Windige Woche in Rom: zwischen Legenden, Geschichten und Wirklichkeit

Ludovico ROB schrieb:
Vielen Dank für die Fortsetzung mit den Eindrücken aus S. Agnese in Agone, an der man häufig vorbei aber selten hinein geht.

Ja, Ludovico, da hast Du vollkommen Recht! Es lohnt sich schon Sant'Agnese aufzusuchen. Die Atmosphäre der Kirche empfand ich als schön - und sie lud zum Verweilen ein! Für eine spirituelle Pause gerade richtig!
 
Hallo Padre,

ich habe Deine Wege bis hierhin sehr gerne verfolgt und mich an den vielfältigen Eindrücken, Schilderungen und Fotos erfreut.
Auch wenn ich erst jetzt dazu kam, manches genauer anzusehen, bin ich doch immer dabei gewesen, wenn Du Deine Unternehmungen hier geschildert hast.

Deine letzten Eindrücke vom Campo dei Fiori ...


... habe ich mir eben zum Ausklang nach einem langen Tag gegönnt! :thumbup:

Liebe Grüße

Angela
 
Angela schrieb:
Auch wenn ich erst jetzt dazu kam, manches genauer anzusehen, bin ich doch immer dabei gewesen, wenn Du Deine Unternehmungen hier geschildert hast.

Liebe Angela,
vielen Dank für Deine liebe Rückmeldung. Heute hatte ich einen langen Tag und anstrengenden, umso mehr habe ich über Deine Zeilen gefreut :nod:

Herzlichen Gruß
Padre
 
Rund um die Piazza Venezia II

Rund um die Piazza Venezia II
Bisher hatte ich den beiden Zwillingskirchen am Trajansforum keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Das sollte nun anders werden. Zunächst fiel mein Blick noch auf den Palazzo Venezia


und dem Vittoriano, das italienische Nationaldenkmal.

Die erste der Doppelkirchen, die ich besuchen wollte war Santa Maria di Loreto. Hier ein paar Eindrücke:

Innenansicht der Kirche


Ein Blick in die Kuppel


Die Reliquienkapelle


Die zweite Kirche, Santissimo Nome di Maria, war leider schon geschlossen. Ich ging weiter zu der Trajanssäule.


Die Säule wurde im Jahr 113 geweiht. Auf ihr sind in Spiralform Szenen aus den zwei Feldzügen gegen die Daker zu sehen, die Kaiser Trajan geführt hat.


Im Sockel der Säule wurde die Urne des Kaisers beigesetzt. Ursprünglich stand auf der Säule eine goldene Statue Trajans. Heute befindet sich dort eine Bronzestatue des Apostels Petrus. Ich überquerte die Via dei Fori Imperiali und musste dabei an meiner Mutter denken, mit der ich im vergangenen Januar in Rom war. Es kostete damals viel Zureden und einige Versuche diesen Zebrastreifen zu überqueren. Meine Mutter konnte sich nicht vorstellen, dass die Autos anhalten werden, sobald wir den Fußgängerüberweg betreten würden. Damals hat Umberto gefehlt, er hätte es gut vormachen können … Langsam bekam ich Hunger und beschloss in der Cafeteria des Nationaldenkmals einen kleinen Imbiss einzunehmen.



Ich bin gerne in dieser Cafeteria. Zum einen ist die Aussicht dort oben sehr schön,


zum andren sind die Panini und der Wein dort sehr lecker! In der Nähe der Cafeteria befindet sich ein gläserner Aufzug, mit dem man noch höher fahren kann, aber 7 € bezahlen, um 20 Sekunden Fahrstuhlfahren zu fahren, das wollte ich nicht investieren. Ich war einmal dort oben, das war wirklich schön, aber ein zweites Mal musste nicht sein. Gesättigt unternahm ich den Abstieg. Durch eine kleine Pforte gelangt man zu der Kirche Santa Maria in Aracoeli. Auf den Moment, diese Kirche zu betreten, hatte ich mich schon sehr lange gefreut: Denn zu dieser Kirche gibt es eine der schönsten römischen Legenden, die ich nun vor Ort lesen wollte.



Diese Legende erzählt Selma Lagerlöf in ihren Christuslegenden. Sie trägt den Titel: Die Vision des Kaisers. Mich begleitet diese Geschichte sicher schon seit 25 Jahren und ich lese sie immer wieder gerne. Ich versuche mal, sie in kurzen, knappen Worten wiederzugeben.

In einer tiefen, friedlichen und heiligen Nacht begibt sich Kaiser Augustus vom Palatin über das Forum Romanum auf das Kapitol. Er will die Götter ein Opfer bringen und sie dabei befragen, ob man ihm zu Ehren, dort einen Tempel errichten solle? Die uralte Sybille, die sich ebenfalls auf dem Kapitol befindet, sieht gedankenversunken in die Ferne – nach Bethlehem. Dort wird gerade Jesus geboren. Sybille erkennt in dem Kind einen neuen Gott, den Erlöser. Die Opfer des Kaisers misslingen. Schließlich weissagt die Sybille, dass auf dem Kapitol niemals ein sterblicher Mensch angebetet wird. Augustus lässt daraufhin einen Altar errichten, den Himmelsaltar. An dieser Stelle steht heute die Kirche Santa Maria in Aracoeli.

Nachdem ich diese Geschichte am Originalschauplatz gelesen hatte, besuchte ich das Santo Bambino, eine kleine Holzstatue, die das Jesuskind darstellt und die als wundertätig gilt. Als das Santo Bambino im Jahr 1994 gestohlen wurde, wendete sich der italienische Staatspräsident an den Dieb und bat um die Rückgabe, leider nutze es nichts. Bis heute ist das Original nicht aufgetaucht. Es wurde eine Kopie angefertigt. Die Insassen des römischen Gefängnisses spendeten einen Geldbetrag, sie seinen zwar Schurken, aber keine gottlosen Schurken!


Durch einen Seitenausgang verließ ich die Kirche und stand bald darauf vor der Kapitolinischen Wölfin.


Ich denke, die Gründungslegende der Stadt Rom ist bekannt, aber wer sie gerne nachlesen möchte, kann das zum Beispiel hier tun.

Die Wölfin ist eine Kopie, das Original ist in den Kapitolinischen Museen zu sehen.


Ich betrat den Kapitolsplatz und stand vor dem Reiterstandbild des Kaisers Mark Aurel.


Dieses antike Reiterstandbild hat all die Jahre überdauert, weil man annahm, es würde sich um die Darstellung des Kaisers Konstantin handeln, der das Christentum zur Staatsreligion erklärte. Auch hier handelt es sich um eine Kopie. Das Original, das ursprünglich vergoldet war, stand lange Zeit vor dem Lateran, als man erkannte, dass es Mark Aurel darstellt, versetzte man es auf den Kapitolshügel. Hier stand es bis zum Jahr 1979. Nach einer grundlegenden Restaurierung befindet es sich seit 1990 ebenfalls in den Kapitolinischen Museen. Die Römer erzählen sich, solange sich Blattgold an der Reiterstatue befindet, solange wird die Stadt Rom bestehen. Vor zwei Jahren habe ich mir das Original anschauen können. Man sieht noch etwas von der Vergoldung und das lässt hoffen ...


Ich stieg die Cordonata, die Treppe zum Kapitol, hinab


und sah an der Treppe, die zu Santa Maria in Aracoeli führt, einige "Gladiatoren", die man vor einiger Zeit von ihrem angestammten Platz (vorm Kolosseum) vertrieben hat.


Nun war ich wieder im Umfeld der Piazza Venezia, als ich an dieser Malerei vorbeikam,


musste ich an Sorella denken, die einen großen Sachverstand für Kunst besitzt. Als wir vor Jahren an diesem Bild vorbeikamen, hat sie kurz darauf geschaut und festgestellt, das diese Darstellung ungewöhnlich sei und im weitergehen mir es erklärt. Vielleicht kann ich sie bewegen, dass sie es mir nochmals erzählt, damit ich an dieser Stelle dann besser berichten kann?

Mein letztes Ziel war dieser Brunnen:


Wer mehr über ihn wissen möchte, findet hier etwas. Die Brunnengeschichten von Simone-Clio sind wirklich sehr schön!

Ich machte mich nun zu unserer Unterkunft auf und ruhte mich bis zum Abendessen aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen


... da habt Ihr ja Glück gehabt in San Marco :!: Wie lange wäre denn die Mittagspause gewesen? Hätte man "im Notfall" nicht hinten links (vom Eingang aus) oberhalb des Krytaeinganges klingeln können?
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen


... da habt Ihr ja Glück gehabt in San Marco :!: Wie lange wäre denn die Mittagspause gewesen? Hätte man "im Notfall" nicht hinten links (vom Eingang aus) oberhalb des Krytaeinganges klingeln können?


Ich habe beim Herausgehen leider nicht auf die Öffnungszeiten geachtet. Ich nehme mal an, dass es sicher drei Stunden gewesen wären! In der Vorhalle gab es eine Tür mit Klingel, aber auf das Läuten reagierte niemand. Wenn nicht kurz darauf der Küster gekommen wäre, dann hätten wir nach anderen Möglichkeiten Ausschau gehalten, um aus der Kirche zu kommen. Wenn ich allein gewesen wäre, dann hätte ich mich wohl meinem Schicksal ergeben ... und diese Zeit sicher sinnvoll gestalten können, da bin ich mir im nachhinein, aber auch nur im nachhinein sicher.

Herzlichen Gruß
Padre
 
Nun war ich wieder im Umfeld der Piazza Venezia, als ich an dieser Malerei vorbeikam,


musste ich an Sorella denken, die einen großen Sachverstand für Kunst besitzt. Als wir vor Jahren an diesem Bild vorbeikamen, hat sie kurz darauf geschaut und festgestellt, das diese Darstellung ungewöhnlich sei und im weitergehen mir es erklärt. Vielleicht kann ich sie bewegen, dass sie es mir nochmals erzählt, damit ich an dieser Stelle dann besser berichten kann?

Auf Sorellas Geschichte bin ich schon gespannt und bin überzeugt, dass sie Dir diese Bitte nicht abschlagen wird.

Mein letztes Ziel war dieser Brunnen:


Wer mehr über ihn wissen möchte, findet hier etwas. Die Brunnengeschichten von Simone-Clio sind wirklich sehr schön!

Vielen Dank für die Fortsetzung und den Hinweis auf meinen Bericht über Giacomo della Portas Fontana di Piazza d'Ara Coeli. :nod: :thumbup:
 
Die Römer erzählen sich, solange sich Blattgold an der Reiterstatue befindet, solange wird die Stadt Rom bestehen. Vor zwei Jahren habe ich mir das Original anschauen können. Man sieht noch etwas von der Vergoldung und das lässt hoffen ...


Ich kenne die Geschichte noch in erweiterter Form: alle hundert Jahre kommt ein Vögelchen (uccellino) und wetzt seinen kleinen Schnabel am vergoldeten Pferd. Wenn alles Gold abgewetzt ist, dann wird Rom untergehen - und wenn Rom untergeht, geht auch die Welt unter. :roll: Se non è vero è ben trovato. :nod:

Pasquetta
 
Ich kenne die Geschichte noch in erweiterter Form: alle hundert Jahre kommt ein Vögelchen (uccellino) und wetzt seinen kleinen Schnabel am vergoldeten Pferd. Wenn alles Gold abgewetzt ist, dann wird Rom untergehen - und wenn Rom untergeht, geht auch die Welt unter. :roll: Se non è vero è ben trovato. :nod:

Nun ja, so kann man den Lauf der Geschichte auch beeinflussen -
ein Vögelchen kommt ja jetzt nicht mehr ran in den KM! :roll:​
 
Caro Padre,

wegen eines schlimmen Unfalls, bei dem ich beinahe mein Augenlicht verloren hätte und dessen Folgen ich immer noch nicht überwunden habe, komme ich kaum dazu, die vielen neuen Berichte zu lesen oder selbst Beiträge zu schreiben. Daher auch meine viel zu späte Antwort.
Beim Überfliegen Deiner vielfältigen Reiseimpressionen hat die Beschreibung der Capella Sancta Sanctorum sofort Erinnerungen in mir geweckt an unseren Besuch vor knapp vier Jahren, der bei uns damals ein Wechselbad der Gefühle ausgelöst und eine Menge an Nachdenklichkeit und Ratlosigkeit hinterlassen hat. Ich habe dazu folgendes notiert:
"... Wer sich heute der großen Freitreppe auf dem weiten Gelände vor S. Giovanni nähert, kann sich kaum vorstellen, daß sich hier einst der Lateranpalast – eine Burg mit Türmen und Hallen – gestanden hat, in dem die wohl glanzvollsten Konzilien der Katholischen Kirche stattgefunden, und in dem die Päpste bis zu ihrem Babylonischen Exil in Avignon residiert haben, und an den heute nur noch die Scala Santa erinnert mit der päpstlichen Privatkapelle Sancta Sanctorum.
Weil wir nicht riskieren wollten, vor verschlossenen Türen zu stehen, sind wir zuerst dorthin gegangen – ganz unbefangen und unvoreingenommen, da sich unsrere Kenntnisse über diese heilige Stiege in Grenzen hielten: es soll sich um die Treppe aus dem Amtssitz des Pontius Pilatus in der Burg Antonia handeln, auf der Jesus zu seiner Verurteilung hinaufgestiegen war, und die er als Todeskandidat wieder verlassen hatte, und die auch Luther während seines Romaufenthaltes auf Knien erklommen katte.
Unterwegs flachste ich noch mit meinem Schwager herum: „Du als alter Lutheraner hättest heute nach fast 500 Jahren die einmalige Gelegenheit, es dem Reformator gleichzutun und Abbitte für deine schwarze Seele zu leisten.“
Doch als wir dann an diesem Ort, über dem eine nicht zu beschreibende, geheimnisvoll-beklemmende Stimmung lag, standen, schauten wir uns nur fragend an. Damit hatten wir nicht gerechnet: Menschen, uns den Rücken zugekehrt, mit gefaltenen Händen und tief gesenkten Köpfen, schweigend ins Gebet versunken, Raum und Zeit vergessend, im stillen Dialog ganz Gott hingegeben, rutschten auf Knien die 28 mit Holz verkleideten Marmorstufen hinauf, um dann oben angekommen vor einem Eisengitter innezuhalten und einen Blick durch das dahinter liegende Fenster ins Allerheiligste zu werfen.

Das sind Augenblicke, wo bei mir das Denken aufhört und das Erstaunen beginnt; ich muß gestehen, eine solche Frömmigkeit ist mir fremd und sie wird mir immer fremd bleiben: ich könnte zu ihr nie einen inneren Bezug herstellen. Sie muß wohl beruhen auf einem tief verwurzelten Glaubensverständnis, dem die Erkenntnis zugrundeliegt, daß der Glaube nicht nur von der Überzeugungskraft des verkündeten Wortes lebt, sondern vom mysterium – vom Verborgenen also – , das zu erleben und zu erfahren gerade solche sinnenfällige Orte wie dieser hier unverzichtbar sind, der zu unserer Überraschung neben dem Heiligen auch das Profane toleriert.
Für uns jedenfalls kam nur die ‚profane’ Variante in Frage, indem wir den linken der beiden Treppenaufgänge nahmen, kurz vor dem vergitterten Fenster stehenblieben und einen verstohlenen Blick in die Capella Sancta Sanctorum warfen, deren Inschrift in Goldlettern auf einem Querbalken über dem Altar dem Beter und Besucher verheißt: Non est in toto sanctior orbe locus – daß es auf der ganzen Erde keinen Ort gibt, der heiliger ist als dieser.
Von unserem Standort aus betrachtet hat sich diese Heiligkeit nicht erschlossen: wir haben die Kapelle als einen fast leeren Raum wahrgenommen, mit zahlreichen, wunderschönen Fresken ausgeschmückt, von einem gedämpften Licht ausgeleuchtet und mit einem an die Bundeslade erinnernden Altar zwischen zwei Porphyrsäulen und in einer Art Schrein die Ikone des Christus als Erlöser, dessen dunkles, ernst wirkendes und von einem Bart fast verdecktes Angesicht kaum zu auszumachen war.
Nur wer wie der Beter auf der Treppe, der in innigster Zwiesprache mit Gott dessen Nähe gesucht und erfahren hat, zum ersten Mal nach langem, mühsamem Aufstieg auf den Heiland schaut, der wird in diesem Abbild des Höchsten – oder wie Goethe es ausgedrückt hätte: "Der am Gleichnis schon genug hat" – den Beweis für das Absolut-Wahre und Ewig-Göttliche sehen, und ist über jeden Zweifel seines Tuns, ob sinnvoll oder nicht, erhaben.

Liebe Grüße
Seneca
 
Padre wird sich sicherlich sehr freuen über diese so in die Tiefe gehende Antwort :nod: ... wird aber sicherlich auch, wie ich selbst, einigermaßen erschrecken über diese Mitteilung:
wegen eines schlimmen Unfalls, bei dem ich beinahe mein Augenlicht verloren hätte und dessen Folgen ich immer noch nicht überwunden habe, komme ich kaum dazu, die vielen neuen Berichte zu lesen oder selbst Beiträge zu schreiben.
Da verbietet sich von selbst ein dahingesagtes "Gute Besserung" ... aber ich wünsche dir wirklich, dass - so gut (oder so schlecht?) sich das hier nun ausdrücken lässt - du im Laufe der Zeit mit Hilfe eigener Kraft und Geduld wie auch mit derjenigen der Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung zu möglichst vollständiger Gesundheit sowie, insofern nicht bereits geschehen, auch zu seelischer Stabilität zurückfinden mögest.

Im Übrigen bin ich überzeugt, dass Padre, wie ich ihn einschätze, dies hier jetzt nicht als störende Zwischenbemerkung in seinem Reisebericht ansehen wird ... zumal das zugrundeliegende Ereignis ja auch in die Trias seiner Überschrift passt: als (leider sehr herbe) Wirklichkeit.
 
Guten Morgen, Seneca,

erst gestern Abend habe ich Deinen Beitrag lesen können. Hab' ganz herzlichen Dank für deine tiefgehenden Gedanken zur heiligen Stiege. Vieles, was Du geschrieben hast, kann ich gut nachvollziehen. Ich stand oft vor der Treppe, sah auf die Rücken der Beter und fragte mich, warum tun die das bloß? Bei allem Unverständnis war da aber auch immer eine Faszination mit im Spiel. Als Sorella, Umberto und ich das erste Mal gemeinsam in Rom waren, gestanden Sorella und ich uns ein, dass wir beide gerne mal die Treppe „hochbeten“ würden. Ich weiß noch, als wir die Gebetsheftchen kauften, kamen letzte Zweifel bei mir auf: Soll ich das wirklich tun? Schon nach ein paar Stufen sah ich das Ganze völlig anders. Die Gebetstexte, den Blick auf den Gekreuzigten, der sich bei jeder Stufe verändert, aber auch die zu schmerzen beginnenden Knie machten diese Treppe zu einem sehr intensiven Kreuzweg.



Die ersten Sätze Deines Posting haben mich sehr berührt! Ich möchte mich den Wünschen von Gaukler von ganzen Herzen anschließen! Wir hatten in der Familie vor einigen Jahren auch einen schweren Unfall und ich glaube, mich in Deiner Situation etwas hineinversetzen zu können. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Mut!

Herzliche Grüße
Padre
 
Zuletzt bearbeitet:
Pasquetta schrieb:
Ich kenne die Geschichte noch in erweiterter Form: alle hundert Jahre kommt ein Vögelchen (uccellino) und wetzt seinen kleinen Schnabel am vergoldeten Pferd. Wenn alles Gold abgewetzt ist, dann wird Rom untergehen - und wenn Rom untergeht, geht auch die Welt unter. Se non è vero è ben trovato.

Pasquetta

Liebe Pasquetta,
über Deine Ergänzung habe ich mich sehr gefreut, denn diese Version ist wirklich sehr nett. Herzlichen Dank dafür!


dentaria schrieb:
Nun ja, so kann man den Lauf der Geschichte auch beeinflussen -
ein Vögelchen kommt ja jetzt nicht mehr ran in den KM!

... und die Schwärme von Staren auch nicht ...

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag
Padre
 
Caro Padre,

noch mal eine kleine Ergänzung zur Heiligen Stiege. Ich denke, für einen Außenstehenden, dessen Glaubensbild verlorengegangen ist bzw. dessen Glaubensvollzug nicht die Tiefen erreichen kann, in die sich die Beter fallen lassen, ist nicht nachvollziehbar, wie nah sie sich Gott fühlen, wenn sie ihm ihre Sorgen, Ängste, Probleme, all das, was sie im Innersten bewegt, anvertrauen; welche Empfindungen freigesetzt werden, welche Kräfte und Hoffnungen geweckt werden. Für ihn bleibt die Grenze zwischen Glaube und Aberglaube, zwischen Bitten und Beschwören fließend.
Danke auch für Deine Genesungswünsche! Momentan fahre ich mindestens einmal pro Woche in die Augenklinik Köln. Ich brauche noch viel Geduld, bis sich meine Augen vollständig erholt haben, aber ich hoffe, daß spätestens im Oktober die Behandlung abgeschlossen ist. Vor dem Computer kann ich doch schon eine gute halbe Stunde arbeiten. Für mich ein großer Fortschritt!

Liebe Grüße
Seneca
 
Abendlicher Spaziergang und die Mille Miglia

Abendlicher Spaziergang und die Mille Miglia
Nachdem doch recht intensiven Spaziergang rund um die Piazza Venezia, fuhr ich mit dem Bus zurück in Richtung Vatikan. In unserer Bleibe angekommen, fing ich damit an mein Hab und Gut zusammenzupacken, denn für den nächsten Tag stand ein Wechsel des Quartiers an. Nachdem der größte Teil meiner Sachen im Koffer verstaut war, wanderte ich durch die Flure des Hauses. An den Wänden hingen einige Stiche, die das Gebiet um St. Peter zeigen, als es die Via della Conciliazione noch nicht gab. Ich betrachtete diese Ansichten genauer


und musste an Sorellas erste Romreise denken, das war im Oktober 2005. Damals reisten Sorella und ich gemeinsam in die Ewige Stadt. Wir waren zu dieser Zeit noch ganz erfüllt von den Ereignissen, die sich im April dieses Jahres dort abspielten: Der Tod von Johannes Paul II., den Sorella sehr verehrt, und die Wahl von Benedikt XVI. Für Sorellas ersten Besuch des Petersplatzes hatte ich mir etwas besonderes ausgedacht. Ich wollte nicht einfach mit ihr auf der Conciliazione entlanggehen, sondern durch den Borgo S. Spirito, um dann, ganz unverhofft, auf dem Petersplatz zu stehen. Wir kamen in Rom an und unser erster Weg war in der Tat der zum Petersplatz. Als wir durch die Via Giulia gingen fing es an zu regnen. Der Regen wurde so stark, dass es durch unsere Regenschirme hindurch regnete! Wir waren etwas angenervt, aber als wir die Kolonnaden durchschritten hatten und Sorella plötzlich bemerkte, dass sie sich auf dem Petersplatz befindet, strahlte sie. Ich glaube, damals eine Träne auf ihrem Gesicht gesehen zu haben, aber es könnte auch nur ein Regentropfen gewesen sein. Sorella kaufte sich dann bei einem fliegenden Händler einen neuen Schirm, der bis heute seine Dienste tut. Aber genug der Erinnerungen, dachte ich mir. Meine Mitreisenden kamen zurück. Sie hatten den Tag auf dem Forum, dem Palatin und im Kolosseum verbracht und waren ganz schön geschafft. Während sie sich ausruhten, besuchte ich die Abendmesse St. Peter. Am Abend ging es dann zum gemeinsamen Essen, das wir im El Fico, einem von uns sehr geschätzten Ristorante einnahmen. Es befindet sich in der Nähe der Piazza Navona und ist in der Restaurantdatenbank dieses Forums sehr zutreffend beschrieben. Nach einem köstlichem Mahl durchstreiften wir die Altstadt. Immer wieder begegneten uns kleine Gruppen von Jugendlichen, die oft in Begleitung eines Geistlichen waren und in Richtung Vatikan unterwegs waren. Irgendwann standen wir der Engelsbrücke, aber sie war voll von Menschen. Am gegenüberliegenden Tiberufer sahen wir großräumige Absperrungen und Massen von Menschen. Noch hatten wir keinerlei Ahnung, welches Event da stattfand. Wir wichen auf die Ponte V. Emanuele II aus und waren bald darauf auf der Conciliazione. Hier sahen wir ein großes Polizeiaufgebot, dann hörte wir Trillerpfeifen, die Straße wurde von der Polizei abgesperrt und dann näherte sich ein gewaltiges Knattern. Neugierig blieben wir stehen und an uns fuhren Oldtimer vorbei. Autos aus allen Epochen der Automobilgeschichte bekamen wir zu Gesicht. Maestro war total begeistert und der Rest der Gruppe ließ sich von seiner Begeisterung anstecken. Plötzlich war nicht nur Benzin in der Luft, sondern auch in unserem Blut. Nachdem die Autos an uns vorbeifuhren, wurde es wieder stiller und die Straße wurde wieder für den normalen Verkehr freigegeben. Wir gingen ein Stück weiter, hörten wieder die Trillerpfeifen und dann kamen die nächsten Schmuckstücke. Als wir den Petersplatz erreichten wiederholte sich das ganze noch einmal. Wir bogen in die Via Paolo VI ein und sahen drei Ordensschwestern, die das Ereignis vom offenen Fenster aus mitverfolgten und offensichtlich sehr große Freude an den alten Autos hatten, die an ihnen vorbeifuhren. Da der Wind nachgelassen hatte, beschlossen wir den Rest des Abends auf unserer Dachterrasse zu verbringen. In Decken eingehüllt konnten wir endlich dieses schöne Plätzchen genießen.

Immer, wenn das Knattern zu hören war, sprangen wir auf und schauten auf die Autos hinab. Unverhofft wurden wir so zu Zuschauern der Mille Miglia, einer Oldtimer-Rally.
 
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