Genüsslich eisschleckend schlendere ich weiter entlang der alten Stadthäuser in der Via dei Coronari, bis ich auf den Platz stosse, der für mich die Verkörperung der römischen 'vita' schlechthin darstellt.
Die Piazza Navona ist wohl einer der multikulturellsten Orte der Welt überhaupt; Menschen aller Rassen und Kulturen, die die ewigste aller ewigen Städte besuchen, treffen sich letztendlich hier und sammeln sich um den zentralen Punkt der Piazza, den Vierströmebrunnen. Ein ständiges Kommen und Gehen - ergriffenes Staunen zwischen Blende 8 und der Suche nach dem besten Standpunkt zum Vorzeigefoto für die Lieben zuhause.
In antiker Zeit befand sich hier das Stadium des Domitian. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dann Wohnhäuser in die Reste der Zuschauerbühnen gebaut, was die ursprüngliche Form bis heute erhalten hat. Spärliche Mauerreste des einstigen athletischen Wettkampfortes findet man noch in der Via Zanardelli am nördlichen Ende.
Ihr heutiges Aussehen verdankt die Piazza Navona Papst Innozenz X., der prunkvolle Umzüge liebte und Mitte des 17. Jh. den Auftrag für die eine komplette Neugestaltung des Platzes erteilte. Zahlreiche Händler mehr oder weniger sinnvoller Souvenirs, Meister der schnellen Karikatur und pantomimische Einlagen sorgen auch noch heute dafür, dass dem Platz seine Prise Volksfestatmosphäre nicht abhanden kommt.
Der Mohrenbrunnen (Fontana di Moro) am Südende wurde bereits im 16. Jh. erbaut; seine zentrale Figur des mit einem Delphin kämpfenden Nubier erhielt er allerdings während der päpstlichen Erneuerungsphase ein knappes Jahrhundert später.
Das nördliche Ende markiert der Neptunbrunnen (Fontana di Nettuno), der ebenfalls im 16. Jh. errichtet wurde. Allerdings folgte seine figürliche Ausgestaltung erst zwischen 1873 und 1878, wobei in seiner Mitte Neptun mit seinem Dreizack thront, der einen Oktopus erlegt.
Highlight war, ist und bleibt der zentrale Vierströmebrunnen, (Fontana dei Quattro Fiumi), zu dessen Bau 1648 - 1651 kein geringerer als Bernini den päpstlichen Auftrag bekommen hat, obwohl er wegen eines Planungsfehlers am Bau der gewaltigen Pfeiler von Sankt Peter kurzzeitig in Ungnade gefallen war. Bernini widmete seinen Brunnen den Wohltaten des Wassers und die vier Flüsse, die die vier Erdteile bewässern: dem Nil, der Donau, dem Ganges und dem Rio de la Plata. In der Mitte erhebt sich der Obelisk, der ursprünglich für einen nahe gelegenen Isis-Tempel erbaut wurde, dann aber eine Zeit lang die Spina im Zirkus des Maxentius an der Via Appia schmückte.
Hinter dem Brunnen erhebt sich die Fassade der Barockkirche Sant' Agnese in Agone, die der römischen Märtyrerin Agnes geweiht ist. Der Legende nach soll sie im Jahre 304 n.Chr. an dieser Stelle nackt vorgeführt worden sein, als ihr wie durch ein Wunder lange Haare wuchsen und sie verhüllte. Interessanter Gedanke.
Der Brunnen wird übrigens durch die Aqua Virgo mit Wasser versorgt. Diese bereits im Jahre 19 n.Chr. von Agrippa eröffnete Wasserleitung ist die einzige, die seit ihrer Eröffnung ununterbrochen erstklassiges Trinkwasser aus dem ca. 20 km entfernten Quellgebiet Salone in die Stadt transportiert. Aus der gleichen Quelle werden heute die unzähligen kleinen Trinkbrunnen, die Nasoni, gespeist, allerdings durch die neu gebaute Leitung Nuovo Acquedotto Vergine. Denn damals wie heute hatten die Römer schon einen guten Geschmack.
Apropos Wasser: Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Platz jeden Samstag im August geflutet - sehr zum Vergnügen des Volkes, das im freigiebig von den vier Strömen gespendeten Naß herumpatschte oder in Kutschen darin herumfuhr, wie ein Gemälde von Pannini aus dem Jahr 1756 veranschaulicht.
Leider ist dieser schöne Brauch eingeschlafen, aber manchmal glaube ich, dass die Flussgötter die alten Zeiten wieder aufleben lassen möchten...
Ich liebe diesen Ort. Mindestens einmal am Tag fläze ich mich mit einer mittleren Portion Gefrorenem im Becher und der Kamera im Anschlag auf eine der Steinbänke und warte. Es braucht nie lange, bis sich ein Opfer einfindet, das sich unbemerkt auf einen freien Platz meiner Chipkarte ablegen lässt.
Denn die meisten sind so mit Staunen und Fotografieren beschäftigt, dass sie die Welt rund um sie herum für einen kleinen Moment vergessen.
So manch' einer kniet ehrfürchtig nieder...
Andere freuen sich schon auf die vielen 'likes' für das facebook-Foto des Tages...
Noch andere entdecken das Detail in weiter Ferne...
Aber alles unter den strengen Blicken der Obrigkeit. Selbst bei gefühlten fünfundsechzig Grad im Schatten kennen die Vertreter des Ordnungsamtes der Stadt kein Pardon...
Und auch die einheimischen Broterwerber kommen um eine gelegentliche Prüfung ihrer Lizenzen und der meist damit verbundenen hitzigen Debatte nicht herum.
Einfacher haben's meine Legionskollegen da auch nicht, denn nicht jede weibliche Schönheit steht auch auf militärischen Protz.
Dann lieber erst mal nach alter Legionärssitte 'Hut ab' und eine rauchen.
Ich für meinen Teil geniesse die Piazza noch bis spät in den Abend...
Roma bella mi appare
Die Piazza Navona ist wohl einer der multikulturellsten Orte der Welt überhaupt; Menschen aller Rassen und Kulturen, die die ewigste aller ewigen Städte besuchen, treffen sich letztendlich hier und sammeln sich um den zentralen Punkt der Piazza, den Vierströmebrunnen. Ein ständiges Kommen und Gehen - ergriffenes Staunen zwischen Blende 8 und der Suche nach dem besten Standpunkt zum Vorzeigefoto für die Lieben zuhause.
In antiker Zeit befand sich hier das Stadium des Domitian. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dann Wohnhäuser in die Reste der Zuschauerbühnen gebaut, was die ursprüngliche Form bis heute erhalten hat. Spärliche Mauerreste des einstigen athletischen Wettkampfortes findet man noch in der Via Zanardelli am nördlichen Ende.
Ihr heutiges Aussehen verdankt die Piazza Navona Papst Innozenz X., der prunkvolle Umzüge liebte und Mitte des 17. Jh. den Auftrag für die eine komplette Neugestaltung des Platzes erteilte. Zahlreiche Händler mehr oder weniger sinnvoller Souvenirs, Meister der schnellen Karikatur und pantomimische Einlagen sorgen auch noch heute dafür, dass dem Platz seine Prise Volksfestatmosphäre nicht abhanden kommt.
Der Mohrenbrunnen (Fontana di Moro) am Südende wurde bereits im 16. Jh. erbaut; seine zentrale Figur des mit einem Delphin kämpfenden Nubier erhielt er allerdings während der päpstlichen Erneuerungsphase ein knappes Jahrhundert später.
Das nördliche Ende markiert der Neptunbrunnen (Fontana di Nettuno), der ebenfalls im 16. Jh. errichtet wurde. Allerdings folgte seine figürliche Ausgestaltung erst zwischen 1873 und 1878, wobei in seiner Mitte Neptun mit seinem Dreizack thront, der einen Oktopus erlegt.
Highlight war, ist und bleibt der zentrale Vierströmebrunnen, (Fontana dei Quattro Fiumi), zu dessen Bau 1648 - 1651 kein geringerer als Bernini den päpstlichen Auftrag bekommen hat, obwohl er wegen eines Planungsfehlers am Bau der gewaltigen Pfeiler von Sankt Peter kurzzeitig in Ungnade gefallen war. Bernini widmete seinen Brunnen den Wohltaten des Wassers und die vier Flüsse, die die vier Erdteile bewässern: dem Nil, der Donau, dem Ganges und dem Rio de la Plata. In der Mitte erhebt sich der Obelisk, der ursprünglich für einen nahe gelegenen Isis-Tempel erbaut wurde, dann aber eine Zeit lang die Spina im Zirkus des Maxentius an der Via Appia schmückte.
Hinter dem Brunnen erhebt sich die Fassade der Barockkirche Sant' Agnese in Agone, die der römischen Märtyrerin Agnes geweiht ist. Der Legende nach soll sie im Jahre 304 n.Chr. an dieser Stelle nackt vorgeführt worden sein, als ihr wie durch ein Wunder lange Haare wuchsen und sie verhüllte. Interessanter Gedanke.
Der Brunnen wird übrigens durch die Aqua Virgo mit Wasser versorgt. Diese bereits im Jahre 19 n.Chr. von Agrippa eröffnete Wasserleitung ist die einzige, die seit ihrer Eröffnung ununterbrochen erstklassiges Trinkwasser aus dem ca. 20 km entfernten Quellgebiet Salone in die Stadt transportiert. Aus der gleichen Quelle werden heute die unzähligen kleinen Trinkbrunnen, die Nasoni, gespeist, allerdings durch die neu gebaute Leitung Nuovo Acquedotto Vergine. Denn damals wie heute hatten die Römer schon einen guten Geschmack.
Apropos Wasser: Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Platz jeden Samstag im August geflutet - sehr zum Vergnügen des Volkes, das im freigiebig von den vier Strömen gespendeten Naß herumpatschte oder in Kutschen darin herumfuhr, wie ein Gemälde von Pannini aus dem Jahr 1756 veranschaulicht.
Leider ist dieser schöne Brauch eingeschlafen, aber manchmal glaube ich, dass die Flussgötter die alten Zeiten wieder aufleben lassen möchten...
Ich liebe diesen Ort. Mindestens einmal am Tag fläze ich mich mit einer mittleren Portion Gefrorenem im Becher und der Kamera im Anschlag auf eine der Steinbänke und warte. Es braucht nie lange, bis sich ein Opfer einfindet, das sich unbemerkt auf einen freien Platz meiner Chipkarte ablegen lässt.
Denn die meisten sind so mit Staunen und Fotografieren beschäftigt, dass sie die Welt rund um sie herum für einen kleinen Moment vergessen.
So manch' einer kniet ehrfürchtig nieder...
Andere freuen sich schon auf die vielen 'likes' für das facebook-Foto des Tages...
Noch andere entdecken das Detail in weiter Ferne...
Aber alles unter den strengen Blicken der Obrigkeit. Selbst bei gefühlten fünfundsechzig Grad im Schatten kennen die Vertreter des Ordnungsamtes der Stadt kein Pardon...
Und auch die einheimischen Broterwerber kommen um eine gelegentliche Prüfung ihrer Lizenzen und der meist damit verbundenen hitzigen Debatte nicht herum.
Einfacher haben's meine Legionskollegen da auch nicht, denn nicht jede weibliche Schönheit steht auch auf militärischen Protz.
Dann lieber erst mal nach alter Legionärssitte 'Hut ab' und eine rauchen.
Ich für meinen Teil geniesse die Piazza noch bis spät in den Abend...
Roma bella mi appare
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