Benvenuti a Roma- postcovid

Liebe Nihil,
was für ein herrlicher Bummel, bei dem man immer wieder von der herrlichen Atmosphäre in den römischen Gassen gefangen genommen wird.

Für das Picknick habt ihr euch wahrlich ein lauschiges Plätzchen ausgewählt, beim Lesen hörte ich quasi den Tiber dazu rauschen.

Ich freue mich auf mehr :)
 
Jetzt muss ich schnell noch den Abend unseres Bummeltages beschreiben. Bilder habe ich keine gemacht. Zu gross war die Erschöpfung. Und das trotz des nachmittäglichen Müssigganges...
Wir machten wieder eine Stadtrundfahrt, na ja, eher eine Fahrt a la Von- A- nach- B- nach- A- Fahrt in den nördlichen Teil von Rom. Wir nahmen den Bus Nr. 80 vor der Haustür der Cappuccini, und haben ihn bestimmt nur wegen des so nett klingenden Namens gewählt: Porta di Roma.

Natürlich hatten wir keinen Blick in den Stadtplan oder die ATAC- Bustouren geworfen. Wir stiegen ein und liessen uns fahren., über die Via Nizza, die Via Boncampgni, Umfuhren die Piazza Fiume, wo wir einen freien Blick auf die Scheisshäuserl in luftiger Höhe hatten, die uns von Pecorella neulich im Thread Roma Roma Curiosa vorgestellt worden sind. Ich war leider zu schwach, das Handy zu heben, um die mittelalterlichen Bedürfnisanstalten abzulichten. Dann ging es über den Corso Trieste, an der Metrostation S. Agnese / Annibaliano vorbei. Das war dann auch so ungefähr das letzte mir noch bekannte Stück Rom.
Aber jetzt kam nur noch der uns völlig unbekannte, aber durchaus reizvolle Norden von Rom. Es wurde auch nordafrikanisch mit der Viale Eritrea und Viale Libia. Und schliesslich ging es über die Circonvallazione Salaria , die Eisenbahn und den Anieme am Parco di Valle Melaina vorbei. Die gesichtslosen Wohnhäuser der 60. und 70 Jahre machten zunehmend den Wohnblöcken der 90er und 2000der Jahre Platz. Es wurde sogar fast ländlich mit Wiesen und Brachen. Als wir die Endstation Viale Camelo Bene erreichten, stiegen wir wirklich in einer Wiese aus und um. War der Stadtrand von Rom erreicht? Nicht wirklich, denn was man nicht sah,sondern nur von ferne hörte : hinter der Wiese liegt der Grande Raccordo Anulare, auch dieser neulich im Roma curiosa Thread vorgestellt.
Lodolis Worte beschreiben den Grande Raccordo als eine Erfahrung...

Ich fand auch unsere Busfahrt eine wunderbare Erfahrung, durch ein Rom, wo das römische Leben ganz ungekünstelt stattfindet, wo keine Touristen die Bürgersteige verstopfen, weil es was künstlerisch wertvolles zu sehen gibt. Hier lebt man, arbeitet, ist auch Römer , aber vielleicht empfinden sich die Einwohner doch eher zugehörig ihrem Quartieri, ihrer Suburbi oder Municipio. Das Zentrum Roma erschien uns sehr weit weg zu sein.
 
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02.06. Nationalfeiertag

Heute würde es am Vormittag erhebend National zugehen.


Laut Informationen aus dem Forum wäre mit Verkehrseinschränkungen gerade auch am Monumento Nationale a Vittorio Emanuele II zu rechnen. Und ausgerechnet dort fährt ja unsere Stadtlimusine Bus Nr. 83 immer lang. Nihil konnte nämlich leider nicht in die Nationalstimmung der Italiener eintauchen, stattdessen würde ein Abstrich tief in ihre Nase eintauchen. Der für Spanien vorgeschriebene Covid-PCR-Test musste gemacht werden...:rolleyes: Dieser Test wurde im Untergeschoss des Fiumicino - Flughafens durchgeführt, weshalb Nihil sich noch einmal dorthin pünktlich zu begeben hatte, zusätzlich zu An-/ Abreisetagen. Alleine deshalb schon lohnte sich diesmal die CIRS für die ganze Woche.

Nach einem aufmunternden Cappuccino in einem der Tourïcafes an der Piazza Barberini,


trennten sich Nihil und ihre kleine Schwester. Meine Schwester als vollständig Geimpfte brauchte keine weiteren Nachweise für die Einreise nach Deutschland erbringen und wollte sich das National- Spektakel anschauen. Nihil stieg hinab in die Tiefe der Metro, um den eventuellen Verkehrseinschränkungen an der Oberfläche zu entgehen und .... wartete Ewigkeiten bis endlich mal eine U-Bahn einfuhr. Die Wartezeit wurde durch Einspielungen auf den Monitoren verkürzt. Es ertönten einige Takte erhebende Opernmusik, die eventuell der Nationalhymne entsprachen. Zu kurz jedoch, um wirklich etwas zu erhören oder gar den Text zu verstehen. Wichtiger war die Werbung, die in voller Länge und Breite das Nationalgeplänkel auf Minimum zurückstutze. Sehr sympathisch...:cool:
Während also Nihil sich der medizinisch angeratenen Prozedur unterzog, genoss meine Schwester ein wirklich emotional bewegendes Spektakel. Familien mit Kind und Kegel versammelten sich schon zu frühester Stunde auf dem Pincio, um die Flugshow zu besichtigen. Natürlich wurden durch die Frecce immer wieder schöne Farben an den Himmel gezaubert, aber die flogen so schnell, dass meine Schwester nur den bunten Qualm knipsen konnte.

Wir wollten uns später an der Stazione Roma- Lido wieder finden. Meine Covidabstrichprozedur dauerte 5 Minuten, ratzfatz trat ich den Rückweg an, während sich meine Schwester im Gewühle nach der Flugshow verlor. So hatte ich viel Zeit, die beeindruckenden faschistischen Mosaike und Gebäude der Stazione Ostiense zu sichten:

um dann zu der so sympathischen kleinen Stazione Roma- Lido zu spazieren. Wo gibt es sonst einen Bahnhof, der mit Palmengrün geschmückt ist?

Und so liebevolle Dekorationen aufweist:
Selbst der Fussboden und die Fahrkartenschalter sind sehenswerte Handwerksarbeiten und nicht seelenlose Funktionsware....

Natürlich verkürzte sich Nihil die Wartezeit in ihrem Lieblingsbahnhofscafe:
Auch vor dem Bahnhof tummelte sich das banale Leben, ganz unbeeindruckt vom nationalen Pomp. Es war Strassenmarkt , gut besucht von Einwohnern mit kleinem Budget, die offerierten Waren vorallem Kleidung, hatten eher Ramsch-Qualität. Selbst Secondhand-Schuhe( angebrachter wäre Secondfeet-Schuhe) fanden Abnehmer...Dazwischen warteten Taxifahrer auf Fahrgäste, umfuhren zum heutigen Anlass national- wimpelbewährte Busse und Strassenbahnen die Piazzale di Ostiense:


Die Wasservorräte konnte Nihil aus dem sprudelnden Nasoni auffüllen, andere nutzen das frische Wasser zum Waschen der Secondfeet-Schuhe und wieder andere Bewohner der ewigen Stadt badeten und betrieben ein bisschen Federpflege:


Und über allem thront wie seit 2000 Jahren die Cestio-Pyramide:

Nachdem sich wir uns wieder zusammengefunden hatten, brachen Nihil und kleine Schwester zu einem spontanen Museumsbesuch in der Centrale Monte Martini in der Via Ostiense auf.

Demnächst weiter....
 
Wieder einmal sehr unterhaltsam, Eure Unternehmungen nachzuvollziehen.
Vielen Dank für die Fortsetzungen!
(@dentaria: auch ich war öfter in Versuchung, die Cerasi-Kapelle gleich wieder zu verlassen, als ich die Menschenmengen sah. Meistens habe ich aber durchgehalten und mich allmählich vorgekämpft ...)
 
Nationalfeiertag 2. Teil

Wir machten uns zu Fuss auf, die Centrale Monte Martini zu besuchen. Es ist nicht weit von der Stazione Roma Ostia. Vorallem sieht man mehr, wenn man zu Fuss unterwegs ist. Ein paar der tollen Grafitis, die hier mal im Forum neulich vorgestellt wurden, haben wir auch gesichtet.

Eine moderne Madonnen-Darstellung an der Via Ostiense
Und schliesslich erreichten wir die Centrale Montemartini, wo uns die tolle Ausstellung " Colori dei Romani" erwartete. Reserviert hatten wir nicht, aber es war kein Problem hinein zu kommen. Die wenigen Besucher waren alle nachgeborene Römer, die sich die Farbenpracht der Mosaike anschauen wollten.

Bitte eintreten!!!


Dieses schwarzweiss Mosaik wurde bei Bauarbeiten zum Militärhospital auf dem Caelio gefunden. Es befand sich im Vestibule der Basilikca Hilariana. Es beinhaltet eine Glücksformel, dass die Götter dem Besucher wie auch der Basilica selber günstig, gnädig, versöhnlich sein sollen. Für Nihil und ihre kleine Schwester erwies sich der Eintrittsformal als sehr günstig.;)



Die Mosaiken sind Bestandteil der Sammlung der Kapitolinischen Museen, werden aber kaum gezeigt, u.a. aus Platzmangel. Als Rom zur Hauptstadt Italiens erklärt wurde, folgte ein Bauboom, der das Gesicht der Stadt sehr veränderte. Beim Bau neuer Häuser und Infrastruktur wurden natürlich römische Überbleibsel und auch Mosaiken gefunden. Oft landeten sie im archäologischen Speicher auf dem Caelius., dem sogenannten Antiquarium. Ein paar sind in der Centrale Montemartini ständig zu besichtigen, andere sind " Reisemosaike", die nur im Rahmen von Ausstellungen gezeigt werden.
In dieser Ausstellung "Colori dei Romani" werden die Mosaiken in einen Zusammenhang mit Freskos und Skulpturen gezeigt, die in ihrer Gesamtheit eine Einsicht in die ( gehobene) römische Gesellschaft, ihren Geschmack und auch den Wandel der Moden, die ikonographische Auswahl, die Dekorationsmotive und formale Aspekte der Arbeiten zeigen.

Der Ursprung der Wortes Mosaik ist unklar. Er erscheint erst in der späten römischen Epoche. Klar scheint aber zu sein, dass die Römer Gefallen an der griechischen Erfindung fanden und diese importierten und nachahmten, denn schon Plinius der Ältere meinte : die Mosaikböden stammen aus Griechenland und sind künstlerisch gleichwertig der Malkunst. Eine Hypothese lautet: Mosaik leite sich vom Adjektiv Musivum ab," ein Werk so wertvoll als hätten es die Musen gemacht" . So musisch eingestimmten, erwartet uns ein wunderbarer Rundgang durch die Ausstellung:

Es gibt natürlich auch ein paar altbekannte Mosaiken, denn diese sind immerwährende Ausstellungsobjekte in der Centrale Montemartini:


Eine Hafenszene mit Schiff und Leuchtturm aus dem 2.-3, Jahrhundert n. Chr. , gefunden beim Bau der Via Nazionale. Man konnte aus den Hafenarkaden und der Form des Leuchtturms die Stadt Alexandria eruieren. Rechts erkennt man das geblähte Segel und Matrosen bei der Arbeit. Vielleicht gehört das Schiff zu einer Flotte die Getreide aus Ägypten nach Rom transportierte.


Eine Nilszene (1. Jahrhunder vor Chr.), gefunden 1882 bei Bauarbeiten am Palazzo delle Esposizioni an der Via Nazionale. Es stellt eine religiöse Zeremonie dar, bei der ein Krokodil, geschmückt mit einen Blumenkranz von einem Priester gefüttert wird. Man verortet die Szene in der ägyptischen Stadt Krokodilopolis :D:D:D, wo der Krokodilgott Sobek verehrt wurde.


Der böse Blick, Malocchio. 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., gefunden auf dem Caelio beim Bau des Militärhospitals. Das schwarzweiss Mosaik dekorierte den Eingangsbereich der Basilica Hilariana. Ein menschliches Auge durchbohrt von einem Speer auf dem eine Eule sitzt. Das Auge als Symbol für negative Einflüsse hervorgerufen durch Neid, ist in einen Kreis verschiedener Tiere gebettet, die das Schlechte neutralisieren sollen.

So, nun ist aber Schluss mit den bunten, feinen, vielfältigen römischen Mini-Hinkelsteinen, sonst werft ihr mir noch den bösen Blick zu.:cool:


Wobei sich Nihil dann ihre Hände in Unschuld waschen würde....
 
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Wie stets wunderbar! Dein besonderer Blick für Details und der Text dazu, einfach herrlich. Ich wäre gerne dabei gewesen. Vielleicht treffen wir uns ja im Winter mal in Rom - ich habe im Dezember 5 Tage gebucht.
 
Nationalfeiertag 3. Teil

Nach einer kleinen Pause im Hotel machten wir uns wieder auf den Weg. Schliesslich war dies nun schon der letzte Tag der kleinen Schwester in Rom. Mein Gott, wie schnell immer die Zeit verfliegt...

Wir schlenderten ein Stück die Via delle Quattro Fontane hinauf, um dann aber gegenüber dem Palazzo Barberini


in ein schmales Gässchen namens Via dei Giardini einzubiegen. Man läuft quasi unterhalb der hohen Mauern des Quirinalpalastes bis zur Via del Quirinale hoch.

Die Kirche San Carlino war leider festverschlossen am Nachmittag. Also gut, wenn nicht Borromini, dann halt zur Konkurrenz! Auf zur Kirche Sant´ Andrea al Quirinale, die nur ein paar Schritte weiter liegt.

Ein recht ungepflegter Park lag festverschlossen davor. Aber der Akanthus hielt sich nicht an die Absperrung und quoll munter und üppig durch die Balustrade.

Sant´Andrea al Quirinale erschlug dann in ihrer goldenen Üppigkeit die arme Nihil und ihre Schwester. Eine barocke Inszenierung, ein berninisches Meisterwerk, ein Zuviel an Formen, ( goldigen) Farben und doch ein faszinierender Raum :


Wieder an der frischen Luft bogen wir in die geöffnete Villa Carlo Alberto al Qirinale ein. Eine kleine grüne Oase zwischen den stark befahrenen Strassen Via del Quirinale und der Via Nazionale.

Und weiter ging es hinab vom Quirinal in die quirligen Gassen von Monti.

Wir sahen übrigens eine Putzkolonne von Retake Roma Retake und eine Frau, die aufräumt - Rebecca Spitzmiller , die den vielen Klebebapperln auf den Verkehrsschildern den Kampf angesagt hatten. Ich hoffe aber sehr , dass diese hübschen Verzierungen nicht dem Putzteufel zum Opfer fielen:

Schöne kleine Geschäfte in der Via del Boschetta

wechselten sich ab mit ziemlich abgerissenen Fassaden und Hinterhöfen, sogar die Madonella war umgezogen....
Wir kehrten wieder bei der La Forchetta d´Oro ein, um noch einmal ein grosses Abschiedsessen in einer echten italienischen Taberne zu essen. Auch wenn uns ganz melancholisch war, ob des nahenden Ende unseres Romaufenthaltes, so taten Wein und Aperol Spritz und die leckeren Gerichte das ihrige den Abschiedsschmerz zu lindern.


Aber etwas nimmt man ja immer mit aus Rom....und einiges nicht nur im Herzen und in den Gedanken, oder auf der Hüfte...
So behütet zogen wir noch einmal durch die national angestrahlten Strassen und Häuser zu unserer Schlafstätte.

 
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Herzlichen Dank für diesen Spaziergang durch mein geliebtes und schmerzlich vermisstes Monti liebe Nihil.

Der Hut steht dir ausgezeichnet und passt hervorragend zu euer Adresse in der (einst) mondänen Via Veneto.
 
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Der Hut steht dir wunderbar, tolles Stück, da fiel die Entscheidung sicher leicht. Zu meinem Erstaunen muss ich sagen, dass mir in Rom noch nie ein Hutladen aufgefallen ist. Welch Glück für meinen Geldbeutel. Verrätst du mir die Adresse? Reiste deine kleine Schwester vor dir ab und du bliebst noch ein bisschen in Rom, so z.B. zum Shoppen?
 
@nihi
@pecorella
Sofern uns nihil die Adresse des Hutladens verrät, könnten pecorella und ich uns dort mal treffen, hahahaha. Die Treffen in Rom sind einfacher als in D. Selbstverständlich sind alle foristi dazu eingeladen. Bilder werden auf jeden Fall eingestellt.
 
Ich habe mir 2009 einen lila Hut in der Via di Campo Marzo gekauft Modarì - Google Maps, leider hat er den Umzug nach Nürnberg nicht geschafft. Es ist auch noch ein Foto hier im Forum, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das wieder einstellen kann. Transport am einfachsten auf dem Kopf! ;)
 
Ich sehe schon, ihr seid alle Möchtegern-Römerinnen!!!!:) Also auf schwäbisch müsste Schwarzwald-Girl ca. 3 1/2 Schnellteste in die Kopfbehütung investieren. ;) Der Laden ist auch kein reiner Hutladen, sondern eher eine Boutique mit tollen selbstgenähten Kleidern, Hemden, etc. meistens mit Stoffmustern a la 50er/ 60er. Die Sachen sind alle Einzelstücke. Auch der Hut!!! Der ist faltbar und waschbar, und sollte seinen Kopf überleben... Die Boutique befindet sich in der Via del Boschetto Nr. 1 d. Die Dame heisst : Tina Sondergaard....typisch römisch. :cool:
Nein eine Dänin, die seit 40 Jahren in Rom lebt, liebt und arbeitet.
Wir haben uns sehr nett unterhalten, und sehnsüchtig auf die wunderbaren Klamotten geschaut...zum Schluss kam der Hut mit. Ich muss sagen meine Widerstandskraft gegen den dänisch-römischen Charme plus die Hutästhetik, schmolz wie Eis in der Sonne
 
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