Benvenuti a Roma- postcovid

3. Tag, Besuch der Vatikanischen Museen:

Heute schafften es Möven, Mauersegler und Kirchenglocken gemeinsam, Nihil und ihre Schwester aus den bequemen Hotelbetten zu bekommen. Nihils Gesicht glühte derweil weiter tageszeitmässig angepasst wie ein Sonnenaufgang. Die Maske tief ins Gesicht gezogen, machten wir uns mit der Metro direkt vor der Haustür auf, den Vatikan zu besuchen, bzw. seine Museen. Wir kamen bei der Pizza di Risorgimento wieder ans Tageslicht, um nicht zu sagen in den gleissendem Sonnenschein....Nihil konnte trotz Maske mithalten.:cool:
Eine karge Grundlage zu unseren sportlichen Museumsambitionen wurde mit Cappuccino und Cornetto in einer kleinen Bar gelegt. Dann reihten wir uns in die übersichtliche Menge Gleichgesinnter ein und kamen pünktlich zum Eingang, Einlass 08:30h, so stand es auf unserem Voucher und so wurden wir auch eingelassen.
Schon beim Eintreten fiel die Ruhe und Gelassenheit der Besucher und des Personals auf. Kein Stress und Gehetze als Allererster in die Sixtina zu rennen. Bei uns machte sich so etwas wie eine gewisse Gleichgültigkeit breit....1. hatten wir die Sixtina schon mehrmals gesehen, 2. wir hatten sie unter sehr angenehmen Begleitumständen gesehen, nämlich frühmorgens; 3. es ist und bleibt eines der grössten Kunstwerke der Welt, und 4. wir wollten die Vatikanischen Museen zur Abwechslung mal geniessen! Ich muss zugeben, etwas snobistisch waren wir schon.

Wie immer zunächst ein kleiner Überblick über die Anbauten und Einblicke....aber ohne den sonst schon immer gefüllten Druck, jetzt aber schnell die verwinkelten Wege zur Sixtina genommen. Nö, dieses Mal genossen wir einfach diesen Anblick und die angenehme frische Luft, die uns auf der Terrasse umwehte.


Diemal blieb sogar Zeit die wunderschönen Friese am Gebäude der Pinakothek zu bewundern.

Dann liessen wir uns durch die Räumlichkeiten treiben....keine Gedrängel, keine Geschiebe, eine Ruhe und friedliche Gelassenheit, wie ich sie noch nie im sonst stattfinden Massenspektakel erlebt habe. Dieses Mal liess Nihil die Antikensammlung des Museo Chiaramonti aus. Wir landeten im Cortile della Pigna:

Ein Blick aus dem Fenster zurück in den Cortile della Pigna zeigte Weite und keine geballten Touristenmengen:


Ein Blick über Rom zur anderen Seite hin...

Im Cortile Ottagono musste man nicht um ein freies Blickfeld kämpfen...man hatte es:

Die Statue des dargestellte Flussgott Arno, erfuhr im Laufe der Jahrtausende doch einiges an Umformungen. Ursprünglich aus hadrianischen Zeiten stammend, repräsentierte der Gott aber eher den Fluss Tigris. Das hübsche Anlitz wurde erst in der Renaissance geschaffen, passt aber prima nach meiner unmassgeblichen Meinung. Ihr erinnert euch vielleicht auch , dass der Flussgott eine Vase hält, in der ein kleiner Löve eingelassen ist....? Auch das ist eine Renaissance Zutat, mit versteckter Huldigung an Papst Leo X Medici.


Nach so viel Kunstverschönerung antiker Skulpturen nun aber echt, belassenes Antikes: Die Zerfleischung eines Pferdes, lebensecht in den Marmor gekrallt:


Als nettere Begleitung ins Jenseits : der Hermes vom Belvedere: ein Psychopompos, was für ein schönes Wort...Ganz ohne Weiterbildung geht es nun doch nicht....;)



Der arme Laokoon und seine Söhne kämpfen immer noch aussichtslos mit dem göttlischen Reptil, aber der Fotograph dieses Mal nicht mit Menschenschlangen, die sich zwischen die Kamera und das Objekt der Begierde werfen. Wie wunderbar, all diesen Schönheiten den gebührenden Respekt zukommen zu lassen.:

Weiter ging es durch die geöffneten Türen:
In der Sala delle Muse stand er ganz alleine unter den begehrlichen Blicken der umgebenden Musen, der schöne Torso vom Belvedere:

Auch in diesem Saal ist nicht alles Orginal. Das schöne pompeyanische Rot überdeckt Landschaftsmalerei, der als Hintergrund für die ausgestellten Statuen diente. Die Musen waren vielleicht nicht immer Musen, sondern wurden dem Geschmack der Zeit später angepasst. Tut ihnen keinen Abbruch findet Nihil.:cool:


Und dann standen wir in der Sala Rotonda, unglaublich diese Leere, wo man sonst nur durchgeschoben wurde....


Hier die oberste Göttin am römischen Firmament: eine Juno mit dem Zunamen Sospita


Und diesem hier zollte ich meine Bewunderung, denn der Imperator Galba aus dem wilden 4- Kaiser Jahr ( 69 n. Chr.) marschierte aus der Provinz Hispania nach Rom, um dort Ordnung zu schaffen, nachdem Nero Selbstmord begangen hatte. Scheinbar schaffte aber erst ein Bildhauer 1776 die Umdeutung des Torsos einer wahrscheinlich griechischen Skultur in einen römischen Kaiser.


Der schöne Antinoos als Osiris/ Dionysos wurde in einer Hadrian zugeschriebenen Villa in Praeneste gefunden. Nachdem Antinoos 130 n. Chr. im Nil ertrank, liess der untröstliche Kaiser Hadrian den toten Antinoos vergöttlichen und erfreute sich an den verschiedensten Göttervorstellungen, die das schöne Anlitz des Antinoos tragen. Der war aber echt auch ein hübscher Kerl. Ein antiker Influenzer sozusagen.:cool:
Nihil flanierte weiter durch Räume, die sie nie so wahrgenommen hatte. Zumindest hatte sie diesen Glanz und diese Schönheit noch nie geniessen können, weil alle Gänge, Säle, Höfe verstopft waren mit den touristischen Massen. Sie selber eingeschlossen.


Beim Sarkophag der Constanza entstand die einzige kleine Wartezeit, bis eine Minitruppe von geführten Besuchern mit ihrer Führung den Anblick wieder freigaben. Nihil bummelte weiter durch die Gänge. In manchen waren mehr Objekte ausgestellt als Augenpaare vorhanden, die sie anschauen konnten!

Hier die Galleria delle Carte Geografiche. Allerdings fand Nihil die wunderbaren seetüchtigen Nuss-Schalen attraktiver als die Landkarten. Und man konnte vor jeder Land- / Seekarte stehen und "eintauchen", ohne im Mahlstrom der Massen mitgerissen zu werden.


Und wem verdanken wir diese wunderbaren Malereien? Die Bienen weisen den Weg...

Die Stanze di Raffaelo, geschaffen von Raffael und seinen Mitarbeiten im Auftrag von Papst Julius II.

Der Borgobrand in Rom,

Wunderbar wie immer anzuschauen. Der Saal des Heliodors,


Die Befreiung des Petrus



Und hier die ersten wunderbaren Fussböden, die selten mal unter den Hunderten von Schuhen sichtbar werden, vom Betrachten ganz zu schweigen. Die herrlichen Fresken der Säle wurden schon oft gezeigt, die Fussböden eher nicht.
Das Appartamento des Borgiapapstes lag still und verlassen:

Und nach einem Schlendern durch die Collezione Arte Contemporanea, ging es die Treppe hinauf zur Sixtina.

Wie oft hatte ich auf dieser Treppe schon gestanden, eingekeilt in die Massen, gegen die Platzangst kämpfend, Stufe für Stufe erklimmend...heute dagegen eine gähnende Leere. Der Parkplatz im Vatikan war voller als die Museen.

Die Sixtina war überschaubar , keine lautes Rufen der Aufseher: Silenzio, No Fotos.... Nur zwischendurch wurden die Besucher aufgefordert ,Abstand zu halten und weiterzugehen. Ein Hinsetzen auf die Seitenbänke war nicht möglich. Ich liess meine Augen über dieses Gesamtkunstwerk wandern, sagte all den so bekannten Fresken " Guten Tag", und zog weiter durch noch nie so wirklich wahrgenomme Räume


Hin und wieder wurden die Vorhänge weggezogen und die Fenster geöffnet mit erhebenden Blicken ins Grün der Natur und ins Blau des Himmels.

Nihil hatte die Botschaft ihrer Schwester über das moderne Mitteilungssystem erhalten: Ein Blasen ins Nebelhorn oder in eine Muschel war nicht nötig.


Mittlerweile hatte Nihil auch einen gewissen Coffein-Entzug und lechzte nach dem flüssigen Luxus


Und so traf Nihil im Garten wieder auf ihre kleine Schwester, die auf sie und einen Cappuccino wartete. Den genossen wir auf einer Bank im Grün, umgaukelt von den ersten Schmetterlingen.

 
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Es ist schon ein Traum, die VM einmal so leer genießen zu können.

Bisher war es mir einmal vergönnt, allerdings doch deutlich voller als bei dir.

Die andere Male habe ich mangels Körpergröße fast nichts außer Menschenmassen gesehen.
 
Die andere Male habe ich mangels Körpergröße fast nichts außer Menschenmassen gesehen.

Da habe ich doch Vorteile. Sehen konnte ich immer alles was ich sehen wollte, sogar in der Sixtinischen Kapelle. Nur der Fußboden ist noch unerforscht. Nihils Fotos zeigen dann doch, dass ein VM-Besuch sogar entspannt ablaufen kann.
 
Vatikan 2. Runde, Strassenbahnrundfahrt, Trastevere und Botanischer Garten

Der Cappuccino tat gut und obwohl es nur eine dürftige Kalorienzulage dazu gab, fühlten wir uns ausreichend gestärkt,




unsere Füsse hatten sich ein wenig erholt, das Hirn war wieder einigermassen aufnahmefähig und so machten wir uns auf zur Pinakothek.


Kontrolle bei meinen Lieblings-Engeln. Alle waren wieder da, nachdem sie vor 2 Jahren nach Russland zu einer Ausstellung geflattert waren.

Erlesene Bilder quer durch alle Jahrhunderte, oft mit dem gleichen Sujet:
Vor Caravaggio, vor Rafaello, vor Leonardo ....keine Bewunderer! Die Pinakothek ist ja immer einigermassen leer, selbst zu Zeiten von den "normalen" Touristenandrängen. Aber das war schon erstaunlich!

Und dieser mit Blumen gefüllte Sarg( Maria Himmelfahrt) deutet schon an , wo wir hin wollten..... Nein, nicht auf den Friedhof , nicht in den Himmel, sondern in den Botanischen Garten.:cool:
Nachdem wir nun doch ans Ende unserer Hirnwindungen geraten waren, da gab es kein weiteres Winden und Wendeln, beschlossen wir , den Vatikan zu verlassen über die wunderschöne Wendeltreppe.

Wir streiften entlang der dicken Vatikanmauern bis zur Piazza di Risorgimento und stiegen in die nächste Tram 19 ein. Stadtrundfahrten mit diesem Verkehrsmittel sind immer zu empfehlen. So ruckelten wir gemütlich durch Prati , über den Tiber, entlang der Villa Borghese, die ewig lange Viale Regina Elena herunter, an S. Lorenzo fuori le Mura vorbei bis zur Porta Maggiore, wo wir in die Tram 3 wechselten. Auch mit dieser lässt sich das schöne Besichtigungsprogramm fortsetzen: mit San Croce in Gerusalemme, S. Giovanni Laterano, an Colosseum und Palatin vorbei bis hin zur Piazza di Porta S. Paolo. Wieder ging es über den Tiber und schon hielt die Tram vor dem Ministerio di Pubblica Istruzione. Trastevere war erreicht. Unseren Füssen hatte die lange Pause gefallen und so trugen sie uns ohne Weh und Ach durch die engen Gassen von Trastevere.

Wie schön, dass Nihil für einmal ein Eis schlecken kann in sommerlichen Temperaturen, ohne dass ihr die Hand an der Eiswaffel anfriert. Die Gelateria ist einschlägig bekannt:

Wir überlegten erst, ob es wohl erlaubt sei, auf den Stufen von Santa Maria di Scala zu sitzen und das Eis zu essen. Aber bevor wir einen Verstoss gegen die Etikette unternehmen konnten, stellte man uns schon ein Tischchen und 2 Stühle in die Sonne.:) Ricotta mit Granatapfel ist ja meine erklärte Lieblingssorte, aber Pesto mit Pistazien ist auch lecker, selbst wenn es sich sehr experimentierfreudig anhört.



Dann ging es wieder auf unbekanntes Gebiet: nun war der botanische Garten mal dran. Im Winter findet Nihil so einen Besuch nicht ganz so sinnvoll, aber in dieser Jahreszeit, hat man für 4 Euro eine kleine ruhige Ecke am Fusse des Gianicolo für sich.



Natürlich waren einige Kinder und Eltern unterwegs, es wird ja auch viel geboten : ein Insekten-Hotel, ein Schmetterlingshaus, Spielplatz, ein toller Bambuswald und natürlich auch eklektische Ecken wie ein japanischer Ahorngarten mit Pavillon und Brückchen. Wasser fliesst überall:

Ein Palmenhain, ein Weingarten mit allen Rebsorten Italiens, schöne alte Gewächshäuser. Ein Ort in dem man die Zeit vergessen kann.


Man gewinnt schöne Aussichten , hat man die kleinen Anhöhen am Gianicolo erklommen:

Jenseits der Mauer rauscht es auch gewaltig, denn dahinter befindet sich die Acqua Paola mit ihren mächtigen Wasserkaskaden:

Wir zogen es vor seinen Blicken hinter Rosen und anderem Gestrüpp zu entgehen.

Wieder im Gassengewirr von Trastevere,


unter den Augen der berittenen Polizei


kaufen wir für das Abendessen ein und , wenn man schon einmal dabei ist, gleich noch einen kleinen Vorrat für die darbenden poströmischen Zeiten, wie Guancale und Pecorino:

Und so genossen wir höchst zufrieden im Hotelzimmer ein wunderbares Abendessen al taglio mit Pizza , Suppli, den recycelten Kaffeebechern aus der Vatikanischen Cafeteria, diesmal gefüllt mit süffigem Romae-Rotwein, und sanken totmüde, aber glücklich in die Federn.

 
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Wir streiften entlang der dicken Vatikanmauern bis zur Piazza di Risorgimento und stiegen in die nächste Tram 19 ein. Stadtrundfahrten mit diesem Verkehrsmittel sind immer zu empfehlen

Oh ja, diese Stadtrundfahrt kenne ich, ich bin auch mal vollkommen fertig auf die harten Stühle der Tram 3 bei der Villa Borghese gesunken und war erst in Trastevere in der Lage mich wieder zu erheben.

Der Botanische Garten im Mai ist traumhaft zu dieser Zeit. Ich mag diesen Ort, weil man dort kaum Touristen findet und die Aussicht ist auch toll.

Vielen Dank für diese nette römische Runde zwischen Kultur und Flora und auch Pecorellas Grundnahrungsmittel hat nicht gefehlt.
 
Liebe Nihil,
herzlichen Dank für die traumhaften Fotos aus den VM, die meine Vorfreude auf den 3. Juli und meinen Besuch dort noch steigert. Auch ich liebe die wunderschönen Engelchen von Melozzo da Forli.
 
Liebe Nihil,

ein sehr schöner 2. Teil Deines Vatikan-Tages!
Auch für mich sind die musizierenden Engel immer ein Highlight in der vatikanischen Pinacoteca, zumal ich die Bilder seit meiner Kindheit kenne, ohne dass ich damals den Maler sowie den Ort kannte, wo sie hingen bzw. hängen.
Und auch die Stadtrundfahrt kenne ich gut aus eigener Erfahrung, während der Orto Botanico noch auf meinen Besuch wartet ... ;)
 
Liebe Nihil,
schön, dass ihr den Botanischen Garten besucht habt. Ich finde, es ist ein ganz wunderbarer Ort. Besonders hübsch finde ich das Bambuswäldchen. Den Besuch kann ich nur empfehlen.
 
Liebe RömerInnen

Herzlichen Dank für eure Ovationen....;) Ja, die lange Zeit der Entsagung, macht sich in Euphorie breit , wenn man ein Foto aus Rom sieht. Die Engel von Melozzo da Forli sind so schön, dass ich mich nicht davon trennen kann. Und um sie jeden Tag wieder zu sehen, habe ich so eine Art Frühstücksbrettchen davon machen lassen. Natürlich säbele ich nicht auf ihnen herum. Mir fällt der Name nicht ein: Tischplätzchen , oder so was?

Der botanische Garten war wunderschön und so eine neue Entdeckung für mich. Das Bambuswäldchen ist toll! Bambus in allen Arten Breiten und Höhen. Da geht man im Wald verloren, wenn man vom Weg abweicht.
 
4. Tag, 01.06.2021, Bummel durch die Stadt

Heute hatten wir frei, keine Verabredungen, keine Termine, keinen Plan. Glocken, Mönchsgesang und Vogelgekreische taten ihr Besten und Nihil und ihre Schwester sprangen aus den Federn. Der Elan lässt bei Nihil ohne Kaffee natürlich rasch nach. Aber immerhin bei den frischen Morgentemperaturen nahmen wir den Treppenaufstieg nach San Isidro noch flott. Über die Via degli Artisti und Crispi ging es in die Via Sistina. Und so begrüssten wir den Obelisk und die San Trinitá dei Monte schon in den wärmenden Sonnenstrahlen. Die spanische Treppe lag verlassen und auch beim Brunnen war kein Mensch.

Wir verloren uns in den Gassen, die schönste Art, Rom zu entdecken. Hier eine Madonella unter Zitronen, dort ein Löwe als Türwächter und da ein romanischer Kirchturm:


Um nicht auf dem Corso zu landen, bogen wir ums Eck und kamen an den Largo di Fontana di Borghese mit vielen kleinen Büdchen, wo antiquarische Bücher verkauft wurden. Es war natürlich noch alles geschlossen. Gegenüber der Palazzo Borghese, scheinbar immer noch von Borgheses bewohnt, allerdings zum Teil auch fest in spanischer Hand ( Sitz der spanischen Botschaft). Zumindest il Cembalo....so der römische Volksmund, weil die Fassade dort der Klavitur eines Cembalo gleicht.
Nihil erspähte diese Türdekoration, die allerdings nicht in ein Cafe führte.


Aber gleich einem Pawlowschen Reflex, strebte sie in eine des Weges liegende Bar und bekam ihre Morgendosis an Koffein und auch ein mit Blaubeeren gefülltes Cornetti:


Die Bar/ Cafe war ein schmaler Schlauch. Die Baristas hatten Charme...und flirteten sich durch alle Semester der anwesenden weiblichen Gäste. Uns wurde bedeutet im Patio Platz zu nehmen. Patio ist etwas übertrieben, eigentlich war es mehr eine Sackgasse. Die Autos parkten sozusagen bis an den Hintereingang. Im Hintergrund hantierte die Müllbrigade, die anschliessend auch zum Kaffeetrinken hereinspazierte. Aber man kann es sich ja durchaus gemütlich machen, zumal wenn man neben dem Papst zu Sitzen kommt.


Meine kleine Schwester liess nicht zu, dass sich Nihil mit einem 2. Cappuccino und den Baristas vergnügte. Ein Kaffee musste erstmal vorhalten. Aber er blieb im Laufe des Tages nicht der einzige....
Wir stromerten weiter durch die unbekannten Gassen und entdeckten feine, elegante, witzige, wahrscheinlich für unseren Geldbeutel viel zu teure Läden. Aber gucken kostet nichts.

Aber ohhhh, was war das denn! Nihil und kleine Schwester drückten sich ans Gitter:


Und da Fragen auch nichts kostet, selbst in radegebrochenem Italienisch, klopften wir an

wendeten wir uns an den Portiere, der uns äusserst nett einliess in einen winzigen Hof mit eingemauerten antiken Bruchstücken.

Ob diese überdimensionierte Zehe mit den Riemchen einer Sandale vielleicht zu der Kolossalstatue des Konstantin in den Kapitolinischen Museen gehört, wo man doch neulich erst in einer Schublade den passenden Zeigefinger gefunden hat....
Wir zogen weiter, diesmal entlang der Via Monte Brianzo, parallel zum Tiber. Die Kirchenfassade nahm ich gar nicht wahr, zu sehr war Nihil mit den Kleinigkeiten auf den Niederungen vor der Kirche beschäftigt.:rolleyes:



allerdings fiel ihr sehr wohl die Apsis auf, die in den schmalen Vicolo del Leonetto hineinragt. Und dazu der hübsche Name: Chiesa di Santa Lucia della Tinta.

Wir bummelten unter den Kaskaden von wunderbar duftendem Sternjasmin durch die enge Gasse Via del Cancello. Hier gibt es übrigens einen netten Fahrradverleih. Das würde sich gut für Ausflüge entlang des Tibers anbieten.
Als wir aus der engen Gasse mit dem gewaltigen Namen: Vicolo della Palomba kamen, fanden wir uns plötzlich vor dem Palazzo Altemps wieder. Ab dann, waren wir sozusagen auf heimatlich bekanntem Gelände:


Demnächst weiter in der ewigen Stadt.

 
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Wie schön, der Spaziergang durch abgelegene Gassen!
Und auch die Schaufenster gefallen mir sehr gut, italienische Ladenbesitzer wissen einfach, wie man dekoriert, das stellen wir immer wieder fest, ganz anders als oft hier bei uns.
 
Liebe Nihil, ich lese mit ganz viel Begeisterung deinen Bericht.
Die Fotos von der Via Appia Antica und den Mohnblumen sind wunderschön. Bisher habe ich mich allein noch nicht dort hin gewagt.
Ich beneide dich darum die Vatikanischen Museen menschenleer zu erleben und ungestört besichtigen zu können.
Als ich zuletzt in der Galleria Corsini war und von außen einen Blick auf den Botanischen Garten warf, da sah er nicht sehr einladend aus. Nun steht er wieder auf meiner Besichtigungsliste.
Dein letzter Spaziergang durch dir unbekannte Straßen und Gassen - dort war ich bei meinem letzten Urlaub "zu Hause". Ich kenne das Mode-Vintage-Geschäft, den Fahrrad-Verleih in der Via del Cancello und im Vicolo del Leonetto habe ich gewohnt. Es ist so schön, deine Fotos zu sehen. Ich freue mich, dass du dort warst.
 
Sich einfach treiben lassen durch Gassen und Gässchen und dabei an jeder Ecke etwas entdecken. Ich liebe diese planlosen Spaziergänge sehr und bin euch gerne gefolgt.
 
Ach, euer Lob tut gut!!! Vielen Dank. Das Sich-Treibenlassen ist ein wunderbarer Zustand. Man kann so vieles dabei entdecken, vertiefen , wenn man will oder einfach weiter ziehen.

Mir haben es diese kleinen Läden angetan, vorallem die Fülle an so unterschiedlichen , vielfältigen Läden. Dazwischen immer noch kleine Handwerksbetriebe, wo wir z.B. beim Restaurieren eines Sessels zugeschaut haben. Herrlich, sich dafür Zeit nehmen zu können.
Romitis, ich habe zwar deinen schönen Reisebericht gelesen, aber mir war nicht klar , dass du genau in dem Winkel gewohnt hast. Ein wirklich interessantes Viertel, in dem sich alles versammelt. Grosse, elegante bis protzige Paläste und dann wieder fast Abbruch-Häuser. Darf ich fragen in welchem Hotel du warst? Gleich neben der Kirche Santa Lucia della Tinta war eine Domus....Irgendwas, klang nach klösterlicher Herberg.
Aber schön, dass ich zufällig genau in der Gasse gelandet bin, wo du gewohnt hast. Ich gucke mir jetzt gleich mal deine Bilder an...:)
 
Liebe Nihil, ich habe im "Due Torri" im Vicolo del Leonetto gewohnt, der macht einen Knick und dort ist das kleine Hotel mit orangeroter Fassade. Das Domus Fraternità , das zur Kirche gehört, habe ich für meinen nächsten Urlaub im Blick. Mal sehen.
 
01.06.2021 Bummeltag 2. Teil :

Da standen wir also auf der Piazza Navona und liessen die Blicke über die Leere des Platzes schweifen. Die Brunnen sprudelten alle, leider wurde die Perspektive beeinträchtigt durch Bauplanen an den Tre Scalini.

Wir nahmen Platz auf einer der leeren Bänke aber nur kurz, um wenigstens noch auf die Schnelle bei ein paar Kunstwerken vorbei zu schauen. Wir bogen über die Piazza Cinque Lune in den Corso del Rinascimento. Nihil und kleine Schwester erinnerten sich an die Wetterumstände, die uns 2018 eine wunderbare Schnee- und Eispartie in diesen Gassen beschert hatten. Gut, heute keine nassen und verkühlten Füsse, eilten wir am Palazzo Madama vorbei und besuchten die Kirche S. Luigi dei Francesi.


Zum ersten Mal waren wir alleine mit Caravaggio.

Da blieben wir mit offenem Mund und Augen vor den Bildern stehen:
Dasselbe ereignete sich um die Ecke bei S. Agostini. Kaum ein Mensch war in der Kirche zu sehen. Andacht war allerdings auch nicht möglich, denn dort waren die Renovierungsarbeiten voll im Gang. Teile der Kapellen waren hinter Plastikfolien verschwunden, wo jede Menge Geräusche und Staubwolken heumwirbelten.:

Und obwohl Nihil nicht barfuss lief, sondern äusserst bequemes Schuhwerk trug, fingen ihre Füsse bedenklich zu schmerzen.

Sie drohte ihrer kleinen Schwester ganz unfromm mit schlimmsten Vergeltungsaktionen,

wenn sie nicht sofort im in der Nähe liegenden Chiostro di Bramante ihre wohlverdiente Pause und Kaffee bekäme!


Wir rechneten uns durch das Kleingeld, denn der Kaffee im Chiostro kostet doch etwas mehr als normal.


Dafür sitzt man dann auch wunderbar dort .

Mit Kaffee und einem feinen Kuchenstück erholte sich Nihil so weit, dass sie ihrer Schwester weiter durch das Gassengewirr den Centro storico folgen konnte. Wir bummelten rechts und links an altbekannten Bauwerken vorbei:

Über die Via dei Goberno Vecchio zogen wir in Richtung Via Giulia


Der Palazzo Farnese von hinten bietet wegen der abschirmenden Mauer zwar wenig Anschauungsmaterial, aber immer noch mehr als die Front und die rechte Seite, denn auch dort ist weiträumig abgesperrt und es wird zur Zeit mächtig renoviert. Ob überhaupt Besichtigungen möglich sind, habe ich nicht recherchiert.

Leider sprudelt kein Wasser aus dem schönen Maul des Mascherone. Ich kann mich garnicht mehr erinnern, wann ich diesen Brunnen mal in Funktion gesehen habe.

Hakenschlagend durch die Gassen kamen wir an einer kleinen Autowerkstatt vorbei,


Hier wurde noch hart auf dem Pflaster liegend gearbeitet. Ein horizontales Gerwerbe anderer Art;)


Wir überquerten wieder den Tiber,


denn nun kannten wir nur ein Ziel: das Suppli in Trastevere, um uns mit Proviant für unser Nachmittags-Picknick auszustatten. Da schmecken die Suppli und die Pizza ganz ausgezeichnet!!! Und nachdem wir wieder durch Trastevere mäandert sind, zogen wir über die Ponte Cestio auf die Tiber-Insel um im Schatten von San Bartolomeo


und den Bäumen am Ufer des Tibers zu speisen.


Wir waren in bester Gesellschaft: andere Müssiggänger versanken in ihre Bücher oder in den Mittagsschlaf.


Ein unermüdlicher Maler malte die " ewige" Szenerie der Ponte Rotto und des Kirchturms von Santa Maria in Cosmedin.

Auch wir versanken in eine besondere für Müssiggänger geeignete Literatur und lasen uns wieder Marco Lodoli vor.

diesmal zu Berninis lebendige und lebenslängliche Verführung zum Staunen

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Uns verführte ganz Rom zum ständigen Staunen und bot Überraschungen am laufenden Meter.























 
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