Der Hirmer-Verlag hat 2007 seine Reihe über italienische Wandmalerei abgeschlossen. Sie enthält die fünf Bände:
Band 1:
Joachim Poeschke
Wandmalerei der Giottozeit in Italien 1280-1400
2003
Band 2:
Steffi Roettgen
Wandmalerei der Frührenaissance in Italien 1400-1470
1996
Band 3:
Steffi Roettgen
Wandmalerei der Frührenaissance in Italien 1470-1510
1997
Band 4:
Julian Kliemann, Michael Rohlmann
Wandmalerei in Italien, Hochrenaissance und Manierismus 1510-1600
2004
Band 5:
Steffi Roettgen
Wandmalerei in Italien, Barock und Aufklärung 1600-1800
2007
Insgesamt werden 100 Fresken-Zyklen/-Systeme vorgestellt. Das ist eine kleine Auswahl aus den überkommenen Fresken. Wenn man sich überlegt, daß eine nicht geringe Anzahl - aus welchen Gründen auch immer - die Zeiten nicht überdauert hat, mag man die einstige Fülle an solchen Malereien ermessen.
Wenn man diese Bände studiert hat, muß man natürlich losfahren, um sich die Werke im Original anzusehen. Nachdem wir in Rom schon etliche davon besucht hatten, ist das jetzt sozusagen die zweite Etappe in dieser Sache:
4 Tage Florenz, 1 Tag Siena, 1/2 Tag San Gimignano.
Die europäische Kunst bis einschließlich der Gotik ist fast ausnahmslos christliche Kunst, also religiöse Kunst. Das gilt für die Malerei (Wandmalerei, Tafelmalerei, auch Mosaikkunst) ebenso wie für die bildende Kunst (Architektur, Skulptur), ja auch für die Musik.
Während die anderen Künste eine nachvollziehbare Tradition aus der Antike haben (Mosaiken, Wandmalereien, Skulpturen, Bauwerke), gibt es für die Musik keine entsprechenden Dokumente. Natürlich haben alle Zeiten Musik gemacht, die Tradition wird wohl auf 'mündlicher' Überlieferung beruhen. Erst aus dem Mittelalter sind schriftliche Dokumente bekannt, die einzig mögliche Musiküberlieferung. Die Bemühungen der letzten Jahrzehnte haben dabei erstaunliche Ergebnisse gebracht, indem die alten Codices entschlüsselt werden konnten und die mittelalterliche Musik zu neuem Leben erweckt wurde.
Sie war also ebenfalls religiöse Kunst, vornehmlich vokal und für die Liturgie geschaffen. Bald kam auch eine Instrumentalbegleitung hinzu, bis sich die Instrumentalmusik verselbständigte. Man unterschied schließlich auch die 'kirchliche' von der 'weltlichen' Musik. Noch Corelli schrieb 'Sonate da Chiesa' und 'Sonate da Camera'. Die Renaissance brachte weitere Gattungen hinzu, etwa die Oper (Vorbild: Mittelalterliche Mysterienspiele). Das Entstehen weiterer Gattungen war dann nur konsequent.
Wie in der Musik kamen in der Renaissance auch in den anderen Künsten weltliche Einflüsse zum Tragen, in der Ikonographie etwa antike Mythen. Die religiöse Kunst blieb aber immer ein wesentlicher Bestandteil - bis heute.
Man muß also konstatieren und akzeptieren, daß die frühe Kunst eine religiöse Kunst war. Wer - aus welchen Gründen auch immer - meint, das sei nichts für ihn, er habe mit religiösen Dingen nichts am Hut, der verkennt, daß es dabei um die Basis unserer Kultur geht. Auf ihr beruhen die künstlerischen Leistungen der nachfolgenden Jahrhunderte.
Bleiben wir bei der Malerei. Die antik-römische Tradition wurde in Byzanz weitergeführt, erstarrte aber bei der Darstellung menschlicher Figuren (Ikonen). Erst als im Mittelalter auch im Westen wieder Kunstwerke und Künstler greifbar werden, sieht man, daß diese bemüht sind, sich von der byzantinischen Starre zu befreien (Giotto und seine Zeitgenossen). Die Gebärdensprache wird entdeckt, Gefühlsregungen werden dargestellt, Gesichter zunehmend realistischer gemalt. Die Entwicklung weniger Jahrzehnte kann man gut in folgender Bilderfolge sehen:
Die Renaissance bringt aufgrund anatomischer Studien auch den 'inneren' Körperaufbau zur Darstellung (Michelangelo), Caravaggio ist dann der erste, der 'Menschen wie du und ich' zeigt.
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