Heute, vor vierzig Jahren, um die Mittagszeit habe ich zum ersten Mal die Mauern und Dächer Roms erblickt. Das ist für mich Anlass kurz die Gedanken schweifen zu lassen. Ich habe den Stammtischbereich gewählt, da es kein Bericht werden soll.
Ich kannte meine heutige Frau etwa ein halbes Jahr. Bereits im Herbst hatte sie mir vorgeschlagen ihr an Weihnachten nach Rom zu folgen. Ich war damals reiseunerfahren und entsprechend nervös. Natürlich wollte ich Eindrücke festhalten und leistete mir meine erste Kamera, eine Ricoh Spiegelreflex mit 50mm Objektiv. Mein Cousin, ein begeisterter Fotograf, führte mir seine gesamte Diasammlung von zwei Romreisen vor. Als Reisebegleiter kaufte ich mir den großen Polyglott Rom, der 1974 in Neuauflage erschienen ist. Dieser, inzwischen abgegriffene Führer, begleitet mich noch heute häufig durch Rom. Als armer Student reservierte ich einen Sitzplatz im Nachtzug nach Rom. Dass ich die mehr als zwölf Stunden nicht geschlafen hatte, machte mir damals nichts aus. Den kurzen Zwischenaufenthalt in Mailand nutzte ich, um schon mal kurz italienische Luft zu schnuppern. An jedem Bahnhof schaute ich mir das muntere Treiben auf dem Bahnsteig an. Das letzte Stück von Florenz nach Rom schien mir endlos. Der erste Eindruck von Rom, der bei mir haften blieb, ist die Porta Maggiore. Endlich lief der Zug in Termini ein. In dem Gewimmel auf dem Bahnsteig entdeckte ich das einzige mir bekannte Gesicht sehr schnell. Ich lernte sofort mich gegen aufdringliche Taxifahrer und Hotelwerber zu wehren und mich vor Taschendieben zu schützen. Mein heutiger Schwager wartete mit seinem Fiat in der Via Marsala. Ich fragte sicher bei jedem dritten Gebäude, was das denn sei. Für mich sah das alles sehr interessant aus. Die Antwort war meist, das ist unbedeutend. Wie mussten dann erst die interessanten Objekte aussehen?
Nun, davon lernte ich in den Tagen bis Befana eine Menge kennen. Häufig begleitete mich meine heutige Gattin. Ich lernte aber auch schnell, wie man sich im ÖPNV trotz noch nicht vorhandener ATAC-Webseite in Rom bewegt. Nun ja, es kam schon mal vor, dass ich bemerkte, dass ich in der falschen Richtung unterwegs war. Das war aber nicht so schlimm. Einfach die Straßenseite wechseln und nach der nächsten Haltestelle Ausschau halten. Schon war der Fehler korrigiert.
Am meisten beeindruckt war ich bei meiner ersten Reise nicht vom Petersdom, der kam mir nur wie ein großes Museum vor, sondern vom antiken Zentrum. Der Eintritt ins Kolosseum war frei, der ins Forum Romanum inklusive Palatin kostete 500 Lire, war also selbst für einen armen Studenten fast geschenkt. Ich hatte mir für jeden Tag einen 36er Diafilm mitgenommen. Wenn ich mich richtig erinnere, musste ich noch zwei Filme nachkaufen. Es drängten sich zu viele interessante Blicke auf. Für den heutigen Digitalknipser ist das lächerlich. Auch ich fotografiere heute pro Tag sicher das Doppelte oder Dreifache, obwohl ich schon relativ wählerisch bin.
Ich lernte schnell nebenan bei Ipolito la meta de la meta Brot und ein Stück Parmesankäse zu kaufen und mal eben gegenüber bei Pepino eine Flasche offenen Weißwein zu holen. Ipolito ist längst tot. Zu dem über achtzigjährigen Pepino, der heute in Umbrien lebt, haben wir aber immer noch Kontakt.
In den vergangenen vierzig Jahren hat sich in Rom sehr viel getan. Nach Paul VI gab es vier Päpste. Die Regierungen in Rom und Italien wechselten aber wesentlich häufiger. Es war wesentlich schmutziger und lauter in den Straßen Roms. Die Definition eines römischen Augenblicks werde ich nicht vergessen: Ein Augenblick ist die Zeit die verstreicht, bis die erste Hupe ertönt nachdem die Ampel auf grün schaltet. Heute kann man sich dieses Gehupe gar nicht mehr vorstellen. Der Verkehr rund um die Piazza Venezia war unglaublich dicht. Der Polizist, der inmitten der Kreuzung den Verkehr regelte hatte seine Atmung wahrscheinlich von Sauerstoff auf Kohlendioxid umgestellt.
Das waren so einige Gedanken, die an diesem für mich wichtigen "Jubiläumsmorgen" bei mir aufstiegen. Die mehr als vierzig, meist längeren Romaufenthalte Revü passieren zu lassen, würde hier den Rahmen sprengen. Ich hoffe, dass uns noch viele, lange Romaufenthalte gegönnt sind. Es gibt noch so viel zu entdecken.
Ich wünsche allen Foristi einen schönen zweiten Weihnachtsfeiertag und besonders jenen in Rom viele bleibende Eindrücke. Vielleicht bleibt ähnlich viel haften wie bei mir.
Ich kannte meine heutige Frau etwa ein halbes Jahr. Bereits im Herbst hatte sie mir vorgeschlagen ihr an Weihnachten nach Rom zu folgen. Ich war damals reiseunerfahren und entsprechend nervös. Natürlich wollte ich Eindrücke festhalten und leistete mir meine erste Kamera, eine Ricoh Spiegelreflex mit 50mm Objektiv. Mein Cousin, ein begeisterter Fotograf, führte mir seine gesamte Diasammlung von zwei Romreisen vor. Als Reisebegleiter kaufte ich mir den großen Polyglott Rom, der 1974 in Neuauflage erschienen ist. Dieser, inzwischen abgegriffene Führer, begleitet mich noch heute häufig durch Rom. Als armer Student reservierte ich einen Sitzplatz im Nachtzug nach Rom. Dass ich die mehr als zwölf Stunden nicht geschlafen hatte, machte mir damals nichts aus. Den kurzen Zwischenaufenthalt in Mailand nutzte ich, um schon mal kurz italienische Luft zu schnuppern. An jedem Bahnhof schaute ich mir das muntere Treiben auf dem Bahnsteig an. Das letzte Stück von Florenz nach Rom schien mir endlos. Der erste Eindruck von Rom, der bei mir haften blieb, ist die Porta Maggiore. Endlich lief der Zug in Termini ein. In dem Gewimmel auf dem Bahnsteig entdeckte ich das einzige mir bekannte Gesicht sehr schnell. Ich lernte sofort mich gegen aufdringliche Taxifahrer und Hotelwerber zu wehren und mich vor Taschendieben zu schützen. Mein heutiger Schwager wartete mit seinem Fiat in der Via Marsala. Ich fragte sicher bei jedem dritten Gebäude, was das denn sei. Für mich sah das alles sehr interessant aus. Die Antwort war meist, das ist unbedeutend. Wie mussten dann erst die interessanten Objekte aussehen?
Nun, davon lernte ich in den Tagen bis Befana eine Menge kennen. Häufig begleitete mich meine heutige Gattin. Ich lernte aber auch schnell, wie man sich im ÖPNV trotz noch nicht vorhandener ATAC-Webseite in Rom bewegt. Nun ja, es kam schon mal vor, dass ich bemerkte, dass ich in der falschen Richtung unterwegs war. Das war aber nicht so schlimm. Einfach die Straßenseite wechseln und nach der nächsten Haltestelle Ausschau halten. Schon war der Fehler korrigiert.
Am meisten beeindruckt war ich bei meiner ersten Reise nicht vom Petersdom, der kam mir nur wie ein großes Museum vor, sondern vom antiken Zentrum. Der Eintritt ins Kolosseum war frei, der ins Forum Romanum inklusive Palatin kostete 500 Lire, war also selbst für einen armen Studenten fast geschenkt. Ich hatte mir für jeden Tag einen 36er Diafilm mitgenommen. Wenn ich mich richtig erinnere, musste ich noch zwei Filme nachkaufen. Es drängten sich zu viele interessante Blicke auf. Für den heutigen Digitalknipser ist das lächerlich. Auch ich fotografiere heute pro Tag sicher das Doppelte oder Dreifache, obwohl ich schon relativ wählerisch bin.
Ich lernte schnell nebenan bei Ipolito la meta de la meta Brot und ein Stück Parmesankäse zu kaufen und mal eben gegenüber bei Pepino eine Flasche offenen Weißwein zu holen. Ipolito ist längst tot. Zu dem über achtzigjährigen Pepino, der heute in Umbrien lebt, haben wir aber immer noch Kontakt.
In den vergangenen vierzig Jahren hat sich in Rom sehr viel getan. Nach Paul VI gab es vier Päpste. Die Regierungen in Rom und Italien wechselten aber wesentlich häufiger. Es war wesentlich schmutziger und lauter in den Straßen Roms. Die Definition eines römischen Augenblicks werde ich nicht vergessen: Ein Augenblick ist die Zeit die verstreicht, bis die erste Hupe ertönt nachdem die Ampel auf grün schaltet. Heute kann man sich dieses Gehupe gar nicht mehr vorstellen. Der Verkehr rund um die Piazza Venezia war unglaublich dicht. Der Polizist, der inmitten der Kreuzung den Verkehr regelte hatte seine Atmung wahrscheinlich von Sauerstoff auf Kohlendioxid umgestellt.
Das waren so einige Gedanken, die an diesem für mich wichtigen "Jubiläumsmorgen" bei mir aufstiegen. Die mehr als vierzig, meist längeren Romaufenthalte Revü passieren zu lassen, würde hier den Rahmen sprengen. Ich hoffe, dass uns noch viele, lange Romaufenthalte gegönnt sind. Es gibt noch so viel zu entdecken.
Ich wünsche allen Foristi einen schönen zweiten Weihnachtsfeiertag und besonders jenen in Rom viele bleibende Eindrücke. Vielleicht bleibt ähnlich viel haften wie bei mir.
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