Familien- und Pilgerreise in den Pfingstferien

Romsucherin

Optio
Stammrömer
Hier werde ich nun über unsere Romreise berichten. Wir haben sie zwar als Familie unternommen (mit den Kindern im Alter von 15, 14, 6), aber nicht immer nur als Familie gegluckt. Manches haben wir gemeinsam gemacht, manches haben wir getrennt unternommen.

13 Tage in Rom, ein ganz großes Geschenk mit vielen tiefen Eindrücken:

  • Hauptnahrungsmittel: Gelato, Wasser, Pizza
  • Wetter: sonnenbrandgefährlich, aber es gab auch Regen/Gewitter
  • Es war teils eine touristische Reise, bei der natürlich viele Sehenswürdigkeiten abgeklappert wurden, aber es war auch eine zutiefst spirituelle Erfahrung mit täglichem Gottesdienstbesuch, natürlich gaaanz vielen Kirchen (Wunsch der 14-Jährigen) und der Begegnung mit vielen Heiligen, allen voran natürlich den Apostelfürsten.
  • Viele Begegnungen mit Deutschen, Italienern, Amerikanern, Afrikanern (und natürlich auch Italienerinnen, Amerikanerinnen, Afrikanerinnen, aber zur besseren Lesbarkeit verwende ich dann doch nur die maskuline Form), Priestern, Ordensleuten, ...
  • Viele Tiere, teils lebendig, teils aus Stein, teils gemalt.
Vieles haben wir dann doch nicht geschafft, aber es wird uns wohl nicht weglaufen.
Die Kleinste hat bereits erklärt, sie will in den Sommerferien wieder nach Rom :)~ was wir dieses Jahr ganz sicher nicht tun werden).
Hier mal der erste Versuch einer Gliederung:

  1. Reisevorbereitungen: Kartenbestellungen und manches andere
  2. Ankunft in Rom

  3. Montag: Badetag am Meer und Sieben-Kirchen-Wallfahrt
  4. Dienstag: S. Maria Maggiore, S. Pietro in Vincoli, Scavi
  5. Mittwoch: Forum Romanum und Palatin
  6. Donnerstag: Kinderführung in Rom
  7. Freitag: Ostia antica
  8. Samstag: Badetag in Lido di Ostia
  9. Sonntag: Gottesdienst in der Anima und Katakomben an der Via Appia
  10. Montag: Subiaco und Zoobesuch
  11. Dienstag: Badetag in Lido di Ostia
  12. Mittwoch: Tivoli: Hadriansvilla und Villa d'Este
  13. Donnerstag: Badetag in Lido di Ostia und Ausflug nach Montecassino
  14. Freitag: Abreise

 
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Na dann haetten wir uns zumindest in der Anima am Sonntag treffen koennen. Viel Spass am Berichtschreiben.
 
Reisevorbereitungen

iSchon nach der Ministrantenwallfahrt im August 2015 wollten meine beiden Großen unbedingt wieder nach Rom, um all das anzuschauen, was sie da nicht gesehen hatten. Der 15-Jährige wollte in erster Linie baden am Meer, die 14-Jährige Kirchen anschauen. Mein Mann war noch nie in Rom, die Kleine ebenfalls noch nie. Ihr war eigentlich auch das Baden am wichtigsten.:nod:
Mir war eines klar: dieses Mal sollte es nicht der August sein. Und es sollte länger sein, nicht nur drei oder vier Tage - ich wollte Zeit haben.
Reisepläne in den bayerischen Allerheiligenferien zerschlugen sich aus finanziellen Gründen. Um allen Wünschen der Kinder gerecht zu werden, planten wir die Pfingstferien ein. Im Februar ging es dann an die konkrete Planung: mein Mann und ich suchten das Reisebüro auf. Unsere Vorstellung damals - eine Woche Rom, eine Woche Strand. Nun ja, die Beratung war mehr als schlecht: teures Quartier, ungünstige Flugzeiten (morgens um 6 Uhr Abflug mit drei Kindern?:evil: Ankunft am Flughafen nach 22 Uhr mit drei Kindern?:twisted: Kein vernünftiger Vorschlag, wie denn ein Transfer von Rom zum Strand = Adria erfolgen sollte). Als ich nach günstigeren Unterkunftsmöglichkeiten fragte, wurde mir der CampingPark in Fiano Romano angeboten. Ähm ja, in Fiano Romano hatten wir während der Ministrantenwallfahrt gewohnt, zwar nicht im CampingPark, aber ich wusste, wie lange man von dort nach Rom braucht. Kurzerhand setzte ich mich abends zu Hause selber an den Computer, fand eine akzeptable, bezahlbare Ferienwohnung in akzeptabler Lage. Wie sich vor Ort herausstellte für unsere Bedürfnisse ideal.
Der nächste Schritt war die Flugbuchung, die ich während eines Ausfluges an den Flughafen München am Lufthansa Schalter durchführte.
Dann wurde die Ferienwohnung gebucht, und es ging an die Feinplanung: Programm. Mit Hilfe dieses Forums, unserer Vorerfahrungen und diverser Reiseführer wurde das Programm aufgestellt:

  • über das Pilgerzentrum bestellte ich die Karten für die Generalaudienz am 27. Mai
  • bei der Präfektur wurden die Karten für die Papstmesse an Pfingsten im Petersdom bestellt
  • online bestellte ich die Karten für die Ausgrabungen unter dem Petersdom, wobei ich da einige Probleme mit der Kreditkartenzahlung hatte, das klappte erst im dritten Anlauf (zugegeben: so viel Erfahrung habe ich in dem Bereich nicht).
  • bei Romamirabilia bestellte ich zwei Führungen: hier klappte alles am schnellsten und für mich komplikationslosesten. Frau von der Lippe ging auf meine Fragen und Extrawünsche ein, antwortete rasch und freundlich, so dass dies letztlich die ersten beiden Fixpunkte waren, die ich hatte.
Am längsten musste ich bei der Präfektur warten, erst einige Zeit nach Ostern kam dann irgendwann, als ich schon nicht mehr damit rechnete, das Bestätigungsfax.
Ebenfalls zu den Vorbereitungen gehörte natürlich auch die Kontaktaufnahme mit dem Vermieter der Ferienwohnung, die ich über booking.com gefunden hatte. Dessen erste E-Mail erschien mir äußerst skurril, weil er eine dreifache Bestätigung der Anreise per SMS forderte: eine sofort, eine unmittelbar vor dem Abflug und eine vor der Ankunft. Nun ja, inzwischen ist mir durchaus klar, warum. Er kam extra in die Ferienwohnung, und wollte natürlich bei einer evtl. Flugverspätung nicht stundenlang warten.
Auf euren Rat hin habe ich auch Tims Limousinenservice gebucht für den Transfer von Fiumicino zur Ferienwohnung.
Die Planung für Rom lief also über Monate - und ließ dennoch Raum für spontane Ideen. Der Große äußerte keine besonderen Wünsche, die 14-Jährige wollte v.a. Kirchen sehen, nun ja. Manches an meinen Überlegungen habt ihr ja im Forum mitbekommen.

Eigentlich wollten wir mit der Bahn zum Flughafen München reisen, dann drohte der Bahnstreik, außerdem stellte ich fest, dass aufgrund des Alters unseres Großen fast 100 Euro für Parkgebühren am Bahnhof und die Tickets zu zahlen wären, also kam ich auf die Idee, doch mal zu ergoogeln, was man den an Parkkosten am Münchner Flughafen zu zahlen hätte: und siehe da, bei Onlinebuchung wurde mir an einem Parkplatz etwas außerhalb ein Preis von 59 Euro genannt. Transfer mit Bus inklusive, das klang ganz gut, also buchte ich. Eine knappe Woche vorher kam dann eine E-Mail, in der man mir ein kostenloses Upgrade terminalnah anbot, weil zu unseren Anreisezeiten damit zu rechnen sei, dass der Parkplatz stark nachgefragt werde. Upps, da wurde mir dann schon flau, was auf uns zukommen würde. Wir entschieden uns dafür.
Die Koffer packte ich dann schon am Wochenende vorher fertig, weil ich wusste, dass die letzten Arbeitstage vor dem Urlaub für mich sehr stressig werden würden mit reichlich "Überstunden". Dennoch habe ich natürlich auch einen Teil zu Hause gelassen, bzw. mein Mann hat Ausdrucke wieder ausgeräumt, die schon eingepackt waren, ich habe vergessen meine Reiseplanung auszudrucken, naja, alles das, was halt so an Kleinigkeiten schiefgehen kann vor einer Urlaubsreise. Ärgerlich, aber nicht tragisch.
Letztlich wichen wir sowieso - abgesehen von den Fixterminen - nahezu vollständig von der ursprünglichen Planung ab.
 
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Vielen Dank für den spannenden Beginn Deines Reiseberichts und Deine Inhaltsübersicht.
Ich gehe sehr gerne Eure Wege mit Euch und bin schon gespannt, wie Ihr es geschafft habt, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Ich habe selbst 4 (mittlerweile erwachsene)Kinder und weiß, was das bedeutet. ;)

Ich freue mich auf die Fortsetzungen und möchte Dir vorschlagen, unserem Admin cellarius eine PN zu schreiben. Er kann dann für Dich die Möglichkeit, eigene Beiträge im Nachhinein zu ändern, freischalten. (Dass Du das jetzt nicht kannst, ist eine leider notwendige gewordene Maßnahme zur Spambekämpfung).
Dann könntest Du nämlich in Deinen ersten Beitrag mit dem Inhaltsverzeichnis nach und nach die einzelnen Tagesberichte einfügen. Das erleichtert den Lesern das Auffinden.
Außerdem werde ich gleich Deinen Tippfehler im Titel korrigieren, ich nehme an, das ist Dir recht!

Liebe Grüße

Angela

P.S.:
Ich sehe gerade, dass ich das hier am Tablet nicht kann.
Entweder es kommt noch jemand vorbei, oder ich kann es morgen Abend zu Hause machen
 
2. Ankunft in Rom und erster Tag

Erst mal danke an Simone-Clio und Angela für die Rückmeldungen und an den Admin fürs Freischalten. Jetzt kann ich mich hier so richtig austoben. Noch etwas Probleme habe ich mit den Fotos, aber das wird auch werden.

Um 12.35 Uhr sollten wir mit dem Lufthansaflug LH 1844 mit einem A 321 von München nach Rom Fiumicino fliegen. Also brachen wir früh auf um halb acht nach einer kurzen Nacht, um nach München zu fahren. Wir folgten der Ausschilderung P 20 um mit unserem Upgrade terminalnah zu parken. Die Bordkarten hatten wir schon am Abend vorher zu Hause ausgedruckt, also brauchten wir uns nur noch an der relativ kurzen Schlange an den Gepäckautomaten anzustellen. Freundliche Flughafenmitarbeiter standen hilfreich zur Seite, jedoch benötigten wir keine Hilfe. Ich war überrascht, wie „wenig“ los war, ich hatte mehr Trubel erwartet, begannen doch die Pfingstferien. Auf meine diesbezügliche Bemerkung erklärte mir eine Mitarbeiterin, dass es früher voller war, wir kamen erst nach 9 am Flughafen an. Bis wir unser Gepäck aufgegeben hatten am Automaten, war die Schlange hinter uns allerdings auch schon wieder deutlich länger. An uns lag es nicht. :~ Wobei das Aufgeben des Gepäckes schon für erste Zickereien bei unseren beiden Pubertierenden sorgte.

Anschließend war noch Zeit für einen Frisörbesuch des Großen, zu Hause hatte sie gefehlt, die Kleine spielte derweil im Kinderspielbereich, Papa surfte Laptob, was sonst? Meine 14-Jährige und ich stromerten etwas durch das Terminal. Schließlich waren die Haare gekürzt und wir machten uns auf in den Sicherheitsbereich. Lästig war es schon, alle Metallteile zu entfernen. Papas Atemgerät machte dann auch prompt Probleme, wahrscheinlich enthielt es zu viel Wasser. Die Kleinste war zwar voller Vorfreuede, aber doch auch quengelig. Sie hatte Hunger, das Warten vor der Sicherheitsschleuse nervte sie nur. Nun, je eher sie sich an Warteschlangen gewöhnte, umso besser. Die ganzen Shops interessierten uns wiederum nur wenig, wir suchten etwas Essbares für die Kleine. Gelassen warteten wir am Gate, bis der Flug aufgerufen wurde.
Dann wollten wir uns brav am Ende der beträchtlichen Schlange anstellen – und wurden vorbeigewunken: „Reisen Sie mit Kind?“ Einsteigen, angurten, warten, bis alle Platz genommen haben. Die Jüngste - extra am Fensterplatz gebucht :lol: - vertiefte sich gleich in ihr Tolino und sah nicht mehr auf. Schließlich bekamen wir Starterlaubnis, rollten zur Startbahn und hoben ab. Bald hatten wir unsere Reiseflughöhe erreicht – blauer Himmel über einem Meer aus Wattewolken. Ein herrlicher Anblick, v.a. blendend. Für die Kinder der erste Flug, für mich der dritte. Erst beim Anflug auf Rom bekamen wir wieder etwas zu sehen: das Meer, diverse Ort. Der Flug verging sehr schnell, „wie im Flug“ eben. Die gute Stunde Flugzeit war gefüllt mit Sicherheitsbelehrung. Anschließend gab es ein „lecker“ Sandwich wahlweise Turkey/Truthahn (gar nicht so übel) oder Käse (naja). Dann wurden Getränke gereicht. Unsere beiden Männer tranken Cola. Schon wurde der Müll wieder eingesammelt. Dann ging es auch schon in den Sinkflug. Theresia allerdings interessierte sich nur für ihr Tolino.
Rom empfing uns mit kühlem Wetter. Ein Bus brachte uns zum Terminalgebäude, dort warteten wir auf unser Gepäck. Gefühlt endlos, aber irgendwann tauchte sogar die Tasche des Großen auf. Ich nutzte die Wartezeit, um mit Tim zu kommunizieren. Vor dem Ausgang erwartete uns Tim bzw. einer seiner Chauffeure, der uns dank unserer Strohhüte (Whatsapp sei Dank) auch sofort erkannte und uns nach einer kurzen Begrüßung rasch und sicher zu seinem schwarzen Mercedes-Van ins Parkhaus brachte.

Und dann ging es los nach ROM. Endlich wieder da, zum ersten Mal mit dem Flieger, zum ersten Mal mit der ganzen Familie. Unbeschreiblich das Gefühl. Ja, wir sind da. Langsam sickert die Freude ein und die Anspannung und das Reisefieber lassen nach.
Sehr schnell (ca. 45 Minuten) kommen wir in der Via Francesca Sivori 63 an.

Die Ferienwohnung Vatican Great Beauty liegt im Stadtteil Prati. Mehrstöckige Wohnblocks, im Erdgeschoss kleine Läden. Im Vorbeifahren entdecken wir gleich um die Ecke einen kleinen Lebensmittelladen.
Es dauert einen kleinen Moment, bis wir das Klingelschild finden. Vor dem Öffnen begrüßt uns der Inhaber Massimo Crudo vom Balkon herab und erklärt uns den Weg. Es gibt zwar auch einen Aufzug, aber den benutzen wir nie. Wir nehmen immer nur die Treppen in den ersten Stock. Nach der kurzen Begrüßung zeigt er uns die Wohnung:

  • Verde: Ein Raum mit Doppelbett und Schlafsofa, zwei weißen Kommoden, einem Tisch und einigen Stühlen. Dahinter ein fensterloser (Abstell-)Raum mit Waschbecken und Kleiderstange. Dieser Raum gibt das Frauenzimmer.
  • Daneben das schmale Bad mit Badewanne, Klo, Bidet und natürlich Waschbecken. Bei näherem Hinsehen stellen wir fest, dass man beim Duschen sehr aufpassen muss, nicht den Boden (und damit nach den Hinweisen auf einem Zettel die darunter liegende Wohnung zu überschwemmen.
  • Die Herren nächtigen im Raum daneben, es hat einen Durchgang zu einer geräumigen Terrasse mit einem Tisch und vielen Stühlen.
  • Die Terrasse ist das Dach einer Garage/Werkstatt, von vielen Seiten her einsehbar aus den oberen Etagen und auch von gegenüber.
  • Die Küche ist ein schmaler Raum mit Gasherd, Spüle und Balkon. Zu klein für 5 Personen zum Essen, aber wir wollen ja ohnedies Rom entdecken. Auch vor der Küche gibt es einen Balkon auf die Straße.
Nach der Erledigung der Formalitäten (Pässe, Kaution, Tourismusgebühr) brechen wir auf zu einem Kurzeinkauf (Milch, Butter, Käse, Wurst, Marmelade, Spülmittel, weil mein Kurzzeitgedächtnis vergessen hatte, dass ich schon eine Kleinpackung im Koffer hatte; ein Kilo Kirschen: immerhin 35 Euro) bzw. zur Abholung der Karten für die Pfingstmesse. Nachdem uns die freundlichen Schweizergardisten am Porto Angelico den richtigen Weg an den Warteschlangen vorbei gewiesen hatten, stehen wir am Eingang oder Ausgang unter den Kolonnaden. Ich weise den Brief der Präfektur vor und werde durchgelassen, auch die 14-Jährige darf mit. Vor der eigentlichen Sicherheitskontrolle entledige ich mich meines Gürtels und Rucksacks und werde auch prompt durchgewunken. Am Bronzetor salutiert der Schweizergardist – etwas, woran ich mich nicht gewöhnen kann -, nimmt meinen Brief entgegen und händigt mir einen Umschlag aus. In kürzester Zeit stehe ich wieder am Obelisken am Petersplatz, wo meine Tochter gerade die Regenjacke auspackt, da es inzwischen durchaus kräftig regnet. Aber das macht uns gar nichts aus. Wir retten uns unter die Kolonnaden und versuchen mit dem Rest der Familie in Kontakt zu kommen. Irgendwann kapiere ich auch, dass ich vielleicht die 0049 vorwählen sollte. Der 15-Jährige steht im Regen an der Metrostation CIPRO, Papa und die Kleine sind zurück zur Ferienwohnung, um den Hut zurückzubringen, damit der sich nicht im Regen auflöst. Also lösen wir am Automaten an der Piazza Risorgimento die CIS Karten und fahren mit der Metro nach Cipro. Klar, dass wir zunächst zur Metro-Station Ottaviano laufen müssen auf dem Touristen-Trampelpfad. In CIPRO treffen wir zwei knatschige, weil hungrige Kids und einen genervten Vater. Kurzerhand beschließen wir, uns unweit der Metro-Station OTTAVIANO in der Viale Giulio Cesare eine Pizza zu gönnen (Pizzeria Rustica, Pizza für uns fünf knapp über 16 €). Anschließend gibt es einige Meter weiter ein Eis (coppetta piccolo mit zwei Sorten für zwei Euro). Am wieder nur ein paar Schritte weiter gelegenen Nasone waschen wir uns die Hände. Auf der anderen Straßenseite gehen wir zur Metrostation zurück.

Erster Kirchenbesuch in Rom, davor sitzt natürlich auch eine Bettlerin. Allerdings weiß ich bis heute nicht, wie die Kirche eigentlich heißt. Wir waren auch nur sehr kurz drinnen, es wurde gerade der Rosenkranz gebetet und war kurz vor 18 Zhr. Offensichtlich sollte gleich eine Abendmesse beginnen. Die 14-Jährige und ich wollten in die Kirche SS. Apostoli an der Piazza Venezia, angeblich (laut Forum) sollte dort ein Gottesdienst mit deutschem Kinder- und Jugendchor sein um 18.30 Uhr. Mit der Metro fuhren wir dann nach Repubblica. Wir vereinbarten mit den Männern und der Kleinen, uns am Nationaldenkmal zu treffen, sie sollten die Via Nazionali entlang laufen. Wir bestiegen kurzerhand einen Bus bis Piazza Venezia. Nach mehrmaligem Fragen bei Motorino-Fahrern erreicht wir unser Ziel. SS. Apostoli.
Schon auf den ersten Bick war uns klar: hier würde kaum in 4 Minuten ein Gottesdienst beginnen: die Kirche war ziemlich leer. „Ursprünglich den Heiligen Philipp und Jakob geweiht, dann auf alle Apostel ausgedehnt: eine alte behäbig-quadratische Basilika mit einem klassizistischen Portikus. Die Kirche ist sehr alt, sie wurde bereits 560 von Papst Pelagius I als Dank für die Befreiung der Stadt von den Ostgoten gestiftet."
Wir begaben uns in die Krypta:
Dort beeindruckten uns v.a. das Apostelgrab,
die christliche Ikonographie (aus welcher Zeit?) in der Krypta, die Grabstelle der hl. Rita, Gedenktafel Maximilian Kolbe und Antonius von Padua.

Vorbei an einem Wachsfigurenkabinett gingen wir zu einem großen Gebäude mit der Aufschrift Provincia. Heute weiß ich, dass es der Palazzo Valentini ist, der Sitz der Provincia di Roma. Unglaublich finde ich in Rom immer wieder den krassen Gegensatz vom Lärm auf der Straße zur Ruhe in den Innenhöfen.
So auch hier: außerdem gab es eine frei zugängliche Toilettenanlage. Wie sagte mein Sohn: „In Rom geht man nicht aufs Klo, wenn man muss, sondern wenn eine da ist.“ Und es gab natürlich auch einen Nasone. Anschließend gingen wir direkt am Palazzo entlang durch eine stille Seitengasse. Es war mir fast etwas unheimlich: Nur wir beiden Frauen und offensichtlich die ganzen indisch-pakistanischen Händler mit einem Telefon am Ohr.

An der Piazza Venezia stellte ich dann fest, dass ich nur noch 15 % Akku hatte. L Anruf bei meinem Mann: „Wo seid ihr?“ Antwort: „Hinter dem Getränke-Eiswagen.“ Na toll! Allein von unserem Standort aus, sah ich mindestens 3 davon. (Allerdings nicht den, hinter dem sie tatsächlich standen.) ich hätte natürlich gedacht, dass sie sich VOR und nicht NEBEN dem Nationaldenkmal aufhalten, aber was soll’s. Rechts bzw. links sind nämlich sehr zweifelhafte Ortsangaben in diesem Zusammenhang. Wir fanden sie dennoch erstaunlich rasch, nämlich auf der Bank unweit der Treppe zum Kapitol. Dort stand auch eine Reihe von Diplomatenfahrzeugen (die hatten sie uns als zweiten Anhaltspunkt gegeben). Eigentlich wollten wir, d.h. die Männer, abwarten bis diese fuhren, aber das dauerte dann doch zu lange.
Jedenfalls beschlossen wir, auf den kapitolinischen Hügel zu gehen, nicht auf Knien, denn ich habe bereits drei Kinder, einen Lottogewinn will ich auch nicht, ich spiele kein Lotto.


Die Kleine ging jedenfalls die Treppe mehr als zwiemal, naja weniger ging als hüpfte. Die Kirche Araccoeli hatte bereits geschlossen, also genossen wir nur den Ausblick über Rom.
Schließlich gingen wir die flachere Treppe zum Rathaus (Senatorenpalast) empor,

betrachteten ausgiebig die Flussgottheit, v.a. die Füße,

betrachteten die Zwilling und die Wölfin,
spielten in der Parkanlage zwischen Kapitol und Forum etwas Verstecken,

betrachteten das um diese Zeit menschenleere Forum Romanum von oben,

verweilten etwas am mamertinischen Kerker

sahen die erste Katze in Rom
und ging dann Richtung Kolosseum um mit der Metro „heim“zufahren. Dabei gönnten wir uns sogar am wirklich einladend dekorierten Obststand sündhaft teures Obst (Weinbergpfirsiche, Apfel), welches wir aßen (ja, ungewaschen und ungeschält – und es hatte keine Folgen).
Von einem Straßenkünstler, der mit Lack und Flamme das Kolosseum auf Papier zauberte konnten wir uns nur schwer trennen.
Eigentlich wollten wir auch in den folgenden Tagen so ein Bild erwerben (muss ja nicht alles am ersten Abend in Rom passieren), aber dazu kam es dann doch nicht mehr.
[FONT=&quot]Trotz oder wegen des aufregenden/anstrengenden Tages schlief ich in dieser Nacht extrem schlecht, wachte ständig auf und fühlte mich am anderen Morgen wie zerschlagen.[/FONT]
 
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Erst mal danke an Simone-Clio und Angela für die Rückmeldungen und an den Admin fürs Freischalten. Jetzt kann ich mich hier so richtig austoben. Noch etwas Probleme habe ich mit den Fotos, aber das wird auch werden.

Bitte sehr, gern geschehen. Die Photos kannst Du evt. zentrieren, das sieht hübscher aus und wenn sie besonders zur Wirkung kommen sollen, kannst Du beim Einfügen auch im kleinen Klappmenü das Format Mittelgross, Zoomfunktion auswählen.

Vor dem Ausgang erwartete uns Tim bzw. einer seiner Chauffeure, der uns dank unserer Strohhüte (Whatsapp sei Dank) auch sofort erkannte und uns nach einer kurzen Begrüßung rasch und sicher zu seinem schwarzen Mercedes-Van ins Parkhaus brachte.

Prima, dass es mit Tims Shuttledienst so gut geklappt hat. :thumbup: Ich bin inzwischen schon mehrfach mit ihm und einmal mit einem seiner Chauffeure gefahren und war immer sehr zufrieden.

Die Kirche ist sehr alt, sie wurde bereits 560 von Papst Pelagius I als Dank für die Befreiung der Stadt von den Ostgoten gestiftet." Wir begaben uns in die Krypta: Dort beeindruckten uns v.a. das Apostelgrab, die christliche Ikonographie (aus welcher Zeit?) in der Krypta, (...)

Wie Du wahrscheinlich schon vermutest, sind die Fresken in der Krypta von SS. XII Apostoli nicht antik sondern erst im 19. Jahrhundert entstanden. Bei Restaurierungsarbeiten 1873 kam die alte Krypta wieder zum Vorschein und wurde im Stil antiker Katakomben ausgemalt. Solche befanden sich aber immer nur ausserhalb der Stadtmauern. Das habe ich im Anschluss an meinen Erstbesuch von SS. XII Apostoli im Dezember 2014 gelesen.

Ich freue mich auf die Fortsetzungen Deines Berichts und wünsche Dir viel Freude beim Schreiben
Simone
 
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Aufgrund des Berichtes von Simone über Santi Apostoli haben wir diese Kirche bei unserem letzten Romaufenthalt zum erstenmal besucht und waren von ihr sehr angetan. Ich habe reichlich fotografiert. Einige der Fotos werde ich gelegentlich einstellen.

Übrigens, als wir vor der Kirche auf die Öffnung warteten, zog eine Gruppe vorbei, die sich als Sänger aus Günzburg kenntlich machten. Ich habe sie natürlich angesprochen und meine Freude kundgetan, dass ich sie zwei Tage später hören darf.

Der Satz deines Sohnes „In Rom geht man nicht aufs Klo, wenn man muss, sondern wenn eine da ist.“ ist genau das, was auch ich seit Jahren meinen Begleitern in Rom predige :nod:.
 
Aufgrund des Berichtes von Simone über Santi Apostoli haben wir diese Kirche bei unserem letzten Romaufenthalt zum erstenmal besucht und waren von ihr sehr angetan. Ich habe reichlich fotografiert. Einige der Fotos werde ich gelegentlich einstellen.

Auch wenn es ein wenig off topic im Bericht von Romsucherin ist, lese ich dies doch mit Vergnügen. Den Bericht findet Romsucherin bei Interesse hier: Römische Weihnachts-Lichter. Vor allem die Fresken der Cappella del Cardinale Bessarione (Öffnungszeiten beachten!) Römische Weihnachts-Lichter sind wunderschön.
 
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Wie Du wahrscheinlich schon vermutest, sind die Fresken in der Krypta nicht antik sondern erst im 19. Jahrhundert entstanden. Bei Restaurierungsarbeiten 1873 kam die alte Krypta wieder zum Vorschein und wurde im Stil antiker Katakomben ausgemalt. Solche befanden sich aber immer nur ausserhalb der Stadtmauern. Das habe ich im Anschluss an meinen Erstbesuch von SS. XII Apostoli im Dezember 2014 gelesen.
Ah, ja danke, dann hatte ich annähernd richtig getippt, ich hatte überlegt, ob schlecht restauriert oder irgendwann später gemalt.
Viele Grüße
 
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Pfingstsonntag

Pfingsten in Rom hieß früh aufstehen. Eigentlich wollte ich um 7 Uhr am Petersplatz sein, doch die Rechnung hatte ich ohne die Familie gemacht. Wir brachen letztlich um halb acht auf. Vorher genossen wir noch ein einfaches Frühstück: Toast mit Frischkäse/Mortadella/Marmelade, Milch, Saft, Kekse. Schon ab der Metrostation wurde mir mulmig zumute: Massen strömten zum Petersplatz. Jetzt wusste auch meine Familie, warum ich die ganze Zeit so gedrängelt hatte. Wir stellten uns brav hinten an, die Schlange reichte inzwischen schon die ganzen Kolonaden entlang und wieder bis auf Höhe des Obelisken. Es begann zu regnen. Natürlich hatten wir an diesem Tag KEIN Regenzeug dabei, also schickte ich den Großen und die Kleine unter die Kolonnaden, für die mittlere und mich kaufte ich je einen Regenumhang von den fliegenden Händlern. Zweimal Plastikfolie (mit Aufdruck) für je 5,-€. (Nach einer heftigen Handbewegung meinerseits wies mein Exemplar schon bald erste Löcher auf.) Mit Rosenkranzbeten vertrieben wir uns die Zeit, eine Gruppe Frauen aus Kamerun vor uns unterhielt sich und uns mit Gesang.

Endlich kamen wir nach über einer Stunde deutlich nach 9 Uhr in den Petersdom, die Schlange hinter uns war inzwischen länger geworden (ich bin auch sicher, dass nicht alle hineingekommen sind). Im Petersdom zogen gerade die einfachen Priester nach vorne. Wir entschieden uns, ganz hinten, aber an der Absperrung zu bleiben, und somit beim Ein- und Auszug ganz nahe dabei zu sein.
Es hätte zwar durchaus noch Sitzplätze gegeben, aber besser gesehen hätten wir von da aus, bei den Dimensionen des Petersdomes auch nicht. Unser Platz war einfach gigantisch: Direkt gegenüber der Pietá, die jetzt allerdings nicht zu sehen war, weil der Vorhang das Seitenschiff abteilte, in dem sich wohl die liturgische Prozession aufstellte. Unbeschreiblich die Atmosphäre. Ich habe mir nach unserer Rückkehr den Pfingstgottesdienst im Internet angeschaut, und habe mich schon gefragt, ob das der gleiche war: Von der Atmosphäre im Dom kam nichts rüber, vielleicht liegt das aber auch an dem „Gequatsche“ der Kommentatoren, über das ich mich meistens ärgere bei Fernsehgottesdiensten. Wobei ich dieses Mal den Kommentar des Jesuiten ganz angenehm fand.
So standen wir nun an der Brüstung, zwar ganz hinten, aber doch ganz nah dran. Der Gottesdienst war ein Erlebnis, die gedruckten Gottesdienstheftchen erlaubten eine aktive Teilnahme, zumindest für mich, die Kinder waren natürlich von den vielen Sprachen, der Übersetzung ins Englische und dem Lateinischen überfordert. Der 15-jährige betete und sang nicht mit, die 14-Jährige schon, doch musste ich ihr immer wieder zeigen, wo wir gerade waren. Die Kleine hielt sich erstaunlich ruhig. Von der Ansprache verstand auch ich erwartungsgemäß nichts, nur dass es um den Heiligen Geist ging. :~Allerdings: von würdigem Kommunionempfang keine Rede: es war ein Schieben und Drängeln. Die die vorne waren (und das waren wir) woltlen die Plätze in der ersten Reihe nicht freigeben, die, die hinten waren, wollten natürlich nach vorne, um die Kommunion zu empfangen.
Dennoch: Das Pfingstereignis wurde hier spürbar, erlebbar, greifbar: in den vielen Nationen vereint in den Glauben an den Einen.Leider eilte der Papst nach dem Gottesdienst wiederum vorbei, doch die Kleine erhielt nach dem Gottesdienst den Segen von insgesamt vier Priestern. Wir wären gerne noch ein wenig im Petersdom geblieben, doch der wurde geräumt. Unmissverständlich wurden wir aufgefordert nach draußen zu gehen – und standen am Petersplatz im Stau.
Denn inzwischen hatte der Papst von seinem Fenster aus das Regina Coeli gebetet. Wir sahen und hörten zwar nichts mehr, dazu war unser Winkel zu ungünstig, aber die Menschenmassen, die erlebten wir noch.

Nachdem wir den Vatikan dann einmal umrundet hatten,
erledigten wir im Supermarkt noch Einkäufe (ja am Pfingstsonntag) und machten eine ausgiebige Pause in der Wohnung.
Nachmittags brachen wir zum Aventin auf: eigentlich war der geplante Weg: Rosengarten, Orangengarten, Schlüsselloch, daziwschen die Kirchen, dann Monte Testacchio, evtl. noch protestantischer Friedhof, rauskommen wollten wir jedenfalls an der Pyramide. Doch wie so oft in Rom ließen wir uns ablenken, verbummelten die Zeit und genossen es:


  • Mit der Metro bis zum Circo Massimo, den wanderten wir entlang;
  • und dann ließen wir uns vom Rosengarten bezaubern. Ein Rausch an Farben, Formen und Düften. Ich liebe es, an Rosen zu schnuppern.

  • Schließlich pilgerten wir nach S. Maria in Cosmedin.
    Da uns die Schlange vor der Bocca della verita zu lang war, gingen wir zuerst in die Kirche.
    Die 6-Jährige wollte jedoch unbedingt ihre Hand in den Mund der Wahrheit stecken, also stellten wir uns um 17.14 Uhr doch noch an und schafften es tatsächlich knapp vor 17.50 Uhr, knapp vor der Schließung doch noch zum Lügendetektor. Die 14-Jährige machte es sich derweil im Park gegenüber gemütlich.
  • Anschließend gingen wir vereint wieder den Aventin hinauf. Santa Prisca konnten wir nun gar nicht viel abgewinnen.
    Vielleicht hätte ich mich vorher einlesen sollen, dann hätte ich möglicherweise einen Bezug zum Ort gefunden, handelt es sich doch um die Stelle, wo das Wohnhaus der Priscilla und des Aquila stand, die in den Paulusbriefen erwähnt werden. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt jedoch nur den ADAC-Reiseführer von Rosendorfer dabei, der solche Details auch nicht erwähnt. Santa Sabina fesselte uns da schon mehr wegen des Heiligen Dominikus.

  • Aber natürlich reizten uns die Orangenbäume im Orangengarten und auch der Ausblick auf Rom viel zu sehr.


  • S. Alessio erkundeten wir wiederum sehr genau, wir nannten sie später nur noch die „blaue“ Kirche. Dennoch sind nun meine Erinnerungen nur noch verschwommen.
  • Am "Schlüsselloch" war wieder eine Schlange.
    Mir war nicht nach Schlange-Stehen, der Große hatte sich schon längst abgeseilt und lag auf einer Mauer im Garten von S. Alessio („Könnt mich ja (-)anrufen, wenn wir gehen“).
    Also stellten sich nur Papa und die „Kleine“ an, der ich rigoros erklärt hatte, dass es an diesem Eiswagen (Bibite-Gelati) KEIN Eis geben würde: Erst auf die dritte Nachfrage nannte mir nämlich der Händler den Preis: 4 €. Nein, so gut hätte das Eis gar nicht sein können.
  • Ich ging derweil, mit der 14-Jährigen nach S. Anselmo.
    Dort begann gerade die Vesper des Pfingstfestes, die wir mit den Mönchen beteten. Leider gab es keine Hefte zum Mitbeten mehr.
Nach der Familienzusammenführung waren nun alle jüngeren Mitglieder der Familie knatschig, weil hungrig, also beschlossen wir, die Tour abzubrechen und nur noch ein Lokal aufzusuchen. Wir überquerten die Via Marmorata und fanden in der Via Lucca della Robbia ein kleines Ristorante, „Severino“ (?) wo wir zu Abend aßen. (2x Pizza, Trippa, 2x Pasta und je ein Getränk: Saft o.ä. insgesamt 63 €; wir waren mit der Qualität des Essens zufrieden, nur die Kleinste quengelte nach diesem anstrengenden Tag, weil sie ihr Essen zuletzt erhielt. Ein besonderer Hit war es nicht im Vergleich zu den anderen Pizzerien, die wir aufgesucht haben im Verlauf des Romaufenthaltes.) Mittlerweile war es dunkel und spät, wir nahmen den Bus 280 bis zur Piazza Cavour, da ich die Bushaltestelle mit der Metrostation Cavour verwechselte, die aber ein gutes Stück davon entfernt liegt. Irgendwann fiel uns dann auf, dass es für die Metro ohnedies zu spät sein würde und wir nahmen den Bus 492 bis CIPRO. Auf dem Heimweg entdeckten wir noch eine Gelateria und Pasticceria, in die wir fortan täglich einkehren sollten auf dem Heimweg.
Für den Montag hatten wir ursprünglich einen Badetag geplant. Am Sonntagabend eröffnete mir mein Mann, dass es montags kühl und regnerisch sein sollte. Also planten wir um: die 14-Jährige und ich wollten die Siebenkirchenwallfahrt des hl. Philipp Neri machen, die anderen das Wetter abwarten und dann entscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war ja wirklich ein ereignisreicher Tag und ich bewundere Euch, wie Ihr das mit den unterschiedlichen Interessen und Altersgruppen Eurer Kinder hinbekommen habt. :nod:

Ich bin sehr gespannt, wie es dann weiter ging - aber immer mit der Ruhe! ;)

Liebe Grüße

Angela
 
Pfingstmontag: Siebenkirchenwallfahrt

Um 6.30 Uhr brachen wir auf, bewaffnet mit Handy, Rucksäcken und Stadtplan. Wir beschlossen jedoch, nicht in den Petersdom zu gehen, wo wir schon am Vortag waren, sondern begannen die Tour mit dem 7-Uhr-Gottesdienst im Campo Santo. Die Schweizergardisten links von den Kolonnaden wiesen uns den Weg zur Polizeikontrolle - ein kurzer Blick in den Rucksack, dann durften wir passieren. Die Schweizergarde, dann unmittelbar vor dem Campo Santo die nächste Polizeikontrolle. Diese wies uns dann den Weg, es war ja alles neu für uns: Rechts der mächtige Petersdom von einer bislang unbekannten Seite, links die Mauer mit dem schmalen Durchgang. Wir waren fast erschlagen. Spät war es inzwischen auch, also reichte es auf dem Friedhofsgeviert nur für einen kurzen Blick: Wo ist der Eingang der Kirche? Dann stolperten wir auch schon hinein. Thema war natürlich am Pfingstmontag der Heilige Geist. Am Gottesdienst selber nahm eine sehr überschaubare Gruppe teil: 3 Schwestern, zwei ältere Herren vor uns, eine Familie hinter uns, auf der anderen Seite ein älteres Ehepaar und eine einzelne Frau, die wir am Mittwoch noch näher kennenlernen sollten. Beim Einzug 6 Priester (oder waren es mit dem Hauptzelebranten sogar sieben?), eine Zahl, von der wir in unseren großen Pfarreiengemeinschaften nur träumen können. Da hat ein Priester so viele Kirchen zu versorgen. Wunderschön der Pfingsthymnus und die Pfingstsequenz, die zumindest in unserem Pfarreigottesdienst sonst kaum vorkommen. Nach dem Gottesdienst betrachteten wir noch in aller Ausführlichkeit den Campo Santo.

Schließlich brachen wir auf unseren Pilgerweg auf, nicht wirklich wissend, was auf uns zukommen würde, auch wenn ich die Reiseberichte hier im Forum gelesen hatte. Unsere Ausdrucke hatten wir zu Hause in Deutschland liegen lassen, aber wir hatten die Dateien auf dem Handy gespeichert.
Wir gingen also die Kolonnaden entlang, schauten der morgendlichen Reinigung des Petersplatzes zu und bogen in den Borgo S. Spiritu ein. Vor der Kirche S. Spiritu in Sassa ging es rechts ab in die V. die Penitenzieri. Doch zuerst warfen wir einen Blick in die Kirche. Wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, wird in dieser Kirche Johannes Paul II verehrt.
Mehr ist mir nicht im Gedächtnis geblieben, außer dass wir Frauen aufgefordert wurden, unsere Hüte vom Kopf zu nehmen. Dass Männer den Hut ziehen, wenn sie die Kirche betreten, weiß ich, Frauen auch? Es waren einige Beter in der Kirche. In der Weinbar gleich daneben gönnten wir uns unser Frühstück: Tramezzini bzw. Cornetto.

Dann ging es immer geradeaus, vorbei am Gefängnis Regina Coeli, am Palazzo Corsini und der Villa Farnesina. S. Maria d. Scala war geschlossen, doch zwei andere stille Kirchen auf dem Weg an der Via della Lungara besuchten wir: San Giuseppe alla Lungara und San Giacomo alla Lungara. Trastevere so früh am Morgen hatte seinen Reiz – wenngleich es sooo früh auch nicht mehr war.
Schließlich erreichten wir S. Maria in Trastevere.
Auch hier konnten wir natürlich nicht vorbeigehen. Gerade als wir ins linke Seitenschiff wollte, läutete es und ein Priester kam aus der Sakristei. So feierten wir die zweite Eucharistie an diesem Morgen mit, dieses Mal auf italienisch. Im Unterschied zur deutschen Messe, die noch pfingstlich rot gewesen war, war diese jedoch grün (im Jahreskreis).
Über die Via S. Francesco gelangten wir schließlich nach S. Francesco a ripa.
Hier soll Franziskus während seines Romaufenthaltes gewohnt haben. Aufmerksam wurden wir durch einen deutschen „Professor“/Lehrer, der seinen Studenten in sehr lockerer, unterhaltsamer Form das Leben des Heiligen erzählte. So entdeckten wir auch die Skulptur Berninis: Ludovica Alberton.
Wir gingen jedoch auf eigene Spurensuche und waren mehr begeistert von den Skulpturen in der Kapelle im rechten Seitenschiff gegenüber: die Heilige mit dem Totenschädel (Wer ist das eigentlich?) Es könnte sich um die Heilige Melania handeln.
und die Grabmäler: besonders die Frau mit den beiden Babys (Maria mit Jesus und Johannes).
Vorbei an der Porta Portese überquerten wir wir den Tiber und gingen die Via Mamorata entlang Richtung Porta S. Paolo.
In Ortsunkenntnis umrundeten wir einmal zunächst die Cestius-Piramide, dann den protestantischen Friedhof,
besuchten also zuerst den britischen Militärfriedhof,
eher wir doch noch den Eingang zum protestantischen Friedhof fanden.
Hier hatte die 14-Jährige die erste Krise und wollte eigentlich nicht mehr weiter.

Doch es half wenig: wir hatten zwar schon 5 Kirchen besucht, aber noch nicht einmal die zweite Station der Siebenkirchenwallfahrt geschafft. Und nach St. Paul vor den Mauern wollten wir unbedingt. Ich liebe St. Paul wirklich sehr, aber der Weg dahin auf der Via Ostiense ist einfach nur grauenvoll. Er zog und zog sich dahin, und der Autoverkehr macht es auch nicht besser. Eine Pasticceria/Gelateria auf dem Weg bot die willkommene Erfrischung (neben den zahlreichen Nasoni). Das Eis war einfach köstlich und hielt die Launte in dieser ganz und gar ungemütlichen Gegend ob. Zur Zeit Philipp Neris mag die Wallfahrt anstrengend gewesen sein. Mit dem Autoverkehr heute finde ich es eine Zumutung. Fromme Gedanken? Fehlanzeige bei uns. Vielleicht ist es in einer Gruppe anders. Der MERIAN-Autor Oliver Fischer schreibt sehr treffend in der aktuellen Merian-Ausgabe (5/2015): „…und gerate rasch hinein in das Gehupe des Großstadtverkehrs. Lange wandere ich an einer vierspurigen Ausfallstaße entlang, vorbei an Wohnblöcken und einer riesigen Industriebrache.“
Hier merkt man: ER ist den Weg gegangen, diesen Eindruck habe ich nicht, wenn ich den im Pilgerzentrum verlinkten kath.net-Artikel lese, hier ist alles nur Euphorie und fromm. Oder habe ich Zwischentöne überlesen? Jedenfalls überkommt uns beide auf unserem Fußmarsch Erleichterung als S. Paolo fuori le muri endlich in greifbare Nähe rückt.
Mittags beten wir dort dann die Terz, ehe wir die Kirche, den Kreuzgang und v.a. den bookshop erkunden. Im Portikus rasten wir.
Wieder einmal irren wir umher, um den richtigen Weg zu finden, dabei wäre es so einfach gewesen. Immerhin haben wir die Wasserflaschen wieder aufgefüllt und letztlich mit Hilfe des Smartphones und nicht der Wegbeschreibung im Pilgerführer die Via delle settechiese gefunden, der wir nun brav folgten. Sie führte uns durch abwechslungsreiches Terrain: Alte Bebauung, moderne Wohnblocks, vorbei an Schulen und Supermarkt, vorbei am Oratorium des hl. Philipp Neri,
daneben die nächste Gelateria. Irgendwo unterwegs gönnten wir uns eine Rast mit Mittagessen in einer Osteria/Tavola, was auch immer. Es ist untergegangen im Nebel der ganzen Eindrücke. Der Nasone daneben ist mir nachdrücklicher im Gedächtnis. Gegessen haben wir eine Art aufgewärmten Gemüseauflauf und einen herzhaften Tarte. Es war gar nicht mal schlecht, nur was es war und wo genau es war - keine Ahnung. An irgendeiner Piazza am Berg. Irgendwann erreichten wir auch doch noch die Via Appia und S. Sebastiano.
Welche Erleichterung, welche Freude beim Anblick der Kirche. Für eine Katakombenführung auf Deutsch war es inzwischen leider zu spät (war es doch bereits 16 Uhr). Zwar wollten wir eigentlich weiter laufen, aber die Via Appia erwies sich als zu große Herausforderung, so dass wir schließlich an der Haltestelle des 118 warteten bis der nächste Bus kam - eine gefühlte Ewigkeit. Inzwischen weiß ich auch, dass es einen ruhigeren Weg gegeben hätte, aber was soll’s? Umwege gehören dazu, manchmal ist dann doch der Weg das Ziel. An den Caracalla-Thermen stiegen wir aus und verirrten uns dank Navi & Google heillos, weil es eine Querstraße nicht (mehr?) gab, oder wir sie nicht fanden (in der Via Valle d. Camone), letztlich nahmen wir dann die Tram 3 nach S. Giovanni in Laterano.

Die Lateranbasilika ist einfach nicht „meine“ Kirche. Ich werde mir ihr nicht warm, woran das liegt, weiß ich nicht. Jedes Mal wieder versuche ich mich von ihr anrühren zu lassen, und jedes Mal verlasse ich sie wieder mit dem Gefühl: "Hm?!?" Mutter und Haupt aller Kirchen.
Von dort geht es dann wieder (singend) zu Fuß nach S. Croce in Gerusalemme. Auf dem Weg dahin kommen wir auch an einem Spielplatz vorbei, aber irgendwie waren wir mit der Kleinen nie dort, obwohl ich im Vorbeigehen dachte: "Da können wir auch mit der 6-Jährigen hin." So kam es dann, dass mein Mann die Lateranbasilika nicht kennengelernt hat, da wir während unseres Aufenthaltes kein zweites Mal in diese Ecke Roms kamen. Die Kreuzreliquie in S. Croce berührte uns sehr.
Den weite(re)n Weg nach S. Lorenzo legten wir wiederum mit der Tram 3 zurück. Mit der obligatorischen Bettlerin am Kirchentor teilten wir dann noch unsere Kekse. Schien sie beim Hineingehen in die Kirche noch recht dankbar, so wirkte sie auf mich nur noch fordernd, als wir wieder herauskamen, zeigte mir ein Bild ihrer (?) Kinder und wollte Geld. Nunja.
Bis wir Santa Maria Maggiore erreichten (19.05 Uhr), hatte diese leider schon geschlossen. Da war ich schon etwas enttäuscht. Es fehlte der Abschluss.

Wir trafen den Rest der Familie, die zum Baden in Lido di Ostia waren,
in Termini und fuhren gemeinsam mit der Metro nach Ottaviano, wo wir uns in „unserer“ Pizzeria Rustica mit Pizza eindeckten. Erschöpft, die einen von Meer und Sonne, die anderen von der Wallfahrt, fielen wir an diesem Abend ins Bett. Das Eis auf dem Nachhauseweg ließen wir natürlich nicht aus.
 
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wie Ihr das mit den unterschiedlichen Interessen und Altersgruppen Eurer Kinder hinbekommen habt. :nod:
Dadurch, dass wir zwei Erwachsene waren, konnten wir uns ganz gut aufteilen. Mein Mann hatte im Vorfeld keine eigenen Interessen geäußert, dem 15-Jährigen war seine Ruhe wichtig, so ging es immer wieder. Natürlich ging es nicht ohne die üblichen Geschwisterstreitereien ab, aber deswegen haben wir eben auch immer wieder etwas getrennt unternommen. Am besten hat immer das Wundermittel "Eis" gewirkt, wenn die Laune am Tiefpunkt war. Und das gab es ja nun wirklich fast an jeder Straßenecke.
Viele Grüße
Karin
PS. Handschriftlich ist der Bericht schon in Rom geschrieben worden, ich tippe ihn jetzt so nach und nach ab. Probleme bereitet mir nur das Hochladen der Fotos, v.a. weil unsere Internetverbindung so langsam ist. Aber das wird schon, das Wochenende naht.
 
Vielen Dank für diesen kurzweiligen Reisebericht, den ich mit Vergnügen lese (auch wenn ich im Moment nicht viel Zeit für das Forum habe, diese Lektüre musste sein ;)). :thumbup: Da habt Ihr aber ein Super-Pensum bewältigt :thumbup: - Complimenti!

Wir gingen jedoch auf eigene Spurensuche und waren mehr begeistert von den Skulpturen in der Kapelle im rechten Seitenschiff gegenüber: die Heilige mit dem Totenschädel (Wer ist das eigentlich?) und die Grabmäler: besonders die Frau mit den beiden Babys (Maria mit Jesus und Johannes).
Die "Heilige mit dem Totenschädel" könnte ich nicht ausfindig machen, aber "Maria mit Jesus und Johannes" dürfte eher die "Caritas" (Allegorie für die Nächstenliebe) gewesen sein :~, am Grabmal der Rospigliosi-Pallavicini. Vielleicht ist auch besagte "Heilige" eine der anderen allegorischen Figuren: Klugheit, Justiz und Stärke.

LG
Pasquetta

Nachtrag:
Nachdem ich jetzt Deine Fotos dazu gesehen habe - schön, dass Du Deinen kurzweiligen Bericht auch bebilderst :nod: - dieser Nachtrag:
Bei der "Heiligen" mit dem Totenschädel in S. Francesco a Ripa handelt es sich also nicht um eine allegorische Figur (wie die "Caritas" mit den beiden Kindern) und ich vermute auch nicht um die hl. Melania, sondern um die hl. Hyazintha Marescotti (s. hier und hier) die eine Ordensfrau war (Franziskanerin), wie man auch an der Skulptur sehen kann.
 
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Dienstag, 26. Mai: Erstkommunion und viele Kirchen

Den Dienstag begannen wir wieder mit dem Gottesdienst in der Kirche am Campo Santo. Dieses Mal hatten wir auf den Rucksack verzichtet, die Polizeikontrolle blieb uns nicht erspart, wie wir in unserer Naivität gehofft hatten. Die Ausstattung der Kirche ist durchaus skurril und erinnert sehr deutlich an die Sterblichkeit. Links neben der Altar-Apsis hält ein Knochenmann mit Flügeln ein Medaillon des Verstorbenen/des Stifters dieses Gedenksteins.
Zunächst durchaus irritierend, aber zugleich ungeheuer faszinierend. Nun, dieser Knochenmann wurde uns durch den täglichen Gottesdienstbesuch durchaus vertraut. Inzwischen vermisse ich ihn sogar. Nu das Grinsen der beiden Totenschädel darunter kann ich noch immer nicht einordnen: hämisch, freundlich, selbstsicher? Heute waren es zwei Priester mehr, das Verhältnis Priester:Gottesdienstbesucher ist einfach unschlagbar.

An der Piazza Risorgimento setzten wir uns später in einen Bus und beobachteten das Treiben auf dem Platz. „I love Rom“ Führer mit rosafarbenen Lätzchen warteten auf ihre Gruppen und verteilten sie – wohl nach Sprachzugehörigkeit. Jeder Teilnehmer bekam ein rosa Herz.

Am Heimweg kauften wir noch ein Brot. Nach einem sehr ausgiebigen Frühstück auf unserer „Dachterrasse“ brachen wir auf, um unsere Pilgerreise zu beenden.

S. Maria Maggiore war unser Ziel. Zunächst beteten die 14-Jährige und ich die Vesper (um 11 Uhr vormittags), dann besuchten wir die Krippe.
In der Sakramentskapelle (inzwischen ohne den Herrn, ein reines Museum)
sinnierten wir über Glaube, Frömmigkeit und Kirche nach. Was kennzeichnet den Pilger? Wann ist man fromm?

Google maps führte uns mit letzter Akkukraft nach S. Pietro in Vincoli.
Michelangelos Moses nahmen wir zur Kenntnis.
Vor den Ketten wurde mir das eigene Gefangensein in den Ketten bewusst, gefangen in den Ketten unserer Vorstellung.
Um 12.20 Uhr sollte die Kirche schließen. Am linken Seitenschiff feierte ein Priester mit drei (!!!) Gläubigen Eucharistie auf italienisch. Wir Damen gesellten uns dazu, da waren es schon sechs. Beim Friedensgruß merkten wir, dass die „Schar“ der Gläubigen weiter angewachsen war. Wir gingen zum Kommunionempfang nach vorne, da ich gesehen hatte, dass der Priester die Hostien abgezählt hatte nach der Anzahl der Gläubigen. Wie gewohnt nahm ich die Kleine mit. Sie ist es gewohnt, bei uns ein Segenskreuz zu erhalten. Tja, so schnell schaute ich gar nicht, wie sie dann zum ersten Mal die heilige Kommunion empfing. Andere Länder, andere Sitten, wieder einmal bewahrheitete sich das. Sie war recht entsetzt, als ich ihr erklärte, dass das jetzt ihre „Erstkommunion“ war. Sie beruhigte sich erst wieder, als ich ihr erklärte, dass sie dennoch das Fest mit weißem Kleid und so weiter haben wird. Dann wird sie eben in der 3. Klasse ihre Zweitkommunion haben.

Nun trennten wir uns wieder. Wir, d.h. mein Mann, mein Sohn und ich fuhren zurück zum Vatikan, um an der Führung durch die Ausgrabungen unter St. Peter teilzunehmen. Die Mädels fuhren auf Umwegen zurück in die Ferienwohnung, da ja die 14-Jährige noch zu klein für die Ausgrabungen war. :~ Allerdings kontrollierte niemand das Alter, wir hätten sie also leicht mitnehmen können. Hinterher weiß man es immer besser. 12 Leute, dampfig-feucht-warme Luft. Es war schon interessant, aber mir erschließt sich überhaupt nicht, weshalb das Alter auf Vollendung des 15. Lebensjahres festgesetzt ist. Ist halt so. Manche Dinge muss man hinnehmen, ohne sie zu hinterfragen. Das Petrusgrab war durchaus beeindruckend. Ich habe den Besuch zum Anlass genommen, den Papst-Krimi "Gloria" zu lesen, spielen doch hier die Petrus-Reliquien eine entscheidende Rolle.

Noch beeindruckender war jedoch der Aufstieg zur Kuppel genau über dem Grab. 550 Stufen mit einer grandiosen Rundumsicht.




Der Petersdom selber – nun ja, er erinnerte mich durchaus etwas an einen Bahnhof von den Menschenmengen her, die dort um 17 Uhr unterwegs waren.
Über die Via della Conciliazione gingen wir an der Engelsburg vorbei über die Engelsbrücke,
ein klassischer Touristentrampelpfad, um anschließend im Pilgerzentrum die Audienzkarten abzuholen. Irgendwie fand ich das Ganze wenig einladend: Rein, Bestätigungsmail zeigen, Karten erhalten, raus. Die Bücherstube ist wohl wieder umgezogen. Insgesamt war ich von der nüchternen Atmosphäre etwas enttäuscht. Die Mädels waren inzwischen in der Ferienwohnung und wollten nicht mehr raus, also gingen wir weiter durch diverse Gassen, vorbei an zahlreichen Kirchen (hier Sanctissimi Trinita degli Spagni)
zur Spanischen Treppe, kauften dort in der Via della Croce Tiramisu bei Pompi,
in der Via Mario da Fiori ein Eis zum Selbermachen (vgl. frozen joghurt) und setzten uns auf die Spanische Treppe.
Nach kurzer Zeit hatten die beiden Männer genug und wir brachen wiederum auf zur Metrostation. Heimgekehrt ernährten wir uns von Pizza und Tiramisu bzw. dem Eis aus dem ***-Fach.
Welch sorgloses Leben! Welch geruhsames Leben! Das nenne ich Urlaub. Eis und Pizza an jeder Straßenecke.
 
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Mittwoch: Audienztag und Forum Romanum - Gewitter über dem Palatin

Wie üblich wollten wir den Tag im Campo Santo beginnen. Da jedoch Audienztag war und wir den Petersplatz nicht einfach würden überqueren können wie sonst, machten wir uns früher auf den Weg. So waren wir schon um halb sieben am Petersplatz. Tatsächlich standen schon die ersten Audienzbesucher an - und zwar nicht wenige.
Wir umrundeten den Platz und standen vor einer Absperrung:
„Patienzia - Geduld“ hieß es. Es war einfach noch zu früh. Beeindruckend durchaus, wie viele Audienzbesucher bereits anstanden an den Sicherheitsschleusen zum Petersplatz. Dahin wollten wir ja gar nicht. Nun gut, also warteten wir und machten noch die Bekanntschaft einer ebenfalls deutschen Pilgerin, die mehrfach im Jahr nach Rom kommt und auch Verwandte in Italien hat. Nach einiger Zeit – und immer wieder Drängen der deutschen Pilgerin – durften wir dann doch hinein. Die Messe war auf Latein, wie immer mittwochs. Wunderbar, wieder einmal die gregorianischen Gesänge zu singen. Nach dem Gottesdienst blieben wir fasziniert vor dem Tor, aber immer noch hinter der Absperrung stehen und betrachteten mit einer Mischung aus Faszination und Hilflosigkeit die Menschenmassen. Da wo wir hereingekommen waren, drängten sich inzwischen zahllose Menschen: Gruppen, deren Begleiter einen besonderen Schein dabei hatten; Brautpaare; Rollstuhlfahrer, ständig strömten neue Gruppen hindurch. Da sollten wir wieder raus? Gar kein Drandenken. Ursprünglich hatten wir ja auch in die Audienz gewollt, allerdings hatte uns das Massenevent vom Pfingstsonntag gereicht. Eine Audienz konnte uns nicht mehr geben als der Gottesdienst mit dem Heiligen Vater und so hatten wir beschlossen, den Tag statt am Petersplatz am Forum Romanum zu verbringen. Die am Vortag abgeholten Audienzkarten hatten wir allerdings dennoch dabei. Also zückten wir sie und gingen einfach so durch die Kolonnaden auf den Petersplatz. Ohne angehalten zu werden. Ohne weitere Sicherheitskontrolle. Ohne erneutes Anstehen in einer der inzwischen recht langen Schlangen. Natürlich schwammen wir dann teilweise gegen den Strom, denn wir wollten ja nur den Petersplatz überqueren, um ihn auf der anderen Seite wieder zu verlassen. Das erklärten wir auch so einem Schweizergardisten in der Mitte, der den Mittelgang nach vorne absicherte, wohin der Zugang nur mit besonderen Audienzkarten gestattet war. Er ließ uns passieren, der auf der anderen Seite ebenfalls und weiter ging es gegen den Strom der Menschen, die noch ihre Plätze suchten. Doch wie sollten wir wieder herauskommen? Unter den Kolonnaden schickte uns ein Carabinieri an den mittleren Eingang Richtung Via della Conciliazione. Dort? Durch einen wirklich schmalen Eingang zwängten sich unzählige Menschen herein. Ich sah da keine Chance für uns. So langsam überlegte ich, ob wir nicht doch an der Audienz teilnehmen sollten. Im zweiten Anlauf hatten wir dann unter den Kolonnaden doch noch Glück und wurden hinausgelassen, nein sogar hinauseskortiert. Zu unserer großen Überraschung gab es zu diesem Zeitpunkt (mittlerweile kurz nach 8 Uhr) an den Sicherheitskontrollen an der Via di Porta Angelica quasi keine Schlangen. Einige hundert Meter weiter, an der Porta Angelica (oder heißt das Tor Porta Sant’Anna?), bildete sich dann sehr wohl eine lange Schlange vor der Kirche Sant‘ Anna. Diese Schlange reicht fast bis zur P. Risorgimento. Ich frage mich, warum.
Stellen sich viele einfach ans Ende der Schlange und damit falsch? Ergibt sich hiermit ein anderer Zugang? Stehen diese Menschen (teilweise mit Pässen in der Hand) für ein anderes Ereignis Schlange, nicht für die Papstaudienz? Es bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht hat ja eine/r der Foristi eine Antwort darauf.

Am Heimweg erwerben wir in unserer Lieblingsgelateria und Pasticceria noch zwei Torten für Papas Geburtstag, einmal Pistacchio, einmal Sacher. Leider hat die Sahnecreme der Pistacchio nicht einmal die Temperaturen des 5-minütigen Heimwegs verkraftet und fing das Laufen an, so dass die oberste Schicht verrutschte. Das tat aber dem Geschmack keinen Abbruch. Achja, so ein „Törtchen“ (Durchmesser vielleicht 20 cm oder doch 24? Ich bin so schlecht im Schätzen) kostet rund 25 €.
Nach einem ausgiebigen Geburtstagsfrühstück auf der Terrasse nahmen wir die Buslinie 492 ins Centro Storico. An der Piazza Venezia (Ara Coeli) stiegen wir aus und gingen über den kapitolinischen Hügel zum Forum. Interessant war dieses Mal der Nasone. Ich wusste, wir hatten hier irgendwo unsere Flaschen gefüllt, wusste aber nicht mehr wo. Unsere 6-Jährige hingegen führte uns zielstrebig hin. Als wir ankamen, war der Brunnen trotz der zahlreichen Touristen recht unbeachtet, eine Familie stand in der Nähe, niemand sonst nahm Notiz davon. Nachdem wir unsere Flaschen aufgefüllt hatten, bildete sich plötzlich eine Traube von Menschen um den Brunnen (nein, es war keine Busgruppe). Den Zugang zum Mamertinischen Kerker fanden wir nicht wirklich, aber das war auch nicht unser Hauptziel, wir wollten ja aufs Forum. Aufgeschoben bedeutete hier allerdings sehr wohl aufgehoben, denn wir kamen auch später nicht mehr dazu.

An der Via dei Fori Imperiali wurden fleißig die Tribünen für den Nationalfeiertag aufgebaut, am Eingang zum Forum war es sehr ruhig, wir konnten, ohne anzustehen die Eintrittskarten erwerben.

Im Forum selber gab es dann Gezicke zwischen den beiden Pubertierenden, so dass die 14-Jährige ihre eigenen Wege ging. Im Buchladen von St. Paul vor den Mauern hatte ich zwei Tage zuvor den Führer „Rom – einst und jetzt. Mit Rekonstruktionen“ gekauft und ihn der Kleinen zur Vorbereitung gegeben.Kurze Anmerkung: es gibt auch einen Link, mit dessen Hilfe man sich die CD, die früher wohl beigelegt war, herunterladen kann. Mit Hilfe dieses Führers erkundeten wir jetzt gemeinsam das Forum: Sie war total begeistert und sehr interessiert, wie die Gebäude früher ausgesehen hatten und wie sie jetzt aussahen. Die Anschaffung hatte sich also sehr gelohnt, auch für uns war es beeindruckend, uns vorzustellen, wie das Forum vor rund 2000 Jahren ausgesehen haben mag. Die Römer hatten damals schon alles zugepflastert, wir heute reden von einer „Versiegelung des Bodens“. Das scheint auch damals nicht anders gewesen zu sein.

Septimiusbogen
Rostra,
Tempel von Caesar,
Juno-Tempel,
Haus der Vestalinnen



Insbesondere letzteres ist auch heute noch immer wunderschön. Ein vorchristliches Kloster.

Tempel des Romulus
Tempel des Antoninus und der Faustina

Waren die schwarzen Wolken in der Familie verzogen und wir wieder zu fünft unterwegs, so waren inzwischen schwarze Wolken am Himmel aufgezogen.
Wir beschlossen, dennoch den Palatin zu erkunden und schlugen uns links durch die Weingärten. Am Palatineingang suchten wir dann Zuflucht vor dem Gewitter, zumindest die Erwachsenen, die beiden Mädels genossen es im Regen zwischen den Hecken Verstecken zu spielen.

Auf das Palatinstadion warfen wir nur einen kurzen Blick. Das Rumpeln und Grollen des Donners jagte unserer Jüngsten Angst ein, auch ich fand es nicht besonders gemütlich auf einem Hügel dem Gewitter ausgesetzt zu sein.
Schade, dass das domus Liviae nicht zu besichtigen ist, nur im Rahmen einer Sonderführung. Da es nun doch dauerhaft regnete, machten wir uns über den Farnesinischen Garten

und die Aussichtsplattform mit Rund-um-blick über das inzwischen deutlich leerere Forum auf den Heimweg.

Mittlerweile waren auch mehrere der fliegenden Händler auf dem Forum und boten ihre Schirme und Plastikumhänge feil. So wurden wir auch noch Augenzeuge einer Verfolgungsjagd. Zunächst gelang es dem Händler, seinen deutlich älteren Verfolger abzuhängen, sein Geschäft mit japanischen Touristen abzuschließen (die hatten bereits die Ware, aber noch nicht bezahlt), aber bald darauf wurde er dann doch vom Uniformierten geschnappt (und wohl nach draußen geführt).
Am Heimweg wurde noch im Supermarkt eingekauft.
[FONT=&quot]Abends gingen wir zur Feier des Tages essen:
[/FONT][FONT=&quot] Pizzeria Ruota in der Via Angelo Emo
(Menu Pizza bestehend aus Getränk, Vorspeise Bruschetta é ??? , Pizza a la carte: 15 €;
[FONT=&quot]M[/FONT]enu carne: Getränk (Wasser oder Wein, pasta a la carte, Fleischgericht + Beilage a la carte 20 € und menu pesce: wie menu carne, nur eben mit Fischgericht 28 €).
[/FONT]
[FONT=&quot] [/FONT][FONT=&quot] Die Bedienung an diesem Abend war sehr freundlich und hilfsbereit, das Essen schmeckte uns. Das Lokal war mit einer gemütlichen Holzdecke ausgestattet, im hinteren Bereich, den wir erst beim Toilettengang bemerkten, gab es einen großen Raum mit Vorspeisenbuffet. Auffällig war, dass sehr viele Italiener hier Pizza zum Mitnehmen holten. Freitags abends gegen 22.30 Uhr tummelten sich dann vor dem Lokal sehr viele Junge Leute. In der zweiten Woche waren wir noch einmal zum Essen dort, am Abend des Nationalfeiertags. Da war das Lokal gut gefüllt, wir waren allerdings mit dem Service nicht mehr ganz so zufrieden: Das Essen war nach wie vor gut, aber wir wurden nicht mehr so freundlich und zuvorkommend bedient, mussten länger warten, obwohl wir zwei Pizza-Menüs und ein Fleischmenü bestellt hatten, gab es zunächst nur eine Flasche Wasser, ich habe später nachbestellt, (beim ersten Mal war jeder nach seinem Getränkewunsch gefragt worden und es gab von daher auch gleich zwei Flaschen bzw. Softgetränke für die Kinder,) bei meinem Salat musste ich Essig eigens verlangen und das Warten auf die Rechnung dauerte recht lange (mit einer müden quengelnden 6-Jährigen wahrlich kein Vergnügen). Interessant finde ich, dass alle negativen Bewertungen bei Tripadvisor für dieses Lokal auf italienisch sind.[/FONT]
 
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Donnerstag: Kinderführung

Wie immer gingen wir zum Frühgottesdienst zum Campo Santo. Uns überraschte die lange Schlange vor dem Petersdom, sie war deutlich länger als sonst.

Auch der Weg zum Campo Santo war mit mehr Schwierigkeiten gepflastert. Plötzlich mussten wir warten: die erste Polizeikontrolle, die Schweizergardisten hatten wir anstandslos passiert, Die Kontrolle unmittelbar vor dem Campo Santo hielt uns dann plötzlich auf. Gut, wir waren früher dran als sonst, wir mussten einige Zeit warten neben dem Petersdom, ehe wir doch noch durchgewunken wurden. An diesem Tag waren es auch 11 Priester. Tagesevangelium war die Heilung des Blinden: „Was soll ich dir tun? – Herr, ich möchte sehen können.“ Worum bitte ich den Herrn? Was soll er mir tun?
Am Heimweg trank ich unweit des Petersdomes einen Café: angeschrieben lt. Preistafel 1,20 € (wenn ich denn des Lesens mächtig bin), gekostet hat er tatsächlich 90 ct. Mal eine angenehme Überraschung. Vielleicht war das der „Vor-Touristen“-Preis.
Zu Hause wurden wir schon ungeduldig erwartet, hatten wir doch um 10 Uhr eine Führung gebucht und wollten vorher noch frühstücken. Um 9.05 Uhr fuhren wir mit dem Bus 492 zum Pantheon, naja, in die Nähe. Eine halbe Stunde dauerte die Busfahrt, so reichte die Zeit noch für eine Innenbesichtigung des Pantheons,
eher wir unseren Führer Valerio Vernesi von romamirabilia trafen.
Die gebuchte Kinderführung durch Rom (eigentlich auf unseren Wunsch hin eine Kombination von Kurioses Rom mit Eisessen) kostete 150 € + 10 € für Eis und war ein echter Genuss: die Kleine stand voll und ganz im Mittelpunkt. Sehr kindgemäß, aber doch auch uns „Große“ einbeziehend, erzählte Valerio wichtige und interessante Fakten:

Insgesamt dauerte die Führung zweieinhalb Stunden, war ungemein informativ, aber irgendwann hatte ich jegliche Orientierung verloren, hatte keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden, in welche Richtung wir gingen, von daher kann mir auch die obige Reihenfolge durchaus durcheinander gekommen sein. Ich habe sie mit Hilfe des Stadtplanes nachvollzogen.
Mesusa an einem Eingang
Wir waren platt, die Kinder fix und fertig und nur noch hungrig.

Im Ghetto aßen wir dann zu Mittag. Il portico: 3x pasta (sehr lecker), 2x pizza (ebenfalls sehr lecker), mit Wasser zusammen nur 36 €. Ich konnte es kaum glauben.
Danach trennten wir uns wieder: die beiden Herren zogen noch ins Kolosseum, wir Damen vorbei am Marcellustheater zur Synagoge. Da diese aber nur mit Führung zu besichtigen gewesen wäre, schenkten wir uns diese: wir fühlten uns nicht mehr aufnahmebereit für eine weitere Führung.
Den Nachmittag verbrachten wir geruhsam in der Ferienwohnung.
Am Abend brach ich mit meinem Mann noch einmal zu einer Brunnen und Kirchentour auf:
Unser Weg führte uns zur Piazza Barberini, wohin wir mit der Metro fuhren, dort betrachteten wir die Bienen am Brunnen,

weiter zogen wir über die Via Barberini zum Largo S. Susanna,




wo wir Santa Maria Vittorio besichtigten mit der Bernini-Skulptur "Verzückung der hl. Theresia"
und "Klein-Pantheon" S. Bernardo.
An der Piazza d. Repubblica besuchten wir noch die von MIchelangelo geplante Kirche S. Maria degli Angeli.

Die Thermen des Diokletian umrundeten wir, ehe wir am Bahnhof wieder die Metro zurück nahmen.



Wo wir dieses Bild gemacht haben, weiß ich leider nicht mehr:
An diesem Tag gingen wir einmal früher zu Bett, da auch der Freitag sehr stressig zu werden versprach. Vom Kolosseum hatten die Herren auch nur Positives zu berichten. Dank der am Vortag gekauften Karten konnten sie sämtliche Warteschlangen geschickt umgehen und kamen quasi ohne Anstehen ins Kolosseum.
 
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