Rom - die 15.

Jule

Optio
So, nachdem ich schon gerügt wurde, dass ich schon seit Wochen nichts von mir hab hören lassen, hier der erste Teil meines Reiseberichtes. (Ich war doch vor zwei Wochen in Rom und letzte Woche noch zu Hause…)


Ich hatte schon fast jede Hoffnung aufgegeben, dieses Jahr noch einmal die einzige Liebe meines Lebens sehen zu können. Ich fühlte mich ganz schlecht bei dem Gedanken, dieses Jahr ohne mein Rom auskommen zu müssen. Es ist ja nicht so, dass ich dieses Jahr nicht schon in Urlaub gewesen wäre, aber ein Jahr ohne Rom ist kein Vollkommenes.
Ein Dank gebührt an dieser Stelle meiner Freundin Kathrin, die im Frühsommer dieses Jahres sagte, dass sie noch einmal nach Rom möchte, da sie bisher nur im Rahmen einer Mittelmeerkreuzfahrt für 8 Stunden dort war.
Unser gemeinsamer Freund Klaus und ich –wir beide waren schon gemeinsam in Rom- waren sofort dabei und wären am liebsten sofort gefahren. Diverse Gründe (Urlaub, Belegung unserer Ferienwohnung, Geburtstage, Kirchweihn etc. und die irrige Annahme Ende Oktober ist in Rom nicht mehr viel los –wahrlich eine irrige Annahme) zwangen uns aber dazu, unseren Aufenthalt vom 28. Oktober bis 04. November zu legen.
Unausgesprochen aber Sofort klar, ich übernahm

die Planung

Ich liebe Urlaub planen.

Zuerst einmal nahm ich mir alle meine Reiseführer und Bücher, die sich hauptsächlich oder auch nur nebenbei mit Rom beschäftigen zur Hand.

An dieser Stelle erlaube ich mir Kritiken zu zweien meiner Reiseführer:
Enttäuscht bin ich vom DUMONT Kunstreiseführer von Joachim Fischer. Ich habe eigentlich immer, soweit vorhanden, diese Kunstreiseführer auf meinen Reisen dabei. Im Gegensatz zu allen anderen (vor allem im Gegensatz zu dem DUMONT Kunstreiseführer über Apulien) ist dieser weder unterhaltsam noch interessant geschrieben. Ich habe mir beim Lesen wirklich schwer getan.
Begeistert war ich wieder einmal vom Reisehandbuch aus dem Michael Müller Verlag; MM-City ROM. Das Reisehandbuch ist gut gegliedert, die vorgeschlagenen Stadtrundgänge handeln alles Wichtige interessant ab und die dargebotenen Hinweise und Tipps sind gut recherchiert.

Des Weiteren habe ich das Internet durchforstet und bin dabei auch auf Roma Antiqua gestoßen. DANKE, DASS ES DIESE SEITE GIBT. Ich hab wirklich ganz sehr viel gute Tipps herausgelesen (z.B. den Roma-Pass, eine tolle Einrichtung, aber nicht für jeden –aber dazu mehr).

Wochenlang las und schrieb ich das Wichtigste zusammen und erarbeitete so ein eigenes Buch über Rom.
Das mach ich eigentlich immer, denn so bin ich schon Wochen vorher in Rom.

Neben den Planen für „Was machen wir eigentlich eine Woche in Rom?“ war es natürlich enorm wichtig, sich Gedanken über die Nächtigung zu machen.
Schnell war uns klar, dass wir eine Wohnung beziehen wollten. Der Grund war unsere Unabhängigkeit und das Gefühl zu haben, man gehört dazu und ist nicht nur Tourist.
Wir ackerten verschiedene Internetseiten durch und blieben dann bei einer Wohnung hängen, in die wir uns bereits bei der Beschreibung schon verliebten. Das Haus, in dem sich die Wohnung befindet, kennt höchstwahrscheinlich jeder von Euch; es ist in der Via Nicola Salvi Nr. 68 –Kolosseum rechts, es gehen Treppenstufen hoch, das große gelbe Haus wo im Erdgeschoss 2 Bars sind.
Hier der Link: Ferienhaus Welt, Ferienwohnung. Ferienhäuser, Ferienwohnungen, Villas, Fincas, Landhäuser in Welt, Welt bei FeWo-direkt.de und die Beschreibung der Vermieterin:
„Beschreibung von Am Kolosseum in Rom, Italien
Es ist ein herrliches Apartment direkt am Kolosseum. Es ist ca. 80 qm groß und bietet: 1 Schlafzimmer mit Doppelbett, 1 Schlafzimmer mit 2 Einzelbetten, ein Wohnzimmer mit 2 Sofas und Esstisch, eine große Wohnküche und ein großes Bad mit Wanne. Es befindet sich auf der 5 Etage mit Fahrstuhl. Sie haben einen wunderschönen Blick auf die Römische Skavi und auf das Emanuel-Denkmal.“
Und die Beschreibung war weder übertrieben noch gelogen. Allein der Blick waren die 800 Euro in der Woche wert.

Geflogen sind wir mit Alitalia (wie sagte mein Freund Klaus so treffend: ‚bevors die nimmer gibt, möchte ich ma mit denen fliegen!’) ab Frankfurt. Gebucht haben wir übers Internet, für 154,00 Euro pro Nase.
Wir kommen ja aus Nordbayern und sind mit dem Auto nach Nürnberg, hier wäre ein Zubringerflug nach Frankfurt abgegangen, 1 Stunde unterwegs und nach Frankfurt 2,5 Stunden. Die Parkgebühr in Frankfurt hielt sich mit 55,00 Euro für die Woche auch in Grenzen, ich hatte den Parkplatz reserviert und somit über die Hälfte gespart. Für alle die von Frankfurt aus Fliegen, ist die Reservierung eine Option, je ehr man bucht, desto mehr spart man. Hier der Link, über den man die Parkplätze reservieren kann: Frankfurt Airport - Homepage
Zum Zeitpunkt unserer Buchung war ich wenig begeistert von den Flugzeiten, am 28. Okt um 18.40 weg und am 04.11. um 21.15 in Rom starten.
Im Nachhinein aber war es super; am Sonntag konnten wir ganz entspannt Nachmittag nach Frankfurt fahren und machten eine Woche später diesen verlorenen Tag wieder gut.

Vorschau zum 2. Teil: Ankunft in Rom; "so läuft Italien", Herdentrieb und wir mittendrinn, Pupertät im Vatikan
 
Na, da bin ich ja schon mal tierisch auf den 2. Teil gespannt, hier schon mal Danke für den ersten! :nod:

Die Trauer bei dem Gedanken, nicht wenigstens ein mal im jahr nach Rom zu kommen, kenne ich, im nächsten Jahr werde ich bis Dezember warten müssen :(

Aber solange du und die anderen immer so schöne Reiseberichte setzen...

LG
Fortunata
 
Hallo und Moin, Moin Jule!

Tja, einmal im Jahr Rom ..... wie SCHÖN !!! ( klappt leider aber nicht immer )

VIELEN DANK für Deinen Anfang der sehr nett zu lesenden Reiseberichtes .... die FeWo ist ja klasse !!! :thumbup:

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil des Berichtes .... die Vorschau klingt schon spannend !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
Scusate, aber ihr wisst ja sicher wie das ist, man hat auf der Arbeit gar keine Zeit für sein Privates....
.... hier der 2. Teil meines Reiseberichtes

unsere Ankunft in Rom und ein kleines Stückchen Luxus mit dem Taxi

Als Kathrin und ich (unser Freund Klaus konnte aufgrund Arbeit erst am Dienstag nachkommen) am 28. Oktober dann abends um halb neun aus dem Flieger am Fiumincino stiegen, empfing uns ein laues Sommerlüftchen. Ich blieb ein paar Sekunden auf der Treppe stehen und sog erst einmal die Luft und das Gefühl nach Hause zu kommen ein.

Kaum dass wir im Flughafenbus waren, piepste es und spielte Musik um uns herum, alle Handys waren wie auf Kommando wieder auf Empfang.
Ich finde es immer wieder witzig, wie Italiener die Liebe zu ihrem Handy und zur Kommunikation ausleben. Es wird ja wirklich überall telefoniert. Sollten die Außengeräusche zu laut sein –was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, wenn z.B. 20 Mann und Frauen in einem Bus lautstark telefonieren-, kein Problem, für was gibt’s denn den Lautsprecher.
Ganz fasziniert war ich auch von dem Mann, der sich seine Zigarette noch auf der Flughafentreppe in den Mund steckte, diese während der Fahrt mit dem Bus über die Zeit am Gebäckband im Mund behielt, um sie dann am Taxistand anzuzünden.
Übrigens, für alle Raucher; wenn er/sie in einem öffentlichen Gebäude ist und will eine rauchen, stecken sich der Italiener und die Italienerin die Zigarette noch in dem Gebäude in den Mund und laufen dann mit dieser -nicht Angezündeten- hinaus, um sie dort genüsslich zu rauchen.

Am Gebäckband warteten wir auf unsere Koffer und warten und warteten. Bis allein dieses Ding sich mal bewegt hat, hat es ewig gedauert. Mittlerweile hab auch ich mir eine Zigarette in den Mund gesteckt, aber ohne Rauch ist des echt doof und ich war irgendwann so was von genervt…
Wir haben uns dann auch ein Stückchen Luxus gegönnt und ein Taxi für 50 Euro geordert. Um 22.00 Uhr waren wir bei unserer Wohnung.
Die Fahrt war toll, vorbei an den beleuchteten Caracalla-Thermen und hin zum erstrahlenden Kolosseum.
Egal wie oft ich das Kolosseum sehen werde, es bleibt für mich das Bauwerk, welches für mich Rom heißt. Wuchtig, groß, uneinnehmbar und dennoch verletzlich.

unsere Wohnung und so "läuft" Italien

Hinauf zur Wohnung fuhren wir selbstverständlich mit dem Aufzug. So einen Aufzug kannte bisher ich nur aus Filmen. Es war so einer in einem Käfig. Er war so groß, dass wir auf 2-mal fahren mussten, weil 2 Menschen + Koffer + Handgepäck –meines besteht immer aus Rucksack und Fototasche- für diesen Aufzug einfach zu viel waren, die Tür ging nicht zu.
Empfangen wurden wir ganz sehr herzlich von der als Vermieterin auftretenden Susanna und der Eigentümerin der Wohnung Signora Solvi und deren 2 Söhnen. Susanna, die Deutsch spricht, erklärte uns alles –Sicherheitsschloss, Gasherd etc.-
Ein Raum allerdings blieb uns eine ganze Woche verwehrt, der war abgeschlossen und keiner unserer Schlüssel passte.
Susanna trichterte uns ein, dass wir antworten sollen, ‚wir seien gute Freunde der Familie, sollten wir gefragt werden, warum wir in dieser Wohnung leben. Und bloß nicht die Tür öffnen, wenn’s klingelt.
Da die Überweisung der Anzahlung nicht funktionierte (Fehler beim Ausfüllen der Überweisung meinerseits) zahlte ich die gesamten 800 Euro in bar. Was Susanna mit Freuden erfüllte; O-Ton: ‚Das ist gut so, da sparen wir uns doch den Vertrag.’ Ich überlege heute noch, wie viel davon die Finanzia erhält.
Nachdem Susanna und Famiglia Solvi gegangen waren, sahen Kathrin und ich uns die Wohnung an. Es sah irgendwie so aus, als ob der Besitzer gleich zurückkommen wird; Familienbilder überall, mehr oder weniger aktuelle Zeitungen unter dem Fernseher, aktuelle Post (an Famiglia Solvi) in der Kommode…
Wir sind zu folgendem Fazit gelangt: Signora Solvi tritt als Eigentümerin auf bewohnt die Wohnung mit ihren Söhnen wenn sie nicht vermietet ist, die eigentlichen Eigentümer und deren Hab und Gut liegen in dem Raum, der verschlossen ist und Susanna tritt als Maklerin auf und vermietet die Wohnung an naive deutschsprechende Touristen und macht gemeinsame Sache mit der Finanzia.8)

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, sind wir dann noch zum Essen gegangen.
In eine Pizzeria in einer Seitengasse der Cavour gelegen. Leider ist mir der Name vollkommen entfallen. Es war gut, aber jetzt nichts dodal Umwerfendes. 1 x Antipasti, 2 x Pizza und 3 Biere für 28,00 Euro (natürlich insgesamt, ich habe keine 2 Pizzas gegessen).


Was mir bei meinen Planungen ja immer schwer fällt, ist es auch die Wünsche meiner Mitreisenden zu respektieren und sie nicht mit meiner Vorstellung eines Romaufenthaltes zu erschlagen.
Kathrin, die ja eigentlich noch nichts von Rom gesehen hatte, äußerste den Wunsch die Sixtinische Kapelle und die Spanische Treppe zu sehen –später lernte ich, dass man nicht immer auf die Wünsche Anderer eingehen muss um glücklich zu leben-.;)

Also, am 29. Oktober haben wir uns dann die Vatikanischen Museen gegeben. Ich war ja schon ein paar Mal drinn, bin Kathrin zu Liebe noch einmal rein und ich weiß, dieses Mal war es definitiv das Letzte mal.

Großspurig habe ich gesagt, dass wir mit der Metro bis nach Cipro fahren, dann sind wir gleich oben; und dass wir ganz sehr früh los müssen, was sogar mit 8 Uhr relativ gut geklappt hat, da is noch nicht viel los.
Tja, wir waren durch dem Ausstieg in Cipro gleich am Eingang und haben viele Menschen gesehen; die Menschen wurden nicht weniger. Vor jeder Ecke der Mauer war man schon ganz gespannt, wie viele da noch kommen. Als wir uns dann in der Via Angelica auf halben Weg zum Petersplatz in die Schlange einreihten, dachte ich mir; Kathrin, dass kannste nie mehr gut machen.
Als wir dann nach 2 Stunden (und hier haben wir auch noch was gut gemacht, weil wir uns vorgedrängelt haben) und wahrscheinlich einer halben Schachtel Zigaretten und 2 Espresso, die Kathrin auf dem Weg aus den Bars holte, dann doch durch den Eingang gingen mussten wir erst einmal uns auf die Bänke setzen. Für mich war der Tag eigentlich gelaufen.

Die Vatikanischen Museen sind sicherlich für jemanden, der Kunst liebt, sehr zu empfehlen. Ich könnte immer nach den Gobelains und dem Raum mit den Landkarten gehen.
Es ist aber auch nie möglich, sich mal was in Ruhe anzusehen und es in sich aufzunehmen. Da hinter, neben oder vor Einem mindestens 10 Reiseführer in 10 verschiednen Sprachen Erklärungen abgeben; man getreten, geschubst und weitergedrängt wird.

Bevor wir dann zur Sixtinischen Kapelle kamen, kehrten wir erst bei der Snack-Bar ein. Das war der schönste Teil der Museen.
Da war z.B. der Junge, der mit Kopfhörer in den Ohren am Tisch saß und auf die Anmerkung seines Vaters: ‚Und du bleibst hier!’ als dieser und Mama zur Toilette gingen antwortet: ‚Wo soll ich denn hin?!’ Und als Mama und Papa weg waren telefonierte und seinem/r GesprächspartnerIn erzählte, dass alles voll doof ist und er nur durch irgendwelche dummen Museen muss und gar nichts lustig ist… Da hab ich mir gedacht, warum müssen sich Eltern das antun, und im Schlepptau immer jemanden dabei haben, der nur ne Larve zieht. Das würde mir ja sämtlichen Spaß nehmen.
Auf der Treppe zur Sixtinischen kam mir das erste Mal der Gedanke, dass wir uns hier in einer Schafherde befinden, die zur Schur bestellt sind. Genauso sieht es nämlich aus, wenn Viecher durch diese Gatter geführt werden. Das Gatter ist dann die Sixtinische.
Wir hatten Glück und ergatterten 2 Plätze auf den Steinbänken und konnten so zumindest ohne Erwehrung gegen „körperliche Angriffe“ uns ein wenig Michelangelos Federstrich widmen.
Meine Aufmerksamkeit legte ich ganz schnell auf den Trubel um mich herum, was mich dann doch mehr erfreute wie jeder Pinselstrich.
Da war z.B. der junge Mann, der sich auf den Fußboden legte und die Decke fotografieren wollte und sich mit den Security anlegte, weil dieser ihm klar machen wollte, dass dies nicht erlaubt ist.

Als wir dann draußen waren, so gegen 15.00 Uhr, schnaufte ich erstmal richtig durch und kam zu dem Fazit, dass ich nie wieder die Vatikanischen Museen betreten werde.

Den Petersdom ließen wir dann auch links liegen, denn wir hatten beide keine Lust mehr, uns wieder in eine Schlange einzureihen, bei der man noch nicht einmal davon ausgehen konnte, dass wir überhaupt in den Dom kommen.
Wir haben dann das Treiben auf dem Platz beobachtet und sind dann vorbei an der Engelsburg zur Piazza Navona gelaufen…

… beim 3. Teil erzähl ich dann von der Piazza Navona, der Piazza Venezia und dem antiken Rom….


Gruß Jule
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jule,

vielen Dank für den " Live Bericht" VM 8O8O
Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. Waren 2 Tage später dort und es war wirklich nicht schön Die Beschreibung mit der Schafherde ist wirklich treffend :lol::lol:
Habe es noch nie so voll erlebt :(:(

Grüße
Uli
 
Schade, dass Ihr den Petersdom ausgelassen habt. Ihr wußtet vermutlich nicht, dass man von der Sixtina direkt in den Petersdom kommt und nicht noch mal Schlange stehen muß, denn die Sicherheitskontrolle hattet Ihr ja shcon passiert.

Ansonsten kann ich mich dem nur anschließen: die vatikanischen Museen kann man nicht mit der entsprechenden Muße besichtigen. Das ist aber wohl so gewollt, denn sonst könnte man die Zugänge sicher ändern. Beim Louvre haben die Verantwortlichen es ja auch geschafft. Schon allein ein separater Eingang für die Sixtina würde Vieles vereinfachen. Auch die Öfnungszeiten sind nicht gerade besucherfreundlich. Aber eine Änderung werden wir sicher nicht mehr erleben.

Danke für Deinen Bericht. Das weckt wieder das "Heimweh" nach der Urbs!

Claude
 
Weißt Du Claude, ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keine Lust mehr noch in den Petersdom zu gehen oder sonst irgendetwas anzuschauen, was nur in irgendeiner Weise mit Kunst zu tun hat; Kathrin und ich waren ‚fertig wie a Katz’.
Aus diesem Grund haben wir uns auch an der Piazza Navona erstmal auf einer Bank niedergelassen und nur geschaut (und ich war ja schon ein paar Mal drinn). Wir haben noch nicht mal miteinander gesprochen. Leider ist das Wetter an diesem Tag ins Negative umgeschlagen und es war gar nicht lustig, wie sonst, wenn man Leute beobachten kann, sondern nass und kalt. Auf dem Weg zur Piazza Venezia sind wir dann bei „Tre Scalini“ rein und haben uns jeder eines dieses kööööööööstlichen Tartufo-Eises geholt.

Wir sind dann ein bisschen durch die Gässchen hin zur Via dei Plebiscito geschlendert. Ich finde ja, an keinem anderen Ort in Rom kommen Abgase so zur Geltung wie hier.

An der Piazza Venezia haben wir uns ganz gemütlich an einen der Tische der Bar gleich an der Ecke gesetzt, jeder so eine 375 ml Weinflasche bestellt und die dargebotenen herzhaften Teilchen gegessen, den Wein getrunken und geschaut.
Ich liebe diesen Platz. Ich finde es immer wieder aufregend, wie Fußgänger mit sich kämpfen ihn zu überqueren; die Busse, Autos, Pferdekutschen, Radfahrer, Krankenwägen, Polizeifahrzeuge etc., die alle so fahren, als ob sie alleine auf dem Platz wären; die Carabinieri, die den Touristinnen nachschauen und die Polizisten, die es irgendwie schaffen, in das ganze Chaos so etwas wie Ordnung rein zu bekommen. Was mir diesmal aufgefallen ist, als der höherrangige Polizist kam und seine kleineren Kollegen ablöste, da begann das Chaos so richtig, minutenlang tat sich nämlich beim Verkehr gar nichts.
Nach 2 Stunden und jeweils drei 375 ml Weiswein, vielen Häppchen und viel Spaß mit den Obern, den Polizisten und den Carabinieri 8) sind wir dann erst einmal in unsere Wohnung und haben uns ausgestreckt und so ein italienisches Quiz angeschaut und Karten geschrieben.

Zu Abend haben wir in der Pizzeria „La Carette“ gegessen. Ich war da jetzt schon ein paar Mal drinn und bin jedes mal wieder begeistert. Günstig, die teuerste Pizza 8,50 Euro und super lecker! Ich hab sie jetzt nicht bei den Restauranttipps gefunden, deshalb hier wo sie ist; ihr seit auf der Via dei Fori Imperiali und schaut Richtung Monumento und geht in die Via Cavour rein, links ist dann dieser Turm, dann kommen 2 Bars bzw. Restaurant und da geht’s links in eine Seitengasse rein; deren Name ich leider nicht weiß.

Unseren Absacker haben wir dann Enoteca Cavour 313 zu uns genommen und sind dann in unsere Bettchen und glücklich eingeschlafen.

Am nächsten Tag, Dienstag 30. Oktober wollten wir uns gar keinen so großen Stress machen, da ja abends unser Kläuschen ankommen sollte!

Nach unserem Frühstück in unserer Bar (für 2,80 Euro –im Stehen) sind wir dann die Via dei Fori Imperiali entlang gegangen und ich habe mein gesamtes Wissen über Rom und seine Geschichte preisgegeben.
Vorbei an der Insula über das Kapitol sind wir dann hinunter in das Forum gegangen. Ich mag diesen Eintritt am liebsten, weil man da erst einmal das Forum von oben genießen kann. Auch kann man viele Sachen schon mal erklären.
Richtung Titusbogen und auf der Via Sacra wurde uns schnell klar, was uns am Kolosseum erwarten würde. Und wir täuschten uns nicht. Die Schlange war irre.
Ich habe vorgeschlagen, dass wir erst mal was zu Essen und zu Trinken holen und uns auf die Mauerchen setzen und dort verweilen.
Am Besten waren die Legionäre mit einer Identitäskriese, die sagten immer ‚Foto with Gladiator!’. Der Eine hat auch so ausgemergelt ausgesehen, dass man denken konnte der ist den Weg von Rom bis nach Germanien und zurückgelaufen. Wir hatten wirklich viel Spaß mit denen. Besonders als der eine den Foto von einem Opfer nahm um dieses mit seinem Kumpel zu fotografieren und dabei mit seinem Handy telefonierte.
Nach unserer kleinen Siesta sind wir dann in das Kolosseum. Die Schlange hatte tatsächlich abgenommen und mit unserem Rom-Pass ging’s auch nach der Sicherheitskontrolle recht schnell.
Ich muss immer in das Kolosseum, wenn ich in Rom bin. Besonders gefallen mir immer die Sonderausstellungen, dieses Mal war das Thema „Theater im klassischen Rom“. Wir haben Leute beobachtet, Karten geschrieben und bei Renovierungsarbeiten zugesehen.

An dem Abend wollten wir für Klaus kochen, da er erst gegen 21.30 Uhr landen sollte. Dafür fuhren wir dann zum Termini und kauften im Supermarkt ein.
Kathrin und ich fuhren dann zum Fiumincino raus und warteten auf Klaus, der mit 40 minütiger Verspätung ankam. Als wir dann den Flughafen verließen um eine zu Rauchen wussten wir um das Wetter, das am Mittwoch sein sollte und wir dachten schon , dass wir die 8 bzw. 10 Regentage in dieser Woche erwischt haben, die es in Rom Oktober und November gibt; es schüttete wie aus Eimern.
Zu Hause haben wir dann gut gegessen, Wein getrunken und viele Pläne für die gemeinsamen 3 Tage gemacht.

Am Montag gibt’s dann neben viel Regen Piazza del Popolo, Pantheon, Rom bei Nacht und vieles mehr.
 
Hallo Jule,
Dein Bericht ist klasse :!:
Wir waren ja eine Woche vor Euch in Rom und waren auch nicht in den MV, obwohl wir einen Romneuling dabei hatten, der gerne wollte. Auch ich gerne mal wieder dort gewesen (gerade die Landkarten und die renovierte Sistina :uhoh: ). Aber Deine Erfahrungen (so traurig sie auch sind), zeigen, dass wir richtig gehandelt haben.
Ich kann verstehen, dass Du nicht mehr in den Petersdom wolltest, und Bene wird das auch (sofern er hier mitliest :twisted: ). Aber: So ein Tartufo bei Tre Scalini entschädigt für vieles, oder? :nod::nod::nod:

Ich freu mich schon auf den nächsten Tag mit Euch und bin neugierig, wie Ihr Klaus verwöhnt habt 8)

Grüße von
patta.
 
Hallo und Moin, Moin Jule!

Mit sehr, sehr viel Freude habe ich Deine Fortsetzung gelesen ....VIELEN DANK !!! :thumbup: :thumbup: :thumbup:

Freue mich schon sehr und bin gespannt wie es weitergeht !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo Jule,
Dein Bericht ist klasse :!:
Wir waren ja eine Woche vor Euch in Rom und waren auch nicht in den MV, obwohl wir einen Romneuling dabei hatten, der gerne wollte. Auch ich gerne mal wieder dort gewesen (gerade die Landkarten und die renovierte Sistina :uhoh: ). Aber Deine Erfahrungen (so traurig sie auch sind), zeigen, dass wir richtig gehandelt haben.

Hallo Jule, hallo patta,

auch uns ging es ähnlich vor 4 Wochen!
Wir waren einige Male zu verschiedenen Tageszeiten da und die Schlangen haben uns davon abgehalten, reinzugehen. Und nachdem wir einige schöne Museen ohne Gedränge erlebt hatten, andererseits auch schon merhrmals in den MV waren, hatte ich einfach keine Lust, mich durchzuquälen, zumal da es ja sehr gute Bildbände z. B. über die Stanzen gibt;):blush: (von denen mein Mann einige im Bücherschrank stehen hat!)

Gruß Angela
 
Hallo Jule,
Dein Bericht ist klasse :!:
Wir waren ja eine Woche vor Euch in Rom und waren auch nicht in den MV, obwohl wir einen Romneuling dabei hatten, der gerne wollte. Auch ich gerne mal wieder dort gewesen (gerade die Landkarten und die renovierte Sistina :uhoh: ). Aber Deine Erfahrungen (so traurig sie auch sind), zeigen, dass wir richtig gehandelt haben.
Ich kann verstehen, dass Du nicht mehr in den Petersdom wolltest, und Bene wird das auch (sofern er hier mitliest :twisted: ). Aber: So ein Tartufo bei Tre Scalini entschädigt für vieles, oder? :nod::nod::nod:

Ich freu mich schon auf den nächsten Tag mit Euch und bin neugierig, wie Ihr Klaus verwöhnt habt 8)

Grüße von
patta.

Danke für das Lob Patta! Und ich zehre heute noch an dem Tartufo.
Für unser Verwöhnmenü haben wir haben im Supermarkt frische Lasagneblätter, Ricotta, Salbeiblätter, ein gegrilltes Hähnchen, Ruccolasalat, Parmesankäse, Pinienkerne und eine Ananas erstanden.
Aus den Lasagneblättern haben wir dann Ricotta-Ravioli gemacht und mit Salbeibutter serviert. Danach gab’s das Hähnchen mit Salat, über den wir den Parmesankäse hobelten und mit den Pinienkernen bestreuten, der Nachtisch war dann die Ananas.

Am Morgen des 31. Oktobers habe ich unten in meiner Bar Cornetti geholt; Kathrin und ich haben ja immer italienisch gefrühstückt, aber unser Klaus genießt etwas anders. Fragte er doch tatsächlich vollen Ernstes nach Wurst, Schinken, Käse und frischen Brötchen; ich muss ihn so was von entgeistert angeschaut haben, dass er ganz kleinlaut erwiderte, er wäre schon mit einer Tasse Kaffee zufrieden.
Als ich aus dem Haus trat empfing mich ein trüber Morgen, das Kolosseum wirkte gar bedrohlich, die Straßen waren nass.
Nachdem wir unsere Hörnchen gegessen haben und die Stylings meiner zwei Hübschen fertig waren (nur Kathrin war ja schon immer aufregend und langwierig, aber jetzt auch noch Klaus, ich sah schwarz für ein frühzeitiges Wegkommen) sind wir dann doch mal gegen zehn aus dem Haus gekommen.
Mit dem kleinen Elektrobus der Linie 117, der genau vor unserem Haus hielt, sind wir dann zum Piazza del Popolo gefahren. Ich liebe ja diese kleinen Busse, einmal weil sie knuffig sind und dann weil sie auch durch die kleinen Straßen fahren und man so viel sieht.
Klaus hat sich den Ausflug zum Piazza del Popolo gewünscht, da er ihn als den schönsten Roms bezeichnet. Und, er hat ja nicht ganz Unrecht; das Arrangement mit den Zwillingskirchen, die Balustraden und Terrassen hinauf zum Pincio… Leider hat es mittlerweile so sehr geschüttet, dass wir uns dagegen entschieden, uns auf eine der Bänke oder auf dem Pincio niederzulassen.
Wir haben die Piazza überquert und sind hinter die Porta del Popolo getreten. Wir haben tief durchgeschnauft und sind ganz bedächtig durchgeschritten. Wir haben Rom dann mit dem Blick Goethes und vieler anderer sehen können. Von dieser Seite habe ich ehrlich gesagt die Piazza noch nicht gesehen und bin hin und weg gewesen trotz des Regens. Nachdem wir ja schon mal in der Gegend waren haben wir uns die Kirche Santa Maria del Popolo angesehen. Von den vielen schönen Gemälden hat mir besonders die Kreuzigung des Andreas gefallen; hier sieht man die Kraftanstrengung des Henkers ganz deutlich und Petrus schaut so richtig ungläubig.
Als wir hinaustraten, regnete es immer noch und so sind wir nun vollends durchgeweicht (Regenjacken sind auch nicht mehr das was sie mal waren) zwischen den Zwillingskirchen –ich find die immer wieder schön anzusehen, wie sie da so trotzig stehen- die Via del Corso entlang gegangen. Mittlerweile hat es auch „gegnatscht“, wenn man gelaufen ist.
An der Piazza di Pietra haben wir uns dann einen kleinen, weniger guten, aber nicht so billigen Mittagssnack gegönnt. Im Cafe „La Caffettiera“. Allerdings haben wir unser Geld so richtig abgesessen. Knapp 2 Stunden warn wir drin. Bis dann der Ober uns die Rechnung hinlegte, obwohl wir noch gar nicht weg wollten; aber es war ja bald Zeit für pranzo. Schön ist es dort zu sitzen, der Kaffee ist wo anders billiger und die Bedienungen netter.
Zwischenzeitlich hat es mal aufgehört zu regnen und wir sind zum Pantheon geschlendert. Und pünktlich zur Innenbesichtigung hat es wieder angefangen zu regnen. Und diesmal war ich dankbar, hat doch Kathrin gesehen, dass oben ein Loch ist, das nicht mit Glas verschlossen ist. Das Pantheon ist für mich neben dem Kolosseum eines der beeindruckensten Gebäude Roms. Was haben die Baumeister und Arbeiter vor knapp 2.000 Jahren geleistet!
Nach dem Pantheon haben wir uns dann das Meisterwerk Borrominis –laut meiner Reiseführer-, die Kirche Sant’Ivo della Sapienza angesehen. Am interessantesten fand ich den Turm, der Spirale darstellt. Den Hof fand ich sehr beeindruckend. Wenn man zu der Kapelle, -mehr ist es meiner Meinung nach nicht- durch diesen Hof schreitet, fühlt man sich erhaben aber auch demütig. Und wenn man dann hineingeht, in dieses weiß schimmernde Innere, verschlägt es einem fast die Sprache.
Es regnete übrigens immer noch. Unseren Nachmittagsespresso, einen Gran Caffe`, haben wir an der Piazza Sant’Eustachio in der gleichnamigen Bar zu uns genommen. Ich draußen unter der löchrigen Markise; aber ich musste eine zum Caffe rauchen.
Da es mittlerweile aufgehört hatte zu regnen, entschieden wir uns, noch zum Campo die Fiori –mein erklärter Lieblingsplatz- zu gehen und in der Bar an der Ecke wo’s zum Piazza Farnese geht, einen Vino zu trinken. Das mach ich übrigens mindestens einmal wenn ich in Rom bin. Ich finde das dort sitzen einfach klasse; wir haben die Müllabfuhr beim saubermachen des Platzes beobachtet.
Da wir alle ein wenig erschöpft waren, fuhren wir mit Bussen gegen halb sechs zurück zu unserer Wohnung, nahmen Fußbäder, badeten und duschten heiß. Dann haben wir uns zusammen ein Quiz angeschaut und sind dann um halb acht in die zweite Bar in unsrem Haus.
Das „Cafe Oppio“ ist wirklich zu empfehlen. Es ist spätabends oder nachts sicherlich mehr was für jüngere, manchmal mit Live-Music oder DJ. Aber bis dahin ist es einfach eine klasse Cocktailbar mit Blick auf das Kolosseum. Für 10 Euro kann man sich zwischen 17 und 21 Uhr an einem Antipasti-Buffett –nur gute Sachen- bedienen und einen Drink gönnen; der perfekte Einstieg in einen tollen Abend.
Von der Via Fori dei Imperiali sind wir dann Richtung Campo dei Fiori gefahren und haben bei „Da Sergio“ super toll und lecker und meiner Meinung nach nicht zu teuer zu Abend gegessen. „Da Sergio“ ist und bleibt für mich das Restaurant schlechthin in Rom. Gutes Essen, gute Portionen, nette Bedienung…
Danach kam der Programmpunkt „Rom bei Nacht“ – der Lichterspaziergang: „Wir sind zum Petersplatz gefahren und haben die Ruhe dort genossen und uns an dem Gold, so strahlte dort alles, erfreut. Vorbei an der Engelsburg über die Engelsbrücke –hier wirkten die Engel fast unwirklich, so wie sie angestrahlt wurden- sind wir dann zur Spanischen Treppe gegangen, die fast leer war. Am Trevi-Brunnen haben wir den Moloch gesehen. Klaus und Kathrin mussten sich an der Treppe anstellen, um eine Münze werfen zu können. Es war wirklich schlimm, wir sind kaum durch die Gassen Richtung unserer Eisdiele gekommen, in die wir unbedingt wollten und die ich nur empfehlen kann, „Gelateria San Crispino“ in der Via della Panetteria Nr. 42. Ich hätte mich in dieses Haselnusseis (da war ein wenig Baiser drin) reinlegen können. Schmacht!
Um halb eins lagen wir vollkommen erschöpft in unseren Betten und die kleinen Viren haben sich schon aufgemacht, um in ihrer Nachtschicht uns alle flachzulegen.

Morgen sind wir dann in Ostia.
 
Vieles von Eurem Tag haben wir eine Woche zuvor ähnlich gemacht, nur mit weniger Regen ;)
War trotzdem schön, mit Euch durch Rom zu gehen.
Verwöhnt Ihr Klaus denn morgen in Ostia :twisted:

fragt sich
patta.
 
Hallo und Moin, Moin Jule!

Wieder einmal: VIELEN DANK !!! ..... und ich bin schon ganz gespannt auf den Ostia ( antica ? ) Bericht ....


Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo und Moin, Moin Jule!

Wieder einmal: VIELEN DANK !!! ..... und ich bin schon ganz gespannt auf den Ostia ( antica ? ) Bericht ....


Gruß - Asterixinchen :)

bin neugierig, wie Ihr Klaus verwöhnt habt 8).
8O Bin nicht ganz so sicher, ob ich darauf wirklich neugierig sein sollte ... sorry für OT. :blush: :blush: :blush:
Du kennst Klaus :?:

Hart am Rande des OT navigiert
patta.


Danke Asterixinchen für Dein Lob! Ja, wir sind am 01. November nach Ostia Antica gefahren. Ehrlich gesagt hab ichs noch nie nach Ostia und/oder an den Strand geschafft, aber was ich so gelesen habe, muss das ja auch nicht der Bringer sein.

Ähm, wat isn OT? :blush:


Verwöhnt haben wir Klaus allein durch unsere Anwesenheit.

Aber nun mal wieder zu meinem Reisebericht.
Während unserer Planung brachte Klaus seinen Wunsch ein, einen Ausflug raus aus der Stadt zu machen, Ostia oder Tivoli.
Wir drei haben uns dann auf Ostia geeinigt. Obwohl ich auch gerne nach Tivoli gefahren wäre, da ich schon einmal in Ostia war.

Wir sind mit der Metro zur Piramide gefahren und dann weiter mit der S-Bahn zur Station Ostia Antica. Alles in allem haben wir knapp ne Stunde gebraucht und haben um halb elf die Ausgrabungen betreten.
Wir haben uns gegen eine Führung mit dem Audioguide entschieden, ich hatte verschiedene Bücher und Pläne von Ostia dabei, so konnten wir uns orientieren. Ich bin eh mehr der Typ, der sich selber seine Gedanken zu Ausgrabungen macht, mir in meinem Geiste das Gebäude vorstellt, von dem man nur noch die Grundmauern sieht Geschichten ausdenkt, was in diesen Gebäuden und auf den Straßen passiert ist. Klaus und Kathrin wollten Ostia einfach nur auf sich wirken lassen und lasen nach, wenn sie etwas ganz besonders interessierte.
Hinsichtlich des Wetters sagte Klaus auf der Rückfahrt: ‚Zum Glück war’s so schlecht, sonst wär die Julia ja vor sieben (da muss man raus) nicht gegangen!’
Das Wetter hielt einigermaßen, es regnete zumindest nicht. Aber kalt und windig war’s. Leider konnten wir unser geplantes Picknick deshalb nicht machen.
Insgesamt waren wir 6 Stunden in Ostia unterwegs, diverse kurze Stopps bei verschiedenen Häusern und eine halbe Stunde Pause in der Cafeteria eingeschlossen. Danach waren wir wirklich etwas platt.

Aber nun auf zu einem kleinen Rundgang durch Ostia:

Entlang der Via Ostiense zieht sich bis zum Porta Romana die Gräberstraße, die Nekropolen. Früher wurden die Toten ja vor der Stadt beerdigt. Die schönen Sarkophage begeistern mich immer wieder. Anhand der Verziehrungen kann man gut erraten, wer mal drin gelegen hat.
Durch die Porta Romana betritt man dann die eigentliche Stadt. O.k., es ist nicht mehr viel da, vom Stadttor, aber das erhabene Gefühl diese ehemalige Hafenstadt zu betreten, hineinzutauchen in die Geschäftigkeit der Händler, sich den kulinarischen Genüssen der Tavernen hinzugeben, dass ist da.
Entlang der Decumanus Maximus, der Hauptstraße, sind wir dann erst einmal beim Piazza della Vittoria eingebogen und haben uns eine Zeremonie der Legionäre und Sponsoren des Kriegszuges bei der Minerva angesehen. Stattliche Männer waren es, die den Segen der Göttin für ihren Einsatz im fernen Karthago und Gallien erbaten. Die Sponsoren waren ganz weiß im Gesicht, als sie an das viele Geld dachten, das sie gaben und das ganz schnell verloren sein kann.
Da uns noch ein harter Tag bevorstand, beschlossen wir gleich einmal uns in den Neptunsthermen zu erfrischen. Ihr könnt euch diese Pracht nicht vorstellen, besonders beeindruckend sind die Fußbodenmosaiken aus den vielen kleinen schwarzen und weißen Steinchen. Ich bewundere ja die Arbeiter, die diese Arbeiten gemacht haben, ich selbst hasse sogar Puzzles mit 20 Teilen.
Das Problem an den großen Städten ist ja immer, dass die Häuser so nah aneinander gebaut sind und die vielen Menschen auch gleich viel Unrat liegen lassen. Ostia bietet seinen Bürgern und den Gütern daher eine Feuerwehr. Um uns das Ganze einmal anzuschauen und zu sehen wie die etwa 400 Feuerwehrleute leben, haben wir uns die Caserma die Vigili angesehen. Die 400 Feuerwehrleute stehen ständig in Bereitschaft und haben zur Kurzweil in dieser Zeit Latrinen, Bäder und einen Tempel zur Verfügung.
Nach der Erfrischung in den Thermen und der Besichtigung der Feuerwache war uns dann nach Kultur. Hatten wir doch gehört, dass das Theater von Ostia ein ganz besonders sein soll. Es liegt strategisch gut, wenn man die Decumanus Maximus entlang läuft, kommt man an dem Ziegelbau vorbei. Einfach wundervoll, das Treiben, das ca. 3.000 Menschen veranstalten können, wenn sie sich unter den Zuschauerreihen bei den ca. 16 Läden umsehen, handeln und kaufen. Das Theater selbst besticht durch seine Schönheit. Das Innere ist gänzlich in Marmor gehalten.
Aber wir waren ja nicht zum Vergnügen in Ostia, nein, wir mussten unseren Handel mit dieser Stadt und Rom endlich mal auf einen grünen Zweig bringen. Aus diesem Grund gingen wir nach der wundervollen Aufführung im Theater gleich hinüber zum Piazzale delle Corporazini. Zunächst aber brachten wir Ceres bei ihrem Tempel ein Opfer. Wir drei Alemannen waren begeistert von den systematisch angeordneten Räumen, deren Bestimmung man gleich anhand der Mosaiken erkennen konnte. Hier konnten wir mit Händlern aus Alexandria und Sabratha über Waren deren Preise diskutieren.
Da wir auch alte Freunde besuchen wollten, sind wir dann in die Via die Diana eingebogen, vorbei an den Mietshäusern, von denen viele wirklich schöne Balkone haben.
An der Kreuzung Decumanus Maximus und Cardo Maximus gelangt man zum Forum und zum Kapitol, errichtet wie das in Rom. Der ganze Platz ist mit Statuen geschmückt und die Gebäude wie die Tempel der Roma und des Augustus und die Basilika haben Säulengänge hin zum Forum.
Bei den Händlern am Piazzale delle Corporazioni haben wir den Tipp erhalten, dass wir bei den ehemaligen Sklaven Epagathus und Epaphroditus bei Ihrer Horrea (Speicher) erhalten können. Beeindruckt waren wir, nachdem wir an dem Warenkontor waren, vom Eingang und den Mosaiken, mit dem der Hof ausgelegt ist.
Da uns die Zeit drängte und wir ja immer solange durch die Straßen bummelten, in den Geschäften herumschauten, in den Tavernen aßen und die Häuser der Bürger besichtigten, blieb uns leider keine Zeit uns in den Thermen von Buticosus zu erfrischen. Mir blieb hier leider nur vergönnt, einen kurzen Blick auf das Mosaik zu werfen, dass einen Mann zeigt, der einen Eimer in den Händen trägt.
Schlichtweg umgehauen hat uns, die Gartenstadt Ostias (Case a Giardino). Hier wohnt der Jet-Set. Die Häuser sind alle von hohen Mauern umgeben und in den Gartenanlagen plätschern Springbrunnen.
In allen Häusern, die wir gesehen haben, sind besonders die Fresken an den Wänden und Decken wahnsinnig schön.
Auf dem Rückweg haben wir noch schnell bei der Scuola del Trajano vorbeigeschaut und einem Bankett der Handelsvertreter beigewohnt. Der Saal war super, vollkommen mit Marmor verkleidet. Und erst die Latrine…

Was mich neben den, immer noch, wahnsinnig gut erhaltenen Gebäuden an Ostia fasziniert, ist die Tatsache, dass es in dieser Stadt von allen damals bekannten Religionen und Kulten Stätten gab, wo die Gläubigen sein konnten. Ein Zeichen, dass es doch eigentlich möglich ist, dass man in Frieden zusammen lebt.

Morgen dann wieder in der Jetztzeit, unterwegs auf der Cavour, in den Großen Kirchen…
 
Hallo Jule,
Danke für den wirklich tollen Ausflug in die Vergangenheit :thumbup::thumbup::thumbup:

OT = off topic, d.h. außerhalb des Gesprächsthemas befindlich. Dafür hat unser lieber Sven http://www.roma-antiqua.de/forum/members/cellarius/ diesen wundervollen Bereich eingerichtet, in dem man nach Herzenslust quatschen kann: http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_58/

Mein Vorschlag für 2008: Fahre nach Pompei (ja Asterixinchen: und nach Ercolano) und erstelle einen ebensolchen Bericht für uns :nod::nod::nod:

Das wünscht sich
patta.
 
Verwöhnt haben wir Klaus allein durch unsere Anwesenheit.
Das bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen ... :lol: :blush: :lol: :blush: :lol: :blush: :lol:
Mal sehen, wie Jule da wieder rauskommt 8O:lol::nod:

OT ist "off topic" (gemeint: des betreffenden Threads) - also eigentlich eine der Todsünden in einem Forum.8O
So ist es und wurde von mir fast drei Stunden vor Dir entsprechend gepostet ;)
(So kriegst Du mein Sitzkissen nie :twisted::lol:8) )
 
Hallo und Moin, Moin Jule!

VIELEN DANK !!! Besonders gut hat mir die Beschreibung des Rundganges aus "historischer Sicht" gefallen .... ich habe ihn sehr, sehr gerne gelesen .... K L A S S E !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
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