Die Cripta dei Cappuccini - die Kapuzinergruft an der Via Veneto

ragecza

Centurio
Stammrömer
Liebe Freunde,

ich schreibe gerade an einem Aufsatz, der im nächsten Jahr in meinem Sammelband zur Romdichtung des 19. Jahrhunderts erscheinen wird. Dabei spielt die Kapuzinergruft an der Via Veneto eine wichtige Rolle, die von verschiedenen Dichtern (u.a. Tieck, Rückert, Hebbel) bedichtet wurde. In der letzten der insgesamt sechs Grabkammern soll sich ein Spruch befinden, der in der Übersetzung etwa folgendermaßen lautet: „Was wir sind, werdet ihr sein, was ihr seid sind wir gewesen“. Weiß jemand von Euch, wie das lateinische (oder italienische?) Original lautet? Ich habe mir dummerweise bei meinem letzten Besuch in der Gruft keine Notizen gemacht. Für Eure Hilfe wäre ich Euch sehr dankbar.

Herzlichst
Ralf
 
Heureka! Oder für Römer besser: Inveni! "Quod fuimus, estis, quod sumus, eritis.", lautet das Originalzitat. Es stammt aus der Legende von den drei Lebenden und den drei Toten.
 
Vielen Dank, Susannah! Ich habe mir den Eintrag mal angesehen, aber wirklich weitergeholfen hat er mir nicht.

Ich habe die zitierte Stelle bei Lodoli (S. 96) mal nachgeschlagen. Lodoli meint mit "Hodie mihi, cras tibi" eine Inschrift an S. Maria dell'Orazione e Morte und nicht die Kapuzinergruft.

Hier geht es aber doch wohl um den Spruch „quid sumus eritis, quid fuimus estis“ [Was wir sind, werdet ihr sein, was ihr seid, sind wir gewesen.], der aus der ursprünglich wohl orientalischen Legende von den drei Lebenden und den drei Toten stammt. Aber steht dieser Spruch tatsächlich in der Kapizinergruft? Ich meine mich dunkel an eine Tafel in mehreren Sprachen erinnern zu können, bin mir aber nicht sicher. Und vor allem: Wie alt ist die Tafel ....?
 
Hier das Bild an der Kirche, das Lodoli meint.

Die Frage bleibt also offen. Übrigens: In Rinaldo Cordovanis Führer zur Cripta dei Cappuccini finden man dazu nichts.
 

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Hier zumindest ist davon nicht die Rede:
Cappuccini_ted

Und ja, die deutsche Übersetzung ist gelungen und enspricht der italienischen Fassung. Angesichts dessen, dass es um einen Aufsatz geht - ich würde da einfach mal hinschreiben.

Ansonsten kannst Du hier noch mal kucken, ob Du fündig wirst:

YouTube - Cripta dei Cappuccini Roma Rome

YouTube - Cappuccini di Roma, la cripta de esqueletos de Roma

Italienische Seiten über die Cripta Cappuccini gibt es jede Menge - das Sprichwort taucht aber nirgends auf. Wenn man danach googelt, findet man fast ausschließlich Hinweise auf den Totentanz.
 
Herzlichen Dank, Cellarius,

auf dem ersten Video scheint mir die Tafel kurz am unteren Bildrand zu sehen zu sein, ohne daß man sie aber lesen könnte. Ich werde wohl mal die Museumsverwaltung anschreiben. Eigenartig, daß die Tafel, obwohl sie soviele Menschen beeindruckt, nirgends in einer Abschrift wiedergegeben wird!

Das Zitat ist in der Tat in vielen Totentanz-Darstellungen zu finden. Ursprünglich wird es wohl aus der besagten Legende stammen. Ich beschäftige mich im Augenblick mit Gedichten auf die Kapuzinergruft aus verschiedenen Jahrhunderten. Da ist schon spannend, was die einzelnen Dichter tatsächlich gesehen haben und was sich davon in ihren Texten widerspiegelt. Übrigens: Rolf Dieter Brinkmann läßt sich in "Rom, Blicke" lang und breit über die Cripta aus - von der Tafel aber kein Wort!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, Susannah! Ich habe mir den Eintrag mal angesehen, aber wirklich weitergeholfen hat er mir nicht.

Ich habe die zitierte Stelle bei Lodoli (S. 96) mal nachgeschlagen. Lodoli meint mit "Hodie mihi, cras tibi" eine Inschrift an S. Maria dell'Orazione e Morte und nicht die Kapuzinergruft.

Hallo ragecza,

ja, es stimmt! :blush: Nach genauerer Recherche habe ich dann auch festgestellt, dass Lodoli die Inschrift an der S. Maria dell'Orazione e Morte gemeint hat. :blush: :?

Aber ich habe noch folgende Website gefunden. Ich hoffe, dass sie Dir weiterhilft:

Spooky Rome: The Capucin Crypt at eternallycool.net

"Quello che voi siete noi eravamo,
Quello che noi siamo voi sarete."


[What you are now we were, What we are you will be]

Liebe Grüße,
Susannah
 
Liebe Susannah,

ganz, ganz herzlichen Dank für den wertvollen Hinweis! Puh, das ist eine schwierige Suche! Friedrich Rückert umschreibt den Spruch m.E. in dem Gedicht "Die Todtenkapelle der Kapuziner", und da ist es natürllich spannend zu wissen, in welcher Form er ihn dort gelesen hat. Ich füge das Gedicht mal an:

Die Todtenkapelle der Kapuziner

Den Kapuzinern war ich zugesprochen
In diesen Allerseelenfestes-Tagen,
Und sah daselbst tiefsinnige – kann ich sagen –
Verzierungen von Leichnamen und Knochen.

Im Tode nicht der Ordenskutt’ entkrochen,
Die Mumien, sah ich stehn und Kerzen tragen,
Davor die Lebenden auf Knieen lagen,
Um einst auch so zu stehn in Jahr und Wochen.

Die Wände waren rings geschmückt mit Blumen,
Bald einzeln, bald in Sträußen, Kränzen, Schnüren,
Und jede Blume war Zusammensetzung

Von Knochenwerk. In diesen Heiligthumen
Des Todes hat das Schauderhafte rühren
Mich nur gekonnt, ohn’ Eckel noch Verletzung.

Herzliche Grüße
Ralf
 
Hallo,

ich weiß nicht, ob das für Dich relevant ist - aber die zitierte Formulierung ist sehr alt und geht (wenn ich dem berühmten Vortrag in der Sorbonne(1882) von Ernest Renan folge, in es um die Frage geht, was eine Nation ist) auf ein spartanisches Lied zurück. Dort heißt es: wir sind, was ihr gewesen seid; wir werden sein, was ihr seid".

Viele Grüße
Claude
 
Das ist hochinteressant. Vielen Dank! Demnach wäre das Zitat vorchristlich. Ich behalte es in jedem Falle im Hinterkopf. Danke nochmals!
 
Hallo,

ich habe mal versucht, die antike Quelle zu finden, allerdings ist es mir mit den vorhandenen Hilfsmitteln nicht gelungen.

Viele Grüße
Claude
 
Ich habe im Neuen Pauly (auch RGW) nachgesehen - aber ohne fündig zu werden.
Also wird der kleine Pauly (auch in unserem Regal :nod:) auch nicht viel bringen.

Viele Grüße
Claude
 
Ich versuche es mal über die Poetra nova oder die CT-DOC-Library. Damit findet man Zitate am leichtesten.
 
Und sage bitte auch allersofortigstens Bescheid, wenn Dein Sammelband erschienen ist - das würde mich wirklich sehr interessieren. Und bestimmt nicht nur mich!
 
Hallo ragecza,

ich war zwar bei meinem Romaufenthalt (leider) nicht in der Cripta, habe aber mal ein wenig Google bemüht und einen Fotobeleg, zumindest von dem Schild unter der Inschrift gefunden, der Dir weiterhelfen könnte:

silent45: Crypto Archeologico: The Capuchin Crypts

Gruß

humocs

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Da der oben stehende Link nicht mehr funktioniert, hier zwei weitere mit dem Foto des Schildes mit den übersetzten Zeilen:
http://kayniscornercafe.blogspot.de/2012/01/crypt-of-capuchins.html
und
http://silent45.blogspot.de/2008/02/crypto-archeologico-capuchin-crypts.html
 
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