Der Feiertag ist vorbei und ihr habt es natürlich erraten, mit wem ich diesmal in Rom unterwegs war;
complimenti!
Der Spaziergang an einem
Septembertag führte von ihrer Wohnung auf dem Aventin, von deren Terrasse sie
die Pyramide und die Vorhalle von San Saba im Blick hatte. Der Morgenspaziergang führt sie hinauf nach
Sant'Anselmo. Wenn sie es schafft, ein gewissen Arbeitspensum bis mittags zu bewältigen - bis zum
Kanonenschuß vom Gianicolo -, dann darf sie am Nachmittag ans Meer fahren - über
die Viale Cristofero Colombo nach Ostia Lido. Von dort aus geht es – vorbei an den
Ausgrabungen von Ostia (und der
Schafherde - hier mit dem Gedanken "Schäfchen zur rechten, hast was zu fechten" wegen der Unterredung, die ihr bevorsteht) zum
Flughafen, um eine Bekannte, die auf der Durchreise war, zu treffen.
Der Abendspaziergang führt wieder hinauf
auf den Aventin, um dort eine Postkarte an ihren Sohn in den Briefkasten zu werfen. Bevor sie wieder in die Wohnung zurückkehrt noch ein Blick vom
Garten neben Sant'Alessio und auf
das Orangenbäumchen bei Santa Sabina.
Die Rede ist natürlich von
Luise Rinser. Ich bin bei der Lektüre des
Briefwechsels Bachmann/Frisch wieder auf sie aufmerksam geworden.
Quelle/Zitat aus "Bachmann/Frisch, Wir haben es nicht gut gemacht, Briefwechsel"S. 232 – Brief 130, 3.3.1961
Nämlich es war ein Abend in der Bibliothek, Rinser. Hat wie ein Mädchen dagestanden, auf Distanz lecker, hat sehr gut gelesen, Literatur, katholisch vergrösserte Niedlichkeit, gut gehandwerkt, Literatur von jenen 97 %, deren Anfertigung wegen Ueberflüssigkeit streng bestraft werden müsste. Aber was denn mache ich?
Wenn man so ihre Biographie liest, dann könnte man meinen, sie sei schon eine recht "schillernde" Persönlichkeit gewesen (auch was ihre Freundschaften betraf), neben Erfolgs- auch Schattenseiten-
... hatte sie doch (wie andere auch) Teile ihres Lebens ausgeblendet, verdrängt, kleingeredet, verfälscht.
... als sie fürs höchste Staatsamt auf den Schild gehoben wurde?
Hätte man sie sich als Bundespräsidentin vorstellen können? (Wohl eher nicht

.) Von den Grünen wurde sie 1984 als Kandidatin vorgeschlagen...
Immerhin sind die Werke von Luise Rinser vielfach verlegt und gelesen worden und brachten ihr soviel Geld ein, dass sie sich ab 1965 nach Rocca di Papa in ihr selbst entworfenes Anwesen/Haus zurückziehen konnte. Vorher hatte sie ab 1959 in Rom gelebt.
Es war mir eine Freude, dass ihr mitgeraten habt, danke dafür.