Rom: Rom steht vor dem Bankrott

Simone-Clio

Augustus
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Ein (wie ich finde) sehr lesenswerter Artikel, der die aktuellen Probleme der Stadt gut zusammenfasst:

Rom steht vor dem Bankrott - WSJ.de

Gleich am ersten Tag seiner Amtszeit plagte den neuen italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi eine folgenschwere Entscheidung: Er musste der Hauptstadt Rom die staatliche Finanzhilfe entziehen und stürzt die Ewige Stadt damit an den Rande des Bankrotts.
Renzi rief ein Dekret seines Vorgängers zurück, das Rom geholfen hätte, ein 816 Millionen Euro großes Haushaltsloch zu stopfen. Zuvor war bei Debatten der Opposition deutlich geworden, dass der Gesetzesentwurf nicht durchs Parlament gekommen wäre.

(...) Schlimmere Folgen hat der Rückzug für die Stadtväter von Rom. Sie müssen Zeit gewinnen, um nach neuen Stopfen gegen das Finanzloch zu suchen, und haben lediglich eine Reihe unliebsamer Optionen zur Wahl, darunter Einschnitte im öffentlichen Dienst, Steuererhöhungen oder verzögerte Zahlungen an Lieferanten. Sollte es ihnen nicht gelingen, die Finanzen der Stadt in Ordnung zu bringen, könnte Rom bald ähnlich wie die amerikanische Pleitestadt Detroit einem Zwangsverwalter unterstellt werden. Der müsste sich dann daran machen, städtisches Vermögen wie Versorgungsbetriebe zu verkaufen.

(...) Roms Bürgermeister Ignazio Marino hatte im vergangenen Jahr die Kommunalwahl mit großen Versprechungen gewonnen. Er wollte Schluss machen mit der Vetternwirtschaft, er wollte städtische Basis-Dienstleistungen verbessern und er wollte den Tourismus ankurbeln. Eine seiner Initiativen etwa sah vor, die Römischen Kaiserforen zu beleuchten und die ganze Nacht lang für Besucher zu öffnen. Stattdessen aber hatte er bisher vor allem damit zu tun, den Haushalt der Stadt zusammenzuhalten.

(...) Sollte es Rom nicht gelingen, das Haushaltsloch zu schließen, würde der italienische Innenminister einschreiten und kommissarisch einen Beauftragten ernennen, der knallhart Kosten senken und die Einnahmen erhöhen müsste. Dann würde es wohl heftige Jobverluste und Gehaltskürzungen geben.
Bürgermeister Marino hat schon angedeutet, dass er bei einem solchen Szenario möglicherweise zurücktreten werde. „Das ist keine Jobbeschreibung, die ich akzeptieren würde", sagte er am Mittwoch.
 
Das liest sich ja sehr bedrohlich. Mal hören, was mein sehr politikinteressierter Schwager meint, der bisher keine hohe Meinung von dem neuen Ministerpräsidenten hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal abgesehen davon, dass der obige Artikel in einigen Punkten zwar nicht gerade eine journalistische Bankrott-Erklärung ist, aber doch auch nicht eben ein journalistisches Glanzlicht (man "stürzt" niemanden "an den Rand des Bankrotts" ... sondern entweder stürzt man ihn hinein, oder bringt ihn an den Rand desselben; und man sucht auch nicht nach Stopfen "gegen" das Finanzloch, sondern für dasselbe) ... aber es liest sich nicht nur dramatisch, sondern es muss auch wirklich sehr dramatisch zu- bzw. heiß hergegangen sein zwischen Renzi und Marino am Telefon, wie der Corriere berichtet.
Secondo le indiscrezioni, in mattinata ci sono state telefonate di fuoco tra il Campidoglio e Palazzo Chigi.
Marino stellt sich im Wesentlichen auf den Standpunkt, die jetzt zurückgehaltenen Gelder seien römische Steuermittel aus dem Jahr 2008 (das kann natürlich niemand von uns hier bestätigen oder widerlegen); und zudem seien die anderen italienischen Städte, deren "Ungleichbehandlung" Renzi in's Feld führt, ja auch nicht belastet mit so enormen infrastrukturellen Extra-Kosten, wie Rom sie zu tragen habe einerseits als Hauptstadt und andererseits als Pilgerstadt par excellence.

Also wenn dieser Art die beschleunigten Reformen sind, um derentwillen Renzi seinen Parteifreund Letta gestürzt hat, dann buona notte. :twisted:
 
Originalton meines Schwagers, der bekanntlich seit der Geburt in Rom lebt und Politikwissenschaften studiert hat: Leider ist das alles richtig. Spekulateure haben Rom dorthin gebracht.
 
È una vergogna! :?

Ja, wirklich eine Schande! :thumbdown

Mal abgesehen davon, dass der obige Artikel in einigen Punkten zwar nicht gerade eine journalistische Bankrott-Erklärung ist, aber doch auch nicht eben ein journalistisches Glanzlicht (man "stürzt" niemanden "an den Rand des Bankrotts" ... sondern entweder stürzt man ihn hinein, oder bringt ihn an den Rand desselben; und man sucht auch nicht nach Stopfen "gegen" das Finanzloch, sondern für dasselbe) ... aber es liest sich nicht nur dramatisch, sondern es muss auch wirklich sehr dramatisch zu- bzw. heiß hergegangen sein zwischen Renzi und Marino am Telefon, wie der Corriere berichtet.

Der Artikel ist wohl ursprünglich in englischer Sprache verfasst worden und die genannten Fehler evt. der Übersetzung geschuldet. Ich habe allerdings momentan nicht die Zeit das zu überprüfen. Hier der Link zur englischen Version: City of Rome Risks Bankruptcy After Aid Falls Through - WSJ.com
 
Tja, die Übersetzungen ... aber auch dabei sollten die Herren Journalisten-Übersetzer halt etwas Vorsicht walten lassen. Immerhin wäre es sicher noch deutlich schlimmer geworden, wenn sie einen Google-Übersetzer (o.ä.) bemüht hätten. :lol:

Vor allem aber natürlich: Was soll jetzt werden?
 
Zusatz:

Rom steht angeblich kurz vor dem Bankrott

Schnelle Finanzhilfen sind jetzt nötig, um Rom vor dem Chaos zu bewahren. Schon am Sonntag droht ein Ausfall der Busse, denn Marino hat angeblich nur zehn Prozent des Geldes, das für das Benzin im März benötigt wird.
"Mit dem Geld, das wir zurzeit im Budget haben, kann ich die Straßen ungefähr alle 52 Jahre reparieren lassen," ergänzte Marino. "Das kann man nicht gerade als Instandhaltung bezeichnen."

Vgl. Roma non rimarrà senza soldi, la promessa di Renzi salva Marino - Repubblica.it
 
Der Bankrott ist abgewendet!

Nach Beinahe-Pleite: Rom soll mit seinem eigenen Geld auskommen - Italien - FAZ

Die dramatische Drohung von Roms Bürgermeister Ignazio Marino, er werde ab Sonntag die Stadt stilllegen, hat gewirkt: Am Freitag, juristisch gesehen, in letzter Minute, hat das Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ein sofort wirkendes Gesetzesdekret beschlossen, das der Stadtverwaltung nicht nur die immer wieder versprochenen 485 Millionen Euro bietet, sondern sogar 570 Millionen Euro.
 
Der Bankrott ist abgewendet!
... das bleibt abzuwarten und für Optimismus bietet der verlinkte Artikel eigentlich keinen Anlass.
Wenn der dritte Anlauf der Zentralregierung für den Zuschuss an die Hauptstadtkasse Erfolg haben sollte, ist aber nur das Haushaltsloch von 800 Millionen Euro von 2013 gestopft. Für 2014 steht Bürgermeister Marino vor einer Lücke von 1,2 Milliarden Euro, bei einem gesamten Haushaltsvolumen von rund 5,5 Milliarden Euro.
 
Zur Erfüllung der Auflagen der Hilfe soll der Bürgermeister monatlich berichten. Ein Zuckerschlecken wird das nicht werden. Drücken wir die Daumen für gutes Gelingen.
 
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