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(Nur zur Einstimmung : dies sind ältere Aufnahmen vom Eingang und erstem Vorhof zu SS. Quattro Coronati)
Über die Kirche SS. Quattro Coronati – deren Patrone, die heiligen vier Gekrönten - s. Heiligenlexikon -, nach ihrem Martyrium unter Diokletian ihre erste Ruhestätte in den – hier beschriebenen – Katakomben der SS. Marcellino e Pietro fanden – wurde schon mehrmals und ausführlich berichtet. Auch ich habe sie(Nur zur Einstimmung : dies sind ältere Aufnahmen vom Eingang und erstem Vorhof zu SS. Quattro Coronati)
– und vor allem die Kapelle des hl. Silvester –
Einen Hinweis zur Aula Gotica gibt es im Forum ebenfalls schon, aber da er schon etwas älter ist, hier nun der aktuelle Bericht.
Die gotische Stilrichtung ist in Rom ja bekanntlich nicht so häufig anzutreffen. Darum ist die Aula Gotica im Gebäudekomplex von SS. Quattro Coronati ist ein wahres - und fast mystisches - Schatzkästchen. Sie wird auch "Cappella Sistina del Medioevo" - Sixtinische Kapelle des Mittelalters – genannt und dies nicht von ungefähr, da die Wandmalereien mit großer Sicherheit einem der drei Maler zugeschrieben werden, der auch die Krypta im Dom von Anagni (s. z.B. hier: Von A bis Z durchs Lazio) ausgemalt hat.
Aber der Reihe nach: bekanntlich leben die Augustinerinnen des Klosters von SS. Quattro Coronati schweigend in relativ strenger Klausur und sind dafür bekannt, dass sie schwerlich jemanden in ihre "Festung" lassen. Dies mussten auch Restaurateure erfahren, die in der Kapelle des Hl. Silvester bei ihre Arbeit waren und per Zufall von der Aula über der Cappella erfuhren. Dort war der Raum, in dem die Schwestern Wäschearbeiten verrichteten, bügelten und nähten. Die himmelblau bemalten Wände waren mit Schränken zugestellt und nur nach langem Hin und Her erhielt die Verantwortliche der zuständigen Sopraintentenza die Erlaubnis, mit einem Skalpel einen "briefmarkengroßen" Fleck zu "bekratzen". Was die Restauratorin darunter entdeckte bestätigte ihre Vermutung: die Wände der Aula mussten mit Malereien (aus dem frühen 13. Jh.) bedeckt sein.
Nach zähen Verhandlungen und mit viel Diplomatie sowie langen Unterbrechungen konnten die Restaurierungsarbeiten nach neun Jahren abgeschlossen werden, aber die Aula war noch immer nicht für das Publikum zugänglich. Seit Mai 2014 ist es nun zu ganz bestimmten Zeiten möglich, diese wunderbaren und hochinteressanten Wandmalereien zu besichtigen. - Dies alles und noch viel mehr – auch an Hand von Vor- und Nachher-Fotos – erzählte uns die Restauratorin, die sozusagen "ihr Herzblut" in die Arbeit gesteckt hatte, von den Malereien auf ca. 800qm Wandfläche das zu retten, was noch zu retten war.
Ebenso gut und interessant erklärt wurden die Wandmalereien von einem anderen versierten Kunstverständigen. Ich nehme an, dass er von der Associazione Contesti war, über die die Anmeldung für die Besichtigung getätigt wurde (aulagoticasantiquattrocoronati). Leider sind wir erst mit einer kleinen Verspätung – trotzdem freundlich aufgenommen – zur Gruppe gestoßen: es war ausgerechnet an diesem Tag in Rom der ATAC-Streik und entsprechend schwierig, mit dem ÖPNV bzw. Taxi pünktlich anzukommen.
Hier ein etwas längeres Video - auf italienisch - von
in dem auch die Malereien zu sehen sind.
Die Wandmalereien gliedern sich in zwei Teile. Im südlichen Teil der Aula sind u.a. die zwölf Monate mit ihren typischen Arbeiten dargestellt,
(hier das Titelblatt des kleinen Heftchens, das es zu erwerben gibt:
der Monat Mai, ein giovane nobile auf seinem leuchtend weißen Pferd und ein paar Bauern, die Kirschen ernten)
Im Nordteil der Aula werden, ebenso kunstvoll gemalt, die Tugenden dargestellt, gekleidet in "militärischem Gewand", jeweils mit einem Heiligen auf der Schulter – sozusagen als Unterstützung – und das Laster bzw. Böse (u.a. z.B. Nero) mit dem Fuß zertretend. Auf einem Teil der Nordwand ist noch eine Darstellung des Mithraskultes erhalten und sinnbildlich für Tag und Nacht "Sonne" und "Mond" (ebenfalls als Personen dargestellt) mit ihrem jeweiligen Gefährt. Außerdem ist der König Salomo abgebildet, der für Weisheit und Gerechtigkeit steht. Man vermutet, dass die Aula Gotica eine Art Versammlungs- und Gerichtsaal war. In der Mauer eingelassen entdeckte man an verschiedenen Stellen ein citofano – also eine Art "Gegensprechanlage" zu der darunterliegenden Silvester-Kapelle, was wiederum dafür sprechen könnte, dass "Gericht gehalten" wurde oder bei Versammlungen "Beobachter" zugegen waren. Es war hochinteressant, die ganzen Theorien zu hören, über die die Fachleute sich zur Aula Gotica so ihre Gedanken gemacht haben.
Ich hatte rechtzeitig für einen der beiden Termine im November angefragt, die Bestätigung bekommen und den Hinweis, dass die Gebühr von € 10,-- vor Ort zu bezahlen ist. Fotografieren ist natürlich strikt verboten, ebenso gibt es diverse "Verhaltensregeln", die aber - da man sich in einem Kloster befindet - als selbstverständlich angesehen werden sollten.
Die Stunde in der Aula Gotica verging wie im Flug und der anschließende Aufenthalt im Kreuzgang der Klosterkirche war gut um "runter zu kommen". Z.Zt. findet noch eine Ausstellung (L'Eternità nell'Arte) in der Kirche und den Innenhöfen von SS. Quattro Coronati statt, ich war aber dafür nicht mehr aufnahmefähig(die Gegensätze waren einfach zu groß).
Fazit: wer sich für frühe Wandmalereien interessiert (oder einfach etwas wirklich Wunderschönes und Interessantes sehen möchte) und zur rechten Zeit (die Termine für die Besichtigung der Aula Gotica sind rar (ich meine, es gibt nur zwei Tage im Monat); leider habe ich keine aktuellen Termine gefunden, aber bei Interesse einfach eine Mail an Contesti schreiben) am rechten Ort (auf dem Celio in Rom) sein kann, dem kann ich den Besuch der Aula Gotica in SS. Quattro Coronati nur empfehlen.La Musica, die die Glocken schlägt
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