Romulus der Große
Optio
Hallo, also hier mein Rombericht. Fotos habe ich gemacht, da die aber kommerziell verwertet werden sollen, verzichte ich hier darauf. Zudem kostet die Einbindung Zeit und mein Freund hat noch die meisten auf seiner Kamera. Zur Erinnerung: er ist sehr religiös und hat keine Ahnung von Kunst, jedoch Interesse.
1. Tag
Also, am ersten Tag, Mittwoch den 20. Juli sind wir tatsächlich die Via Appia hochgegangen, mein Freund hat dankbarerweise viel Gepäck getragen. Es war heiß und nachher hatte ich einen Sonnenbrand am Hals, da die Sonne von hinten kam. Die Via appia ist so, wie man sie sich von Gemälden her vorstellt, inklusive einer Kuhherde und einer Ziegenherde, die vorbei getrieben wurden. Im südlichen Teil sind weniger Denkmäler, die sind zum großen Teil in den Museen verschwunden. Die Villa Quintilii haben wir uns angesehen, das hätte man sich aber angesichts der großartigen Ruinen in Rom selbst sparen können, zudem sieht man einiges schon von der Via appia aus. Das Grab der Metella ist von innen sehr beeindruckend und ästhetisch ansprechend, die Kuppel ist schichtweise aus schmalen Natursteinen aufgebaut. Von außen ist das Ding auch sehr beeindruckend. Eben das größte Grabmal an dieser Straße. Gegenüber ist noch eine Kirche, die zusammen mit dem Grabmal in Verteidigungsanlagen aus der Renaissance integriert waren. Das Grabmal ist auch mit Zinnen aus dieser Zeit bekrönt. Ich schreibe alles aus dem Gedächtnis, auch als Aide-Mémoire für mich selbst und die kommerziellen Artikel, die ich noch schreiben werde und kann jetzt nicht jedes Detail nachlesen, also berücksichtigt bitte beim Lesen, das alles aus der Erinnerung geschrieben ist.
Dann wollte mein Begleiter unbedingt zu der Domitillakatakombe, weil da tolle christliche Wandgemälde wären. Ich stimmte dem zu, die Katakombe war jedoch ein Umweg, so dass wir mehr Zeit brauchten. Zudem war der Weg dorthin nicht durch Bäume gedeckt. Wir sahen auch noch die Kirche San Sebastiano von innen, völlig unbedeutend. Bitte beachtet, diese Beurteilungen treffe ich aus dem Gesichtspunkt der Kunst und Kunstgeschichte, für einen Christen ist natürlich jede Kirche ganz supertoll, weil es eine Kirche ist. Für mich gibt es Ein-Minuten-Kirchen, da gehe ich rein, sehe an der Tür oder bei einem Rundgang, das es nichts zu sehen gibt und bin in einer Minute wieder draussen. Es hat keinen Zweck, wertvolle Zeit mit minderwertigen Objekten zu verschwenden, denn tausend wertvollere benötigen diese.
Also, es war annähernd eine Einminutenkirche.
In der Domitillakatakombe hatten wir eine nette und deutsche Führung, da gerade eine Gruppe wohlerzogener Oberklassegymnasisasten eine bekam. Die Oberkirche ist ja neueren Datums, die Katakombe war sehenswert und kühl, ein Bild vom predigenden Paulus sahen wir auch, während ein anderes uns vorenthalten wurde, wie wir danach am Postkartenstand sahen. Für meinen christlichen Freund ist natürlich alles ganz toll, was christlich ist, ich beurteile diese Bilder aber so, wie ich es eine italienische Führerin später zufällig hören sagte: Als Arte primitivo, womit sie alle Kunst zwischen Antike und Renaissance meinte. Anders gesagt, wegen der popligen Bilder muss man nicht unbedingt zu dieser Katakombe gehen, andererseits ist sie sicher auch nicht schlechter, als die anderen. Nun, für 17 Uhr hatten wir eine Führung im Palazzo Farnese vorgesehen, aber R wollte unbedingt noch Quo vadis mit den Füßen sehen, ebenfalls eine EMK. Wegen des Umwegs zu der Katakombe wurde es dann knapp, zumal die Busse in Rom (wir benutzten überwiegend Google Maps, da es keine App der Atac gibt) ein reines Glücksspiel sind. Wir kamen in die Stadt rein und statt umzusteigen gingen wir das letzte Stück am Tiber entlang und dann in die Via Giulia, da man, wenn man etwas zu Fuß macht, die Zeit besser im Griff hat. Am Tiber sah ich am Fuß der Mauern eine Menge weiße Zelte aufgebaut waren, später sah ich, dass dort Bonbons oder derartiges verkauft wurde. Hatte jedoch nie die Zeit, runter zugehen. Am Eingang waren Gedenkblumen für irgendeinen Anschlag und militärische Kontrollen. Der Palazzo war sehr schön und sehenswert, insbesondere die Toreinfahrt mit fein ziselierten Tonnengewölbeverzierungen, der Hof und der große Saal mit den Fresken zum Garten hinaus. Der Garten selbst war auch schön, der wäre etwas für mich gewesen, in Rom und doch ruhig. Dort stand auch eine Statue, die meiner Meinung nach Michelangelo mit Kapuze darstellte, in Anlehnung an seine Pieta-Statue in Mailand. Die Führerin war sehr nett und charmant, jedoch hätte ich gerne mehr Räume gesehen. Auf den Fluren war eine Künstlermöbelausstellung, die wir im Vorbeigehen auch sahen.
Nun, dann also raus und über den Campo de Fiore, der uns, abgesehen von der Statue Giordano Brunos gar nicht besonders auffiel. Dort kaufte ich auf italienisch eine Sonnenbrandsalbe. Insgesamt sind meine Italienischkenntnisse gut im Lesen und Zuhören bei klarer Aussprache, jedoch fehlen mir beim Sprechen noch viele Vokabeln. Es fehlt also noch Sprechpraxis. Nun ja die Salbe hat auch etwas geholfen.
Dann fuhren wir zu unserem Quartier, das ein Kapitel für sich ist. Das Quartier lag nämlich in Monti Tiburtina an einer autobahnähnlichen Straße, die Tag und Nacht lauten Lärm verursachte. Da wir wegen der Hitze bei offenem Fenster schliefen, war es gut, dass ich Ohropax dabei hatte.
Doch zuvor hatten wir bei Panorama eine Menge Zeug eingekauft, das uns später abends und morgens zugute kam, mir vor allem der Kaffee. Ein großer Supermarkt mit umfassendem Angebot, ähnlich wie Real.
Das Zimmer und die Wohnung war hervorragend, gut ausgestattet und wurde jeden Tag vom Gastgeber gereinigt, es gab in der Küche etwas Obst zum nehmen und auch einen Adapter für meinen wenig benutzten Laptop hat er mir gegeben. Damit war ich also sehr zufrieden. Der Gastgeber lebte nach Rs Einschätzung von der Prostitution. Ich fuhr gelegentlich mit dem Bus zum Barberiniplatz, denn der Weg entlang der Semiautobahn zur Ubahn war nicht gerade angenehm und auch um mehr von Rom zu sehen. An der Station Monti Tiburtini gibt es eine Wandschrift „Monti Bronx regna“ und das trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf. Am Eingang der Station ist auch ein Graffiti von menschlichen Skeletten, die in die Erde einsinken, der Sinnspruch dazu besagt, dass sie erst, wenn sie der Erde assimiliert sind, glücklich sein werden. Nun, das ist auch leider so, und einmal, als wir ankamen zitierte ich R „Lasciate voi ch’entrate ogni speranza“, das gelte aber nur für die Bewohner, nicht für wie Dante durchpassierende Reisende, wie uns. Auf dem Weg zu unserem Quartier passierten wir auch immer zwei schwarze Prostituierte. Einmal sprang eine auf R zu, der recht schreckhaft reagierte, ich sagte ihm aber, nur nicht erschrecken, die tut doch nichts! Ein anderes mal machten wir einen Umweg, um vielleicht noch eine Pizza zu essen, in einem offensichtlich familiengeführten Betrieb wurden gerade Pizzaschachteln gefaltet, ich meinte, in einem Familienbetrieb mit Steinofen könne es vielleicht ganz gut sein und bestellte eine Pizza, die ich dort am Tisch essen wollte, was offensichtlich ungewöhnlich war - die Leute dort essen wohl nur ambulant. Besteck gab es auch auf Anforderung nicht. Nun, diese Pizza war so fett, hatte so widerlichen Käse und so billiges Fleisch, dass ich nach dem ersten Bissen aufstand und bezahlte. R war das etwas peinlich, weil ich denen damit ja signalisiere, wie ich es fände, mein Kommentar war dazu, dass das Müll sei und ich auf keinen Fall Müll in mich hineinstopfen werde. Müll lag auch auf den Straßen, die nie gesäubert wurden. Man muss leider sagen, die Leute dort essen zum Teil Müll und sie leben im Müll. An Geschäften gab es vorwiegend Supermärkte, billige Imbisse und Glücksspielhallen. Auch die Leute, die dort wohnen sind nicht allzu angenehm, sie sind stumpf und benehmen sich wie Neandertaler, wie ich auf der Fahrt mit dem Nachtbus, die einmal nötig war, feststellte. R war auch dieses nicht recht, er meinte ich solle doch Mitleid mit den Leuten haben und sie nicht so streng beurteilen, ich antwortete, ich sähe wohl das soziale Problem des Stadtteils, mein Mitleid bringe den Leute aber nichts, helfen könne ich ihnen auch nicht und persönlich könne ich völlig ungeistig-stumpfe Personen nun einmal nicht leiden. Das sei nun einmal eine Tatsache, ob ich es sage oder nicht, es bleibe doch dabei. Soviel also zu Monti Bronx. Man müsste dringend etwas für diesen Stadtteil tun, aber das wird nicht geschehen. Ich werde dort nie wieder Quartier nehmen, lieber in Trastevere, wo der römische Molochaspekt angenehm künstlerisch abgebremst ist.
2. Tag
Am Donnerstag, dem 21. Juli fuhren wir zum Vatikan, die Anreise dorthin war für römische Verhältnisse einfach - wir konnten komplett mit der Metro fahren. An den Schlangen vorbei manövrierten wir uns zum Eingang und dort zum Empfangsschalter, wo wir unserer französischen Führung in den vatikanischen Gärten zugeordnet wurden. Diese Führungen müssen sie auch machen, sonst würden die Besuchermassen den Garten in kurzer Zeit völlig niedertrampeln. Es wäre auch kein Problem gewesen, sich abzusetzen und irgendwo auf einer Bank zu verweilen. Man fällt dort nicht weiter auf, gelegentlich eilen Angestellte des Vatikans mit Aktentaschen hin und her, wenn man nicht gerade wie ein Tourist aussieht, fällt man nicht weiter auf. Und wenn doch, ist man eben kurz auf einer Bank eingeschlafen, so what? Doch wir wollten ja danach noch in die vatikanischen Sammlungen. Eine Führung in einem Garten ist für mich nicht so wichtig - es geht mir bei Gärten darum, denselben auf mich wirken zu lassen, etwas zu entspannen und mich womöglich der Kontemplation hinzugeben. Wir hatten jedoch genug Zeit, alles in Ruhe zu sehen. Die Gärten sind gut gepflegt und bewässert, schade, dass Autos darin herumfahren - ich hätte es gern noch gartenhafter. Aber das muss der Vatikan ja wissen. Das schönste Gebäude ist das Medici-Grottenhaus - wirklich sehr schön im Renaissancestil dekoriert, mein Lieblingsgebäude im Vatikan. Nun also, dann wieder zurück, ein bischen bei den Andenkenständen und bei der Post herumgeschnüffelt - der Vatikan ist voll durchkommerzialisiert. Jedoch sprach mich das immergleiche Programm der Andenkenstände, die sich zum Teil auch in den Gängen der Museen finden nicht an - ich möchte nicht Michelangelos Erschaffung Adams auf einem Porzellan-Sammelteller haben. Das Ganze ist, abgesehen von einigen Büchern, zu kitschig-devotionalienhaft. Von der Post rutschte ich in die Münzsammlung, die nicht weiter bemerkenswert war und von dort ins Völkerkundemuseum - das war allerdings bemerkenswert. Sehr schöne und sehenswerte Stücke da, sollte man nicht verpassen. Unter anderem fielen mir die beiden großen chinesischen Hunde auf und eine Rolle in der die christliche Lehre mit buddhistischen Symbolen dargestellt wurde - Gott und Jesus sahen wie Buddha aus. Die war von 1990. Schön, dass die Päpste sich auch weiterhin der Kunst widmen, sie haben in den letzten Jahren die Sammlung um einige Kleinigkeiten erweitert, die alle irgendeine Verbindung zum Christentum haben - was ja völlig legitim ist. Außerdem gab es zwei imposante Samurairüstungen und im Innenhof Steintafeln zum Leben Buddhas, allerdings künstlerisch nicht hochwertig. Nun, dann ging ich in die Pinakothek, wo mich R dann einholte, der noch bei den Devotionalien herumgeschnuppert und Postkarten geschrieben hatte - leider konnte ich ihm nicht durchgehend kunstgeschichtliche Hinweise geben, da ich die Zeit für mich selbst brauchte. Mir fielen unter anderem die abgenommenen Freskenteile in einem der Räume auf, ich glaube von Melozzo da Forli, die sind leicht, schnell, wie es die Freskotechnik ja auch bedingt, von Künstlerhand hingeworfen und gerade darum so gut. Ich mag euch, ihr schönen Engel! Spielt weiter denn...
Darauf wies ich R auch hin, dem sie aber nicht besonders erschienen.
Die Foligno-Madonna, zweifellos eines der erlauchten Hauptwerke Raffaelos hatte ich schon in Dresden anlässlich einer Ausstellung gesehen. In Rom war sie nicht so gut ausgeleuchtet und man musste etwas Abstand halten, daher wirkte dieses makellose Meisterwerk nicht so gut, wie in Dresden. Die anderen Werke Raffels gefielen mir nicht ebenso gut, ich fand sie konventioneller und die kleinen Bilder in den Vitrinen waren von geringerer Qualität. Ich gestehe, dass ich nie ein besonderer Freund von verblassten Tapisserien war, aber einer fiel mir doch durch schöne Tierdarstellungen auf, es war der mit dem Fischzugswunder. Der erinnerte schon ein bischen an japanische Bilder. Durch die letzten Säle ging ich etwas schneller durch, da ich dringend eines Espressos bedurfte, leider kam ich nicht mehr dazu, zurückzukehren. Die päpstlichen Touristenabfütterungsstätten erfüllen ihren Zweck, sind relativ teuer und lassen an Qualität vermissen. Man sollte sich hier auf einen Kaffee beschränken, maximal noch ein Stück Kuchen. Weder die Pizzas noch die Hamburger waren nach dem Aussehen von überragender Qualität. In einem der Kaffees gibt es zudem Plätze am Rande des viereckigen Gartens vor der Pinakothek, der den Museumsbesuchern zum Spazieren zur Verfügung steht. Ich saß dort einige Zeit auf einer der wenigen Schattenbänke. Da ich nur etwas esse, wenn es wirklich gut ist, sparte ich mir also das Essen für später, was für mich kein Problem ist, sehr vorteilhaft. Dann sah ich auch noch die Kutschen, Automobile und Uniformen in der unterirdischen Halle, hübsch zur Abwechslung zwischendurch.
In den Sälen hatte man überwiegend die Fenster und Türen weit aufgemacht, so dass ein leichter Luftzug hindurchging. Überhaupt ist der ganze Stil der Museen und Roms überhaupt: Wir sind hier seit 2750 Jahren und ihr könnt euch das ansehen oder nicht und wir werden auch noch hier sein, wenn ihr hindurchgegangen und vergangen seid. Also nichts von kleinlichen Museumswärtern oder so.
Nun, ich kann nicht aller Kunstwerke gedenken, die ich sah, das ist unmöglich. Aber der Pinienzapfenhof fiel mir als merkwürdig auf - eine typisch manieristische Idee. Die Antikensammlung in dem langen Gang dahinter fiel mir nicht als besonders qualitätsvoll auf.
Dann kamen einige qualitätsvolle Teppiche in langen Gängen.
Die sixtinische Kapelle war größer, als ich erwartet hatte. Obwohl Michelangelo nicht mein Lieblingskünstler ist, so hat er doch die Decke ordentlich erledigt. Gott einmal in Form eines Gehirns und ein anderes mal mit nacktem Arsch zu zeigen hat natürlich schon was. Ordentlich Sibyllen und ein paar biblische Szenen mit etwas viel Dekoration. Besser gefielen mir die Bilder darunter mit Szenen zu Jesus und Moses. Das jüngste Gericht ebenfalls von Buanarotti halte ich für wenig gelungen - zu viel Gewimmel, da vermisse ich eine gelungene Bildgliederung. Da hatte er wohl schon die Nase voll, hat sich ja auch als abgezogene Haut ins Bild gemalt.
Die Stanzen waren sehenswert, am besten hat mir das erste Zimmer gefallen - da hatte die Malerei am meisten Schwung. Irgendeine Schlachtszene. Leider konnte ich es nur kurz sehen, da die Säle bereits geschlossen wurden. Sonst bin ich gut durchgekommen, wenn auch das eine oder andere gefehlt hat. Das kann man dann beim nächsten Besuch aufwischen.
Ach ja, aber bevor ich es vergesse: am meisten beeindruckt haben mich der Laokoon und der Apoll vom Belvedere. Beide waren R - wie sollte es auch anders sein - gar nicht aufgefallen. Er erinnerte sich nicht mal daran, sie gesehen zu haben.
Laokoon ist für mich das antichristlichste Kunstwerk, daß ich je sah. Er sieht in den Himmel und er sieht alles, die Menschen, die Götter, das Schicksal und die Welt, wie sie ist. Und wie Kassandra kann er als denkendes Wesen nichts daran ändern, daher sein Ausdruck.
Der Apollo vom Belvedere dagegen ist frei, unverkrampft, er hebt die Fackel, ist beschwingt, um C.F.Meyer zu zitieren, er ist so, wie ich sein möchte, ein Ideal, sehr schwer zu erreichen, weil die Welt so ist, wie Laokoon sie sieht.
Danach gingen wir in die Peterskirche, die dankbarerweise noch geöffnet war. Auch keine Schlange oder so. Einzig gut gefiel mir der goldene Barockstern mit der Taube in der Apsis, ansonsten halte ich dieses Ding architektonisch für mißlungen und wenig gelungen ausgestattet. Auch die Pieta, von der man sinnloserweise erheblichen Abstand halten musste, obwohl sie sowieso hinter Glas ist, fand ich nicht herausragend. Ich halte Michelangelo überhaupt für keinen besonders guten Künstler. Er war ein passabler Maler, seine Plastiken sind bei den Männern meist zu muskulös und insgesamt sind sie wenig effektvoll und wirkungslos. Dieses spezielle Ding ist jedenfalls nahe am Kitsch. Bestimmt wird das Motiv tausendfach auf Porzellan-Sammeltellern und Streichholzschachteln verkauft und war sehr beliebt bei Teta Linek. Die Peterskirche hat Buanarotti duh Abriß von dem hervorragend-harmonischen Renaissanceentwurf von Bramante in diesen Alptraum umgeformt. Ja, ich weiß, daß es der Stil des Manierismus, gefällt mir trotzdem nicht. Die vorgeblendete Fassade ist mißlungen und ebenso konventionell, wie die Kuppel. Am besten sieht das Ding noch von der Seite und von hinten aus. R gefiel es natürlich von allen Kirchen am besten, vermutlich einfach deshalb, weil es die Peterskirche war. Eine Scheune hätte ihm auch gefallen. Achja, aber die Arkaden davor sind sehr gelungen - aber von Bernini. A propos, das Ding in der Mitte mit den Säulen hat mir ebenfalls nicht gefallen, zu dunkel, zu schwer, zu lastend - Figuren konnte ich wegen Respektabstands leider nicht sehen.
Nun, danach sind wir noch an der Engelsburg vorbei zu Giolitti gegangen - R hatte es dankenswerterweise als eine der relevanten Eisdielen in Rom identifiziert. Die Engelsburg sahen wir von außen und auch die Engel sah ich mir gründlich an, es sind vermutlich alles Repliken, aber doch gelungen, wenn auch teilweise etwas zu süßlich. Nun, also Giolitti ist Giolitti und wir waren danach noch öfter da, einmal auch Palma um die Ecke probiert, auch gut, aber es fehlt dieser frische und fruchtige, unmittelbare Geschmack. Also, Giolitti ist der beste. Meine Lieblingssorte dort ist Orange. Danach noch am Trevibrunnen mit den Pferden vorbei - sehr beeindruckend, sehr gelungen, sehr schön. R fand es nichts Besonderes. Naja, dann fuhren wir nach Haus, einer der wenigen Tage, an denen wir dort gegessen haben.
To be continued.
1. Tag
Also, am ersten Tag, Mittwoch den 20. Juli sind wir tatsächlich die Via Appia hochgegangen, mein Freund hat dankbarerweise viel Gepäck getragen. Es war heiß und nachher hatte ich einen Sonnenbrand am Hals, da die Sonne von hinten kam. Die Via appia ist so, wie man sie sich von Gemälden her vorstellt, inklusive einer Kuhherde und einer Ziegenherde, die vorbei getrieben wurden. Im südlichen Teil sind weniger Denkmäler, die sind zum großen Teil in den Museen verschwunden. Die Villa Quintilii haben wir uns angesehen, das hätte man sich aber angesichts der großartigen Ruinen in Rom selbst sparen können, zudem sieht man einiges schon von der Via appia aus. Das Grab der Metella ist von innen sehr beeindruckend und ästhetisch ansprechend, die Kuppel ist schichtweise aus schmalen Natursteinen aufgebaut. Von außen ist das Ding auch sehr beeindruckend. Eben das größte Grabmal an dieser Straße. Gegenüber ist noch eine Kirche, die zusammen mit dem Grabmal in Verteidigungsanlagen aus der Renaissance integriert waren. Das Grabmal ist auch mit Zinnen aus dieser Zeit bekrönt. Ich schreibe alles aus dem Gedächtnis, auch als Aide-Mémoire für mich selbst und die kommerziellen Artikel, die ich noch schreiben werde und kann jetzt nicht jedes Detail nachlesen, also berücksichtigt bitte beim Lesen, das alles aus der Erinnerung geschrieben ist.
Dann wollte mein Begleiter unbedingt zu der Domitillakatakombe, weil da tolle christliche Wandgemälde wären. Ich stimmte dem zu, die Katakombe war jedoch ein Umweg, so dass wir mehr Zeit brauchten. Zudem war der Weg dorthin nicht durch Bäume gedeckt. Wir sahen auch noch die Kirche San Sebastiano von innen, völlig unbedeutend. Bitte beachtet, diese Beurteilungen treffe ich aus dem Gesichtspunkt der Kunst und Kunstgeschichte, für einen Christen ist natürlich jede Kirche ganz supertoll, weil es eine Kirche ist. Für mich gibt es Ein-Minuten-Kirchen, da gehe ich rein, sehe an der Tür oder bei einem Rundgang, das es nichts zu sehen gibt und bin in einer Minute wieder draussen. Es hat keinen Zweck, wertvolle Zeit mit minderwertigen Objekten zu verschwenden, denn tausend wertvollere benötigen diese.
Also, es war annähernd eine Einminutenkirche.
In der Domitillakatakombe hatten wir eine nette und deutsche Führung, da gerade eine Gruppe wohlerzogener Oberklassegymnasisasten eine bekam. Die Oberkirche ist ja neueren Datums, die Katakombe war sehenswert und kühl, ein Bild vom predigenden Paulus sahen wir auch, während ein anderes uns vorenthalten wurde, wie wir danach am Postkartenstand sahen. Für meinen christlichen Freund ist natürlich alles ganz toll, was christlich ist, ich beurteile diese Bilder aber so, wie ich es eine italienische Führerin später zufällig hören sagte: Als Arte primitivo, womit sie alle Kunst zwischen Antike und Renaissance meinte. Anders gesagt, wegen der popligen Bilder muss man nicht unbedingt zu dieser Katakombe gehen, andererseits ist sie sicher auch nicht schlechter, als die anderen. Nun, für 17 Uhr hatten wir eine Führung im Palazzo Farnese vorgesehen, aber R wollte unbedingt noch Quo vadis mit den Füßen sehen, ebenfalls eine EMK. Wegen des Umwegs zu der Katakombe wurde es dann knapp, zumal die Busse in Rom (wir benutzten überwiegend Google Maps, da es keine App der Atac gibt) ein reines Glücksspiel sind. Wir kamen in die Stadt rein und statt umzusteigen gingen wir das letzte Stück am Tiber entlang und dann in die Via Giulia, da man, wenn man etwas zu Fuß macht, die Zeit besser im Griff hat. Am Tiber sah ich am Fuß der Mauern eine Menge weiße Zelte aufgebaut waren, später sah ich, dass dort Bonbons oder derartiges verkauft wurde. Hatte jedoch nie die Zeit, runter zugehen. Am Eingang waren Gedenkblumen für irgendeinen Anschlag und militärische Kontrollen. Der Palazzo war sehr schön und sehenswert, insbesondere die Toreinfahrt mit fein ziselierten Tonnengewölbeverzierungen, der Hof und der große Saal mit den Fresken zum Garten hinaus. Der Garten selbst war auch schön, der wäre etwas für mich gewesen, in Rom und doch ruhig. Dort stand auch eine Statue, die meiner Meinung nach Michelangelo mit Kapuze darstellte, in Anlehnung an seine Pieta-Statue in Mailand. Die Führerin war sehr nett und charmant, jedoch hätte ich gerne mehr Räume gesehen. Auf den Fluren war eine Künstlermöbelausstellung, die wir im Vorbeigehen auch sahen.
Nun, dann also raus und über den Campo de Fiore, der uns, abgesehen von der Statue Giordano Brunos gar nicht besonders auffiel. Dort kaufte ich auf italienisch eine Sonnenbrandsalbe. Insgesamt sind meine Italienischkenntnisse gut im Lesen und Zuhören bei klarer Aussprache, jedoch fehlen mir beim Sprechen noch viele Vokabeln. Es fehlt also noch Sprechpraxis. Nun ja die Salbe hat auch etwas geholfen.
Dann fuhren wir zu unserem Quartier, das ein Kapitel für sich ist. Das Quartier lag nämlich in Monti Tiburtina an einer autobahnähnlichen Straße, die Tag und Nacht lauten Lärm verursachte. Da wir wegen der Hitze bei offenem Fenster schliefen, war es gut, dass ich Ohropax dabei hatte.
Doch zuvor hatten wir bei Panorama eine Menge Zeug eingekauft, das uns später abends und morgens zugute kam, mir vor allem der Kaffee. Ein großer Supermarkt mit umfassendem Angebot, ähnlich wie Real.
Das Zimmer und die Wohnung war hervorragend, gut ausgestattet und wurde jeden Tag vom Gastgeber gereinigt, es gab in der Küche etwas Obst zum nehmen und auch einen Adapter für meinen wenig benutzten Laptop hat er mir gegeben. Damit war ich also sehr zufrieden. Der Gastgeber lebte nach Rs Einschätzung von der Prostitution. Ich fuhr gelegentlich mit dem Bus zum Barberiniplatz, denn der Weg entlang der Semiautobahn zur Ubahn war nicht gerade angenehm und auch um mehr von Rom zu sehen. An der Station Monti Tiburtini gibt es eine Wandschrift „Monti Bronx regna“ und das trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf. Am Eingang der Station ist auch ein Graffiti von menschlichen Skeletten, die in die Erde einsinken, der Sinnspruch dazu besagt, dass sie erst, wenn sie der Erde assimiliert sind, glücklich sein werden. Nun, das ist auch leider so, und einmal, als wir ankamen zitierte ich R „Lasciate voi ch’entrate ogni speranza“, das gelte aber nur für die Bewohner, nicht für wie Dante durchpassierende Reisende, wie uns. Auf dem Weg zu unserem Quartier passierten wir auch immer zwei schwarze Prostituierte. Einmal sprang eine auf R zu, der recht schreckhaft reagierte, ich sagte ihm aber, nur nicht erschrecken, die tut doch nichts! Ein anderes mal machten wir einen Umweg, um vielleicht noch eine Pizza zu essen, in einem offensichtlich familiengeführten Betrieb wurden gerade Pizzaschachteln gefaltet, ich meinte, in einem Familienbetrieb mit Steinofen könne es vielleicht ganz gut sein und bestellte eine Pizza, die ich dort am Tisch essen wollte, was offensichtlich ungewöhnlich war - die Leute dort essen wohl nur ambulant. Besteck gab es auch auf Anforderung nicht. Nun, diese Pizza war so fett, hatte so widerlichen Käse und so billiges Fleisch, dass ich nach dem ersten Bissen aufstand und bezahlte. R war das etwas peinlich, weil ich denen damit ja signalisiere, wie ich es fände, mein Kommentar war dazu, dass das Müll sei und ich auf keinen Fall Müll in mich hineinstopfen werde. Müll lag auch auf den Straßen, die nie gesäubert wurden. Man muss leider sagen, die Leute dort essen zum Teil Müll und sie leben im Müll. An Geschäften gab es vorwiegend Supermärkte, billige Imbisse und Glücksspielhallen. Auch die Leute, die dort wohnen sind nicht allzu angenehm, sie sind stumpf und benehmen sich wie Neandertaler, wie ich auf der Fahrt mit dem Nachtbus, die einmal nötig war, feststellte. R war auch dieses nicht recht, er meinte ich solle doch Mitleid mit den Leuten haben und sie nicht so streng beurteilen, ich antwortete, ich sähe wohl das soziale Problem des Stadtteils, mein Mitleid bringe den Leute aber nichts, helfen könne ich ihnen auch nicht und persönlich könne ich völlig ungeistig-stumpfe Personen nun einmal nicht leiden. Das sei nun einmal eine Tatsache, ob ich es sage oder nicht, es bleibe doch dabei. Soviel also zu Monti Bronx. Man müsste dringend etwas für diesen Stadtteil tun, aber das wird nicht geschehen. Ich werde dort nie wieder Quartier nehmen, lieber in Trastevere, wo der römische Molochaspekt angenehm künstlerisch abgebremst ist.
2. Tag
Am Donnerstag, dem 21. Juli fuhren wir zum Vatikan, die Anreise dorthin war für römische Verhältnisse einfach - wir konnten komplett mit der Metro fahren. An den Schlangen vorbei manövrierten wir uns zum Eingang und dort zum Empfangsschalter, wo wir unserer französischen Führung in den vatikanischen Gärten zugeordnet wurden. Diese Führungen müssen sie auch machen, sonst würden die Besuchermassen den Garten in kurzer Zeit völlig niedertrampeln. Es wäre auch kein Problem gewesen, sich abzusetzen und irgendwo auf einer Bank zu verweilen. Man fällt dort nicht weiter auf, gelegentlich eilen Angestellte des Vatikans mit Aktentaschen hin und her, wenn man nicht gerade wie ein Tourist aussieht, fällt man nicht weiter auf. Und wenn doch, ist man eben kurz auf einer Bank eingeschlafen, so what? Doch wir wollten ja danach noch in die vatikanischen Sammlungen. Eine Führung in einem Garten ist für mich nicht so wichtig - es geht mir bei Gärten darum, denselben auf mich wirken zu lassen, etwas zu entspannen und mich womöglich der Kontemplation hinzugeben. Wir hatten jedoch genug Zeit, alles in Ruhe zu sehen. Die Gärten sind gut gepflegt und bewässert, schade, dass Autos darin herumfahren - ich hätte es gern noch gartenhafter. Aber das muss der Vatikan ja wissen. Das schönste Gebäude ist das Medici-Grottenhaus - wirklich sehr schön im Renaissancestil dekoriert, mein Lieblingsgebäude im Vatikan. Nun also, dann wieder zurück, ein bischen bei den Andenkenständen und bei der Post herumgeschnüffelt - der Vatikan ist voll durchkommerzialisiert. Jedoch sprach mich das immergleiche Programm der Andenkenstände, die sich zum Teil auch in den Gängen der Museen finden nicht an - ich möchte nicht Michelangelos Erschaffung Adams auf einem Porzellan-Sammelteller haben. Das Ganze ist, abgesehen von einigen Büchern, zu kitschig-devotionalienhaft. Von der Post rutschte ich in die Münzsammlung, die nicht weiter bemerkenswert war und von dort ins Völkerkundemuseum - das war allerdings bemerkenswert. Sehr schöne und sehenswerte Stücke da, sollte man nicht verpassen. Unter anderem fielen mir die beiden großen chinesischen Hunde auf und eine Rolle in der die christliche Lehre mit buddhistischen Symbolen dargestellt wurde - Gott und Jesus sahen wie Buddha aus. Die war von 1990. Schön, dass die Päpste sich auch weiterhin der Kunst widmen, sie haben in den letzten Jahren die Sammlung um einige Kleinigkeiten erweitert, die alle irgendeine Verbindung zum Christentum haben - was ja völlig legitim ist. Außerdem gab es zwei imposante Samurairüstungen und im Innenhof Steintafeln zum Leben Buddhas, allerdings künstlerisch nicht hochwertig. Nun, dann ging ich in die Pinakothek, wo mich R dann einholte, der noch bei den Devotionalien herumgeschnuppert und Postkarten geschrieben hatte - leider konnte ich ihm nicht durchgehend kunstgeschichtliche Hinweise geben, da ich die Zeit für mich selbst brauchte. Mir fielen unter anderem die abgenommenen Freskenteile in einem der Räume auf, ich glaube von Melozzo da Forli, die sind leicht, schnell, wie es die Freskotechnik ja auch bedingt, von Künstlerhand hingeworfen und gerade darum so gut. Ich mag euch, ihr schönen Engel! Spielt weiter denn...
Darauf wies ich R auch hin, dem sie aber nicht besonders erschienen.
Die Foligno-Madonna, zweifellos eines der erlauchten Hauptwerke Raffaelos hatte ich schon in Dresden anlässlich einer Ausstellung gesehen. In Rom war sie nicht so gut ausgeleuchtet und man musste etwas Abstand halten, daher wirkte dieses makellose Meisterwerk nicht so gut, wie in Dresden. Die anderen Werke Raffels gefielen mir nicht ebenso gut, ich fand sie konventioneller und die kleinen Bilder in den Vitrinen waren von geringerer Qualität. Ich gestehe, dass ich nie ein besonderer Freund von verblassten Tapisserien war, aber einer fiel mir doch durch schöne Tierdarstellungen auf, es war der mit dem Fischzugswunder. Der erinnerte schon ein bischen an japanische Bilder. Durch die letzten Säle ging ich etwas schneller durch, da ich dringend eines Espressos bedurfte, leider kam ich nicht mehr dazu, zurückzukehren. Die päpstlichen Touristenabfütterungsstätten erfüllen ihren Zweck, sind relativ teuer und lassen an Qualität vermissen. Man sollte sich hier auf einen Kaffee beschränken, maximal noch ein Stück Kuchen. Weder die Pizzas noch die Hamburger waren nach dem Aussehen von überragender Qualität. In einem der Kaffees gibt es zudem Plätze am Rande des viereckigen Gartens vor der Pinakothek, der den Museumsbesuchern zum Spazieren zur Verfügung steht. Ich saß dort einige Zeit auf einer der wenigen Schattenbänke. Da ich nur etwas esse, wenn es wirklich gut ist, sparte ich mir also das Essen für später, was für mich kein Problem ist, sehr vorteilhaft. Dann sah ich auch noch die Kutschen, Automobile und Uniformen in der unterirdischen Halle, hübsch zur Abwechslung zwischendurch.
In den Sälen hatte man überwiegend die Fenster und Türen weit aufgemacht, so dass ein leichter Luftzug hindurchging. Überhaupt ist der ganze Stil der Museen und Roms überhaupt: Wir sind hier seit 2750 Jahren und ihr könnt euch das ansehen oder nicht und wir werden auch noch hier sein, wenn ihr hindurchgegangen und vergangen seid. Also nichts von kleinlichen Museumswärtern oder so.
Nun, ich kann nicht aller Kunstwerke gedenken, die ich sah, das ist unmöglich. Aber der Pinienzapfenhof fiel mir als merkwürdig auf - eine typisch manieristische Idee. Die Antikensammlung in dem langen Gang dahinter fiel mir nicht als besonders qualitätsvoll auf.
Dann kamen einige qualitätsvolle Teppiche in langen Gängen.
Die sixtinische Kapelle war größer, als ich erwartet hatte. Obwohl Michelangelo nicht mein Lieblingskünstler ist, so hat er doch die Decke ordentlich erledigt. Gott einmal in Form eines Gehirns und ein anderes mal mit nacktem Arsch zu zeigen hat natürlich schon was. Ordentlich Sibyllen und ein paar biblische Szenen mit etwas viel Dekoration. Besser gefielen mir die Bilder darunter mit Szenen zu Jesus und Moses. Das jüngste Gericht ebenfalls von Buanarotti halte ich für wenig gelungen - zu viel Gewimmel, da vermisse ich eine gelungene Bildgliederung. Da hatte er wohl schon die Nase voll, hat sich ja auch als abgezogene Haut ins Bild gemalt.
Die Stanzen waren sehenswert, am besten hat mir das erste Zimmer gefallen - da hatte die Malerei am meisten Schwung. Irgendeine Schlachtszene. Leider konnte ich es nur kurz sehen, da die Säle bereits geschlossen wurden. Sonst bin ich gut durchgekommen, wenn auch das eine oder andere gefehlt hat. Das kann man dann beim nächsten Besuch aufwischen.
Ach ja, aber bevor ich es vergesse: am meisten beeindruckt haben mich der Laokoon und der Apoll vom Belvedere. Beide waren R - wie sollte es auch anders sein - gar nicht aufgefallen. Er erinnerte sich nicht mal daran, sie gesehen zu haben.
Laokoon ist für mich das antichristlichste Kunstwerk, daß ich je sah. Er sieht in den Himmel und er sieht alles, die Menschen, die Götter, das Schicksal und die Welt, wie sie ist. Und wie Kassandra kann er als denkendes Wesen nichts daran ändern, daher sein Ausdruck.
Der Apollo vom Belvedere dagegen ist frei, unverkrampft, er hebt die Fackel, ist beschwingt, um C.F.Meyer zu zitieren, er ist so, wie ich sein möchte, ein Ideal, sehr schwer zu erreichen, weil die Welt so ist, wie Laokoon sie sieht.
Danach gingen wir in die Peterskirche, die dankbarerweise noch geöffnet war. Auch keine Schlange oder so. Einzig gut gefiel mir der goldene Barockstern mit der Taube in der Apsis, ansonsten halte ich dieses Ding architektonisch für mißlungen und wenig gelungen ausgestattet. Auch die Pieta, von der man sinnloserweise erheblichen Abstand halten musste, obwohl sie sowieso hinter Glas ist, fand ich nicht herausragend. Ich halte Michelangelo überhaupt für keinen besonders guten Künstler. Er war ein passabler Maler, seine Plastiken sind bei den Männern meist zu muskulös und insgesamt sind sie wenig effektvoll und wirkungslos. Dieses spezielle Ding ist jedenfalls nahe am Kitsch. Bestimmt wird das Motiv tausendfach auf Porzellan-Sammeltellern und Streichholzschachteln verkauft und war sehr beliebt bei Teta Linek. Die Peterskirche hat Buanarotti duh Abriß von dem hervorragend-harmonischen Renaissanceentwurf von Bramante in diesen Alptraum umgeformt. Ja, ich weiß, daß es der Stil des Manierismus, gefällt mir trotzdem nicht. Die vorgeblendete Fassade ist mißlungen und ebenso konventionell, wie die Kuppel. Am besten sieht das Ding noch von der Seite und von hinten aus. R gefiel es natürlich von allen Kirchen am besten, vermutlich einfach deshalb, weil es die Peterskirche war. Eine Scheune hätte ihm auch gefallen. Achja, aber die Arkaden davor sind sehr gelungen - aber von Bernini. A propos, das Ding in der Mitte mit den Säulen hat mir ebenfalls nicht gefallen, zu dunkel, zu schwer, zu lastend - Figuren konnte ich wegen Respektabstands leider nicht sehen.
Nun, danach sind wir noch an der Engelsburg vorbei zu Giolitti gegangen - R hatte es dankenswerterweise als eine der relevanten Eisdielen in Rom identifiziert. Die Engelsburg sahen wir von außen und auch die Engel sah ich mir gründlich an, es sind vermutlich alles Repliken, aber doch gelungen, wenn auch teilweise etwas zu süßlich. Nun, also Giolitti ist Giolitti und wir waren danach noch öfter da, einmal auch Palma um die Ecke probiert, auch gut, aber es fehlt dieser frische und fruchtige, unmittelbare Geschmack. Also, Giolitti ist der beste. Meine Lieblingssorte dort ist Orange. Danach noch am Trevibrunnen mit den Pferden vorbei - sehr beeindruckend, sehr gelungen, sehr schön. R fand es nichts Besonderes. Naja, dann fuhren wir nach Haus, einer der wenigen Tage, an denen wir dort gegessen haben.
To be continued.
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