Da es bislang im Forum hauptsächlich diesen Thread zur Quintilier-Villa gab Quintilier-Villa: Zu- und Ausgang, erstelle ich hiermit diesen neuen Thread, der Quintilier-Villa und Santa Maria Nova als Sehenswürdigkeiten vorstellt. Es handelt sich hier um einen Teilbericht aus Spaziergänge im römischen Grün, dem Reisebericht von Gaukler und mir über unsere gemeinsame Romreise im April 2015. Quintilier-Villa und Santa Maria Nova
Zwischen Via Appia nuova und Via Appia antica
Der Haupteingang zur Villa dei Quintili liegt an der Via Appia nuova, 1092. Wir erreichten ihn mit einem Bus der Linie 118, deren Streckenführung am Karsamstag, zwei Tage vor unserem Reiseantritt, geändert worden war. Siehe Linie 118 - neue Streckenführung. Wir stiegen gemeinsam mit zwei französischen Ehepaaren an der Haltestelle Circo Massimo ein.Zwischen Via Appia nuova und Via Appia antica
So kamen wir in den Genuss eines netten Schlenkers entlang der Piazza Venezia, der Foren und des Kolosseums. Erst dann ging es stadtauswärts. Die hoch aufragenden Mauerreste der Quintilier-Villa sind von der Strasse aus gut zu erkennen. Der Bus fährt aber zunächst daran vorbei bis zu einem Wendeplatz und fährt dann zurück.
Wie Gaukler bereits in einem aktuellen Reiseplanungsthread geschrieben hat:
Achtung, wichtig: Am Eingang der Quintilier-Villa wird einem der Rucksack abgenommen! :roll: :thumbdown Das habe ich niemals vorher erlebt: dass man ein Freigelaende nicht mit Rucksack betreten darf ... und es fehlt mir jedes Verstaendnis dafuer.
Eine (Umhaenge-)Tasche hingegen wird toleriert ... und das bedeutet: Wer die Quintilier-Villa zur V.A. antica hin verlassen und nicht zum Ein-/Ausgang an der V.A. nuova zurueckkehren moechte, der sollte keinesfalls einen Rucksack bei sich haben.
Im Eingangsbereich befindet sich auch das kleine Antiquarium. Wir entschieden uns allerdings dafür, dieses erst am Ende unseres Spaziergangs zu besuchen. Magisch zogen uns die auf einem aus Vulkangestein bestehenden Plateau liegenden Ruinen der Villa an.
Bekannt ist die tragische Geschichte der Brüder Sextus Quintilius Valerius Maximus und Sextus Quintilius Condianus, die die Villa um 150 n. Chr. errichten liessen. Kaiser Commodus eignete sich 182 die Villa an, erweiterte sie und liess die Brüder wegen einer angeblichen Verschwörung hinrichten.
Neben marmorgeschmückten Räumen für repräsentative Zwecke und Wohnräumen verfügte die nach der Villa Adriana grösste Villa des römischen Umlandes über ein Nymphäum, Thermen, ein Stadion, das sogenannte Seetheater, ein kleines Hippodrom, Gärten und Brunnen ...
Blick zurück auf den Eingangsbereich und das Antiquarium (links im Bild)
Links von dem nicht besetzten Kassenhäuschen auf dem folgenden Bild befindet sich ein Tor zur Via Appia antica und im Fenster klebt ein Bild, das einen Rekonstruktionsversuch der Villa zeigt. Im Hintergrund ein römisches Grabmal in Form einer Pyramide.
Einige Bauarbeiter waren hier beschäftigt und so freundlich, das Tor für uns zu öffnen und uns für einen kleinen Spaziergang auf die Via Appia antica zu entlassen.
Ich war noch nie weiter als bis San Sebastiano fuori le mura gekommen und begeistert, die Via Appia, wie aus dem Bilderbuch vor mir zu haben. Ausser einem einsamen Jogger war kein Mensch zu sehen.
Wir wollten uns natürlich nicht zu weit vom Tor und den Arbeitern entfernen und kehrten nach einer Weile auf das Gelände der Villa dei Quintili zurück.
Das folgende Photo stelle ich im Grossformat ein, weil ich hoffe, dass man darauf unseren bis zum Zeitpunkt dieser Aufnahme zurückgelegten Weg verfolgen kann. Unten ist die Via Appia nuova und der Eingang zur Villa dei Quintili zu sehen. Durch die Talsenke des einstigen Flüsschens Statuario, führt ein Weg im Halbkreis rechts um die Ruinen herum. Oben befindet sich die Via Appia antica. Nach unserer Stippvisite dort gingen wir quer durch das Gelände zu der auf dem Plan eingerahmten runden Zisterne (cisterna circolare).
Dort befindet sich diese Aussichtsplattform, unter der hindurch man auf das Gelände von Santa Maria Nova gelangt. Ich erinnerte mich daran, dass ich hier Santa Maria Nova | Via Appia Antica gelesen hatte, dass dieser Komplex erst seit dem 4.11.2014 zu besichtigen ist und eine Einheit mit dem Gelände der Villa dei Quintili bildet.
Dal 4 novembre è possibile visitare il complesso di Santa Maria Nova secondo gli orari e le modalità di accesso a Villa dei Quintili, con cui costituisce un'unica area archeologica
Santa Maria Nova
Zurück an der Abzweigung zu Santa Maria Nova erlebten wir eine sehr nette Überraschung. Plötzlich hörten wir Glockengebimmel. Ein Hütehund, gefolgt von einer Herde von Ziegen, Schafen und einem Esel näherten sich. Die Tiere zogen direkt an uns vorbei. Dem Esel und einer Ziege mundete das Gras hier gut, aber sie folgten schliesslich doch dem Rest der Herde.
Santa Maria Nova liegt an der Via Appia antica, 251. Das ehemalige landwirtschaftliche Gut trägt den Namen der Kirche Santa Maria Nova (heute: Santa Francesca romana) auf dem Forum. Es wurde im Mittelalter über einer römischen Zisterne angelegt. Natürliche Quellen speisten in römischer Zeit dort gelegene Thermen, welche aller Voraussicht nach von den Bediensteten der Quintilier-Villa genutzt wurden.
Der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert, als sich der Besitz in den Händen des Adelsgeschlechts der Caetani befand. Ebenfalls im 13. Jahrhundert kam das Gut in den Besitz der Mönche von Santa Maria Nova, welche dem Orden der Olivetaner angehörten. 1845 fanden die Mönche auf ihrem Gelände einen römischen Sarkophag mit einer Mumie, welche bald für Tullia, die Tochter Ciceros gehalten wurde. Etwas Besonderes war Santa Maria auch wegen der unmittelbaren Nähe der angeblichen Gräber der Horatier und Curatier, welche hier während der Herrschaft der römischen Könige ihren legendären Kampf ausgetragen haben sollen.
1968 kaufte ein wohlhabendes amerikanisches Ehepaar Haus und Gelände. Der Mann war Filmproduzent und Grössen der Filmgeschichte, wie Brigitte Bardot, waren hier zu Gast. Rom ist nicht eben reich an Gespenstergeschichten, aber hier soll in der Nacht die Stimme eines singenden Mädchens zu hören gewesen sein. Dies, aber wohl eher die Scheidung der Amerikaner, führte 2006 zum Verkauf von Santa Maria Nova an den Staat. Draufhin begannen Ausgrabungen und Restaurierungen, an deren Ende 2014 die Öffnung für Besucher stand.
Im ehemaligen Farmhaus sind nur einige Informationstafeln und Mauerreste verschiedener Bauphasen zu sehen.
Ich verlinke zwei Videos, in denen die Archäologin Rita Paris (in italienischer Sprache) von Santa Maria Nova erzählt und in denen die Mosaiken zu sehen sind.
und
Wir traten nun den Rückweg zur
Villa dei Quintili
an und statteten zum Schluss dem Antiquarium mit seinen Statuen, architektonischen Elementen, Büsten ... einen Besuch ab. Eine winzige Ahnung vergangener Pracht wird so immerhin möglich.
Fosso dello Statuario
Zeus
Hermen orientalischer Gottheiten
Herkules