Italien: Draghi und die große Koalition

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Etwas detaillierter:

 
Aus dem verlinkten Artikel (ganz am Ende):
Das Grundproblem ist politischer Natur: Italien hat immer wieder auf technokratische Regierungen gesetzt, wenn sich die Politiker in die Sackgasse manövriert hatten. Die parteilosen Übergangsmachthaber sorgten aber nur für Verschnaufpausen. Solange sich niemand findet, der nachhaltig demokratisch legitimiert für eine vernünftige Wirtschaftspolitik sorgt, setzt sich der schleichende Abstieg Italiens fort. Die große Chance der Milliarden-Überweisungen aus Brüssel wäre damit verspielt.

Aber jedenfalls freut es mich, dass der Artikel hier nun ohne Bezahlschranke greifbar ist. Denn das war mir gestern noch misslungen.
 
(...) jedenfalls freut es mich, dass der Artikel hier nun ohne Bezahlschranke greifbar ist. Denn das war mir gestern noch misslungen.

Ich war auch einigermassen überrascht den Artikel ohne Bezahlschranke vorzufinden. Hoffentlich hält dieser Zustand an.
 

Die Parteien befinden sich im Hinblick auf die Parlamentswahlen im nächsten Frühling bereits im Wahlkampfmodus, und vor allem die beiden rechten Koalitionspartner – die Lega von Salvini und die Forza Italia von Berlusconi – haben wenig Lust, ihre Wähler mit harten Maßnahmen gegen die Steuerhinterziehung zu vergraulen.
 

Di Maio will laut Medienberichten nun Unterstützerinnen und Unterstützer seines Lagers aus der Fünf-Sterne-Bewegung in die neue Partei Insieme per il futuro (Gemeinsam für die Zukunft) mitnehmen. Um diese Parlamentariergruppe im Senat und der Abgeordnetenkammer gründen zu können, muss er eine Mindestanzahl an Parlamentariern erreichen. Medienberichten zufolge sagten ihm bereits 60 Sterne-Parlamentarier zu.
 
Vgl. dazu auch:
Die Regierung hat gehalten, die größte Regierungspartei ist zerfallen. Ministerpräsident Mario Draghi bekam in der kleineren Parlamentskammer zwar die erwünschte breite Unterstützung für seine Ukrainepolitik. Aber am späten Dienstagabend verkündete Außenminister Luigi Di Maio den Austritt aus der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung und die Gründung einer neuen Partei mit dem Namen „Insieme per il futuro“ (Gemeinsam für die Zukunft). Die Fünf Sterne hatten bei den Parlamentswahlen vom März 2018 mit rund 33 Prozent der Stimmen triumphiert, und sie stellten in der mittlerweile dritten Koalitionsregierung in Rom jeweils die meisten Parlamentarier. Bisher.
 
Vermehrt liest und hört man dazu auch folgende Spekulation, wie z.B. hier:
Bei den jüngsten Gemeindewahlen brachen die Ergebnisse völlig ein. Möglicherweise hat Di Maio einen Anlass gesucht, um das "sinkende Schiff" zu verlassen und sein Heil in einer neuen Partei gesucht.
Hintergründig gibt es eine weitere denkbare Motivation für Di Maios Entschluss. Bei den "Fünf Sternen" ist die Amtszeit von Mandatsträgern auf zwei Legislaturen begrenzt und das träfe am Ende der Legislatur auch Di Maio selbst.

 
Auch ich halte Di Maios Agieren für nicht unmaßgeblich genau dadurch motiviert.

Ob es ihm allerdings wirklich den gewünschten Erfolg bringen wird? Denn immerhin wird die Parlamentswahl 2023 gemäß dem Verfassungsreferendum 2020 nur noch 400 Abgeordnete "in Lohn und Brot" bringen. Also nur noch rd. 63,5 % der derzeitigen 630 Sitze:
Die abzustimmende Verfassungsänderung sah die Verringerung der Zahl der gewählten Mitglieder der Abgeordnetenkammer von 630 auf 400 und des Senats von 315 auf 200 vor.
Die Verfassungsänderung wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen.
 

... sondieren und Vorschläge für ein weiteres Vorgehen erarbeiten soll. Beim nächsten regulären Gipfel im Oktober solle dann auf Spitzenebene über das Thema geredet werden.
 

...ario Draghi. Der Italiener reist überraschend vorzeitig nach Rom zurück.
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hat den Nato-Gipfel in Madrid vorzeitig verlassen. Der parteilose Regierungschef werde am Donnerstag an einer Kabinettssitzung seiner Mehrparteienregierung in Rom teilnehmen, teilte sein Amtssitz am Mittwochabend mit. Beim Nato-Gipfel lässt sich Draghi von Verteidigungsminister Lorenzo Guerini vertreten. Nach Medienberichten sind Spannungen innerhalb der Regierung Grund für die überraschende Rückkehr.

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Zuletzt bearbeitet:

Er sei zuversichtlich, dass die 5-Sterne-Bewegung weiterhin seine Regierung unterstützen werde, wie ihr Parteichef, der ehemalige Ministerpräsident Giuseppe Conte, bestätigt habe.

„Ich bin optimistisch, die Regierung ist nicht gefährdet und sie wird nicht ohne die 5-Sterne-Bewegung weitermachen müssen“, sagte Draghi, der eine Regierungsumbildung ausschloss. Der Erfolg der Regierung sei auf die „Großzügigkeit“ der breiten Mehrheit der nationalen Einheit zurückzuführen, die hinter ihr stehe. Draghi bestritt, dass er im Gespräch mit 5-Sterne-Gründer Beppe Grillo diesen aufgerufen habe, Conte als Parteichef aus dem Amt zu drängen, weil dieser sich kritisch über den Regierungskurs in Sachen Ukraine-Konflikt geäußert hatte.

Draghi dementierte auch, dass er sich an den nächsten Parlamentswahlen beteiligen könnte. Dies sei das erste und einzige Kabinett unter seiner Führung, es werde keine zweite Regierung Draghi geben, betonte der Premier. Er sei auch nicht bereit, ein Kabinett mit einer anderen Mehrheit zu führen. Draghi würdigte die Wichtigkeit der 5-Sterne für seine Regierung, vor allem bei der Umsetzung der ökologischen Agenda.

Die Spannungen unter Mitte-links- und Mitte-rechts-Parteien in seiner Koalition über heikle Themen wie Liberalisierung des Cannabis-Anbaus zum Privatkonsum und Einbürgerung von Migrantenkinder würden seine Koalition nicht schwächen, versicherte der Premier.
 

Italien muss derzeit viele Negativ-Schlagzeilen ertragen. Gestern hat die Regierung in Rom in fünf Regionen den Notstand wegen Dürre ausgerufen. Bei einem Gletscherabbruch in den Dolomiten sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Und die noch immer hohe Verschuldung Italiens erinnert viele Beobachter schon an die Schuldenkrise vor zehn Jahren. "Die Schuldenberge in Italien sind nach wie vor sehr, sehr hoch", warnt Volkswirt Marco Wagner von der Commerzbank. "Wir haben eine Staatsverschuldung von rund 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und die Maastricht-Grenze liegt bei 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Italien liegt ganz deutlich darüber."
 
 
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