Rom im Januar

Donnerstag 15.01.2015 Vatikan 5

Wir gehen nicht durch die Pforte, wir durchschreiten sie. Zu sagen, dass es aufregend ist, ist deutlich untertrieben. Wir sind noch nicht ganz allein, Reste von Besuchern der VM werden gerade rauskomplementiert. Aber im Gegensatz zum Vortag ist es still, richtig still und man kann die Stimmung auf sich wirken lassen. Nach etwa 10 Minuten kommt die Dolmetscherin auf mich zu und meint: Solange wir allein sind kann ich gerne fotografieren.


Sogar der Sicherheitschef zieht sein Handy und macht (trotzdem immer im Hintergrund haltend) Fotos ;). Als wir dann alle vor dem Jüngsten Gericht stehen, nimmt der Geistliche meine Kamera (ich dachte: Ups, was hab ich falsch gemacht!) und macht Gruppenfotos von uns. Gruppenfoto allein in der Sixtina vor dem Jüngsten Gericht!!!





Wenn man die Detailfotos so betrachtet, war der Hosenlatzmaler ganz schön beschäftigt, die Nackerten notdürftig zu bedecken :D.

Die Decke lässt sich auf den Fotos besser betrachten als in der Kapelle selbst. Wahrscheinlich sollte ich mal wieder zum Optiker.


Bei den Details wird's jetzt etwas viel an Bildern. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden.



Natürlich dürfen auch die Seitenwände nicht fehlen:



Übrigens soll Bramante Michelangelo für die Sixtinische Kapelle vorgeschlagen haben. Aber nicht als guter Freund, sondern mit der Absicht, dass er sich übernimmt und versagt. Er baut sogar das Gerüst für Michelangelo. Bramante hält Raffael für den Besten, der aber gerade mit den Stanzen beschäftigt ist. Wenn Michelangelo versagt, ist Raffael allein der Superstar.
Allerdings ist dann auch Raffael von Michelangelo beeindruckt, dass er ihn auf ‚die Schule von Athen‘ (siehe Bericht von Mittwoch) verewigt, obwohl auf seinen Skizzen dieser Platz leer ist.
 
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Das dürfte hier im Forum (und auch anderswo) wirklich einmalig sein:
Fotos aus der Sixtina, und noch dazu in solcher Fülle und Qualität! :thumbup:

Da wir im Oktober zu den Ersten gehörten, die die neue Beleuchtung erleben konnten, aber natürlich nicht fotografieren durften, habe ich mich darüber besonders gefreut. Vielen Dank! :nod:
 
Ich war mir lange nicht sicher, ob ich die Bilder veröffentlichen darf. Bin mir auch jetzt nicht ganz sicher. Aber es gibt schon genügend solche Fotos im Netz, meine Fotos werden auch nicht kommerziell genutzt und ich hatte die offizielle Erlaubnis zum Fotografieren.

So kann ich wenigstens auch was für's Forum beitragen.
 

Wunderschön, Deine Bilder aus der Sixtina, ganz herzlichen Dank dafür.

Übrigens gibt es in Neapel eine Kopie des Jüngsten Gerichts noch ohne "Höschen"!


Dieses Gemälde war wichtig für die Restaurierung.​
 
Das war ganz bestimmt ein voller Genuss die Sixtinische Kapelle exklusiv mit einer Kleingruppe zu besichtigen und dazu noch zu fotografieren.
Wie du richtig bemerkst, kann man die Details der Deckenfresken auf guten Fotos besser studieren als im Original. Ich rate deshalb allen Besuchern, die mehr wollen als sagen zu können ich war auch schon drin, vorher ein gutes Buch mit vielen guten Fotos zu studieren. Mir hat zum Beispiel das Buch:
Michelangelos offenbare Geheimnisse: Das Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle

sehr geholfen auch hintergründige Details im Original zu finden.


Danke für die tollen Fotos. Dass in anderen Foren Fotos der SK zu finden sind ist zwar kein Grund sie auch hier zeigen zu dürfen; da du aber die Erlaubnis zum Fotografieren erhalten hast und in den Statuten nur etwas vom Fotografierverbot aber nichts zur Veröffentlichung geregelt ist, gehe ich davon aus, dass deine Fotos hier bleiben dürfen.
 
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Mit großen Genuß habe ich deine letzten Vorsetzungen verfolgt, die schönen Erinnerungen kommen hoch.

Vielen Dank, dass du die wunderschönen Fotos mit uns geteilt hast!

Gruß,

Qing
 
Donnerstag 15.01.2015 Vatikan 6

Durch den Seitenausgang, gegenüber dem normalen Ausgang für Besucher, kommen wir zur Scala Regia. Die Treppe, die Könige hochgeschritten sind, um beim Papst vorstellig zu werden.
Die Treppe hat eine L-Form, wobei der obere Teil etwas nichtssagend ist.


Wenn man dann ums Eck kommt, sieht man die Besonderheit der Treppe: den Säulengang.


Den Effekt der nach oben kleiner werdenden Säulen sieht man allerdings erst, nachdem wir unten sind und zurückschauen.


Schaut man mal ‚neben‘ die Treppe, sieht man, dass die Säulen nicht in einer Reihe stehen. Das heißt, die Treppe wirkt nach oben hin breiter.



In der Vorhalle des Petersdoms verabschiedet sich dann ‚meine‘ Führerin. Hoffentlich kann ich auch nur einen kleinen Prozentsatz der ganzen Infos behalten. Dann geht’s noch gemütlich durch den Petersdom (die letzten Besucher werden gerade rausgebeten) und durch den linken Ausgang (Schatzkammer und Sakristei) geht’s wieder in’s Freigelände des Vatikans.
Während des Smalltalks auf italienisch (von dem ich eh nichts versteh) versuche ich noch ein paar Fotos zu machen (allerdings ohne Stativ, also qualitativ nicht so gut).


Da sich vor dem Vatikan die Gruppe wegen anderer Termine schnell auflöst (die ersten reisen morgen in aller Früh ab), nutze ich die Zeit für’s Nachtshooting auf dem Petersplatz.


Damit sich das Adrenalin wieder beruhigt, lauf ich bestimmt noch zwei Stunden durchs nächtliche Rom.
 
Freitag 16.01.2015

Heute bin ich schon eine Woche in Rom und meine Programmpunkte lichten sich auch schon. Die heutige Zielrichtung ist erst mal Quirinal, da beim letzten Mal 2 Kirchen geschlossen hatten. Beim Treibenlassen in die vorgegebene Richtung fällt mir auf, dass es nicht mehr wie beim ersten Tag ist. Ich kenne mich aus. Da sind die Caravaggio-Bilder drin, hier war das und was war eigentlich da nochmal drin? Plätze, für die ich eine Stunde gebraucht habe, um sie zu finden, sind jetzt in 10 Minuten erreicht.
So komme ich zügig in Sant Andrea al Quirinale an. Ein Spätwerk Berninis. Es soll das Werk sein, mit dem Bernini voll und ganz zufrieden war. Auch für mich eine sehr schöne Kirche.


Für 2€ wird einem die Sakristei aufgesperrt


Und man darf in den ersten Sock in das Sterbezimmer des Hl. Stanislaus. In beiden Räumen war ich alleine.


Dadurch, dass ich zu früh dran bin, muß ich etwas warten, bis San Carlo alla Quattro Fontane (wegen seiner ‚Kleine‘ auch San Carlino genannt) aufgesperrt wird. Auch diese Kirche, diesmal von Borromini, ist wegen ihrer Kuppel sehenswert. Durch verschiedene geometrische Formen wird eine Tiefe der Kuppel suggeriert, die gar nicht vorhanden ist.


Rechts aus der Kirche raus kommt man zum Kreuzgang und gegen eine Spende auch runter in die Krypta.


Über die Einkaufsstraße geht’s zur Piazza della Republica, mit dem Najaden-Brunnen in der Mitte. Bei seiner Enthüllung soll er ja für einen Skandal gesorgt haben, da die Figuren zu nackig sind. Modell standen ja auch Varietesängerinnen. Ich kann nicht viel erkennen und finde ihn eher häßlich.


Als letzte Kirche heut vormittag ist Santa Maria degli Angeli dran, diesmal von Michelangelo. Die Kirche benützt die Thermen des Diocleziano als Hülle. Allerdings steht schon ein Leichenwagen vor der Tür und eine Trauerfeier wird vorbereitet. Drum setzt ich mich erstmal an den Brunnen und mach mir Tagesnotizen des bisherigen Vormittags. Nach 45 Minuten verlassen die Trauergäste die Kirche (mir wurde der Hintern eh schon kalt vom kalten Stein).


Das Besondere an Santa Maria degli Angeli ist (außer ihrer Raumweite) die Linea Clementina. Das ist ein 45m langer in den Boden eingearbeiteter Meridian für astronomische Berechnungen, zB zur Berechnung des Osterfestes. (Eine gute Beschreibung http://www.sobla.de/nachrichten/index.html/der-meridian-des-papstes-zeigte-der-welt-das-osterdatum-an/6dd21344-0b7c-436f-b974-737dbadb028e?mode=detail )


Durch die Wartezeit wird es jetzt etwas eng. Für 14:00 Uhr hab ich eine Eintrittskarte für die Nekropole unterm Petersdom (13€, vorbestellen). Also geht’s nicht zu Fuß weiter, sondern rein in die Metro.
Da ich jetzt wieder gut in der Zeit liege, mach ich noch einen Abstecher zum Deutschen Friedhof. Der hat eigentlich nur bis 12:00 Uhr auf, aber ich steh schon davor und es schaut auch niemand.


Die Nekropole selbst und den deutschen Vortrag eines Rumänen empfinde ich als interessant. Aber obwohl der Führer Theologe ist, gibt’s hauptsächlich archäologische Fakten. Die Bedeutung für den katholischen Glauben kommt mir etwas zu kurz. Die Führung endet in der Papstgruft und da man schon auf der anderen Seite der Sicherheitskontrolle ist, bietet sich eine Dombesichtigung an. Die Schlange vor der Kontrolle ist um 15:30 schon bis zu den anderen Kolonnaden, und das im Januar.
Bei meinem ersten Dombesuch letzten Sonntag war ja der Altarraum gesperrt, so dass ich nochmal eine Stunde im Dom verbringe, bis der Altarraum wieder gesperrt wird.
Der Heimweg, diesmal am Corso Vittorio Emanuelle entlang, führt mich noch an der Chiesa Nuova vorbei. Schöne Kirche, tolle Kunstwerke, aber ich bin ‚voll‘. Ich sitze eine Stunde in der Bank, sinniere vor mich hin und mache kein einziges Foto. Aber ich weiß: da muss ich nochmal her.
 

Deine Fotos sind wieder phantastisch und zeigen auch ungewohnte Perspektiven.

Vielen Dank dafür.

 
Vielen Dank, Tscharlie, daß Du uns an Deinen ausführlichen Rom-Wegen teilnehmen läßt. Du hast ja aber auch wirklich die Gelegenheit gehabt, an Orte zu gelengen, wo unsereineer in diesem Leben wohl nicht mehr hinkommt - und hast wirklich seheneswerte Bilder mitgebracht.

übrigens:
... Drum setzt ich mich erstmal an den Brunnen und mach mir Tagesnotizen des bisherigen Vormittags. Nach 45 Minuten verlassen die Trauergäste die Kirche (mir wurde der Hintern eh schon kalt vom kalten Stein)....
Für solche Gelegenheiten haben wir (auf Anraten der Reiseleiterin unserer ersten Italienreise) immer

mit dabei :twisted:
LG
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Hallo FestiNalente,

ich habe gerade gesehen, dass du auch 'Rom im Januar' warst ;).

'Soweit zurück (2012)' bin ich bei meinen Vorbereitungen gar nicht gekommen. Ich hatte schon vorher Programm für 11 Tage, obwohl ich bloß 7 Tage geplant hatte. Aber durch deine schönen Bilder aus manchmal ganz anderen Blickwinkeln muss ich jetzt in viele Kirchen nochmal, so hatte ich sie gar nicht gesehen.
Jetzt hab ich für nächsten Januar schon wieder 11 Tage zusammen :lol:.
 
Samstag 17.01.2015

Nachdem der Wetterbericht für heute den ganzen Tag Regen vorhersagt, habe ich Villa Farnesia und die kapitolischen Museen geplant. Ich hab eh schon Blasen an den Füßen von den neuen Schuhen und die Beine sind nach dieser Woche schwer, da kann man gleich auch länger schlafen. Dann um 9:00 Uhr ein Blick aus dem Fenster: strahlend blauer Himmel. Ein Blick ins Internet: es regnet. Also kurz umgeplant und schnell geduscht (Selfies gibt es heut keine; keine Zeit zum Rasieren :smug: ).
Mit Bussen geht’s zu den Caracalla-Thermen (6€ Eintritt). Schon beachtlich, was man da im 3. Jahrhundert hingestellt hat.


10 Hektar, Platz für 1500 Menschen, Räume für Sport, Wellness und Gemeinschaft. Hunderte Sklaven halten den Betrieb aufrecht. Wenn ich das mit den Thermen Erding vergleiche (15km von mir zu Hause): 14 Hektar, 4000 Nutzer täglich, 600 Mitarbeiter. Allerdings waren die Caracalla-Thermen kostenlos, Erding kostet 40€ Tageskarte. Mal schauen, was in 1700 Jahren von den Erdinger Thermen noch steht ;).


Im Bookshop erwerbe ich noch ein Buch und eine DVD mit Rekonstruktionen der Antike (da hier meine Fantasie ein paar Probleme hat).
Nach einer Fastumrundung der Thermen geht’s zur Pyramide des Cestius. Das Grabmal soll in nur 330 Tagen gebaut worden sein, denn nur dann durften die Verwandten das große Vermögen des Verstorbenen erben.


Der Campo Cestio liegt gleich hinter der Pyramide. Für eine ‚Spende‘ von wenigstens 3€ kann man aufwändige Gräber besichtigen.


Zwischen Pyramide und Friedhof ist eine Katzenauffangstelle, so wie zB auch am Largo de Torre Argentina. Angeblich kamen die ersten Katzen Roms aus Ägypten mit den Schiffen, die Getreide transportierten. In der Antike wurden die wenigen Katzen noch gehegt und gepflegt. Doch im Laufe der Jahrhunderte wurden sie zur Plage und Papst Innozenz VIII ließ alle Frauen, die Katzen fütterten, als Hexen anklagen.


Mittlerweile ist es 14:00 Uhr und immer noch Sonnenschein. Auf geht’s zum berühmten Circus Maximus, zu den Wagenrennen Ben Hur’s. Hier sitze ich längere Zeit in der Sonne, und versuche mir Wagenrennen vorzustellen. Es gelingt mir nicht. Mir ist auch die Nutzung des Geländes nicht klar. Ein gekiestes Naherholungsgebiet? Nur für die Meisterfeier von AS Rom ist es etwas wenig.



Jetzt ist es 15:00 Uhr und es steht nichts mehr auf dem Plan. Villa Farnesina hat schon zu, auf die kapitolischen Museen hab ich bei dem Wetter keine Lust. Also streife ich in Richtung Piazza Navona, auf Straßen, in denen ich möglichst noch nicht war. Ich komme nochmals bei Bocca de Veritas vorbei. Zwei Mal habe ich es schon versucht, waren aber immer zuviele Leute angestanden. Heute sind’s lauter junge Japaner, das müssen mindestens zwei Busladungen sein.
Ausser dass ich endlich Madame Lukrezia gefunden habe (hatte schon 2x nach ihr Ausschau gehalten, aber immer Richtung Trajan-Säule), war unterwegs nichts aufregendes mehr.
Ich war jetzt täglich auf der Piazza Navona, aber so voll wie jetzt habe ich die Piazza bei dieser Reise noch nicht gesehen.


Besonders die Portraitkünstler haben es mir angetan. Die ältere Dame, die ich am Besten finde, will allerdings meine Frau nach einem Foto auf dem Tablet nicht zeichnen. Sie könne das nur nach einer Papiervorlage. Dann geh halt ich ins Hotel zum Rasieren (siehe heut morgen ;) ) und lasse mich zeichnen. Das Bild ist ja auch gleich mein Profilfoto geworden.

 
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Hallo Tscharlie,
mutig vom Tagesplan abgewichen. Ich hoffe, die frische römische Luft hat dir gut getan. Die beiden ausgelassenen Objekte haben es aber in sich. Wenn nicht bereits erledigt, musst du den Besuch dringend nachholen.

Wenn du noch das schwäbische le entfernst, kann jeder die Cestius Pyramide finden.

Den Circus Maximus haben wir letztes Jahr bei einem Volkslauf erlebt. Da herrschte natürlich buntes Treiben; siehe hier, die letzten Fotos des Halbtagesberichtes.

Die Piazza Navona muss man zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten und bei unterschiedlicher Witterung besuchen. Ich finde sie immer interessant, wenn sie inzwischen auch fast ausschließlich durch den Tourismus geprägt ist. Aber das sind halt große Teile der Innenstadt, der Gegend um den Vatikan und Trastevere.
 
Hallo Tscharlie, vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht, den ich erst heute Abend entdeckt habe. Bin zwar noch nicht ganz durch, muss jetzt aber erst mal Schluss machen, da ich müde werde. Freue mich auf morgen, dann lese ich weiter.
 
Sonntag 18.01.2015

Heute hat der Wetterbericht recht und es nieselt etwas. Trotzdem nehme ich meinen letzten Punkt in Angriff: die Via Appia. Mit dem Bus 130F geht’s bis zur Piazza Navigatori und dann zu Fuß. An der Bushaltestelle stehen 30 junge Japaner, die gerade losmarschieren, als ich ankomme. Ich dachte, die haben bestimmt einen Führer dabei, da schließ ich mich einfach an. Die haben aber so ein moderates Tempo (drum konnte ich auch durchzählen :roll: ), dass ich nach 100 Metern überhole und das Tempo deutlich anziehe. Zu sehen gibt’s ja eh nichts, reines Wohngebiet.
Als ich bei den Domitilla Katakomben vorbeikomme, bin ich noch unschlüssig, ob ich reingehe. 2008 haben wir die Calixtus Katakomben besichtigt und mussten ca. 90 Minuten auf eine deutsche Führung warten. Wie soll das erst im Januar sein. Schon draußen hängt eine Ansammlung von Verbotsschildern. Der Bauart der Kamera nach zu urteilen ist das Schild schon etwas älter.


Ich gehe trotzdem rein und frage nach einer deutschen Führung. Da steht ein Herr hinten von seinem Bildschirm auf und meint: „Eine deutsche Führung wollen sie, kömma schon machen. Hab schon auf dem Monitor g‘sehen, wie sie über den Parkplatz sind: ein Deutscher“. Er kann mir aber nicht sagen, was mich verraten hat. Ich bezahle meine 8€ Eintritt und wir gehen sofort los; eine Privatführung und laut Webseite vermutlich sogar vom Direktor selbst (der mal in München Religion unterrichtet hat), ein weiteres Highlight. Mittlerweile treffen auch die Japaner ein. (Ich sehe sie in den Katakomben nochmal kurz, sind aber nach meiner Führung schon wieder weg). Während der Führung meint er dann: „Wenn Sie fotografieren wollen, hab ich kein Problem damit“. Und das bei allen NoFoto-Zeichen :).

Die Katakomben haben eine Länge von 17km über 5 Stockwerke verteilt mit 60 vertikalen Luft- und Versorgungsschächten und richtigen Treppenhäusern nach unten.


Das untere Foto soll die älteste Darstellung von Petrus und Paulus sein (unter Christus mit den 12 Aposteln). Es ist ein Grab, das in der Nähe eines Versorgungsschachtes und Treppenhauses liegt, damit man es zur Anbetung wiederfindet. Vermutlich gehörte es einem unbekannten Märtyrer.


Da kommen viele Infos, die mir neu sind. Die Gräber hatten zB keine Namen oder sonstige Daten, weil sie sowieso nie besucht wurden. Die Stollen wurden vorangetrieben und Nischen ausgehoben, und die Toten in der Reihenfolge wie sie kamen reingelegt. War man der Meinung, der Stollen ist lang genug, hat man einen Neuen angefangen und der alte war ‚vergessen‘. Man braucht die Toten nicht besuchen, man sieht sich ja sowieso bald nach der Auferstehung wieder. Wegen des Auferstehungsglaubens werden die Gräber nach zB 25 Jahren auch nicht wieder benutzt, wie heute, sondern nur einmalig belegt. Nur am 22 Februar, dem letzte Tag des römischen Jahres, hat man der Toten gedacht, indem man auf dem überirdischen Friedhof zusammen gegessen hat, und auch Besteck für die Toten bereitgelegt hat.
1965, wenige Wochen vor Ende des zweiten vatikanischen Konzils, wurde hier in der Kapelle der Katakombenpakt geschlossen. Man will wieder zurück zu den Ursprüngen, zu einer Kirche der Armen. Außer der Gründung von Adveniat und Miserior ist aber nicht viel vom Pakt übriggeblieben.
Weiter geht’s zur noch fehlenden siebten Pilgerkirche San Sebastian. Jedenfalls wenn man nach dem deutschen Pilgerzentrum in Rom geht. Soll sich ja geändert haben, das haben wir schon an anderer Stelle diskutiert. Ist aber egal, es heißt ja auch die 7 Kirchen sind an einem Tag zu besuchen und ich hab eh schon 8 Tage für die 7 Kirchen gebraucht.


Als ich ankomme ist ein Riesenradau in der Kirche. Scheinbar ging gerade die Messe zu Ende und es ist eine sehr lebhafte Gemeinde. Jedenfalls hat es eine halbe Stunde gedauert, bis sich die Kirche langsam geleert hat und es ruhiger wird.


Eigentlich hätte es ein ausgedehnter Spaziergang die Via Appia entlang werden sollen, aber durch den Nieselregen komme ich gerade bis zum Grabmal der Cecilia Metella. Dort bin ich etwas vom Eintrittspreis 6€ überrascht, von außen wirkt es gar nicht groß. Aber von innen wirkt es sogar noch kleiner. Archäologen werden mir widersprechen, aber bleibenden Eindruck hat das Innere nicht hinterlassen. Das waren eher 6€ für’s Unterstehen zwecks Regen :cry:.


Nachdem sich die Luft bald wieder trocken angefühlt hat, beschließe ich den Spaziergang abzubrechen und zur Quo Vadis Kirche Santa Maria in Palmis zu gehen. Ich bin ja eh 2008 mit meiner Familie mit dem Rad die Via Appia entlang gefahren. Damals haben wir den Aufenthalt um einen Tag verlängert, nachdem ich vom autofreien Sonntag mit Radverleih auf der Via Appia gelesen habe. Deshalb hab ich auch diesmal die Besichtigung auf Sonntag gelegt. Aber von Autofreiheit keine Spur. Die gerade Straße zwischen Santa Maria in Palmis und San Sebastian wird geradezu als Rennstrecke benutzt. Es gibt auf der gesamten Strecke nicht 1x die Möglichkeit ein Straßenfoto ohne Autos zu machen. Alle Fußgänger gehen im Gänsemarsch auf der linken Seite.
Santa Maria in Palmis, auch Domine Quo Vadis genannt, thematisiert das Treffen zwischen Petrus auf der Flucht und Christus.


Wetterbedingt werde ich für heute abbrechen und ins Hotel fahren, Reiseberichte schreiben und Fotos sortieren. So der naive Gedanke. An der Haltestelle standen schon 4 Leute und warteten. Ich stellte mich dazu und wir warten und warten und warten und. Ich mach mir schon keine Gedanken mehr, welcher der beiden Linien besser für mich passt. Der nächste wird genommen. Als ich vom Busfenster ein Metro-Zeichen sehe, steige ich aus: Circus Maximus. Also rein in die Metro, bis Termini und dann Bus Linie 70, da weiß ich ja mittlerweile die Haltestelle. Auch hier stand schon eine junge Dame beim Warten, geregnet hat es auch nicht mehr. Irgendwann, der 4te 50er fuhr an uns vorbei, Leute kamen zum Warten und gingen wieder. Diesmal hab ich auf die Uhr geschaut: nach 45 Minuten ging die junge Dame, nach 55 Minuten hab ich aufgegeben. Bei der nächsten Romreise bereite ich mich mit Busfahrplänen vor. Rein in die Metro bis zur Spanischen Treppe und von dort aus wieder zu Fuß.
So hat der letzte Tag aufgehört wie der erste angefangen hat: sich treiben lassen zwischen Spanischer Treppe und Piazza Navona.
 
Eigentlich hätte es ein ausgedehnter Spaziergang die Via Appia entlang werden sollen, aber durch den Nieselregen komme ich gerade bis zum Grabmal der Cecilia Metella. Dort bin ich etwas vom Eintrittspreis 6€ überrascht, von außen wirkt es gar nicht groß. Aber von innen wirkt es sogar noch kleiner. Archäologen werden mir widersprechen, aber bleibenden Eindruck hat das Innere nicht hinterlassen. Das waren eher 6€ für’s Unterstehen zwecks Regen :cry:.


Dann sei mal froh, dass du nicht noch im Circus des Maxentius warst. Ich hab schon 'ne Leidenschaft für alte Steine, aber das war selbst mir zu strange, insbesondere da das Grabmal des Romulus geschlossen war. Witzigerweise hab' auch ich immer Regen, wenn ich auf der Via Appia unterwegs bin - meistens jedenfalls.

Tolle Fotos - klasse Bericht; insbesondere aus den Katakomben :thumbup:
Darf man dort denn jetzt grundsätzlich fotografieren oder hattest du einfach nur Glück?

Und ist das letzte Foto nicht direkt am Campo de Fiori?
 
Tolle Fotos - klasse Bericht; insbesondere aus den Katakomben :thumbup:
Darf man dort denn jetzt grundsätzlich fotografieren oder hattest du einfach nur Glück?

Grundsätzlich Foto-Verbot. Ich war halt allein mit dem Chef unterwegs, hab viele Fragen gestellt und so hat's ihm vielleicht auch etwas Spaß gemacht. Deshalb die Erlaubnis. War für mich nach dem Vatikanbesuch deshalb auch nochmal ein Höhepunkt des Urlaubs.

Und ist das letzte Foto nicht direkt am Campo de Fiori?

Ich hab's nur unter 'Unterwegs' abgespeichert, aber ich bin mir sicher, du hast recht; zwischen Campo de Fiori und Corso Vittorio Emanuele.
 
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