"Ich will zur schönen Sommerszeit
ins Land der Franken fahren ..."
so heißt es in einem, in dem Frankenlied. Das und das Erinnern an warme Sommersonnentage soll helfen, ein wenig dem derzeitigen trüben November, wenigstens in Gedanken, zu entfliehen. Außerdem wurden hier schon mehrmals die Schönheiten Frankens beschrieben und wunderschön bebildert, so dass auch ich meinen - bescheidenen - Teil dazu beitragen möchte.ins Land der Franken fahren ..."
Auf den Spuren der Schönborns
und ihrer Baumeister
in Franken
und ihrer Baumeister
in Franken
Wo Franken liegt, das wissen wir. Aber wer waren die Schönborns und ihre Baumeister? Das heraus zu bekommen und Teile des schönen Frankenlandes kennen zu lernen, dazu nehmen wir das Angebot der diesjährigen Fahrt des hiesigen Ortskuratoriums der DSD gerne an und sind gespannt, was wir dabei entdecken werden.
Am Dienstag, 31.07.2012 frühmorgens bringt uns der ICE vom quirligen Hauptbahnhof in Frankfurt
– nach einer stressigen U-Bahn-Fahrt: 13 Minuten Verspätung, schaffen wir es noch rechtzeitig zum Treffpunkt? ja, und auch der Zug nach Würzburg hat Verspätung - in einer guten Stunde nach Würzburg. Dort steigen wir in den Regionalzug nach Bamberg um und befinden uns schon mitten in Franken: weite hügelige Landschaft breitet sich neben der Bahnstrecke aus, kleine Ortschaften - erster Hinweis: die typisch fränkischen, spätgotischen „Echter-Spitzen“, benannt nach dem Fürstbischof Julius Echter, die noch viele Kirchtürme des ehemaligen Fürstenbistums Würzburg zieren.
In Bamberg weint der Himmel ein paar Tränen, was uns aber nicht weiter stört, denn wir werden mit dem Bus zum Domplatz hoch gefahren. Und schon scheint wieder die Sonne auf den weiten Platz, die Residenz und den Dom, dessen 1000jähriges Bestehen (des ersten Doms) dieses Jahr – auch von entsprechend vielen Touristen - gefeiert wird.
Der weite Domplatz eingerahmt von Dom, Alte Hofhaltung mit der Schönen Pforte und Neue Residenz, wird nicht umsonst als einer der schönsten Plätze Deutschlands bezeichnet und repräsentiert über sechs Jahrhunderte Kunst und Geschichte. Hier auf dem Domberg stand die Burg der Babenberger, hier baute Heinrich II. den ersten Dom und hier stand die Kaiser- und Bischofspfalz.
Die Alte Hofhaltung – mit ihrer mächtigen Renaissancefassade, mit Fenstererker und Treppengiebel und der Schönen Pforte wie ein Triumphbogen.
Über dem Mittelbogen: die Muttergottes, hinter ihr das Dommodell, getragen vom Stifter Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde, neben ihnen die Patrone des Domes, der hl. Petrus und der hl. Georg. Seitlich lagern ein Mann und eine Frau – Allegorien für die beiden für Bamberg wichtigen Flüsse: der Main – träge, wie der ruhende Hund an der Seite des Mannes - und die Regnitz – lebhaft, wie das spielende Kind bei der Frau.
Die Neue Residenz – zu Beginn des 17. Jh. im Renaissancestil begonnen. 1695 treten dann „die Schönborns“ auf: Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, dem wir auf unserer Fahrt durch Franken immer wieder begegnen werden, lässt den älteren Teil der Residenz umbauen und plant, den Domplatz mit einem repräsentativen Neubau einzurahmen. Dabei hatte er dem Domkapitel bei seiner Wahl schriftlich zusichern müssen, keine kostspieligen Neubauten errichten zu lassen. Aber nicht umsonst sagte man, der Fürstbischof sei vom „Bauwurm“ befallen. Angeblich äußerte er sich selbst so dazu: „Das Bauen ist eine Lust und kostet viel Geld, aber einem jeden Narren seine eigene Kappe gefällt.“ Das könnte für die ganze Familie Schönborn stehen, die Franken mit vielen herrlichen Barockbauten beglückte. 1697 erklärte der Papst die schriftliche Zusicherung Schönborns für ungültig und Lothar Franz konnte die Residenz bauen lassen. Die Pläne dazu erstellte der Hofarchitekt Leonhard (Johann) Dientzenhofer.
Die Bamberger Residenz wirkt im Vergleich zu anderen Barockbauten fast streng, nur Portal und Dachausbauten setzen Akzente. Bis auf den vierstöckigen Eckturm sind alle Flügel dreigeschossig. Als Baumaterial wurde nur bester Sandstein aus der Gegend verwendet. Für das Dach wurde Schiefer aus Thüringen verarbeitet, ein teures Material, das für Schlösser und wichtige Kirchen verwendet wurde.
Der Dom – aus dem frühen 13. Jahrhundert – entstanden zwischen Romanik und Gotik.
Während der Domführung durften wir gleich Bekanntschaft machen mit der frech-fröhlichen Art der Franken. Wortgewandt in fränkischem Tonfall, angereichert mit vielen lustigen Anekdoten und doch professionell im geschichtlichen und kunsthistorischen Teil erklärte uns die junge Dame den Dom, seine Baugeschichte und Kunstschätze.
Bamberg – das Rom des Nordens: auch am Dom kann man diese Bezeichnung festmachen. Heinrich II. ließ ihn wie drei der vier Hauptkirchen Roms (der Petersdom, S. Giovanni in Lateran und S.Maria Maggiore) mit der Apsis „westen“ (d.h. eigentlich hat er zwei Chöre, den West- und den Ostchor), er ist ebenfalls dem hl. Petrus geweiht und die Stadt, wie Rom, ist auf sieben Hügeln erbaut. Und um noch einmal auf die Residenz zurück zu kommen: Schönborn beauftragte Leonhard Dientzenhofer in diesem Prachtbau das Kolosseum anklingen zu lassen – dreigeschossig mit angedeuteten dorischen, ionischen und korithischen Säulen. Nicht nur Heinrich II., auch die Barockbaumeister schauten nach Rom.
Und nun zum Dom: Im Westchor hinter dem Bischofsstuhl das Grab des Papstes Clemens II., das einzige erhaltene Grab eines Papstes nördlich der Alpen. Clemens war Bischof von Bamberg gewesen und der Stadt liebevoll verbunden, so dass er hier auch sein Grab haben wollte.
Am Westchor steigen wir zur Westkrypta hinab. Dort hatte man 1990 begonnen, im Zuge des Baues einer Bischofsgrablege, den nach dem Brand von 1185 mit Bauschutt aufgefüllten und zugeschütteten Raum wieder frei zu legen. Untersuchungen ergaben, dass die aufgefundenen Mauerreste zur Gründungskathedrale Heinrichs II. gehören.
Im ganzen Dom sind z.Zt. moderne Kunstwerke aufgestellt oder aufgehängt. Im Faltblatt dazu heißt es: „Der Titel der Ausstellung „gegenüber“ ist zugleich ihr Programm. Den im Dom befindlichen Kunstwerken treten temporär Arbeiten zeitgenössischer internationaler Künstler gegenüber. Dadurch erscheint Altbekanntes in einem neuen Licht, bisher Unverstandenes erhält einen überraschenden Zugang. In den Kunstwerken korrespondieren Vergangenheit und Gegenwart, aber auch das Sichtbare und das Unsichtbare, Himmel und Erde, ja letztlich der Mensch und sein Gott.“ Und so treffen wir u.a. an exponierter Stelle – über dem Kaisergrab – auf „moderne Kunst“ des Frankfurter Künstler Hans Steinbrenner.
Tilman Riemenschneider schuf für das heilig gesprochene Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde dieses prächtige Hochgrab. Die Deckplatte zeigt das kinderlos gebliebene Ehepaar, mit den Reichsinsignien, auf Kissen ruhend.
Kunigunde liegt auf der „schönen“, privilegierten Seite, zur Rechten Heinrichs. Sie war – und ist noch heute – vom Volk hochverehrt. (Fromme Bamberger sind noch heute davon überzeugt, dass Kunigunde mit ihrem Schleier, den sie als Nebel über die Stadt legte, diese vor den alliierten Bombenangriffen bewahrt hat.) (Die Wahrheit ist profaner: der Weihbischof Landgraf konnte den SS-Führer Martin überzeugen, von unsinnigen Verteidigungsaktionen abzusehen. Durch dieses Übereinkommen konnte eine Bombardierung der Stadt abgewendet werden.)
Das Grab besteht aus Solnhofener Kalkstein und zählt zu den schönsten Werken Riemenschneiders. Er hat es mit bekannten Szenen aus dem Leben der beiden Heiligen geschmückt. Sie werden wie die Menschen ihrer Zeit dargestellt, wie die Pilger, die zu ihrem Grab und zu den Reliquien kamen.
Kunigunde beweist mit ihrem Gang über die glühenden Pflugscharen ihre eheliche Treue, während der an ihr zweifelnde Heinrich sich bereits der ihm eingeflüsterten Verleumdung bewusst zu sein scheint. (Dieses „Gottesurteil“ war im Mittelalter nicht ungewöhnlich. Nachdem die Angeklagten über glühende Eisen gegangen waren wurden nach einigen Tagen die unbehandelten Brandwunden vom Verband freigelegt. War der Wundbrand infiziert galt das Gottesurteil als negativ, war ein Heilungsprozess sichtbar hatte die betreffende Person die Probe bestanden. So einfach war es und so rauh waren die Sitten.)
Auf dem zweiten Bild wird das Pfennigwunder dargestellt: Kunigunde verteilt den redlichen Lohn an die Bauhandwerker der von ihr gestifteten Stephanskirche, nur einer „bedient sich“ unredlich und verbrennt sich im wahrsten Sinne des Wortes die Finger.
Von Heinrich wird berichtet, wie er in Montecassino vom hl. Benedikt höchstpersönlich von seinem schmerzhaften Blasensteinleiden geheilt wurde. Dieser operative Eingriff soll der Legende nach auch der Grund für die Kinderlosigkeit des Kaiserpaares sein, da dabei auch andere Organe betroffen waren.
Die zweite Szene stellt die Seelenwägung Heinrich II. dar: der hl. Laurentius gibt des Ausschlag mit dem vom Kaiser gestifteten Messkelch. Die Waagschale der guten Taten senkt sich zu seinen Gunsten, der „Teufel“ ist zu leicht befunden.
Das Kaisergrab stand bis 1970 in der Mitte des Domes, genau in Blickrichtung des Bamberger Reiters. Hat das etwas zu bedeuten? Blickte der junge schöne Adlige auf das heilige Kaiserpaar? Wer ist er? König Stefan von Ungarn, der Schwager Heinrich II., der angeblich durch die Hochzeit mit Heinrichs Schwester Gisela zum Christentum übergetreten ist und mit ihm das ganze Ungarnvolk? Warum wurden der elegante, selbstbewusste Reiter und sein Pferd so hoch oben angebracht, auf einer Konsole mit Pflanzenmaske, erstarrt in der Bewegung? Nicht alle Geheimnisse müssen entschlüsselt werden.
Wir verlassen den doppelchorigen Dom, in dem schon immer auch visuell Bewegung zu erfahren war: in den verschiedenen Chören und an den verschiedenen Altären wurde die liturgischen Feste mit Umzügen dorthin gefeiert. Die Gemeinde und ihre kirchlichen Repräsentanten waren gemeinsam unterwegs, in Bewegung.
Marienpforte
Auch wir bewegen uns, wieder Richtung Bus – vorbei an der Marienpforte - mit der „Domgröte“ die eigentlich ein Löwe ist und noch von den Stufen des ersten Domes stammt.
Der Volksmund machte aus den Domstufen (=Domgreden) „Domkröten“, die der Sage nach zusammen mit einem Lindwurm der Teufel geschickt hatte, um den Dombau zu verhindern (natürlich hatte wieder einer der Dombaumeister seine Seele an den Teufel „verkauft“, um schneller, besser und höher zu bauen als der andere). Nachdem der Lindwurm gebannt war, versteinerten die Kröten und „zieren“ noch immer die Portale - und der Fürstenpforte.
Fürstenportal
Leider blieb keine Zeit das berühmte „Schlenkerla“ aufzusuchen und das ebenso berühmte Rauchbier zu verkosten. Das muss also noch nachgeholt werden!
Die nächste Station wird Schloss Weißenstein in Pommersfelden sein...