Italien: Draghi und die große Koalition

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

In Italien droht die Regierung des parteilosen Ministerpräsidenten Mario Draghi an einer Vertrauensabstimmung zu zerbrechen. Die mitregierende Fünf-Sterne-Bewegung kündigte am späten Abend an, sie werde am heutigen Donnerstag dem Votum im Senat fern bleiben. Parteichef Giuseppe Conte sagte, die Regierung müsse mehr im Kampf gegen die wachsenden sozialen Probleme unternehmen.

Der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, hatte zuvor angekündigt, er werde Draghi nicht länger unterstützten, sollte Fünf Sterne die Koalition verlassen. Eine vorgezogene Wahl sei die beste Lösung. Auch die Demokratische Partei sei nicht bereit, ohne die Fünf Sterne eine neue Regierung zu bilden, verlautete aus Parteikreisen. Draghi selbst hatte seinen Rücktritt angekündigt, sollte Fünf Sterne die Koalition aufkündigen.

"Wir werden uns an der Abstimmung morgen nicht beteiligen", erklärte Conte. "Wir sind absolut zum Dialog bereit, um unseren konstruktiven Beitrag für die Regierung und für Draghi zu leisten. Aber wir sind nicht bereit, einen Blankoscheck auszustellen." Bei der Abstimmung geht es um ein Konjunkturpaket, das Familien und Unternehmen bei der Bewältigung der Energiekrise unterstützen soll. Conte hatte vergangene Woche eine Reihe politischer Forderungen präsentiert und ihre Erfüllung zur Bedingung für den Verbleib in der Koalition gemacht. Am Mittwoch kam die Spitze seiner Partei zu Beratungen zusammen.

Siehe auch:
 

Seit Wochen kritisiert die Führung der Fünf-Sterne-Bewegung die Prioritäten der Regierung bei der geplanten Verteilung der Hilfsgelder. Die Partei fordert großzügigere finanzielle Entlastungen für Familien und Unternehmen, die von den hohen Energiekosten besonders betroffen sind. Für eine weitere Auszahlung eines garantierten Monatsgehalts an jene, die keine Arbeit finden können, tritt die Fünf-Sterne-Bewegung ebenfalls ein.

und


und


In der EU werde die Entwicklung in Italien mit Besorgnis und Erstaunen verfolgt, sagte der Wirtschaftskommissar und früherer Ministerpräsident von Italien, Paolo Gentiloni. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei Zusammenhalt und Stabilität notwendig, führte der Kommissar aus.
 

... es nun weiter gehen soll. Draghi könnte auch seinen Rücktritt einreichen. Der Grund: Die 5-Sterne-Bewegung ist der Vertrauensabstimmung im Senat ferngeblieben.

Draghi ist unmittelbar nach Bekanntwerden des Ergebnisses zu Staatspräsident Sergio Mattarella aufgebrochen. Insidern zufolge könnte er dort seinen Rücktritt einreichen.
Draghi hat nämlich schon vor der Abstimmung angekündigt, dass er diese Regierung nur mit den 5-Sternen weiterführen will.
5-Sterne-Bewegung der Abstimmung ferngeblieben
Die Senatoren der 5-Sterne-Bewegung sind der Abstimmung im Senat am Donnerstagnachmittag aber ferngeblieben.
Nun bleibt abzuwarten, was das Gespräch zwischen Draghi und Mattarella bringt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zusatz:


Das Dekret sieht Milliardenhilfen und Investitionen für Familien und Unternehmen vor. Die Fünf Sterne fordern aber mehr Geld. Conte sieht außerdem Forderungen wie die Einführung eines Mindestlohns nicht erfüllt. »Wir sind absolut zum Dialog bereit, um unseren konstruktiven Beitrag für die Regierung und für Draghi zu leisten. Aber wir sind nicht bereit, einen Blankoscheck auszustellen«, hatte Conte vor der Abstimmung gesagt.

In der ersten Hälfte des kommenden Jahres wird in Italien regulär ein neues Parlament gewählt. Neuwahlen könnten zwar auf den Herbst vorgezogen werden. Dies wäre jedoch ungewöhnlich, weil in dieser Zeit traditionell der Haushalt vorbereitet wird, der bis Ende des Jahres verabschiedet werden muss.
 

Das Treffen hat um 18.15 Uhr begonnen, wie sein Büro in Rom mitteilte.
Der Regierungschef war zuvor für ein einstündiges Gespräch bei Staatschef Sergio Mattarella. Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, habe der 74 Jahre alte Ex-Chef der Europäischen Zentralbank bei Mattarella kein Rücktrittsgesuch eingereicht habe.
Draghi dürfte nun festlegen, wie und ob er weiterregieren will. Die seit Tagen wabernde Krise erreichte am Donnerstag einen neuen Höhepunkt. Die mitregierende Fünf-Sterne-Bewegung blieb einer wichtigen Parlamentsabstimmung im Senat fern. Damit verzichtete sie auch darauf, Draghi das Vertrauen auszusprechen.
 
Nun also doch!


&


&

 

Italiens Sozialdemokraten gehen trotz der Rücktrittsankündigung von Draghi weiter von einer Zukunft mit ihm aus. "Wir arbeiten für ein Draghi Zwei, um die Arbeit am Corona-Wiederaufbauplan, dem Haushaltsgesetz und der Lage in der Ukraine in den kommenden Monaten abzuschließen", schrieb Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi von der Splitterpartei Italia Viva auf Twitter.

Die rechtsextremen Fratelli d'Italia forderten dagegen vorgezogene Wahlen. Diese hatte auch die rechte Regierungspartei Lega von Matteo Salvini in der Vergangenheit nicht ausgeschlossen.
 
Ich bringe folgende Nachricht mal hier unter:

Regierungskrise in Rom - Steinmeier-Reise nach Italien fällt aus

Die Regierungskrise in Rom hat auch Folgen für die Reisepläne von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er wollte sich eigentlich am Dienstag und Mittwoch kommender Woche mit seinem italienischen Amtskollegen Sergio Mattarella an dessen Ferienort am Lage Maggiore treffen. Die Reise fällt nach Angaben des Bundespräsidialamts aber aus, weil Mattarella in Rom bleiben muss. Dort suchen die Parteien nach einem Ausweg aus der Regierungskrise. Dabei spielt auch der Staatschef eine wichtige Rolle.
 

... Aufgabe als Krisenmanager zu.

Wie Mattarella in der aktuellen Regierungskrise vorgehen wird, ist noch unklar. Eine neue Regierungsmehrheit im Parlament ohne die Fünf-Sterne-Bewegung, die Draghi nicht mehr unterstützen will, auf die Beine zu stellen, könnte sich als kompliziert erweisen. Der Sizilianer wird all sein diplomatisches Geschick aufwenden müssen, um Italien ein langes politisches Vakuum und vorgezogene Parlamentswahlen in Zeiten der Pandemie, der Energiekrise und hoher Inflation zu ersparen.

Sollte Draghi nicht mehr weitermachen, wäre Mattarella gezwungen, Neuwahlen im Oktober auszurufen, die in Italien ungewöhnlich sind, weil diese sich mit der Ausarbeitung und Verabschiedung des Budgetgesetzes für das nächste Jahr überschneiden würden.
 

Regulär finden kommenden Frühjahr die nächsten Parlamentswahlen statt, nun stehen aber auch vorgezogene Neuwahlen im Raum. Davon besonders profitieren könnten die "Fratelli d'Italia", die "Brüder Italiens". Laut Umfragen sind sie momentan die stärkste Kraft im Land. Die Partei mit neofaschistischen Wurzeln ist gerade in der Opposition, doch Chefin Giorgia Meloni ließ schon verlauten, dass sie bereit zum Regieren sei. Auch die Lega wittert ihre Chance, für die "Forza Italia" wäre der vorzeitige Gang zur Wahlurne ebenfalls eine Möglichkeit .

Ganz anders sehen das die regierenden Sozialdemokraten und die Kleinpartei "Italia Viva" des ehemaligen Regierungschefs Matteo Renzi. Sie geben Draghi Rückhalt, denn angesichts der gegenwärtigen Probleme müsse Italien so schnell wie möglich aus der dramatischen Spirale herauskommen. Alles andere wäre verantwortungslos.

und

... Ministerpräsident seit der italienischen Einigung vor 160 Jahren.
 

... Mitte-Rechts-Parteien erklärten am Freitag, dass sie kaum Chancen für eine weitere Zusammenarbeit mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung sehen. Die Sozialdemokraten (PD) und die Splitterpartei Italia Viva signalisierten wiederum ihre Unterstützung für Draghi, eine neue Regierung zu bilden. Die rechtsextreme Oppositionspartei Fratelli d'Italia forderte Neuwahlen.

In einem Schreiben von Matteo Salvinis rechter Partei Lega und Silvio Berlusconis konservativer Forza Italia hieß es: "Nach dem, was passiert ist, will Mitte-Rechts Klarheit und nimmt zur Kenntnis, dass es nicht mehr möglich ist, auf die Fünf-Sterne-Bewegung zu zählen." Die Parteien wollen sich Draghis Pläne nun aufmerksam anhören, hieß es. Draghi will sich am kommenden Mittwoch im Parlament erklären.
 


Mario Draghi hat das Amt des Ministerpräsidenten nicht übernommen, um sein Ego zu stärken oder weil er karrieregeil ist. Das hat der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank nicht notwendig. Er war auf der Karriereleiter ganz oben und ist trotzdem in den politischen Ring gestiegen, weil er seinem Land dienen wollte; aus Liebe zu seiner Heimat – für viele Italiener der Retter des Vaterlandes.


Nur mit Mario Draghi war es möglich, dass das Land die europäischen Wiederaufbaupläne erhalten hat. Sein guter Ruf hat Italien wieder kreditwürdig gemacht. Und Draghi ist es in seinen 7 Monaten Amtszeit gelungen, Italien wieder flottzuma- chen. Die Italiener waren auf dem besten Weg, als drittgrößte Wirtschaftskraft in Europa (nach Deutschland und Frankreich) wieder Fahrt aufzunehmen und Erfolge einzufahren.

Der Einfluss von Draghi auf die europäische und internationale Politik ist wichtig, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Putin frohlockt in Moskau; Conte könnte ihm einen der gewieftesten Gegner abgeschossen haben.

Conte schadet mit seiner Aktion also nicht nur Italien. Conte schadet mit dieser Aktion Europa. Conte schadet damit dem Weltfrieden.

Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Es ist ein großer Segen, dass Sergio Mattarella im Amt geblieben ist. Der Staatspräsident hat sehr klug den Rücktritt von Draghi abgelehnt und hat auf eine erneute Debatte im Parlament verwiesen. Damit besteht die Chance, dass bis zum Mittwoch die Wogen geglättet werden können.
 

„Wir, die Bürgermeister, die jeden Tag aufgerufen sind, die Probleme unserer Bürger zu bewältigen, bitten Mario Draghi, dem Parlament die Gründe zu erläutern, die eine Fortsetzung der Regierungsmaßnahmen erforderlich machen. In gleicher Weise“, so heißt es in dem offenen Brief weiter, „fordern wir alle politischen Kräfte im Parlament, die in den vergangenen anderthalb Jahren die Mehrheit gebildet haben, nachdrücklich auf, an das Gemeinwohl zu denken und das Interesse des Landes vor jenes der Partei zu stellen. Es ist ihre Pflicht, die begonnene Arbeit zu einem für die Menschen und Unternehmen in Italien schicksalhaftem Zeitpunkt zu Ende zu bringen. Sollten sie dies nicht tun, würden sie eine historische Verantwortung vor Italien und Europa und vor den künftigen Generationen übernehmen.“

Der offene Brief ist unterzeichnet von: Luigi Brugnaro (Bürgermeister von Venedig), Marco Bucci (Genua), Antonio Decaro (Bürgermeister von Bari und Präsident von Anci), Michele De Pascale (Bürgermeister von Ravenna und Präsident von Upi), Giorgio Gori (Bergamo), Roberto Gualtieri (Rom), Stefano Lo Russo (Turin), Dario Nardella (Bürgermeister von Florenz und Koordinator der Großstädte), Maurizio Rasero (Asti), Matteo Ricci (Bürgermeister von Pesaro und Präsident von Ali), Beppe Sala (Mailand).
 

... Italien die Zusammenarbeit mit Algerien in verschiedenen Bereichen, darunter Umwelt und Wirtschaft, ausbauen.
 

„Auch wenn Ende September gewählt würde, bräuchte es 3 Wochen, um die Parlamentskammern und mindestens weitere 2 Wochen um die Regierung zu bilden“, warnte der frühere Chef der mitregierenden Fünf-Sterne-Bewegung, die am Donnerstag die politische Krise verschärfte, als sie der Regierung das Vertrauen im Senat nicht aussprach. Laut Di Maio könnte das Land in der Zeit der Regierungsbildung keine Gesetze und den Haushalt auf den Weg bringen. Auch die wichtigen EU-Milliarden für den Corona-Wiederaufbaufonds stünden auf der Kippe. Italien muss dafür nämlich zunächst vorgegebene Ziele in Form von Reformen umsetzen
 

Ein am Sonntag geplantes Treffen der 5-Sterne-Parlamentarier zu Beratungen über die politischen Entwicklungen, wurde auf den heutigen Montagnachmittag verschoben.

In der Bewegung scheiden sich die Geister: Ein Flügel um Parteichef Giuseppe Conte drängt auf einen Austritt aus der Regierungskoalition, was zu Neuwahlen am 25. September, oder am 2. Oktober führen würde. Ein gemäßigterer Flügel um den Minister für die Beziehungen zum Parlament, Federico D'Incá, bemüht sich um einen Verbleib der „Cinque Stelle“ in der Koalition.

Mehr als 1000 Bürgermeister haben inzwischen an Draghi appelliert, im Amt zu bleiben. „Die Regierung muss weitermachen“, heißt es in einer Petition, die bis Sonntag von Bürgermeistern aus dem ganzen Land unterschrieben wurde. Draghi solle seinen Rücktritt überdenken und das Land durch die derzeit schwierigen Zeiten lenken. Die Bürgermeister unter anderem aus Rom, Florenz und Venedig kritisieren in der Petition vor allem das „unverantwortliche Verhalten“ der 5-Sterne-Bewegung.
 

Interessiert an einem schnellen Ende der Legislaturperiode ist eigentlich nur Giorgia Meloni, die Chefin der oppositionellen Fratelli d'Italia. Die Postfaschisten stehen in den Umfragen so hoch wie noch nie, je nach Meinungsforschungsinstitut sind als Nummer eins oder Nummer zwei im Land.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben