Bericht: Im Herzen Spaniens - Eine Kastilien-Rundreise

Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung mit wieder sehr interessanten und schönen Bildern

:!: :!: :!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
Die drei Kathedralen der Grupo salmatino sind hier noch einmal zusammengefaßt:

Zamora, 1151-1174

Salamanca, spätes 12. Jh.

Toro, spätes 12. Jh./frühes 13. Jh.​

Man fragt sich natürlich, wie es zu dieser singulären Gruppe gekommen ist - und warum diese im nördlichen Kastilien zu finden ist. Darüber haben die Kunsthistoriker ausgiebig diskutiert.

Die alten romanischen Kirchen (Nord-)Spaniens stammen aus der Reconquista-Zeit, sie sind innen dunkel und nach außen abweisende Glaubensfestungen. Was mit diesen drei Kathedralen hier beginnt, ist nicht mehr spröde Abwehr, sondern selbstbewußte, furchtlose Öffnung. Das Rauminnere wird von natürlichem Licht erhellt, wenn auch zunächst nur spärlich. Der Vorgang ist Teil der Gesamtentwicklung der europäischen Architektur. Der Drang zur Transparenz ist Teil einer umfassenden geistigen Dynamik und inspiriert die Verfeinerung der menschlichen Sinne.

Dem kommt entgegen, daß statische Berechnung neue Formen ermöglicht. So entsteht das ästhetische Programm der Gotik, das ab Mitte des 12. Jh. in Paris entwickelt wird und von dort bald auf ganz Europa ausstrahlt.

Unsere drei Kathedralen stehen mitten in dieser Entwicklung. Sie folgen nicht mehr der maurischen Bautradition, sondern sind unmittelbar von der Entwicklung in Frankreich beeinflußt. Im 12./13. Jh. stammten viele Ehefrauen kastilischer Könige aus Frankreich. In ihrem Gefolge waren wohl etliche Baumeister, welche die neuen Ideen kannten. Auch viele Bischöfe Salamancas und Zamoras kamen in jener Zeit aus Frankreich. Schließlich begannen 1131 auch die Zisterzienser, in Spanien ihre Klosteranlagen zu errichten. Es gab also genügend Impulse für die Einführung neuer Ideen im damaligen Herzen Kastiliens.
 
Donnerstag 08.10.2009

Heute sind wir in Ávila, der Stadt der Steine und Heiligen. Mit über 1100 m Höhe ist sie die höchstgelegene Stadt Spaniens.


Spektakulärstes Wahrzeichen ist ihre Stadtmauer: Komplett erhalten, 2,5 km lang, 88 Türme, 9 Stadttore. Sie wurde Ende des 11. Jh. errichtet. 1085 hatte Alfons VI. dieses Gebiet bis einschließlich Toledo zurückerobert. Um dort wieder Menschen anzusiedeln, ließ er die weitgehend zerstörten Orte befestigen, so auch Ávila. Alfons' Schwiegersohn wurde damit beauftragt. Er engagierte 22 französische Baumeister und 12 Statiker. 2000 Handwerker errichteten unter deren Leitung die Mauer von Ávila in zehnjähriger Arbeit.


Die neue Bischofskirche wurde Mitte des 12. Jh. begonnen. Die Kathedrale San Salvador ist die älteste gotische Kirche Spaniens. Ihre Apsis wurde in die Mauer integriert, sie ragt nach außen wie die vielen Türme.


Der Bau ist dreischiffig, hat ein zweischiffiges (!) Querhaus, einen doppelten (!) Chorumgang und Kranzkapellen. Die Mauern zwischen den Kranzkapellen sind verstärkt und fangen den Gewölbeschub auf. Daher gibt es im Apsisbereich außen keine Strebepfeiler.

Turm, Nordseite

Nordportal​

Das Nordportal zeigt in den Portallaibungen die 12 Apostel, im unteren Streifen des Bogenfeldes das Weltgericht, darüber Christus in der Mandorla und schließlich eine Marienkrönung.

Westfassade

'Wilde Männer'

Christus mit Stadtheiligen​

Der Figurenschmuck, die Wilden Männer an den Portalseiten und oben Christus mit Stadtheiligen, wurde erst Ende des 18. Jh. angebracht.

Gewölbe im Chorbereich

Vierung

Rechtes Querhaus

Wandaufriß

Chorumgang​

Im Chorumgang befindet sich das Grabdenkmal für 'El Tostado', das bedeutendste Kunstwerk der Kathedrale. Es zeigt den scharfsinnigen Kardinal, Philosophen und Schriftsteller Alonso de Madrigal. Er bekam seinen Spitznamen wegen seiner dunklen Haut. Kerzenlicht soll ihm beim nächtlichen Studieren Verbrennungen zugefügt haben.


Im Domschatz eine riesige Silbermonstranz.


Wir werden in Toledo ein noch größeres Ungetüm sehen.

Außerhalb der Stadtmauer befinden sich einige romanische Kirchen. Man fragt sich: Wieso außerhalb? Das liegt daran, daß sie zu Klosterkomplexen gehörten, die auch schon mal befestigt waren. Die romanischen Kirchen wurden aber erst im 12. Jh. gebaut, da hatte die Stadtmauer längst ihre Funktion verloren. Man kann sogar sagen, das sie völlig umsonst errichtet worden war. Zumindest mit den Mauren hatte man keine Probleme mehr.

Die bekannteste dieser romanischen Kirchen ist San Vicente. Ihre seitliche Portikushalle ragt über die Westfassade hinaus.


Das Westportal enthält - neben den Skulpturen der Kathedrale von Santiago de Compostela - die bedeutendsten Werke romanischer Bildhauerkunst des 12. Jh. in Spanien.


Ein weiterer Höhepunkt romanischer Skulptur ist der 1190 entstandene Schrein der heiligen Geschwister Vicente, Sabina und Cristeta. An der südlichen Längsseite wird in drastischen Darstellungen das Martyrium veranschaulicht, die östliche Stirnseite zeigt Christus Pantokrator mit den Evangelistensymbolen, an der nördlichen Längsseite wird das Leben des heiligen Vicente geschildert.

Ávila ist die Stadt der Schutzpatronin Spaniens, der heiligen Teresa von Ávila (Bernini!). An ihrer Geburtsstätte wurde im 16. Jh. der Convento de la Santa erbaut, im strengen Escorial-Stil. Für Pilger ist diese Stätte das wichtigste Ziel in Ávila.


Vom Kirchenraum aus kommt man in die Capilla de Santa Teresa, an der Stelle des Geburtszimmers der Heiligen errichtet. Hier findet man die Heilige dargestellt im Zustand der unio mystica.


In der Kirche eine weitere Statue. Sie ist kostbar gekleidet und geschmückt. Nächste Woche, am 15. Oktober, ist nämlich Teresas Gedenktag. Dann wird die Statue in feierlicher Prozession durch die Stadt getragen. Die Straßen und Plätze sind schon geschmückt - mit Lichterketten wie bei uns in der Adventszeit (vielleicht läßt man sie bis Weihnachten hängen).


Eine weitere romanische Kirche ist San Pedro. Sie liegt an einem großen Platz, wo man sich ausruhen und sich angesichts ihrer ebenmäßigen Fassade entspannen kann.

San Pedro

Hauptportal

Südportal

Apsiden

Platzbegrenzung​

Wir besuchen jetzt noch das Monasterio de Santo Tomás. Es ist ein Dominikanerkloster und besteht aus Kirche, Kloster, drei Kreuzgängen und Palasträumen für die Katholischen Könige. Hier wirkte auch die Inquisition. Der Komplex entstand zwischen 1483 und 1493, also sehr zügig. Bezahlt wurde er vom konfiszierten Vermögen der von der Inquisition Verfolgten. Es war die Zeit des Krieges gegen das Königreich Granada.


Über den Eingang zur Klosterkirche spannt sich ein Korbbogen, dahinter hängen Baldachinstatuen an der Wand. Das Portal, von Archivolten in Kielbogenform umrankt, wird von Granatäpfelgirlanden geschmückt. Das ist natürlich eine direkte Erinnerung an den damals stattfindenden Krieg und den Sieg über Granada.

In der Klosterkirche ruht Prinz Juan, der 1497 als einziger Sohn der Katholischen Könige ums Leben kam, und zwar beim Sporttreiben als 19-jähriger Student in Salamanca. An seinen Seiten liegen seine Handschuhe, Zeichen dafür, daß er nicht im Kampf umkam.


Dadurch wurde Johanna die Wahnsinnige, deren Schicksal uns schon beschäftigt hat, Thronerbin, kam aber nicht an die Macht, vielmehr bestiegen die Habsburger mit ihrem Sohn Carlos I. (Karl V.) den spanischen Thron.

Die Klosteranlage hat drei Kreuzgänge:


An den Kreuzgang der Könige schlossen sich die königlichen Palasträume an. In ihnen ist heute ein orientalisches Museum untergebracht mit Kunstwerken aus den fernöstlichen Kolonien, Indien, China, den Philippinen etc.

Im Gebiet der Altstadt sind mehrere Stierskulpturen aufgestellt. Solche Stierskulpturen wurden überall in Westeuropa gefunden, von Portugal herauf bis nach Irland. Sie stammen wohl aus dem 6. Jh. v.Chr. und waren möglicherweise Grenzmarkierungen.

 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!



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für die Fortsetzung
mit wieder sehr schönen Bildern und Beschreibungen

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Gruß - Asterixinchen :)
 
Vielen Dank für diese wunderbare Führung durch spanische Bau- und Kunstdenkmäler mit anschaulichen Beschreibungen und Bildern.

Gruß Ludovico
 
Freitag 09.10.2009
Samstag 10.10.2009

Toledo
- ein einziges Museum! Vom spanischen Staat zum Nationalen Monument und von der Unesco zur Welterbestadt erklärt. In Toledo, der 'Stadt der drei Kulturen', haben Christen, Mauren und auch Juden überall ihre Spuren hinterlassen.

Die verschiedenen Religionsgemeinschaften lebten friedlich zusammen. Das blieb auch noch lange Zeit so, nachdem Alfons VI. Toledo 1085 zurückerobert hatte. Jetzt entwickelte sich die Stadt zu einem geistigen Zentrum, schließlich zum Schatzhaus der arabischen Wissenschaften und zum europäischen Zentrum der Übersetzerbewegung. Anderthalb Jahrhunderte wirkten hier die Generationen der 'Toledaner Übersetzerschule'. Die alten Schriften wurden zunächst ins Arabische, dann ins Kastilische und schließlich ins Lateinische übersetzt, die Sprache der Wissenschaft im Mittelalter und darüber hinaus. Diesen Generationen haben wir es zu verdanken, daß das geistige Gut und das Wissen der Frühzeit erhalten wurde.

Auf der Fahrt durch La Mancha benutzen wir die Landstraße.


Vorbei an einem fast leeren Stausee, bei normalem Wasserstand ist die Burg eine Insel.


Die vier Stierskulpturen am Wegesrand zeigen schon Detailmodellierung.


Kurz vor Toledo halten wir an einem Aussichtspunkt und bewundern die Stadtsilhouette.


Toledo liegt ca. 100 m hoch über dem Tajo, der sich tief in die Hochebene eingeschnitten hat. Er umfließt die Stadt in einer Dreiviertelschleife, wendet sich nach Westen, durchfließt als Tejo Portugal und mündet bei Lissabon in den Atlantik.


Unser Bus bringt uns nun hoch in die Altstadt zu unserem Hotel in unmittelbarer Nähe des Alcázar. Der Alcázar geht auf eine uralte Burg zurück. Er wurde schon im Mittelalter zu seiner jetzigen riesigen Größe ausgebaut. Vier vierstöckige Gebäudetrakte, angeordnet im Quadrat, mächtige Türme an den Ecken. Er ist mehrmals durch Feuer und Kriegseinwirkungen beschädigt worden und wurde immer in seiner alten Form wiederhergestellt. Im Laufe der Zeit war er Palast, Schule, Kaserne, Gefängnis, Festung und Altersheim. Heute ist darin u. a. das Militärmuseum untergebracht, welches sich früher in dem Madrider Palast befand, der heute die Thyssen-Bornemisza-Sammlung beherbergt. Vom Alcázar aus regierte Karl V. sein Riesenreich (wenn er denn mal in Spanien war).

Blick aus unserem Hotelzimmer​

Es geht dann bald los durch die verwinkelten Gassen hinab zur Kathedrale.


Die Kathedrale von Toledo ist eines der gewaltigsten Bauwerke der Christenheit. Hier befand sich schon eine westgotische Kirche, dann eine Moschee. Man plante ein Werk der Hochgotik, orientiert an Paris und Bourges. Sie sollte den gesamten Raum einnehmen, der einst von der Moschee bebaut war. Der Bau wurde dann eine Mischung aus gotischer Baustruktur und spanisch-maurischen Details.

Quelle für die folgenden Innenaufnahmen ist ein Faltbild-Streifen ohne Copyright- oder Hersteller-Angabe.

Das Hochaltar-Retabel ist ein Werk der Schnitzkunst, die Figuren sind farbig gefaßt, die Architekturteile vergoldet. Der Altarraum wird von einem kostbaren Gitter verschlossen.


Von einem Gitter verschlossen wird auch das Kleriker-Chorgestühl, welches sich auch hier mitten im Langhaus befindet. Es wurde von bedeutenden spanischen Meistern geschnitzt.


Im Chorumgang ist das Gewölbe durchbrochen, sodaß das morgendliche Sonnenlicht auf eine Öffnung des hinteren Altaraufbaus gelenkt wird, wo es das Allerheiligste von hinten erhellt - für den Betrachter nicht sichtbar. Das ist natürlich ein späterer Eingriff des Barock, das ja Theatralik auch in Sakralräumen liebte.


Im Kapitelsaal sind Mudéjar-Stil, italienischer Renaissance-Stil und spanischer plateresker Stil verknüpft. Besonders reizvoll ist die Tür mit ihrer Dekorationswand. Die Tür aus Holz hat platereske Schnitzereien, sie wird umgeben von einem gipsernen Wanddekor im Mudéjar-Stil. Im Inneren befinden sich unter einer kostbaren Kassetten-Decke Wandfresken aus der Frührenaissance, darunter zwei umlaufende Bilderreihen mit Portraits aller Bischöfe von Toledo.


Ein Nebenraum der Kathedrale birgt fast ausschließlich Toledos Riesenmonstranz, geschaffen von Enrique de Arfe.


Er stammte wohl aus der Gegend von Köln und begründete in Spanien eine Goldschmiededynastie, die praktisch alle Großmonstranzen dieser Qualität in Spanien geschaffen hat. Die hier in Toledo ist 2,5 m hoch, aus ca. 200 kg reinem Gold bzw. vergoldetem Silber gefertigt und hat etwa 5000 Edelsteine. de Arfe arbeitete von 1517 bis 1524 daran. Das Gold war natürlich aus der gerade eroberten Neuen Welt. Von dem vielen Gold aus Amerika hatte die Bevölkerung übrigens nichts. Die spanischen Könige finanzierten damit ihre Kriege, die Kirche ließ daraus Monstranzen und anderes kirchliches Gerät erstellen. Die Monstranz wird übrigens bei der berühmten Fronleichnamsprozession Toledos durch die Stadt - nein, nicht getragen, sondern auf einem fahrbaren Gestell geschoben.

Die Sakristei der Kathedrale ist eher eine Pinakothek. Hier hat ein Meisterwerk El Grecos seinen Ehrenplatz an der Stirnwand: Die Entkleidung Christi. Von ihm hängt hier auch einer seiner drei Apostelzyklen. In diesem Raum sind weitere Maler vertreten: van Dyck, Raffael, Velázquez, Tizian, Goya ...

Von soviel Kunst und Kostbarkeit erholen wir uns erst einmal und machen einen Spaziergang hinunter zum Tajo. Wir gehen zur Puente de San Martin.


Die Puente de San Martin überspannt den Tajo in fünf Bögen, der größte in der Mitte hat eine Spannweite von eindrucksvollen 40 m.

Wir gehen jetzt zum nahegelegenen ehemaligen Franziskanerkloster San Juan de los Reyes am Rande der Stadt. Der Komplex ist ein Vermächtnis der Katholischen Könige. Er sollte ihre Grablege werden. Nach ihrem Sieg über Granada änderten sie diese Idee und ließen an der Kathedrale von Granada die Capilla Real errichten, in der sie dann auch bestattet wurden. (Später überführte man auch Johanna die Wahnsinnige dorthin, ebenfalls ihren Gemahl, den Habsburger Philipp den Schönen.)

Der Franziskaner-Bau wurde von Juan Guas entworfen und gebaut. Er gilt als 'Erfinder' des Isabellinischen Stils. Er vereinte die schmuckreichen gotischen Formen des Nordens mit den italienischen Gedanken der Renaissance und fügte Elemente des Mudéjar-Stils hinzu. San Juan de los Reyes wurde sein Meisterwerk und das klassische Beispiel für diesen Stil.


An einer Seitenwand der Kirche ließ Isabella Ketten anbringen, mit denen angeblich christliche Sklaven in Granada angekettet waren. Das Innere der Kirche ist von der Vorstellung der Grablege bestimmt, daher äußerst reich und kostbar gestaltet. Unter der Vierung befinden sich große Wappenreihen an den Wänden.

Die Rippenkuppel wird bekrönt durch ein Netzgewölbe.


Der Kreuzgang lehnt sich eng an den Stil des Kircheninneren an, obwohl er erst nach dem Tod des Juan Guas gebaut wurde. Er gilt als einer der elegantesten offenen Räume Spaniens. Im Obergeschoß werden die Arkaden von einem Bogen abgeschlossen, der dem salmatinischen ähnelt. Er setzt sich aus vier (statt fünf) Elementen zusammen.


Wir besuchen nun die beiden noch erhaltenen Synagogen Toledos. Sie wurden zu Kirchen umgewandelt nach der großen Judenvertreibung,

Nach der Eroberung Granadas war Spanien endgültig vereint. Die Kirche - vor allem die Inquisitoren - wollte nun auch die Religion vereinen. Alle spanischen Bürger sollten Katholiken sein. Von den Juden und allen anderen religiösen Minderheiten forderte man, sich taufen zu lassen oder zu emigrieren. Diesem Druck der Kirche konnten die Katholischen Könige eine gewisse Zeit widerstehen, waren doch die Juden eine tragende Säule des Staates: In Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Schon 1492 mußten die Könige nachgeben, sie erließen das Alhambra-Edikt, welches den Vorstellungen der Kirche entsprach. Damals gab es etwa 300.000 Juden in Spanien, die meisten davon verließen das Land. Sie siedelten über in die nordeuropäischen Handelsstädte, z.B. nach Amsterdam, aber auch in die Balkanländer, nach Rußland usw. Ihr Vermögen wurde natürlich konfisziert.

Diejenigen, die sich taufen ließen, hatten es auch nicht leicht. Die Inquisition argwöhnte, wohl mit Recht, daß viele nur konvertiert waren, um das Land nicht verlassen zu müssen. Alle ehemaligen Juden wurden drangsaliert und überwacht. Die Inquisition schickte sogar ihre Häscher in die Wohnviertel, um zu schnüffeln, wo es nach Schweinebraten roch und wo nicht. Eine schlimme Zeit war angebrochen, für alle Andersdenkenden. Die jüdische Kultur in Spanien ging unter. Heute ist der Bevolkerunganteil der Juden verschwindend gering.

Wir besuchen zunächst El Transito.


Hier kann man noch Reste eines Reinigungsbades sehen.

Die zweite ehemalige Synagoge ist Santa Maria la Blanca. Sie wurde schon früh zur Kirche, und zwar nach den Hetzpredigten des Dominikaners Vicente Ferrer, die 1405 zu blutigen Progromen in Toledo führten. Hier ist offenbar die große Moschee von Córdoba stilistisches Vorbild.


Toledo ist die Stadt El Grecos. Er wurde auf Kreta geboren und wurde dort als Ikonenmaler ausgebildet. Kreta war damals byzantinisch geprägt und wurde von Venedig kontrolliert. Als 24-jähriger anerkannter Ikonenmaler ging er 1565 nach Venedig und arbeitete in der Werkstatt Tizians. Hier erwarb er sich vor allem Kenntnisse im meisterhaften Gebrauch der Farben.

1570 ging er nach Rom, konnte aber nicht so recht Fuß fassen. Er lernte aber wichtige Gönner aus dem spanischen Klerikerkreis kennen. Er ging dann nach Spanien, wo Philipp II. gerade seinen Escorial baute. Dort hoffte er auf die Stellung als Hofmaler. Philipp gab ein Bild in Auftrag, das Ergebnis gefiel ihm aber nicht. Aus dem Hofmaler wurde also nichts.

Unser Maler ging dann nach Toledo. Und hier hatte er den ersehnten Erfolg. Er lebte und wirkte hier fast 40 Jahre bis zu seinem Tod 1614. Sein Haus stand hier im jüdischen Viertel, seine Auftraggeber waren der Klerus, Kirchen und Klöster, aber auch Angehörige des Hofadels.

Für die Kirche Santo Tomé schuf er eines seiner bekanntesten Bilder, das heute noch dort gehütet wird: Das Begräbnis des Grafen Orgaz.


Zum Schluß noch einige Blicke von der Dachterrasse unseres Hotels.


Am Samstagnachmittag geht's zurück nach Madrid, wo wir die letzte Nacht vor der Abreise verbringen.
 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung

:!: :!: :!:

Sehr gerne folgt man Dir auf Deinen Spuren durch Kastilien ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo drhoette, auch von mir complimenti für Bericht und Bilder, eine wahre Schatzgrube für Kastilien-Reisende:thumbup::!:
Leider - oder besser: zum Glück - hatte ich bisher (nur) das Vergnügen einer kurzen Reise (vor Jahren) nach Andalusien und auch das nur zum "reinschnuppern" und mit Freude habe ich gelesen, dass sich auch in einem/Deinem Kastilien-Reisebericht Wiedererkennungspunkte finden (Cordoba, Granada wurden erwähnt) sogar bis hin nach Kreta
(El Greco - Fodele ? Wikipedia)....

Toledo ist die Stadt El Grecos. Er wurde auf Kreta geboren und wurde dort als Ikonenmaler ausgebildet. Kreta war damals byzantinisch geprägt und wurde von Venedig kontrolliert. Als 24-jähriger anerkannter Ikonenmaler ging er 1565 nach Venedig und arbeitete in der Werkstatt Tizians. Hier erwarb er sich vor allem Kenntnisse im meisterhaften Gebrauch der Farben.
1570 ging er nach Rom, konnte aber nicht so recht Fuß fassen. Er lernte aber wichtige Gönner aus dem spanischen Klerikerkreis kennen.

..., Venedig (;)) und Rom :~ - so schließt sich der Kreis:]

Die schönen Bilder dazu will ich gar nicht alle zitieren - dazu einfach nochmal: complimenti:thumbup:
Gruß
Pasquetta
 
Jetzt freue ich mich noch mehr auf Toledo!!!

Vielen Dank, dass Du noch so weit gekommen bist, bevor ich am Samstag abfliege.

Beste Grüße
Claude
 
Hallo,

danke für den tollen Bericht! Claude hat Recht, damit stimmen wir uns schon gleich auf unseren nächsten Ausflug ein.

Claude: Du hast ja schon richtig ein Programm aufgestellt. Ich habe echt ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so zurückgehalten habe. Sorry!!!

Toledo muss toll sein. Dann schreiben wir auch einen Bericht!

Bis denn

Aina
 
Sonntag 11.10.2009

Für unseren Rückflug haben wir die 18:00-Uhr-Maschine gebucht - auf die Gefahr hin, in München wegen der geringen Umsteigezeit den Anschlußflug zu verpassen. (Es hat aber alles geklappt.)

So haben wir noch fast einen ganzen Besichtigungstag in Madrid. Wir besuchen noch einmal den Prado. Wir wollen uns die nichtspanischen Maler ansehen. Auch in diesen Museumsbereichen muß man eine strenge Auswahl treffen, um die größten Meisterwerke genügend würdigen zu können. Ich nenne auch keine Namen, da praktisch alle vertreten sind.

Ein Bild stelle ich hier ein, und zwar das eines Malers, der vielleicht der größte europäische Künstler seiner Zeit war, von dem selbst die Italiener gelernt haben: Albrecht Dürer. Adam und Eva sind leider auf Reisen, daher wähle ich ein Werk, das mich immer schon fasziniert hat: Sein Selbstbildnis von 1498.


Dürer schuf dieses Bild als 27-Jähriger. Er hatte offenbar seinen Weg gefunden und war sich seiner Sache sicher.

Wir erholen und entspannen uns im Parque del Retiro, der östlich des Prado liegt. Er ist die grüne Lunge Madrids und das beliebteste sonntägliche Ausflugsziel der Madrilenen. Sie ziehen dann mit ihrer Familie los, um dort Bötchen zu fahren, ein Restaurant aufzusuchen, zu joggen - oder einfach spazieren zu gehen.

Mit ein paar Impressionen aus diesem großen Volkspark verabschieden wir uns von Madrid, Kastilien und Spanien.






 
Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung -> die leider auch schon der Abschlußbericht ist, SCHADE, hätte Euch gerne noch weiter begleitet ;) ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo drhoette,

schönen Dank für diesen großartigen Bericht.

Als ich vor längerer Zeit den Escorial besuchte, habe ich in der Kirche (?) ein Kreuz gesehen, wo der gekreuzigte einen Lendenschurz trug, der wie Stoff aussah. Habe ich das richtig gesehen?
 
Hallo,

danke für den tollen Bericht! Claude hat Recht, damit stimmen wir uns schon gleich auf unseren nächsten Ausflug ein.

Claude: Du hast ja schon richtig ein Programm aufgestellt. Ich habe echt ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so zurückgehalten habe. Sorry!!!

Toledo muss toll sein. Dann schreiben wir auch einen Bericht!

Bis denn

Aina

Nun ja - was heißt Programm: erste Überlegungen. Das entscheiden wir vor Ort und in Abhängigkeit von den klimatischen Verhältnissen. Aber der Wetterbericht wurde in den letzten Tagen schon viel besser ...

Liebe Grüße
Claude
 
Hallo,

danke für den tollen Bericht! Claude hat Recht, damit stimmen wir uns schon gleich auf unseren nächsten Ausflug ein.

Claude: Du hast ja schon richtig ein Programm aufgestellt. Ich habe echt ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so zurückgehalten habe. Sorry!!!

Toledo muss toll sein. Dann schreiben wir auch einen Bericht!

Bis denn

Aina

Nun ja - was heißt Programm: erste Überlegungen. Das entscheiden wir vor Ort und in Abhängigkeit von den klimatischen Verhältnissen. Aber der Wetterbericht wurde in den letzten Tagen schon viel besser ...

Liebe Grüße
Claude

Ja, machen wir alles spontan. Das ist ja schon übermorgen. Morgen wird gepackt!

Bis dann

Aina
 
Als ich vor längerer Zeit den Escorial besuchte, habe ich in der Kirche (?) ein Kreuz gesehen, wo der gekreuzigte einen Lendenschurz trug, der wie Stoff aussah. Habe ich das richtig gesehen?

Das hast Du richtig gesehen. Das Kruzifix ist eines der Hauptwerke der italienischen Skulptur der Hochrenaissance. Geschaffen wurde es von Benvenuto Cellini - aus weißem Carrara-Marmor. Der Corpus ist aus einem Stück, bis auf die Arme.

Der Gekreuzigte ist gänzlich nackt dargestellt. Die Mönche des Escorial-Klosters brachten daher den Lendenschurz aus Stoff an.

Man munkelt, sie hätten sich nicht so sehr an der Nacktheit gestört, sondern daran, daß Cellini den Corpus als Beschnittenen zeigt.

http://de.wikipedia.org/w/index.php...ialCrucifijo.jpg&filetimestamp=20050204180135
 
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Hervorragender Bericht, danke vielmals!

Andalusien und Barcelona kenne ich einigermaßen, in die Mitte Spaniens habe ich es noch nicht geschafft. Dabei lohnt es sich offenbar, sich auch da einmal umzusehen.

Nochmals: Vielen Dank!
 
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