Bremen: Junge findet römische Münze

Das ist nett, dass ein kleiner Junge sich dafür interessiert. Leider muss ich jetzt ein bisschen Wasser in den Wein giessen. Silberdenare aus der Zeit von Marcus Aurelius sind alles andere als numismatische Seltenheiten. Bei den letzten mir vorliegenden Auktionen kosteten solche Stücke je nach Erhaltungszustand zwischen 200 und 400 €. Bei ganz erstklassigen Stücken auch mal 500-600. Aber da müssen es schon vz-st Stücke sein (vorzüglich bis stempelfrisch). Das interessante am jetzt erwähnten Stück ist, dass es in Bremerhaven gefunden wurde, also in einem Gebiet, das damals weit von den römisch beherrschten Gebieten entfernt war. Aber aufgrund der weitgespannten Handelsbeziehungen ist das Vorkommen römischer Edelmetallmünzen weit außerhalb der Grenzen nicht selten. Sogar in China wurden schon römische Goldmünzen gefunden.
Bei dem im Artikel abgebildeten Stück handelt es sich übrigens nicht um einen Silberdenar sondern m.E. um einen Bronzesesterz oder Dupondius in einer beklagenswert schlechten Erhaltung. O.K. es handelt sich um ein Beispielbild aber da hätte man zumindest einen Denar abbilden können.
 
Herzlichen Dank für deine Erklärungen.
Leider kann ich nur ohne Wissen bewundern.
 
Sehr nett der kleine Bub. Wie oben schon erklärt ist der Fundort des Denaren in Bremen das eigentlich Interessante. Für einen Numismatiker wäre das Stück aufgrund des sehr schlechten Zustandes irrelevant. Beide Seiten des Stücks sind praktisch unkenntlich, die Umschrift eigentlich unleserlich, ich würde auf einen Antoninus Pius tippen, kann aber auch ein Marc Aurel sein. Da müsste ich das Ding in der Hand haben oder ein sehr gutes Foto der Kopfseite.
Toll ist, dass das kleine Kerlchen sich so dafür interessiert und den Papa belämmert hat, dass der das überprüfen ließ. Vielleicht wird er mal ein großer Numismatiker. :D Ich als sein Vater wäre stolz auf ihn
 
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Ich habe mich nun aufgrund dieses Threads entschlossen, ein bisschen Beratung für Foristi und Gäste zu geben, die aus ästhetischem, historischem oder allgemeinem Interesse die Absicht haben sollten, römische oder andere antike Münzen zu erwerben. Ich würde mich freuen, wenn andere Foristi noch zu diesem Thema beitragen könnten, insbesondere denke ich an Nummis durensis, der ebenfalls römische Münzen sammelt.
Zum Ersten muss ich mit der weitverbreiteten Meinung aufräumen, dass Münzen allein deshalb wertvoll sind, weil sie alt sind. Das ist falsch. Der Wert antiker Münzen hängt ab von deren Seltenheit und dem Erhaltungszustand. Was kaum eine Rolle spielt, ist der Materialwert. Zwar sind im Allgemeinen goldene Stücke teurer, aber das liegt zumeist in deren Seltenheit begründet. Der Wert einer römischen Goldmünze liegt immer um eine Mehrfaches über dem börsenmäßigen Goldwert, als Wertanlage wegen des Metallwerts taugt das also niemals.
Ich habe im übrigen schon bronzene Sesterzen verauktioniert gesehen für 35.000 € und eine griechische Silbermünze für 250.000 €, der Metallwert ist also irrelevant.
Andererseits gibt es 2000 oder 1800 Jahre alte Stücke, die aufgrund ihrer Häufigkeit oder der schlechten Erhaltung unter 50 € wert sind, dies gilt z.B. für kleine Bronzen aus der Ära von Diokletian bis zu den Konstantinen. Das wird gerne von Schmuckhändlern in Italien, Griechenland oder dem Heiligen Land ausgenutzt, die Münzen im Wert vom 20-50 € mit winzigen Goldrahmen und Anhängern im Wert von 50 € versehen und das ganze dann für 500 € verkaufen mit der Begründung, dass es sich ja um eine echte römische Münze handelt. Das stimmt zwar, ist aber trotzdem Nepp. Lasst die Finger davon, außer Euch gefällt das Ding ästhetisch dermaßen, dass ihr es trotzdem kaufen wollt. Dann ists auch recht.
Wenn jemand römische oder andere antike Münzen kaufen will, weil er sich einfach dafür interessiert, so empfehle ich ausdrücklich, zu einem seriösen Münzhändler zu gehen oder die Stücke in einer Auktion zu erwerben, wobei dort zu beachten ist, dass zum Auktionswert noch Auktionatorzuschläge von durchschnittlich 25 % dazugerechnet werden müssen. Ich kann hier die Mitglieder des VDDM (Verband der deutschen Münzhändler) empfehlen oder die Mitglieder des Berufsverbandes des deutschen Münzenfachhandels, wobei ich allerdings bei diesen die Einschränkung machen muss, dass dort auch die berüchtigten "Zeitungshändler" Mitglied sind, die im TV oder über Anzeigen in Zeitungen werben. Davon ist zwar der Handel mit Antiken kaum betroffen, dennoch möchte ich entschieden davor warnen, auf derartige Angebote einzugehen, die angebotenen Münzen werden in aller Regel zu einem Mehrfachen des eigentlichen Marktpreises angeboten ganz davon abgesehen, dass sie häufig noch mit einer Art Abonnement versehen sind, die die Verluste des arglosen Käufers noch mehr in die Höhe treiben. Also : Finger weg.
Man kann antike Münzen unter den verschiedensten Gesichtspunkten sammeln, nach rein historischen (Reihe der Kaiser) motivbezogenen (Bauten) ästhetischen (hier sind griechische zu nennen) oder nach welchem Interesse auch immer. Das ist ein wunderschönes Hobby für historisch interessierte Menschen . Abraten möchte ich allerdings vom Sammeln als Wertanlage. Die Stücke schwanken zumeist erheblich im Preis, je nachdem wie z.B. das Interesse an der jeweiligen Stadt oder dem jeweiligen Kaiser wechselt. Wenn man Geld anlegen will. sollte man lieber Goldmünzen nehmen, vorwiegend sg. Kurantgold, d.h. Stücke, deren Wert sich am Börsengoldwert ausrichtet. Das sind aber natürlich keine antiken Stücke sondern alte Umlaufmünzen etwa ab 1850 bis zu neuen Anlageunzen wie z.B. Krügerrand. das hat mit Sammeln aber zumeist nichts zu tun sondern ist reine Geldanlage. Mit Sammlungen als Geldanlagen haben viele Leute schon viel Geld kaputtgemacht, weil Sammlerkreise aussterben oder Moden wechseln. Als Beispiele darf ich Briefmarken oder Puppen nennen, die vor 20 oder 40 Jahren viel Geld gekostet haben, für die man heute aber teilweise nur noch 1/10 dieses Preises bekommt.
 
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Ich habe mich nun aufgrund dieses Threads entschlossen, ein bisschen Beratung für Foristi und Gäste zu geben, die aus ästhetischem, historischem oder allgemeinem Interesse die Absicht haben sollten, römische oder andere antike Münzen zu erwerben. Ich würde mich freuen, wenn andere Foristi noch zu diesem Thema beitragen könnten, insbesondere denke ich an Nummis durensis, der ebenfalls römische Münzen sammelt.
M.E. ein wirklich guter Gedanke. Denn ein so sympathisch aufgemachter Artikel wie dieser hier in unserem Kölner Stadt-Anzünder ;) könnte durchaus einige spontane und "blinde" Begeisterung wecken auch bei Menschen, die über nicht einmal annähernd so viel Sachkenntnis verfügen.
 

Der Fund sei "etwas ganz Besonderes, weil es erst zwei vergleichbare Münzfunde aus dem Römischen Reich auf Bremer Stadtgebiet gegeben hat – einen in den 1930er-Jahren bei Siedlungsgrabungen in Rekum, einen weiteren in der zweiten Jahrhunderthälfte in Mahndorf", sagte Halle. Auch wenn es noch ein Gespräch zwischen Landesarchäologie und den Eltern des heute Neunjährigen geben soll: Rein rechtlich gehört die Münze dem Bundesland. Auch Finder Bjarne hat bereits seine Zustimmung zur Aufnahme der Münze im Focke-Museum gegeben.
 
Was sollte der Bub auch mit der Münze. Wie gesagt, das interessante an dem Stück ist der Fundort. Materialwert des Stücks ist gleich Null und der numismatische Wert wäre aufgrund der sehr schlechten Erhaltung allenfalls 5-10 €. Das gehört wegen des Fundorts ins Museum. So ist das richtig. Klauen wird das dort keiner.
 
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