Cara dentaria,
Deine Beiträge zur Geschichte und Kunst Roms sind für alle User des Forums - für die Neueinsteiger wie für die 'Stammgäste' - eine wahre Fundgrube und unerschöpfliche Quelle zur eigenen Wissensbereicherung. Vielen Dank für Deine intensiven Recherchen.
Zur Ergänzung der Baugeschichte von St. Peter füge ich noch zwei kleine Anmerkungen aus meinem Bericht hinzu:
"... und nach wenige Schritten standen wir dann im Cortile della Pigna. Unsere Blicke fielen sofort auf den riesigen Pinienzapfen – nach dem übrigens dieser Hof benannt ist - und auf die gewaltige Rundung der Apsis dahinter, die mich an die kühnen Wölbungen der Maxentiusbasilica auf dem Forum Romanum erinnerte.
Kaum vorstellbar, daß diese Nische, der Nicchione, als Platz für einen Papstthron unter freiem Himmel vorgesehen war. Was für eine grandiose Kulisse, um die Majestät eines Pontifex Maximus sichtbar zu machen und sie über alles menschliche Maß hinaus zu erheben. Die Idee war genial, doch für die Umsetzung fehlte allerdings der Mut.
So sieht man heute an Stelle des Throns die riesige Pigna, den bronzenen Pinienzapfen, nicht in der Mitte der erhöhten der Terrasse, sondern an deren vorderstem Rand – ein wahrer Blickfang! Über eine Doppeltreppe, angelegt in Form von zwei seitlichen Aufgängen und von weitem ein abgeflachtes Trapez beschreibend, erreicht man die Plattform und gelangt so in die Nähe des mächtigen Sockels, auf dem der Pinienzapfen ruht, flankiert von zwei bronzenen Pfauen (keine Originale) aus der Villa des Hadrian.
Er ist von so zeitloser Schönheit, daß er noch heute als Vorbild dient für Schmuckelemente, die man zu dekorativen Zwecken in der Innenarchitektur verwendet oder als bekrönenden Abschluß von repräsentativen Gebäuden, insbesondere von Kuppeln.
Dieser aus unzähligen Schuppen bestehende Konus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: gefunden hatte man ihn im Bereich der Agrippa-Thermen, und noch heute trägt dieses Stadtviertel im Centro storico seinen Namen: Rione della Pigna. Irgendwann – niemand kennt das genaue Datum – kam er nach Alt-St. Peter, wo er im Vorhof der Basilica zum prächtigen Mittelpunkt eines Brunnens wurde, überfangen von einem Baldachin, den acht Säulen stützten. Der Strahl des Wassers trat an der Spitze der Pigna heraus, und niederfallend verfing er sich im Geflecht der Schuppen und quoll schließlich in ein Bassin aus Marmor. Sah die Antike im Pinienzapfen ein Symbol für das sich immer erneuernde Werden und Wachsen, deutete das frühe Christentum ihn als Symbol der Unsterblichkeit durch die Kraft des ewig fließenden Wassers."
"Schon bald waren wir auf der Höhe des großen Obeslisken, den Papst Sixtus V. in einer spektakulären Aktion hier hatte aufrichten lassen. Aber nicht nur die Errichtung, sondern auch der Abtransport stellte eine unglaubliche Herausforderung an das technische Können der damaligen Zeit dar, obwohl der alte Standort – es war der Circus des Nero – nicht weit von dem jetzigen entfernt lag. Die Stelle ist heute mit einer Marmortafel markiert und befindet sich auf der linken Seite gleich hinter dem bewachten Eingang zum Vatikan, gegenüber der 'Fabbrica di San Pietro', der vatikanischen Verwaltung.
Da es der einzige Obelisk war, der nicht umgestürzt war, kam es darauf an, ihn unversehrt zu bergen und abzuschleppen. Auf der Baustelle mußte absolute Stille herrschen.
Wer von den Zuschauern wagte, die Befehle des Bauleiters zu unterbrechen, wurde mit dem Tode bestraft. Als in einer kritischen Situation die überlasteten Seile drohten Feuer zu fangen, schrie ein Seemann dazwischen. Sein Ruf ‚Acqua alle rope - Wasser auf die Seile’ rettete die ganze Aktion."
Liebe Grüße
Seneca
Deine Beiträge zur Geschichte und Kunst Roms sind für alle User des Forums - für die Neueinsteiger wie für die 'Stammgäste' - eine wahre Fundgrube und unerschöpfliche Quelle zur eigenen Wissensbereicherung. Vielen Dank für Deine intensiven Recherchen.
Zur Ergänzung der Baugeschichte von St. Peter füge ich noch zwei kleine Anmerkungen aus meinem Bericht hinzu:
"... und nach wenige Schritten standen wir dann im Cortile della Pigna. Unsere Blicke fielen sofort auf den riesigen Pinienzapfen – nach dem übrigens dieser Hof benannt ist - und auf die gewaltige Rundung der Apsis dahinter, die mich an die kühnen Wölbungen der Maxentiusbasilica auf dem Forum Romanum erinnerte.
Kaum vorstellbar, daß diese Nische, der Nicchione, als Platz für einen Papstthron unter freiem Himmel vorgesehen war. Was für eine grandiose Kulisse, um die Majestät eines Pontifex Maximus sichtbar zu machen und sie über alles menschliche Maß hinaus zu erheben. Die Idee war genial, doch für die Umsetzung fehlte allerdings der Mut.
So sieht man heute an Stelle des Throns die riesige Pigna, den bronzenen Pinienzapfen, nicht in der Mitte der erhöhten der Terrasse, sondern an deren vorderstem Rand – ein wahrer Blickfang! Über eine Doppeltreppe, angelegt in Form von zwei seitlichen Aufgängen und von weitem ein abgeflachtes Trapez beschreibend, erreicht man die Plattform und gelangt so in die Nähe des mächtigen Sockels, auf dem der Pinienzapfen ruht, flankiert von zwei bronzenen Pfauen (keine Originale) aus der Villa des Hadrian.
Er ist von so zeitloser Schönheit, daß er noch heute als Vorbild dient für Schmuckelemente, die man zu dekorativen Zwecken in der Innenarchitektur verwendet oder als bekrönenden Abschluß von repräsentativen Gebäuden, insbesondere von Kuppeln.
Dieser aus unzähligen Schuppen bestehende Konus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: gefunden hatte man ihn im Bereich der Agrippa-Thermen, und noch heute trägt dieses Stadtviertel im Centro storico seinen Namen: Rione della Pigna. Irgendwann – niemand kennt das genaue Datum – kam er nach Alt-St. Peter, wo er im Vorhof der Basilica zum prächtigen Mittelpunkt eines Brunnens wurde, überfangen von einem Baldachin, den acht Säulen stützten. Der Strahl des Wassers trat an der Spitze der Pigna heraus, und niederfallend verfing er sich im Geflecht der Schuppen und quoll schließlich in ein Bassin aus Marmor. Sah die Antike im Pinienzapfen ein Symbol für das sich immer erneuernde Werden und Wachsen, deutete das frühe Christentum ihn als Symbol der Unsterblichkeit durch die Kraft des ewig fließenden Wassers."
"Schon bald waren wir auf der Höhe des großen Obeslisken, den Papst Sixtus V. in einer spektakulären Aktion hier hatte aufrichten lassen. Aber nicht nur die Errichtung, sondern auch der Abtransport stellte eine unglaubliche Herausforderung an das technische Können der damaligen Zeit dar, obwohl der alte Standort – es war der Circus des Nero – nicht weit von dem jetzigen entfernt lag. Die Stelle ist heute mit einer Marmortafel markiert und befindet sich auf der linken Seite gleich hinter dem bewachten Eingang zum Vatikan, gegenüber der 'Fabbrica di San Pietro', der vatikanischen Verwaltung.
Da es der einzige Obelisk war, der nicht umgestürzt war, kam es darauf an, ihn unversehrt zu bergen und abzuschleppen. Auf der Baustelle mußte absolute Stille herrschen.
Wer von den Zuschauern wagte, die Befehle des Bauleiters zu unterbrechen, wurde mit dem Tode bestraft. Als in einer kritischen Situation die überlasteten Seile drohten Feuer zu fangen, schrie ein Seemann dazwischen. Sein Ruf ‚Acqua alle rope - Wasser auf die Seile’ rettete die ganze Aktion."
Liebe Grüße
Seneca
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