Venedig: Einführung der Steuer für Tagestouristen

Auch heute gibt es eine weitere Meldung der FAZ zu diesem Thema (dem offenbar die Medien ein andauerndes Interesse beimessen :rolleyes:):
... die nur für ein paar Stunden bleiben und nicht übernachten.
Geplant ist, dass sich Tagesbesucher über das Internet einen QR-Code besorgen und auf das Handy laden können, der bei Kontrollen vorgezeigt werden muss. Andernfalls drohen Strafen zwischen 50 und 300 Euro.
 
Die geschilderte Debatte im Stadtrat von Venedig zeigt die Problematik klar auf. Und "Wasch mir den Pelz" (Senkung der Touristenzahlen) "aber mach ihn nicht naß" (bei Beibehaltung der Einnahmen aus dem Tourismus als einziger Einnahmequelle der Stadt) wird halt nicht gehen. Und um die Frage der in der Problematik offenbar besonders engagierten FAZ aus meiner Sicht zu beantworten : Venedig ist mehr Museum als Stadt. Viel mehr.
Die verbliebenen Einwohner stören eigentlich nur - Ironiemodus aus -. Leider kann man in puncto Venedig nicht hoffen, dass der touristische Hype mal irgendwann abflaut wie die verheerenden durch das Internet ausgelösten Hypes in - beispielsweise - Hallstatt, Amsterdam oder aus eigener Erfahrung an der Fontana di Trevi. Venedig hypt schon seit mindestens 150 Jahren.
 
Zuletzt bearbeitet:

An 29 Tagen des kommenden Jahres müssen Tagesbesucher für die Altstadt von Venedig Eintritt bezahlen. Das teilte Bürgermeister Luigi Brugnaro mit, er konkretisiert damit eine Entscheidung des Stadtparlaments vom September. Die Gebühr von fünf Euro betrifft alle Touristen und Besucher, die nicht in der Region Venetien leben und nur für einen Tag, also ohne Übernachtung, in Venedig bleiben.

Erhoben wird der Eintritt vom 25. bis 30. April, vom 1. bis 5. Mai und an allen darauf folgenden Wochenenden bis zum 14. Juli. Ausgenommen ist das Wochenende des 1./2. Juni. Der 2. Juni ist in Italien Nationalfeiertag. Der Eintritt muss gezahlt werden für einen Aufenthalt zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr. Besucher, die in Venedig übernachten, sind davon ausgenommen; Kinder unter 14 Jahren müssen zwar reservieren, können aber weiterhin kostenlos in die Stadt. Bezahlt wird über eine Internet-Plattform - im Gegenzug bekommt man einen QR-Code, der bei Kontrollen in der Stadt vorgezeigt werden muss.

Vgl.: Venezia: Ecco il calendario dei giorni da contributo d'accesso
La piattaforma dedicata sarà operativa dal 16 gennaio 2024.
Die spezielle Plattform wird ab dem 16. Januar 2024 in Betrieb sein.

Link zur Webseite der Stadt Venedig: Contributo di Accesso
 
Und wie viele hundert oder tausend Kontrolleure will die Stadt einstellen, um die notwendigen Kontrollen in der Stadt durchzuführen ? Für 29 Tage wild über das Jahr verteilt einstellen, wohlgemerkt ? :rolleyes: :p:p:pIch bin gespannt auf die Ergebnisse. Allein die Ausnahmen von der Gebührenpflicht sind Legion. Wirklich interessant. Und m.E. nicht ernsthaft zu kontrollieren. Es sei denn, man läßt alle Bewohner von Venetien und alle Hotelbenutzer vorsorglich tätowieren. Auf der Stirn.
 
Die spezielle Plattform wird ab dem 16. Januar 2024 in Betrieb sein.

Seit heute 12 Uhr ist die Plattform freigeschaltet:


Siehe: cda-website italienisch und englisch.
 
Wir harren der ersten objektiven Erfahrungsberichte. Ich bin wirklich gespannt, ob das funktioniert und wie die Auswirkungen sind.
 
Ich denke, es bringt gar nichts. Die Wenigen, die zahlen müssen, können ein anderes Datum wählen oder der geringe Betrag ist ihnen egal.
 
... Beschluss der Stadt berichtete die Zeitung „Il Gazzettino" am Wochenende. Zwar sei der Besuch des Papstes wichtig für Venedig, man könne jedoch nicht beliebig Ausnahmen für Veranstaltungen treffen, von denen es hier sehr viele gebe, so ein Vertreter der Stadt zur Begründung.
 
Das Eintrittsgeld wird an insgesamt 29 Tagen im Jahr 2024 erhoben: Vom 25. bis 30. April, vom 1. bis 5. Mai und an allen übrigen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 13. und 14. Juli. Davon ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1. bis 2. Juni). Auf der mehrsprachigen Webseite www.cda.ve.it sind die Tage aufgelistet, an denen Touristen die Gebühr zahlen müssen. Zwischen 16.00 und 8.30 Uhr wird der Zugangsbeitrag nicht fällig.
 
Heute meldet auch die FAZ sich nochmals zu Wort, allerdings zum großen Teil mit hierzuforum bereits bekannten Aussagen: Der Türsteher von Venedig.
Luigi Brugnaro, der Bürgermeister der Lagunenstadt, will mit einer Eintrittsgebühr von 5 Euro die Touristenfluten eindämmen. Auf den Großversuch schauen viele Orte, die sich vor dem Besucheransturm schützen wollen.

Es mangelt natürlich auch nicht an Kritik. Und zwar zum einen an Brugnaro persönlich:
Der in der Nähe Venedigs geborene Italiener ist ein Unternehmertyp, der gerne zupackt, kein Feingeist, wie ihn manche in der Stadt gerne hätten. Schlitzohrig hat er etwa versucht, Mittel aus dem Europäischen Wiederaufbauplan für den Bau eines 250-Millionen-Euro-Sportstadions auf dem Festland zu kassieren. (...) Zufällig wird in dem Stadion auch der Erstliga-Basketballklub „Reyer Venezia Mestre“ spielen, der ihm gehört.

Zum anderen an seiner Touristensteuer:
Ein politischer Gegner wie Marco Borghi, ein zum Mitte-Links-Lager gehörender Verwaltungschef, wirft dem Bürgermeister freilich vor, zu wenig gegen die Touristenflut zu tun. Die 5-Euro-Gebühr sei nur eine wirkungslose Scheinmaßnahme, die zudem nicht mit den Stadtbewohnern abgestimmt wurde. Wichtiger wäre es etwa, die vielen Airbnb-Übernachtungen zu regulieren und zu begrenzen.
 
Heute ist es so weit.


In Venedig beginnt am Donnerstag eine neue Ära. Die Lagunenstadt, die zum Symbol des Massentourismus geworden ist, testet erstmals ein umstrittenes Gebührensystem für Tagestouristen. Damit hofft die Stadtregierung, den Besucherandrang zu regeln. Das Experiment beginnt am 25. April, einem Nationalfeiertag in Italien. Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucher zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die Lagunenstadt wollen.

Die Pläne der Gemeinde sorgen für Diskussionen. Arrigo Cipriani, 91-jähriger Gastwirt und Eigentümer der legendären Harry's Bar, einst Künstlertreff von Größen wie Schriftsteller Ernest Hemingway, bezeichnet das Eintrittsgeld für Tagestouristen als "Schikane". Kritisch zeigte sich auch der Ex-Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari. Er rief die Touristen zum Ungehorsam auf und die Eintrittskarte nicht zu zahlen, denn diese sei seiner Ansicht nach "verfassungswidrig". "Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahmen ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt", kritisierte Cacciari.
"In Venedig zahlen die Touristen bereits dreimal so viel wie die Einwohner für Fahrkarten, für Museen, für alles. Die Erklärung, Venedig sei ein reines Museum, ist nicht haltbar", kritisierte Cacciari, ein Venezianer seit Generationen.
 
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