Heiße Julitage - planlos mit vielen Ideen in Rom

Hallo Ludovico,
herzlichen Dank für die Fortsetzung Deines Berichtes! Leider habe ich es bis jetzt nie nach Ostia geschafft. Beim Lesen bin ich wirklich neugierig geworden. Vielen Dank!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Schön, dass Ostia Antica das wohlverdiente Interesse findet.

Mir ist beim Besuch und noch mehr jetzt bei dern Nachbearbeitung klar geworden, dass noch Einiges fehlt. Auf jeden Fall werde ich besonders den westlichen Teil mit Hafen erkunden. Aber auch die Läden und Tavernen näher erkunden. Sicher werde ich auch der Natur dort besonderes Augenmerk schenken, auch wenn ich nie der große Botaniker werde.
 
Hallo Ludwig,

vielen Dank für diesen besonderen Teil Deines Romberichts ! Ich habe vorüber 2 Jahren auch den Aufenthalt dort besonders genossen http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/81991 - besonders gern erinnere ich mich an
Kann es sein, daß die Statue damals noch "draußen" stand und erst jetzt in´s Museum verbracht wurde ? Ich meine, nicht im Museum gewesen zu sein - oder steht "draußen eine Kopie ?

Gruß

Friedrich
 
Ich habe draußen diese Statue nicht gesehen, kenne aber auch ein Foto mit dieser Statue. Entweder habe ich die Statue draußen übersehen, dann handelt es sich aber um eine Kopie, oder sie ist einfach ins Museum umgezogen.
 
Sonntag, 10. Juli, Campo Santo, Wachwechsel Quirinal, auf dem Vittoriano, Via de Coro

Am Sonntagmorgen stand um 9 Uhr die obligatorische Messe im Campo Santo auf dem Programm. Durch fast menschenleere Straßen kamen wir schnell zum ebenso leeren Petersplatz.


Wir gedachten auf dem Friedhof noch unserer Toten aus der Familie. Ich nutzte die verbleibende Zeit um wieder mal einige Gräber und die reiche Vegetation im Schatten der Peterskuppel zu betrachten.


Da die Temperaturen heute noch einmal zwei Grad zulegen sollten, gab es ein leichtes Sonntagsessen. Nach einem kurzen Nickerchen machte ich mich auf den Weg in die Stadt.

Wegen der Hitze ging ich nicht zu Fuß den relativ kurzen Weg von Termini zum Quirinal, sondern nahm einen Bus, der mich ganz in die Nähe brachte. Ich hoffte vergeblich, dass der höchste der klassischen Hügel etwas Sommerfrische bieten würde :D. Schließlich ließ Gregor XIII diesen Palast im sechzehnten Jahrhundert als Sommerresidenz errichten. Den päpstlichen Ursprung erkennt man noch sehr deutlich.


Nach Gründung des Italienischen Staates musste der Papst 1870 dem italienischen König weichen. Seit 1947 residiert hier der Staatspräsident.
Der andere große Palast, der zum Platz zeigt, ist der Palazzo della Consulta, Sitz des italienischen Verfassungsgerichtes in Rom.

Auf der Piazza del Quirinale, vor dem Quirinalspalast, befindet sich der Dioskurenbrunnen mit einem Obelisken. Kolossalstatuen von Castor und Polux bändigen jeweils ein Ross.


Nicht nur Tauben suchten hier Kühlung. Auch ich zog mich für ein Viertelstündchen in den Schatten zurück. Als ich mich erhob, bemerkte ich eine weiße, klebrige Masse auf meiner Hose. Der Kaugummi, den ein Zeitgenosse wohl gedankenlos hier hinterlassen hatte, ließ sich bei der Hitze nicht restlos und nur sehr mühsam entfernen.

Täglich um 15 Uhr findet am/im Quirinalspalast die Wachablösung statt. Bei einem meiner ersten Rombesuche habe ich an einem Sonntag das farbenfrohe Auftreten der Garde und die Blechbläser genossen. Da immer noch einige Minuten Zeit war, blickte ich noch etwas in die Ferne Richtung Sankt Peter.


Endlich sah ich Bewegung im Innenhof. Doch, welche Enttäuschung. Diese beiden Bilder geben das Zeremoniell erschöpfend wieder.


Das dunkle Pflaster wirkte wie ein Heizplatte. Im Schatten der Gebäude, immer wieder an der Wasserflasche nuckelnd, schlenderte ich Richtung Trajanssäule. Die meisten Touristen suchten wie ich die schattigen Stellen.


Vorbei an der Trajanssäule


sah ich hinter der fast autofreien Fori Imperiali das Kolosseum liegen. Ich stieg die schmale Treppe hoch zum Kapitol und hatte Zeit mich umzusehen.


Vor dem Nasone musste ich erstmals mehrere Minuten warten. Die Wartenden füllten nicht nur ihre Wasserflaschen, sondern benetzten auch Gesicht und Arme mit dem kühlen Nass. Zwei Frauen ließen das Wasser über ihre Jacken laufen und legten sich diese dann über die Schulter.

Ich ging die Hintertreppe von Aracoeli hoch, um rechts zum Lift zu kommen, der mich auf das Vittoriano bringen sollte. Unterwegs machte ich noch Halt in der Bar. Der eisgekühlte Aperol Spritz und der dazu gereichte Snack waren in dieser Minute das Beste, was ich je zu mir genommen hatte.




Ganz oben auf der Plattform bot sich ein grandioser Blick. Auch wenn der Smog die Sicht etwas trübte, war die Rundumsicht überwältigend.


Die Fori Imperiali entlang zum Kolosseum mit dem Lateran dahinter


weiter rechts über Titus- und Konstatinsbogen


ging der Blick nach Garbatella, wo die Brücke immer noch am Kran hing


hinüber zum Gerippe des Gasometers, hinter dem ich einige Gebäude des EUR erkannte, das Quadratische Kolosseum und die Kirche Peter und Paul.


Die Augen gingen weiter zum Gianicolo.

In der Innenstadt sprangen links Sant´Ivo alla Sapienza und San Ignazio, dann die Engelsburg, natürlich das Pantheon und der Justizpalast ins Auge.


Die Kuppel des Pantheon ist schon gewaltig. Wenn man sich noch die vergoldeten Bronzeplatten vorstellt, die die Kuppel ursprünglich bedeckten, wäre man an diesem Sonnentag sicher geblendet worden.


Auf der anderen Seite kam die Peterskuppel zum Vorschein.​


Auch Trinita dei Monti und den Obelisken auf der Spanischen Treppe sowie die Villa Medici kann man sehr deutlich erkennen.​


Der Kreis schließt sich wieder an der Trajanssäule.​


Nach einem letzten Blick auf den Engel, der die Quadriga steuert,​


geht es mit dem Fahrstuhl wieder hinunter.​

Ich schlenderte durch schattige Gassen, vorbei an der Fassade von Il Gesù.​


Auf dem Weg zur Piazza Navona kühlten sich Möwen [Tauben] im Brunnen.​


Auf der Piazza Navona flanierten die Menschen wie immer.​



Mein nächstes Ziel war die Ara Pacis, der Friedensaltar des Augustus. Ich hatte dieses imposante Zeugnis der Antike zwar schon mehrmals besucht, wollte aber heute die Sonderausstellung besichtigen.​

Zur historischen Bedeutung des Altars brauche ich hier nicht viel zu schreiben. Sven hat das ja schön prägnant beschrieben. Hier der Link. Stücke des Altars waren weit über den Globus verstreut Ein Teil diente sogar als Eckstein für einen römischen Palast. Es bedurfte genialer Ingenieurskunst, um ihn sicher zu bergen, ohne den Palast zu beschädigen.​

Um den Altar, der heute nicht an seiner ursprünglichen Stelle auf dem Marsfeld steht, wurde vor einigen Jahren ein modernes Gebäude errichtet, das viel diskutiert wird. Zweifellos steht der Altar jetzt schön von allen Seiten gut beleuchtet, was für eine Besichtigung ideal ist.​


Von beiden Seiten zieht jeweils ein Triumphzug zur Vorderseite. Es wirkt, als wollten sie um die Ecke biegen, um dann zum Altar emporzusteigen. Viele der Figuren des Reliefs sind identifiziert. Es handelt sich um die Familie von Augustus und hohe Beamte, Konsuln und Priester.​



Rings um den Altar sieht man im unteren Teil viele Ornamente, bestehend aus Ranken, Fruchtgirlanden, Opferphialen, vielfältiger Flora und Fauna.


Auf der Westseite ist links der Kriegsgott Mars mit Romolus und Remus, die von der Wölfin gesäugt werden, dargestellt. Dieses Relief ist leider sehr bruchstückhaft.


Das rechte Relief erzählt die Äneasgeschichte. Sie zeigt u.a. neben dem bärtigen Ahnherrn Roms auch das Mutterschwein, das ihm sein letztes Ziel gezeigt haben soll.​


Für mich ist die schönste Darstellung des Altars aber das Tellus Relief.​


Es zeigt Tellus, die Göttin der fruchtbaren Erde zwischen den Personifikationen der Luft und des Wassers. Schöner und treffender kann man die Fruchtbarkeit der Erde mit ihren Geschöpfen und Pflanzen kaum darstellen.​



Im oberen Raum sind noch viele Porträtköpfe ausgestellt. Hier ein Beispiel.​


Unten, in der Sonderausstellung durfte nicht fotografiert werden.​

Gezeigt wurden eine Auswahl zeitgenössischer Kunst und Design aus dem Palast des Außenministeriums. Die Stücke wurden erst in diesem Jahrtausend erworben. Ausgestellt wurden Skulpturen und Gemälde, aber auch Möbel, Geschirr, weitere Einrichtungsgegenstände und sogar Motorräder. Es war nicht so ganz das was ich erwartet hatte. Der Besuch hat sich dennoch gelohnt.

Als ich wieder ins Freie kam, tobten oder saßen immer noch Jung und Alt am und im Brunnen.


Bis zum verabredeten Eis mit Dentaria hatte ich noch viel Zeit. Also besuchte ich noch eben die gegenüberliegende Kirche, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.​


Wir hatten uns die Gelateria del Teatro in der Via de Coronari ausgesucht. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie durch diese doch sehr bekannte Gasse spaziert war. Auch wenn heute natürlich die Läden der Restaurateure nicht geöffnet waren, bekam ich doch einen ersten Eindruck dieser Straße.​



Die Sackgasse mit der Gelateria ist wirklich sehr romantisch.​



Das Eis schmeckte wirklich so aromatisch, wie hier im Forum mehrfacht gepriesen. Nach einem Plausch ging ich den kurzen Weg hinüber zur Engelsburg. Mit der Nachtöffnung wurde eine Führung angeboten, bei der auch ein Teil des Passetto, das Badezimmer der Päpste in der Burg mit den für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlichen Heizung und Kerkerräume gezeigt werden sollten. Groß war meine Enttäuschung, als man mir klar machte, dass die Führungen nur in italienisch angeboten wurden und es für nicht des Italienisch mächtige unsinnig sei teilzunehmen.
Ohne Führung kam ich natürlich weder in den Passetto noch in das Badezimmer. So müsst ihr Euch mit wenigen Nachtaufnahmen begnügen. Die Engelsburg ist eh nicht so mein Ding. Das wird nun wohl auch so bleiben.​





Nachdem ich die Engelsburg wieder verlassen hatte, fing ich auch hier noch etwas die Stimmung ein​


und fuhr mit dem 40 heimwärts.​

Gute Nacht​

 
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ein sehr schöner Sonntagsspaziergang :nod:
- von der Schreibmaschine hat man ja einen wunderbaren Ausblick :thumbup::thumbup::thumbup:
-da ich im November auch die Plattform besuchen will, hoffe ich auf gutes Wetter und vielleicht hat dann auch die Bar auf.


 
Bis zum verabredeten Eis mit Dentaria hatte ich noch viel Zeit. Also besuchte ich noch eben die gegenüberliegende Kirche, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.​


Nach einer kleinen Recherche dürfte das wohl die Rückseite von Santi Ambrogio e Carlo (San Carlo al Corso) an der Piazza Augusto Imperatore sein!?

Gruß

humocs

das ist zu weit weg. Es müsste San Rocco sein.
 
Nach weiteren Recherchen und weiterem Nachdenken habe ich auf jeden Fall San Rocco besucht. Die Kirche, die mit abgebildet ist, habe ich allerdings von einem Torbogen rechts neben San Rocco aufgenommen. Es könnte also die von Dir identifizierte Kirche sein.
 
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie durch diese doch sehr bekannte Gasse spaziert war. Auch wenn heute natürlich die Läden der Restaurateure nicht geöffnet waren, bekam ich doch einen ersten Eindruck dieser Straße.


Die Sackgasse mit der Gelateria ist wirklich sehr romantisch.​

...na sowas:roll::frown::):):~Vielen Dank für den sehr schönen Bericht und die vielen guten Bilder. Das macht Vorfreude auf meinen Aufenthalt in Rom im Herbst!

Gruß von
mystagogus
 
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Wow, vielen Dank für deinen tollen Bericht.

Mut macht mir, dass ich anscheinend nicht der Einzige bin, der "immer" mehr oder weniger planlos nach Rom fährt, und dann immer abends vorher / kurzfristig schaut, was machbar ist und was noch auf der To-Do-Liste steht :D.

Wieso wollten sie dich denn nur mit Führung in die drei (eig. ja nur 2) Bereiche des Hadrianmausoleums lassen? Bei mir war es kein Problem, sich das einfach so anzugucken. Beim Kauf der Karte wurde mir gesagt, dass die engl. Führung schon vorbei ist, und sich eine ital. nicht empfiehlt, ich könnte aber einfach so rein - es ist alles geöffnet.

Schade, dass du nicht den beleuchteten Friedensaltar "erwischt" hast, davon hätten mich besonders die Fotos interessiert :lol::~. Leider bin ich erst um kurz vor Mitternacht aus der Engelsburg rausgekommen, sodass ich es am Friedensaltar gar nicht erst probiert habe, da ich wahrscheinlich um 0:10 Uhr nicht mehr eingelassen worden wäre.

Auch deinen Teil davor mit Ostia Antica habe ich -im Moment nur- überflogen, das aber mit großem Interesse. Das ist ja ein Teil, den ich auch unbedingt machen wollte, aber auch nicht geschafft habe.

Ich glaube, ich muss dieses Jahr noch mal nach Rom :D :D :D.
Zumal ich -DANK DEINES BERICHTES- jetzt auch weiß, dass man von diesem -in meinen Augen- eigentlich hässlichen, weißen Riesenkönigsdingenskirchens einen wunderbaren Ausblick auf die Pantheonskuppel hat. DAS ist das, was ich schon immer gesucht habe - einen Ausblick über Rom!
 
Vielleicht war ich auch nur zu dof die zusätzlich geöffneten Räume zu finden. Ich hab halt irgendwie eine Aversion gegen dieses Gebäude, obwohl ich die Hadriansvilla wirklich toll finde.

Oben auf dem Vittoriano zu stehen heißt auch nur einen verschwindend kleinen Teil des Riesenkönigsdingenskirchen anschauen zu müssen :twisted::lol::nod:
 
Die Engelsburg ist eh nicht so mein Ding. Das wird nun wohl auch so bleiben.

Auf besonderen Wunsch von Onkel und Tante war ich heute früh in der Engelsburg und ich kann Dich nur zu gut verstehen!​

Die Engelsburg muß man natürlich besuchen - aber nicht oft! :twisted:​

Edit: Das Sitzen im Schatten in dem Cafe mit Blick auf den Petersdom war schon schön! ;)
 
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Wäre möglich. Dann habe ich mich aber in der Reihenfolge meiner Fotos doch sehr geirrt. Auf dem Weg zur Gelateria könnte ich da vorbeigekommen sein.
 
Mit diesem Foto hinter dem Link sollte das nun geklärt sein. Dann lag Humocs doch richtig. Es war nicht die Kirche die ich besucht hatte (San Rocco) sondern die, die ich neben San Rocco (im Hof oder dergleichen) fotografiert habe.
 
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