Römisches Tagebuch – 20.01.-03.02.2010
20.01.
Winterliches Deutschland. Es für eine Weile zu verlassen fällt nicht schwer. Das Ziel ist Rom – wie schon so oft – sonniges, fast schon frühlingshaftes Rom. Der Flug dauert nur eine knappe Stunde. Lediglich 60 Minuten, aber eine ganz andere Welt. Am Fiumicino werden wir erwartet und zum Apartment gebracht – Mitten in das Herz von Rom. Zur Piazza Navona sind es nur 3 Minuten, der Campo dei fiori liegt noch näher. Die Wohnung ist uns vertraut, wir fühlen uns sofort zu Hause. Könnte man doch die Koffer so schnell packen, als wir sie auspacken. Öffne das Fenster und atme – atme Rom. Es kribbelt im ganzen Körper. Endlich wieder da …
Der erste Spaziergang, das erste gemütliche Schlendern, der erste cafè lungo in einer Bar – das erste Mal und doch schon so oft gemacht. Und ich atme. Jeder Atemzug lässt mich mehr ankommen. Vergessen wo ich herkam – jetzt und hier.
Am Abend koche ich. Wenn ich den Kopf drehe sehe ich durch das Fenster den beleuchteten Palazzo gegenüber. Das Abendessen, der Wein und der ausgedehnte nachmittägliche Spaziergang fordern ihren Tribut und lassen uns früh zu Bett gehen. Und es ist, als flüstert mir Rom ins Ohr: „Sogni d’oro“!
21.01.
Die Piazza weckt uns. Marktstände werden aufgebaut. Das römische Leben beginnt. Frühstück mit einem fantastischen Ausblick. Wem soll ich dafür danken? Die Sonne begleitet uns. Piazza Navona – Berninis Vier-Flüsse-Brunnen ist wieder verpackt, nur ein paar Monate währte sein kurzes Intermezzo, in dem er seine volle Schönheit zeigte. Wenig Touristen, aber viele scolari.
2010 – das Sterbejahr von Caravaggio (ich verneige mich, verneige mich voller Bewunderung) jährt sich zum 400. Male. Seine in der ganzen Stadt verteilten Bilder sind Pflicht – bei jedem Romaufenthalt. Sant’Agostino: die „Madonna di Loreto“. Original oder Kopie? Diese Frage stellen wir uns – aber erst ein paar Tage später. Vor dem Eingang eine kauernde „Aiuto“-Frau. Die Treppen von Sant’Agostino sind ihr Arbeitsbereich. Jede Kirche hat seinen eigenen selbständigen Unternehmer.
Entlang der alten Pilgerstraße erreichen wir das Museo dell’Ara Pacis. Moderner Tempel in Weiß, die Sonne reflektierend. Moderne Architektur als Behüter der Antike. Eine Symbiose, die mir gefällt. In den Kellerräumen eine Ausstellung: „Desegno e Design“. Hier zeigt sich Italien von seiner kreativen Seite. Hier wird man wieder daran erinnert, was doch alles aus bella Italia kommt: die Bialetti, die Vespa, die Isetta, die Pavoni, die Barilla, die Baci, die … und auch Laura Biagiotti, die diese Ausstellung sponsert. Von ihr stammt auch das Parfum „ROMA“.
Modeaufnahmen an der Spanischen Treppe. Das Modell posiert in exklusiver haute couture – Rom in seiner natürlichen Schönheit. Jede Stufe, die man hinaufsteigt macht sich bezahlt. Die Kirche Trinità dei Monti thront hoheitlich am Pincio und erstrahlt samt Obelisk nach jahrelanger Restaurierung in neuem Glanze. Im Gegensatz zur Biblioteca Hertziana, die immer noch eingerüstet auf Befreiung wartet. Die wie zum Schrei geöffneten Münder der Fenster- und Türumrahmungen, scheinen hinter den Baugerüsten, die wie Gefängnisgitter wirken, ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Wer kann es ihnen verdenken? Wie viele Jahre noch müssen sie so zubringen?
Verweilen mit schweifendem Blick über das centro storico. Vorbei an der majestätischen Villa Medici führt unser Weg durch den Park zur Galleria Borghese. Schlangen von Menschen vor dem Eingang. Doch dieses Mal ist nicht nur Bernini der Magnet, sondern eine Caravaggio-Bacon-Ausstellung. Werden versuchen telefonisch Karten zu bekommen.
Im Caffè delle Arti beim Museum für moderne Kunst eine Kaffeepause. Mit der Straßenbahn fahren wir zum Campo Verano, dem großen Friedhofsgelände neben der Universität La Sapienza im Studentenviertel San Lorenzo. Ganz in der Nähe des Eingangs ist eine Inschrift zu finden: „Quella che siete fummo, quello che siamo sarete“, was soviel heißt wie „Was ihr seid, sind wir gewesen – was wir sind, werdet ihr sein“. Wie wahr …
Die Gegensätze, die man hier findet, spiegeln das wirkliche Leben. Die Reichen und Angesehenen haben sich hier Denkmäler gesetzt, denn auch im Tod gibt es Unterschiede. Prachtvolle Mausoleen, Sarkophage mit Engelsfiguren zeugen von Reichtum und verschwenderischer Ausstattung. Der einfache Römer hingegen ruht in schmucklosen Grabnischen, die sich, mit Plastikblumen geschmückt, aneinander reihen wie Schließfächer am Hauptbahnhof. Endstation von einfach bis deluxe, vom Einfamilien-Mausoleum bis hin zum mehrstöckigen Grabnischen-Hochhaus. Bestattungskultur der anderen Art.
Die Linea 3 bringt uns nach Trastevere. Im Caffè di marzio an der Piazza S. Maria in Trastevere. Mit Blick auf die älteste Marienkirche Roms genießen wir unseren Cafè lungo. Die Sonne steht mittlerweile tief – es wird kühl.
Im Apartment machen wir es uns gemütlich. Trinken Tee, lesen und genießen es in Rom zu sein. Zum Abendessen gönnen wir uns eine von Roms besten Pizzen im „Baffetto 2“ – ein einfaches Lokal und sehr „römisch“. Es ist eine Filiale des berühmten, in allen Reiseführern aufgeführten „Baffetto“ in der Nähe der Piazza Navona. Hier im „2“ geht es weniger touristisch zu, die Pizzen sind aber genauso gut und hauchdünn.
Ein Abendspaziergang, gepaart mit einem kleinen Einkaufsbummel in der Galeria Alberto Sordi, lässt den zweiten Abend in Rom ausklingen. Buona notte!
20.01.
Winterliches Deutschland. Es für eine Weile zu verlassen fällt nicht schwer. Das Ziel ist Rom – wie schon so oft – sonniges, fast schon frühlingshaftes Rom. Der Flug dauert nur eine knappe Stunde. Lediglich 60 Minuten, aber eine ganz andere Welt. Am Fiumicino werden wir erwartet und zum Apartment gebracht – Mitten in das Herz von Rom. Zur Piazza Navona sind es nur 3 Minuten, der Campo dei fiori liegt noch näher. Die Wohnung ist uns vertraut, wir fühlen uns sofort zu Hause. Könnte man doch die Koffer so schnell packen, als wir sie auspacken. Öffne das Fenster und atme – atme Rom. Es kribbelt im ganzen Körper. Endlich wieder da …
Der erste Spaziergang, das erste gemütliche Schlendern, der erste cafè lungo in einer Bar – das erste Mal und doch schon so oft gemacht. Und ich atme. Jeder Atemzug lässt mich mehr ankommen. Vergessen wo ich herkam – jetzt und hier.
Am Abend koche ich. Wenn ich den Kopf drehe sehe ich durch das Fenster den beleuchteten Palazzo gegenüber. Das Abendessen, der Wein und der ausgedehnte nachmittägliche Spaziergang fordern ihren Tribut und lassen uns früh zu Bett gehen. Und es ist, als flüstert mir Rom ins Ohr: „Sogni d’oro“!
21.01.
Die Piazza weckt uns. Marktstände werden aufgebaut. Das römische Leben beginnt. Frühstück mit einem fantastischen Ausblick. Wem soll ich dafür danken? Die Sonne begleitet uns. Piazza Navona – Berninis Vier-Flüsse-Brunnen ist wieder verpackt, nur ein paar Monate währte sein kurzes Intermezzo, in dem er seine volle Schönheit zeigte. Wenig Touristen, aber viele scolari.
2010 – das Sterbejahr von Caravaggio (ich verneige mich, verneige mich voller Bewunderung) jährt sich zum 400. Male. Seine in der ganzen Stadt verteilten Bilder sind Pflicht – bei jedem Romaufenthalt. Sant’Agostino: die „Madonna di Loreto“. Original oder Kopie? Diese Frage stellen wir uns – aber erst ein paar Tage später. Vor dem Eingang eine kauernde „Aiuto“-Frau. Die Treppen von Sant’Agostino sind ihr Arbeitsbereich. Jede Kirche hat seinen eigenen selbständigen Unternehmer.
Entlang der alten Pilgerstraße erreichen wir das Museo dell’Ara Pacis. Moderner Tempel in Weiß, die Sonne reflektierend. Moderne Architektur als Behüter der Antike. Eine Symbiose, die mir gefällt. In den Kellerräumen eine Ausstellung: „Desegno e Design“. Hier zeigt sich Italien von seiner kreativen Seite. Hier wird man wieder daran erinnert, was doch alles aus bella Italia kommt: die Bialetti, die Vespa, die Isetta, die Pavoni, die Barilla, die Baci, die … und auch Laura Biagiotti, die diese Ausstellung sponsert. Von ihr stammt auch das Parfum „ROMA“.
Modeaufnahmen an der Spanischen Treppe. Das Modell posiert in exklusiver haute couture – Rom in seiner natürlichen Schönheit. Jede Stufe, die man hinaufsteigt macht sich bezahlt. Die Kirche Trinità dei Monti thront hoheitlich am Pincio und erstrahlt samt Obelisk nach jahrelanger Restaurierung in neuem Glanze. Im Gegensatz zur Biblioteca Hertziana, die immer noch eingerüstet auf Befreiung wartet. Die wie zum Schrei geöffneten Münder der Fenster- und Türumrahmungen, scheinen hinter den Baugerüsten, die wie Gefängnisgitter wirken, ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Wer kann es ihnen verdenken? Wie viele Jahre noch müssen sie so zubringen?
Verweilen mit schweifendem Blick über das centro storico. Vorbei an der majestätischen Villa Medici führt unser Weg durch den Park zur Galleria Borghese. Schlangen von Menschen vor dem Eingang. Doch dieses Mal ist nicht nur Bernini der Magnet, sondern eine Caravaggio-Bacon-Ausstellung. Werden versuchen telefonisch Karten zu bekommen.
Im Caffè delle Arti beim Museum für moderne Kunst eine Kaffeepause. Mit der Straßenbahn fahren wir zum Campo Verano, dem großen Friedhofsgelände neben der Universität La Sapienza im Studentenviertel San Lorenzo. Ganz in der Nähe des Eingangs ist eine Inschrift zu finden: „Quella che siete fummo, quello che siamo sarete“, was soviel heißt wie „Was ihr seid, sind wir gewesen – was wir sind, werdet ihr sein“. Wie wahr …
Die Gegensätze, die man hier findet, spiegeln das wirkliche Leben. Die Reichen und Angesehenen haben sich hier Denkmäler gesetzt, denn auch im Tod gibt es Unterschiede. Prachtvolle Mausoleen, Sarkophage mit Engelsfiguren zeugen von Reichtum und verschwenderischer Ausstattung. Der einfache Römer hingegen ruht in schmucklosen Grabnischen, die sich, mit Plastikblumen geschmückt, aneinander reihen wie Schließfächer am Hauptbahnhof. Endstation von einfach bis deluxe, vom Einfamilien-Mausoleum bis hin zum mehrstöckigen Grabnischen-Hochhaus. Bestattungskultur der anderen Art.
Die Linea 3 bringt uns nach Trastevere. Im Caffè di marzio an der Piazza S. Maria in Trastevere. Mit Blick auf die älteste Marienkirche Roms genießen wir unseren Cafè lungo. Die Sonne steht mittlerweile tief – es wird kühl.
Im Apartment machen wir es uns gemütlich. Trinken Tee, lesen und genießen es in Rom zu sein. Zum Abendessen gönnen wir uns eine von Roms besten Pizzen im „Baffetto 2“ – ein einfaches Lokal und sehr „römisch“. Es ist eine Filiale des berühmten, in allen Reiseführern aufgeführten „Baffetto“ in der Nähe der Piazza Navona. Hier im „2“ geht es weniger touristisch zu, die Pizzen sind aber genauso gut und hauchdünn.
Ein Abendspaziergang, gepaart mit einem kleinen Einkaufsbummel in der Galeria Alberto Sordi, lässt den zweiten Abend in Rom ausklingen. Buona notte!