Windige Woche in Rom: zwischen Legenden, Geschichten und Wirklichkeit

Gaukler schrieb:
Gauki, der praktizierende ATAC-Freak :twisted:

Den größten Teil des Pilgerweges haben wir auch mit Hilfe der ATAC hinter uns gebracht. Vom Circus Maximus bis zu Santa Croce in Gerusalemme sind wir gelaufen! Schließlich ist Padre auch nicht mehr der Jüngste! :nod::lol::nod:
 
Den größten Teil des Pilgerweges haben wir auch mit Hilfe der ATAC hinter uns gebracht. Vom Circus Maximus bis zu Santa Croce in Gerusalemme sind wir gelaufen!
2,9 km - 37 Min.: Der Respekt zahlloser Rom-Pilger früherer Jahrhunderte ist euch gewiss! :lol: ;) :twisted:


Schließlich ist Padre auch nicht mehr der Jüngste! :nod::lol::nod:
Gauki auch nicht ... :~
... bzw. erst recht nicht, weil nämlich sogar noch ein paar Jährchen älter als Padre. :] :p :]
 
San Paolo fuori le mura

San Paolo fuori le mura
Von San Pietro ging es zu Fuß zum Tiber. Vor dem Ospedale Santo Spirito in Saxia stiegen wir in den Bus 23 ein, der direkt nach San Paolo fährt. Wir fuhren an Trastevere vorbei, überquerten den Tiber, passierten die Cestiuspyramide und stiegen direkt vor der Basilika aus.


Umberto, Sorella und ich mögen San Paolo sehr. Wir haben die Kirche vor vielen Jahren gemeinsam zum ersten Mal besucht – und waren damals völlig begeistert von der Größe und Weite dieses Raumes.


In San Paolo befindet sich das Grab des Apostels Paulus, das sich unter dem Hauptaltar befindet. Am Paulusgrab betete gerade eine Pilgergruppe. Wir hatten ja genug Zeit und so schauten wir uns zunächst die Kirche an, die für ihre Papst-Medaillons berühmt ist. Alle 265 Päpste sind hier verewigt und die Legende sagt: Solange es Platz für weitere Medaillons gibt, so lange wird das Papsttum Bestand haben. Wir zählten die freien Plätze (die Anzahl kann ich leider nicht mehr nennen), aber es waren schon einige!



Dann stiegen wir zum Grab des heiligen Paulus hinab und verweilten dort einige Zeit.


Über dem Paulusgrab wird eine Kette gezeigt, mit der der Apostel gefesselt wurde.


Vom Grab hat man auch einen interessanten Blick auf das Apsismosaik.


So sieht es in Gänze aus:


Nach dem Besuch von San Paolo stiegen wir in die Metro ein und fuhren bis zur Station Circo Massimo und fuhren von dort aus mit dem Bus 118 in Richtung Lagonero weiter. Dieser Bus sollte uns zu unserer dritten Station, San Sebastiano fouri le Mura, bringen. Als wir in den Bus einstiegen, ahnten wir nicht, dass Lagonero unser Leben verändern würde ...

 
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Umberto, Sorella und ich mögen San Paolo sehr. Wir haben die Kirche vor vielen Jahren gemeinsam zum ersten Mal besucht – und waren damals völlig begeistert von der Größe und Weite dieses Raumes.
Das kann ich ganz und gar verstehen: Auch mich schlägt - absolut zuverlässig 8) - S. Paolo fuori le mura wieder und wieder in seinen Bann! :nod: :thumbup::thumbup:
San Paolo fuori le mura


Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.

Dieser berühmte Satz Ludwig Wittgensteins (Abschluss seines Tractatus logicus-philosophicus) drückt in vollkommener und unüberbietbarer Weise mein persönliches Verhältnis zur Kirche des hl. Paulus draußen vor den Toren der Stadt Rom aus. Dieses Gefühl von Überwältigung und staunender Sprachlosigkeit angesichts der gleichermaßen architektonisch wie spirituell so gewaltigen Dimensionen der Basilika erfasst mich jedes Mal von Neuem, sobald ich sie betrete.



Nach dem Besuch von San Paolo stiegen wir in die Metro ein und fuhren bis zur Station Circo Massimo und fuhren von dort aus mit dem Bus 118 in Richtung Lagonegro weiter. Dieser Bus sollte uns zu unserer dritten Station, San Sebastiano fuori le Mura, bringen. Als wir in den Bus einstiegen, ahnten wir nicht, dass Lagonegro unser Leben verändern würde ...
Huch 8O ... das macht einen ja auf das Schlimmste gefasst! :]

In gespannter Erwartung dessen habe ich im Zitat den Bus 118 gleich mal verlinkt, damit auch andere Forums-Leser sich ein Bild machen können von dieser eurer römischen Schicksals-Buslinie. :eek: ;) :] 8)

Wobei auch ich mich sehr :!: gut an Lagonegro erinnere vom August 2011 her - aber völlig anders:
Akkurat dort sprach uns (= Claude, Simone-Clio und die Nicht-Forista M. - sie alle werden sich garantiert daran erinnern - und mich) eine romreisende Mutter mit ihrem maturierten Sohn auf Deutsch an, um einige Details römischer Geschichte dort draußen an der Via Appia zu erfragen. Und ich weiß noch ganz genau, wie hochvergnügt :] ich sie dabei verweisen konnte auf meine Entourage: nicht etwa nur eine, sondern gleich drei Geschichts-Lehrerinnen! :thumbup: 8) :thumbup::thumbup:
 
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Gaukler schrieb:
Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.

Dieser berühmte Satz Ludwig Wittgensteins (Abschluss seines Tractatus logicus-philosophicus) drückt in vollkommener und unüberbietbarer Weise mein persönliches Verhältnis zur Kirche des hl. Paulus draußen vor den Toren der Stadt Rom aus. Dieses Gefühl von Überwältigung und staunender Sprachlosigkeit angesichts der gleichermaßen architektonisch wie spirituell so gewaltigen Dimensionen der Basilika erfasst mich jedes Mal von Neuem, sobald ich sie betrete.

Ja, genau so ist es! Im Januar war ich mit meiner Mutter dort und sie war total begeistert von Sankt Paul. Am letzten Wochenende hatten wir ein Familientreffen und Mamma schwärmt heute noch von dieser Kirche. Ich glaube, von allem, was wir damals in Rom gesehen haben, war diese Kirche das Eindrücklichste für sie.

Gaukler schrieb:
Huch ... das macht einen ja auf das Schlimmste gefasst!

Ganz im Gegenteil! Umberto und ich werden diese Endhaltestelle nicht vergessen und immer in guter Erinnerung behalten!
 
Hallo Padre,

vielen Dank für die sehr persönlichen und interessanten Fortsetzungen. Ich freue mich schon auf die weiteren Eindrücke aus Deiner "Pilgerkirchentour". :)

Ich bin auch sehr angetan von Deinen schönen Detailfotos von Mosaiken etc. Mit meiner 5x-Zoom-Kamera ist das leider nicht drin. Vielleicht sollte ich da mal nachrüsten... :idea:
 
Auch von mir herzlichen Dank, lieber Padre, für die Eindrücke aus der Lieblingskirche meines Schwagers. Seit die Lampen dauernd brennen, hat die Kathedrale für mich leider viel von der mystischen Atmosphäre verloren. Ich liebte es, die Kathedrale bei hellem Sonnenlicht zu betreten. Die Alabasterfenster ließen nur wenig von diesem Licht durch. So konnte sich das Kircheninnere langsam aus dem Düsteren enfalten.
 
San Sebastiano fuori le Mura

San Sebastiano fuori le Mura
Ich freute mich sehr auf den Besuch dieser Kirche, denn sie war die einzige der sieben Pilgerkirchen, die ich bisher noch nicht besucht hatte. Schon bald fuhr unser Bus durch die Porta San Sebastiano. Nun befanden wir uns auf der Via Appia Antica. Kurz darauf fuhren wir an der Kirche Domine Quo Vadis vorbei. Umberto und ich kamen aus dem Staunen gar nicht heraus. Allein die Straße war schon ein Erlebnis, aber vor allem das viele Grün gefiel uns. Der Bus hielt vor San Sebastiano und wir gingen in die Kirche hinein.


Zunächst waren wir von der Größe des Kirchraumes überrascht. Wenn man vor der Fassade steht, vermutet man eine eher kleine Kirche.


Am Grab es heiligen Sebastian betete eine Pilgergruppe und so unternahmen wir einen Rundgang durch das Gotteshaus. In der Nähe des Eingangs findet man den Salvator mundi. Die Büste, die Christus als den Erlöser darstellt, ist die letzte Arbeit von Gian Lorenzo Bernini.


Dann bestaunten wir diesen Fußabdrücke.


Es sollen die Fußabdrücke Christi sein. Die Legende erzählt, dass der Apostel Petrus, als er aus Rom flüchtete Christus begegnet sei und ihn fragte: „Wohin gehst du, Herr?“ Christus soll darauf zu Petrus gesagt haben: „Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen.“ Darauf kehrte Petrus nach Rom zurück. Er wurde gefangengenommen und gekreuzigt.

Die Pilgergruppe verließ die Kirche uns so gingen wir zum Grab des heiligen Sebastian, zudem es, wie soll es auch anders sein, eine Legende gibt:



Sebastian war Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof und bekannte sich zum Christentum. Er wurde von Kaiser Diokletian zum Tode verurteilt und sollte durch Bogenschützen hingerichtet werden. Im Glauben, er sei Tod, ließ man ihn einfach liegen. Eine fromme Witwe mit Namen Irene wollte ihn bestatten und merkte, dass Sebastian gar nicht tot war. So pflegte sie ihn gesund. Als Sebastian genesen war, kehrte er zu Diokletian zurück und bekannte sich erneut zum Christentum. Darauf hin wurde er mit Keulen erschlagen und in die Cloaca Maxima geworfen. Man fand seinen Leichnam und bestatte ihn in den Katakomben.



Der heilige Sebastian ist in Rom ein sehr beliebter Heiliger. Sein Gedenktag ist am 20. Januar. Er ist unter anderem Schutzpatron der Polizisten, Schützen, Gerber, Bürstenbinder und der Sterbenden.

Inzwischen war es Mittagszeit und die Kirche wurde geschlossen. Beim Herausgehen sahen wir diese Bilder neben der Tür.


Als nächste Pilgerkirche stand San Giovanni in Laterano auf dem Plan. Wir wollten mit dem Bus wieder zurück zum Circo Massimo und von dort aus zu Fuß zur Kathedrale gehen. Sollte die Kirche geöffnet sein, wollte ich Umberto auch Santi Quattro Coronati zeigen. Also standen wir wieder auf der Via Appia und bemerkten, dass dieser Abschnitt der Straße, eine Einbahnstraße ist. Wo fährt der Bus ab, der uns wieder in die Innenstadt bringen sollte? Während wir noch so vor uns hin rätselten, kam ein 118er, der in Richtung Lagonero fuhr. Wir beschlossen diesen Bus zu nehmen und soweit zu fahren, bis wir eine Gegenhaltestelle finden. Gesagt, getan. Wir fuhren und staunten weiter und irgendwann befanden wir uns nicht mehr auf der Via Appia und fuhren durch eine Ortschaft, die wir als schön empfanden. Als wir nun aussteigen wollten, bemerkten wir, dass der Bus auch hier durch Einbahnstraßen fuhr und plötzlich waren wir an der Endhaltestelle. Diese Endhaltestelle ist wie jede andere auch: etwas trostlos. Der Bus hielt auf einem Platz und unser erster Blick fiel auf ein Dixi-Klo. Unser zweiter Blick traf einen Fahrplan auf dem man entnehmen konnte, wann der Bus wieder losfuhr. So glaubten wir, dass wir in gut 20 Minuten weiterfahren könnten. Wir stiegen wieder in unserem Bus ein und warteten. Kurz vor der Abfahrt kam der Busfahrer und bat uns auszusteigen, da der Bus defekt sei. Kaum hatten wir den Bus verlassen, ließ der Fahrer den Motor an und fuhr los. Wir schauten wieder auf den Fahrplan und mussten feststellen, dass der nächste Bus erst in 40 Minuten fahren würde. Ich machte Umberto den Vorschlag, die Wartezeit in einer Bar zu überbrücken, die ich kurz vor der Haltestelle gesehen hatte. Wir betraten die Bar und bestellten uns zwei Caffè und setzen uns an einen der Außentische. Ich nahm einen Schluck Caffè und hielt inne, schaute zu Umberto. Er schaute zu mir und wir beide waren uns der Einmaligkeit dieses Augenblicks bewusst. Aber keiner von uns sagte etwas. Ich nahm einen weiteren Schluck und nun musste das gesagt werden, was gesagt werden musste: Dieser Caffè ist einmalig gut! Der Beste, den wir beide je getrunken haben. Aber wie es im Leben so ist, sind die schönsten Augenblicke auch die kürzesten! Wir hatten noch gar nicht ausgetrunken, als wir einen Bus sahen, der in Richtung Haltestelle fuhr. Umberto lief voraus und ich brachte die Tassen in die Bar und beglich die Rechnung. Der Caffè war nicht nur gut, sondern auch günstig! Der beste Espresso der Welt kostet 70 Cent. Völlig selig stiegen wir in den Bus ein, der uns dann zum Circo Massimo brachte.

 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung


Tja - so hat Euch also der "beste Espresso der Welt"ja prima "entschädigt" ...​
 
pehda schrieb:
Ich bin auch sehr angetan von Deinen schönen Detailfotos von Mosaiken etc
.

Das freut mich, aber etwas viel Lob für mein Geknipse.

Ludovico ROB schrieb:
Seit die Lampen dauernd brennen, hat die Kathedrale für mich leider viel von der mystischen Atmosphäre verloren.

Als ich die letzten Male dort war, ist mir dass mit dem Licht auch aufgefallen, allerdings fanden in der Apsis auch immer Gottesdienste statt, so dass ich es für einen Zufall hielt!

Asterixinchen schrieb:
Tja - so hat Euch also der "beste Espresso der Welt"ja prima "entschädigt" ...

Jaaaaaaaaaaaaaa, er machte "Lagonero" zu einem unvergesslichen Erlebnis!
 
Vielen Dank Padre für deinen wunderbaren geschriebenen, ausführlichen und schön bebilderten Bericht!!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
Die Pilgerkirchen-Tour habe ich auch vor, falls es sich bei meinem geplanten Sommeraufenthalt in Rom ausgeht.
Ich freue mich auf die Fortsetzung deiner Erzählungen! :nod:
 
Während wir noch so vor uns hin rätselten, kam ein 118er, der in Richtung Lagonegro fuhr.
(...) Wir betraten die Bar und bestellten uns zwei Caffè und setzen uns an einen der Außentische. Ich nahm einen Schluck Caffè und hielt inne, schaute zu Umberto. Er schaute zu mir und wir beide waren uns der Einmaligkeit dieses Augenblicks bewusst. Aber keiner von uns sagte etwas. Ich nahm einen weiteren Schluck und nun musste das gesagt werden, was gesagt werden musste: Dieser Caffè ist einmalig gut! Der Beste, den wir beide je getrunken haben. Aber wie es im Leben so ist, sind die schönsten Augenblicke auch die kürzesten! Wir hatten noch gar nicht ausgetrunken, als wir einen Bus sahen, der in Richtung Haltestelle fuhr. Umberto lief voraus und ich brachte die Tassen in die Bar und beglich die Rechnung. Der Caffè war nicht nur gut, sondern auch günstig! Der beste Espresso der Welt kostet 70 Cent.
Nun schau' an :eek: ... was Lagonegro doch so alles zu bieten hat! 8)

Das bedient dann - also: aus der Trias deines Threadtitels - den Topos "Wirklichkeit", nicht wahr? :~ ;)

Sollen wir diese Bar in die Restaurant-Datenbank aufnehmen - mit Zonenangabe "außerhalb"? :lol:
 
Ich nahm einen weiteren Schluck und nun musste das gesagt werden, was gesagt werden musste: Dieser Caffè ist einmalig gut! Der Beste, den wir beide je getrunken haben.

Dann wäre mir die ansonsten recht ärgerliche Sache mit dem Bus auch vollkommen egal gewesen! ;)

San Sebastiano gefällt mir immer wieder sehr gut. Ich mag die helle, einladende Stimmung dieser Kirche. Durch den länglichen und eingemauerten Hof wirkt sie von außen tatsächlich kleiner, als sie eigentlich ist. Besonders interessant ist hier die Katakombenführung, die direkt unter das Hauptschiff der Kirche führt. Dort kann man ihre unterirdischen Stützpfeiler sehen.
 
Gaukler schrieb:
Sollen wir diese Bar in die Restaurant-Datenbank aufnehmen - mit Zonenangabe "außerhalb"?

Das können wir gerne tun! Dank "Street View" kann ich nun auch den Namen und die Anschrift der Bar nennen:

Bar Girasole
Largo dei Claudiani 14

00178 Roma
 
Sehr schön :thumbup: :] - und dann also: Warum nicht:?::!::?:

Werde mich allerdings voraussichtlich erst morgen darum kümmern können.

Übrigens gab es im Forum auch mal einen Thread über preiswerten Expresso: Dort könnte man die Information natürlich auch einstellen - sofern den einer wiederfindet (wovon ich aber ausgehe).

Wenn du jetzt auf diese Weise eine neue Wallfahrt nach Lagonegro initiiert hast, dann wissen die Einwohner dieses bislang wohl recht friedlichen Ortes nicht, wie ihnen geschieht! :lol: :thumbup: :lol:
 
San Giovanni in Laterano

San Givanni in Laterano
Vom Cirio Massimo gingen wir zu Fuß weiter in Richtung Kolosseum. Wir statteten Santi Quattro Coronati einen Kurzbesuch ab. Umberto fand diese Kirche auch beeindruckend. Leider waren wir außerhalb der Besichtigungszeiten des Kreuzganges dort, abgeschoben ist ja nicht aufgehoben! Bald darauf standen wir vor unserer nächsten Station.

Die Lateranbasilika ist die Kathedrale des Bistums Rom und somit die Hauptkirche Roms. Ihre besondere Stellung kann man an der Fassade der Basilika nachlesen, dort steht eingemeißelt, dass diese Kirche die Mutter und das Haupt aller Kirchen ist.





Wir betraten die Kirche und schenkten dem rechten Seitenschiff unsere Aufmerksamkeit. Denn laut einer sehr alten Legende meiden die Römer diesen Teil der Lateranbasilka, indem sich das Grab von Papst Sylvester II. befindet. Wenn ein Papst im Sterben liegt, oder wenn ein neuer gekrönt wird, soll ein eigenartiger Dampf aus der Grabplatte kommen und das Rasseln von Gebeinen soll zu hören sein, denn dieser Papst soll mit dem Teufel einen Bund geschlossen haben. Dafür soll er übernatürliche Kräfte als Gegenleistung erhalten haben. Es gab, so wie das ist, wenn man mit dem Satan einen Pakt schließt, eine (ganz kleine) Bedingung: Der Papst sollte solange Leben bleiben, solange er Jerusalem nicht betritt! Das schien für Sylvester machbar zu sein und so soll er angefangen haben, Gestirne zu bewegen und sich mit anderen seltsamen Dingen zu beschäftigen. Aber seine dunkle Macht währte nicht lange, denn in der Nähe von San Giovanni in Laterano liegt die Kirche Santa Croce. Dort wollte Sylvester eine Messe lesen und wurde von einem Kirchenvorsteher begrüßt. Bei dessen Worten wurde Sylvester bewußt, dass der volle Name der Kirche Santa Croce in Gerusalemme (Jerusalem) lautet. Dem Papst war klar, dass nun sein letztes Stündlein gekommen war. Er bereute seine Sünden und bat, dass man seinen Leichnam auf einen Wagen legen möge und dort bestatten solle, wo die Pferde stehen bleiben würden. Dann sei er unter grässlichen Qualen gestorben. Man erfüllte seinen letzten Wunsch - und die Pferde blieben vor der Lateranbasilika stehen.
Diese Legende habe ich nach der Version von Reinhard Raffalt in: Cantata Roma, Prestel Verlag,1977, S. 231 ff. nacherzählt



Diese Legende hält sich seit fast 1000 Jahren und man tut diesen Papst wohl Unrecht, wenn man sie für wahr hält. Sylvester war sicher seine Zeit voraus: Er beschäftigte sich mit Astronomie und anderen Naturwissenschaften, was seinen Zeitgenossen einfach nur unheimlich vorkam.

Nachdem ich Umberto diese Legende erzählt hatte, blieben wir noch etwas in der Kirche.


Da wir beide schon mehrmals im Kreuzgang waren, verzichteten wir auf einen erneuten Besuch. Unser nächstes Ziel, Santa Croce in Gerusalemme, konnten wir noch nicht aufsuchen, da sie noch geschlossen war. Da auch bei Pilgern der Hunger kommt, gingen wir in eine Pizzeria und stärkten uns und ließen unsere bisherige Wallfahrt Revue passieren.

 
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caravaggiolina schrieb:
Vielen Dank Padre für deinen wunderbaren geschriebenen, ausführlichen und schön bebilderten Bericht!!!

Ich kann Dich nur ermutigen, die sieben Pilgerkirchen zu besuchen!
 
Ich kann Dich nur ermutigen, die sieben Pilgerkirchen zu besuchen!

Das habe ja eigentlich bereits einmal getan, allerdings im Laufe einer Woche :~ und nicht innerhalb eines Tages. (Da wars mir damals im Juli 2007 doch zu heiß dazu.)
Also zählt es nicht richtig als Pilgerkirchentour.

Außerdem muss ich zugeben, dass ich nicht sehr "pilgernd" unterwegs war, sondern eher touristisch. Aber das ist eine andere Geschichte :blush:...
 
Santa Croce in Gerusalemme

Santa Cruce in Gerusalemme
Gesättigt und gestärkt pilgerten wir zu Fuß weiter zu der fünften Pilgerkirche Roms. Santa Cruce in Gerusalemme liegt gut einen Kilometer vom Lateran entfernt.



Die Anfänge der Kirche gehen bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. Zurück. Ursprünglich stand an der Stelle, wo sich heute die Kirche befindet, eine Palastanlage, das Sessorium. Dieser Palast wurde von Kaiserin Helena als Residenz genutzt und ein Teil wurde, noch zu ihren Lebzeiten, als Kirche umgebaut. Wir betraten die Kirche und ich bewunderte den schönen Kosmaten-Fußboden aus dem 12. Jahrhundert. Ich muss zugeben, dass mich der Rest des Inneren von Santa Croce nicht so sonderlich angesprochen hat, aber vielleicht lag es auch daran, dass wir an diesem Tag schon in einigen Kirchen waren?


Hier einige Details aus dem Absisfresko:


Wir gingen in die Helenenkapelle hinein, deren Boden mit Erde aus dem Heiligen Land bedeckt gewesen sein soll. In dieser Kapelle befinden sich Reliquien, die im Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu stehen. Der Überlieferung nach hat die hl. Helena diese Reliquien aus Jerusalem nach Rom gebracht. Dabei soll es sich um Partikel des Kreuzes Jesu (ein größeres Teil des Kreuzes wurde 1629 nach St. Peter gebracht), ein Querbalken eines der Schächerkreuze, zwei Dornen der Dornenkrone, ein Nagel und einen Teil der Tafel; die sich über dem Kreuz Jesu befand, handeln. Man kann sich streiten, ob diese Gegenstände echt sind, oder nicht? Wir stellten uns diese Frage nicht, sondern nahmen die ausgestellten Gegenstände zum Anlass, über Jesu Tod am Kreuz zu meditieren. Beim Verlassen der Kirche sahen wir dieses Rundfenster:



Von Santa Croce fuhren wir mit dem Bus direkt nach San Lorenzo fuori le mura, der nächsten Pilgerkirche.

 
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