Bericht: Im Herzen Spaniens - Eine Kastilien-Rundreise

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VIEL SPASS

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

... und ich hoffe, dass dies der Anfang eines Reiseberichtes ist :?: :!:
 
Vorbemerkung

Auf der Iberischen Halbinsel hatten sich bis zur Mitte des 15. Jh. neben einigen kleinen Herrschaftsgebieten - und natürlich Portugal - zwei Großkönigreiche etabliert: Kastilien und Aragon. 1469 heirateten Isabella (Königin von Kastilien ab 1474) und Ferdinand (König von Aragon ab 1479), wodurch die Einigung Spaniens vorangetrieben wurde. Dem Königspaar wurde später vom Papst der Ehrentitel 'Katholische Könige' verliehen.

1492 war ein bedeutendes Jahr für die weitere Entwicklung. In diesem Jahr entdeckte Kolumbus Amerika, die Katholischen Könige eroberten Granada, das letzte maurische Königreich in Spanien. Den Katholischen Königen folgte deren Enkel Carlos I., als Karl V. später Kaiser des HRR. Karl war auch Enkel des Kaisers Maximilian I., mit ihm gelangten also die Habsburger auf den spanischen Thron.

Als Karl 1556 resignierte, wurde sein Riesenreich (in dem die Sonne nicht unterging) geteilt: Sein Bruder Ferdinand I. erhielt die österreichischen Länder, sein Sohn Philipp II. erbte das Königreich von Spanien, die überseeischen Kolonien, die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, das Königreich beider Sizilien, das Königreich Sardinien und das Herzogtum Mailand. Die Kaiserkrone blieb in Österreich.

Nach dem Tod des kinderlosen Carlos II. gelang es Frankreich, nach dem Spanischen Erbfolgekrieg mit Philipp V. die Dynastie der Bourbonen zu etablieren (1714), die - mit Unterbrechungen - bis heute amtiert.

Das Gebiet des historischen Kastilien besteht heute aus drei Autonomen Regionen: Castilla-La Mancha (Hauptstadt Toledo), Madrid und Castilla y León (Hauptstadt Valladolid).
 
Zuletzt bearbeitet:
Freitag 02.10.2009
Samstag 03.10.2009


Madrid

Madrid war ein kleines, unbedeutendes Städtchen, bis Philipp II. es 1561 zur ersten festen Hauptstadt machte. Bis dahin waren die Residenzen wechselnd mal in Segovia, Valladolid und zuletzt hauptsächlich in Toledo. Toledo war (und ist) als Sitz des spanischen Primas das Zentrum der spanischen Kirche (und deren Macht und Einfluß). Philipp wählte Madrid, weil es ziemlich genau in der Mitte Spaniens liegt - und mit ca. 80 km Entfernung von Toledo weit genug weg von der Kirche, aber nah genug, um sie im Auge zu behalten.

Als neue feste Hauptstadt durchlief Madrid eine rasante Entwicklung, heute zählt es mit London, Berlin und Paris zu den großen Kapitalen Europas. Nach der Franco-Ära war die Stadt - wie wohl ganz Spanien - ziemlich vermufft. Nach Spaniens Beitritt zur EU wurden Teile der ersten Hilfsgelder dafür verwendet, sie auf Vordermann zu bringen: Die Gebäude wurden gereinigt, die Infrastruktur modernisiert. Heute präsentiert sich Madrid als weltoffene Metropole.

Zentrum Madrids ist die Puerta del Sol, ein großer, verkehrsreicher Platz, benannt nach dem früheren Osttor. Er ist gegenwärtig eine riesige Baustelle, daher lohnt sich kein Foto.

Bekannter ist der Plaza Mayor, ein fast quadratischer Platz, umbaut mit Gebäudetrakten im 'habsburgischen' Stil.


Nicht weit davon entfernt liegt der Plaza de la Villa mit einigen alten Gebäuden.


Um diese Plätze herum befindet sich das 'habsburgische' Viertel, aus der Zeit der Habsburger gibt es hier noch einige Gebäude.


Außerdem findet man zwei Klöster, die von Habsburger-Töchtern gegründet wurden.

Real Monasterio de la Encarnación

Monasterio de las Descalzas Reales​

Richtig großstädtisch wurde Madrid aber erst unter den Bourbonen. Im Laufe der Zeit entstanden Bauten des Klassizismus, der Gründerzeit und Bauten in einem merkwürdigen Zuckerbäcker-Stil.



Oper

Rathaus

Königspalast und Kathedrale​

Der Königspalast entstand Mitte des 18. Jh. Er gehört zu den größten Schlössern seiner Zeit und beherbergt ca. 2000 Säle, Salons und Kabinette. Draußen bildet sich eine lange Besucherschlange, ähnlich wie in Versailles. Der Palast dient hauptsächlich repräsentativen Zwecken. Die königliche Familie wohnt in einem kleineren Schloß außerhalb Madrids.


Wie schon bemerkt war Madrid vor 1561 völlig unbedeutend. Es war auch kein Bischofssitz, hatte daher keine Kathedrale. Erst 1885 wurde das Erzbistum Madrid durch Ausgliederung aus dem Erzbistum Toledo gegründet. Dann wurde der Bau der Kathedrale, der schon im 18. Jh. begonnen worden war, forciert. Fertiggestellt wurde die Kathedrale erst 1993.

Der Bau ist im Wesentlichen neugotisch, dreischiffig mit Querhaus, Chorumgang und Kranzkapellen. Die Hauptfassade liegt dem Königspalast gegenüber und ist wie dieser klassizistisch gestaltet. Lang- und Querhaus haben Spitztonnen, sie sind - wie auch Apsis und Kuppel - etwas eigenwillig bemalt.


An der Stirnwand des rechten Querhauses wurde ein riesiges spätgotisches Retabel aufgestellt.


Heute mißt Madrid sich an den internationalen Metropolen. Es wird unglaublich viel gebaut. Die Arbeiten an der Infrastruktur scheinen auch Konjunkturprogramme zu sein. Spanien hat 18 % Arbeitslosigkeit.


Während der Flutung des Nasser-Sees waren auch spanische Ingenieure und Techniker an der Bergung von Altertümern beteiligt. Zum Dank schenkten die Ägypter den Spaniern die Reste eines Tempels. Nach vielem Hin und Her fanden diese schließlich einen schönen Aufstellungsort im Parque del Oeste nordwestlich vom Königspalast.


Unter den vielen Denkmälern Madrids findet man natürlich auch Cervantes.


Vor ihm reiten Don Quichotte auf seinem Rosinante und sein Schildknappe Sancho Panza auf seinem Esel Rucio.


Madrid ist die Stadt der Kunst. Das war es immer schon wegen des Prado (und vieler weiterer Museen). 1992 sind zwei weitere Sammlungen dazugekommen: Die Sammlung Thyssen-Bornemisza und das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía.

Das Museo del Prado ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.


Nach der Umgestaltung des Louvre wurde auch der Prado entmufft und modernisiert. 2007 wurde der kubusförmige Erweiterungsbau eröffnet.


Außerdem wurden im alten Gebäude Werkstätten und Büros zu Ausstellungsräumen umgewandelt, wodurch die Ausstellungsfläche erheblich erweitert wurde.

An der Nordseite wird Goya geehrt.


Der Prado nennt 8600 Gemälde vom 12. bis 19. Jh. sein Eigen. Außerdem Tausende weiterer Kunstgegenstände: Grafiken, Skulpturen, Münzen etc. Man muß daher die Auswahl bei jedem Besuch eingrenzen. Wir haben uns zunächst auf die drei großen Maler Spaniens beschränkt: El Greco, Velasquez und Goya. Den 'Rest' wollen wir am letzten Tag unserer Reise besuchen, da haben wir vor unserem Abflug reichlich Zeit.

Die Sammlung Thyssen-Bornemisza ist eine wunderbare Ergänzung zum Prado. Sie umfaßt denselben Zeitraum, geht aber darüber hinaus bis zur Mitte des 20. Jh.


Das dritte große Kunstmuseum an der 'Museumsmeile' ist das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Dazu wurde ein großes Hospital umgebaut und ein moderner Anbau errichtet.


Zitat:
Durch das königliches Dekret vom 27. Mai 1988, welches das Centro de Arte Reina Sofía zum Nationalmuseum erhob, wurde auch festgelegt, dass die Sammlung vor allem aus Werken des 20. Jahrhunderts bestehen sollte. Als Nationalmuseum sollte weiterhin bevorzugt die Kunst spanischer oder mit Spanien verbundener Künstler gesammelt und gezeigt werden.

Auf zwei Etagen beherbergt das Museum neben vielen anderen Künstlern berühmte Werke der spanischen Avantgarde wie z. B.

* Joan Miró
* Juan Gris
* Pablo Picasso
* Salvador Dalí

genauso wie die berühmter zeitgenössischer Künstler wie z. B.

* Antoni Tàpies
* Eduardo Chillida
* Gerardo Rueda

Das bekannteste dort ausgestellte Gemälde ist wohl Picassos Guernica. Besonders interessant sind die zum Bild ausgestellten Skizzen, Studien und Entwürfe, welche das Entstehen des Gemäldes nachvollziehbar machen.
(Wikipedia)
 
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Merci -
das ist genau die richtige Einstimmung für die nächste Woche. Ich fliege am 24 nach Madrid.

Viele Grüße
Claude
 
Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Anfang Deines Reiseberichtes und die vielen schönen Bilder

Ich bin schon gespannt wie es weitergehen wird ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Besten Dank Drhoette ...
das erhöht die Vorfreude.

Derzeit bin ich ein wenig dabei, ein "Programm" zusammenzubasteln. Aber wir lassen es ruhig angehen und wollen die Spontaneität nicht abwürgen. Schließlich gilt auch noch zu berücksichtigen, ob "Zeus es regnen läßt" ...

Ungefähr das könnte man sich vorstellen:
Der Ankunftstag zählt praktisch nicht, denn es wird etwas später.
J 1: Spaziergang durch die Altstadt, Besuch im Prado unter dem Thema niederländische und italienische Meister.
J 2: Da ein Montag und demnach die Museen weitgehen geschlossen: Ausflug nach Toledo (von Madrid aus in 35 Min mit dem Schnellzu zu erreichen).
J 3 Archäologisches Museum und Collection Thyssen Bornemisza
J 4 Ausflug zum Escorial (Zugverbindung muß noch erkundet werden, aber Aina spricht perfekt spanisch ...)
J 5 Prado - spanische Meister (am Abend geht dann der Flieger schon wieder in Richtung Lutetia).

Solltest Du noch Ideen haben, was wir auf keinen Fall versäumen sollten - nur her damit.
Schade, dass die Puerta del sol eine Baustelle ist: dort ist doch der Bär, den ich unbedingt sehen möchte (nicht nur ich :~ :nod: :thumbup: sondern auch diverse Mitreisende ...)

Viele Grüße
Claude
 
Ja - von den Synagogen habe ich schon gelesen. Mal sehen. Nach meinen Angaben müßte offen sein. Die ehemalige Moschee Cristo de la Luz ist leider nur auf Anfrage geöffnet; dort gibt es anscheinend Restaurierungsarbeiten.

Viele Grüße
Claude
 
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Sonntag 04.10.2009

Teil 1

Quelle: Patrimonio Nacional Madrid

Der Escorial ist ein von Menschenhand aufgetürmter Granitfels.

Zitat:
Zum Gebäudekomplex gehören eine Kirche, ein Kloster, der eigentliche Königspalast, eine Schule und eine Bibliothek... Auf einer Grundfläche von 33.000 m² ... gibt es 2000 Gemächer mit 3000 Türen und 2673 Fenstern, außerdem 16 Höfe, 12 Kreuzgänge, 88 Brunnen und 86 Treppenaufgänge. (Wikipedia)

Philipp II. ließ diesen Koloß errichten. Dahinter steckt ein gehöriges Maß an Ideologie, was nur verständlich wird aus der damaligen historischen Entwicklung - und aus dem eigenartigen Charakter Philipps. Spanien war noch in der Phase der Identitätsfindung, mußte aber ein Riesenreich verwalten. Philipp II. war sehr religiös, streng und korrekt. So kombinierte er einen Königspalast mit einem Kloster, in dem er Hieronymitenmönche ansiedelte, die Tag und Nacht für das Seelenheil der königlichen Familie beten mußten.

Es war ja auch die Zeit der Gegenreformation, und so wurde der Escorial eine wahre Gottesburg (besser: Kirchenburg). Seine architektonischen Formen sind klar und einfach, aber monumental: Es gibt keinen Bauschmuck, nur waagerechte und senkrechte Linien, große Wandflächen, die nur von Fenstern und Portalen gegliedert werden. (Die Südfront hat 46 Fensterachsen!) Der gaue Granit gibt dem Bau etwas Gespenstisches, Bedrohliches, besonders zu spüren, wenn man sich im Inneren aufhält.

Der Palast-/Kloster-Komplex ist dem hl. Laurentius geweiht, der seinen Märtyrertod nach der Legende auf dem Rost fand. So ist der Grundriß des Komplexes einem Rost nachempfunden, die Gebäudetrakte bilden die Stangen, die Höfe die Zwischenräume. Im Inneren findet man überall stilisierte Roste als Wandreliefs.

Quelle: Hans-Peter Burmeister, Madrid und Zentralspanien, DuMont 2008

Neben dem Altarbereich befanden sich die königlichen Wohnräume, links die der Königin (i), rechts die Räume Philipps (j). Die Räume sind klein und mickrig. Die Einrichtung des Arbeitszimmers ist erhalten, es wirkt wie das Büro eines AOK-Vertreters. Tatsächlich hat Philipp sein Reich vom Schreibtisch aus verwaltet.

Im Inneren sind bemerkenswert: Die kostbare Bibliothek, die Gemäldesammlung (Philipp war begeisterter Sammler, er liebte insbesondere Hieronymus Bosch), schließlich die Gruften mit den Sarkophagen der königlichen Familie (ähnlich der Habsburger Gruft in Wien).

Der Escorial wurde stilbildend. Das ist überhaupt interessant: Innerhalb weniger Jahrzehnte bildeten sich in Spanien drei eigenständige Stilrichtungen im Rahmen der Renaissance heraus: Der 'Isabellinische Stil', der 'Platereske Stil' und der 'Escorial-Stil', auch 'Herrera-Stil' genannt nach dem Architekten Herrera, der die meisten Wandfronten des Escorial gestaltete.

Diese rasche Folge unterschiedlicher Bau- und Dekorationsstile hat wohl mit der Identitätssuche der Spanier zu tun, aber auch mit Philipps Persönlichkeit. Wir werden diesen Stilen immer wieder begegnen.

Norden, Westen, Süden

Kirchenfassade

Barockgarten​
 
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Sonntag 04.10.2009

Teil 2

Wir fahren jetzt weiter und besuchen La Granja (der 'Gutshof'). Der erste Bourbonenkönig Philipp V. ließ hier auf dem Gelände eines Mönchshospizes ein Sommerschloß errichten, geplant von italienischen Architekten.


Es ist das 'spanische Versailles'. Die Bourbonen brachten also (nach den eher tumben Habsburgern) französisches Flair nach Spanien. Für die Gestaltung der Gärten und Wasserspiele holte man französische Künstler. (Philipp soll später bemerkt haben: "So viel Geld für so wenig Vergnügen!")


Im noch existierenden Hospizgebäude wurde ein Teppichmuseum eingerichtet, es beherbergt - neben dem Madrider Königspalast - die größte Schau der königlichen Sammlung von Wandteppichen. Leider sind gegenwärtig weder Schloß noch Hospizgebäude zugänglich, beide werden restauriert.

Auf unserer Weiterfahrt gibt's einen kleinen Imbiß mit Schafskäse und Wein auf einem Anwesen, wo früher die Schafe auf ihrer frühsommerlichen Wanderung nach Norden Rast machten und geschoren wurden. Die Schafscherer arbeiteten im Akkord. Damit sie an der Meßfeier teilnehmen konnten, wurde etwas erhöht eine kleine Kapelle errichtet.


Jetzt geht es weiter durch die Sierra de Guadarrama (östlicher Teil des Iberischen Scheidegebirges) nach Pedraza. Das ist ein kleines Dorf mit einer recht gut erhaltenen Burg.


Hier übernachten wir in einem schönen Landgasthof. Vor dem Spanferkel-Dinner bleibt genügend Zeit für einen Bummel.



Der Marktplatz war Kulisse für so manchen Ritter- und Kostümfilm.


Und das ist das typische Straßenpflaster in diesen alten Ortschaften:

 
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Montag 05.10.2009

Heute besuchen wir zuerst Segovia.


Dort lockt außer einzelnen Höhepunkten auch das Gesamtensemble der altehrwürdigen Stadt auf ihrem Bergsporn. Wir steigen vom Aquädukt


aus in die Altstadt hoch und gehen bis zur Spitze des Bergsporns, wo der Alcázar liegt. Beim Aufstieg sehen wir interessante Bauten, auch schon den Segovia-typischen Bauschmuck: Flechtwerkartige Stuckflächen, Esgrafiado-Kunst genannt.


Der spektakulärste Adelspalast von Segovia, die Casa de los Picos:


Plaza San Martin mit Kirche und Palästen:


Segovia hat etliche romanische Kirchen. Eine Eigenart sind die seitlichen Portikushallen. Als Segovia zurückerobert war, wurden Menschen aus verschiedenen Landschaften eingeladen, hier zu siedeln, aus Nordspanien, aber auch aus Südfrankreich. Sie bekamen hier ihre Viertel und Kirchen zugeteilt. Die Portikushallen dienten als landsmannschaftliche Versammlungsorte, auch als Gerichtsräume.

Die romanischen Kirchen werden nur für Gottesdienste geöffnet, man kann sie daher nur von außen bewundern.

Wir kommen dann zur 'neuen' Kathedrale. Als Carlos I. (der spätere Kaiser Karl V.) seine Herrschaft in Spanien antrat, stieß er auf z.T. heftigen Widerstand. Er war in Gent aufgewachsen, sprach kein Spanisch und galt vielen Spaniern als Eindringling. Er mußte mit Waffengewalt gegen seine Gegner, die Comuneros, vorgehen, um seinen Machtanspruch zu sichern. Hier in Segovia gab es ebenfalls heftige Kämpfe. Die Comuneros hatten sich in der alten Kathedrale verschanzt, die direkt gegenüber dem Alcázar lag. Von dort aus beschossen die Truppen Carlos' die Comuneros. Dabei wurde die alte Kathedrale zerstört.

Die 'neue' Kathedrale ließ das Domkapitel im spätgotischen Stil planen, obwohl ringsherum in Europa schon längst im Renaissance-Stil gebaut wurde. Wir werden diese rückständige Einstellung auch beim Domkapitel von Salamanca erleben.

Die Kathedrale gilt als 'Dame unter den Kathedralen' Spaniens. Die Dame ist wahrhaft elegant, ein Werk reiner Architektur. Neben spätgotischen Elementen findet man verspielte Ornamentik, etwa an den Balustraden des Chorbereichs: Nachwehen des 'Isabellinischen' Stils, der dem 'Manuelinischen' in Portugal nahe steht.

Die Kathedrale ist dreischiffig mit 10 Seitenkapellen, Chorumgang und 7 Kranzkapellen, also 7/12-Abschluß. Überall findet sich ein herrliches Netzgewölbe.


Der Puerta de San Frutos an der Nordseite wurde eine Fassade im Escorial-Stil vorgesetzt.


Das kostbare Chorgestühl konnte aus der alten Kathedrale gerettet werden. Ebenfalls von der alten Kathedrale stammt der Kreuzgang, er wurde Stein für Stein hierher versetzt.


Auf dem weiteren Weg zum Alcázar kommen wir an San Andrés vorbei. Ihr Turm zeigt in den unteren Stockwerken den Mudéjar-Stil, der auf maurische Traditionen zurückgeht.


In der Nähe arbeiten zwei Handwerker an einer Esgrafiado-Wand.


Blick vom Alcázar-Vorplatz in die Umgebung...

...und auf die Templerkirche Vera Cruz außerhalb der Stadtmauer​

Am Standort des Betrachters dieses Fotos befand sich die alte Kathedrale, dem Alcázar direkt gegenüber:


Alcázar-Nordseite

Alcázar-Hauptfassade

Alcázar-Zugangsbrücke​

Mitte des 19. Jh. zerstörte ein Großbrand die Inneneinrichtung. Glücklicherweise waren kurz zuvor Zeichnungen von allen wichtigen Räumen angefertigt worden, sodaß man sie rekonstruieren konnte.

Originalornament

Drei Decken

Blick in die Umgebung...

...und auf die Templerkirche​

Schließlich noch San Clemente außerhalb der Stadtmauer, ebenfalls mit Portikushalle.

 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen und die zahlreichen schönen Bilder

:!: :!: :!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo drhoette und willkommen zurück aus Kastilien,

endlich bin ich dazu gekommen die ersten Teile Deines Berichtes zu lesen.



Es ist ein Genuss sich Deiner interessanten Führung anzuschliessen und die zahlreichen gelungenen Photos zu betrachten. Madrid und Kastilien bei Sonnenschein (ich hoffe er blieb Euch die ganzen Tage über treu) wenigstens virtuell zu erkunden macht Freude. Ich kenne Spanien kaum und freue mich schon auf die kommenden Etappen.
Muchas gracias fürs Mitnehmen ;)!​
 
Dienstag 06.10.2009

Teil 1

Quelle: Hans-Peter Burmeister, Madrid und Zentralspanien, DuMont 2008

In Salamanca gibt es ein architektonisches Unikum: Ein Ensemble bestehend aus zwei Kathedralen, der alten und der neuen. Sie stehen direkt nebeneinander, nicht nur das: Sie sind ineinander verschränkt. Wenn man auf obigem Foto genau hinsieht, erkennt man etwas links unter der großen Kuppel der neuen Kathedrale den Vierungsturm der alten.

Quelle: Hans-Peter Burmeister, Madrid und Zentralspanien, DuMont 2008

Wir sehen uns das zunächst im Grundriß des Gesamtkomplexes an. Links, also nördlich, ist der riesenhafte Rechteckbau der neuen Kathedrale (C), in der Mitte die alte (A), welche dagegen winzig erscheint. Rechts, südlich, der Kreuzgang (B), er wurde zusammen mit der alten Kathedrale im 12./13. Jh. erbaut. Die Nordwand der alten Kathedrale ist in Wirklichkeit die Südwand der neuen, sie schneidet ein beträchtliches Stück vom linken Seitenschiff der alten ab. Das kann man sehr schön im linken Seitenschiff sehen, die Gurtbögen 'verschwinden' in der Wand.


Die Längsachsen der Kathedralen sind nicht parallel, daher 'nimmt' sich die Wand in Richtung Osten immer mehr vom Seitenschiff. Im Grundriß sieht man den Block des Turms an der südwestlichen Ecke der neuen Kathedrale. Auch er greift in die alte Struktur ein, wie am Westportal der alten Kathedrale zu sehen ist.


Die alte Kathedrale hatte ebenfalls einen Turm an ihrer Südwestecke, er wurde bis zur Dachhöhe abgetragen. Man kann ihn besteigen und kommt dann auf das Dach der alten Kathedrale. Das werden wir nachher auch machen.

Jetzt gehen wir erst mal hinein. Man betritt die neue Kathedrale durch das Nordportal. Es hat einen wunderbaren Bauschmuck im plateresken Stil.


Im Bogenfeld über der Tür ist der Einzug in Jerusalem dargestellt. Das Portal wurde Anfang der 90-er Jahre restauriert. Bei solchen Arbeiten müssen auch schon mal Teile erneuert werden. Das nutzten die Steinmetzen, um einen Astronauten einzuschmuggeln.


Im Inneren jagen die Dienste der Bündelpfeiler fast ohne Unterbrechung in die Höhe und verzweigen sich oben in das blumenkelchartige Netzgewölbe. Die Kuppel wurde erst Anfang des 18. Jh. errichtet. Zur Baugeschichte nachher noch ein paar Sätze.


Von der neuen gelangt man in die alte Kathedrale. Sie ist seit der 'Inbetriebname' der neuen Ende des 16. Jh. nicht mehr verändert worden. Wir sind also in einer nahezu unveränderten romanischen Kirche.

In der Apsis ein Riesenfresko der Frührenaissance. In 53 Temperabildern wird das Leben Christi erzählt. In der Apsiskalotte darüber das Weltgericht.


Im rechten Querhaus Nischen mit Sarkophagen. An dessen Stirnwand gotische Fresken.


Über der Vierung erhebt sich der Tambour des Vierungsturms, überwölbt von der imposanten 'Melonenkuppel', einer Rippenkuppel, wie wir sie auch noch in Toro und Zamora sehen werden. Man faßt diese drei Kathedralen wegen ihrer Einzigartigkeit und Singularität unter dem Namen Grupo salmatino zusammen. Darüber später mehr. Wir halten hier erst mal fest, daß der Tambour zweistöckig ist, seine Fenster lassen viel Licht in den Bau fallen.


Wir gehen jetzt zum Platz südlich der alten Kathedrale und können schon hier die Außenstruktur von deren Vierungsturm bewundern. Wir besteigen ihren Turm und kommen auf ihr Dach. Jetzt sehen wir den Tambour und die kegelförmige Abdeckung der Kuppel in voller Pracht direkt vor uns. Rechts der Helm des Treppenturms auf der rechten Seite der Apsis, der auch im Grundriß zu sehen ist. Links gab es natürlich auch einen, er mußte der neuen Kathedrale weichen.


Man kann von hier aus den Turm der neuen Kathedrale besteigen, das haben wir uns aber geschenkt. Man kann aber auch von hier aus zu ihrem unteren inneren Umlauf gelangen und die westliche Hälfte begehen. Das haben wir gemacht und hatten dabei schöne Blicke in die Kathedrale aus halber Höhe.

Jetzt gehen wir zum östlichen Teil der Kathedralen. Hier sieht man wieder sehr schön den Vierungsturm der alten Kathedrale, ihre Apsis, ihren Treppenturm und wegen der Perspektive auch den Turm der neuen Kathedrale. Den werden wir gleich noch besonders würdigen.


Hier ist auch die Fassade des südlichen Querhauses der neuen Kathedrale zu sehen.


Wieder zurück, und zwar zur Westfassade der neuen Kathedrale. Sie hat drei Portale. Alle drei sind mit Isabellinischem/Platereskem Bauschmuck versehen. Das mittlere Portal besonders prächtig. In den Feldern über den Türen links die Anbetung der Hirten, rechts der Besuch der Hl. Drei Könige.


Wir schauen uns noch einmal das erste Bild an. Der wunderschöne Turm der neuen Kathedrale ist in den unteren Geschossen schlicht und fast ohne Bauschmuck. Die beiden Geschosse darüber beginnen mit Balustraden. Das erste davon wiederholt die quadratische Form der unteren Geschosse, ist aber durch die hohen Schallöffnungen aufgelockert. Das nächste Geschoß ist achteckig, leitet also über zur Kuppel mit ihrer Laterne. Die vier Eckfialen geben dem Ganzen einen besonderen Glanz.

Dem Vierungsturm sieht man an, daß er erst später errichtet wurde. Das stört aber weiter nicht, er paßt sich dem Gesamtbild hervorragend an.

Die neue Kathedrale wurde gebaut, weil Salamanca sich erheblich vergrößert hatte. Das Domkapitel bestand aber darauf, sie im herkömmlichen Stil zu errichten. Der Baufortschritt war ziemlich schleppend. Der Glanz der ehrwürdigen Universitätsstadt verlosch nämlich mehr und mehr. Es fehlte dann das Geld. Man sah sich schließlich gezwungen, den östlichen Abschluß schlicht als eine glatte Wand zu bauen. Letztendlich dauerte der Bau über 200 Jahre.

Noch etwas ist interessant und typisch für die kastilischen - und spanischen(?) - Kathedralen (s. Grundriß): Mitten im Langhaus befindet sich der Kleriker-Chor, mit einem Eisengitter verschlossen. Der Altarraum ist etwas davon entfernt - und ebenfalls mit einem Eisengitter verschlossen. Für das 'normale' Volk gab es kein Gestühl, es mußte also irgendwo stehen, wenn es an der Meßfeier teilnehmen wollte.
 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!



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für die Fortsetzung und die interessanten Bilder

:!: :!: :!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
Dienstag 06.10.2009

Teil 2

Wir erholen uns jetzt von der vielen Kathedralkunst und gehen zum Plaza Mayor. Er ist unbestritten der schönste Platz Spaniens und kann sich durchaus mit den Plätzen Venedigs, Paris' oder Brüssels messen.

Der Platz ist fast quadratisch, von dreistöckigen Fassadenfronten über Arkadengängen umgeben. Der Platz wurde der Bevölkerung vom späteren ersten Bourbonenkönig Philipp V. noch während des Erbfolgekriegs versprochen, weil die Stadt in der Erbfolgefrage auf der Seite der Bourbonen stand. Philipp hielt sich an sein Versprechen.


Im Risalit des Nordtraktes befindet sich Salamancas Rathaus. In den Zwickeln der Arkadenbögen hat man Medaillons mit Reliefs bedeutender Spanier (aber auch Vasco da Gamas) angebracht, mittlerweile an die 80 Stück, einige sind noch frei. Man findet auch ein Doppelportrait von Juan Carlos und Sofia.

So sieht es dort abends aus:


Wir gehen zurück zum Kathedralbereich


Dort gibt es nicht nur die beiden Kathedralen, sondern u.a. die Universität. Es ist die älteste Universität Spaniens. Wir schauen uns später dort ein wenig um. Zunächst sehen wir die doppeltürmige Jesuitenkirche, Teil des ehemaligen Jesuitenkollegs.


Gegenüber der Fassade liegt die Casa de las Conchas (Haus der Muscheln). In ihrem Innenhof findet man im Erdgeschoß den 'Salmatinischen Bogen'. Er besteht aus fünf Bogenelementen, die abwechselnd unterschiedlich gerichtet sind, und wirkt wie ein Vorhang. Wir werden ihn in der Universität noch einmal sehen.


Jetzt geht es zu den Escuelas Menores. Hier wurden zukünftige Studenten einer Eingangsprüfung unterzogen, auch das Vorstudium wurde hier absolviert. Im Innenhof wieder der Salmatinische Bogen.


In der alten Universitätsbibliothek befand sich ein großes Deckenfresko, in dem das damalige astronomische Wissen in 48 Einzelbildern dargestellt war. Nur Reste davon sind erhalten und in einem ehemaligen Hörsaal der Escuelas Menores zu sehen. Der Raum ist extrem verdunkelt und das Fresko nur mäßig beleuchtet. Daher ist die Fotoqualität auch eher mäßig.


Der Ort des Hauptstudiums, die Escuelas Mayores, kann gegenwärtig wegen Restaurierung nicht besichtigt werden.

Eine der größten Attraktionen Salamancas ist die Hauptfassade der Universität. Sie gilt als Höhepunkt des Plateresken Stils.


Zitat aus:
Hans-Peter Burmeister, Madrid und Zentralspanien, DuMont 2008
Papst, König und Staatswappen sind einbezogen, aber auch antike Götter, groteske Gestalten, Pflanzen und Tiere, eine wirbelnde, vom Reichtum der Phänomene zeugende Welt. In der breiteren Mittelbahn des ersten Geschosses im Medaillon die Katholischen Könige (in griechischer Schrift ist die gegenseitige Förderung der Könige und Universität erwähnt), daneben Grotesken (nach Stichen von Nicoletto da Modena, Anfang 16. Jahrhundert); im zentralen Teil des mittleren Felds das Wappen von Karl V., eingeschlossen vom Habsburger Adler und dem Adler Isabellas von Kastilien. In den Seitenfeldern links ein Porträt Karls V., rechts von seiner Gemahlin Isabella von Portugal; für die in der Forschung umstrittenen Büsten in den Muschelkalotten sind in jüngster Zeit auf Grund von Ähnlichkeiten mit römischen Münzen von links nach rechts Faustina die Jüngere und Commodus (Gemahlin und Sohn des Marcus Aurelius), Scipio und Marcus Aurelius selbst vorgeschlagen worden. In der oberen Zone diskutiert der Papst mit seinen Kardinälen, umgeben rechts von Venus, begleitet von Priamos und Bacchus, und links von Herkules, Juno und Jupiter an seiner Seite, jeweils im Kasten stehend. Der Stellvertreter Gottes in Rom wird hier ganz im Sinn eines humanistischen Renaissance-Programms in seinem Disput flankiert durch eine die Inspiration der sinnlichen Liebe verkörpernde Venus und den werktätigen Zivilisationsheros Herkules; die eine für den sinnlichen Rausch, der andere für den festen Zugriff.

Die Darstellung steigert sich von unten nach oben, aus Gründen der Sichtbarkeit wird sie in dieser Richtung auch immer 'plastischer'.

In dem Werk ist ein Totenkopf zu sehen, auf dessen Hirnschale eine Kröte sitzt. Sie ist das Symbol der Unzucht, zusammen mit dem Totenkopf aber auch das der Vergänglichkeit. Diese Einzelheit ist recht versteckt, die vielen Besucher mühen sich ohne Ausnahme, sie zu finden. Ich werde ihren Ort hier nicht verraten.

Eine platereske Fassade findet man auch an der Kirche des Dominikanerkonvents San Esteban.


Der Konvent hat auch einen schönen Kreuzgang.


Im Ineren der Kirche ein vergoldeter Hochaltar und schöne Netzgewölbe.


Gegenüber liegt der Dominikanerinnenkonvent Santa Maria de las Dueñas mit interessantem Kreuzgang.


In dessen Obergeschoß treffen wir auf verblüffende Skulpturendekorationen der Renaissance. Der Kapitellschmuck zeigt eine variantenreiche Szenerie des Grotesken.





 
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Hallo und Moin, Moin drhoette!



VIELEN DANK

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für die Fortsetzung und wieder sehr interessanten Bildern

:!: :!: :!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
Mittwoch 07.10.2009

Heute machen wir eine Rundfahrt. Sie führt uns in drei Städte im Duero-Tal. Der Duero fließt nach Westen, durchquert als Douro Nordportugal und mündet bei Porto in den Atlantik.

Wir kommen zuerst nach Tordesillas, bekannt wegen des Vertrages von Tordesillas, in dem Spanien und Portugal 1494 ihre Interessensphären abgrenzten. Bekannt auch, weil dorthin in einen nicht mehr existierenden Palast Johanna die Wahnsinnige verbannt wurde. Sie war nach dem Tod ihrer Eltern, der Katholischen Könige Isabella und Ferdinand, die rechtmäßige Thronerbin. Ihre Verbannung war sicher auf politische Ränkespiele zurückzuführen. Johanna war wohl tatsächlich etwas exzentrisch, bisweilen vielleicht auch hysterisch. Daß sie aber geistes- oder nervenkrank gewesen sei, wird heute bezweifelt. Immerhin berichten einzelne Besucher von einer klugen und handlungsfähigen Frau. Vertreter der Comuneros, die sie dazu bewegen wollten, den Thron selbst zu besteigen, bezeichnen ihren Auftritt als gefaßt und würdig. Sie blieb als Verbannte in diesem Palast bis zu ihrem Tod ein Jahr vor dem Tod ihres Sohnes Carlos I. (Karl V.), 46 Jahre lang.

Unser Ziel ist das Real Monasterio de Santa Clara, es zeigt die besterhaltenen Beispiele des Mudéjar-Stils in Kastilien und wird häufig zusammen mit dem Alcázar von Sevilla genannt. Hier bedauern wir zum ersten Mal so richtig, daß im Inneren nicht fotografiert werden darf. Die Räume sind nämlich durchweg recht hell, und man könnte auch ohne Blitz die schönsten Fotos machen. Da aber die meisten Knipser nicht in der Lage sind, den Blitz zu deaktivieren, oder einfach gedankenlos, besteht in den meisten Sehenswürdigkeiten strengstes Fotografierverbot, im Prado etc. sowieso. Wer nicht fotografiert, blitzt auch nicht, fertig.

Nach dem Besuch dieser beeindruckenden Kostbarkeit geht es weiter nach Toro.

Hier ist die zweite der Kathedralen der Grupo salmatino, Colegiata Santa María la Mayor.


Auch hier eine Rippenkuppel (spanisch cimborrio) über der Vierung, der Tambour wieder zweistöckig. Die Fenster sind nicht aus Glas, sondern Alabasterscheiben, die Kuppel ist daher relativ dunkel. Außen wird der Kuppelturm von dreiviertelrunden Türmchen umgeben, die neben ihrer statischen Aufgabe eine starke dekorative Wirkung entfalten.

Das Portal öffnet sich zu einer Vorhalle. Es ist eines der seltenen Beispiele, die farbig gefaßt überdauert haben.

Quelle: Graficas Pancarta Zamora

Zwei Blicke ins Duero-Tal:


Die dritte Stadt, die wir im Duero-Tal besuchen, ist Zamora. Zamoras Altstadt liegt wie Tordesillas und Toro auf einem Hügel hoch über dem Duero. Die Stadt ist berühmt wegen der Büßerprozessionen in der Karwoche, sie bietet dann "... in düster-schwermütiger Weise ein unvergleichliches Bild des alten, strengen Kastilien mit seinen Obsessionen, Selbstkasteiungen und tief im Wunderglauben verankerten Erlösungserwartungen." (Hans-Peter Burmeister)

Die Ruine der alten Burg wurde gesichert und ist erst vor kurzem zur Besichtigung freigegeben worden.


Die Kathedrale ist die dritte im Bunde der Grupo salmatino, und zwar die älteste.


Ihr Bau wurde 1151 begonnen, 1174 konnte sie geweiht werden. Ihr cimborrio ist wohl der schönste, sicher aber der auffälligste unter den drei Kuppeltürmen der Grupo salmatino. Wie bei Salamancas alter Kathedrale sind auch hier die Kuppelfelder von Schuppen-Ziegeln bedeckt. Mit den nach außen hervortretenden Rippen geben sie der Kuppelschale einen besonderen Schwung.


Das Glockengerüst von San Isidoro wird von drei Storchennestern gekrönt.

 
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