1957 bis 2017: 60 Jahre Römische Verträge

Nachtrag: Was die Römischen Verträge zeigen: Es braucht Kultur für Identität

Artikel von Jörg Bremer am 14.4.2017

Der Jahrestag der Römischen Verträge lehrt, wie wichtig das Kulturerbe für die Zukunft ist. Die Außenminister der G7 haben es versäumt, dem Rechnung zu tragen.
U.a. interessant finde ich folgende Passage:

Der italienische EU-Gründungsvater, der Südtiroler Alcide De Gasperi, der drei Jahre vor der Unterzeichnung der Römischen Verträge starb, sollte nicht in seinem Südtiroler Dorf beigesetzt werden, sondern würdig in Roms Basilika San Lorenzo. Der Staatsbildhauer Giacomo Manzù sollte das Grabmal fertigen. Der Sarg des Gründers der Democrazia Cristiana (DC) stand dann aber nach dem Tode am 19. August 1954 mehr als ein Jahr in der Krypta der Kirche, erinnert Nesselrath in seinem Aufsatz „La tomba“. Die Tagespolitik beschädigte wieder einmal große Ideen. Die Familie dachte bereits daran, den Leichnam zurückzufordern. Da einigten sich Kirche und Staat doch, Manzù erhielt den schriftlichen Auftrag, und De Gasperi kam im Narthex von San Lorenzo zu seinem Grabmal – gerade rechtzeitig, um am 20. März 1957 die Regierungschefs zu empfangen, bevor sie im Kapitol die Römischen Verträge unterzeichneten.
Nesselrath wertet diesen Besuch am Grabmal als „Präambel für die Römischen Verträge“. Mithin wäre es sinnvoll gewesen, den 60. Jahrestag jener Verträge auch dort beginnen zu lassen. Damit hätte man zeigen können, was De Gasperi mit den beiden anderen EU-Gründungsvätern, Konrad Adenauer und Robert Schuman, für Europa bedeutet haben. Alle drei hatten unter dem Zweiten Weltkrieg gelitten und suchten Europas Frieden; alle drei sprachen mit Deutsch eine wichtige zentraleuropäische Sprache; sie waren in der katholischen Weltkirche zu Hause und zugleich von ihrer Heimat an der Peripherie ihrer Länder geprägt: De Gasperi in Südtirol, Schuman in Lothringen und Adenauer am Rhein nahe der Grenze zu Frankreich. Über diese Grenzen hinweg dachten sie auf eine gemeinsame europäische Identität hin. Solle Europa zusammenbleiben, müssten solche Gemeinsamkeiten gepflegt werden, sagt Nesselrath.

Hier drei Aufnahmen vom Grabmal für Alcide De Gasperi im Narthex von S. Lorenzo fuori le mura:

Beginnen möchten wir zunächst mit drei Aufnahmen des von Giacomo Manzù für Alcide De Gasperi (1881-1954) geschaffenen Grabmals im Narthex der Kirche:


 
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