäologen, man habe direkt unterhalb des Hauses des Augustus in 16 Metern Tiefe eine bisher unbekannte, rund 7,5 Meter hohe Höhle gefunden. Eine erste, vorsichtige Sondierung ergab einen prächtig ausgeschmückten Hohlraum, dessen Lage den Schluss durchaus plausibel erscheinen lässt, hier könnte der Ort gelegen haben, der in der Antike als das Lupercale verehrt wurde (vgl. Archaische Spuren und die Kommentare dazu Palatin: Archaische Spuren ). Zum anderen ist das Haus mittlerweile den Besuchern des Palatin zugänglich. In kleinen Gruppen zu je fünf Personen können die Wandmalereien bewundert werden.

Die literarische Überlieferung sichert die Benennung dieses Teils des Palatins als Haus des Augustus: Es lag neben dem Apollo-Tempel auf privatem, später dem Staat geschenkten Grund nahe der Scalae Caci:

"Augustus wohnte zuerst beim Forum, oberhalb der Scalae Annulariae, in einem Haus, das dem Redner Calvus gehört hatte. Dann zog er auf den Palatin, wiederum in ein bescheidenes, nicht besonders großes oder luxuriöses Haus, das zuvor dem Hortensius gehörte und in dem es nur kurze Portiken mit Säulen aus Peperin aus den Albaner Bergen, keine Fußböden aus Marmor oder besonders kunstvolle Mosaiken gab. Mehr als vierzig Jahre lang schlief er sommers wie winters im gleichen Schlafzimmer ... Noch heute kann man seine Bescheidenheit bei Geschirr und Hausrat erkennen, da seine Klinen und Tische erhalten sind, die nicht einmal eines Privatmannes würdig gewesen wären."
Sueton

"Nach dem Sieg [i.e. 36 v. Chr. gegen Sextus Pompeius] kehrte Caesar Oktavian in die Stadt zurück und erwarb durch Treuhänder zahlreiche Häuser zur Erweiterung seines eigenen. Er versprach jedoch, sie für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen und einen Apollo-Tempel mit Portiken darum zu bauen."
Velleius Paterculus, 2,81

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Das Podium des Apollo-Tempels
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Quelle: Roma Antiqua

Tatsächlich ließ Augustus diesen Tempel für Apoll errichten, der 28 v. Chr. geweiht werden konnte. Sichtbar ist heute noch das gewaltige Fundament des Podiums, das Ende der 50er Jahre endgültig identifiziert werden konnte, als man eine Darstellung des delphischen Dreifußes auf einem Türstock ebenso wie Fragmente einer Marmorstatue des Gottes fand. Die enge Verbindung des Princeps zu dieser, seiner persönlichen Gottheit demonstriert die enge Verbindung zwischen Tempel und dem Haus des Augustus: Das Heiligtum war praktisch Teil des Gesamtkomplexes. Der Tempel war ganz aus lunensischem Marmor gebaut, und nach seiner Fertigstellung wurden hier die Sibyllinischen Bücher - die uralten Orakelbücher - aufbewahrt. Der Tempel war von einer Portikus umgeben, auch waren hier zwei Bibliotheken untergebracht - wie üblich eine lateinische und eine griechische. Während der Kaiserzeit war der Tempel häufig Versammlungsort des Senates.

Dass Augustus sich ausgerechnet an dieser Stelle, in unmittelbarer Nähe der wichtigsten Erinnerungsorte der Stadt niederließ und damit eine inmittelbare Verknüpfung seiner Herrschaft mit der mythischen Vorzeit schuf, war dabei sicher kein Zufall.


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Haus des Augustus: Detail der Wandmalerei
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Quelle: beniculturali.it

Galerie: Die Wandmalereien im Haus des Augustus

Fotos mit freundlicher Genehmigung des Ministero per i Beni e le Attività Culturali. Alle Fotos finden sie in der Fotogalerie:
Fotoalbum: Haus des Augustus


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