Rätseln, um das Rom-Gedächtnis zu trainieren

Ihr wisst natürlich, wem ich - am 3.6. - gedenken wollte. Nachdem ich jedoch heute bis jetzt im Forum nicht die Möglichkeit dazu gehabt hätte, habe ich mir den 1.6. ausgesucht. An diesem Tag vor 60 Jahren hatte die Schweizer Boulevardzeitung "Blick" die Falschmeldung vom Tod Johannes XXIII. gebracht. Sicherlich hatte damals jede dafür zuständige Redaktion bereits einen Nachruf auf den schwerkranken Papst verfasst, aber dem "Blick" geriet sie eben durch ein Versehen des Rotationsmaschinenmeisters zwei Tage zu früh, am Pfingstsamstag, 1.6.1963, auf die Titelseite. Nachdem es damals noch keine Sonntagsausgabe der Zeitung gab hatten sie auch keine Gelegenheit, den Fehler zu korrigieren. Am 3.6.1963 kam dann die Todesmeldung von Papst Johannes XXIII. und so war dann am 4.6.1963 der "Blick" die einzige Zeitung, die in zwei aufeinanderfolgenden Ausgaben den gleichen „Aufmacher“ hatte: "Ein grosser Papst ist gestorben".
Quelle: (runterscrollen) 60 Jahre BLICK


Am Pfingstmontag, den 3.6.1963 um 19.45 verstarb „il Papa buono“, der allseits beliebte Papst Johannes XXIII., dessen Tod allgemeine Bestürzung und große Trauer auslöste. Er war der Papst des "Aggiornamento", der in der katholischen Kirche "die Fenster weit aufmachen" wollte.


Auf einem sehr alten Dia, aus der Zeit, als man noch an den Gräbern in den Vatikanischen Grotten verweilen durfte, fand ich abgelichtet die Tomba von Johannes XXIII. .
 
Liebe Pasquetta,
vielen Dank für die schön bebilderte Auflösung und den Impuls zum Auffrischen der Erinnerungen.
 
Zum Verweilen in Rom wieder ein schöner Name, auch wenn dieser Gedenktag abweichend gefeiert wird. Bei mir steht er jedenfalls heute im Kalender, auch wenn „offiziell“ evtl. einer gleichen Namens gedacht wird, die Gefährtin anderer Verfolgter, nicht in Rom, war.

Mir gefällt der Gedanke von so etwas wie „Weiberaufstand“ in der frühchristlichen Zeit, bei dem diese aristokratische Römerin, mit Wohnsitz auf einem der Hügel Roms,

selbstbewußt auch einem großen Gelehrten der Kirchengeschichte

gegenübertrat, selbst wenn sie ihm freundschaftlich verbunden war.
Bei der Plünderung Roms durch die Goten wurde die Gesuchte schwer mißhandelt. Sie suchte mit ihrer, sie treu begleitenden, Schülerin Schutz in


war jedoch so schwer verletzt, dass sie einige Zeit später verstarb.

Heute ist eine Kirche und eine Straße in Rom nach ihr benannt und Eingang fand sie auch in einem Kunstwerk des 20. Jh.
 
Marcella von Rom stand am 28. Juni bei mir im Kalender. Vermutlich liegt für dieses Datum eine Verwechslung mit Marcella, der Mutter von Potamiana (Festtag 28.6.) vor. (Diesen Irrtum kann man auch im Wikipedia-Artikel entdecken, denn Hieronymus meint eindeutig Marcella von Rom.) Es überrascht mich immer wieder, was hinter solchen Heiligennamen steckt, die man/ich kaum kennt.

Ich vermute, @ColleMarina hat richtig getippt. Wenn man den Hügel Aventin hinab geht – man könnte dabei auch den Weg über die Via Marcella nehmen – und weiter über den Kleinen Aventin, an San Saba vorbei, zur Aurelianischen Mauer, dann kommt man zur Kirche Santa Marcella . Nun sind wir schon im Stadtviertel Ostiense, im Quartiere Miani – wer hat schon je davon gehört?

Marcella wohnte am Aventin, wie es für eine vornehme Römerin angebracht war.

Im Jahr 382 lud Marcella den antiochenischen Presbyter Hieronymus, der im Gefolge seines Bischofs Paulinus von Antiochia nach Rom gereist war, in ihr Haus auf dem Aventin ein. Sie hatte dort eine Bibliothek mit christlicher Literatur aufgebaut und leitete einen Gesprächskreis asketisch interessierter Christinnen der Oberschicht. „

Von Marcella ist so viel überliefert, da sie in regem Briefkontakt mit dem Gelehrten (später Kirchenvater) Hieronymus stand und er zwei Jahre nach ihrem Tod einen Nachruf über sie verfasste, den er ihrer treuen Gefährtin Principia sandte.

Mit „Weiberaufstand“ meinte ich, dass sich Marcella dem übermächtigen Hieronymus widersetzte als es um seine rigorosen Vorstellungen von Askese ging. Wer kennt nicht die Gemälde, die ihn abgemagert in der Wüste zeigen. Dorthin bzw. nach Bethlehem wollte Marcella ihm auch nicht folgen. Sie bleib in Rom und leitete auf einem ihrer Landgüter in der Umgebung von Rom zusammen mit ihrer Freundin Principia eine Frauengemeinschaft, wohnte aber weiterhin auf dem Aventin.


Bei der Plünderung Roms durch die Goten 410 wurde die damals achtzigjährige Marcella schwer misshandelt. Trotzdem bat sie die Plüderer, wenigstens Principia zu verschonen. Beide Frauen wurden nach San Paolo fuori le Mura gebracht (ich kann mir vorstellen, weil diese Kirche auf dem Weg von ihrem Landgut nach Rom lag). Einige Zeit später verstarb Marcella an ihren Verletzungen – auch wenn Hieronymus im Nachruf schreibt, sie sei „ohne krank zu sein, bei gesundem, unversehrtem Leibe im Herrn entschlafen“.
Eingang in die moderne Kunst fand sie in der Arbeit The Dinner Party der Künstlerin Judy Chicago , die ihr eines der 39 Gedecke am Tisch widmete.
,„Das Motiv ihres Tischläufers ist der Grundriss einer frühchristlichen Basilika; damit wird Marcellas Beitrag als Multiplikatorin und Organisatorin der Kirche von Rom gewürdigt: Sie machte die asketische Lebensform bekannt und gewann zahlreiche Frauen dafür.
Quelle/Zitate aus Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade, dass niemand mitgerätselt hat - wirklich eine interessante Frauengestalt! Danke trotzdem, liebe Pasquetta, dass du mal wieder ein Rätsel ausgepackt hast!
(Im Quartiere Miani hat übrigens Bevas Tochter mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern bis vor 5 Jahren gewohnt. Da wurde dann auch schon mal an der Kirche Santa Marcella geparkt.)
 
Bei mir waren sowohl Zeit und Lust als auch Intersse vorhanden, aber ich hatte außer dem Gotenüberfall keinerlei Anhaltspunkte wo ich suchen soll.
Aber herzlichen Dank für das Rätsel, mit dem wir wieder Neues über Rom erfahren haben.
 
Danke, liebe Pasquetta, für das neueste Rätsel.
Mir ging es gestern wie dentaria, ich hatte Lust und Interesse, suchte auf dem Aventin und las über die Goten in Rom, aber ich fand nichts was zu den Hinweisen passen wollte. Und ich habe auf weitere Hinweise gewartet, die nicht kamen.
Aber ich freue mich immer über neue Rätsel.
 
@dentaria
@Romitis
Danke für euer Intresse. Leider hatte ich keine weiteren passenden Fotos für das Rätsel. Ich habe gedacht, über "Hieronymus" und "Aventin" könnte man auf eine Spur kommen.
Mal schauen, was mir für ein weiteres Auffrischen des Rom-Gedächtnisses über den Weg läuft. Dann hoffentlich mit mehr oder eindeutigeren Hinweisen.
 
Ich war heute, an diesem so ziemlich heißesten Sommertag dieses Jahres, auf einem der römischen Hügel unterwegs, um dort ein wenig Abkühlung zu finden.

Dabei habe ich mir so meine Gedanken gemacht, dass sich auch aus Rom schon vor 1974 Jahren unter dem damaligen Herrscher



fähige Fachkräfte auf die Flucht ins Ausland begeben mussten. An wen habe ich da wohl gedacht?
 
In seiner wohl bekanntesten Tätigkeit ist er in einem interessanten Kunstwerk abgebildet.
Der Gesuchte hat etwas mit Napoleon gemeinsam.
 
Ich bin sicher, du meinst eine andere Person als ich, liebe @Simone-Clio. Meine war in der Herstellung von z.B. Sonnensegeln, die für Marktstände, im privaten Bereich oder für öffentliche Veranstaltungen benötigt wurden, tätig. Vor 1974 Jahren (also hier 49. n.Chr.) war es als Handwerk der Zeltmacher bekannt.
 
Alles klar, ich hatte bereits Bedenken, besonders in einem Punkt. Den anderen Lesern erfolgreiches weiterrätseln. Ich denke wir suchen ein Ehepaar. Man achte auf das Begleittier des "Rätsel-Kaisers"! ;)
 
Ich sehe gerade erst, dass du schon gestern den ersten Teil des Rätsels geschrieben hattest - jetzt brauche ich wegen des Datums nicht mehr an meiner Vermutung zu zweifeln. ;)
Ich denke wir suchen ein Ehepaar.
Das denke ich auch, und zwar eines, das sich dann in Griechenland niederließ, stimmt's?
Der Name der Frau ähnelt dem einer Heiligen, der in Rom eine Kirche geweiht ist.
 
Eine Geschichte aus dem Neuen Testament wird uns wohl weiterhelfen.
 
Hier nun die verzögerte Auflösung, die eigentlich zum gestrigen Gedenktag der Tagesheiligen gehört, aber die aktuelle Hitze verlangsamt so ziemlich alles. ;)

Über die heilige Priska (oder Priszilla) und Aquila, ihren Ehemann, weiß man vor allem aus der Apostelgeschichte und den Briefen des Apostels Paulus. Aquila war ein in der heutigen Türkei geborener Jude, seine Frau Priska lernte er in Rom kennen, so dass man annimmt, dass sie Römerin war. Man verortet sie, die beide das niedrige Handwerk der Zeltmacher ausübten, auf den Aventin, vermutlich dort, wo sich unter der Kirche Santa Prisca (die eigentlich einer Prisca von Rom geweiht ist) die Überreste römischer Häuser befinden.


Priska und Aquila bekehrten sich vermutlich noch in Rom zum Christentum und mussten im Jahre 49 auf Grund einer Verordnung von Kaiser Claudius (alle Juden, die Anhänger von Christus waren, mussten die Stadt verlassen) aus Rom weggehen.


Ein besseres Foto von Kaiser Claudius habe ich leider nicht; in der Sala Rotonda der Vatikanischen Museen richtet man - so wie auch ich - den Blick mehr auf die vergoldete Bronzestatue des Herakles als auf die des Kaisers Claudius, dargestellt als Jupiter.


Priska und Aquila zogen nach Korinth und arbeiteten auch dort als selbständige Zeltmacher, d.h. sie fertigten vor allem Sonnensegel an für Markstände, den privaten Bedarf oder für öffentliche Veranstaltungen wie Theateraufführungen. In Korinth freundeten sie sich mit Paulus an, der ebenfalls als Zeltmacher in ihrer Werkstatt mitarbeitete. Das Handwerk der Zeltmacher war gering geschätzt, vermutlich haben sie nicht in einem Haus gewohnt, dass ein so schönes Mosaik besaß wie dieses aus einer „villa romana“.


Anscheinend war vor allem Priska „geschäftstüchtig“ und unterstützte auch eifrig Paulus in seinem Wirken, Gemeinden aufzubauen. Als Paulus nach 1,5 Jahren nach Ephesus weiterzog begleiteten ihn die Eheleute und ließen sich ebenfalls in Ephesus nieder.


Ihre Werkstatt wird wohl nicht an der schönen Markstraße gelegen haben, aber ihr Haus wurde schnell zum Treffpunkt und wichtigen Versammlungsort der neuen Gemeinde.


Kleine Anmerkung zum Großen Theater:
Im großen Theater von Ephesos soll der Apostel Paulus die in der Apostelgeschichte des Lukas geschilderte Szene mit den Devotionaelienhändlern des Artemistempels erlebt haben.
aus der Apostelgeschichte:
Der Aufruhr des Demetrius ... Groß ist die Artemis der Epheser!
Ja, schon damals ging's um Wohlstand und das rege Verkaufen von "Reiseandenken" an die Pilger. Goethe sah es mal von der anderen Seite, der des Silber-(oder Gold-)schmiedes: Groß ist die Diana der Epheser. ;)

Zurück zu Priska und Aquila.
Nach dem Tod von Kaiser Claudius im Jahr 54 konnten die vertriebenen Juden und Judenchristen wieder nach Rom zurückkehren, so auch Priska und Aquila. Auch dort wurde ihr Haus wieder Treffpunkt der Christengemeinde, was sicher im Sinne von Paulus war. Über ihren Tod weiß man nichts Genaues.

Paulus bezeichnet Priska und Aquila in seinen Briefen als seine Freunde und Mitarbeiter, die für ihn auch ihr Leben riskiert hätten. An mehreren Stellen seiner Briefe nennt er Priska vor ihrem Mann, was darauf hinweist, dass sie eine größere Bedeutung in der Gemeinde hatte, aber von Aquila unterstützt wurde. So lautet der Gruß im Römerbrief (Röm 16,3-4): „Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mich ihr eigenes Lebens aufs Spiel gesetzt haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der Heiden sind ihnen dankbar.“
„Frauenpower“ in der Antike...

Danke für das freundliche Interesse und Mitraten!
 
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Es braucht nicht gerätselt zu werden, aber an diesem denkwürdigen - 650. Todes- - Tag bin ich doch in Rom unterwegs, um wieder einmal an eine starke Frau zu erinnern, die selbst im "finsteren Mittelalter" sich nicht den Mund verbieten ließ und Königen und Päpsten mutig gegenüber trat. Heute vor 650 Jahren starb sie in Rom in ihrem Haus an der Piazza Farnese.


1999 wurde Birgitta von Schweden zur Patronin Europas erklärt


und im Sinne des europäischen Gedankens kann es nicht schaden, heute auch an die beiden anderen Schutzpatroninnen Europas zu denken.

 
Ferragosto – Gelegenheit, wieder einmal einen Spaziergang durch Rom zu machen. Meine Begleitung erzählt davon zwar zu einem späteren Zeitpunkt, aber man muss ja nicht warten bis in gut zwei Wochen der meterologische Herbst beginnt. ;)

„Wir haben es nicht gut gemacht“ heißt es ziemlich am Schluß des Briefwechsels der Beiden, die letzten Endes nicht zusammenkommen und -bleiben konnten. In diesem Briefwechsel tauchen immer wieder Namen von Personen auf, mit denen sie bekannt waren, mit denen sie zusammentrafen, auch in Rom, wie dort z.B. in der Deutschen Bibliothek, dem Goethe-Institut.

Über eine der Personen, die bei einer Veranstaltung auch dort war, und deren Werk wird im Briefwechsel dann die etwas „despektierliche“ Einschätzung gefällt, dass es zwar „gut gehandwerkt“ ist, aber von der Art Literatur, die „wegen Überflüssigkeit streng bestraft werden müsste“. Seinerzeit wurden ihre Romane und Erzählungen aber fleißig gelesen. Auch ich habe eine Reihe davon im Regal stehen, auch wenn mir ihr Stil nicht sonderlich zugesagt hat. Aber was liest man nicht alles, selbst wenn es nur im weitläufigstens Sinne „aus Rom kommt“.

Auf wessen Spuren bin ich nun in Rom unterwegs? Machen wir einen Spaziergang, dort, wo sie einige Jahre gelebt hat und von dem sie einen Tag mit all den Begegnungen, Überlegungen und Erinnerungen erzählt hat.

Von der Terrasse ihrer Wohnung hat sie im Blick


Der Morgenspaziergang führt sie hinauf nach

Wenn sie es schafft, ein gewisses Arbeitspensum bis mittags zu bewältigen,


dann darf sie am Nachmittag ans Meer fahren.


Von dort aus geht es dann später weiter – vorbei an


um eine Bekannte auf der Durchreise zu treffen.

Der Abendspaziergang führt wieder hinauf

um dort eine Postkarte in den Briefkasten zu werfen – auf Google Street View kann ich keinen entdecken, ich meine mich jedoch zu erinnern, dass es früher dort oben tatsächlich einen roten Briefkasten gab,
und zum Tagesabschluß ein Blick vom Garten


und auf das Orangenbäumchen


bevor es dann zurück nach Hause geht.
 
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