Bericht: Florenz-Siena-San Gimignano

drhoette

Princeps Senatus
Stammrömer

Der Hirmer-Verlag hat 2007 seine Reihe über italienische Wandmalerei abgeschlossen. Sie enthält die fünf Bände:

Band 1:
Joachim Poeschke
Wandmalerei der Giottozeit in Italien 1280-1400
2003

Band 2:
Steffi Roettgen
Wandmalerei der Frührenaissance in Italien 1400-1470
1996

Band 3:
Steffi Roettgen
Wandmalerei der Frührenaissance in Italien 1470-1510
1997

Band 4:
Julian Kliemann, Michael Rohlmann
Wandmalerei in Italien, Hochrenaissance und Manierismus 1510-1600
2004

Band 5:
Steffi Roettgen
Wandmalerei in Italien, Barock und Aufklärung 1600-1800
2007

Insgesamt werden 100 Fresken-Zyklen/-Systeme vorgestellt. Das ist eine kleine Auswahl aus den überkommenen Fresken. Wenn man sich überlegt, daß eine nicht geringe Anzahl - aus welchen Gründen auch immer - die Zeiten nicht überdauert hat, mag man die einstige Fülle an solchen Malereien ermessen.

Wenn man diese Bände studiert hat, muß man natürlich losfahren, um sich die Werke im Original anzusehen. Nachdem wir in Rom schon etliche davon besucht hatten, ist das jetzt sozusagen die zweite Etappe in dieser Sache:

4 Tage Florenz, 1 Tag Siena, 1/2 Tag San Gimignano.

Die europäische Kunst bis einschließlich der Gotik ist fast ausnahmslos christliche Kunst, also religiöse Kunst. Das gilt für die Malerei (Wandmalerei, Tafelmalerei, auch Mosaikkunst) ebenso wie für die bildende Kunst (Architektur, Skulptur), ja auch für die Musik.

Während die anderen Künste eine nachvollziehbare Tradition aus der Antike haben (Mosaiken, Wandmalereien, Skulpturen, Bauwerke), gibt es für die Musik keine entsprechenden Dokumente. Natürlich haben alle Zeiten Musik gemacht, die Tradition wird wohl auf 'mündlicher' Überlieferung beruhen. Erst aus dem Mittelalter sind schriftliche Dokumente bekannt, die einzig mögliche Musiküberlieferung. Die Bemühungen der letzten Jahrzehnte haben dabei erstaunliche Ergebnisse gebracht, indem die alten Codices entschlüsselt werden konnten und die mittelalterliche Musik zu neuem Leben erweckt wurde.

Sie war also ebenfalls religiöse Kunst, vornehmlich vokal und für die Liturgie geschaffen. Bald kam auch eine Instrumentalbegleitung hinzu, bis sich die Instrumentalmusik verselbständigte. Man unterschied schließlich auch die 'kirchliche' von der 'weltlichen' Musik. Noch Corelli schrieb 'Sonate da Chiesa' und 'Sonate da Camera'. Die Renaissance brachte weitere Gattungen hinzu, etwa die Oper (Vorbild: Mittelalterliche Mysterienspiele). Das Entstehen weiterer Gattungen war dann nur konsequent.

Wie in der Musik kamen in der Renaissance auch in den anderen Künsten weltliche Einflüsse zum Tragen, in der Ikonographie etwa antike Mythen. Die religiöse Kunst blieb aber immer ein wesentlicher Bestandteil - bis heute.

Man muß also konstatieren und akzeptieren, daß die frühe Kunst eine religiöse Kunst war. Wer - aus welchen Gründen auch immer - meint, das sei nichts für ihn, er habe mit religiösen Dingen nichts am Hut, der verkennt, daß es dabei um die Basis unserer Kultur geht. Auf ihr beruhen die künstlerischen Leistungen der nachfolgenden Jahrhunderte.

Bleiben wir bei der Malerei. Die antik-römische Tradition wurde in Byzanz weitergeführt, erstarrte aber bei der Darstellung menschlicher Figuren (Ikonen). Erst als im Mittelalter auch im Westen wieder Kunstwerke und Künstler greifbar werden, sieht man, daß diese bemüht sind, sich von der byzantinischen Starre zu befreien (Giotto und seine Zeitgenossen). Die Gebärdensprache wird entdeckt, Gefühlsregungen werden dargestellt, Gesichter zunehmend realistischer gemalt. Die Entwicklung weniger Jahrzehnte kann man gut in folgender Bilderfolge sehen:


Die Renaissance bringt aufgrund anatomischer Studien auch den 'inneren' Körperaufbau zur Darstellung (Michelangelo), Caravaggio ist dann der erste, der 'Menschen wie du und ich' zeigt.
 
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Moin - Moin drhoette!


VIELEN DANK

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... scheint wieder ein schöner und interessanter Bericht zu werden


Gruß - Asterixinchen :)
 
Scheint interessant zu werden. Ich bin schon mal gespannt zu erfahren, was ich in diesen Städten so verpasst habe.

Gruß Ludovico
 
Zur frühchristlichen Zeit wurden in Rom Kirchen mit Mosaiken in antiker Tradition geschmückt. Als Byzanz wieder in Italien Fuß faßte, setzte sich dessen Mosaikkunst mehr und mehr durch. Berühmte Beispiele findet man etwa auf Sizilien oder in Ravenna. Die Mosaikkunst verblaßte im Westen aber mehr und mehr. Als dann nach den dunklen Jahrhunderten wieder Kirchen gebaut bzw. restauriert wurden, setzte man meistens die Freskenmalerei ein, um sie zu schmücken.

Die großen Wandflächen verlangten sozusagen, bemalt zu werden. Dabei entstanden zunächst Einzelbilder, mehr und mehr aber große Bilderzyklen, in denen Szenen aus der Heiligen Schrift dargestellt wurden, aber auch Szenen aus dem Leben von Heiligen, Ordensgründern usw. Es bildeten sich im Laufe der Zeit regelrechte kanonische Bilderfolgen heraus: Zyklen der Genesis, von Geschichten des Alten Testaments, Marienzyklen, Leben-Jesu-Zyklen (Kindheit Jesu, öffentliches Wirken, Passion) etc. Beliebt waren auch Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers. Zu einem Marienzyklus gehörte kanonisch beispielsweise die Verkündigung, die Heimsuchung, Christi Geburt, Anbetung der Hl. Drei Könige, Flucht nach Ägypten. Später auch der Marientod, Aufnahme Mariens in den Himmel, Marienkrönung. Vereinzelt auch zu Anfang des Zyklus Joachims Ausweisung aus dem Tempel, Treffen mit Anna an der goldenen Tempelpforte, Geburt Mariens, Tempelgang.

Diese Geschichten wurden in Einzelbildern erzählt, die sich an den Kirchenwänden aneinanderreihten. Häufig wurden auch mehrere Bilderreihen übereinander angebracht, man spricht dann von Registern. Typisch wäre etwa eine Bildergeschichte, die an der rechten Wand vorn beginnt und bis hinten reicht. Es kommt aber auch vor, daß sie an der linken Wand weitergeht - von hinten nach vorn.

Beliebt waren Darstellungen aus dem Neuen Testament an der einen Wand, denen solche aus dem Alten Testament an der anderen gegenüber entsprachen. Die Scholastik hatte mit z.T. recht verqueren Überlegungen Beziehungen zwischen beiden Testamenten ausgemacht, eine typisch mittelalterliche Betrachtungsweise. Eine solche Gegenüberstellung findet man sogar noch in der Sixtinischen Kapelle, wo den Szenen aus dem Leben Jesu an der Nordwand solche aus dem Leben Moses' gegenüber an der Südwand angebracht sind.

Solche Bilder dienten der Erbauung der Gläubigen, als Kirchenschmuck - aber zunehmend auch als Investition in das Seelenheil. Es wurde mehr und mehr üblich, daß reiche und mächtige Bürger (Bankiers) die Ausmalung von kirchlichen Räumlichkeiten stifteten, meistens vorhandene oder noch zu bauende Kapellen. Das wurde manchmal schon beim Neubau einer Kirche berücksichtigt. Sehr schön kann man das am Grundriß von Santa Croce in Florenz sehen.

Quelle: Klaus Zimmermanns, Toskana, DuMont 2009​

Am Querhaus wurden von vornherein zu beiden Seiten des Chors je fünf Kapellen gebaut. Später wurden seitlich weitere Kapellen hinzugefügt. Noch die Renaissancekirche Santo Spirito hat 33 Kapellen!

Nun aber genug der Vorrede. Es geht dann bald los mit Florenz.
 
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VIELEN DANK

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Es geht dann bald los mit Florenz.


.... darauf freue ich mich schon jetzt :!:
dto. (nein - ich belasse es nicht bei dem Kürzel) :twisted:
Auch dies wird (hoffentlich) wieder ein Reisebericht, der mir (der ich Florenz einmal kurz - pauschal - und einmal 10 Tage auf eigene Faust [aber ohne Plan] erleben durfte) sicher genügend Anregungen für den nächsten Toskana-Aufenthalt bieten dürfte :thumbup::thumbup:
 
dhoette freu mich schooon!!!
Nach Florenz möchte ich auch gerne.... vielleicht nächstes Jahr:~

Forse si... forse no :)


Grüssels

Marlies
 
In Florenz konnten wieder Faltbildstreifen ohne Copyright und Herstellerangabe gefunden werden. Ich nutze die Bilder dieser Streifen, um Dinge zu zeigen, die man selbst nur schlecht oder garnicht fotografieren kann. Im Text werden diese Bilder mit einem Stern (*) gekennzeichnet.

Über die vielen Fresken zu reden, ohne Bilder zu zeigen, macht keinen Sinn. Bei den meisten Fresken herrscht strengstes Fotografierverbot, und wenn nicht, darf natürlich nicht geblitzt werden. Die erwähnten Kunstbände haben ein Kapitel pro Freskenzyklus. Nach einem Textteil folgt jeweils ein ausführlicher Bildteil. Jeder dieser Bildteile wird durch ein Übersichtsfoto eingeleitet, damit man sich den architektonischen Kontext vergegenwärtigen kann. Ich stelle dieses Übersichtsfoto hier ein und gebe als Quelle 'Band 1', 'Band 2' usw an. Wenn fotografiert werden durfte, habe ich das gemacht. Die Fotos sind aber eher von mäßiger Qualität. Ich zeige sie dennoch.

Bei anderen Bildern mit Copyright wird die Quelle angegeben. Bei Bildern von Kunstwerken, die abertausendfach veröffentlicht sind, wird keine Quelle genannt.

Und nun geht's endlich los!


Florenz
Teil 1​

Der Florenzbesuch beginnt mit einem Paukenschlag: Dem Blick aus dem Hotelfenster.


Im Dombezirk stehen der Dom mit seinem Campanile und das Baptisterium. Das Baptisterium gehört mit San Miniato al Monte und dem Pisaner Dom zu den herausragenden Bauwerken der toskanischen Protorenaissance.

San Miniato, Baptisterium, Dom Pisa​

Die Protorenaissance war eine ungewöhnlich frühe Phase der Rückbesinnung auf antike Vorbilder zur Zeit der Romanik (Baptisterium Weihe 1059, Fassade San Miniato ca. 1090 begonnen, Dom Pisa Weihe 1120). Die Rückbesinnung auf die Antike zeigt sich schon rein äußerlich an der geometrischen Wanddekoration. In Pisa wurde der Bau aus verschiedenfarbigen massiven Marmorblöcken errichtet, Florenz erzielte den Effekt durch vorgeblendete 4 bis 5 cm dicke Marmorplatten (wie im alten Rom). Bei beiden florentiner Bauten beschränkte man sich auf zwei Farben, man verwendete weißen und dunkelgrünen Marmor.


Das Baptisterium San Giovanni ist achteckig und hat 3 Portale: Im Süden, Osten und Norden. Das Südportal erhielt als erstes Bronzetüren, geschaffen von Andrea Pisano (* um 1290; † um 1347).


Pisano schuf für jeden Flügel 14 Bronzereliefs. In den oberen 5 Registern stellte er Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers in Einzelbildern dar (Taufkirche!). Die Schilderung geht am linken Flügel von oben nach unten und wird am rechten von oben nach unten fortgesetzt.



In den unteren 2 Registern werden allegorisch christliche Tugenden gezeigt.



Den Wettbewerb für die Bronzetüren des Ostportals gewann Lorenzo Ghiberti (* um 1378; † 1455). Interessanterweise teilte er die Fläche ebenfalls in 7 Register auf und stellte seine Szenen in fast identischen Achtpässen wie Pisano dar. Seine Reliefs sind aber wesentlich plastischer.


Das Ostportal liegt gegenüber der Hauptfassade des Doms. Es hat daher unter den drei Portalen den höchsten Rang. Und so wurde hier ein Leben-Jesu-Zyklus geschaffen. Er nimmt wieder die oberen 5 Register ein, beginnt aber am linken Flügel unten und wird in jedem Register am rechten Flügel sofort fortgesetzt.



Das zweitunterste Register zeigt die 4 Evangelisten, das unterste Kirchenlehrer.



Beim Wettbewerb um die Herstellung der Bronzetüren für das Nordportal waren Ghiberti und Brunelleschi in der Endausscheidung. Sie wurden gebeten, für die Entscheidung ein Bronzerelief mit der Opferung Isaaks durch Abraham vorzulegen. Es gewann Ghiberti. Er löste sich nun total von den veralteten Strukturen der beiden vorhandenen Portale und schuf ein Ensemble von modernen Reliefs, welche Szenen aus dem Alten Testament zeigen.






Die Darstellungen sind auch intellektuell anspruchsvoller. Ghiberti stellt z.B. mehrere Ereignisse in einem Bild dar, bei den Geschichten Josephs (hier das 1. Relief in der 2. Reihe) wird beispielsweise oben rechts im Hintergrund gezeigt, wie die Brüder Joseph aus dem Brunnen holen und verkaufen, unten links wie der Becher im Sack des Benjamin gefunden wird und die Brüder seine Unschuld beteuern, vorn rechts wie Benjamin vor Joseph geführt wird, oben links wie Joseph sich mit seinen Brüdern aussöhnt.

Die Darstellung mehrerer Szenen in einem Bild war damals nicht ungewöhnlich, man denke nur an die Fresken des Moses-Zyklus an der Südwand der Sixtinischen Kapelle.

Die Florentiner waren begeistert von dieser modernen Art. Man entschloß sich, Ghibertis vorhandene Osttür in das Nordportal zu versetzen und dafür seine neuen Türflügel im Ostportal einzubauen. Ein höchst ungewöhnlicher Schritt, wenn man an die Türthematik denkt und an den Rang der Portale! Michelangelo hat diese Reliefs bewundert. Er soll den Begriff 'Paradiespforte' dafür verwendet haben, seitdem nennt man das Osttor so.

Das Baptisterium hat ein achtteiliges Klostergewölbe. Bei vergleichbaren zeitgenössischen Baptisterien ist die Kuppel garnicht oder allenfalls mit Fresken geschmückt. Die Florentiner wollten aber für ihre Taufkirche etwas Besonderes haben: Ein Mosaik. Sie engagierten venezianische Mosaikkünstler, die bei der Ausschmückung des Markusdoms von byzantinischen Meistern gelernt hatten. Diese schufen ein ungewöhnliches, beeindruckendes Kuppelmosaik. Sie hatten ihrerseits wieder florentinische Gehilfen, die das Werk zu Ende führten.

Die Kuppelfelder im SW, W und NW haben 5 Register, die übrigen Felder haben 6. Im oberen Register ist umlaufend Ornamentik: Ranken und Tiere. Das zweitoberste Register wird umlaufend bevölkert von Engeln aus der Engelshierarchie. Im W, also gegenüber der Paradiespforte, steht der Schöpfergott, begleitet von Cherubim und Seraphim.

Die drei Register unter ihm werden eingenommen vom Weltenrichter in einer großen Mandorla, mit seiner Rechten weist er den Seligen den Weg ins Paradies, mit der Linken weist er die Verdammten ab in die Hölle. In den Feldern neben ihm, also SW und NW, sind im mittleren Register Engel zu sehen, darunter die Beisitzenden des Weltgerichts, angeführt im SW von Maria, im NW von Johannes. Im untersten Register die Aufnahme ins Paradies (auf den Schoß der Propheten) und der Sturz in die Hölle.

Die übrigen Felder zeigen in jedem Register einen Mosaik-Zyklus, beginnend im N, dann fortlaufend NO, O, SO und endend im S.

Oberes Register: Die erwähnte Ornamentik.
2. Register von oben: Die erwähnten Engel.
3. Register: Schöpfungsgeschichte.
4. Register: Josephsgeschichte.
5. Register: Leben Jesu.
6. Register (unterstes): Johannesgeschichte.

Tipp: Bild herunterladen, dann kann man es im lokalen Bildbetrachter drehen (z.B. Irfanview).

Dann der Dom Santa Maria del Fiore. Er ist riesig, 153 m lang, 38 m breit. Der östliche Part ist eine Drei-Konchen-Anlage, über der Vierung erhebt sich Brunelleschis geniale Kuppel. Innen ist sie bis zur Laternenöffnung 90 m hoch, außen mit Laterne 114 m. Bei der Marmorverkleidung außen kam hier eine dritte Farbe hinzu, rosa.






Die Ausmalung der Kuppel wurde 1572 von Vasari begonnen, als über 60-Jähriger mußte er das riesige Gerüst besteigen. Bis zu seinem Tod 1574 konnte er nur einen Teil der Fresken malen. sie wurden von Zuccari bis 1579 fertiggestellt.





Der wohlproportionierte Campanile ist ein Entwurf Giottos. Die Turmgeschosse werden von unten nach oben höher! Die unteren beiden sind gleich hoch, drittes (Figurenschmuck) und viertes (Blendnischen) sind wieder gleich hoch, aber höher als die unteren beiden. Fünftes und sechstes mit jeweils 2 Schallöffnungen auf jeder Seite wieder etwa gleich hoch und wieder höher als die darunter. Das oberste Geschoß mit einer großen Schallöffnung auf jeder Seite ist dann nochmal erheblich höher, es wird von einem leicht vorkragenden Kranzgesims gekrönt.


Giotto selbst konnte noch die beiden unteren Geschosse im Detail ausführen. Das erste Geschoß zeigt in Sechseckpässen religiöse und weltliche Szenen, das zweite in Rautenpässen allegorische Figuren.


Wer sich näher mit den beiden Bauten beschäftigen will, findet bei Wikipedia recht ordentliche und gut lesbare Beiträge zu Baptisterium und Dom.
 
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Moin - Moin drhoette!


VIELEN DANK

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für die Fortsetzung mit den schönen Bildern

( da wird so manche Erinnerung wach )

Freue mich schon auf die weiteren Ausführungen des Berichtes



Gruß - Asterixinchen :)
 
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Hallo drhoette,

mit viel Interesse haben mein BEVA und ich den Beginn Deines Florenzberichts verfolgt, ist er doch bekennender Florenzliebhaber und war (vielleicht zu ähnlicher Zeit wie Du?) erst vor kurzem wieder für ein paar Tage dort. Auch er interessiert sich sehr für die Freskenzyklen und generell für die Entstehung der Renaissance in Florenz.

Wir sind schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!

Liebe Grüße

Angela
 
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Florenz
Teil 2​

Jetzt geht es weiter zur Piazza della Signoria. Man kommt an Orsanmichele vorbei (eigentlich Or San Michele), einem alten dreistöckigen Getreidespeicher.


Das Erdgeschoß war ursprünglich eine offene Markthalle. Nach Verlegung des Getreidemarkts wurde es geschlossen und zu einem Oratorium umgestaltet. Die beiden Obergeschosse blieben noch lange Zeit Getreidespeicher für schlechte Zeiten. Im Oratorium sieht man noch die Öffnungen der Getreideschächte.

*​

Das Gebäude wurde dann das Zentrum der Florentiner Zünfte. Den wichtigsten Zünften wurde an der Außenwand des Erdgeschosses eine Nische zur Verfügung gestellt mit der Verpflichtung, dem jeweiligen Schutzpatron eine Statue errichten zu lassen.

Donatello: Markus; Verrocchio: Ungläubiger Thomas​

Die Piazza della Signoria wird beherrscht vom Palazzo Vecchio und der Loggia dei Lanzi, einem Repräsentationsbau für Kundgebungen und Empfänge. Hier stehen Figuren aus der antiken Mythologie, geschaffen von berühmten und weniger berühmten Bildhauern.


Der Palazzo Vecchio ist einer der eindrucksvollsten Profanbauten Italiens aus dem Trecento. Er war der Priorenpalast und Versammlungsort der Räte. Später nutzten ihn die Medici als herzoglichen Palast. Heute ist er Sitz der Stadtverwaltung und des Bürgermeisters - und Museum.




Innenhof​

Das Innere ist über und über mit Fresken geschmückt, mit Grotesken und historischen und mythologischen Darstellungen.





Die Grotesken kamen in Mode, als in der Renaissance Neros Domus Aurea wiederentdeckt wurde, die eine Fülle solcher Grotesken birgt. Die Renaissancemaler waren hoch begeistert und haben sie mit größtem Interesse studiert..

Es gibt im Palazzo zwei Räume mit bedeutenden Fresken:

Sala dei Gigli
Zenobius mit den Diakonen Eugenius und Crescentius,
'Uomini famosi' der Antike
Ghirlandaio
1482-84

Quelle: Band 3​

Cappella di Eleonora
Gewölbe: Heilige
Wände: Moses-Zyklus
Agnolo Bronzino
um 1550

Quelle: Band 4


Zwischen Loggia und Palazzo ist der Zugang zu den Uffizien, die die weltberühmte Gemäldesammlung beherbergen. Die Uffizien wurden 1559 bis 1580 als zentrales Verwaltungsgebäude für die Ministerien des Großherzogtums Toskana von Vasari gebaut (ital. ufficio = Amt, Büro). Es wird dort kräftig gewerkelt.




Die Gemäldesammlung umfaßt Werke vom 13. bis 18. Jh., Schwerpunkte sind Trecento/frühes Quattrocento und Renaissance. Man findet nicht nur italienische Malerei, sondern auch viele Werke flämischer, niederländischer, französischer und deutscher Meister.

Man wird empfangen von 3 großformatigen Thronenden Madonnen in Saal 2.

Duccio 1285, Cimabue 1286, Giotto ca. 1310

Pietro Lorenzetti
Thronende Madonna 1340

Ambrosio Lorenzetti
Darbringung im Tempel 1342

Simone Martini
Verkündigung 1333

Gentile da Fabriano
Anbetung der Könige 1423

Paolo Uccello
Szene vom Krieg Florenz gegen Siena um 1455

Filippino Lippi
Anbetung der Könige 1496​

Ein Saal ist Botticelli gewidmet.

Die Geburt der Venus ca. 1485

Michelangelo
Tondo Doni um 1507

Tizian
Venus von Urbino um 1538​

Der Stadtstaat Florenz wurde aufgrund seiner Macht im Jahr 1531 von Kaiser Karl V. in ein erbliches Herzogtum unter den Medici umgewandelt. 1569 gründete der Papst das Großherzogtum Toskana mit Florenz als Hauptstadt und erhob den damaligen Herzog von Florenz, Cosimo I., zum Großherzog der Toskana (eigenmächtig, ohne den Kaiser zu konsultieren!). Cosimo verlegte seine Residenz in den erweiterten Palazzo Pitti auf der anderen Arno-Seite (seitdem hat der Palazzo Vecchio seinen Namen). Nach der Vereinigung Italiens war Florenz einige Jahre (1865-71) bis zur Eroberung des Kirchenstaats Hauptstadt des Königreichs (vorher: Turin). Während dieser Zeit war der Palazzo Pitti königliche Residenz.

Vasari baute den nach ihm benannten Korridor (Corridoio Vasariano), der vom Palazzo Vecchio über die Uffizien zum Palazzo Pitti führt. So konnten sich die Herrschaften vom Wetter (und vom gemeinen Volk) unbehelligt zwischen den beiden Palazzi hin- und herbewegen.


Von den Uffizien verläuft der Korridor zunächst am Arno entlang über einem Arkadengang.


Weiter geht er über die Ponte Vecchio.


Er verläßt die Brücke hier, geht weiter über einen Bogen, der sich über die Via de' Bardi spannt, und verschwindet in der Bebauung.


Hier taucht er wieder auf und verläuft vor der Fassade eines Oratoriums. Ab dann ist er nicht mehr zu sehen.


Der Palazzo Pitti gilt als Prototyp einer absolutistischen Residenz. Er ist ein Riesenbau, in dem man sich verlaufen kann. Hinter ihm, östlich, liegt der berühmte Boboli-Garten, einer der bekanntesten italienischen Gärten des 16. Jahrhunderts. Im linken Haupttrakt befinden sich im Erdgeschoß und im Piano Nobile Prunkräume der Medici.


Im Erdgeschoß u.a. der Salone terreno im Appartamento d'Estate.


Drei Räume des Sommerappartements:


Im Piano Nobile das Appartamento d'Inverno:

Stanza della Stufa​

Planetensäle 1, 2 und 3:


Quelle für alle Palazzo-Fresken: Band 5

An der Ausmalung der Räume waren etliche Künstler beteiligt. Die Fresken entstanden in der 2. Hälfte des 16. Jh./1. H. d. 17. Jh.

Es geht nun weiter durch das Stadtviertel Oltrano.




Man kommt zur schönen Piazza Santo Spirito, wo gerade ein kleiner Flohmarkt stattfindet. Am Ende des Platzes steht Santo Spirito (um 1430 begonnen), die zweite reinrassige Renaissance-Basilika Brunelleschis in Florenz.




Ziel ist Santa Maria del Carmine mit großartigen Fresken in der Cappella Brancacci.

Cappella Brancacci
Szenen aus dem Leben des hl. Petrus,
Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies
Masolino (a), Masaccio (a), Filippino Lippi (b)
a um 1425, b um 1483

Quelle: Band 2





 
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Moin - Moin drhoette!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

... mit Begeisterung habe ich eben Deine Fortsetzung gelesen


Gruß - Asterixinchen :)
 
@ Asterixinchen und Angela

Florenz ist so reich an Sehenswertem, daß wohl noch einige Fortsetzungen erforderlich sind.

Der Besuch fand in der Woche des Lufthansa-Streiks statt. Hinflug war am Montag. Das ist aber eine Geschichte für sich. Es gab nämlich überhaupt keine Probleme.

Viele Grüße!
 
Florenz
Teil 3​

In der offenen Markthalle findet täglich ein 'Klamottenmarkt' statt.


Abends wird er abgebaut, die Händler packen alles in fahrbare Kisten mit Schloß und verschwinden damit. Wo die Sachen dann wohl übernachten?


Neben der Markthalle hockt ein Keiler, aus dessen Rüssel ein Wasser-Rinnsal plätschert.


Passanten berühren oder streicheln ihn. Auf die Frage, ob das einen verborgenen Sinn habe, antwortet eine Florentinerin: "It's just for good luck." Wenn man eine Münze auf seine Zunge legt und losläßt, rutscht sie heraus und fällt in den Abflußrost, zumindest nach mehreren Versuchen...

Florenz hat auch einen großen Platz, der angelegt wurde, als es wenige Jahre Hauptstadt des Königreichs war. Er heißt heute Piazza della Repubblica. Dafür wurde der mittelalterliche Mercato Vecchio abgerissen. Auf dem Platz steht die Colonna dell'Abbondanza, der „Nabel der Stadt“.


Die Bebauung ringsherum ist wenig überzeugend. Das muß man auch zu der Lösung sagen, die im 19. Jh. für die Vergrößerung der Piazza San Giovanni (um das Baptisterium herum) gefunden wurde (dazu wurde sogar der Bischofspalast versetzt). Das konnten die Alten besser: Für die Uffizien mußte ja auch ein beträchtlicher mittelalterlicher Baubestand weichen. Die Uffizien-Lösung überzeugt.


*​

In der Nähe des Hauptbahnhofs liegt Santa Maria Novella (bzw. umgekehrt, der Bahnhof wurde nach ihr benannt). Die Dominikanerkirche zählt zu den Hauptkirchen Florenz'. Die wunderbar ausgewogene Fassade wurde zunächst im Untergeschoß mit der traditionellen Marmor-Inkrustation versehen (um 1350), Giebel und Voluten des Obergeschosses sind ein Werk von Leon Battista Alberti, dem großen Architekturtheoretiker der Renaissance. In dieser Basilika sind neben dem Chor jeweils 2 Kapellen am Querhaus (man nennt den Chor dann auch 'Chorkapelle'), wie in Santa Croce.

Die ältesten erhaltenen Fresken sind in der Capella Strozzi di Mantova, die später noch angebaut wurde.

Capella Strozzi di Mantova
Jüngstes Gericht, Paradies, Hölle
Nardo di Cione
um 1355

Quelle: Band 1​

Im ehemaligen Kapitelsaal am Kreuzgang, der 'Spanischen Kapelle', hervorragend erhaltene Fresken.

Spanische Kapelle
Wände: Mehrere Themen.
Gewölbe: Petri Errettung, Auferstehung, Himmelfahrt, Pfingsten
Andrea di Bonaiuto
1366-67

Quelle: Band 1​

Die Fresken in der Chorkapelle (Cappella Tornabuoni) sind mit dem Namen Ghirlandaio verknüpft, einer berühmten florentinischen Malerfamilie (Michelangelo war Schüler Domenicos).

Cappella Tornabuoni
Szenen aus Marienleben, aus Johannesleben,
Heilige, Stifter, Vier Evangelisten
Domenico, Davide und Benedetto Ghirlandaio
1486-90

Quelle: Band 3​

Die erste Kapelle rechts von der Chorkapelle ist die Cappella Strozzi.

Cappella Strozzi
Szenen aus Johannesleben (Evang.) und Philippusleben (Apost.),
Musen, alleg. Figuren, vier Patriarchen
Filippino Lippi
1487-1502

Quelle: Band 3​
 
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Florenz
Teil 4​

Mitten im alten Marktviertel steht San Lorenzo, eine weitere Hauptkirche Florenz', die erste reinrassige Renaissance-Kirche von Brunelleschi. Ihre Fassade ist 'nackt'!


*​

Das ist äußerst erstaunlich, wenn man bedenkt, welch hohen Rang der Gesamtkomplex in der Kunstgeschichte hat. Aber auch für die Medici: San Lorenzo war ihre Hauskirche.

Alte Sakristei, die früheste Arbeit Brunelleschis für den Komplex: Der erste überkuppelte Zentralbau der Renaissance, das Urbild des modernen Zentralbaus.

Basilika: Der erste Kirchenbau der Renaissance, somit der erste Kirchenbau der modernen Kunstgeschichte.

Biblioteca Laurentiana: Für die Handschriftensammlung der Medici errichtet.

Cappella Medicee: Grablege der Medici mit 'neuer' Sakristei.

Und für die Fassadenverkleidung war kein Geld da! Zwar gibt es einen Fassadenentwurf von Michelangelo, entsprechende Arbeiten sind aber nie begonnen worden.

Zum Lesesaal der Biblioteca Laurentiana

*​

mußte eine endgültige, repräsentative Treppe gebaut werden. Das Problem war die Enge des Vorraumes. Michelangelo entwarf dafür seine berühmte manieristische Treppe, die erst nach seinem Tod realisiert wurde.

*​

Die Basilika ist 'gewestet'. Im Westen bauten die Medici ihre unglaubliche Grablege, die Capella Medicee, ihr Familien-Mausoleum.



Sie ist nur von außen zugänglich, nicht von der Basilika aus. Ihr Untergeschoß ist eine Art Krypta, darüber erhebt sich die Cappella dei Principi (Fürstenkapelle). Letztere ist überaus kostbar mit farbigem Marmor ausgekleidet. In ihr stehen die Sarkophage der Großherzöge (**).


Für Familiengräber wurden auch die alte und neue Sakristei sowie die 'Krypta' genutzt. Die neue Sakristei ist eine Weiterentwicklung der alten Brunelleschi-Sakristei durch Michelangelo. Er fand hier zu seinem großzügigen Architekturstil. Die Kassettenkuppel orientiert sich am Pantheon (**).


Michelangelo schuf auch die beiden Grabdenkmäler (**):

Giuliano II. de' Medici
Nacht und Tag

Lorenzo II. de' Medici
Dämmerung und Morgenröte​

Nicht weit von San Lorenzo steht der Palazzo Medici, den Cosimo d.Ä. 1444 in Auftrag gab. Hier lebten die Medici (wenn sie nicht gerade vertrieben waren), bis sie als Herzöge den Palazzo Vecchio und später als Großherzöge den Palazzo Pitti bezogen.




Im Erdgeschoß fallen die Konsolen an den stark hervortretenden Fensterumrahmungen auf. Es sind die berühmten 'knieenden Fenster', vermutlich von Michelangelo entworfen. Sie wurden später oft nachgebildet, man sieht sie überall in Florenz.

Innenhof​

Es gibt im Palazzo mehrere Räume mit kostbaren Fresken. Man kann aber nur einen davon besichtigen: Die Cappella dei Magi. Von deren Fresken stelle ich mehrere Bilder ein.

Cappella dei Magi
Die Reise der Drei Könige
Benozzo Gozzoli
1459

Quelle: Band 2

Blick in den Altarraum

Der alte König​

Das Pferd des alten Königs ist zerschnitten. Das linke Wandstück wurde eines Tages vorgezogen, um Platz für eine neue Tür zu schaffen. Daß man diesen Fresken-Teil so sorgfältig schonte, spricht für die Hochachtung den Fresken gegenüber.

Ostwand: Junger König; Südwand: Mittlerer König

Der mittlere König

Der junge König​
 
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Florenz
Teil 5​

Jetzt weiter die Via Cavour hinunter. An der Piazza San Marco liegt das ehemalige Dominikanerkloster San Marco. Dessen Untergeschoß ist heute Museum mit einer reichhaltigen Sammlung von Bildern aus dem Trecento und dem frühen Quattrocento.

Im Obergeschoß sind unter dem offenen Dachstuhl die Mönchszellen, kleine tonnengewölbte Räume. Fra Angelico, der einige Zeit in diesem Kloster lebte, hat seinen Mitmönchen 'Heiligenbilder' in ihre Zellen gemalt. Wenn man die Treppe hochgestiegen ist, wird man von seiner schlichten Verkündigung empfangen.

*​

Hier einige der 'Heiligenbilder'. Insgesamt sind es wohl 30 Stück.


Man ist dann schnell bei der Galleria dell' Accademia, berühmt, weil sie neben einer beachtenswerten Sammlung toskanischer Malerei einzigartige Skulpturen Michelangelos hütet. Einen Ehrenplatz unter einer hohen Kuppel hat sein David.


Auf den ersten Blick erschrickt man leicht wegen der Schlankheit des rechten Standbeins. Man wundert sich etwas, daß es die Hauptlast der Figur tragen kann. Dann entdeckt man, daß Michelangelo hinter dem Bein einen Baumstumpf stehen ließ, der bis zur Kniekehle reicht und den Unterschenkel verstärkt. Kniebereich und Oberschenkel sind ja sowieso stärker.

Es ist allgemein bekannt, daß der Marmorblock aus Carrara ein völlig unmögliches Format hatte. Michelangelo gelang es, dieses Meisterwerk daraus zu 'befreien'.


Auffällig ist das massive Haupt. In seinen großen Händen hält David die Enden seiner Steinschleuder, deren Gurt sich - kaum sichtbar - über seinen Rücken spannt.

In dem Saal vor der David-Kuppel stehen die vier nicht minder berühmten 'Sklaven'. Sie sind unvollendet, und zwar in unterschiedlichem Fertigungszustand, sodaß man sehr schön Michelangelos Arbeitsweise studieren kann. Sie waren für das Julius-Grabmal im neuen Petersdom geplant, von dem ja nur eine eher kümmerliche Version entstand, aber immerhin mit Moses (Vincoli).

Jetzt geht es zurück zum Bargello,


dem ältesten Florentiner Kommunalpalast (um 1350). 1502 wurde er Sitz der Gerichtsbehörde, 1574 auch der des Polizeihauptmanns (Bargello).


Innenhof​

Im 19. Jh. lagerten die Uffizien ihre Skulpturen- und Kleinkunst-Sammlung nach hier aus.

Michelangelo: Trunkener Bacchus

Michelangelo: Tondo mit Mutter und Kind sowie Johannes

Donatello: David

Verrocchio: David​

Hier befinden sich auch die beiden Reliefs, die Brunelleschi und Ghiberti wegen des Auftrags der Paradiespforte vorlegten.

Brunelleschi, Ghiberti​
 
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hallo drhoette,

toller Bericht :thumbup::thumbup::thumbup: und Wahnsinnsbilder :thumbup::thumbup::thumbup: - ich kann nur sagen: vielen Dank und ich merke gerade, dass ich auch noch unbedingt nach Florenz muss :nod:.

weiter so

Annie
 
Florenz
Teil 6​

Und nun endlich zu Santa Croce, 1385 fertiggestellt. Die Marmorfassade entstand 1863 (da kann San Lorenzo ja noch ein wenig warten).



Santa Croce ist Teil des großen Komplexes des Franziskanerklosters. Sie ist die an Kunstwerken reichste Florentiner Kirche mit zahlreichen Glasfenstern und Grabstätten der Entstehungszeit - und Fresken. Wie schon zu Anfang bemerkt, sind am Querhaus 11 Kapellen (einschl. Chorkapelle). Weitere Kapellen sind seitlich angebaut. Die Fresken einiger Kapellen sind in einem guten Zustand, bis auf die ersten Giotto-Fresken.

Die beiden ersten Kapellen rechts von der Chorkapelle wurden von Giotto ausgemalt. Die älteren sind in der zweiten, der Peruzzi-Kapelle. Giotto verwendete hier die Secco-Technik, die Fresken haben daher im Laufe der Zeit stärker gelitten.

Die erste Kapelle rechts ist die Bardi-Kapelle.

Peruzzi-Kapelle
Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers
Gewölbe: Vier Evangelisten
Giotto
um 1315

Bardi-Kapelle
Franziskuslegende
Gewölbe: Allegorien, Apotheose des hl. Franziskus
Giotto
um 1326


An der rechten Stirnseite des Querhauses wurde die Baroncelli-Kapelle angebaut.

Baroncelli-Kapelle
Marienzyklus
Gewölbe: Tugenden
Taddeo Gaddi
um 1330

Quelle: Band 1​

Die letzte Kapelle links von der Chorkapelle ist die Kapelle der Bardi di Vernio.

Kapelle der Bardi di Vernio
Szenen aus dem Leben des hl. Silvester
Maso di Banco
um 1335

Quelle: Band 1​

Die Rinuccini-Kapelle ist ein Anbau an die Sakristei.

Rinuccini-Kapelle
Leben Mariens und der hl. Maria-Magdalena
Gewölbe: Propheten
Giovanni da Milano
1365

Quelle: Band 1​

Jetzt noch die Chorkapelle.

Chorkapelle
Legende des hl. Kreuzes
Gewölbe: Franziskus, Johannes d.T., 4 Evangelisten
Agnolo Gaddi
um 1386

Quelle: Band 1​

Am rechten Bildrand über der Bardi-Kapelle, aber außen: Stigmatisation des hl. Franziskus, zum Zyklus der Bardi-Kapelle gehörig.

Zum Schluß des Florenz-Besuchs ist noch Leistungssport angesagt: Wir besteigen den Kalvarienberg. Los geht es an der Porta di San Miniato.


Dann einen steilen Kreuzweg hoch,


an dessen Stationen Holzkreuze stehen (alle vergammelt). Jetzt kommt eine Treppe.


Vom Ende der Treppe ist es nur ein Katzensprung zur Piazzale Michelangelo, von der man einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt genießen kann. Auf dem großen Platz können die Touristen parken, es gibt Andenken- und Freßbuden, fliegende Händler - was eben zu einem solchen Rummel so dazugehört. Florenz liegt in starkem Dunst. Aber wir haben ja unsere Faltbildstreifen.

*​

Links vom Campanile sieht man das helle flache Kuppeldach des Baptisteriums. Die rote Kuppel links davon ist die der Cappella Medicee. Sie macht Brunelleschi durchaus Konkurrenz. Ganz links der Palazzo Vecchio. Das hügelige Hinterland geht nach NW bald in den nördlichen Apennin über. In diesem Hinterland stehen all die tollen Villen. Das Bild zeigt leider nicht den Arno mit seiner Uferbebauung, auch Santa Croce wäre von hier zu sehen. Zwischen Santa Croce und Arno ist die Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze.


Jetzt müssen wir diese Treppenanlage hinauf...


...und sind immer noch nicht oben. Aber wir sehen schon das Ziel: San Miniato al Monte. Beim Tor die letzte Verschnaufpause.



San Miniato ist innen sehr dunkel.


Vom Hoch-Chor geht es rechts in die Sakristei mit ihren herrlichen Fresken.

Sakristei San Miniato
Szenen aus dem Leben des hl. Benedikt
Gewölbe: 4 Evangelisten
Spinello Aretino
1388

Quelle: Band 1


Noch zwei weitere Freskensysteme aus Florenz:

Ehem. Refektorium von S. Apollonia, Stirnwand
Oben: Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung (stark gelitten)
Unten: Abendmahl, mit gemalten Marmorplatten
Andrea del Castagno
um 1447

Quelle: Band 2​

S. Trinita, Cappella Sassetti
Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus, Stifterbilder
Gewölbe: Sibyllen
Ghirlandaio
um 1484

Quelle: Band 3

Noch ein paar Florenz-Impressionen:


 
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Vom Ende der Treppe ist es nur ein Katzensprung zur Piazzale Michelangelo, von der man einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt genießen kann. Auf dem großen Platz können die Touristen parken, es gibt Andenken- und Freßbuden, fliegende Händler - was eben zu einem solchen Rummel halt so dazugehört. Florenz liegt in starkem Dunst. Aber wir haben ja unsere Faltbildstreifen.

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Links vom Campanile sieht man das helle flache Kuppeldach des Baptisteriums. Die rote Kuppel links davon ist die der Cappella Medicee. Sie macht Brunelleschi durchaus Konkurrenz. Ganz links der Palazzo Vecchio. Das hügelige Hinterland geht nach NW bald in den nördlichen Apennin über. In diesem Hinterland stehen all die tollen Villen. Das Bild zeigt leider nicht den Arno mit seiner Uferbebauung, auch Santa Croce wäre von hier zu sehen. Zwischen Santa Croce und Arno ist die Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze.
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Darf mit 3 alten Bildern (Mz.2006) aushelfen ;) :?:



Ich genieße Deine Tour durch Florenz ! ... und merke dabei, wieviel wir damals nicht gesehen haben.

Also auch Firenze verlangt nach einem Da Capo ! Ob ich das alles noch schaffe, bevor mich die Gicht ereilt ?

meint

Friedrich
 
Auch von mir herzlichen Dank für Deinen sehr informativen Bericht mit vielen herrlichen Bildern. Schade, dass Florenz inzwischen relativ noch mehr von Touristen überströmt ist als Rom und inzwischen unverschämt teuer ist.
Bei meinem ersten Florenzbesuch in den achtziger Jahren besichtigte ich den David zusammen mit einem netten Ehepaar. Als wir die Skulptur umrundeten meinte die reifere Dame: "am besten ist Michelangelo der knackige Po gelungen".

Für ein ähnliches Foto wie dem Hochzeitsfoto von FestiNalente an gleicher Stelle musste ich mir eine Strafpredigt meiner Tochter anhören, die es absolut nicht mag, wenn ich fremde Leute fotografiere.

Gruß Ludovico
 
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