De architectura

oki

Centurio
Stammrömer
[FONT=&quot]Prolog:[/FONT]

Salve, gehabt euch wohl!

Tretet ein in meine bescheidene Werkstatt der Künste! Nehmt Platz - ein Glas Wein von den Hängen des Rhenus?
Entschuldigt ein wenig die Unordnung, aber nach einer langen und erschöpfenden Reise in die Caput Mundi sind die Haussklaven zwischenzeitlich ein wenig träge geworden und pflegten den Müßiggang!!

Wo war ich noch stehen geblieben - Ach ja: Hier im kalten Norden an den Grenzen des Imperiums erscheint uns die ewige Stadt wie ein immer währendes Wunder, ich weiß nicht, was ich euch wohlgefälliges zuerst berichten soll...

-Bei den Göttern Roms- ich vergaß in aller Aufregung das Wichtigste: Warum habe ich die Strapaze der langen Reise wieder auf mich genommen. Warum nur? Aus Eitelkeit? Um den Göttern zu schmeicheln? - Wahrlich nein!

Bestimmt erinnert ihr euch noch an meinen letzten Bericht über die heiligen Wasser Roms[FONT=&quot]
(Aqua, semper et ubique[/FONT][FONT=&quot] )[/FONT] - und manche mögen wohl nun abfällig sagen:
Oki- was kannst du uns erzählen, was wir nicht schon andernorts wohlgefällig gehört oder gar schon selbst in Augenschein genommen haben?

Wohl gesprochen edle Gäste - Ich aber werde von den Schülern Vitruvius und deren Meisterwerke zu berichten wissen - aber seht selbst:


[FONT=&quot]Rom, Rom - Teil 01

[/FONT]
Ich werde über die baulichen Wunder Roms fabulieren - beileibe nicht alle - so vermessen können selbst die Götter nicht sein!
Aber die wenigen, die ich selbst, so schwöre ich, voller Ehrfurcht gesehen habe, werde ich getreulich beschreiben, so dass es euch vor Staunen die Sprache verschlägt!

Seid alle willkommen, mir auf meinen Wegen der Architektur zu folgen, ich will euer Cicerone auf dieser Reise sein und euch ein wenig Zerstreuung (und auch Heiterkeit) von den alltäglichen Beschwernissen bieten.

Folgt mir auf eine spannende Reise in die Roma Eterna!

[FONT=&quot]Ankunft:[/FONT]

Edle Gäste, meine Geschichte beginnt in der altehrwürdigen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (im germanischen Dialekt auch kurz Köln genannt). [FONT=&quot]
[/FONT]

Von dort flog ich mit meinem getreuen Weggefährten (mein Bruder) wie die Kraniche ins Herz des Imperiums.

In der Urbs - vielmehr weit vor den Mauern der Stadt, wo fast alle Teutonen sich sammeln (im heimischen Idiom spricht man auch vom Aeroporto Fiumicino) mussten wir das übliche Gepäckwarten mit stoischer Gelassenheit erdulden. Auch hier schienen die zuständigen Sklaven für das Reisegepäck den Müßiggang zu frönen und stellten den Neuankömmling auf eine harte Geduldsprobe. Sei es drum, man vertrieb sich die Zeit mit einiger Konversation.
Endlich ging es dann doch mit der Großsänfte (Trenitalia) in die Urbs und brachte uns voller Ungeduld zur Station Sehnsucht- Stazione Termini!
Endlich wieder nach zwei langen und entbehrungsreichen Jahren in der Urbs.

In dieser Kathedrale der Reisenden begaben wir uns zuerst in die „Katakomben“ am Fuße der altehrwürdigen Servianischen Mauer - in die hiesige Taverne. Der dortige Wirt gab uns - wohl augenscheinlich ein beliebtes ortstypisches Mahl- ein Labsal aus gesüßtem und gefärbtem Wasser, zwei Brotscheiben, dazwischen ein Proscuitto und eine dunkle Soße, Garum ähnlich.[FONT=&quot]
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So müssen sich Götter im Olymp fühlen!

Doch soviel Übermut will bestraft werden - auch dieses kleine „Missgeschick“ möchte ich nicht verschweigen:
Ich hatte mich zur Vorbereitung der Reise ein wenig mit dem heimischen Idiom beschäftigt und einige wohl gemeinte Sätze einstudiert- um nicht gleich als Barbar jenseits der Grenzen erkannt zu werden.
Wer den Göttern spottet...

Ich stellte also in unserer altehrwürdigen Herberge mich und meinen Weggefährten im heimischen Dialekt vor, erzählte voller Stolz von meiner fünften Reise in die Caput Mundi und zählte selbstverständlich auch den Obolus für unsere Unterkunft in voraus vor (bei den geschäftstüchtigen Römern scheint dies wohl Usus zu sein). Es muss wohl so perfekt gewesen sein, dass der Majordomus der Hausverwaltung (Oh mögen die Götter mich zukünftig vor soviel Eitelkeit bewahren) mir im selbigen Dialekt antwortete und mit mir lebhaft und ohne Unterbrechung fabulieren wollte.
Zuerst warf ich ein gelegentlich Boh ein, danach ein gezieltes Veramente - doch alles half nicht seinen Redefluss zu unterbrechen. Zu Schluss musste ich doch eingestehen, der heimischen Sprache zwar wohlgesonnen, aber nicht mächtig zu sein - zur sichtlichen Erheiterung meines Begleiters. Die Götter strafen halt soviel Hochmut - und ich gelobte in den nächsten Tagen zur Sühne ein Opfer zu bringen. Dazu später mehr - wenn ich auch vorweg schicken möchte, dass die Götter auch hier mich trotz eines würdigen Opfers verspottet haben... Götter können so launisch sein!

Doch ich will euch nicht länger mit Anekdoten langweilen - ich will von unserer Herberge getreulich berichten. Hier seht ihr sie, direkt neben einen lärmenden Taverne, in unmittelbarer Nähe zur Engelsburg.

Ein Schlafsofa direkt neben Kaisern, nicht schlecht für einen Reisenden fernab der Grenzen des Imperiums. Dazu in unmittelbarer Nähe zur Basilika des heiligen Petrus - nur ein Steinwurf entfernt.


Auch möchte ich euch geneigten Zuhörern von meiner Bekanntschaft mit dem fürchterlichen Aufzug berichten, denn Italien ist das Land der unnachgiebigen Lifte - und unzählige Male konnte man wohl hinauffahren, aber mitunter nicht hinunter. Mein Aufzug stammte wohl noch aus Zeiten des Kaiser Augustus und war wohl von böswilligen Göttern und Harpyien besessen. Noch nie habe ich ein böswilligeres Stück gesehen. Er war übel launig und hielt öfters im verkehrten Stock. Einmal sogar musste ein Unseliger befreit werden - das Teufelsding ließ sich einfach nicht zähmen - eine unsägliche Erleichterung war daher die Marmortreppe. Diese muss wohl eine nahe Verwandte der spanischen Treppe sein (wenn auch eine sehr arme Verwandte), da die Stufen den Besucher sanft und elegant nach oben trugen.

Hier sollte also nun unsere Rom-Entdeckungsreise beginnen. [FONT=&quot]
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Ich vergaß zu erwähnen, das mein Bruder zum ersten mal den Pulsschlag des Imperiums vernahm - und noch nicht die Segnungen des Roms kannte. Wo also die Tour in Rom beginnen? Im Herzen der Stadt, wahrlich nein!
-Wir wollten uns von außen nähern und begannen deshalb mit....

[FONT=&quot](Fortsetzung folgt mit Tag 1)[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Oki,
da spannst Du uns ja ordentlich auf die Folter ;)
Herzlichen Dank schon einmal für den stimmungsvollen Beginn

sagt Ludovico
 
1.Tag

...Ostia Antica

Dieser Tag begann schon recht früh - nicht zuletzt wegen umfangreicher Bauarbeiten in der Insulae nebenan.
Schon Plinius hatte vor langer Zeit diese römische Unsitte angeprangert...


Man kann in Rom nur mäßig schlafen. Schon im alten Rom erscholl eine Geräuschsymphonie von Hämmern der Kupfer schmiede, Marktgeschrei, Klimpern der Geldwechsler, das Gegröle der Zechbrüder in der nahen Taverne - und ähnlich ist der Krach und Höllenlärm des heutigen Roms, wo die Qualität eines Autos oder Rollers nach dem Krach des Auspuffs gemessen wird. Ein Geräusch -Inferno kommt noch durch die dreirädrigen Lieferwagen dazu, die es locker mit einer Abteilung Legionäre beim Exerzieren aufnehmen können.
Ich kann nur zu dem Schluss gelangen, das die Römer ihren Krach gar nicht hören - oder ihn gar mögen! Wohl tut da das einzige Geräusch in Rom, das die Ohren umschmeichelt: Das Plätschern und Rauschen seiner unzähligen Brunnen.



Hier sieht man noch einen Langschläfer in seinem winzigen Triklinium, der sich wohl über all das keine Gedanken machte und dem Müßiggang nachging...


Es ging über Stazione Termini zur Porta San Paolo und weiter mit der Großsänfte nach Ostia. Wir am Rande des Imperiums kennen nur unsere dichten und dunklen Wälder, es verlangte uns endlich einmal die Weite des Mare Nostrum zu sehen.
Eine kühle Brise brachte wohltuende Erfrischung. Von hier fuhren einst die kühnen Schiffe aus in die damals bekannte Welt, voll beladen mit Gütern und den Segnungen des Imperiums.

Dann ging es ein Stück landeinwärts am Tiber entlang zur alten Hafenstadt Ostia Antica - dem eigentlichen Ziel unserer ersten Tagesreise. Hier ließ sich mein ungläubiger Bruder am ehesten vor Augen führen, wie es in einer antiken Handelsstadt aussah und zuging.


Ostia Antica war einst die ursprüngliche Hafenstadt von Rom. Der Name leitet sich vom lat. Os „die Mündung“, bzw. Ostium „Der Eingang“ ab, womit die Tibermündung gemeint war. Von hier wurde einst die Versorgung der Armee gegen Hannibal in Spanien verschifft. Rege Bautätigkeit setzte unter Augustus ein, unter Claudius wurde ein großer Hafen angelegt. Ostia erlebte seine Blüte im 2. Jh. n. Chr., der Niedergang setzte ab dem 3. Jh. ein. In den Gotenkriegen diente Ostia unter Belisar noch einmal als Versorgungshafen, nach der Völkerwanderung war der Ort kaum noch bewohnt.

Wir schlenderten nun durch die Urbs – edle Gäste, ihr könnt uns anhand der von mir aufgezeichneten Karte unserer Wege folgen.



[FONT=&quot]Rom, Rom - Teil 02[/FONT]
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Vorbei ging es an der Resten der Porta Romana auf der Decumano Massimo zum Theater (man probte gerade ein Stück), in der kühlen Morgenbrise am rückwärtigen Zunftplatz vorbei zum hiesigen Museum, bestiegen das Capitolinum (der jetzige Tempel datiert aus der Zeit Hadrians), besuchten die Taverne (Thermopolium der Dianastrasse) und weiter zum Forum (Tempel des Augusto und Roma) nebst Basilika, zur Insula der gelben Wände/Domus der Dioscuri und vorbei durch die dämmrigen Gassen der Aurighi und den Thermen der sieben Weisen.

Ein kurzer Besuch des heiligen Republikanischen Areals, dann wurden die Speicher (Horrea Epagathiana und Epaphroditiana) besichtigt. Hier wurden einst Getreide, Öl, Wein und andere Waren zwischengelagert, bevor man sie in die Hauptstadt verschiffte. Der größte Speicher der Stadt wurde unter Claudius errichtet und war 100*100 m und konnte ca. 5600 bis 6900 t Getreide fassen und versorgte so 17oo Menschen ein Jahr mit Getreide.
Nebenan der kleine Markt (heute aber kein Markttag), am Capitolinum vorbei in die Cardo Massimo und erst einmal unter schattigen Pinien ein kleines Mahl zur Stärkung von Leib und Seele eingenommen.
Zurück über die Semita dei Cippi (unterwegs vorbei an herrlichen Bodenmosaiken) und zurück zur Hauptstrasse und zur Porta.


Welch Wohltat für unsere Füße war das Ausruhen in der Sänfte zurück nach Rom!
Doch auch hier wurde nicht der Müßiggang gepflegt - galt es doch ein weiteres Wunder der Architektur zu bestaunen. Ein Kleinode, dass mach Reisender am Wegesrand übersieht.
Nicht so bei uns!



Hinter der vom Verkehr umtosten Verkehrsinsel verbirgt sich eines der unbekanntesten Viertel der Urbs an der Piazza Buenos Aires.
Das Quartiere Coppedè, eine märchenhafte Szenerie eines in sich verspielten Stadtviertels.
Hier betritt man eine andere Welt.
Alles begann A.D.1916 als ein Baugesellschaft das 31000 qm große Gelände erwarb und ihren Hausarchitekten mit der Planung beauftragte. Unter diesem - Gino Coppedè - wuchs eine neue Architekturform heran; Liberty - der italienische Jugendstil.
Benannt nach einer englischen Firma, die Jugendstil Motive auf Tuniken (im heimischen Sprachgebrauch T-Shirt) importierte.
Eine Symbiose von fließenden Formen und märchenhaft verspielter Ornament - eine Mischung aus Mittelalter, und Gotik bis zu Motiven des 19.Jh.


Schon das Eingangsportal zum Viertel zeigt die phantasiereiche Sprache des Planers. Zwei Turmgebäude wurden mit einem kolossalen Torbogen miteinander verbunden als triumphaler Eintritt in ein mittelalterliches Bauwerk aus Schloss und Festung - nur aufgelockert durch unzählige Balkone, Brüstungen und Fenster in unterschiedlichen Stilrichtungen.

Beide Gebäude heißen übrigens: "Paläste der Botschafter".
Der prunkvolle gusseiserne Kronleuchter markiert die Schwelle zum Viertel - von hier eröffnet sich der Blick auf die Piazza Mincio mit dem Fontana delle Rane- dem Froschbrunnen.
Um diesen gruppieren sich Paläste, schlossartige Bauten, Villen mit Gärten. Alles scheint einem Fabelbuch entliehen - mit Zuckergusshäusern und Portalen aus dem feenhafte Wesen schlüpfen
Das Spinnenhaus ist leider wegen Bauarbeiten nicht zu bewundern - wenden wir uns also dem Haus der Feen zu.
Ein prächtiges Turmgebäude mit überdachtem Treppenaufgang, verspielten Säulen und einer Madonnenstatue.


Es zählt heute zu den begehrtesten und teuersten Vierteln und jeder Besucher verneigt sich vor dieser Schöpfung - was nicht immer der Fall war. Ein italienischer Dichter schimpfte noch in der 1920 Jahren über die Piazza Mincio: Sie sei eine Schande und Beleidigung für das ganze Rom.
Coppedè selbst setzte sich hier nicht nur ein Denkmal, sondern schaffte auch architektonische Akzente aus der Welt der Feen und Elfen für Rom, bevor spätere Beton-Insulae an der Tagesordnung waren. Willkommen im Coppedè - Viertel und bestaunt mit uns eine andere Welt!


Trotz Ermattung und müder Füße konnten wir nicht am späten Nachmittag einer kleinen Wanderung am Pincio widerstehen - nicht zuletzt lud die obige Aussichtspunkt zum Verweilen und Entspannen ein.
Wir ließen uns also von Termini mit der Großsänfte zur Piazza del Popolo tragen – und wurden geblendet.
-Nicht nur vom gleißenden Sonnenlicht, nein, wahrlich auch von der großartigen Anlage des Platzes. Die Römer sagen auch, dies sei der schönste Platz der Stadt (Den schönsten Platz der Welt werden wir auch noch kennen lernen).


Der Gang durch das Stadttor offenbarte den zentralen Mittelpunkt (Obelisk mit Brunnen).
Weiter wanderte der Blick zu den beiden Doppelkirchen - ein besonderes Augenmerk fiel dabei auf die Kirche S. Maria del Popolo.[FONT=&quot]
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Hier sollte angeblich bis zum Mittelalter der Geist Kaiser Neros spuken. Uns Germanen befällt immer eine schauerlich schöne Stimmung angesichts solch (römischen) Aberglaubens in einer Stadt, die einst die Welt beherrschte. Daher mussten wir uns also sofort dem Bauwerk zuwenden.

Erwähnt werden soll hier ausschließlich die Baugeschichte (die künstlerische Bedeutung, Caravaggio, soll ein anders Mal Beachtung und Würdigung finden).


1099 entstand hier erstmals eine Kapelle, die dann 1227 zu einer Kirche vergrößert wurde. Die Kosten trug die Gemeinde, daher der Name S. Maria del Popolo. Die äußerlich schmucklose Kirche wurde Ende 15. Jh. zum Teil nach Plänen Bramantes erneuert und später innen „barockisiert“. Der Platz vor der Kirche, die Piazza del Popolo, wurde zum Empfangssalon Roms- so auch für Luther und Goethe. 1651-63 wurde die Porta nach Plänen Michelangelos umgestaltet. Der Obelisk stammt ursprünglich aus Ägypten und kam unter Augustus als Schmuck für den Circus Maximus - unter Domenico Fontana wurde er 1589 hier aufgestellt. Der Brunnen stammt aus dem Jahre 1823. Charakteristisches Erscheinungsbild des Platzes sind die beiden Zwillingskirchen S. Maria in Montesanto und S. Maria dei Miracoli (1662 und 1679). 1816-24 gestaltete Valadier den Platz mittels großzügiger Schaukulissen um, darunter die Treppen und Rampen zum Pincio.



Hinter der Kirche ging es gleich hoch zum Pincio.[FONT=&quot]
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Dieser Ort mit seiner spektakulären Lage war schon in antiken Zeiten im Besitz des großen Lucullus - hier befanden sich die selbigen Horti Luculliani.
Den Anstieg mit unseren müden Beinen flugs genommen und oben die phantastische Aussicht über die Urbs genommen. In der späten Nachmittagssonne funkelten die Kuppeln von Rom.


Im Mittelalter gehörte das Gebiet nacheinander verschiedenen Klöstern und dem Großherzog der Toskana. Ein Teil wurde dann auch 1814 unter Valadier in einen der schönsten Parks Roms umgewandelt, darunter auch diese Aussichtsterrasse.



Entlang ging es an den Hängen des Pincio und der Villa Medici zu einem weiteren architektonischen Meisterwerk Roms - der Spanischen Treppe. Eine Symphonie aus steingewordenem Wasser.

Hier pflegen sowohl die Römer als auch die Fremden den Müßiggang vom Alltag.
Oberhalb der Treppe, hinter einem großartigen Obelisken, die französische Nationalkirche Santa Trinitá dei Monti. Seht selbst!

Ein Verweilen an der Treppe ist ein unbedingtes Muss für jeden Rompilger aus der Fremde - nicht zuletzt bei uns wegen der geschundenen Füße.

Diese Kirche oberhalb der Treppe wurde zwischen 1503 und 1587 im Auftrag vom König von Frankreich errichtet. 1816 erfolgten Restaurierungen und Umgestaltungen.


Zu Füßen der Treppe liegt das sinkende Schiff, die Bacaccia, womöglich eine ironische Anspielung auf die Vermögenslage jener Aristokratie, die zwei Jahrhunderte dem spanischen Platz sein lebhaftes Gepräge gab.


Zurück ging es mit der Großsänfte nach Stazione Ottaviano. Immer wenn ich nach Rom zurückkehre, erfreue ich mich am Blick entlang der Straße zu den Kolonnaden des Bernini in der Ferne. Das geschäftige und quirlige Treiben um uns herum schaffte eine Atmosphäre der Hektik und Unruhe, die sich dann schlagartig legt, wenn man durch die gewaltigen Kolonnaden den Petersplatz betritt. Alle Hektik fällt ab- man vernimmt das Rauschen der Brunnen als Begrüßung.
Wenn jeder Tropfen -wie einmal ein Priester sagte - eine Note ist, so werden alle Besucher mit einem wahren Symphonie an Musik empfangen. Wahrlich gesprochen! Mit Einsetzen der Dämmerung beginnt hier eine steinerne Theateraufführung die zum Verweilen einlädt.


Auch ich bin nun ein wenig erschöpft von diesem Bericht des ersten Tages, darf ich euch zum nächsten Tag dennoch einladen?
- Es geht nämlich diesmal ins Herz der Caput Mundi, es geht zum....


[FONT=&quot](Fortsetzung folgt mit Tag 2)[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüß Dich, Oki und vielen Dank für den erfrischenden Bericht - genau das Richtige nach einem völlig chaotischen Arbeitstag.
Ich freue mich auf die Fortsetzungen Eurer Spaziergänge in der urbs!

Beste Grüße
Claude
 
Hallo oki,

auch von mir herzlichen Dank für Deinen wunderbaren Bericht - bzw. den Anfang desselben! Er liest sich sehr schön, birgt interessante Informationen, stimmungsvolle Fotos und unterhaltsame Erlebnisse. :thumbup:

Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht nach den so unterschiedlichen Eindrücken des Beginns!

Liebe Grüße

Angela
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Anfang und die erste Fortsetzung Deines nett geschriebenen und sehr reichlich bebilderten Berichtes ...

Ich freue mich auf mehr :!:
 
Hallo OKi,

gerne habe ich Dich auf Deine Streifzügen durch die Urbs begleitet :thumbup: :!: :thumbup:

... darf ich einen kleinen Tip loslassen ? (Tu ich jetzt einfach mal):

Dein kurzweiliger Bericht würde noch schöner zu lesen sein, wenn Du die Bilder zentrieren würdest (beim Einfügen einfach das 5. Symbol in der Formatierungsleiste anklicken) - und zumindest dem Pano würde ich eine große Abbildung gönnen - sowas lockert einen Bericht ungemein auf !

Gruß

Friedrich
 
Hallo Oki,
auch wenn "sehr früh" relativ ist, glaube ich Dir bei dem riesigen Tagespensum, dass Ihr früh gestartet seid.
Schade, dass Ihr das Spinnenhaus, für mich ein Highlight des Coppedè Viertels, als Baustelle erlebt habt. Auf mich machte es vor zwei Jahren einen fast frisch renovierten Eindruck.

Danke für den ausführlichen zweiten Tag.

LG Ludovico
 
2.Tag

...Forum Romanum!

Nun möchte ich euch edlen Gästen von den weiteren baulichen Wundern Roms berichten.
Doch bei den Göttern! Die launischen Gottheiten wollten wohl mit uns Schabernack spielen
(und leider nicht zum letzten Male). Sie belegten wohl meinen Bruder mit einem Fluch, denn schon bei Morgengrauen klagte er bitterlich über sein geschundenes Kniegelenk. Ein Medicus war nicht von Nöten, dennoch war ich gezwungen, die heute geplante Reise nach Tivoli abzusagen und - hoffendlich nun den Göttern gefällig - zu improvisieren.
Flugs wurde ein Besuch zum Mittelpunkt der antiken Stadt geplant (wo vermeintlich wenig gelaufen werden musste) und wo der Palatin Ruhe und Erholung versprach.

Es ging also mit der Großsänfte (hier auch Metro genannt) zum Kolosseum - dieses grandiose Bauwerk der Antike. Allein der Anblick verschlägt uns Barbaren die Sprache! Ihr Ungeduldigen - dazu später mehr!


Doch zunächst wanderten wir am Meta Sudans (zu sehen sind die Reste eines monumentalen Brunnens) und am Konstantinbogen vorbei- unter der Wasserleitung des Nero (Arcus Neroniani) hindurch zum Aufgang zum Palatin - dem Kaiserpalast.

Die ursprüngliche Wasserleitung wurde unter Claudius errichtet, Nero ließ einen Abzweig bis zum Caelius errichten - um sein goldenes Haus mit Wasser zu versorgen. Domitian baute dann die kühne Bogenkonstruktion und verlängerte bis zum Palatin.


Wir begehrten Einlass und wurden auch prompt dank des Roma-Pass-Passierscheins eingelassen.
Anderen erging es schlechter - sie wurden abgewiesen und mussten sich einen normalen Passierschein am Konstantins bogen abholen. Die Schildwachen am Palatin sind in der Hinsicht unerbittlich, damals wie heute! - Wir gingen langsam den Hügel hinauf - zwischen schattigen Pinien hindurch und gelangten oben zu einer selbst den Göttern wohlgefälligen Aussichtsplattform.


Das Station des Domitian vor uns, links der Blick über den Circus Maximus von der einst marmorglänzenden Rennbahn mit 200 00 Zuschauern und heute nun eine Einöde ist.

Ab dem 6.Jh. zerfiel der Circus, zum Bau des Petersdoms wurden die meisten der marmornen Sitzstufen abgebaut, die nun wiederhergestellte Rasenfläche in alter Form dient auch heute noch bei Veranstaltungen einem Massenpublikum.


Einer der bedeutendsten Bauherren war Tiberius zur Zeit Christi. Er ließ sich auf der Nordwestecke des Hügels einen Palast errichten, den sein Nachfolger, der wahnsinnige Caligula, noch bis zu der dem Forum zugewandten Seite (bis oberhalb des Vestalinnenklosters) erweitern ließ. In diesen Palast wurde er ermordet, hier wurde der zitternde und bibbernde Claudius von Prätorianern entdeckt und zum Kaiser erhoben. Nero hielt den Palast nicht würdig genug und baute sein Goldenes Haus. Domitian gestaltete Mitte und Südseite des Hügels durch den Bau eines Stadions und eines weiteren Palastes, in dem er aus Angst und Verfolgungswahn sein Leben fristete, erst wieder unter Septimus Severus wurde die ganze Südseite mit prächtigen Gebäuden bebaut. Zu dieser Zeit war der Palatin schon so überbaut, dass der Kaiser zur Erweiterung des Bauplatzes auf riesigen Bögen eine Plattform errichten ließ (vom Circus Maximus gut zu sehen)-auf dieser standen wir nun.


Wenn man den Palatin hinaufsteigt, befindet man sich in einem verwunschenen Teil Roms wieder. Pinien werfen ihre Schatten auf Erdhügel, durchstoßen von irgend einem Steingerippe. Lange, dunkle Gänge, die einst licht durchflutet Marmorhallen verbanden, wirken wie ausgeschlachtete Bahnhöfe. Die buntfarbenen Marmorfußböden, auf die einst die Cäsaren wandelten, sind von der Sonne geborsten.


Vorbei an der Casa Augusta (leider heute nicht zugänglich), noch ein paar Stufen hinauf zu den Farnesischen Gärten. Auch hier erfrischte der kleine Brunnen in der warmen Sonne und spendete Erfrischung für einen Wanderer. Der Blick hinab zum Forum war einfach überwältigend.
Das quirlige Treiben unten, die gewaltigen Bauwerke, all das steht symbolisch für die Größe Roms!





Doch hinab zum Forum. Entlang durch eine weite Ebene und Treppen hinunter gelangten wir zum Haus der Vestalinnen.
Aus aller Herren Länder klettern heute junge Männer im Hause der vestalischen Jungfrauen herum, wo elf Jahrhunderte lang die Anwesenheit eines Mannes mit dem Tode bestraft wurde. In unserer Vorstellung sehen wir einen prachtvollen zweistöckigen Säulenumgang. Im obersten Stock befanden sich die Schlafgemächer der Vestalinnen - aus Marmor. Es muss sehr kalt gewesen sein. Hier gingen Sittsamkeit und Heiligkeit einher mit Arthritis und Rheumatismus!


Folgt mir weiter zu einem kleinen Rundgang über das Forum.
Unter Augustus wurde das Forum stark umgestaltet - unter Verwendung von Unmengen an Marmor. Unter seinen Nachfolgern verlagerte sich der Schwerpunkt auf religiöse Zeremonien- einige Herrscher errichteten sogar separate Foren, die zwar die Aufgaben des alten Forums übernahmen, aber nie ersetztem konnten.

Beginnen wir am Bogen des Titus. Ein herrliches Monument mit sehr schönen Details an der Innenseite.
Der Titusbogen wurde am Ende des 1.Jh. zu Ehren des vergöttlichten Titus für dessen Sieg über die Aufständischen in Judäa und die Eroberung Jerusalems errichtet.
Das Symbol mit dem siebenarmigen Leuchter (Ein Beutestück des Titus von seinem Feldzug) fällt ins Auge. Im Mittelalter diente er als Eingang zu einer Festung.
Ein Besucher neben mir wollte wissen, dass es Unglück bringt, wenn ein Jude den Bogen durchschreiten will - und von daher gemieden wird. Habt ihr edlen Gäste das auch vernommen, könnt ihr das bestätigen?


Vorbei an dem Tempel der Venus und Rom des vergöttlichten Kaiser Hadrian. Ein monumentaler Bau, von dem nur noch einige Stümpfe stehen. Die dem Forum zugewandte Cella war der Roma geweiht, die zum Kolosseum zugewandte Seite dem Kult der Venus. 121 unter Hadrian begonnen unter seinem Nachfolger beendet.

Der Tempel des sogenannten Romulus (angeblich zu Ehren des Sohnes des Maxentius) zeigt sich mit seiner einzig an Ort und Stelle erhaltenen Originaltür. Auch er verdankt seine gute Erhaltung der Umwandlung in eine christliche Kirche im 6.Jh.

Weiter zur Maxentius Basilika. Sie wurde 307 bis 313 erbaut. Kaiser Maxentius ließ das Bauwerk als monumentale Empfangshalle errichten - ein Seitenschiff lässt noch die einstige Größe erahnen. Vollendet wurde sie mit Änderungen unter Konstantin, weshalb sie auch manchmal Konstantinsbasilika genannt wird. Eine Besonderheit ist die Decke, die keine sonst übliche von Säulen getragene Balkendecke war, sondern aus einem Kreuzgewölbe bestand. Der Grundriss und der Wandaufbau wurde 1607 von Maderno als Vorbild für das Langhaus des Petersdoms verwendet.


Ein Erdbeben ließ das Gebäude im Mittelalter einstürzen. Ein Besucher meinte spöttisch: Caput Mundi stamme wohl von Kaputt Mundi!
Ihm mögen die Götter seinen leichtfertigen Spott vergeben! -So etwas kann auch nur ein Barbar von sich geben!


Der Tempel des Divus Julius Cäsar wurde von Augustus zu Ehren seines vergöttlichten Adoptivvaters im Jahre 29 vor Chr. an der Stelle erbaut, an der der Leichnam Cäsars verbrannt wurde. An dieser Stelle werden heute noch Blumen niedergelegt - und ein Schauer überkommt uns, wenn wir uns die Rede des Marc Anton (nach Shakespeare) vergegenwärtigen...

[FONT=&quot]Mitbürger! Freunde! Römer hört mich an:[/FONT]
[FONT=&quot]Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.[/FONT]
[FONT=&quot]Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,[/FONT]
[FONT=&quot]Das Gute wird mit Ihnen oft begraben.[/FONT]
[FONT=&quot]So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus[/FONT]
[FONT=&quot]Hat euch gesagt, dass er voll Herrschsucht war;[/FONT]
[FONT=&quot]Und war er das, so war´s ein schwer Vergehen,[/FONT]
[FONT=&quot]Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt....[/FONT]


Die Regia (hinter dem Tempel des Cäsars) war der Sitz des Pontifex Maximus. Dort fanden Versammlungen des Pontifices statt und dort wurden auch die Analen der Stadt aufbewahrt.
Von hier ging wahrscheinlich Cäsar zu seiner letzten Senatssitzung zum Theater des Pompejus.

Gegenüber war das zentrale Heiligtum des Forums - der Vesta Tempel - dort wurde Vesta, die Hüterin des Feuers verehrt. Ein Rundbau, mehrfach im Laufe der Geschichte abgebrannte.
Vorbei am Bogen des Augustus (vom Senat zu Ehren des vergöttlichten Augustus über seinen Sieg/Verhandlungsgeschick über die Parther) errichtet.
Der Aedes Castoris, auch Dioskurentenmpel genannt, war einer der ältesten Tempel. Die heutige Form stammt aus der Zeit des Augustus und war der Sitz des Eichamtes.

Weiter zur Basilika Julia. Sie war ein Versammlungsgebäude für den Senat und auch ein Gerichtsgebäude. Sie wurde von Cäsar errichtet.

Als Tabularium wurde der Ort zum Aufbewahren von Urkunden bezeichnet. Es wurde 83-80 v. Chr. von Sulla erbaut und bildet den Abschluss des Forums zum Kapitolshügel. Der heutige Senatorenpalast aus dem 16. Jh. ist über dem Tabularium gebaut.


Tempel des Saturn, zweitältester Tempel im antiken Rom (erbaut zwischen 501 und 498 v. Chr.)
Geweiht war die Stätte Saturn, im Vorbau des Tempels war der römische Staatsschatz aufbewahrt, ebenso Gesetzestafeln und Senatsbeschlüsse. Markant ist die heute noch erhaltene Front mit den großen Säulen.


Der Tempel des Vespasian und des Titus. Die heute noch sichtbaren Reste, die drei 15 m hohe Säulen seiner Vorhalle, befinden sich vor dem Tabularium. Der Tempel wurde 79 n. Chr. errichtet und den beiden flavischen Kaisern geweiht.



Der Concordia Tempel war der römischen Göttin der Eintracht gewidmet und soll zum Ende der römischen Standeskämpfe (367 v.Chr.) entstanden sein. Umgestaltet wurde der Tempel durch Tiberius. Heute sieht man nur noch das Podium.



Der Septimus-Severus Bogen wurde 203 errichtet zur Erinnerung an die Erfolge des Septimus Severus, Caracalla und Geta gegen die Parther.

Die Curia Julia war der Versammlungsort des Senats und war mit dem Comitium und der Rostra der politische Schwerpunkt. Umgestaltet unter Cäsar und Augustus, die die neue Curia erbauten. Der heutige Ziegelbau geht auf einen Neubau (nach einem Brand) auf Diokletian zurück. Der Bau wurde im Mittelalter als Kirche genutzt und ist daher gut erhalten. Die originalen bronzenen Eingangsportale befinden sich heute im Lateran. Die Rostra war das Rednerpult, die Vorderseite zierte erbeutete Schiffsschnäbel, daneben stand der goldene Meilenstein. Von hier gingen alle Weg ab oder führen hierher („Alle Wege führen nach Rom).


Basilika Aemilia. Sie trug nach ihren Erbauern den Namen Basilica Aemilie et Fluvia, kurz Basilica Aemilia. Nach mehreren Restaurierungen wurde sie nach der Zerstörung Alarichs 410 ein letztes Mal aufgebaut.

Der Tempel des Antonius Pius und der Faustina ist der besterhaltene Tempel am Forum. Erbaut von Kaiser Pius zu Ehren seiner Frau und nach seinem Tod auch ihm gewidmet. Er verdankt er seiner guten Erhaltung der Umwandlung zur Kirche im 11. Jh. Bemerkenswert sind sie tiefe Rillen oberhalb der Säulen. Sie zeugen von den (vergeblichen) Abrissversuchen mit Seilen in der Renaissance.

Als letztes Bauwerk wurde auf dem Forum 608 n. Chr. die Phokas-Säule errichtet. Nach dem Zusammenbruch des reiches geriet das Forum in Vergessenheit oder machte als „Kuhweide“ traurige Berühmtheit. In der Renaissance gingen die meisten Bauwerke durch Plünderung und als Steinbruch verloren.



Hinauf zum Cacer Tullianus mit dem Staatsgefängnis. Berühmte Gefangene waren Jugurtha und Vercingetorix. Die christliche Legende will wissen, dass hier auch der Ort sei, wo die Apostel Petrus und Paulus gefangen gehalten wurden.


Der kapitolinische Hügel gehört zu den besonderen Punkten Roms. Man schreitet auf der Rampe geradewegs in 16. Jh., dessen ganze Schönheit in pfirsichfarbenen Gebäuden zu den drei Seiten des Platzes steinerne Gestalt angenommen haben. Auf der Mitte des Platzes sitzt hoch zu Roß Kaiser Marc Aurel, als wolle er wie in alten Zeiten in den sonnigen Morgen reiten. Die Jahrhunderte umrandeten den Hügel, aber wie Wasser lief das stürmische Geschehen ab und der Kapitolsfelsen mit dem Philosophenkaiser erhob sich gleichsam wie eine Arche über dem Strom der Zeit.
Das Forum sah zum Kapitol hinauf, das Kapitol blickte auf das Herz des Imperiums. Zum Ausgang und Ende aller Straßen!

Das Kapitol hat auch seine Symbolik. In den Tagen des alten Rom erstieg man es vom Forum aus, dem Forum zugewandt standen die Jupiter- und Juno Tempel und kehrten damit dem heutigen Rom den Rücken zu. Mit dem Ende Roms erstarb das Forum. Neues Leben kehrte ein - im Mittelalter wurde über dem Junotempel eine Kirche erbaut und über dem Jupitertempel eine Burg. Diese Gebäude kehrten sich nicht mehr um die erloschene Welt, sondern sahen der neuen Zeit entgegen. In einer Geste blickten sie nun zur Peterskirche hinüber.





Edle stufen führen vom Kapitol zur Kirche S. Maria in Aracoeli hinauf, die an der Stelle des Tempels der Juno steht. Hier wurden also die berühmten Gänse gehalten. Die jetzigen Touristen tun es ihnen nach und schnattern um die Wette.
Wenn man die Kirche betritt, glaubt man in das alte Rom versetzt zu sein. Steht man denn nicht in einer großen Säulenhalle eines Gerichtshofes. Im Innern herrscht ein Halbdunkel, der marmorne Boden nimmt kein Ende. Säulen stützen das Dach. Sie sind alle ungleich und stammen aus den verschiedensten antiken Gebäuden: Hier hat Gibbon sich seiner Lebensaufgabe verschrieben (Der Fall und Untergang des römischen Reiches). Kaiser Augustus hat sich hier von der Sibylle die Ankunft Christi vorhersagen lassen. 1520 begann der Bau der heutigen Kirche, die prachtvolle Decke erinnert an die Seeschlacht von Lepanto 1571. Die steile Treppe, die zur Kirche an der Vorderseite hinaufführt, wurde 1348 vollendet. Der Volkstribun Cola di Rienzo hielt hier seine Reden (hier steht auch sein Denkmal).

Die rotbäckige Barockfigur, Santo Bambino. Als Kunstwerk ist er keineswegs schön. Manche glauben, er sei von Engel geschnitzt worden. Andere meinen, himmlische Holzschnitzer müssten eigentlich geschickter sein. Davor stehen Körbe voller Bittschriften.



Kapitolinische Museen:
Der Konservatorenpalast ist ein Renaissancegebäude auf dem Kapitolsplatz, der Platz wurde 1539 von Michelangelo neu gestaltet, ebenso die angrenzende Bebauung, Della Porta vollendete die Platzanlage.

Sehen wir uns die marmornen Cäsarengesichter an, so fällt auf, dass selbst die schlechtesten unter ihnen noch etwas ansprechendes in ihren Zügen haben. Kann man beim Anblick des Kaisers Tiberius sich vorstellen, dass er sich nach Capri zurückzog und dort seine Exzessen zu frönen? Das Nero ohne Verstand und Würde war. Böswillige Klatschgeschichten vom antiken Schriftsteller Sueton? Zeigt das Bildnis Cäsars ein zerfurchtes Antlitz mit hohlen Wangen und bitter herabgezogenen Mund, das Bild eines kranken und Mannes in Vorausahnung seines Schicksals?

Augenfällig sind die Touristenschwärme zu beobachten, die von unerbittlichen Fremdenführern durch endlose Galerien getrieben werden und der Augenblick naht, wo selbst die Abgehärteten sich nicht mehr die Mühe machen alles zu verfolgen und gesenkten Blickes daher trotten. Die scheinbar aus Asbest gemachten Reisenden scheinen der Hitze zu trotzen und durcheilen die endlosen Korridore – wir folgten ihnen entschlossen.
Hinab ging es in die kühlen Keller des Senatorenpalastes. Hier sind noch die Mauern des alten Tabulariums zu bewundern. Große Öffnungen in der Rückseite lassen einen grandiosen Blick auf das Forum zu.

Es ist schon schwierig, diese einstige Pracht sich vorzustellen. Besucher, die mit Karten zwischen den Trümmern um herlaufen, kommen einen vor wie Leute, die einen Geldschrank suchen. Hier hat Cäsar gewandelt, hier hat Cicero seine Reden gehalten, hier hat Plinius der Jüngere seine Freunde während seiner literarischen Bankette zu Tode gelangweilt, hier hatte sich Claudius nach seinem Feldzug in Britannien feiern lassen, hier hatte nicht Nero gefiedelt und gesungen, hier hatte Vespasian dem Kaisertum mit Sachlichkeit die Kasernenhofdisziplin beigebracht Wenn wir im alten Rom an Spieltagen des Kolosseum da gewesen wären, dann hätten wir das Tosen und die atemlose Spannung der Zigtausend aus der Ferne hören können.

Es ging weiter- vorbei an den Dioskuren, hinab über die Rampe Cordonata zur Schreibmaschine, dem riesigen Nationaldenkmal für Vittorio Emanuelle II (1185-1911).

Vorbei an der Piazza Venezia, ein lärmender Verkehrsknotenpunkt und Blickrichtung Kolosseum.

Bereits zu Cäsars Zeiten war das alte Forum zu klein geworden. Die Kaiser legten also nach und nach immer größere und prächtigerer Foren an. Die gewaltsame Schneise der Via dei Fori Imperiali von Mussolini in den 20er Jahren des 20. Jh. trennte die Foren vom alten Forum Romanum ab.

Das Forum des Cäsar, das älteste der Kaiserforen. Es wurde 54-56 v. Chr. von Cäsar erbaut und diente als Vorhof des ebenfalls von Cäsar gestifteten Tempels der Venus Genetrix. Die heute sichtbaren Säulen stammen aus trajanischer Zeit.


Trajansforum: Nach seinem Sieg über die Daker 107 n.Chr. erbaute Trajan das letzte und größte Kaiserforum. Das eigentliche Forum bestand aus einem riesigen säulenumrahmten Platz mit Reiterstandbild, dazu die Basilica Ulpia mit zwei seitlichen Exedren und neben der Trajanssäule standen jeweils zwei Bibliotheken. Das Reliefband der Trajanssäule stellt die Dakerfeldzüge dar. Das profane Pendant zum Forum stellen die Trajansmärkte dar. Ihre große Exedra ragt hinter den Ruinen des alten Forums auf. Die Marktanlage mit ihren Ladenbauten und der Marktstrasse ist das besterhaltene Zeugnis römischer Zweckarchitektur - dazu später emhr.

Auf dem Schlachtfeld 42 v. Chr. gelobte Augustus dem Mars Ultor einen Tempel zu errichten. 2 v. Chr. wurde dieser dann mit dem dazugehörigen Platz eingeweiht.
-Ein weiter Platz mit flankierenden Säulen und einem alles überragenden Tempel. Die Bauhöhe ist noch heute an den angrenzenden Brandmauer zu erkennen.


Das Nervaforum: Das lang gestreckte Forum wurde in flavischer Zeit begonnen, aber erst von Nerva im Jahre 97 n.Chr. fertig gestellt. Heute sind nur noch zwei Granitsäulen zu sehen.

Das Friedensforum: Er wurde auch in flavischer Zeit errichtet zur Feier des Sieges über die Juden. Er reicht hinüber bis zur Maxentiusbasilica. Zu sehen ist heute nur noch ein Mauerrest unterhalb der Torre dei Conti. Der mittelalterliche Turm, stützte 1348 ein.



Als letzte Tagesstation (dieses zugegebenermaßen improvisierten Tages) stand nun das Kolosseum an. Vorgesehen war eigentlich ein paar Tage später die Nachtführung - ungewiss ob die launischen Götter wieder mit uns Schabernack spielen würden! - Also hinein!



Das Kolosseum ist das größte im antiken Rom erbaute Amphitheater. Zwischen 72 und 80 n. Chr. erbaut ist es heute eines der Wahrzeichen Roms. Errichtet auf dem Gelände des ehemaligen Domus Aurea von Nero. Ursprünglich bestand es aus drei übereinander geordneten Arkaden, später fügte Titus noch ein viertes Geschoss hinzu. Nach der Fertigstellung wurde das monumentale Bauwerk mit 100 tägigen Spielen eingeweiht. Die Arena war ellipsenförmig. Der Boden bestand aus Holzbohlen, darunter die Kellerräume mit der Bühnentechnik. Üblich waren Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen. Die letzten Kämpfe fanden wohl um 434 statt, Tierhetzen fanden wohl nur noch unter Theoderich bis 523. Die Christen lehnten die Spiele ab, wegen der rapide sinkenden Bevölkerungszahl wurden die Spiele schließlich eingestellt. Durch Zerstörungen und Erdbeben verfiel die Anlage. Im Mittelalter wurde das Bauwerk als Wohnraum, bzw. Stadtbefestigung genutzt, in der Renaissance als Steinbruch. Erst im 18. Jh. wurde der Ort als Märtyrer-Stätte geweiht und damit der Zerstörung Einhalt geboten.

Jeder Besucher geht zum Kolosseum, um die Gesetzte dieser triumphierenden Steinmassen zu bewundern. Es bedarf keiner großen Einbildungskraft, um es sich innerlich in seiner ganzen Pracht mit 8000 Zuschauern wieder aufzubauen - mit einem Cäsar in der kaiserlichen Loge, den Konsuln und den Senatoren, der riesigen Masse an Plebs. In den Masten oberhalb bedienten Matrosen wie auf einer Galeere die Flaschen und Seilzüge der großen Sonnensegel. Eine Volksmenge, eigens zusammengekommen, um genießerisch Schmerz und Tod zu beobachten - es muss ein fürchterlicher Anblick gewesen sein.

Neben den Tierhetzen waren die Höhepunkte die Männerkämpfe - eigens in Schulen ausgebildet. -Jahrhunderte später wurde das Kolosseum verklärt: „Etwas so romantisches wie diese Ruine gäbe es nirgends“. Auf der Bühne, wo das Blut unzähliger Menschen und Tiere geflossen war, stellten unsere Urahnen ihre Staffeleien auf und machten schöne Zeichnungen. Bäume und Büsche wuschen dort, wo einst edle Senatoren saßen. Angesichts dieser romantischen Vorstellung muß ich es euch edlen Gästen gestehen :
Kein Besuch des altehrwürdigen Forums endet ohne einen Trunk in der Kaverne neben den Arkaden des Kolosseums.
Auch hier scheint unser teutonisches Nationalgetränk Einzug gehalten zu haben - ein Opfertrunk zu Ehren der Göttin Roma.

Sínd die Götter nun besänftigt? Hält das Knie meines Bruders? Oder zürnen sie uns immer noch?

Diese Fragen stellte sich am nächsten Tag, denn es ging zum.....

[FONT=&quot](Fortsetzung folgt mit Tag 3)[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo OKi,

gerne habe ich Dich auf Deine Streifzügen durch die Urbs begleitet :thumbup: :!: :thumbup:

... darf ich einen kleinen Tip loslassen ? (Tu ich jetzt einfach mal):

Dein kurzweiliger Bericht würde noch schöner zu lesen sein, wenn Du die Bilder zentrieren würdest (beim Einfügen einfach das 5. Symbol in der Formatierungsleiste anklicken) - und zumindest dem Pano würde ich eine große Abbildung gönnen - sowas lockert einen Bericht ungemein auf !

Gruß

Friedrich

Salve euch edlen Gäste,

besten Dank für den Tip. Bin zeitlich gerade etwas angespannt- werde es aber bei Gelegenheit umarbeiten. Vielen Dank euch aufmerksamen Zuschauern!
Bei dieser Gelegenheit- darf ich ein bescheidene Frage an euch richten? Lassen sich die kleinen Videoanimationen lesen- oder dauern die Ladezeiten zu lange?

Gruß Oki
 
Bei dieser Gelegenheit- darf ich ein bescheidene Frage an euch richten? Lassen sich die kleinen Videoanimationen lesen- oder dauern die Ladezeiten zu lange?

Gruß Oki

Hallo oki,

bei mir lassen sie sich problemlos öffnen und ich finde sie sehr nett! :nod:

Deinen letzten Tagesbericht habe ich eben nur überflogen, aber ich freue mich schon darauf, ihn bald ausführlich genießen zu können!

Vielen Dank für Deine Mühe

sagt

Angela
 
Salve Oki,

vielen herzlichen Dank für den äußerst lebendigen Bericht :thumbup:- ich konnte selbst die Schmerzen Deines Bruders bei jedem Schritt nachvollziehen. ;)

Glücklicherweise dürfen wir Dich ja noch einige Tage durch Rom begleiten.

Gruß
dentaria
 
3.Tag.
... zum Grab des Eurysaces und weiter! Sehr viel weiter!



Zu dieser frühen Stunde stand die Sonne noch tief. Ihre Strahlen berührten zuerst die Kuppeln, Türme und Schornsteine, fluteten dann an die Häusermauern und tauchten die andere Straßenseite in Gold, während die andere düster blieb. Ein romantischer Tagesbeginn - wenn man das schmerzende Knie meines Bruders nicht betrachtete.
Einzige Lösung: Mein Bruder blieb Zuhause in unserer Herberge und schonte sich, während ich alleine los zog um die Wunder Roms weiter zu entdecken. Waren die Götter nun besänftigt oder zog weiterer Unbill auf? - Ihr werdet sehen...


Folgt mir also zunächst zum Bäckergrab an der Porta Maggiore. Es stammt wahrscheinlich aus dem Jahre 30. v. Chr. und ist angesichts der merkwürdigen Löcher an den Seiten, die wohl Brotteig - Knettröge symbolisieren- ein wahres Kuriosum. An der Ostseite muss sich wohl das Portrait des Bäckers mit seiner Frau befunden haben, ist dann wohl aber im Zuge des Baus der Aurelianischen Mauer mit dem Pyramidendach abgetragen worden. Beeindruckend auch davor die Porta.



Ursprünglich war die Porta Maggoire Teil eines Aquäduktes. Erbaut wurde sie 52 n.Chr. unter Claudius mit der gleichnamigen Wasserleitung (und die des Anio Novus). Mit Bau der Aurelianischen Mauer wurde die Porta in diese integriert.


Es war ein schöner Morgen, was lag also näher als ein ausgedehnter Spaziergang.


Von der Porta bis Santa Croce in Jerusalemme war es nur ein Steinwurf.
Sie entstand aus dem im 3. Jh. errichteten Palast Sessorianum- bewohnt von der Kaiserin Helena.
Im Mittelalter erfolgten diverse Um- und Anbauten, im 18.Jh. wurde die Fassade geändert - von Borromini inspiriert, im Stile des Rokoko. Der Umbau vom Palast zur Kirche wurde vorgenommen, um christliche Reliquien unterzubringen.


Von hier aus ist es nur ein „Katzensprung“ weit bis zum Lateran - seit Konstantin der offizielle Sitz der Päpste. Benannt wurde das Grundstück nach der römischen Familie Laterani. Um 60 n. Chr. Aufgrund einer Verschwörung gegen Nero konfisziert, gelangte es dann in den kaiserlichen Besitz. Hier stand später auch der Palast des Marc Aurel. Kaiser Konstantin errichtete an dieser Stelle seine Monumentalbasilika für die christliche Gemeinde. Da die Kirche (im Gegensatz zu Paul vor den Mauern und der Petruskirche innerhalb der Stadtmauern lag, galt sie immer als Hauptkirche (Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises). Hier fanden verschiedene Konzile statt, 1586 wurde der an der Kirche angebaute Lateranspalast als päpstlicher Sommersitz wiedererrichtet.
Die baufällig gewordene Kirche wurde 1646 und 1650 von Borromoini instand gesetzt und „barockisiert“. 1736 wurde die Hauptfassade mit den Kolossalfiguren von Alessandro Galilei errichtet.



Das Wetter war gut - was gab es schöneres als gemütlich durch Rom zu Laufen. Den Lateran umrundet und entlang der Via S. Giov. in Laterano hinabgelaufen - bis hin zur Kirche San Clemente. Die heutige Kirche stammt aus dem 12.Jh., erbaut über einem im 4. Jh. errichteten älteren Gebäude.

Nachdem großen Brand in Rom wurden hier im 1. Jh. nach Chr. zwei neue Gebäude errichtet (unter anderem auch ein Mithräum und eine Münzprägerei). Um 250 n .Chr. wurde die Moneta aufgegeben und zugeschüttet, auf dem so geschaffenen Fundament wurde eine Halle errichtet, die dann 384 zu einer Kirche umgebaut wurde. Diverse An- und Umbauarbeiten folgten. Um 1715-1719 wurde die Kirche von Fontana barock umgestaltet. 1857 wurden bei Ausgrabungen Teile der Vorgängerbauten wiederentdeckt.



Weiter in Blickrichtung Kolosseum, einmal umrundet und die Straße Via die Fori Imperiali hinab zu den Trajansmärkten. Ich war schon oft bei meinen vergangenen Rombesuchen daran vorbeigegangen - nun war es also soweit.




Die Märkte waren Teil des Trajansforums. Um 107 n. Chr. wurde mit der Anlage unter Trajan begonnen und 143 eingeweiht. Für diese prächtige Anlage musste ein Teil des Osthangs des Quirinals abgetragen werden. In diesem entstanden in halbkreisförmiger Anordnung die Trajansmärkte mit zahlreichen, mehre Stockwerk hohe Läden und Magazine. Mit den Vorhöfen kann man es durchaus als Vorgänger moderner Einkaufspassagen bezeichnen.



Beeindruckend muss auch die Basilika Ulpia gewesen sein mit den zwei angrenzenden Bibliotheken. Dazwischen befand sich die euch allseits bekannte Trajanssäule mit den steinernen Lobpreisungen des Sieges über die Daker. Auf dem großen Platz standen auch Triumphbogen und das Reiterstandbild des Kaisers. Doch kommt mit in die alten Trajansmärkte!


Zurück zum Kolosseum und hinein in die Großsänfte, die mich geschwind nach Stazione Garbatella trug. Hier in der Nähe befindet sich die Centrale Montemartini. Ein altes Elektrizitätswerk aus den 1920 Jahren, in dem heute antike Statuen und Skulpturen ausgestellt sind. Zwischen den alten Maschinen nehmen diese einen pittoresken Charme ein.




Und immer noch war ich guter Dinge und beschloss die Sänfte zu ignorieren und zu Fuß zum nächsten Ziel zu laufen. Entlang der Via Ostiense zur Basilika Paul vor den Mauern.


Sankt Paul vor den Mauern ist eine der vier Patriachalbasiliken von Rom. Sie ist seit dem Abschluss der Lateranverträge eine der sieben Pilgerkirchen von Rom. Die erste Sankt-Paul-Basilika wurde im Auftrag Konstantins über dem Grab des Apostels Paulus errichtet (vermutlich 324 geweiht) und wurde bereits 386 erheblich vergrößert.



Diese antike Großkirche Roms wurde durch ein Feuer in der Nacht vom 15. zum 16. Juli 1823 stark beschädigt. Der Architekt des Wiederaufbaus, Luigi Poletti, ließ zudem noch relativ gut erhaltene Teile des Mittel - und der Seitenschiffe sowie den unbeschädigten Glockenturm abreißen.

Dennoch spiegelt der Säulenwald, der die Basilika in fünf Schiffe unterteilt, die ursprüngliche Raumwirkung wieder und lässt damit auch die Wirkung der ähnlich dimensionierten und konstruierten Basilika Ulpia auf dem Trajansforum erahnen.



EUR (Esposizione Universale di Roma) ist der heutige Name eines modernen Stadtviertels im Süden Roms, der (nach Mussolini) die Weltausstellung 1942 beherbergen sollte. Seine ursprüngliche Bezeichnung lautete E42 und ist heute noch im Stadtbild präsent.
Der städtebauliche Gesamtplan wurde 1938 vorgestellt, einzelne Gebäude wurden aber durch unterschiedliche Architekten realisiert. Bis 1942 wurde gebaut, nach 1945 erfolgte die Vollendung nach anderen Gesichtspunkten. Das EUR ist heute Wohn - und Verwaltungszentrum.

Halt wurde an Stazione Fermi gemacht und weiter entlang die Via Christoforo Colombo bis zur Stele für Guglielmo Marconi (Pionier der drahtlosen Telegrafie).
Anschließend gelangte der „Schweizer Käse“ ins Blickfeld. Das bekannteste Bauwerk ist das Colosseo Quadrato (Palazzo della Cilviltà del Lavoro) und ist ein neoklassizistisches Bauwerk mit 216 Rundbogenarkaden auf sechs Stockwerken. Der Janitor wachte mit strengen Blicken am Eingang, sodass ich nicht näher an das Gebäude herankam - wir müssen uns also mit wenigen Bildern in Bescheidenheit üben.

Wenn man die Strasse Viale d. Civiltà del Lavoro hinunterblickt, sieht man unweigerlich in der Straßenachse den Kongresspalast von Adalberto Libera.
Ein Gebäude, das nur zu bestimmten Ausstelllungen zugänglich ist. Mir waren wohl die Götter holt - ich durfte hinein.

Eigentlich sollte es noch um die Ecke zum Museo della Civiltà Romana von Pietro Aschieri gehen, aber in Sichtweite des Eingangs meldeten sich doch meine geschundenen Füße und verlangten nachdrücklich eine Ruhepause. Schade eigentlich, ich war das letzte Mal vor 5 Jahren dort und ein Besuch hätte sich bestimmt wieder gelohnt. Also ein anders Mal.

Zurück ging es wieder mit der Großsänfte (ja ich gestehe es, Kunst geht bei mir mit Genuss einher) zu meiner Lieblingstaverne am Kolosseum. Die Füße hatten es sich verdient...



Zurück zu dem Unbill der Götter. Welch Schabernack hatten sie sich noch für uns ausgedacht?
Besonders Gefallen hatten sie anscheinend an diesem Streich gefunden:
Ich kam mit müden und geschundenen Füßen früh abends in unserer Herberge an und traf mich vor der Tür mit meinem Bruder (der um die Ecke beim hiesigen Bäcker einkaufen war).
Was soll ich euch sagen! Den Schlüssel ins Schloss gesteckt - und prompt abgebrochen!
Das Schloss war in den letzten Tagen schon immer schwer gängig gewesen - doch nun dies. Der Janitor musste eilens herbeigerufen werden und den Schaden reparieren. Was soll man gegen diese Launen der Götter als Sterblicher machen?
Wir beschlossen flugs, endlich unser Opfer bei nächster Gelegenheit nachzureichen...
Wurden nun die Götter milde gestimmt?
Der nächste Tagespunkt versprach schließlich etwas ganz besonders, es ging nämlich zum.....

[FONT=&quot](Fortsetzung folgt mit Tag 4)[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Salve, Oki!

Welch wunderbare Berichte du deiner Schreibtafel auf- und einzugravieren imstande bist! Und das Allerbeste: noch weitere Eingebungen deinerseits warten darauf, wie durch Zauberhand auf unseren modernistischen Ausgabetafeln zu erscheinen!

Paganus
(aus dem oft regen- und kältegeplagten Pannonien)
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung mit dem zweiten und dritten Teil Deiner/Eurer Wanderung durch Rom

Ich bin die Wege alle in Gedanken mitgegangen und an Hand von den vielen und schönen Bildern wurden viele Erinnerungen geweckt (selbst meine Füße haben die Belastungen nicht vergessen).

Ich freue mich schon sehr auf die Berichte der nächsten Tage und hoffe, dass sich die Götter jetzt mal von ihrer "netten Seite" zeigen werden (?)
 
4.Tag.
... zum Petersdom mit Besichtigung der Scavi!

Der morgendliche Himmel war ein wenig bedeckt, aber es war trocken und warm. Das Knie meines Bruders versprach durchzuhalten- also brav ab um die Ecke zum Petersplatz.

Der Petersplatz wurde von Bernini zwischen 1656-1667 vor dem Dom angelegt - eigentlich besteht er aus zwei Teilen. Vorne zum Dom trapezförmig nach dem Vorbild des Kapitolsplatzes und der eigentliche hintere Teil, der von zwei Säulengängen (größtenteils) umschlossen ist. Der ganze Platz ist ca. 35000 qm groß. Die Kolonnaden bestehen aus 284 fünfzehn m hohen dorischen Säulen, die vierreihig angeordnet sind. Im Zentrum des Platzes erhebt sich der vatikanische Obelisk. Der nördliche Brunnen stammt von Carlo Maderno (1613), der südliche von Carlo Fontana (1775). Der Platz liegt am südlichen Abhang des vatikanischen Hügels, wo Caligula einst einen Circus erbauen ließ. Nach der Überlieferung starb hier Petrus unter Kaiser Nero den Märtyrertod. Unter Konstantin wurde ein Teil des Hügels abgetragen und die erste Basilika über dem Petrusgrab errichtet. 1585 wurde der Obelisk vom neronischen Circus an seinen jetzigen Ort gebracht. Bernini plante noch einen weiteren Säulengang als dritten Flügel, das Vorhaben wurde aber nie ausgeführt.
Der Bau der Via della Conciliazione unter Mussolini und der damit eingehenden teilweisen Zerstörung des Borgo öffneten den Platz zum Tiber, zerstörten aber den in der Barockzeit dynamischen Raumeffekt des Platzes.



Hier offenbarte sich fast immer hektisches Treiben (tagsüber). Touristen standen in langen Schlangen an, um in die Basilika zu gelangen. Da unsere Führung erst gegen Mittag in der Scavi angesagt war, blieb uns noch reichlich Zeit, um auf dem Dach des Petersdoms im hiesigen Cafe einzukehren und – zumindest für meinen Teil- anschließend die Kuppel des Domes zu besteigen. Vorbei an der Flüstergalerie in immer steileren Windungen zur Kuppel und in die Laterne.

Sachen gibt’s, die gibt’s eigentlich gar nicht! Ein Schweizer Paar fiel ins Auge. Er, mit allerlei fotografischen Apparaten umhängt und pausenlos am Knipsen; sie, umgürtet mit allerlei Fotozubehör, gereichte ihrem Göttergatten auf Zuruf diverses Objektive und Fotoutensilien und putzte auch gelegentlich seinen Schweiß von der Stirn. Auch dieser gottgleiche Ausblick von der Kuppel über Rom kann durchaus einigen Mühsal bereiten und ins Schwitzen bringen!

Noch ein kurzer Blick auf die vatikanische Audienzhalle. Sie wurde von 1964-1971 durch Pier Luigi Nervi errichtet. Unter dem riesigen parabolisch gewölbtem Dach finden ca. 6500 Personen Platz- auf dem Dach selbst befinden sich seit 2008 Solarmodule. Das Gebäude gilt als der bedeutendste Neubau des Apostolischen Stuhls seit des 18. Jh. Doch zurück zum Petersdom.


Der Petersdom ist die größste Patriarchalkirche in Rom, aber nicht die Bischofskathedrale des Papstes. Den Vorgängerbau ließ Kaiser Konstantin 324 als Grabeskirche über dem vermutetem Grab des Apostels Petrus erbauen. Im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geplündert und stark beschädigt, erfolgt eine letzte Renovierung 1451. Erst Julius II. entschied sich für einen umfassenden Neubau. 1508 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Die Diskussion um die Finanzierung wurde zu einer der Quellen der Reformation.
Der erste Entwurf stammte von Bramante, der Bau ging unter Leitung von Raffael,
Antonio da Sangallo d. J. und Peruzzi schleppend weiter. 1547 übernahm Michelangelo und entwarf die Kuppel, die dann von Giacomo della Porta ausgeführt wurde.
1607 bis 1614 wurde von Carlo Maderno das Langhaus mit Vorhalle und die barocke Fassade vollendet. 1624 errichtete Bernini den Baldachin über dem Petrusgrab.

Im Aufzug machten wir Bekanntschaft mit einem Angestellten des Vatikans. Er fuhr den ganzen Tag die Touristen mit dem Aufzug rauf und runter - und kannte sich damit selbstverständlich auch mit der Fußballszene aus. Ob National oder International - er war wohl überall zu Hause - sogar bestens informiert über unsere germanische Liga. Man kam zu einem Schwätzchen, die alles entscheidende Frage, wer denn nun die bessere Fußballnation sei, musste unentschieden abgebrochen werden - der Fahrstuhl war unten angekommen.
Ich werde aber bei meinem nächsten Besuch in Rom „am Ball bleiben“ und diese wichtige Frage selbstverständlich klären!


Wir machten uns sogleich auf zur Besichtigung des Domes. Leider war wegen einer Veranstaltung nicht alles zugänglich – dabei drängte sich alles auf den verbliebenen Flächen. Aber, ich sage nicht zu viel, wenn ihr geneigten Zuhörer dieses Gebäude aus eigener Anschauung bereits kennt... Ein kleiner Abstecher zum Sancto Teutonico- der darf natürlich nicht fehlen. Ein besuch, denn ich mittlerweile sehr zu schätzen darf...




Zurück zu unserer Herberge und eine kleine Pause eingelegt - mittlerweile taten auch mir von dem vielen Laufen in den letzten Tagen gewaltig die Füße weh.

Dann ging es doch endlich an den Kolonnaden vorbei zum Sancto Ufficio zwecks Anmeldung.
Hinab über eine Treppe in die untersten Gewölbe. Eine fantastische Reise zurück ins 1. Jh. nach Chr. begann. Die alte Gräberstrasse mit den Mausolen entlang war schon ein besonderer Anblick - bis hin zum Petrusgrab. Unbedingt empfehlenswert - leider kann ich euch keine Bilder zeigen.
Zumindest aber möchte ich euch eine bescheidene Karte mit unserem Rundgang anbieten - seht selbst!


Bei Ausgrabungen um 1950 wurde eine ganze Gräberstrasse unter der Basilika freigelegt. In dem Anfang des 4. Jh. zugeschüttetem Friedhof wurden zahlreiche Grabhäuser und Wandmalereien freigelegt. Die heutige Peterskuppel befindet sich genau über der Grabstelle des Petrus.

Zurück in unser Apartemento - und was soll ich sagen. Das Kniegelenk meines Bruders machte wieder Schwierigkeiten und verlangte Schonung - und möglicherweise endlich das zugesagte Opfer für die launischen Götter. Wer weiß?
Ich zog also wieder zwangsweise allein los und begab mich auf einer meiner Lieblingstouren durch Rom - dem Marsfeld.

Was sich in Auge und Sinn zunächst einprägt, ist nicht das unter den Straßen verborgene, zeitentrückte antike Rom, noch das mittelalterliche, weder das gigantische des 19.Jh., noch das hässliche, meist aus Betonblocks bestehende heutige Rom. Es ist dieses heitere, gebärdenreiche Rom der Päpste mit seinen goldenen und marmornen Palästen, seinen mehr oder weniger stillen Plätzen, seinen herrlichen Brunnen - kurzum, dem ganzen Fluidum eines Ortes, der wie an einem besonders heiteren und glücklichen Tag erschaffen wurde!
Dieses Rom liegt im Tiber -Bogen, da wo sich früher das Marsfeld befand. Das ganze Gebiet westlich vom Corso gehört der Renaissance. In der Kaiserzeit war dies keine vornehme Adresse. Hier wurden Legionen ausgebildet und gedrillt, hier wählte man, hier wurden die Kaiser eingeäschert und von ihrem Holzstoß wurde ein Adler freigelassen, der ihre Seele zu Jupiter empor tragen sollte.
Hier also ging es für mich entlang über die Engelsbrücke am Tiber zur Piazza Navona.

Piazza Navona, die Römer sagen auch, dies sei der schönste Platz der Welt. Schon Julius Cäsar baute hier ein erstes provisorisches Stadion für athletische Wettkämpfe. Kaiser Domitian baute dann dieses Stadion monumental (85 n. Chr. ) aus. Es bot über 30000 Zuschauern Platz, die Außenseite im Erdgeschoss war mit Arkaden aus Travertin umgeben. Etliche Kunstwerke schmückten es aus. Ein ausgegrabener Torso, der sogenannte Pasquino, ist noch heute in der Nähe ausgestellt. Im Mittelalter wurde innerhalb des Stadions eine Kirche errichtet, wo die Heilige Agnes der Legende nach ihr Martyrium erlitten haben soll. Nach und nach wurden Häuser in die Unterbauten des Stadions errichtet, so dass die Form des Platzes bis heute erhalten blieb. Im Barock wurden Rainaldi und später Borromini ausgewählt, um den Palazzo Pamphilj umzubauen.
Der gesamte Platz wurde nach Vorbild der Kaiserforen umgestaltet. Borromini verlängerte die antike Wasserleitung „Aqua Virgo“ hierher, Bernini baute hier 1649 seinen monumentalen Vierströmebrunnen. Ein Obelisk aus dem Circus des Maxentius verlieh der Gesamtanlage den Charakter eines römisches Circus. Die zwei anderen Brunnen (Fontana del Moro und der Neptunsbrunnen) wurde von Bernini neu gestaltet. Zu allen Zeiten war die Piazza Navona ein beliebter Schauplatz - als mittelalterlicher Reitturnierplatz, für Messen, Märkte und Feste. Im 18. Jh. ließ man die Brunnen überlaufen, so das man im Wasser zum Gaudium der Bevölkerung plantschen konnte.





Weiter zum Pantheon- mein antiker Lieblingsbau, wenn ich es einmal so profan ausdrücken darf.
Das Innere war heute leider wegen einer Veranstaltung gesperrt, Gelegenheit genug, sich einmal das unscheinbare Äußere anzusehen.
Der Tempel war ursprünglich allen Göttern Roms geweiht. Erbaut wurde er unter Kaiser Hadrian zwischen 118 und 125 n.Chr. Auf einen Vorgängerbau. Das Pantheon war für mehr als 1700 Jahre die größste Kuppel der Welt (gemessen am Innendurchmesser). Kaiser Phokas schenkte das Gebäude 608 dem Papst und wurde somit zur christlichen Kirche umgewidmet.
Die riesige Rotunde dominiert den Innenraum, für das es im römischen Tempelbau kein Vorbild gab. Für mich leider heute wegen einer Veranstaltung nicht zugänglich - ich durfte dem bunten Treiben von der Piazza zuschauen.



Hinter dem Pantheon liegt ein kleiner Platz mit der Kirche S. Maria sopra Minerva.
Auf dem Platz steht der kleinste Obelisk Roms – zur Erhöhung auf einen Elefanten. Die Geschichte besagt, dem Meister Bernini wurde bei dem Entwurf zum Obelisken soviel von dem dort ansässigen Dominikanerorden hereingeredet, so dass er aus lauter Zorn das Rüsseltier von einem Schüler meißeln ließ - mit dem Hinterteil zum besagten Ordenshaus. „Hier seht ihr, was ich von euch halte“- soll er gesagt haben. Eine Spottgeschichte, wie es die Römer lieben.
Die Basilika Santa Maria sopra Minerva wird als die einzig gotische Kirche Roms bezeichnet, sie wurde über den Ruinen eines römischen Minervatempels errichtet. Die Decke wurde nach dem Muster der Maxentiusbasilica überwölbt, Umbauten im Barock und 19.Jh. gaben der Kirche ihr heutiges Gesicht - vor allem das heutige Rippengewölbe entstammt dem Umbau während der Neugotik.




Weiter zum Tempel des Hadrian. Als Hadrianeum werden die Reste des imposanten Tempels zu Ehren Hadrians 145 n. Chr. und seinem Nachfolger Antonius Pius auch bezeichnet. Ursprünglich 13 elegante Marmorsäulen zierten die Längsseiten. Im 17.Jh. Zollhaus, ab dem 19.Jh. Börse und Handelskammer.



Nicht weit entfernt befindet sich der Platz mit der Säule des Marc Aurel. Die Dämmerung tauchte schon alles in ein mildes Licht- genau richtig für mein nächstes Ziel: Fontana di Trevi.



Aus einer Seitenstraße hörte man das Geräusch fallenden Wassers. Ein solches Geräusch in der Stadt lässt aufhorchen, denn es handelte sich hier nicht um das höfische -zurückhaltende Geplätscher eines Brunnens, sondern um das unbändige Brausen eines Wildbaches. Geht man dem Ton nach, so kommt man zum beliebtesten aller römischer Brunnen, die Fontana di Trevi.


Bin ich doch ständig wieder von der überströmenden Phantasie dieses Maskenspiels im Wasser überrascht und entzückt. Der Gedanke allein, eine Felsenlandschaft voll tosender Wasserfälle mitsamt Neptun und seinem wild ausschlagenden Rosse vor einer klassischen Fassade eines Renaissance-Palastes zu setzen, ist schon an sich eine verblüffende Unwahrscheinlichkeit, dass man nur staunend den Kopf schütteln kann. Das diese romantische Version hinter engen Straßen auf einen eben ausreichend großen Platz zu finden ist, erscheint mit charakteristisch für Rom.
In Germanien hätte man es wohl isoliert auf einen riesigen Platz gestellt. Darin liegt der Reiz, ein Um-die-Ecke-Biegen auf etwas Unerwartetes stoßen. Rom ist eine Stadt, wo Wunder an der nächsten Straßenecke liegen und Meisterwerke gewissermaßen am Wege abgestellt wurden, so wie sie gerade kamen. Das macht den kleinsten Spaziergang zu einer aufregenden Entdeckungsreise.

Der Trevi ist ein richtiges kleines Theater, und man kann sich durchaus ins Parkett setzen, genau diesen Eindruck wollten Bernini und Salvi durchaus uns verschaffen. Wir sind in einem Barocktheater und bereit uns der Illusion hinzugeben. Nichts kann unsere Aufmerksamkeit von der Felsenbühne ablenken, wenn Neptun sich in triumphierenden Pose aufbaut, währen sich seine Rosse in die tosenden Wellen stürzen und die Tritonen ihr Horn blasen. Man ist einer Weile der Wirklichkeit entrückt. Baumeister Salvi hat dieses Kleinod 1732-1762 errichtet.

Auch hierzu haben sich die Götter wieder etwas launisches für mich ausgedacht...

Bei jedem Besuch in der ewigen Stadt war es für mich und meine Begleiter ein Muss, ein Münze im Trevibrunnen zu werfen, um so die Wiederkehr zu begünstigen.
-Auch schien es mir von Vorteil, endlich den Zwist mit den launischen Göttern Roms zu brechen und ein kleines Opfer zur Besänftigung zu erbringen. Bislang hat es auch immer funktioniert...Bislang!

In einer Laune wollte ich gleich dreifach Gutes tun. Zuerst eine Münze für mich, eine zweite für meinen Bruder (trotz Abwesenheit) und ein dritte noch für eine weitere Person (auch eine alte Rom-Pilgerin), die ursprünglich mit wollte, dann doch aber kurzfristig verhindert war.
Gesagt, getan- drei Münzen in die Hand und schwuppdiwupp in den Brunnen. Zufrieden mit mir und meinem wohlgefälligen Werk setzte ich mich auf die steinerne Sitzbank und schaute dem Treiben zu. Doch was soll ich sagen - das mir das als alter Rom-Jünger passieren konnte.
Entsetzten machte sich breit... Ihr kennt doch noch den alten Brauch:
Eine Münze sichert die Rückkehr nach Rom, bei zweien will man sich verlieben und bei dreien will man heiraten. Es war von mir anders gemeint - aber hier müssen mich wohl die Götter mit Blindheit geschlagen haben. Schnell eilte ich vom Ort des Geschehens und begab mich Richtung Spagna.
Froh, dieser letzten Konsequenz noch schnell entkommen zu sein, begab ich mich unterwegs in einen Supermercato (so heißen hier in Rom die Lebensmittelausgabestellen) und stellte mich voll bepackt an der Kasse an. Was soll ich sagen: Eine edle Römerin an der Kasse schaute mich lange und sehr eindringlich an und bei mir entgleisten wohl auch die Gesichtszüge! La Bomba! (Das muß ich jetzt wohl nicht ins Germanische übersetzten).
Das gemeine Volk hinter mir wurde aber ungeduldig und murrte wie bei einem schlechten Gladiatorenkampf und drängte mich schnell wieder auf die Piazza hinaus.
Warnung: Werft nicht leichtfertig und unüberlegt Münzen in den Brunnen.
Oh ihr Götter! Was könnt ihr launisch sein...

Doch ich will eure Geduld nicht weiter mit Possen erschweren. Weiter ging es zur Spanischen Treppe - ein weiteres Wahrzeichen Roms.




Die spanische Treppe geht zurück auf die Ambitionen des Papstes Innozenz XIII und ist auch geprägt durch einen Interessenkonflikt zwischen Papst und französischen König. 1721 setzte der Papst durch, dass die Treppe im römischen Stil nach einem Entwurf von Francesco De Satins errichtet wurde. 1789 wurde der Obelisk aufgestellt. Die Wirkung der Treppe wird dadurch noch verstärkt, dass einige Stufen konkav, andre konvex gestaltet sind.
Wie immer, zu jeder Tag- und Nachtzeit, ist hier immer etwas los... Wenn auch übermäßig voll und laut, setzte ich mich ein wenig auf die Stufen und verweilte... bis mich nach kurzer Zeit der Lärm vertrieb und ich mich auf den Rückweg nach leiseren Gefilden machte. Nach diesem Trubel musste ich erst einmal am Brunnen des abendlichen Petersplatzes verschnaufen und mich erholen.



Sanftes Plätschern „meines Brunnens“ versöhnte mich wieder mit mir den Göttern Roms. Dennoch die Frage: Wurde die Opfergabe angenommen, denn es sollte schließlich morgen zu einem besonderen antiken Bauwerk gehen- nämlich zur......

[FONT=&quot](Fortsetzung folgt mit Tag 5)[/FONT]
 
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5.Tag

... zur Aurelianischen Mauer und weiter!

Ein sonniger und schöner Morgen- ideal zum Flanieren auf der Via Appia! Doch was soll ich sagen- ihr ahnt es wohl: Diese (Tor-)Tour konnte mein leidgeprüfter Bruder nicht angehen. Also wurde wieder improvisiert und die Etappe (den Füßen wohlgefällig) reduziert. Es ging also zunächst mit der Sänfte zur Stadtgrenze mit seiner Befestigungsanlage und zur Porta San Sebastiano.



Ein Baudenkmal, von dem man relativ wenig vernimmt, aber trotzdem fast allgegenwärtig ist, ist die Aurelianische Mauer. Sie umgürtet die Stadt von fast allen Seiten, die Tore werden auch heute noch benutzt. Das besterhaltene Stück liegt von der Porta S. Giovanni bis San Sebastiano und Porta Ardeatina. Ein herrlicher Abschnitt, von wo man aus das mächtige Bollwerk mit seinen Türmen und Schießscharten bewundern kann. Kaiser Aurelian baute sie beim ersten Grollen des heraufziehen Barbarensturms.


Ein kleines Museum offenbarte das Innere der Befestigungsanlage. Auch hier fanden sich wieder Mitglieder der Scavi -Führung ein. Vom Wehrgang aus ein schöner Blick zum Drusus-Bogen (eigentlich ein Wasserüberführung), auf der anderen Seite verliert sich die Via Appia in der Ferne.
-Heute für uns in unerreichbarer Ferne...




Doch blicken wir erst einmal zur Porta San Sebastiano, das antike Porta Appia. Das Tor wurde fünfmal umgebaut, beim Umbau durch Honorius (um 401) wurden die inzwischen verstärkten Türme und der Mittelteil um eine Etage aufgestockt und erweitert. Unter Belisar (Feldherr des oströmischen Kaisers) wurde das Tor 536 mit den beiden halbrunden Türmen weiter verstärkt.
Die gesamte Befestigungsanlage war ca. 19 km lang mit 18 größeren Toren und 383 Wachtürmen.



Ein Spaziergang sollte nun folgen, der eigentlich schon längst überfällig war. Abseits ausgetretener Touristenpfade entlang der alten Verteidigungsbastion. Da die Scipionen Grabmäler nicht zugänglich waren, ging es für uns außerhalb entlang der Aurelianischen Mauer weiter zur Porta Latina. Das Tor wurde zwischen 271 und 275 n.Chr. erbaut; mit seiner gut erhaltenen Fassade ist es auch heute noch Zeugnis einer antiken Wehranlage. Das Tor wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geschlossen und erst 1911 wieder geöffnet.


Unmittelbar hinter dem Tor liegt San Giovanni in Oleo, ein kleines Oratorium, in seiner heutigen Form aus dem frühen 16. Jh. Der Legende nach wurde der kleine Bau an der Stelle errichtet, an welcher der Apostel Johannes ein Martyrium in siedendem Öl erlitten und überlebt haben soll. Dies soll sich unter Kaiser Domitian ereignet haben. Vermutlich geht das Bauwerk auf ein antikes Mausoleum zurück, der Neubau wurde 1509 (wahrscheinlich unter Bramente) errichtet und wurde 1658 unter Borromini restauriert und ergänzt.



In unmittelbarer Nähe zur Porta befindet sich San Giovanni a Porta Latina, gegründet Ende des 4.Jh. Die Kirche wurde im 5.Jh. und um 720 erneuert, bei einer Restaurierung 1191 wurde der Campanile zugefügt. Im dreischiffigen Innenraum stammen die Langhaussäulen noch aus antiker Zeit.


Immer weiter entlang der Mauer: Hier standen die Goten und versuchten diese römische Bastion zu überwinden, hier brandeten die Barbarenwellen gegen ein Bollwerk aus Steine und Schwertern.
-Eine sehr pittoreske Vorstellung, wenn man das heutige gepflegte Grün und die gestutzten Hecken sieht - dann hält man unwillkürlich Ausschau nach Schildern wie etwa “Betreten der Rasenfläche verboten”. -Hätten sich nur unsere Vorfahren auch einmal daran gehalten...

Hier an der Porta Metronia gingen wir wieder in die Urbs. An diesem hektischem Verkehrsknotenpunkt ging es schnell weiter in etwas ruhigere Gefilde.



Es ging den Hügel hinauf (Via d. Navicella) bis zur Kirche Stefano Rotonda. Der Vorgängerbau bestand aus einer Kaserne, die bis ins 4.Jh. benutzt wurde. Die heutige Kirche wurde als Rundbau konzipiert, in der Kreisform ein griechisches Kreuz. In den Wirren des 11. und 12. Jh. wurde sie fast zerstört, 1143 wurde sie wieder errichtet- aber deutlich kleiner. Der äußere Ring wurde dabei nicht mehr aufgebaut. Bei unserem Besuch fand gerade ein Hochzeit statt - wie übrigens in fast allen von uns besuchten Kirchen. Ob das wohl mit dem Datum 10.10. zusammenhing?



Fast gegenüber befindet sich die Kirche Santa Maria in Domenica, einer Kirche auf dem Areal der antiken Castra Peregrina, wo die Matrosen ihre Quartiere hatten. Der Brunnen vor der Kirche ist eine Kopie einer antiken Weihgabe. Die schlichte Renaissancefassade wurde 1513 vorgesetzt. Das Innere ist dreischiffig mit Granitsäulen. Im Park der Villa Celimontana mit seinem Obelisken haben wir erst einmal unter schattigen Pinien eine Rast eingelegt.



San Giovanni e Paolo ist eine der ältesten christlichen Andachtsstätten Roms. Bedeutsam ist sie auch aufgrund der unter ihr ausgegrabenen Reste antiker römischer Bebauung.


Die ältesten Bauten stammen aus dem 2. Jh. , um 401 wurde der ursprüngliche Kirchenbau errichtet. 1154 erhielt die Kirche ihre heute weitgehende Gestalt - ebenso wir den Campanile. Fassade und Inneres wurden dann im 16. und 17. Jh. umgestaltet. Die barocken Veränderungen wurden 1949 wieder entfernt. Die römische Bebauung unterhalb der Kirche umfasst mehrere Räume - auch hier wurden leider keine Fotos erlaubt.




So, nach diesem lockeren Spaziergang ging es vom Kolosseum wieder mit der Sänfte zum Petersplatz, gerade recht zum Mittagsbuffet im Tiroler Keller. Nach einer Stärkung durch Speis und Trank wurde eine kleine Pause eingelegt auf der Terrasse in unserer Herberge, gut erholt für den Rest des Tages. Es ging nämlich am späten Nachmittag zum Gianicolo - ein Spaziergang, der mittlerweile bei keinem Rombesuch fehlen darf.
Die Großsänfte brachte uns geschwind zur Pyramide, von dort mit Bus hinauf zur Spitze.



Der Gianicolo ist ein Hügel, der sich vom Stadtteil Trastevereentlang des rechten Tiberufers bis zur Vatikanstadt entlang erstreckt. Er zählt nicht zu den sieben Hügeln Roms. Unter Kaiser Aurelian wurde das Stadtgebiet erweitert und unter anderem der Hügel mit einbezogen.
Der Name geht auf den altrömischen Gott Ianus zurück.
Auch hier belohnte uns wieder ein fantastischer Ausblick.
Das sanfte Rauschen der Acqua Paolo im Rücken ließ uns geraume Zeit verweilen. Der barocke Brunnen wurde von Giovanni Fontana unter Beteiligung Carlo Maderno 1608 bis 1613 erbaut - mit ihm wurde auch eine antike Wasserleitung nach über 1000 Jahren Unterbrechung wieder instand gesetzt. Auch hier wieder das Motiv eines antiken Triumphbogens.




Nicht weit von hier, etwas unterhalb, befindet sich ein besonderes Bauwerk, der Tempietto di Bramante. Es ist eine Renaissancekapelle, einem antiken Rundtempel nachempfunden. Sie liegt ein wenig versteckt im Innenhof des Franziskaner Klosters an der Kirche San Pietro in Montorio. Der Legende nach, wurde der Tempietto an der Stelle errichtet, an der das Kreuz Petri gestanden haben soll. Errichtet wurde der Bau zwischen 1499-1502 als ein mit einer Kuppel überwölbter Zentralbau.


Wieder etwas den Hügel hinauf und dem Bergrücken entlang zu den Freiheitskämpfern. Herr Garibaldi ( und etwas unterhalb seine Frau) sitzt auf seinem bronzenen Paradegaul und schaut recht königlich und zufrieden drein.
Auch hier immer wieder ein herrlicher Blick über die Urbs. Entlang der Strasse, am Vatikan vorbei bis zum Tiber und weiter zum abendlichen Petersplatz. Der schon fast tägliche Stopp an meinem Lieblingsbrunnen sorgte für Entspannung und Erfrischung bei Füßen und Geist.
- Was kann es schöneres geben?


Ein Tag in Rom fernab der Touristen - auch eine Seltenheit. Das sollte sich am folgenden Tag ändern, denn es stand ein längerer Spaziergang durch die Urbs an. Es ging los an der Engelsburg und sollte uns hinführen zum....

[FONT=&quot](Fortsetzung folgt mit Tag 6)[/FONT]
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen - leider konnte ich sie gerade nur überfliegen - aber ich freue mich schon auf ein späteres genaueres "Studium" ...


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

auch für die vielen schönen Bilder
 
Vielen Dank, Oki, für den schönen Bericht. Das Jesuskind in Ara Coeli ist ja "nur" eine Kopie. Das 'original wurde vor ein paar Jahren gestohlen. Aber die Kopie sieht auch nicht besser aus als das Original. Viele Römer würden etwas darum geben, wenn das Original wieder auftauchte.
Gruß
mystagogus
 
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