Bericht: Riga, eine hanseatische Perle und mehr

Nihil

Consul
Stammrömer
Eine Reise nach Riga vom 24.04. bis 01.05.2019

Was fängt mit R an und hört mit A auf?! Nein, es muss nicht immer Roma sein...:), auch Riga bietet ein vielfältiges Entdecken in Geschichte, in Kunst und Kulinarik an. Durch günstige Umstände( Sohn macht gerade sein Erasmusjahr in Lettland) stand zum ersten Mal Riga auf dem Reise- und Entdeckungsplan. Wie schon Anfang März in Rom, reisten wir sozusagen dem Frühling hinterher. Durch geschickte Anordnung der Reisedaten kann man ja wunderbar die jeweilige Jahreszeit verlängern. Gerechnet hatte ich mit nordisch-frischen Temperaturen, doch nein, ich kam sogar ins Schwitzen bei satten 27 Grad plus!
Wie immer, wenn länger als 3 Tage unterwegs, mieteten wir eine Ferienwohnung mitten in der Altstadt von Riga, die sich in Gehdistanz zu allen interessanten Bauwerken befand. Modern, skandinavisch schlicht eingerichtet, hell und ruhig, konnten wir uns, wenn nötig, zum Päuschen machen zurückziehen. Wie in Rom fordert auch in Riga das Kopfstein- Pflastertreten seinen Tribut! Übrigens ist trotz der Entfernung von ca. 2000 km Luftlinie, Rom und Italien doch auch um die Ecke, wie ich später entdecken konnte. Und nicht nur in Form von einer Picerija=Pizzeria.
Gekocht haben wir nicht, dass überliessen wir den exquisiten Kochkünsten der lettischen Kochszene. Ich glaube, so viele, feine Restaurants an einem Ort habe ich noch nie gesehen. ( Rom lassen wir aussen vor). Die Weine, international und sehr ausgesucht, spielten alle im gehobenen Segment, wobei wir den Schwerpunkt des Alkoholgenuss auf die örtlich Bierbrauereien verlegten. Lettische Biere sind lecker und gehaltvoll und passen auch gut zu der lettischen Küche. Wie schon aus Rom, komme ich auch aus Riga mit einigen Pfunden mehr auf den Hüften zurück...:oops:. Aber das Büssen in Form von Abspecken kann ich ja nun den Rest vom Jahr versuchen...
Demnächst mehr mit fotographischem Material.
 
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Da will ich euch einen ersten Vorgeschmack geben. Es wird kein chronologischer Reisebericht, sondern ich füge die Fotos ein, wie es passt.
Zum Beispiel dieses hier:
Das Wappen von Riga, dem man überall, immer wieder begegnet. Und, kommt es einem nicht irgendwie bekannt vor ?!:rolleyes: Wie eine Mischung aus einem Hamburger und Bremer Stadtwappen.
Das kommt nicht von ungefähr, denn der Stadtbegründer von Riga war der aus Bremen stammende Bischof Albert von Buxhoeveden.


Wie in Bremen, so ist auch in Riga der Stadtpatron der Heilige Petrus. Was man an den Schlüsseln erkennt. Das Wappen zeigt ein befestigtes Stadttor ( wie das Hamburger Wappen) mit offenem Tor, als Zeichen der Stadtrechte, ein herausschauender Löwenkopf symbolisiert die Wehrhaftigkeit der Riganer. Und wehren musste sich die Stadt in den verschiedenen Jahrhunderten oft. Das Kreuz über den Schlüsseln ersetzte den Bischofsstab, als nämlich die christlichen Orden die Macht des Bischofs von Riga brachen und zu den Landesherren dieses Landstriches wurden.

Der Landstrich war natürlich nicht leer und öd, sondern von heidnischen Stämmen besiedelt, die sich den christlichen Missionierungsversuchen widersetzten. Erst mit der Stadtgründung Rigas 1201, wurden die Missionierungen erfolgreicher. Und wo sich eine Kirche und eine Ansiedlung befindet, kann man auch schön Handel treiben, sodass sich sofort Kaufleute ansiedelten. Mit einem Papstschreiben wurde Riga zum alleiniger Hafen/ Handelsplatz und Hauptstadt von Livland erklärt. Riga trat der Hanse bei und erhielt Hamburgisches Stadtrecht. Durch den Handelsplatz mit dem geschützen Hafen am rechten Ufer der Daugava ( Düna) wurden die Kaufleute reich und politisch einflussreich. Sehr einflussreich, denn schon 1225 stellten die Kaufleute den Stadtvogt von Riga.


Um das Land zu kolonialisieren, wurden deutsche Siedler in der sumpf- und waldreiche Gegend angesiedelt. Diese galt es wirkungsvoll zu schützen, die verbliebenen Heiden mit dem Schwert zu bekehren und so wurde der militärisch ausgerichtete Schwertbrüderorden bzw. später der Deutsche Orden zu einer politisch und kirchlich schwergewichtigen Schutzmacht. Das aber führte zu ewigen Scharmützeln zwischen dem Bischof von Riga und dem Orden, in militärischen Auseinandersetzungen wie auch in Prozessen vor dem Papst, bis schliesslich die Macht der Bischöfe durch den Militärorden gebrochen wurde und der Militärorden als alleinige Schutzmacht Livlands anerkannt wurde. Auch im Wappen sichtbar: das Kreuz, dass den Bischofsstab im Wappen ersetzte.

Die Sihlouette Rigas vom Fluss aus, hat sich seit den ersten Stadtansichten nicht viel verändert.

 
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Hallo ColleMarina, Romitis und Bruno-Conti-Fan
Schön, dass ihr mir auf den baltischen Spuren folgt. Riga ist wunderschön, vielfältig, und besonders für Hamburger Bäuche:) eine kulinarische Entdeckung. Ich habe trotz der ganzen Woche, die mir zur Verfügung stand, nur einen Bruchteil gesehen, vom Land selber kaum etwas. Aber eins ist sicher, es gibt sehr viel zu entdecken.
 
Wir hatten eine kleine Kanalfahrt gemacht, die auch auf den Fluss hinausführt. So spiegelglatt wie an dem Tag ist die Daugava allerdings nicht immer. Dann schauckeln die kleinen Kanalboote heftig in den Wellen. Mir gelangen wenigstens unverwackelte Bilder. Der Kanal in den alten Wallanlagen zählt zu den alten Befestigungsanlagen der Stadt, die von den Schweden erbaut wurden.



Das Auf und Ab der Zeiten, die Konfessionskriege machten auch vor Riga nicht Halt. 1522 schloss sich Riga der Reformation an. Eine erste Buchdruckerei veröffentlichte neben Büchern in lateinischen und deutscher Sprache, auch erstmalig die Bibel in lettischer Sprache. Politisch, aber auch religiös wurde es unübersichtlich, Riga musste sich zwischen polnischen ( katholischen), russischen ( orthodoxen) und deutschen (protestantischen) Machtansprüchen durchlavieren.

Im Jahre 1621 wurde Riga von den Schweden unter König Gustav II Adolf erobert, der die Stadt in sein schwedisches Imperium eingliederte und stark durch die Wallanlagen befestigen liess. Es galt das Dominium maris balticii zu schützen. Die Letten sprechen immer noch von der guten, alten, schwedischen Zeit, als Riga, die zweitgrösste Stadt nach Stockholm, eine Phase des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebte. Im Jahr 1710 wurde Riga von den Russen erobert und in das Zarenreich eingegliedert. Interessant, das bis 1890 Deutsch, neben Russisch Amtssprache war, und auch der Hauptteil des Grundbesitzes in den Händen einer kleinen deutschbaltischen Oberschicht war. Die Letten wurden in einer Art Leibeigenschaft gehalten.

Die Jahrhunderte hinterliessen ihre Spuren in der Altstadt, man findet gotische Speicher-und Handelshäuser, Renaissance-Giebel, barocke Bürgerpracht, bis hin zu Gründerzeit- und Jugenstilhäusern. Enge Gassen, weite Plätze, an denen sich Cafe an Cafe reigt und die Restaurants um Gäste buhlen.

Am Rathausplatz findet sich gegenüber dem Rathaus ein spezielles Haus. Zerstört im 2. Weltkrieg, die Reste gesprengt von den Sowjets, wurde das Schwarzhäupterhaus erst in den 1990er Jahren wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau wurde durchaus nicht von allen Letten gutgeheissen, symbolisierte dieses Haus doch auch die Unterdrückung der Landesbevölkerung durch die deutsche Oberschicht. Aber es ist doch zu schön und gibt dem Platz seine Seele zurück...

Schon am Tag sehenswert, macht die nächtliche Beleuchtung das Gebäude zu einem besonderen Blickfang:



Und da sieht man einen steinernden Prachtkerl, den man auch von anderen Orten kennt: den Roland. Ein Ritter mit Schild und Schwert, welcher die Stadtrechte und auch die bürgerliche Freiheit symbolisiert. Also auch als Gegensymbol zur kirchlichen Macht. Man findet Rolandfiguren oft in Hansestädten, wo die wirtschaftliche Macht der Kaufleute auch zu politischer Einflussnahme führte und so die Kirchenautorität einschränkte.
Die Schwarzhäupter waren eine Bruderschaft der unverheirateten Kaufmanns-Gesellen. Der Name der Schwarzhäupter gründet sich wahrscheinlich auf dem Namen ihres Patrons , dem heiligen Maurizius, eines dunkelhäutigen Märtyrers.


Das Schwarzhäupterhaus diente vorallem gesellschaftlichen Anlässen. Die Junggesellen machten scheinbar besonders gerne "Party". Es gab Umtrünke jeder Art und Weise, sicher auch befeuert durch die örtlichen Alkoholika: das Bier und der berühmte Schwarze Balsam von Riga.;)
Nach Heirat hatte das wilde Junggesellenleben ein Ende, man wurde in die grosse Grosse Gilde aufgenommen( als Kaufmann). Die kleine Gilde war für den Stand der Handwerker vorgesehen.
 
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Der Dom von Riga ( auf lett. Rigas Doms)

Für 5 E.uro kann man den Dom und den anschliessenden Kreuzgang besichtigen.
Es ist ein grösstenteils gotisches Bauwerk, das ab 1211 auf Veranlassung des Bischof Albert gebaut wurde. Das Datum der Grundsteinlegung ist zwar historisch umstritten, aber der Dom war über 300 Jahre die katholische Kathedrale des Bistums Riga und der Gottesmutter Maria geweiht. Ursprünglich auf einem Hügel erbaut, muss man nun durch die Tür in den Dom hinuntersteigen. Durch Aufschüttungen des Strassenniveaus wegen der wiederholten Überflutungen durch die Daugava, liegt der Boden des Doms nun viel tiefer. Es kam trotzdem bei Hochwasser auch zur Flutung der Kirche, wie eine Plakette von 1744 beweisst, als man im Kirchenschiff scheinbar sogar Fische fangen konnte.
Nach dem Wechsel der Einwohner Rigas um 1522 zum lutherischen Bekenntnis, diente der Dom in den folgenden Jahrhunderten der evangelischen Kirchengemeinde.
Durch Umbauten lässt sich die Kirchenstruktur nicht einfach erkennen. Es handelt sich um eine 3- schiffige Kirche mit kurzem Querhaus. Der Chor ist noch romanisch, dann wurde gotisch weitergebaut. Wie in den meisten Hansestädten an der Küste ist der Dom in Backsteingotik gebaut, allerdings wesentlich einfacher und weniger in die Höhe strebend wie z. B. die Kirchen von Wismar oder Stralsund. Durch den protestantischen Bildersturm gibt es innen nicht viel an Altarbildern oder Kapellen zu sehen. Allerdings gibt es zahlreiche Epitaphe der gutbürgerlichen Kaufmannsfamilien und der schwedischen Militärangehörigen.
Eine schöne holzgeschnitzte Kanzel aus der Renaissance wurde 1641 am Pfeiler im linken Hauptschiff angebracht.



So wie der Engel mit vollen Backen in seine Posaune bläst, so braust es gewaltig bei der Königin der Instrumente. Die Orgel ist das Prunkstück dieser Kirche. 1883/4 von der Orgelbaufirma Walker aus Würtemberg gebaut, war sie eine der grössten und berühmtesten Orgeln weltweit.


Sie weist 6718 Pfeifen auf, hat 124 Register und 4 Manuale und Pedale . Die Orgel ist in einen im Stil der Spätrenaissance gehaltenene Orgelprospekt von 1601 eingebaut Und diese Orgel war es auch, die das Überleben der gewaltigen Kirche in Sowjetzeiten sicherte. Die Sowjets richteten nach Rausriss der Altäre den Kirchenraum als Konzertsaal her. Seit 1985 wird der Dom wieder für lutheranische Gottesdienste benutzt. Es finden fast täglich kleine 20- minütige Mittagskonzerte statt, ab Mai während der Sommermonate ca. 2-3 grosse Abendkonzerte pro Woche mit namhaften Organisten.
 
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Was für schöne Bilder aus einer mir völlig unbekannten Stadt! Danke für's Zeigen. Tja, Europa ist schön von Nord bis Süd ;) (und natürlich auch vom Westen bis zum Osten rüber).
 
Ja, Riga ist wirklich sehr schön mit erstaunlich viel historischer Bausubstanz. Insbesondere für Jugendstilfans wie meine Frau ein absolutes Muss.
UNESCO-Weltkulturerbe u.a. deswegen.
 
Hallo Pasquetta und Gordian,
Danke für´s Mitlesen...bin noch nicht am Ende, da kommt noch was. Habe bloss im Moment keine Zeit und muss noch die Fotos sichten. Ja, Riga ist wunderschön und vielfältig. Eine Stadt, in der auch eine Woche nicht ausreicht, wenn man alles mit Ruhe betrachten und geniessen will. Sehr grün übrigens , auch wenn das auf den Bildern nicht ersichtlich ist. Überall gibt kleine und grössere und riesige Parks. Sogar einen botanischen Garten, aber dahin habe ich es diesmal ;) nicht geschafft.
 
Herzlichen Dank für den schönen Bericht!

Wir waren nur einen Tag in Riga, sind viel herumspaziert (ohne Mittagessen :D) und konnten feststellen, dass es eine sehr schöne, interessante, lebhafte Stadt mit ganz unterschiedlichen Vierteln ist. Schön, dass Du auch gezeigt hast, dass ein längerer Besuch sich allemal lohnt!
.. Überall gibt kleine und grössere und riesige Parks. ...
Die, so wie wir es gesehen haben, auch sehr gepflegt sind!

Die Fotos der Altstadt sind wirklich schön. Kommen auch noch Fotos aus dem Jugendstilviertel, vom Zentralmarkt und der Bibliothek? (Wenn ich das schreibe, drängen sich mir auch Bilder ganz anderer Ecken auf. Merke, dass der Besuch für mich wohl recht eindrucksvoll war!)

Freue mich auf die Fortsetzung!
 
Klar, es kommen noch mehr Fotos!:). Aber wenn du, Otium, all das, was du gerade aufgezählt hast an einem Tag gesehen hast, da musst du ja galoppiert sein.:oops:
Hallo Padre, ich freue mich, wenn ich euch noch unbekannte Städte näher bringen kann...Ausser Riga und Rom ist bei mir vieles auf der Landkarte ein weisser Fleck. Da geniesse ich dann die Reiseberichte der Foristi.
 
Auch von mir herzlichen Dank für die schönen Eindrücke aus der lettischen Hauptstadt. Mir fällt da immer ein, dass der große Komiker-Dichter Heinz Erhardt dort geboren wurde, dessen Onkel in der lettischen Republik Finanzminister war und dessen Großvater Bürgermeister von Riga.

Gruß
tacitus
 
...ja musst du ja galoppiert sein.
Na ja, wir sind eben überall vorbeigekommen, wobei wir die Bibliothek dann doch nur vom anderen Ufer aus gesehen haben (lag aber weniger an der Zeit als am (Regen)Wetter). Wir wussten ja vorher, dass der Besuch "oberflächlich" wird. Es war auf unserer ersten (und voraussichtlich letzten) Kreuzfahrt. Wir wollten mal ausprobieren, wie es uns gefällt und dabei in verschiedene Städte um die Ostsee herum hinein schnuppern. Die Rundgänge in den Städten habe ich selbst organisiert.
 
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Und nun zum Kreuzgang des Doms. Dies war für mich der interessantere Teil, denn der Kreuzgang ist vollgestopft mit einem Sammelsurium aus Überbleibseln aller Jahrhunderte. Es ist eine dreiflügelige, frühgotische Anlage, die einst den Dom mit dem Kloster und Domkapitel verband. In den oberen Stockwerken befindet sich heute das Museum für Stadtgeschichte und Schiffahrt, was aber leider bei unserem Aufenthalt geschlossen hatte. Im Kreuzgang sieht man Kanonen und die dazu gehörigen Kugeln, Wetterfahnen, Grabsteine, ein Reiterstandbild und schöne Ausblicke auf die Kirche.



Selbst Kriegswerkzeug ist kunstsinnig verziert mit springenden Fischen oder Delfinköpfen. Eine der Kanonen hatte sogar einen Namen: Mercuria, oder so ähnlich:rolleyes:



Mörser nebem Kronleuchter...

Endlich sich mal nicht den Hals verrenkend...Wetterfahnen auf Augenhöhe.:)



Und ein Gipsmodel von Zar Peter, dem Grossen:

Im Kreuzgang steht auch ein riesiger Steinkopf: das Götzenbild von Salaspils. Wahrscheinlich ein Kultbild der alten Liven. Wegen der Dunkelheit im Kreuzgang habe ich vom Orginal leider kein Bild machen können. In der Stadt steht aber an einem der kleineren Plátze eine Nachbildung.
 
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@otium, lass mal die Kommentare ruhig hier stehen, bezieht sich doch alles auf Riga. Sehr interessant, was Tacitus da einbringt. Ich wusste zwar, dass Heinz Erhard aus dem Osten stammte, aber dass er aus Riga kommt, dass wusste ich nicht. Und dann auch noch mit so illustren Vorfahren. Danke für die Information!
 
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Und was befindet sich auf dem kleinen Platz namens "Herdera laukums" zwischen Dom und Museumseingang? Ein Denkmal...ich musste erstmal selber nachdenken, denn die Letten " letten" alles auf Lettisch ein, also auch Eigennamen, was manchmal zu Missverständnissen führt. Also, da ich den Herrn nun auch nicht gerade von Angesicht zu Angesicht kenne, las ich den Namen und nach einer Weile fiel auch bei mir der Groschen,o_O äh Cent:
Johans Gotfrids Herders. Johann Gottfried Herder lebte mehrere Jahre in Riga und unterrichtete in der Domschule! Später war er als Pfarradjudant an zwei Vorstadtkirchen beschäftigt. Das Denkmal wurde zum 100. Jahrestag der Ankunft Herders 1864 in Riga aufgestellt

J.G. Herder, Philosoph, Theologe, Literaturkritiker, sammelte und übersetze übrigens auch lettische Texte, lettische Lieder, lange bevor die Letten selber so etwas wie ein eigenes Nationalbewusstsein entwickelten. Davon ( dem Nationalbewusstsein/- Stolz) haben die Letten nun aber genug...teilweise in Überdosis.

Zum Nationalstolz der Letten: noch nie in meinem Leben habe ich so viele Nationalfahnen wehen sehen wie in Riga, und das unabhängig ob ein Feiertag ist oder nicht. Am 1. Mai, unserem Abreisetag, wurde noch mehr geflaggt. Steigerungen sind immer noch möglich. Und wie ich gerade erst auf der Seite der lettischen Botschaft gelesen habe, müssen die Bewohner die Flagge an bestimmten Tagen hissen, sonst zahlen sie Strafe!!! Flagge zeigen als Bürgerpflicht!

Nun weiss ich auch endlich, wozu all diese Gebilde an den Häuswänden dienen: Fahnenhalter.

Angeblich entstand die Flagge in grauer Vorzeit, erstmals erwähnt in der Livländer Reimchronik von 1279. Die Farb-und Gestaltgebung soll so entstanden sein: ein Soldat wurde im Verlaufe einer Schlacht schwer verletzt und man wickelte ihn in ein Bettlaken, um eine Blutung zu stoppen. Und als man ihn wieder auswickelte, hatte das Bettlaken 2 dunkelrote Streifen und einen schmaleren weissen Mittelstreifen. Diese Fahne tauchte immer mal wieder in den Schlachten und Gefechten der verschiedenen Jahrhunderte auf. Während der ersten lettischen Staatsgründung wurde diese Flagge offiziell 1920 zur Nationalfahne bestimmt. So auch 1990 bei der wiedererlangten Unabhängigkeit Lettlands.



Ja, und warum nicht auch als Blumenzwiebel: die lettischen Farben als Tulpenbeet, und dahinter in der Stiefmütterchen- Variante :

 
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