Bericht: TUTANCHAMUN - Ausstellung in Hamburg

Hallo ihr Lieben,

nun haben wir die Tut-Ausstellung auch mal endlich angeschaut. Wir waren dieses WE in Köln Freunde besuchen :nod: und shoppen :D:roll:(Augenroll - weil viel zu viel Geld ausgegeben). Wir hatten im Vorfeld Karten für Sonntagmorgen besorgt.

Uns hat die Ausstellung auch sehr gut gefallen - wir waren ca. 3 Stunden dort.

Liebe Grüße
Annie
 
Ich wußte doch, dass ich diese Statuette schon einmal gesehen hatte:

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Darstellungen des Pharao ...


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als ich heute morgen las, dass sie eine der (Original-)Statuetten ist, die der Plünderung im Kairoer Nationalmuseum in der "Sonderabteilung mit dem Grabschatz des Tutanchamun" (FAZ 2.2.11) zum Opfer gefallen ist. - Traurig, wie unwiederbringlich solche, zum Teil noch mit so vielen ungelösten Rätseln behafteten, Kulturgüter verloren gehen :( meint
Pasquetta
 


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als ich heute morgen las, dass sie eine der (Original-)Statuetten ist, die der Plünderung im Kairoer Nationalmuseum in der "Sonderabteilung mit dem Grabschatz des Tutanchamun" (FAZ 2.2.11) zum Opfer gefallen ist.


 
Hallo Ihr Versprengten aus der Herde (ex grege) des TUT-ANCH-AMUN,

auch wir haben im Herbst die Kölner Ausstellung besucht und waren total begeistert, obwohl alle Exponate nur als Repliquen vorliegen, die handwerklich aber so gut nachgebildet sind, daß dem Laien wohl kaum ein Unterschied zum Original auffallen dürfte. Die Attraktion liegt in der Art und Weise, wie die Gegenstände präsentiert werden. Ich möchte behaupten, daß man nirgendwo in Ägypten einen so tiefen und nachhaltigen Eindruck von der geheimnisvollen Welt der Pharaonen bekommt wie auf dieser Ausstellung. Man wird ja wie auf einer Zeitreise mitgenommen und unmittelbar an der Entdeckung dieses Grabes aus der 18. Dynastie beteiligt: Stück für Stück tun sich vor dem staunenden Auge des Betrachters die unermeßlichen Schätze auf, die fast dreieinhalb Jahrtausende in seinen unterirdischen Kammern verborgen waren.


Dies mitzuteilen ist nicht der eigentliche Anlaß meines Beitrags. Ich habe nämlich in meinen Unterlagen zwei wunderbare, klar gegliederte Königskartuschen gefunden, mit denen fast alle Objekte gekennzeichnet sind: entweder eingraviert, aufgemalt oder als Relief hervorgehoben. Da sie leicht zu erklären sind, möchte ich den Vesuch wagen, Euch einen kleinen Einblick in die verborgene Welt der Hieroglyphen zu verschaffen.



Ich fange also mit seinem Geburtsnamen an. Wirft man einen Blick auf diesen Ringnamen, kann man drei Hieroglyphenblöcke unterscheiden: oben – in der Mitte – unten, wobei die letzte Gruppe nur Zusatzinformationen enthält und für den Namen im engeren Sinne nicht relevant ist. Grundsätzlich ist eine Kartusche so aufgebaut, daß zunächst einmal der Name des jeweiligen Gottes erscheint: z. B. als Sonnenscheibe (für /), als Bildnis (meist in sitzender Pose) oder wie hier in ‚schriftlicher’ Form; gelesen wird der Name erst am Schluß.

Die erste Gruppe besteht aus drei Zeichen: rechts erkennt man ein Schilfblatt; es ist ein sog. Einkonsonant-Zeichen und man spricht es als i [j] , im Anlaut auch oft als [a]. Links oben ist ein Rechteck mit einer aufgesetzten ‚Zahnreihe’ zu sehen, ein Brettspiel darstellend: es handelt sich um das Zweikonsonant-Zeichen [mn] (men). Darunter befindet sich eine Wasserlinie, sie hat den Lautwert [n]. Dieses [n] hat aber hier keine besondere Bedeutung, es verstärkt nur das [n] des vorherigen Lauts und füllt den Freiraum im Hieroglyphenblock aus.
Der gesuchte Göttername heißt also [Jmn] = AMUN

In der Mitte sind vier Zeichen zu entschlüsseln. Diesmal lesen wir von links nach rechts. Nicht zu übersehen ist dabei der kleine Vogel: dahinter verbirgt sich Wachtelküken, mit dem man den Lautwert [w] (u) verbindet. Das Küken ist flankiert von zwei kleinen Halbkreisen: sie stehen für Brotlaibe und werden als [t] gelesen. Ganz rechts erscheint das Anch-Zeichen oder auch Lebenszeichen genannt: [? nh] (anch).
Foglich heißt die mittlere Zeile: [twt] - [? nh] = TUT-ANCH . Übersetzen kann man es mit: ‚Lebendes Abbild’. In Verbindung mit AMUN lautet der Name des Pharaos so: Lebendes Abbild des AMUN

Und nun zur letzten Gruppe ganz unten, beginnend mit dem rechten Zeichen, dem Symbol des Hirtenstabes, das [hq?] (heka) gesprochen wird und Herrscher bedeutet. Das mittlere Zeichen soll ein Pfeiler sein und ist die Hieroglyphe der Stadt Heliopolis (im Altertum n.ö. vom heutigen Kairo gelegen). Man spricht es [Jwnw] (Junu). Links davon blühendes Riedgras mit dem Lautwert [šm? ] (schema). Es ist das Zeichen für Oberägypten bzw. das südliche Ägypten.
Zusammengefaßt ergibt sich: [hq?] - [Jwnw] - [šm? ] = HEKA-JUNU-SCHEMA . In unserer Sprache würde es etwa bedeuten: Herrscher des südlichen Heliopolis (d.h. von Theben)
Vollständig heißt also der erste Ringname: TUT-ANCH-AMUN HEKA-JUNU-SCHEMA


Im Vergleich zu seinem Geburtsnamen ist der Thronname längst nicht so komplex aufgebaut, da es in ihm nur drei Zeichen gibt: oben die Sonnenscheibe für /[r? ] , darunter ein Skarabäus und ganz unten ein Korb: es handelt sich um das Zweilautzeichen [nb] (neb), was soviel wie Herr bedeutet. Mit dem Skarabäus darüber haben wir es mit einem Dreikonsonant-Zeichen zu tun, das sowohl Verb (werden / sein) als auch Substantiv sein kann (Wesen / Gestalt / Verwandlung). Die senkrechten Striche sind Determinativ für den Plural. Gesprochen wird es in der Einzahl [hpr] (cheper), in der Mehrzahl [hprw] (cheperu).
So ergibt sich für diesen Ringnamen folgende Lesart: [nb] - [hprw] – [r? ] = NEB-CHEPERU-RÊ . Im Deutschen könnte man es wiedergeben mit: RÊ ist der Herr der Verwandlungen, der vielen Gestalten.

Zum Abschluß noch ein kurzes Wort zu AMUN: in Abbildungen wird diese Gottheit häufig in schreitender Pose und in menschlicher Gestalt dargestellt, mit Henkelkreuz in der einen und das Uas-Szepter in der anderen Hand. Ganz charakteristisch für ihn ist die mit Federn geschmückte Doppelfederkrone. AMUN gilt als einer der wichtigsten Götter im alten Ägypten, das Totenbuch bezeichnet ihn als „Ältesten der Götter des östlichen Himmels“. Attribute wie „geheimnisvoll an Gestalt“ oder „der, welcher die Zeit vollendet hat“ kennzeichnen ihn als eine nicht greifbare, unsichtbare Gottheit, deren wahre Macht sich im Verborgenen entfaltet. Er gilt als der immerwährende, sich selbst hervorbringende Gott, der „allem seinen göttlichen Atem einhaucht“.
Später hat man ihn mit dem Sonnengott RÊ zu AMUN-RÊ verschmolzen und ihm gleichgestellt.

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AMUN und MUT / AMUN-RÊ krönt Hatschepsut​

Soweit der kleine Ausflug in die Welt der Pharaonen und Hieroglyphen. Ich hoffe, Euch mit meinen Erklärungen nicht zu sehr gelangweilt zu haben, sondern Euch vielmehr Anregungen gegeben zu haben, mal selbst auf eine spannende Entdeckungsreise zu gehen und in eine Vergangenheit einzutauchen, die 40 Jahrhunderte! zurückliegt.

Inshallah

Seneca


Nachtrag:

Chère petite Astérixe,
ich sehe gerade, daß sich unter Deinen Photos eine wunderbare Abbildung einer der beiden Königskartuschen mit dem Thronnamen des TUT-ANCH-AMUN befindet, als Relief in Goldblech gestanzt. Übrigens: die beiden Zeichen darüber lauten: Herr der beiden Länder!
Wenn es Dir nichts ausmacht, stell dieses Photo doch neben meine Abbildung. Einfach zum Vergleich.

Cordialement

Seneca
 
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