Zunächst zog mich
das Photo an, dann die Geschichte, die der Autor Paolo Conti erzählt. Ich fasse das Wesentliche, soweit ich es verstanden habe, kurz zusammen:
40 Jahre nachdem man eine Glyzinie in der Villa Sciarra gewaltsam abgesägt oder ausgerissen hatte, ist ihre Wurzel oder ein Teil davon, wie durch ein Wunder zu neuem Leben erwacht, hat sich an der Mauer zum Licht emporgearbeitet, lugte letztes Jahr erstmals zaghaft und dieses Jahr schon kräftiger wieder über die Mauer.
Die früher riesige Glyzinie erfüllte die Gegend bis 1975 mit ihrem Duft und war in ganz Monteverde und Trastevere bekannt.
Affondava le sue radici nei confini di villa Sciarra e poi si spandeva, con la sua straordinaria mole, sull’angolo tra via delle Mura Gianicolensi e gli archi di villa Sciarra alla fine di via Calandrelli. Profumava e stordiva l’intero quartiere.
Pier Paolo Pasolini liebte diese Glyzinie anscheinend ganz besonders. Von 1956 bis 1963 lebte er mit seiner Mutter Susanna in Monteverde vecchio in der Via Giacinto Carini 45. 1961 veröffentlichte er den Gedichtband
La religione del mio tempo und hat der Glyzinie in seinem langen Gedicht
Il Glicine ein Denkmal gesetzt.
Quel glicine, fotografatissimo dai turisti, adorato da generazioni di monteverdini e dagli studiosi americani ospiti dell’American Academy in via Angelo Masina, sparì improvvisamente nel 1975, proprio l’anno dell’assassinio del poeta. Fu un vero e proprio massacro deciso a tavolino da chissà quale «tecnico del verde» dipendente del Campidoglio.
Das Jahr des "Massakers" an der Pflanze ist auch das Jahr der Ermordung Pasolinis, die nun 40 Jahre zurückliegt. Der Corriere-Autor richtet einen flammenden Appell an die Verantwortlichen die Pflanze jetzt zu schützen:
non toccate quel glicine. (...) Lasciatelo crescere lì, tra le voragini lasciate dalle cannonate francesi sparate nel giugno 1849 contro i ragazzi della Repubblica Romana. Fate in modo che la poesia di Pasolini vinca sulla Grande Bruttezza, così prepotente intorno a noi. Un glicine non ha mai ucciso nessuno. Semmai ha prodotto solo splendore.
Ich hoffe sehr, dass die Glyzinie, die sich als wahre Kämpfernatur erwiesen hat, wachsen und gedeihen darf und das Viertel wieder mit ihrer Schönheit und ihrem Duft erfreuen kann.
Nach den wenigen zitierten Zeilen im Corriere-Artikel war ich neugierig auf das Gedicht Pasolinis. Zu meiner Freude konnte ich für billiges Geld das Exemplar einer Zeitschrift von 1979 erwerben, in der eine deutsche Übersetzung von Pasolinis
Die Glyzinie abgedruckt ist. 8)
Hoffentlich kann ich die echte Glyzinie bei einem nächsten Rom-Besuch anhand des Photos und der Beschreibung wo sie zu finden ist erkennen! Das würde mir grosse Freude bereiten.