Rom für den kleinen Geldbeutel

Tobias

Libertus
Dies ist ein Bericht über unsere Romfahrt (6 Tage) vom 4. bis zum 10. März.

Da wir beide Studenten sind (-> kleiner Geldbeutel) war ein Augenmerk darauf
gerichtet, möglichst preiswert Urlaub zu machen. Darin begründen sich einige
Dinge, die vermutlich manchen von Euch sauer aufstoßen werden (siehe Hotels,
Restaurants), beachtet man, dass man schließlich in Italien war, der Heimat
des "dolce vita" :)
Außerdem haben wir es möglichst vermieden hohe Ausgaben für Eintritte etc. auf
uns zu nehmen und uns dafür auf sehenswerte Dinge konzentriert, die kostenlos zu
besuchen waren.
Herausgekommen ist ein wunderwundervoller Urlaub, der gerade einmal 250 Euro
gekostet hat, womit bewiesen wäre, dass Rom nicht teuer sein muss :)

Unsere Anreise erfolgte per Zug von München aus. Da wir im Zug Leute
kennenlernten, die für ihr Ticket hohe Preise gezahlt haben, ist hier denke ich ein
kleiner Hinweis angebracht: Die Deutsche Bahn bietet auf ihrer Homepage Fahrten
nach Rom ab 29 Euro pro Fahrt pro Person an (ab München), und zwar hat mich die
Erfahrung gelehrt, dass auch noch ein paar Tage (ca. 10) vor der Abreise
Tickets aus dem begrenzten Kontingent erhältlich sind. Sicherlich ist ein Flug
komfortabler, vor allem kürzer (der Zug benötigt ca. 11 Stunden) und auch zum
gleichen Preis (Air Berlin) zu haben, aber für Leute mit Flugangst oder
Kurzentschlossene ist die Bahn eine empfehlenswerte Alternative.

Übernachtet haben wir im "Yellow Hostel", welches ca. 500m vom
Termini entfernt liegt und ich als eine sehr gelungene Wahl bezeichnen möchte.
Die Übernachtung mit Frühstück im 6-Bett-Zimmer mit eigenem Bad kostet 20 Euro, wobei sich
hinter dem erwähnten Frühstück ein wahrer Traum von einem Frühstücksbuffet
verbirgt. Hörnchen, Brötchen, Joghurt, Obst, etc., alles was sich ein Magen am
Morgen so wünschen kann. Dazu wird in einem wunderschönen Jugendstil-Cafe
nebenan gespeist, welches am Abend das "Ristorante Bistro" beherbergt (vielleicht
kennt das der eine oder andere hier ja sogar?!).
Die Zimmer sind sehr ruhig und sehr sauber, zudem vermittelt das Hostel einen
sicheren Eindruck, was in Rom ja leider nicht immer der Fall ist!
Die Altersspanne der Bewohner reicht etwa von 18 bis 28, außerdem sollte man gut
Englisch sprechen können und weltoffen sein.

So, genug zur Vorrede, ab zum Reisebericht:
Da über die Highlights von Rom in den einschlägig bekannten Reiseführern und
auch hier im Forum genug zu lesen ist, möchte ich die Teile unserer Reise
beleuchten, die vielleicht nicht unbedingt im Rampenlicht stehen!

1. Tag

Unser erster Tag war ein Sonntag, daher beschlossen wir mit dem Bus zum
Flohmarkt an der Porta Portese zu fahren. Leider begann es zu regnen, dadurch wurde das
Gedränge noch unerträglicher, wurden doch allerorten Regenschirme aufgespannt.
Schnäppchen zu machen, bzw. wirklich Interessantes zu finden schien mir
schwierig. Einzig die unvorstellbaren Ausmaße des Flohmarktes waren
beeindruckend.
Danach machten wir uns auf zum Bocca della Verita, wo uns eine beeindruckende
Schlange von Japanern (weit bis zur Straße hinaus) erwartete. Das Objekt der
Begierde war dennoch zu besichtigen, die Schlange war eher bestrebt ein Foto davon zu
knipsen. Der Reiz dieser Steinplatte blieb mir allerdings verborgen!
Mittlerweile hatte der Regen aufgehört. Vielleicht auch deshalb wurde unser
Besuch auf dem Aventino zu einem der Höhepunkte unserer Romreise. Besonders
empfehlen möchte ich den kleinen Garten neben Santa Sabina, von wo aus man einen
der schönsten Blicke auf die Stadt genießen kann, dazu noch im schönen Ambiente
zwischen zahlreichen Orangenbäumen. Wenig Beachtung findet zu Unrecht das kleine
Kirchlein San Anselmo neben dem berühmten Schlüselloch, welches einen
romantischen kleinen Vorhof mit Brunnen besitzt.
Über Circus Maximus und Forum Romanum ging es weiter zum Kapitol, wo wir
vergeblich die Kopie der etruskischen Wölfin gesucht haben, die sich irgendwo
auf dem Platz befinden soll :-(
Nächster Höhepunkt war die Kirche Santa Maria in Aracoeli, welche
zunächst durch die lange steile Treppe beeindruckte und dann, ob ihrer
schlichten Backsteinfassade, durch das prunkvolle Innere überraschte. Besonders
die sowohl unübliche als auch üppige Verwendung von Kristall-Kronleuchtern fand
ich sehr bemerkenswert. Daher: Unbedingt anschauen!!!
Am Nationaldenkmal nebenan herrschte höchste Betriebsamkeit. Wohl deswegen, weil
Sonntag war, spielte eine italienische Militärkapelle, was mich in Verbindung mit
dem überzogen monumentalen Denkmal eher befremdete. Den Ausblick von der
Terasse sollte man sich allerdings nicht entgehen lassen.
Da die Via dei Fori Imperiali sonntags für den Autoverkehr gesperrt ist, gönnten
wir uns noch einen kleinen Spaziergang darauf, was besonders viel Spaß macht, wenn
man bedenkt, wie vielbefahrenen die Straße sonst so ist :)

2. Tag
Es ist kalt geworden und sehr sehr windig. Dies macht sich auf unserer kleinen
Tour durchs Ghetto dank der engen und schönen Gassen noch nicht bemerkbar. Dafür
umso mehr auf dem Campo dei Fioro und der Piazza Navona, wo nur ein kurzer
Aufenthalt möglich war, es war dort einfach zu windig. Auch das riesige Pantheon ließ sich
auf Grund der Kälte nur bedingt genießen.
Wir hatten einen vermeintlichen Insider-Tipp erhalten, man könne an der Porta
Latina hoch auf die Stadtmauer und von dort ein wenig darauf entlanglaufen. An
der Porta Latina angelangt, standen wir jedoch ratlos da: Weit und breit kein
Zugang zur Stadtmauer! Auch der angrenzende Park, der eigentlich recht schön,
aber auch gespenstisch leer war, beherbergte keine Antwort auf unser Anliegen.
Nur interessehalber: Wenn jemand weiß, wo man auf die Mauer gelangen kann, dann
wäre ich recht dankbar für eine Auskunft hierzu!
Über den Lateran, welcher mich einigermaßen kalt ließ, ging es schon sehr früh
zurück zum Hostel um den beißenden Wind endlich zu entkommen!

3. Tag
Der Wind hatte sich leider nur wenig gelegt und kalt war es auch noch, dafür
zeigte sich nun die Sonne.
Als erstes stand das Museo Borghese auf dem Programm, welches sogar mich,
nicht gerade als Kunstfreak bekannt, vom Hocker gehauen hat. Die ausgestellten
Skulpturen, allen voran "Apoll und Daphne" von Bernini, sollte man unbedingt
gesehen haben!!!
Der angrenzende Park ist im Sommer sicherlich schöner als an diesem kalten
Frühlingstag. Doch auch jetzt wärmten die ersten Blüten an den Bäumen das Herz
ein wenig von Innen! Was mich sehr enttäuschte war der See im Park, der auf
Fotos wirklich reizvoll aussieht, in Echt allerdings winzig klein ist.
Anschließend erreichten wir die Aussichtsterasse des Pincio oberhalb des Piazza
del Popolo, die eine schöne Sicht auf die Stadt erlaubt. Jedoch fand ich die
Aussicht vom Aventino und vom Gianicolo (siehe 4. Tag) aus toller.
Von hier machten wir uns auf zur Spanischen Treppe. Leider ist sowohl die Kirche
oberhalb, als auch der Platz unterhalb derzeit eine Baustelle, so dass vom Flair
des berühmten Postkartenmotives nur wenig übrig blieb.
Auf dem Nachhauseweg nach der obligatorischen Shopping-Tour kamen wir in der
Nähe vom Piazza Barberini an einem sehr besuchenswerten Pasta-Laden vorbei. Leider
habe ich mir den Namen nicht gemerkt. Nudelfans kommen hier voll auf ihre
Kosten. Pasta in allen erdenklichen Formen, dazu oft sehr bunt. Natürlich auch
entsprechend teuer, aber wer ein originelles Mitbringsel sucht ist hier auf
jeden Fall richtig.

4. Tag
Unser Vatikan-Tag! Eigentlich das komplette Touristen-Programm: Vatikanische
Museen (gleich zur Öffnung Erscheinen und sofort zur Sixtinischen Kapelle
durchlaufen funktioniert übrigens tatsächlich!!!), Petersdom und Kuppel. Wobei
besonders der Aufstieg zur Kuppel mit den engen, schrägen Treppen ein tolles,
wenn auch anstrengendes Erlebnis war, wie ich finde. Dafür wird man oben mit
einer tollen Aussicht bis zum Meer belohnt.
Danach haben wir zu Fuß die Passage vom Vatikan aus über den Gianicolo nach Trastevere
ausprobiert. Dies war für mich der schönste Teil unserer Reise!!! Beinahe den
ganzen Weg hat man einen atemberaubenden Blick auf Rom. Besonders
empfehlenswert ist die Tour bei Sonnenuntergang, wenn die Kuppeln der Stadt in
warmes Licht getränkt sind. Aber auch Nachts ist es hier oben sehr sehr
wundervoll! Der Weg verläuft meist entlang den Serpentinen der Autostraße,
allerdings kann man viel einsparen, wenn man alle auftauchenden Treppen nimmt,
die oft sogar zu lauschigen Plätzchen führen...

5. Tag
Per Metro ging es zur etwas außerhalb gelegenen Kirche San Paolo fuori la mura.
Besonders toll fand ich hier die "Gallerie der Päpste" (jeder Papst seit Petrus
besitzt ein Portrait im Inneren der Kirche). Aber auch der Kreuzgang, den ich
bei weitem attraktiver fand, als den im Lateran, ist sehr sehenswert. Überhaupt
ist San Paolo eine bemerkenswerte Kirche, zur Abwechslung mal ohne Kuppel, dafür
mit einer außergewöhnlichen "Halbkugel" als Altar (schwierig zu erklären :))
Der letzte Part unserer Reise war ein Trip zur Via Appia Antica, welchem ich
jedem Rombesucher ans Herz legen möchte. Nicht nur wegen der entspannenden Ruhe,
auch die satte Farbenpracht, das saftige Grün, das hier überall
vorherrscht, bildet einen erfrischenden Kontrast zum etwas hektischen Zentrum.
Zudem ist es einer der wenigen wundervollen Orte in Rom, der noch nicht von den
Touristen befallen ist!!!
Mein Tip: Der Abschnitt von den San Sebastians-Katakomben zum Casale Rotondo ist
besonders schön, es gibt nur sehr sehr wenig Autoverkehr (auch mitten unter der
Woche, da häufig der antike Straßenbelag erhalten geblieben ist), dafür umso
mehr Grabmahle und -hügel und prachtvolle Anwesen mit schier unglaublichen
Parkanlagen vor den Häusern.
Die strecke ist ca. 5-6 km lang und bequem in 90 Minuten zu laufen, außerdem
gibt es eine relativ akzeptable Anbidung ans öffentliche Verkehrsnetz
(beim Casale Rotondo muss man ein Stück auf einer viel befahrenen Straße zur
nächsten Bushaltestelle laufen).

Am nächsten Morgen ging es leider schon viel zu früh wieder zurück ins kalte,
verschneite Deutschland :-(

Gruß
Tobi
 
AW: Rom für den kleinen Geldbeutel

Hallo, Dir auch vielen Dank für Deinen schönen Reisebericht.

Ich finde es toll, daß ihr für wenig Geld Rom so toll erlebt habt und ich kann Eure Beweggründe nachvollziehen, denn ich war als Studentin auch immer knapp bei Kasse.

Im Grunde genommen ist es ja nur eine Frage des Anspruches und der Kreativität, wieviel man investiert.

Schön, daß es Euch gefallen hat!
 
AW: Rom für den kleinen Geldbeutel

Hallo und Moin, Moin Tobias!

Vielen Dank für Deinen schönen Bericht über Deine Romreise. Ich habe ihn sehr gerne gelesen ...
Schade, dass das Wetter nicht so ganz mitgespielt hat!

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: Rom für den kleinen Geldbeutel

Ich sage auch ein herzliches Dankeschön - Rom mal unter einem ganz anderen Aspekt. Und doch, zumindest ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man auch in Rom eher sparsam sein möchte/muss. Gerade deshalb fand ich es echt interessant zu lesen, für wie wenig Geld man 5 Tage in Rom verbringen und doch viel sehen kann!

Herzlichen Gruß
Sven
 
AW: Rom für den kleinen Geldbeutel

hey wow, das macht mir richtig Mut. Ich fliege im Mai mit 3 Freunden nach Rom und bin bis dahin auch schon fast Studentin :] Ist bereits mein 3. Besuch, die anderen sind zum 2. Mal vor Ort. Wir werden auch versuchen das ganze möglichst preiswert zu halten.
 
AW: Rom für den kleinen Geldbeutel

Tobias schrieb:
Wir hatten einen vermeintlichen Insider-Tipp erhalten, man könne an der Porta
Latina hoch auf die Stadtmauer und von dort ein wenig darauf entlanglaufen. An
der Porta Latina angelangt, standen wir jedoch ratlos da: Weit und breit kein
Zugang zur Stadtmauer! Auch der angrenzende Park, der eigentlich recht schön,
aber auch gespenstisch leer war, beherbergte keine Antwort auf unser Anliegen.
Nur interessehalber: Wenn jemand weiß, wo man auf die Mauer gelangen kann, dann
wäre ich recht dankbar für eine Auskunft hierzu!

Kein Problem!
Der Insidertipp ist nicht komplett richtig. Der Zugang zu den Mauern findet durch das Museo delle Mura Aureliane (==>http://www.discover-rome.de/museum_de.html#muraaureliane) statt, welches sich an der Porta S. Sebastiano befindet, am Beginn der Via Appia Antica (bzw. des Teils, der sich außerhalb der Stadtmauern befindet).
Aufgrund von Renovierungsarbeiten ist der Zugang zur Stadtmauer allerdings nicht möglich, was ich auch schon bedauert habe (zuletzt vor 6 Wochen). An der Porta Latina und an der Via Cristoforo Colombo befanden sich wohl die Ausgänge dieses Rundganges, ob man von dort auch auf die Mauern kam, weiß ich allerdings nicht.

Gruß,
Torsten
 
AW: Rom für den kleinen Geldbeutel

Hi

toller Bericht.
Ja, Rom und Geld - man braucht echt nicht viel, wenn man es sich richtig einteilt. Davon war auch ich schwer beeindruckt (denn ich bin absolut nicht der Typ der gerne Geld ausgibt.)

Deshalb werde ich gerne wieder nach Rom zurückkehren!
 
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