Mausoleo Marconi

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Stammrömer
Heute in der FAZ: Letzte Ruhe des Pioniers.
Auf dem Weg nach Bologna, zu Füßen des Appenin, erfreut so gar nichts den Blick des vom dahinmäandernden Verkehr auf der Landstraße genervten Autofahrers. Aber halt, was ist das denn, da links am Straßenrand? Eine riesige graue Steinhöhle tut sich auf, über ihr am Hügel thront eine schmucke gelbe Villa, ein Schild verkündet: Mausoleo Marconi. Marconi, das war doch der Herr, der irgendetwas mit der Erfindung des Radios zu tun hat und nach dem in ganz Italien unzählige Straßen benannt sind? Also kurzer Stopp am monumentalen Grab. Das Mausoleum ist geöffnet, ein Kustode wirft sich in Positur, erfreut über das Interesse: Ja, natürlich, hier ruhe kein Geringer als der Nobelpreisträger Guglielmo Marconi, der als Erfinder der drahtlosen Kommunikation gilt. Die Villa Griffone da oben sei der Landsitz der Marconis gewesen, heute ein Museum, und gleich komme die Gräfin aus Rom, um einem Gedenkgottesdienst für ihren 1937 verstorbenen Vater beizuwohnen. Tatsächlich, ein Wagen fährt vor, die 93 Jahre alte, elegante Dame steigt aus und betritt das ganz im Mussolini-Stil gestaltete Monument.
Da wollen wir nicht länger stören und spazieren lieber hinauf zur Villa, vor der die ebenfalls überdimensionierte Marmorbüste des Erfinders von einer Säule in die Hügellandschaft blickt – die faschistische Regierung bot damals alles auf, um den regimetreuen Sohn Italiens zu würdigen. Hier, im Seidenraupenzimmer auf dem Dachboden seines Elternhauses, machte der junge Marconi seine ersten Funkversuche. Im Jahr 1895 schaffte er es, mit seiner selbst gebastelten Antenne und dem dazugehörigen Empfänger das natürliche Hindernis zu überwinden, das der etwa zwei Kilometer entfernte Hügel gegenüber darstellte; ein Gewehrschuss bestätigte ihm, dass das Funksignal angekommen war.
Das Museum mit seinen Apparaturen ist nur nach Voranmeldung zu besichtigen, doch auch der Garten der Villa hat Erhellendes zu bieten, etwa eine Rekonstruktion der legendären Antenne und ein, wenn auch unspektakuläres, Teil der Yacht Elettra, die Marconi später als schwimmende Funkstation und Forschungsschiff diente. Elettra – so heißt auch die Gräfin, die gerade am Sarkophag des Vaters seiner gedenkt. Als Marconi starb, herrschte auf allen Funkkanälen der Welt zwei Gedenkminuten lang Stille.
 
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