Zu Rom gewesen - auf alten und neuen Wegen durch die Ewige Stadt

Lieber amator,
auch das war wieder ein sehr interessanter und informativer Bericht eines ausgefüllten Tages in Rom. Sehr viel Neues war für mich wieder dabei - herzlichen Dank für deine detaillierten Beschreibungen.
Es erschreckt mich allerdings, dass man in Santa Croce nicht fotografieren darf - da wollen wir nämlich in zwei Wochen auch hin...
 
Auch ich bin Dir gerne auf vertrauten und noch nicht gegangenen Wegen durch Rom gefolgt. Man merkt, dass es Dir Freude macht - und uns zur Freude ;) -, die Reise nochmal nachzuvollziehen und "aufzuarbeiten". Ich freue mich auf die weiteren Stadterkundigungen :nod:.

... Priscilla-Katakombe ... leider sind dort unten keine Fotos erlaubt, deswegen versuche ich es möglichst anschaulich zu erzählen.


Nachdem ich letztes Jahr auch wieder einmal in der Priscilla-Katakombe war, habe ich damals das "www" :~ durchsucht und einige brauchbare Bilder zu der Katakombe gefunden, die Deine Beschreibung :thumbup: gut "unterstützen" könnten.
 
Erst einmal vielen Dank euch allen für das tolle Feedback. Wenn ich mich so umschaue, dann war das Thema Fotografieren bzw. nicht Fotografieren dürfen, wohl das Leitmotiv des Tages, da habe ich selbst Überraschungen erlebt.

Und so gibt es also nun im Forum doch 3 kleine Photos von einigen der zahlreichen Mausoleen auf dem Pincetto :eek: - wovon wir ja seinerzeit gelernt haben, das sei strikt untersagt:​

Ja genau, das war auch mein Informationsstand vor Beginn der Reise. Allerdings habe ich sowohl im Internet als auch vor Ort versucht herauszukriegen, ob es erlaubt ist. An keinem der Eingänge noch sonst wo auf dem Gelände stehen Schilder, dass es verboten sei. Auch die üblichen Informationsseiten schucken dazu wenig aus. Daher weiß ich tatsächlich bis heute nicht, ob es in Ordnung war. Ein paar andere Besucher haben gelegentlich Handy-Fotos gemacht, aber das Verhalten anderer sollte natürlich kein Maßstab sein. Wie gesagt, ich habe mich sehr zurückgehalten. Und bevor das Forum Ärger bekommt, nehme ich sie natürlich wieder runter.

Hallo Amator, auch ich habe mehr als einen zweifelnden Blick gen Himmel an diesem Tag gerichtet - die schöne Morgensonne hielt zwar nicht lange, aber so schlimm wurde es dann ja doch nicht.

Das dachte ich mir fast, dass auch du etwas sorgenvoll aufs Wetter geschaut hast. Aber wie du schon sagtest, ganz so schlimm war es dann doch nicht. Allerdings fand ich es am Nachmittag irgendwann richtig ungemütlich, vor allem wenn man lange Zeit am Stück draußen war. Aber gegenüber den teils angekündigten 20 Liter Regen, war es wirklich mehr als erträglich ;)

Es erschreckt mich allerdings, dass man in Santa Croce nicht fotografieren darf - da wollen wir nämlich in zwei Wochen auch hin...
Nun hier war der Fall für mich ziemlich klar. Am Eingang hing ein Schild, dass es verboten sei. Wenn so etwas klar sichtbar ist, dann lasse ich es selbstverständlich. Hätte ich auf dem Campo Verano so etwas gesehen, wäre es für mich auch kein Thema gewesen. Andererseits war es auch recht dunkel in der Kirche und ich bezweifle, dass die Aufnahme so wahnsinnig gut geworden wären. Aber lass dir die Vorfreude davon nicht nehmen!

Nachdem ich letztes Jahr auch wieder einmal in der Priscilla-Katakombe war, habe ich damals das "www" :~ durchsucht und einige brauchbare Bilder zu der Katakombe gefunden, die Deine Beschreibung :thumbup: gut "unterstützen" könnten.
In solchen Fällen sollten man sich tatsächlich auch eher auf professionelle Fotos versteifen, denn dort unten brauchbar zu fotografieren wäre sicher auch nicht ganz einfach. Und ja, es macht mir großen Spaß das Ganze auf diese Weise Revue passieren zu lassen.
 
Den lobenden Worten kann ich mich nur anschließen. Es macht sehr viel Freude, Deinen Ausführungen zu folgen und Deine Wege im Geiste nachzugehen.
San Lorenzo ist eine unserer Lieblingskirchen, dort sind wir immer wieder sehr gerne.
 
Den lobenden Worten kann ich mich nur anschließen. Es macht sehr viel Freude, Deinen Ausführungen zu folgen und Deine Wege im Geiste nachzugehen.
San Lorenzo ist eine unserer Lieblingskirchen, dort sind wir immer wieder sehr gerne.
Vielen Dank für das Kompliment, liebe Angela.
San Lorenzo hat mir auch sehr gut gefallen, ich hätte nur gerne etwas mehr Zeit dort gehabt. Aber ich wollte die Taufe nicht noch stören. Vielleicht ein anderes Mal.
 
Wegen der Photos würde ich mir jetzt nachträglich keine Gedanken mehr machen: Sie haben dich nicht gestellt, mit all' ihren Monitoren nicht - und so ist das nun halt. Denn sie können nicht erwarten, dass ein Verbot befolgt würde, das dort nirgendwo erkennbar ist (außer eben, man wird darauf aufmerksam gemacht).


Die besondere Wertschätzung von S. Lorenzo fuori le mura teile ich auch.
 
3. Tag - Wie man einen Marathon umgeht

Ein neuer Tag stand an und tatsächlich die Sonne strahlte bereits am frühen Morgen vom fast wolkenlosen Himmel, wodurch ich mit ihr um die Wette strahlte. Für den heutigen Tag war der Rom Marathon angekündigt, von dem ich ohne die Hilfe des Forums wohl nichts erfahren hätte – danke nochmal! Streckenverlauf, etc. hatte ich mir eingeprägt – die offene Frage war nur, inwiefern dies die Tagesplanung durcheinander brachte, denn es war bis zuletzt unklar, ob man die Strecke überqueren durfte bzw. wenn ja, an welchen Stellen. Daher beschloss ich, zumindest am Vormittag, noch den Streckenbereich zu meiden und dann am Nachmittag, wenn das Hauptfeld längst durch sein dürfte, zu schauen, wie die Lage entlang der Strecke ist. Dies bedeutete, dass ich von der Via Cavour ausgehend östlich einer gedachten Linie zwischen der Piazza del Popolo und der Via dei Fori Imperiali bleiben sollte. Da ich für heute einen ausgiebigen Besuch auf dem Quirinal geplant hatte, behinderte dies meine Vormittagspläne zumindest nicht.

Auf die Besonderheiten des Quirinals hatte ich bereits in meinem letzten Reisebericht hingewiesen (vgl. Fünf unvergessliche Tage im April – Seite 2). Wenn man sich das heutige Stadtbild mit den dichten Häuserfassaden und den belebten Straßen ansieht, kann man kaum glauben, dass sich hier in der Antike weitreichende Gartenlandschaften erstreckt haben sollen. Auch dass der Quirinal zu den sieben klassischen Hügeln Roms zählt, ist nicht ganz so einfach zu erkennen, wie z.B. beim recht freistehenden Palatin oder Aventin. Am besten erkannt man sein Profil wenn man nicht den großen Straßen folgt, die längst auf den Rücken der Hügel Quirinal und Viminal verlaufen, sondern indem man sie quert. Von der Via Cavour aus ging es also über die Via Agostino Depretis hinauf auf den Viminal, vorbei am Ministerium. Wenn man die Via Nazionale quert, fällt die Straße bereits wieder leicht ab, während die gegenüber beginnende Via delle Quattro Fontane gleich wieder zum Quirinal ansteigt, dessen Scheitelpunkt bei der Kreuzung mit der Via XX Settembre erreicht ist, um dann wieder zur Piazza Barberini hin an Höhe zu verlieren. Kurz: Wer auf diese Weise die Hügel quert, der hat ein ewiges Auf und Ab vor sich.

Bei diesem Hügellauf kam ich nach kurzer Zeit auf dem Quirinal an. Bereits einige Straßen zuvor war ich der ersten Straßensperre begegnet. Weiträumig wurde hier die Laufstrecke abgesperrt, so dass Fahrzeuge nicht mal in die Nähe kamen. Gleiches galt an der Kreuzung auf dem Quirinal, sehr zum Ärger einiger Taxifahrer, die dies angeregt mit der Polizei diskutierten. Bevor ich mich den beiden Kirchen zuwandte, lief ich zunächst zur Piazza del Quirinale und genoss die Aussicht, die bei diesem Kaiserwetter noch schöner wirkte. Obwohl es noch recht früh war (zumindest für einen Sonntag) waren bereits zahlreiche Menschen dort unterwegs, die mir vor allem aus Richtung des Trevi Brunnens entgegenkamen. Da ich aber im Moment keinerlei Lust auf Menschenmassen hatte, ging ich zurück und stattete zunächst dem kleinen Giardino einen Besuch ab. Er ist eine kleine Ruheoase und wäre es später am Tag gewesen, hätte ich sicher dort meine Mittagspause eingelegt.


Stattdessen betrat ich die Kirche Sant‘ Andrea al Quirinale, die an diesem Sonntagmorgen kurz vor der Messe schön ruhig war, so dass ich sie gebührend begutachten konnte. Diese Kirche dürfte den meisten Foristi ein Begriff sein, gilt sie doch als eine der herausragenden barocken Schöpfungen von Bernini. Man ist nun versucht dieser verhältnismäßig jungen Kirche eine belebte Vergangenheit, wie sie bei den frühchristlichen Kirchen oft vorhanden ist, gänzlich abzusprechen. Doch weit gefehlt. Auf dem Quirinal stand bereits im Hochmittelalter eine Kirche, die dem hl. Andreas geweiht war. Diese wurde bereits im 11. Jahrhundert in einer fragmentarisch erhaltenen Papsturkunde erwähnt. Auch im Katalog von Turin (um 1320) findet sie sich, allerdings mit dem Zusatz „de Caballis“. Diese Bezeichnung dürfte auf die äußerste Kuppe des Quirinals zurückgehen, die im Volksmund auch „Monte Cavallo“ genannt wird. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche, die in der Zwischenzeit wohl bereits verfallen war, dem Ordensgeneral der Jesuiten übergeben. Aufgrund des schlechten Zustandes wurde auf dem dazugehörigen Gelände aber bald eine neue Kirche samt Noviziatshaus erbaut. In dieser Kirche wurde auch der verstorbene Stanislaus Kostka beigesetzt. Da aber auch diese bauliche Mängel aufwies, entschieden sich die Jesuiten, eine dritte Kirche bauen zu lassen. Zunächst sollte Francesco Borromini die Pläne liefern, doch dagegen rührte sich päpstlicher Widerstand. Schließlich erhielt Borrominis Widersacher Bernini den Auftrag und die Zustimmung Papst Alexanders VII.

Bereits beim Betreten der Kirche sticht einem die erste architektonische Besonderheit ins Auge. Wir haben es hier mit einer querovalen Grundform zu tun. An den ovalen Innenraum schließen sich insgesamt acht Seitenkapellen und der Hauptaltar an. Über dieser Grundform steht die massive Kuppel, durch deren zahlreiche Fenster genügend Licht einfällt, um den Innenraum hell und an derartig sonnigen Tagen, wie bei meinem Besuch, fast erleuchtet wirken zu lassen. Gerade die Altarblätter der Kapellen bezeugen eindrucksvoll die enge Verbindung zum Jesuitenorden, sind dort mit Stanislaus Kostka, Ignatius von Loyola und Franz Xaver alleine drei Identifikationsfiguren des Ordens zu finden. In dieser herrlichen Ruhe wandelte ich zwischen den kunstvoll gestalteten Kapellen, betrachtete den Altar und die wunderbare Kuppel. Nach ein paar Minuten sollte dann die Messe beginnen und ich verließ die Kirche.


Gleich nebenan steht die Kirche San Carlo alle Quattro Fontane, verniedlicht auch San Carlino genannt. Hierbei handelt es sich um eine der wenigen Kirchen, die von Borromini geplant wurde. Sie entstand ab den 1630er Jahren, also noch vor dem vermeintlichen Auftrag für Sant’Andrea, auf einem Gelände, das seit Beginn des Jahrhunderts der Spanischen Kongregation des Trinitarierordens gehörte. Die Bauarbeiten zogen sich über mehrere Jahrzehnte hin, was auch damit zu tun hatte, dass Borromini verschiedene Pläne für den Ausbau vorlegte, die nicht immer auf Zustimmung stießen. Sein Selbstmord im Jahre 1667 hätte das Bauprojekt beinahe gefährdet. Doch durch Mithilfe des Bernardo Castelli und weiterer Architekten und Künstler gelang letztendlich die Fertigstellung.


Von außen fällt vor allem die geschwärzte Fassade auf, die vor allem auf die hohe Abgasbelastung an dieser vielbefahrenen Kreuzung zurückzuführen ist. Innen erstrahlt die Kirche dagegen in ursprünglichem sattem Weiß. Die Grundform ist auch hier ein ovaler Hauptraum, etwas länglicher als in Sant‘ Andrea. Unterstützt wird die Gestaltung durch apsidenartige Annexe, sowie Altarnischen. Abgerundet wird der optische Eindruck durch eine ebenfalls ovale Kuppel, die ein wenig an Sant‘ Ivo erinnert. Hier war es deutlich voller als in der letzten Kirche, wodurch eine genauere Besichtigung nicht möglich war. Ich versuchte ein wenig in den Kreuzgang des angrenzenden Klosters auszuweichen. Der Weg in die Unterkirche war leider verschlossen und man teilte mir mit, dass man diese erst wieder nach der Messe besichtigen könne. Ich versuchte noch ein wenig mit der Kirche warm zu werden, aber wie das oft so ist, manchmal springt der Funke einfach nicht über. Vielleicht waren auch einfach zu viele Menschen, in dieser doch überschaubaren Kirche.

Nun steuerte ich mein nächstes Ziel für diesen Tag an, auf das ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte: den Palazzo Barberini. Der in den 1630 Jahren erbaute Palast wurde von den Neffen Papst Urbans VIII. beauftragt. An seiner Erstellung waren sowohl Bernini als auch Borromini beteiligt, der beispielsweise das Treppenhaus schuf. Er beherbergt heute die Galleria d’Arte Antica, eine sehr sehenswerte Kunstsammlung, die nach der Auflösung des Kirchenstaates 1870 in den Besitz Italiens gelangte. Der Begriff „antica“ ist allerdings missverständlich, denn es finden sich keine antiken Exponate, sondern Kunstwerke aus der Zeit zwischen dem 12. und dem 18. Jahrhundert, wobei der Fokus auf dem 16./17. Jahrhundert liegt.


Besonders habe ich mich auf die Auswahl an Werken von Caravaggio gefreut, denn diese waren mir vergangenes Jahr bereits in der National Gallery in London durch die Lappen gegangen, da diese Sektion an diesem Tag bestreikt wurde. An der Kasse teilte man mir mit, dass heute nur der erste Stock zu besichtigen sei. Dies bedeutete, dass sowohl die spätmittelalterliche als auch die zeitgenössische Kunst nicht zu sehen war. Etwas ernüchtert war ich schon, aber nun gut, ich wollte mir den Aufenthalt davon nicht verderben lassen. Schließlich genoss ich dennoch die Kunstwerke von Hans Holbein, Raffael oder Jacopo Tintoretto. Mir gefiel die Zusammenstellung und Präsentation sehr gut, vor allem dass es nicht so überlaufen war und man sich wirklich konzentrieren und die Kunst wirken lassen konnte. Leider folgte dann doch noch eine Enttäuschung, denn bis auf das Gemälde „Judith und Holofernes“ waren alle Caravaggio Bilder derzeit an eine Sonderausstellung in Tokio ausgeliehen. Sehr schade. Dennoch hat mir der Aufenthalt dort sehr gefallen und ich würde sicher nochmal kommen, um mir die beiden anderen Stockwerke anzusehen.


Von dort aus ging es zur Piazza Barberini, die ich bei meinem letzten Besuch dort vor 4 Jahren im strömenden Regen sah – wie Plätze doch gleich anders wirken bei schönem Wetter. Mein weiterer Weg führte mich zur Via Veneto. Dort wollte ich eigentlich die Kapuzinergruft besuchen. Doch da das Wetter gerade so schön geworden war und es mir eher nach Draußen und Natur war, ließ ich die Skelette Skelette sein und ging weiter zur Villa Borghese. Hier war es noch deutlich voller als bei meinem letzten Besuch, aber was will man an einem sonnigen Sonntag auch erwarten? Ich mischte mich unters Volk, suchte mir eine Parkbank in der Sonne und nahm mein Mittagessen zu mir. Nach ausgiebigem Lesen und Sonnetanken, ging es weiter zum Pincio, den ich bis jetzt immer nur von unten gesehen hatte. Neben der schönen Aussicht hatte ich den Pincio auch deswegen ausgewählt, weil ich mir dort eine gute Sicht auf die Laufstrecke des Marathons erhofft hatte. An der Piazza del Popolo war nämlich ein schleifenartiger Wendepunkt. Ich dachte mir, dass um diese Zeit (15 Uhr) evtl. an dieser Stelle die Strecke schon wieder geöffnet sein könnte. Und wenn nicht hätte man von dort auch andere Möglichkeiten auf die andere Tiberseite zu gelangen, wo ich als nächstes hin wollte. Wie vermutet, sah ich bereits schnell einige Zuschauer die Strecke queren und macht es Ihnen bald nach.

Mein Spaziergang ging nun weiter durch die Via di Ripetta zum Ara Pacis und der gegenüber gelegenen Kirchen San Rocco. Mit Verwunderung stellte ich fest, dass ich diesen Weg noch nie gegangen war. Mit Freunde dagegen stellte ich fest, dass diese Route eine schöne Alternative zur Via del Corso darstellt, die mir meistens zu voll ist. Ich erhaschte einige Blicke durch die Scheiben auf Augustus‘ Friedensaltar, der zwar auch schon lange auf meiner Liste stand, aber wie bereits erwähnt, war es mir, wie schon am Morgen, eher nach frischer Luft. Stattdessen überquerte ich die Ponte Cavour, warf einige Blicke auf den Tiber und steuerte die Piazza Cavour an. Dieses kleine Idyll, umgeben von stark frequentierten Straßen, war ein weiterer weißer Fleck auf meiner römischen Landkarte. Dieser rechteckige Platz, direkt neben dem Justizpalast lockt mit einigen Grünflächen, sowie Sitzbänken unter Palmen. Zentral auf dem Platz findet sich ebenso eine Statue des namengebenden Camillo Benso von Cavour. Er war maßgeblich an der Einigung Italiens beteiligt und wurde danach der erste Ministerpräsident des Königreiches Italien. Leider waren wegen des schönen Wetters alle Sitzmöglichkeiten belegt, doch das minderte meine Laune nicht. Ich betrachtete zunächst die Waldenserkirche, danach den fast klobig wirkenden Palast aus römischem Travertin. Nach einigen Blicken zurück auf dieses schöne Flecken und die dort spielenden Kinder wandte ich mich wieder dem Tiberufer zu.


Zurück ging es über die Ponte Umberto I. in Richtung centro. Statt aber den so oft abgelaufenen Weg über die Piazza Navona zu gehen, bog ich wiederum ab, um der deutschen Nationalkirche S. Maria dell‘anima einen Besuch abzustatten. Da dort gerade eine Reisegruppe einlief, beließ ich es bei ein paar flüchtigen Blicken. Weiter ging es vorbei an Sant‘ Andrea delle Valle Richtung Campo dei Fiori. In den dortigen engen Gassen drängte sich eine große Masse, eine Mischung aus Einheimischen beim Sonntagsspaziergang und einkaufswütigen Touristen. Als das Geschiebe dann fast zum Erliegen kam, erblickte ich schon Giordano Bruno, den italienischen Philosophen, den man im Jahre 1600 dort, wo heute Einkaufsstände stehen, verbrannt hatte. Lange wollte ich hier nicht verbleiben, schließlich war mir gerade nicht im Geringsten nach Einkaufen. Stattdessen steuerte ich die Piazza Farnese mit dem gleichnamigen Palazzo an. Der von Kardinal Alessandro Farnese im 16. Jahrhundert beauftragte Palazzo gilt als einer der schönsten Roms. An seiner Vollendung waren künstlerische Größen wie Giacomo della Porta oder Annibale Carracci beteiligt. Der Palazzo beherbergt heute die französische Botschaft.

Von dort aus ging es zum nächsten monumentalen Palazzo, dem Palazzo Spada. Er wurde ab der Mitte des 16. Jahrhunderts im Auftrag von Kardinal Girolamo Capodiferro erbaut. Im 17. Jahrhundert ging dieser in den Besitz der Familie Spada über. Von Borromini stammt die sogenannte Prospettiva, eine optische Täuschung im Innenhof des Palazzo, die zu den bekanntesten manieristischen Augentäuschungen zählt. Im Inneren befindet sich die Galleria Spada, eine ansehnliche Kunstsammlung angesehener Maler und Kunstwerke, vor allem des 17. Jahrhunderts.


Eigentlich wollte ich den Palazzo nur von außen betrachten, da in diesem Tag die Prospettiva auch nicht zu besichtigen war. Da aber mein Besuch im Palazzo Barberini an diesem Morgen etwas kürzer ausgefallen war, wollte ich noch ein wenig Kunst nachholen. Parallel zu mir kam eine Schulklasse herein, die doch tatsächlich samt Lehrer nach 5min! wieder hinausging. Welches didaktische Konzept wohl hinter diesem Besuch stand, erschließt sich mir bis heute nicht. Ich jedenfalls ließ mir Zeit, las den ausliegenden Reader und machte, mit ausdrücklicher Erlaubnis, auch einige Fotos. Mein Besuch dauerte übrigens 85min länger als der der Klasse. Insgesamt war ich doch angenehm überrascht über die Vielfalt und Schönheit der gebotenen Kunst. Man sieht mal wieder, dass spontane Ideen oft die besten sind.


Da es langsam früher Abend geworden war, machte ich mich langsam auf den Rückweg. Entlang der Via Giulia ging es Richtung Ghetto und schließlich zum Kapitol. Oben angekommen, setzte ich mich erst einmal auf eine Bank und ließ die geschundenen Füße baumeln. Langsam merkte ich auch deutlich wie lange und intensiv der Tag war und dass die Aufnahmefähigkeit spätestens seit der Galleria Spada überschritten war. Ich genoss die schöne Aussicht und die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Trotz des Sonnenscheins merkte man langsam die aufkommende Kühle und den immer noch kalten Wind. Dennoch ließ der blaue Himmel keine trüben Gedanken zu. Auf meinem Rückweg zur Via Cavour sah ich wie im Start- und Zielbereich des Marathons gerade die letzten Befestigungen abmontiert wurden. So hatte ich einen schönen, laufintensiven Tag, an dem mich der Marathon kaum tangiert hatte.
 
In der Tat ein laufintensiver Tag!
Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Besuche der diversen Sehenswürdigkeiten ablaufen können.
Ich bin z. B. gar nicht auf die Idee gekommen, die Räume der Galleria Spada im Ganzen aufzunehmen - danke für die gelungenen Bilder.
Sant'Andrea al Quirinale war unerwarteter Weise geschlossen, als wir reinwollten; dafür steuere ich demnächst ein paar Bilder von der Krypta von San Carlino bei.

Nun steuerte ich mein nächstes Ziel für diesen Tag an, auf das ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte: den Palazzo Barberini. Der in den 1630 Jahren erbaute Palast wurde von den Neffen Papst Urbans VIII. beauftragt. An seiner Erstellung waren sowohl Bernini als auch Borromini beteiligt, der beispielsweise das Treppenhaus schuf.

Übrigens haben beide - Bernini und Borromini - je eins der Treppenhäuser geschaffen; Bernini das linke und Borromini das rechte.
 
Ich bin z. B. gar nicht auf die Idee gekommen, die Räume der Galleria Spada im Ganzen aufzunehmen - danke für die gelungenen Bilder.
[...]
Übrigens haben beide - Bernini und Borromini - je eins der Treppenhäuser geschaffen; Bernini das linke und Borromini das rechte.
Vielen Dank, Marina.
Ja, beim Palazzo Spada hat mich vor allem die Gesamtwirkung der Räume beeindruckt. Außerdem war es, auch durch die Lichtverhältnis und das Dicht an Dicht der Gemälde, fast unmöglich ein einziges Kunstwerk entsprechend in Szene zu setzen.
Richtig, beide Künstler haben ein Treppenhaus geschaffen. Allerdings liest man in den Reiseführern meistens nur von Borrominis spiralförmigem Treppenhaus.

Auch der jüngste Spaziergang hat mir gut gefallen, vor allem das erste Photo des Dioskuren-Brunnens nach kürzlich beendeter Restaurierung hier im Forum!

Vielen Dank auch dir, Simone.
Der Brunnen hat mir auch in Natura sehr gut gefallen. Und vor solch blauem Himmel wirken die Kunstwerke irgendwie immer noch monumentaler, finde ich zumindest. :)
 
Danke für den wieder mal sehr interessant geschriebenen Tagesbericht, in der Tat erfolgreich dem Marathon entkommen, und dazu eine reizvolle Route eingeschlagen. Den Großteil Deiner Stationen kenne ich nur von außen - somit kann ich auch einige Anregungen mitnehmen. :thumbup::nod:
 
Danke für den wieder mal sehr interessant geschriebenen Tagesbericht, in der Tat erfolgreich dem Marathon entkommen, und dazu eine reizvolle Route eingeschlagen. Den Großteil Deiner Stationen kenne ich nur von außen - somit kann ich auch einige Anregungen mitnehmen. :thumbup::nod:
Lieber pehda, es freut mich sehr, dass ich dir neue Anregungen geben konnte. Die eine oder andere Station würde ich gerne auch nochmal sehen, z.B. den Palazzo Barberini, wenn alle Stockwerke geöffnet sind. Auch die Piazza Cavour finde ich auf jeden Fall einen Besuch Wert, gerade wenn man ohnehin die Engelsburg oder den Vatikan besucht.

Bin auch gespannt wie es bei dir weitergeht. Ab "morgen" trennen sich ja dann unsere römischen Wege.
 
Danke für den wieder mal sehr interessant geschriebenen Tagesbericht, in der Tat erfolgreich dem Marathon entkommen, und dazu eine reizvolle Route eingeschlagen. Den Großteil Deiner Stationen kenne ich nur von außen - somit kann ich auch einige Anregungen mitnehmen. :thumbup::nod:
Lieber pehda, es freut mich sehr, dass ich dir neue Anregungen geben konnte. Die eine oder andere Station würde ich gerne auch nochmal sehen, z.B. den Palazzo Barberini, wenn alle Stockwerke geöffnet sind. Auch die Piazza Cavour finde ich auf jeden Fall einen Besuch Wert, gerade wenn man ohnehin die Engelsburg oder den Vatikan besucht.

Bin auch gespannt wie es bei dir weitergeht. Ab "morgen" trennen sich ja dann unsere römischen Wege.


Wieder ein sehr schöner Tagesbericht lieber Amator. Zum Quirinal bin ich fast genau den gleichen Weg mit gleichen Zielen gegangen ;)
 
Wieder ein sehr schöner Tagesbericht lieber Amator. Zum Quirinal bin ich fast genau den gleichen Weg mit gleichen Zielen gegangen ;)
Vielen Dank, pecorella.
Bis jetzt bin ich auch eher den Weg über die Subura und dann die Via dei Serpenti hinauf gegangen. Doch da wäre ich an diesem Tag schon mit den Marathon Absperrungen in Konflikt gekommen.
Aber mir gefällt diesen Auf und Ab zwischen den zwei Hügeln auch sehr gut. Wenn es dort nicht immer so verkehrsreich wäre, könnte man das auch mal entsprechend fotgrafisch in Szene setzen. :nod:
 
4. Tag: Noch mehr weiße Flecken auf der Landkarte

Nach dem Marathon Tag wandte ich mich heute wieder meinem ursprünglichen Interesse zu, nämlich weiße Flecken auf der Landkarte zu füllen. Einer dieser Orte, den ich bis jetzt immer versäumt hatte zu besuchen, war der Gianicolo. Dies verwundert dahingehend, dass er ja sowohl hier im Forum als auch in Reiseführern regelmäßig behandelt wurde und auch unter Erstbesuchern sehr beliebt ist. Warum ich nie dort war? Ehrlich gesagt kann ich es bis heute nicht beantworten. Umso eifriger war ich, dieses Versäumnis dieses Mal nachzuholen.

Zunächst war die Frage zu klären, wie ich dort hinkommen wollte. Hier im Forum werden ja häufig zwei Varianten genannt, die beide durchaus ihre Anhänger haben. Entweder man fährt nach Trastevere und geht von dort aus zu Fuß oder man nimmt die Linie 115 bzw. 870 und lässt sich bis auf das Hochplateau chauffieren. Da ich aber wieder direkt von der Via Cavour startete, wählte ich eine andere Variante, die vielleicht auch für den einen oder anderen interessant sein könnte, der in der Ecke wohnt. Ich nahm die Linie 75, die quasi direkt vor meiner Haustür abfuhr und stieg an der Haltestelle Dandolo/Fabrizi aus. An dieser Stelle ist man natürlich noch nicht „oben“, aber wer wie ich zunächst an der Kirche S. Pietro in Montorio beginnen möchte, der kann diesen Ausstieg problemlos wählen und ist nur 400m vom Ziel weg.

Der Gianicolo ist keiner der sieben klassischen Hügel Roms, was daran liegt, dass er auf der anderen Seite des Tibers, vom Zentrum aus gesehen, liegt und somit zunächst außerhalb des römischen Stadtgebietes lag. Erst unter Kaiser Aurelian wurde dieses Gebiet integriert. Der Hügel, der auf den Gott Janus zurückgeht, war aber dennoch den antiken Zeitgenossen bekannt und vor allem durch seine strategische Lage fast unverzichtbar. Dieser gute Ausblick über die Stadt ist bis heute geblieben, weshalb der Hügel regelmäßig für Panoramafotos genutzt wird.


Wie erwähnt setzte ich meinen Weg von der Bushaltestelle zur Kirche S. Pietro in Montorio fort. Bereits auf dem Weg dorthin und besonders auf dem Vorplatz der Kirche konnte ich einige sehr schöne Blicke erhaschen und freute mich jetzt schon auf mehr. Um diese Kirche ranken sich seit vielen Jahren zahlreiche Mythen, die allesamt darauf zurückgehen, dass die Kirche am legendären Orte der Kreuzigung Petri stehe. Diese These wird heutzutage von den meisten Forschern abgelehnt. Auch wenn diese Erzählung sehr früh bereits erscheint, dürfte sie im Grunde, rein sprachlich, auf einer Verwechslung des Gianicolo mit dem Vatikanischen Hügel basieren – beide trugen zu bestimmten Zeiten die Bezeichnung Monte d’Oro, daher auch der verformte Name „Montorio“. Allerdings ist der Kult um Petrus auf dem Gianicolo keineswegs fiktiv. Eine kultische Verbindung zwischen dem Apostel und dem Hügel ist bereits im Frühmittelalter belegt. Dies ist auch die Zeit in der wir gesichertes Wissen über einen Sakralbau an dieser Stelle haben, der Petrus geweiht war. Ob dieser Sakralbau bereits mit der später belegten Vorgängerkirche S. Pietro gleichzusetzen ist, die im 15. Jahrhundert verfiel, ist allerdings unklar.

Ende des 15. Jahrhunderts kam es dann zum Umbau in den heutigen Zustand. Stifter waren die in Spanien bis heute hochverehrten reyes catolicos, Ferdinand und Isabella von Kastilien und Leon. Das Königspaar lebte in einer für das heutige Spanien politisch sehr brisanten Zeit, die zwar den Aufstieg Spaniens zur Weltmacht zur Folge hatte, doch war dieser positive Ausgang zu dieser Zeit mehr als gefährdet. Als dann durch den lange ersehnten Nachwuchs die Dynastie Aussicht auf Fortbestand hatte, stiftete das Paar zum Dank diese Kirche. Die verfallenen Räumlichkeiten sollten dem Franziskanerorden übergeben werden, was von Papst Sixtus IV. ausdrücklich unterstützt wurde. Das auf dem Gelände gelegene Tempietto wurde von keinem geringeren gestaltet als dem italienischen Baumeister Donato Bramante, der wenige Jahre später die Pläne für den Neubau des Petersdomes entwarf.


Durch die Renaissance-Fassade der Kirche trat ich ein und versuchte mich zunächst im Raum zu orientieren. Besonders schön fand ich die Seitenkapellen gestaltet, z.B. die Kapelle der Geißelung oder die Kapelle für Johannes den Täufer. Auch den Altarbereich betrachtete ich lange intensiv, da sich um diese Zeit noch wenig andere Besucher dort einfanden. Ich nutze diese Ruhe aus, spazierte gedankenverloren umher und verließ die Kirche dann schließlich als eine größere Gruppe eintraf.


Von dort aus ging es weiter den Hügel hinauf. Als nächstes kam ich, was die erfahrenen Gianicolo Spaziergänger natürlich wissen, an der Fontana Paola vorbei. Dieser auf Veranlassung Papst Pauls V. gebaute Brunnen, ist Teil einer Wasserleitung, der Aqua Paola, die den Vatikan und Trastevere mit Wasser versorgen sollten. Nach dem Vorbild Papst Sixtus V. hielt es der Papst aus dem Hause Borghese für wichtig, die Wasserversorgung und Wasserqualität zu sichern, insbesondere da die Leitung ja auch den Vatikan versorgte. Die Fontana ist heute ein beliebtes Fotomotiv, da man von dort aus gleichzeitig einen herrlichen Ausblick auf die Stadt hat. In diese Tradition wollte natürlich auch ich mich einreihen.


Und weiter führte der Weg aufs Hochplateau zur Passeggiata del Gianicolo. Dieser herrlich angelegte von Bäumen gesäumte Weg wurde hier wohl schon unzählige Male beschrieben. Als ich ihn entlang lief, verstand ich langsam die Faszination, die von diesem Ort ausgeht und ärgerte mich fast ein wenig, dass ich damit bis zum 4. Rombesuch gewartet hatte. Auf der Aussichtsplattform vor dem Garibaldi-Denkmal hatten sich schon zahlreiche Menschen versammelt, da es streng auf 12 Uhr zuging und um diese Uhrzeit der obligatorische Kanonenschuss zu erwarten war. Mit den Imbissbuden, dem Karussell und dergleichen hat die Aussichtsplattform fast etwas Volksfestartiges. Ob man das an einem Kriegsschauplatz für angemessen hält, muss jeder selbst wissen.

Der Gianicolo ist bis heute eng mit den revolutionären Bewegungen in Italien Mitte des 19. Jahrhunderts verbunden. Dort trafen die Truppen der französischen Armee auf das Freiwilligen-Corps Garibaldis. Dies geschah im oft zitierten Revolutionsjahr 1849 während der, zugegeben nur kurzen, aber dennoch folgenreichen, Errichtung der demokratischen römischen Republik. Diese Jahre, in denen das Land zwischen Monarchie und Republik, zwischen Separation und Einigungswillen schwankte, haben sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Die zahlreichen Denkmäler für die Revolutionäre und Freiheitskämpfer auf dem Gianicolo demonstrieren eindrucksvoll den offenen Umgang mit diesen durchaus kontroversen Charakteren. Wer offenen Auges durch Rom läuft, wird Namen wie Garibaldi, Bixio, Cavour, Mazzini, Saffi und Co. recht häufig sehen.


Da ich auch auf den Kanonenschuss wartete, streifte ich noch ein wenig umher, genoss die Aussicht, lief bis zum Leuchtturm, schoss viele Fotos und warf auch Blicke in Richtung Vatikan bzw. Petersdom. Bald war es dann soweit und die Kanone vom Bautyp 105/22 Mod. 14/61 wurde hervorgeholt. Neugierig wie ich bin, musste ich natürlich näher heran und verließ die Plattform um weiter unten quasi direkt daneben stehen zu können. Dies stellte sich schnell als dumme Idee heraus, denn die Kanone war wirklich sehr laut und ich spürte den Widerhall noch lange in den Ohren.


Während sich meine Ohren noch erholten, ging es weiter, denn ich wollte mir einen schönen Platz für die Mittagspause suchen. Hierfür ging es zu meinem nächsten weißen Fleck auf der Landkarte, der Villa Doria Pamphili. Dieser Park gilt mit seinen ca. 1,8 Quadratkilometern als der größte der Stadt und besitzt auch heute noch einen wilden, ursprünglichen Charakter. Die Parkanlage stammt aus dem 17. Jahrhundert, in Auftrag gegeben von Fürst Camillo Pamphili, einem General der päpstlichen Armee, obendrein ein Verwandter Papst Innozenz X. Erst seit den 1970er Jahren ist der Park größtenteils für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Spaziergang durch den Park und die anschließende Mittagspause haben mir sehr gut gefallen. Die Größe des Parks ist nur schwer zu erfassen, da nur bestimmte Bereiche überhaupt begehbar sind und es auch nur wenige Zugänge gibt, die ansonsten von hohen Mauern umgeben sind. Aber gerade das weitläufige und dennoch abwechslungsreiche an diesem Park fand ich besonders attraktiv. Auf jeden Fall möchte ich nochmal dorthin kommen und mir die Bereiche ansehen, für die es dieses Mal nicht gereicht hat.


Nach dieser willkommenen Unterbrechung und der notwendigen Stärkung fuhr ich mit dem Bus zurück zur Porta S. Paolo und stieg in die Metro um. Mein Ziel war die Basilika San Paolo. Wer sich an meinen letztjährigen Bericht erinnert, der wird noch im Ohr haben, wie sehr mir diese Kirche gefallen hat und wie überrascht ich war, diesen Ort so leer zu erleben. (Vgl. Fünf unvergessliche Tage im April – Seite 3) Daher war meine Entscheidung, dort durch die Hl. Pforte zu gehen schnell getroffen. Wieder fand ich die Kirche ohne Warteschlange vor. Die Sicherheitskontrolle war eine Sache einer Minute und schon befand ich mich im malerischen Vorhof mit der vielzitierten Paulusstatue. Auch an der Hl. Pforte gab es keinen Stau, genau gesagt war ich völlig allein davor. Kein Vergleich zu den Bildern aus S. Pietro, die uns jüngst im Forum erreicht haben. Nur zwei freiwillige Helfer waren dort, die Leuten, die falsch herum durch die Tür gehen wollten, den Weg wiesen und die bei Bedarf auch Fotos machten (was die Selfie-Stick Verkäufer wohl von diesem Service halten?). Auch das Innere der Kirche war wieder erstaunlich sehr, so dass ich den Raum umso mächtiger wirken lassen konnte. Ich bleibe dabei, sie ist einfach meine Lieblings-Papstbasilika.


Ähnlich wie schon letztes Jahr schloss ich diesem Besuch eine Steppvisite des EUR Viertels an. Zu meinen Gedanken und der Kontroverse rund um dieses Viertel darf ich auch guten Gewissens auf den o.g. Bericht verweisen. Wieder einmal war ich sehr fasziniert davon, wie geschäftig diese Gegend an einem Wochentag doch ist. Gerade wurde die Feierabendzeit eingeläutet, was man deutlich am Verkehr auf den Straßen merkte. Längst war ich auch nicht mehr so geschockt von den extremen Glasfassaden und Bauformen, die hier dicht an dicht aufeinandertreffen. Im Gegenteil, langsam fing diese Mischung an mir sogar zu gefallen. Von den üblichen Sehenswürdigkeiten hatte ich das letzte Mal schon alles besichtigt, abgesehen vom Museo della civilta romana, das nach wie vor geschlossen war und es wohl auch bleiben wird. Dieses Mal wollte ich dagegen die Kirche Santi Pietro e Paolo sehen, die ich das letzte Mal leider verpasst hatte.

Über die monumentale Treppe ging es von der Viale Umberto Tupini hinauf zum höchsten Punkt EURs. Von dort aus überblickt man einen Großteil des Viertels, vor allem entlang der künstlichen Achse zwischen der Kirche, dem Marconi Obelisk und dem angesprochenen Museum mit seinem übergroßen Säulengang. Auch nach Norden hat man einen weitreichenden Blick in Richtung Innenstadt. Vom Gianicolo aus hatte man teilweise noch die Kuppeln der einzelnen Kirchen ausmachen und unterscheiden können. Hier sah man nur noch grobe Umrisse, ja selbst das Gasometro in Ostiense war nur schemenhaft wahrzunehmen. In diesem Moment wurde mir einmal so wirklich bewusst wie weit „draußen“ dieses Viertel ist. Diesen Blick empfehle ich übrigens jedem Erstbesucher, der aufgrund eines Reiseveranstalters der Meinung ist, EUR sei nicht weit vom Zentrum weg.


Wie beim ganzen Viertel scheiden sich auch bei der Kirche Santi Pietro e Paolo die Geister. Es handelt sich um einen modernen Bau, der im Zuge der Errichtung des Viertels in den 1940er Jahren entstand. Wie sehr die Kriegsnot wohl war, sieht man daran, dass verwendbare Teile der unvollendeten Kirche abtransportiert und militärisch verwertet wurden. Nach dem Krieg ging die Kirche in den Besitz des Franziskanerordens über. Architektonisch passt die Kirche makellos ins Bild des Viertels. Aus weißem Travertin gearbeitet, bestehend aus Würfeln und Quadern, überspannt mit einer 32m breiten Kuppel wirkt sie wie eine Symbiose aus klassischen Bauelementen und typisch neoklassizistischer Architektur. Auch das Innere wirkt eher steril, wenn auch nicht völlig ohne Reiz. Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich die Kirche für mich und konnte mich in Ruhe umsehen.


Zum Abschluss sollte es nun zum Testaccio gehen, um dort die Kirche S. Maria Liberatrice zu sehen, von der ich im Forum schon viel gelesen hatte. Allerdings merkte ich, dass ich gerade von Schritt zu Schritt langsamer wurde und mein Kreislauf nicht mehr mitspielte. Hatte ich zu wenig gegessen/getrunken? Eigentlich nicht mehr oder weniger als an den Tagen zuvor. Auch war das Programm heute nicht übermäßig anstrengend, zumindest nicht mehr als an den Tagen zuvor. Ich konnte mir keinen Reim drauf machen, aber es war schnell klar, dass eine weitere Besichtigung im Moment keinen Sinn ergab. Stattdessen steuerte ich eine Bar in EUR an, die ich von meinem letzten Besuch noch kannte. Dort nahm ich einen Espresso mit extra viel Zucker ein und merkte wie es mir mit jeder Minute besserging. Dennoch ließ ich das Programm für heute sein und beschloss, dass der Testaccio auch nächstes Mal noch stehen wird. Stattdessen fuhr ich zum Circo Massimo, lief ein paar Schritte zur Villa Celimontana, die ich beim letzten Besuch schon ins Herz geschlossen hatte. Dort setzte ich mich in die Sonne und ergötzte mich eine Stunde an den Werke Umberto Ecos. So fand der Tag doch noch einen entspannten Ausklang.

Was bleibt als Fazit eines solchen Tages? Stelle dich nicht zu nah an Kanonen, verlasse dich nicht auf Angaben zu öffentlichen WCs in Parks und breche nichts über Knie. Gerade der letzte Punkt ist wohl ein stetiger Lernprozess ab dem Erstbesuch. Mein Körper hat es mir wohl gedankt, dass ich schon ein wenig gelernt hatte.
 
Sehr schoen dein Bericht. Auch wir haben Sankt Paul vor den Mauern wesentlich leerer erlebt als Sankt Peter. Es waren aber doch deutlich mehr Menschen, vor allem Gruppen, darin unterwegs als in den letzten Jahren.

Der Anriss zu Trastevere/Gianicolo ist eine gelungene Einstimmung zu unserem Abschiedsspaziergang, den wir gleich starten werden.
 
Auch das Innere der Kirche war wieder erstaunlich sehr, so dass ich den Raum umso mächtiger wirken lassen konnte. Ich bleibe dabei, sie ist einfach meine Lieblings-Papstbasilika.

Meine auch und obwohl fest vorgenommen, habe ich es leider nicht durch die Heilige Pforte von San Paolo geschafft. Es ist dann Santa Maria Maggiore geworden.
Es war mein erster Rom-Besuch, bei dem ich San Paolo nicht besucht habe. 8O


Was bleibt als Fazit eines solchen Tages? Stelle dich nicht zu nah an Kanonen, verlasse dich nicht auf Angaben zu öffentlichen WCs in Parks und breche nichts über Knie. Gerade der letzte Punkt ist wohl ein stetiger Lernprozess ab dem Erstbesuch. Mein Körper hat es mir wohl gedankt, dass ich schon ein wenig gelernt hatte.


So ist es :nod::thumbup:
 
Ein sehr treffendes Fazit zu einem dennoch unglaublich vielseitigen und interessanten Tag, mein lieber Amator! Ich streue in Rom über den Tag hinweg 4-5 Tassen Cappuccino ein, Eis, Bier und auch abseits der Essenszeiten immer mal eine Handpizza. Das hält dann schon auf Trab. Aber im weiteren Verlauf meiner Reise ging es mir dann auch mal so wie Dir. ;)
 
Der Anriss zu Trastevere/Gianicolo ist eine gelungene Einstimmung zu unserem Abschiedsspaziergang, den wir gleich starten werden.
Vielen Dank für das Kompliment. Ich hoffe natürlich, dass ihr heute so schönes Wetter und so gute Aussicht hattet, wie ich damals.

Meine auch und obwohl fest vorgenommen, habe ich es leider nicht durch die Heilige Pforte von San Paolo geschafft. Es ist dann Santa Maria Maggiore geworden.
Es war mein erster Rom-Besuch, bei dem ich San Paolo nicht besucht habe. 8O
Nun ja, Santa Maria Maggiore hattest du ja quasi vor der Tür, da ist das einfacher zu integrieren. Und wie ich dich kenne, wird der Hl. Paulus nicht lange auf deinen nächsten Besuch warten müssen :]

Ich streue in Rom über den Tag hinweg 4-5 Tassen Cappuccino ein, Eis, Bier und auch abseits der Essenszeiten immer mal eine Handpizza. Das hält dann schon auf Trab. Aber im weiteren Verlauf meiner Reise ging es mir dann auch mal so wie Dir. ;)
Auch dir ein herzliches Dankeschön. Ja, ich weiß bis heute nicht, was los war. An sich recht schade, denn ich hatte durchaus noch Ideen für den Tag, neben dem Testaccio hätte es auch zur Abbatia Tre Fontane gehen können, wenn man schon mal in EUR ist. Aber auch das wäre nicht sinnvoll gewesen. Wie gesagt, allzu tragisch finde ich es nicht. Nach Rom ist ja schließlich vor Rom. :nod:
 
Zum Abschluss sollte es nun zum Testaccio gehen, um dort die Kirche S. Maria Liberatrice zu sehen, von der ich im Forum schon viel gelesen hatte. Allerdings merkte ich, dass ich gerade von Schritt zu Schritt langsamer wurde und mein Kreislauf nicht mehr mitspielte. Hatte ich zu wenig gegessen/getrunken? Eigentlich nicht mehr oder weniger als an den Tagen zuvor. Auch war das Programm heute nicht übermäßig anstrengend, zumindest nicht mehr als an den Tagen zuvor. Ich konnte mir keinen Reim drauf machen, aber es war schnell klar, dass eine weitere Besichtigung im Moment keinen Sinn ergab. Stattdessen steuerte ich eine Bar in EUR an, die ich von meinem letzten Besuch noch kannte. Dort nahm ich einen Espresso mit extra viel Zucker ein und merkte wie es mir mit jeder Minute besserging. Dennoch ließ ich das Programm für heute sein und beschloss, dass der Testaccio auch nächstes Mal noch stehen wird.

Deine Wanderung zu vielen schönen Zeilen in Rom habe ich schon bei der Lektüre als anstrengend empfunden. ;) Du hast sicher gut daran getan auf Deine innere Stimme zu hören und nach dem Espresso eine längere Rast einzulegen. :nod: Von der Kirche S. Maria Liberatrice stelle ich Dir gerne ein Photo zu Verfügung:

 
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