Bericht: There´s Whiskey in the Jar...

AW: There´s Whiskey in the Jar...

Hallo Asterixinchen, hallo Ingo,
ich glaube 2007 werde ich es nicht nach Bayreuth schaffen - bewerbe mich ja erst seit 3 Jahre...aber evtl. über andere Connections...den Schlingensief Parzifal mit Alfons Eberz würd ich schon gern sehen.
Du warst auch in Irland? Cool :) Wo denn?
Liebe Grüße,
eure Reaktionen motivieren mich so richtig immer weiter zu schreiben und mehr und mehr Spaß daran zu haben!!!
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Hallo Aurelia,
als bekennender Fan deiner Berichte will ich dich auch heute den Ansporn für weitere "Taten" nicht vermissen lassen. :thumbup:
By the way, ist schon witzig, wie unterschiedlich so die Vorlieben sind, bleibende Eindrücke aus fernen Ländern mitzunehmen. Nach der Lektüre -auch deiner Romberichte- habe ich den Eindruck, die Handtaschen und anderes "Zeugs" müssen sich in deiner Wohnung stapeln :D , aber gegessen und getrunken wird nur "gefahrloser" worldwide fast food. Bei mir ginge Entdeckung sicher mehr durch den Magen :nod: .

Gruß gengarde
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

@gengarde: Jaa, da hast du schon recht...Handtaschen sind ein leidiges Suchtproblem ;) Bist du eigentlich ein er oder eine sie?

Und beim Essen bin ich eigentlich gar nicht so empfindlich, aber unterwegs habe ich immer angst mir könnte was nicht bekommen und ich werde krank, weiß auch nicht warum ich da so panisch bin...
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Nun ja, dass mir das mit den Handtaschen aufgefallen ist, könnte schon mit meinem Geschlecht zu tun haben (=M) :lol: .
 
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@ aurelia

Wir sind nach Dublin geflogen und haben ebenfalls ein ziemlich neues Fahrzeug bei "Irish car Rentals" übernommen. Dann sind wir quer durchs Land bis Galway gefahren. Tolle City! Von dort Cliffs of Moher und die Küstenstraße Richtung Süden. Nach 2 Tagen in Galway sind wir nach Clifden gefahren und haben das tolle Connemara-Gebiet erkundet. Kilmore Abbey am frühen Morgen - märchenhaft schön! Dann über Westport nach Cong. Dort haben wir zwei Nächte verbracht. Ashford Castle ist ebenfalls unbedingt einen Besuch wert! Dann über Clonmacnoise und eine Übernachtung in der Nähe von Athlone zurück nach Dublin. Eine wunderschöne Woche... Von den Pubs in Irland beginne ich ja gar nicht erst zu schwärmen...

Am 9.07. geht's nach Australien - bin gerad mitten in der Planung. Nach dem Urlaub ist halt vor dem Urlaub.

Liebe Grüße

Ingo
 
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Eure Route klingt auch sehr sehr schön. Wir hatten ursprünglich auch vor uns weiter von Dublin weg zu bewegen aber uns wurde für 4 Tage dann doch abgeraten. Also das nächste Mal eben...ach Irland...seufz
Aber nach dem Urlaub ist eben in der Tat vor dem Urlaub, in 2 Wochen geht´s kurz nach München, im Juli zum Überraschungsbesuch nach England und im August dann hoffentlich nach Finnland, sollte mal konkreteres Planen anfangen.
 
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Fernweh-Ingo schrieb:
Am 9.07. geht's nach Australien - bin gerad mitten in der Planung.

Ingo

Australien, das wär's !!!

Wir haben uns schon zur Hochzeit vorgenommen zur Silberhochzeit dorthin zu reisen. Und die ist nun schon im nächsten Jahr!!!

Darf ich fragen wie Du das organisiert hast (Camper? Hotels? welches Reiseunternehmen) und welche Orte Du anpeilst?
Ich habe mir eine Busrundreise mit Flug zum Ayers Rock angesehen, mußte aber schnell erkennen das meine Brieftasche zu dünn dafür ist.

Ich suche nun nach einer preiswerteren Variante.

Danke schon jetzt für die Info wenn's Dir lieber ist gerne auch als PN.
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Hallo Jürgen!

Habe alles individuell geplant und dann über "Explorer-Fernreisen" gebucht. Folgende Stationen werden wir bereisen:

Hinflug über Hongkong nach Sydney, dort 48 Stunden Aufenthalt, Weiterflug nach Darwin. Dort übernehmen wir ein Campmobil (zum ersten Mal im Leben...) und fahren üner den Kakadu NP, Katherine Gorge NP u. Tennant Creek nach Alice Springs. Dann bleiben wir 3 Nächte im Uluru-Katatjuta NP am Ayers Rock. Insgesamt haben wir den Camper 12 Tage. Dann fliegen wir von Alice Springs nach Cairns, nehmen dort einen Mietwagen und bleiben 5 Nächte in Port Douglas (Daintree NP, Great Barrier Reef usw.). Dann fliegen wir von Cairns nach Sydney und bleiben dort nochmal für 2 Nächte. Für den zweiten Abend haben wir Karten für "Turandot" in der Sydney Opera!!! Freu mich riesig. Dann fliegen wir weiter nach Hongkong und werden die Stadt bei einem Stopover 48 Stunden lang erleben. Leider geht es dann nach 3 Wochen und 1 Tag zurück nach Frankfurt. Und dann noch mit der Bahn nach Hause.

Ich kann's jedenfalls kaum erwarten...

Liebe Grüße

Ingo
 
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Fernweh-Ingo schrieb:
Ich kann's jedenfalls kaum erwarten...

Liebe Grüße

Ingo

Kann ich mir gut vorstellen - einfach beneidenswert!!!

Ich wünsche Dir schon jetzt viel Spass und fahre in Gedanken mit.

Ich würde mich freuen wenn Du nach der Reise von Deinen Erfahrungen dort erzählen würdest.
Du siehst es ja hier im Rom - Forum, es ist toll von den Erfahrungen der Anderen lesen und dann vielleicht auch profitieren zu können.
 
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Samstag

Der große Tag war gekommen; Abschied vom Lande und rein in die City, wir hatten noch viel vor an diesem Tag und stärkten uns beim üppigen Frühstück im feudalen Esszimmer der Familie. Ich kann es ja selbst kaum glauben, aber ich habe an diesem morgen um 8.30Uhr tatsächlich ein nearly full Irish breakfast zu mir genommen!!! Der Schock sitzt immer noch tief, ausgerechnet ich, der allein der Gedanke morgens normal reicht um satt zu sein! Ok, eins der Bratwürstchen die ich bei klarem Verstand niemals essen würde, (also geschieht dies nur im Urlaub) wanderte dann auf meinen „Nachbarteller“ Durch den Rest jedoch schlug ich mich eifrig und tapfer. Es hat mir sogar geschmeckt; ich mußte nur die ironischen Seitenblicke meines Freundes beflissentlich ignorieren. Mir blieb dann auch quasi der Speck (der hier übrigens viel dicker geschnitten ist) im Halse stecken als unsere Landlady angesichts der Tatsache das ich Deutsche bin sagte „Oh, but you look English“! Oh my god!!!! Bin ich in England werde ich für eine Irin gehalten, bin ich in Irland für eine Engländerin…sollte ich mich darüber freuen oder mich eher kritisch mit meinem äußeren Erscheinungsbild auseinandersetzen?!?

Wir bekamen eine gute Reise gewünscht, viel Glück im Studium und machten uns auf die nun die längste Strecke unserer Fahrt; zurück über Kilkenny, Carlow, etc…Ich wurde während der Tour schon wieder recht ruhig und fing sozusagen bereits an mich in Etappen vom Land zu verabschieden. Ich würde es vermissen! Zwischendurch döste ich auch immer wieder in der Sonne ein (muß das langweilig für den Fahrer sein!) und hörte fleißig Radio. Endlich einmal gab es an diesem morgen ein anderes Thema als die Geburt der Tochter von Katie Holmes und Tom Cruise. Ich hatte nun wirklich schon jede Info über Scientology (ja, Ron Hubbard lebte auch mal in Dublin) und jede Parodie über die stille Geburt gehört…nein, heute gab es die bahnbrechende Erkenntnis, dass „Posh Spice“ Victoria deutsche Vorfahren hat und während der WM nun bestimmt völlig hin- und hergerissen zwischen Deutschland und England sein wird. Ahja, gut das wir darüber nun auch informiert wären…und außerdem hätte ich das leidige Thema WM ansonsten bestimmt auch mal 5Minuten vergessen*seufz.

Wir fuhren wieder auf den Autobahnring um die Hauptstadt und bogen dann flankiert von RyanAir Maschinen neben und über uns von Norden her in die Stadt ein. Da wir auf diese Art schon automatisch auf unser ABC Gästehaus in der Upper Drumcondra Road stießen, kamen wir erstaunlich schnell ans Ziel. Ich klingelte, eine eher osteuropäische Dame mit kleinem Jungen öffnete als hätte ich in einem Privathaus geklingelt, und ich ließ mir den Weg zum Parkplatz erklären. Über ein mehr als enges Einbahnsträßchen ging es in den Hinterhof. Hier konnten wir nun erstmal bleiben um auszuladen. Eine andere Dame, wohl die Inhaberin, lächelte uns zu als wir Tasche für Tasche, Tüte nach Tüte hoch in unser Zimmer im zweiten Stock hievten. Schon hier gefiel mir das angenehme Ambiente des Hauses auf, schöne alte Holzdielen in der Lobby und dem Frühstücksraum, Wände in frischen und eleganten Farben; alles ungefähr so als wäre es das Wohnzimmer das ich irgendwann auch mal haben werde ;-). Das Zimmer hatte eine angemessene Größe, einen alten wunderschön gekachelten Kamin, Wasserkocher, Teekanne, Schokolade, etc. und einen sehr dekorativen goldenen Spiegel über dem Kaminsims der der ganzen Atmosphäre obgleich nur B&B und Gästehaus etwas elegantes gab.

Kaum hatten wir uns „frisch gemacht“, mussten wir wieder los und unser liebes Autochen zurück zum Flughafen bringen. Im Hof kam dann der Inhaber lachend auf uns zu. Er hatte auch einen eindeutig östlichen Akzent (der es mir ermöglichte ihn hervorragend zu verstehen) und war der freundlichste Mensch der Welt. Er schüttelte uns die Hand, reichte uns Visitenkarten, erklärte uns die Buslinien, versicherte sich 5mal das wir auch den Weg zum Flughafen wussten und winkte uns noch strahlend aus dem Hof heraus. „Good Luck“ rief er hinterher; was hier wohl ein normaler Abschiedsgruß ist, hätte ich ansonsten sofort schon wieder auf meine nicht vorhandenen Fahrkünste gemünzt. Ich schaut auf die Visitenkarte; Inhaber Mary and Joseph! Ich hatte es doch gleich gewusst, wir waren hier in einer Herberge bei Maria und Joseph und der kleine Junge an der Tür muß wohl Jesus gewesen sein. Ja, von diesem Moment an war auch ich davon überzeugt im katholischsten Land Europas gelandet zu sein*lach.
Und wieder einmal hieß es Abschied nehmen, unser lieb gewonnenes treues Auto wurde noch mal oberflächlich-kritisch beäugt, wir gaben die Schlüssel ab und, leb wohl!

War ein eigenartiges Gefühl im Flughafen rumzulaufen, die Menschenmassen zu sehen (Ferienende) und eigentlich noch mitten im Urlaub zu sein. Wir kauften uns am Info-Schalter jeweils einen Dublin Rambler Pass für 10.50Euro mit dem wir nun 3 Tage pausenlos Bus fahren konnten. Ist schon ein Vorteil, wenn der Flughafen sich so nah am Stadtzentrum befindet und man mit normalem Linienverkehr dort hinkommen kann. Im Doppeldecker an vorderster Front ging in die Stadt, ich quietschte immer dann wenn das Auto direkt vor uns mal wieder ganz aus dem Sichtfeld verschwand. In der O´Connell-Street wurden wir heraus geworfen und nun begann das große Abenteuer.

Hier waren wir also, an einem sonnigen Samstag in der Hauptstadt der Republik Irland, in der Stadt in der im Laufe der Geschichte schon so fiel passiert war. Einfach bummeln war nicht, ich war auf der Suche nach dem Hotel Conrad am Earlsfort Terrace um dort für mich hinterlegte Theaterkarten für den Abend abzuholen. Als ich den schicken Eingang in Sneakers betrat, rechnete ich schon mit dem Rauswurf, aber meine lange Organisation in Deutschland hatte tatsächlich gefruchtet und ich bekam den so lange ersehnten Umschlag in die Hand gedrückt; der Grund der meine Reisepläne nach Irland ja eigentlich erst in Gang gebracht hatte. Wir durften noch an diesem Abend in die Premiere von „La Cenerentola“ im Gaiety Theatre!!! Parkett mitte!!!

Ja, ich musste mich erstmal im angrenzenden St. Stephens Green auf einer Parkbank niederlassen und mein unverschämtes Glück verdauen. Nach ca. 45Min Rundgang war ich auch bereit zu einem ersten Statement. Dublin erinnerte mich an ein geschrumpftes London, von der Schönheit war ich bisher noch nicht gewonnen worden aber es gab viel zu sehen. Molly Malone hatte ich mit als erstes entdeckt! Die Tatsache wieder in einer richtigen Stadt zu sein, konnte ich auch am teilweise leicht gejagten Blick meines „bäuerlichen“ Freundes ablesen. Wie gut wenn wenigstens eine den Durchblick hat, hehehe.
Wir schlenderten über die Grafton Street obwohl dies wahrscheinlich mit das dümmste ist was man samstags nachmittags tun kann. Mir gefiel es hier, der Rummel, die vielen Touristen, der Sonnenschein und die verheißungsvollen Läden…um wieder Schelte von allen dies lesenden Feinschmeckern und kulinarisch experimentierfreudigen zu bekommen: frühes Abendessen gab es bei Burger King 

Wir suchten nach einer Bushaltestelle und saßen dann nach etwas Suche auch schon im Bus Richtung Drumcondra. Es blieb noch Zeit sich auszuruhen, nach längerer Abstinenz mal wieder etwas in den 17 Fernsehkanälen rumzuzappen und sich für die Oper etwas aufzustylen. Rechtzeitig machten wir den Weg wieder in die Innenstadt; das Theater hatten wir mittags schon gesehen, also wurden wir bald fündig. Innen überraschte mich das nette typisch neo-barocke Innere mit mehr Sitzplätzen als auf den ersten Blick erscheinend. Unsere Plätze waren toll, ich sah einige bekannte Gesichter (die Premiere war das Resultat eines Regiewettbewerbs veranstaltet von einem Wiesbadener Verein) und da es englische Übertitel gab, war die Sache auch für meinen englischen Begleiter in Ordnung.

Ich will mich nicht detailliert über die Inszenierung auslassen, es ging auf jeden Fall sehr humorvoll und spritzig zu, bei sehr unterschiedlichen Leistungen von Orchester und Sängern. In der Pause bin ich auf die Pirsch um zu begrüßen und zu danken und durch das Labyrinth der Pub-ähnlichen Pausenräume war es eher ein Versteckspiel. Eigenartig bekannte Leute in einer völlig fremden Umgebung zu treffen, sehr verwirrend.
Nach dem frenetischen Applaus schlenderten wir wieder raus an die frische Luft, mein Freund riss sich die Krawatte vom Hals und wir versorgten uns von einem der anscheinend immer geöffneten kleinen Supermärkten auf der Grafton Street mit Smithwicks Ale Dosen.

Ich war mal wieder nur am Staunen über das was mir hier an einem nicht sonderlich lauen Samstagabend geboten wurde. Halbnackte Weiberherden mit ca. 30cm High-Heels und min.3 Promille auf Kopfsteinpflaster unterwegs…Kleidungskombinationen bei denen „eigenwillig“ noch sehr wohlwollend betrachtet wäre. Auch wenn das Urteil vielleicht etwas rabiat ausfällt, manchmal denkt man an Orten wie diesen doch echt man wäre versehentlich auf dem Strich gelandet.
Na ja, wir warfen einen Seitenblick Richtung Temple Bar. Eigentlich wäre ein angebrochener Samstagabend ja der ideale Ausgangspunkt um hier in das ein oder andere berühmte Pub zu gehen, aber was ich sah überzeugte mich nicht wirklich. Mag sein, dass ich in Augen mancher als Langweiler geboren bin, doch unter einem gelungenen Abend stelle ich mir anderes vor als nach 30Min ein überteuertes Bier zu bekommen, vor Lärmpegel nicht reden zu können, hin und her geschubst zu werden von einer angeschickerten Meute und schlussendlich durch die Schnapsleichen zurück zuwaten. Nein Danke…

An der Bushaltestelle war noch einiges los, ich war mir sicher das in einer Metropole (und besonders in einer Party-Metropole) auch nach 23h noch Busse verkehren. Nach 10min Warterei haben wir dann auch mal auf den Fahrplan geschaut und dann ganz spontan ein Taxi herangewunken. Ich war begeistert von der filmreifen Aktion meines Freundes! Als er mir verdattert im Taxi gestand so etwas bisher auch nur im TV gesehen zu haben, war ich doch ziemlich desillusioniert von meinem Helden*lach.
Mit Melodien aus „La Cenerentola“ im Kopf, holte ich in mühevoller Kleinstarbeit die Kriegsbemalung vom Gesicht und schlief nach einem Bier zufrieden mit mir und der Welt ein…
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Ich lese Deine Erzählungen immer total interessiert aber auch mit tausend ????? Fragezeichen im Gesicht...

Man "baut" sich irgendwo ein Bild von dem Menschen, der da so schreibt - und der einen so völlig eigenwilligen Stil zu haben scheint! Total spannend.

Was mir immer wieder so durch den Kopf geht, "wie alt mag Aurelia sein" und "was mag Aurelia studieren", "welchen Beruf strebt sie an"...

Meine "Antwortversuche":

Aurelia ist 25 Jahre alt, studiert Musik und Literatur und möchte gerne Musikerin oder Regisseurin werden...

Tja, wenn die Phantasie mit einem durchgeht...

Einen schönen Abend wünscht

Ingo
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Hallo und Moin, Moin Aurelia!

Vielen Dank auch für diesen Teil Deines Berichtes !!! Wieder sehr, sehr schön zu lesen ..............

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Huch 8O , hab´ tatsächlich deine Ankunft in Dublin verpasst und erst heute nachgeholt (schön, dass so etwas beim Lesen möglich ist :lol: ), Aurelia.

Es ist dir wieder mühelos gelungen den Film im Kopf über eure Tour zum Laufen und kurzweiligen "Betrachten" zu bringen.

Ich kenne Irland noch nicht persönlich, aber mir scheint schon, dass ihr bei euren Unterkünften entweder viel Glück gehabt habt oder dass es grundsätzlich in Irland so sein muss: gediegenes Ambiente, freundliche Gastgeber.

Übrigens, war das nun die Aufführung von Wiesbadener (Deutschen) Sängern und/oder Musikern in Dublin oder war das Stück von Wiesbadenern (Deutschen) mit dem Dubliner Ensemble inszeniert?

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Gruß gengarde
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Sonntag

Nein, so was aber auch…wir wachten in Dublin auf und hörten Vogelgezwitscher! Was mir aber nach all der Stille der letzten Tage auch auffiel, waren Martinshörner die in der Luft lagen – ein Geräusch von dem ich schon völlig entwöhnt war.
Wir setzten uns um 8.30h in den Frühstücksraum (früher geht in diesem Land nichts), der mir mit seiner freundlichen und sonnendurchfluteten Atmosphäre direkt Vorfreude auf den Tag machte. Der Herr der servierte war ein lustiges Urgestein und schien nicht so recht zu wissen was ein Gast mit Continental Breakfast meinte, aber egal. Ich bekam reichlich Schinken und Käse und soviel Toast, Tee und guten Kaffee, daß man sich schon fast für den Tag satt essen konnte. Das Irish breakfast sah ja eigentlich ganz gut aus; leider hatte der tödliche Blick den ich meinem Freund zuwarf als er tatsächlich Ketchup auf den Teller machte, keine Wirkung. Was für ein Glück, daß ich abends zuvor nicht der Dubliner Lieblingsbeschäftigung Saufen nachgegangen bin, sonst wäre mein Tag bereits an dieser Stelle für mich gelaufen*lach.
Naja, wir berichteten besagtem Herrn (ab sofort nur doch der graumelierte genannt) das unser Badezimmer Licht heute morgen kaputt gegangen sei. Antwort: "Oh, thats grand"...ja, wir mußten nämlich im Dunkeln duschen "Oh, thats grand!"...hmm, ich denke wir waren hiermit einer irischen Universalfloskel auf die Spur gekommen. Aber so ganz beruhigte mich das nicht. Ich hatte den leichten verdacht er hielt uns für auf eine faszinierend-angenehme Weise Perverse die im Dunkeln duschen...vielleicht hatte ihn auch das „wir“ in unserer Formulierung verwirrt…
An der Bushaltestelle mußten wir zusammen mit einer Horde Italiener, die auch bei uns im Gästehaus nächtigten, warten und fuhren wieder bis zur O´Connell-Street. Kaum hatten wir den Bus verlassen und unsere Nase in die frische irische Luft gestreckt als ich schon wieder eines meiner typischen Erlebnisse hatte. An der Ampel stand ein Mann mit Sohn den ich sofort als Wiesbadener erkannte. Meine Hoffnung ist immer noch, daß er zur Reisegruppe gehörte...ich weiß es bis heute nicht und kann nur sagen; wenn das Zufall war, dann macht mir das ganze Leben langsam doch Angst und in "Die fabelhafte Welt der Amélie" liegt mehr Wahrheit als uns lieb ist.
Wir gingen über die Ha´penny Bridge, ich konnte dort wieder nicht fotographieren aus der irrationalen Angst heraus, die Kamera in die Liffey fallen zu lassen. Nun, an einem so strahlend reinem Sonntagmorgen konnte man es auch wagen sich Temple Bar anzuschauen. Gesagt getan, hübsche Pubs, alle noch ihren nächtlichen Rausch ausschlafend; die Straße zum Glück schon von der Straßenreinigung geweckt.
Wenn ich jetzt das Oliver St. John Gogarty sah (eins der führenden Pubs), war ich doch sehr froh hier keine Übernachtung gebucht zu haben wie ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn mal ausgesponnen hatte.
Ich finde ja, daß es in einer Stadt kaum einen schöneren Moment gibt, als den Sonntagmorgen. Es mag vieles ins Reich der subjektiven Wahrnehmung gehören, aber es herrscht so ein Frieden, so eine Entspanntheit... „Ooh, that's why I'm easy
I'm easy like sunday morning”…

Wir schauten auf dem Stadtplan nach dem Weg zur Touri-Attraktion Nr. 1 - dem Guinness Storehouse. Es liegt leicht außerhalb, ist aber zu Fuß immer noch spielend zu erreichen. Vorbei am Glockengeläut von einer berühmten Kirche deren Name mir gerade entfallen ist und den verstreuten Touristen folgend die denselben Plan hatten. Hier sah man auch mal wieder Ecken jenseits der Postkarten mit ziemlichen Dreckecken und gammeligen Hinterhöfen. Auf dem Brauerei Gelände verzichteten wir auf das Posen vor dem Firmenlogo und stellten uns direkt in die Schlange. Den Andenkenshop noch im wahrsten Sinne des Wortes links liegen lassend, ging es herein in die Wunderwelt des Bierbrauens. Auch hier gehe ich nicht in die Details, es war insgesamt recht informativ und abwechslungsreich. Besonders interessierten mich die Tafeln auf denen statistische Fakten zum Guinness Konsum und den Irish Pubs rund um den Globus verzeichnet waren. Neu war mir auch, daß Guinness in unterschiedlichen Ausfertigungen produziert wird, abhängig von der Länge des Transportweges. So langsam erklommen wir die höheren Stockwerke des gar nicht mal so hohen Gebäudes, hinterließen eine mehr oder wenig sinnige Botschaft am Messageboard (mein Favorit dort "Jameson is better!"). Es folgte der krönende Abschluß: das Freigetränk in der Gravity-Bar im völlig verglasten oberen Stockwerk.
Schon lange hatte ich mich darauf gefreut, nun stieg ich aus dem Aufzug und hatte plötzlich zum ersten Mal in meinem Leben leichte Höhenangst. Ganz eigenartig, mir macht das normalerweise nichts aus! Ich eierte am Arm meines Freundes zur Theke, ließ ihn 2 Guinness ordern und war gar nicht so versessen drauf, einen der begehrten Sitzplätze direkt an der Scheibe zu ergattern. Da es gratis Drinks waren, nahmen wir natürlich den halben Liter und nicht diese Kindergläser*lach. Ja, plötzlich überkam mich leichte Panik. Mein Freund trinkt eigentlich kein Guinness und es war verabredet das ich dann eben beide an mich nehme. Abends zu Hause kein Thema, aber nun waren die Vorzeichen geändert. Es war 11Uhr früh, ich bin kein Bayer und somit nicht an morgendlichen Alkoholkonsum gewöhnt und ich befand mich zu hoch oben um mich wohlzufühlen. Aber was uns nicht umbringt macht ja bekanntlich nur noch härter. Eine Hand immer am Tresen erholte ich mich so langsam und trank tapfer. Meinem Freund schmeckte es komischerweise plötzlich auch, also war nur noch ein Glas zu bewältigen. Nach einem Gespräch das ich als sehr nett in Erinnerung habe, hatte ich in ner langen halbe Stunde mein Glas geleert und fühlte mich plötzlich super. Das schwankende Gefühl unter meinen Füßen war fast verschwunden und ich fühlte mich auf verwegene Art bereit zu neuen Taten. Das Fotographieren des schönen Rundumblicks auf Dublin und die Wicklows habe ich jedoch vergessen...a lovely day for a Guinness!!!
Wieder unten machten wir den Merchandising-Bereich unsicher, aber alles war doch ziemlich überteuert. Bereits am Vortag waren wir in der riesigen Andenkenkette „Carrolls“ eingefallen und hatten dort bereits viele sinnige und unsinnige Souvenirs erstanden. Ich geriet dort regelrecht in einen Rausch und sang alle Folklieder die liefen mit (ring dabadee dabadaa ). Aber zurück zum Storehouse; wir kauften also nüscht, beim Verlassen erblickte ich wieder bekannte Wiesbadener...wie beim Hasen und dem Igel, ick bin schon da!

Auf dem Plan für den Tag stand noch so einiges, aber bis zur Whiskey Distillery wollte ich erstmal mein Bier verdauen und ins Writer´s Museum lockte mich der Sonnenschein nicht so. In der Innenstadt mußte ich dann leider auch meine Hoffnungen begraben, daß durch den Katholizismus die Geschäfte geschlossen seien. Nein, alles war geöffnet, geschäftig und mich überkam schon wieder dieser Hass. Man muß hier dazu sagen, daß ich absolut gegen den Fall der Ladenöffnungszeiten an Sonntagen bin (wegen dem anfangs beschriebenen sonntäglichen Frieden) und dies eines der Themen ist mit denen man mich bis aufs Messer reizen kann!!! Vor allem das Dilemma in dem ich mich im Urlaub befinde wenn ich nicht widerstehen kann und dort dann doch mal in das ein oder andere Geschäft reinschnuppere...in einem Andenkenladen kaufte ich mir ein Sweatshirt mit der Aufschrift "the Leprechauns made me do it", sehr charmant wie ich finde.
Bei der mir unbekannten Kette "O´Briens" überforderten wir die nicht-irische Angestellte mit unserer Bestellung völlig, erhielten nach einigem HickHack dann auch zwei Riesenpacken Sandwiches und gingen wieder ins St. Stephens Green. Unter blühenden Bäumen ließen wir die aufgedrehte Menschheit vorüberziehen, aßen (ich glaube dieses Wort habe ich in meinem Leben noch nicht geschrieben) und schmiedeten weitere Pläne. Der Regisseur des vorherigen Abends lief auch vorbei, Dublin die Kleinstadt. Ich wollte mir gerne noch die St. Patricks Cathedral von innen anschauen in der Jonathan Swift begraben ist. Der Weg dorthin führte erstmal auf die öffentlichen Toiletten eines hübschen Einkaufzentrums (ja, soviel Bier am morgen drückt irgendwann sehr*lach)und ich erstand bei Dunnes, eine Kette die ich andernorts noch nie gesehen habe, zwei Handtaschen. Wir passierten diverse Edelläden (O-Ton" Don´t worry, they will be faked soon"), Nebenstraßen die sofort wie ausgestorben waren und kamen in die hübsch, bepflanzte Anlage um St. Patrick.

In der Sonne fanden wir eine Bank und wie das bei mir so ist, wenn ich erstmal sitze dann ändert sich daran eine Weile auch nichts mehr. Es gab viel zu sehen, Touristen, viele Einheimische, vor allem viele viele Kinder. Hier wunderte es einen mal wieder überhaupt nicht mehr, daß Irland über die jüngste Bevölkerung Europas verfügt. Man fühlte sich hier eher schon ausgegroupt weil man glücklicherweise ohne Nachwuchs dem Treiben hier zusah. Hinter uns formierte sich eine dieser wilden Stadtrundfahrten im Amphibienfahrzeug. Alle trugen Wikingerhelme (god knows why) und der "Führer" beschimpfte seine Gruppe auf höchst amüsante und wohl verkausfördernde Weise. Alles was der Wind von dem Tumult herübertrug neben dem Gelächter war bloody, shite und das böse f-word das hier ja stilecht mit e statt u geschrieben und betont wird.
Zugegeben, in der Sonne war es angenehm warm und auch die frische Brise ebbte ab, aber warum hier mal wieder rumliefen wie deutsche bei 40Grad im Schatten nicht!? Ich werde es wohl nie erfahren. In mancher Hinsicht sind sich Iren und Briten eben doch nicht so unähnlich.
Ein Highlight des Tages geschah. Ein kleiner Junge von der Familie neben uns fiel mit Pauken und Trompeten in den Springbrunnen. Der Vater hechtete hin, der Kleine schrie wie am Spieß und hinterließ eine große Pfütze und wir krümmten und verkrampften uns auf unserer Bank um nicht zu sehr unserem Lachanfall nachzugeben. Natürlich war für den Bub das ganze ein Schock, aber die Situation war einfach zu komisch. Er wurde in der Mitte des Platzes ausgezogen und eine Horde anderer Kinder stand schweigend und staunend um ihn herum. Immer gut wenn man unterhalten wird und Schadenfreude kann bekanntlich die schönste Freude sein.
Nach einer geschlagenen Stunde hatten wir wohl vorerst genug pausiert aber die Rechnung ohne die örtlichen lithurgischen Gegebenheiten gemacht. Sonntags nachmittags gab es eine Andacht mit Knabenchor, was bestimmt ein Erlebnis ist, aber uns somit den Eingang verwehrte. Tja, dann eben keine Kirche sondern doch Whiskey.

Nach einem kleinen Fußmarsch gelangten wir zur Old Jameson´s Distillery. Man muß anmerken, dass in den original Räumlichkeiten schon seit längerer Zeit nicht mehr produziert wird und somit die Authentizität etwas fehlt. Vor allem der vielgepriesene gute Geruch der beim Lagern entsteht (im Gegensatz zum Bier*würg). Es war aufgrund des guten Wetters hier recht leer, aber immer noch voll genug um in die Führung mit gut und gerne 30 Leuten zu starten. Die rothaarige Dame die uns geleitete war wieder so ein Unikum. Sie sprach schneller als ich denken kann und erzählte von ihrer Zeit in Deutschland, von Leuten aus Heidelberg, vom schönen Wetter, etc…und das alles nur weil wir eine Sekunde in ihre Richtung schauten. Wir sahen in einem kleinen Kino einen Film über Jameson (ok, es war viel Selbstbeweihräucherung) und liefen durch die zur Ausstellung umgebauten alten Fabrikräume. Unterwegs trafen wir auf eine ausgestopfte Katze die damals die fleißigste Mausjägerin im Getreidespeicher war, auf einen Mühlstein der Glück bringen soll und auf Gorgeous Gus. Alle Küfer hatten ihrerseits originelle Spitznamen, deshalb…unser rotes Energiebündel lies uns einmal alle frenetisch „HI GORGEOUS GUS“ rufen oder vor der Puppe die den für die Steuern verantwortlichen Angestellten repräsentierte „BOOOOOOH“. Ich dachte wenn ich schon im falschen Film bin, dann doch in einem sehr lustigen.
Es endete mit einem Glas Whiskey für jeden und einer Whiskey-Probe für 4 freiwillige. Einer davon, Kevin, hatte auch noch Geburtstag, also sangen wir Happy Birthday…ach, ich könnte mein ganzes Leben als Tourist verbringen! Im Shop, wie könnte es anders sein, kaufte ich ein Glas und ein paar kleine Fläschen (habe nun festgestellt, dass der Old Jameson und der Paddy Whiskey in Deutschland nur 50% des irischen Preises kosten). Selbst die whiskeybegeisterten Amis waren mir hier sympathisch und ich beschloss von nun an Whiskey und Whisky Experte zu werden.
Draußen spazierten wir geruhsam zurück zum Bus durch so abgewrackte Ecken das man sie eher in Spielfilmen über die IRA vermuten würde. Egal, mir gefiel es hier außerordentlich!
Ich sah den einzigen „H&M“ hier und ging nicht rein!

Zurück im Hotel hatten wir das gute Gefühl doch noch einiges gesehen zu haben an diesem schönen Tag und uns den geplanten Kneipenbummel zu schenken, schließlich war es schon 18h und um 19h wäre es sonst wieder los gegangen. Ich begann den sinnlosen Kampf gegen meine Gepäckmenge auszufechten und hielt mich dadurch den restlichen abend beschäftigt. Traurig war, dass auf der Reise der Pflanzenableger den ich in Monasterboice mitgenommen hatte, verloren gegangen war…hmm, muß ich eben wieder kommen. Nun war es schon Sonntagabend und wir hatten nicht mehr das vertraute „brrrrrrr“ unseres Lieblingskindes gehört ;-)
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

entschuldigt die Länge meiner Texte, weiß auch nicht wie das immer wieder passiert...
Zum Opernregie-Preis: Der Preis richtet sich an junge Regisseure aus der ganzen Welt und wird alle 2 Jahre in einem anderen europäischen Opernhaus ausgetragen mit dem dortigen Ensemble. Das heißt also ganz konkret, amerikanischer Regisseur mit Dubliner Ensemble für ein irisch-deutsches Publikum.
 
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Hallo und Moin, Moin Aurelia!

Wieder einmal: Vielen Dank!!! Deine Berichte lesen sich sehr gut!!!

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Montag

Ein letztes Mal aufwachen in Irland, ein erneutes Mal der Kampf mit dem Gepäck. Hatte wieder einen meiner kindischen Anfälle von wegen "Ich-will-nicht-mehr-das-geht-alles-nicht-ich-trete-gegen-den-Koffer-scheiße" und bedauerte zutiefst keine Waage dabei zu haben ((für alle die ähnliche Probleme haben, wir haben jetzt eine mobile Waage ersteigert die man in solchen Fällen bei sich führen kann). Wieder Frühstück umgeben von denselben Gästen, der graumelierte freundlich wie immer und zwinkerte mir beim vorbeilaufen zu...hmmm...wieso das!?
Wir holten uns von Joseph die Erlaubnis unser Gepäck in der Lobby zu verstauen bis wir es am frühen Nachmittag abholen würde. Alles kein Problem, wir checkten aus, bekamen einen anderen Schlüssel nur fürs Haus und zogen noch einmal los Richtung Innenstadt.

Achja, ich habe während der Woche auch meine ganz persönliche Verschwörungstheorie entwickelt: Die ganzen alten Männer die vor allem auf dem Land mit Tweedkäppi und abgestoßenem Jackett an den Ecken stehen, die die scheinbar immer rauchen und über das Leben philosophieren, die sind zu malerisch um echt zu sein! Jeder Irland-Tourist wartet mit Hand auf dem Auslöser doch förmlich auf genau diese vermeintlichen Urgesteine. Also meine Theorie; das sind Studentenjobs, in Wirklichkeit sind darunter junge Kerle verborgen und wenn sie reden kommt das sicherlich vom Band! Jawoll*lach.

Aber zurück nach Dublin. Zielstrebig führte uns unser Weg zu Trinity College hin zum legendären Book of Kells. Wir scheuten nicht davor zurück den horrenden Eintritt zu zahlen (man ist schließlich nicht immer im Urlaub) und schauten uns die Ausstellung an. Ich fand es sehr interessant zu sehen welche handwerklichen Fähigkeiten dazu gehörten dieses Buch zu dem zu machen was es offiziell ist - das schönste Buch der Welt! Schon etwas ungerecht, daß ich hier nun ziemlich fasziniert war, aber für das quasi heimische Gutenberg-Museum immer nur ein müdes Gähnen übrig habe...nachdem wir uns ausgiebig die Ausstellung angeschaut haben, dann der vermeintliche Höhepunkt. Wir scharten uns um die gepanzerte Vitrine um einen Blick auf das Book of Kells und, glaube ich, das Book of Armagh zu werfen.
Von hier aus ging es hoch in die alterwürdige Library der Universität. Hier fühlte ich mich augenblicklich wohl, es gibt solche Orte, die betritt man und würde gerne bleiben - hier war so einer. Zurzeit fand in der Räumlichkeit eine Ausstellung zum 100. Geburtstag Samuel Becketts statt. Trotz meiner Theaterleidenschaft hatte ich bisher wenig Kontakt zum Werk dieses großen Irens...ich nahm mir Zeit und Muse mir alle Exponate wirklich anzuschauen und stieß auf ein Kuriosum. Eins seiner Notizbücher war mit genau den gleichen Kritzeleien und Ornamenten verziert wie meine Blöcke!!! Seelenverwandtschaft? Oder ich ein heimliches Genie?? Mir gefiels und somit habe ich endlich für immer und ewig eine persönliche Bindung zu Beckett geschaffen.
Ich wunderte mich noch, ob in dieser Bibliothek auch Szenen für Harry Potter gedreht wurden und stieg wieder hinab in den Andenkenshop...Ja, kam auch noch mal mit einer Tüte mehr raus, nicht das ich mein Gepäck so schon kaum heben konnte und jegliche Handgepäcksrichtlinie hintergang.

Es war noch früh, aber den Rückflug im Nacken konnten wir uns nun nicht mehr zu einem "richtigen" Sightseeing entschließen. Wir bummelten noch mal über die Grafton Street, warfen einen letzten Blick auf Molly Malone dekoriert von einem alten Bodhran Spieler und ich schaute mich noch mal bei Marks&Spencer und Penneys um, OHNE etwas zu kaufen. Achja, es würde mir irgendwie fehlen...wenn man bedenkt das ich heute abend schon wieder zu Hause bin...
Eigentlich wollten wir ja noch eine Ration Lebensmittel als Mitbringsel kaufen, aber in Anbetracht unserer misslichen Gepäcksituation verzichteten wir leider darauf. Im Guesthouse begann ich eine panische Suche nach meiner Buchungsemail für den Rückflug um meinen Code herauszubekommen. Wie so oft in solchen Situationen fand ich nicht das gewünschte und hoffte nun so irgendwie einzuchecken. Joseph und der graumelierte verabschiedeten uns mit Handschlag, es wäre schön gewesen uns kennen gelernt zu haben, wann unsere Flüge gingen, bis bald mal wieder, etc...soviel Herzlichkeit trieb mir fast die Tränen in die Augen. Ich verewigte mich im Gästebuch (eine Woche vorher war ein Wiesbadener Paar auch hier*staun) und stolperte unter der Last meines Gepäcks an die Bushaltestelle die ja zum Glück direkt vorm Haus lag. Der erste Bus ignorierte uns einfach, der zweite hatte einen Armleuchter zum Fahrer. Er sah mir zu wie ich mich mit allem Kram die Treppe hochmühte, motzte das das Gepäck im Weg stehe und wollte dann noch die Fahrkarten sehen. Unfreundlicher Idiot! Aber um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen, er war definitiv kein Ire.
Da Fahrkartensystem habe ich sowieso nicht so recht geblickt, wieso muß ich meine 3-Tages-Karte bei jeder fahrt wieder neu entwerten!?

Am Flughafen fiel ich mehr auf die Straße als das ich ging. Großer Trolley, Handtasche, Rucksack und Einkaufstüte sind eben einfach zuviel. Ich reihte mich in die Check-Inn Schlange und konnte da ohne Code, ohne Reisepass und ohne Kreditkarte leider nicht selbst einchecken. Auch egal, ich war schon mal einen geschätzten Zentner Last los (der auf der Waage nur jämmerliche 16kg ausmachte - Mensch, da hätte ich noch 4kg Bierdosen kaufen können!!!) und nahm den anderen Teil meines Handgepäcks, den mein Freund dankeswerter Weise so lange verstaut hatte, wieder an mich. Nun war er an der Reihe, da das Gepäckband streikte dauerte es auch hier lange. Was für ein Gewusel herrschte hier, selbst am helligsten Montagmittag! In der Ankunftshalle kaufte ich mir stilecht noch die Irish Times, leistete mir den Luxus eines Päckchen Silk Cuts trotz hoher Preise und nahm rauchend vorm Gebäude Abschied von einer wunderschönen Woche und einem faszinierenden Land. Auf der Airside reihten sich nette Läden, nur etwas essbares zu humanen Preisen gab es nicht. Schlussendlich landeten wir im Restaurant bei Sandwiches für 5,50Euro und ohne Guinness Ausschank. Jetzt war der Punkt an dem ich auch nicht mehr bummeln wollte, sondern lieber zu meinem Gate ging. Ich versorgte mich schnell noch mit Butler´s Fudge und Trüffeln und einer irischen Fahne für mein Gepäck und verabschiedete mich ganz flink von meinem Freund. Ging diesmal unproblematisch, schließlich ist das nächste Treffen schon bald. Der Weg zum Gate war endlos, hier waren auch plötzlich Kaffeestände verfügbar, aber ich hatte keine Lust mehr. Am hintersten Ende wartete ich dann, sah wie mehr und mehr Wiesbadener dazustießen und war in Gedanken versunken. Abgelenkt wurde ich nur von einer schrecklich lauten Meute von englischen Hausfrauen die wohl gerade ihren Shoppingtrip beendet hatten und auf ihren Billigflug nach Newquay warteten. Mit 20Minuten Verspätung durften wir boarden...es ging tatsächlich zu Fuß aus dem Terminal raus aufs Rollfeld und im schlimmsten Sturm hoch in den Airbus der zum Glück wieder sauber war trotz eben ausgestiegener Schulklasse.
Ich saß am Fenster mit einem Club irischer Jünglinge neben mir (boah, waren die cool…haben den Playboy gelesen aber dann Tee mit Milch getrunken, putzig) und einer jungen irischen Dame hinter mir, die zwischen ihren Sätzen keine Luft holte und irgendwann doch sehr penetrant wurde. Erneut lockte mich die Aussicht auf echten Kaffee, die hier wieder nicht erfüllt wurde, und ich hing über dem Meer und meinen Gedanken nach. Über dem Meer holperte und wackelte es etwas, ich find das ja witzig.
Im Landeanflug konnte ich einwandfrei aufs Land darunter blicken aber wie das so ist braucht man ja Ewigkeiten um aus der Vogelperspektive mal ein „Landmark“ zu finden an dem man sich orientieren kann. Irgendwann hatte ich den Dreh dann raus, ich sah Wiesbaden (hätte dort gerne schon mal mein Gepäck abgeworfen), dann den Rheingau und dann Mainz…an der Stelle war ich leider gezwungen den Pilot unter Waffengewalt zum durchstarten und zurückfliegen zu zwingen. Ich schaute auf Mainz und sah jedes einzelne Gebäude meiner dämlichen Uni an der ich an ebendiesem Montag schon hätte sitzen sollen und da die es mich bereits am kommenden morgen wieder führte. Achja, schwer ist das Leben (für alle die ich erschreckt habe, es wurde bei der Aktion kein Pilot verletzt*lach).
Es hilft ja alles nichts, wir landeten, wurden in Busse verfrachtet und aus der Traum von Emerald Isle…am Flughafen hält der Zauber ja immer noch ein wenig an, in der S-Bahn schlägt einem der Alltag dann wieder unbarmherzig ins Gesicht. Mit meiner irischen Flagge die aus der Tasche lugte, traf ich in der Bahn noch auf Mitreisende des Opernvereins und war somit unterhalten und abgelenkt. Ein anderer Fahrgast hörte mir auch so interessiert zu, dass der Entschluß feststand von nun an Reiseführer zu schreiben ;-)


...so, ich schreibe noch ein Fazit so bald ich zeit habe, dann habe ich fertig...:)
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


:nod: gengarde
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

@ Aurelia

Hoffe nur, Du fährst möglichst schneller wieder in den Urlaub. Nach Deinen Reiseberichten kann man ja süchtig werden...
Sind uns übrigens wahrscheinlich am Dubliner Flughafen höchstwahrscheinlich irgendwie begegnet - Du bist am 18.04. angekommen, wir sind an genau diesem Tag nach Hause geflogen!

Danke für den Bericht!

Liebe Grüße

Ingo
 
AW: There´s Whiskey in the Jar...

Hallo und Moin, Moin Aurelia!

Schade - schon beendet? Du schreibst wirklich sehr, sehr nett !!!

Gruß - Asterixinchen :)
 
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