Schnee in Rom (und die Folgen)

Schnee in Rom... ich muß dann immer an einen Abschnitt im Dumont Reiseführer denken:[AMAZON]3770156072[/AMAZON]
"Schnee in der Sieben-Hügel-Stadt" auf Seite 23.


Aber auch die webcam des Vatikan verspricht großes Schneevergnügen...
Webcam

viele Grüße auf Schnee wartend
sira
 
Wenn Ihr das Geschehen schon so gespannt verfolgt, will ich auch mal meinem Reisebericht in diesem besonderen Fall etwas vorgreifen.

Neve a Roma, verkuendete der Polizist verschmitzt, als er die ungestuemen Metrofahrer am Gleis zurueck beorderte, um Verletzungen vorzubeugen. Doch erst mal der Reihe nach.

Heute ist Familientag mit einer kleinen internen Feier. Ich hatte mir nur mal ein paar Stunden fuer einen raschen Museumsbesuch ausbedungen. Als ich gegen 13 Uhr aus dem Museum trat, fielen dicke Flocken vom Himmel. Die Gegend sah leicht gepudert aus. Ich machte einige Fotos mit der kleinen Knipse und begab mich zu der kleinen, ueberdachten Haltestelle der Tram. Als in mehr als 20 Minuten weder von rechts noch von links die Tram 19 oder 2 nahte, machte ich mich zu Fuss auf Richtung Piazza del Popolo. Auf einer belebten Strasse sah ich dann die 2 kommen, allerdings Richtung Sankt Peter. Macht ja nichts. Von dort kommt man ja schnell zum Bahnhof und dann nach Hause. Das Verkehrsgeschehen war heute etwas gedaempft, sowohl was den Laerm als auch das Tempo der Fahrzeuge betraf. An der Piazza Risorgimento entschloss ich mich nicht zur Metro sondern zum Petersplatz zu laufen. Die Menschen unter den schneebedeckten Regenschirmen waren ueberwiegend gut gelaunt. Zwei junge Damen zwitscherten froehlich das Weihnachtslied "tu scendi dalle stelle". Das steigerte auch meinen Launepegel um mindestens zwei Stufen. Auf dem Petersplatz war gerade der Abbau der Krippe zu gange. Die kurze Schlange der Sankt Petertouristen stand dicht gedraengt mit weissen Hauben. Auf der Mitte des Platzes scharrten zwei Kinder emsig den Schnee zusammen. Vielleicht wollten sie ja einen Schneemann bauen.



Da ich eigentlich versprochen hatte um 14 Uhr zu Hause zu sein, was zwar nun keinesfalls mehr zu halten war, eilte ich hinunter zum Tiber. Dort stad schon der 40 abfahrbereit. Ich erwischte sogar noch einen Sitzplatz. Als ich gerade auf Entspannung umgestellt hatte, merkte ich, dass der Busfahrer auf Hoehe der Chiesa Nuova vergeblich versuchte den Bus wieder zu starten. Nach dem zehnten Versuch verliessen alle Fahrgaeste den Bus und strebten zur naechsten Haltestelle. Der 64 liess zwar laenger als normal auf sich warten, doch hielt er genau mit der hinteren Tuere vor meiner Nase. Eigentlich passt ja niemand mehr hinein, aber, was die Italiener koennen, muesste mir ja auch gelingen. Sachte, aber doch kraeftig druecken und die Tuere liess sich gerade noch schliessen. Als an der naechsten Station ein Fahrgast ausstieg, draengten vier Maenner in die Tuere. Die Tuere liess sich dann natuerlich nicht mehr schliessen. Als er alle Gaeste, besonders eine junge blonde Dame aufforderte zusammanzuruecken, meinte ich nur, non posso. Und ob noch was ging. Er stieg aus und zeigte am Fenster, wer noch aufzuruecken hatte. Fast an jeder Haltestelle bis zum Bahnhof dauerte es jeweils einige Minuten, bis sich die Tuere wieder schliessen liess. Auf dem Busbahnhof Termini angekommen, schaute ich mich sofort um, ob einer der beiden relevanten Busse auf seiner Haltestelle stand. Der 90 war zwar nicht zu sehen, doch der 92 stand auf seinem Platz. Da keine Nummer zu sehen war, fragte ich zur Sicherheit nach, ob dies wirklich der 92 sei. Ja, wurde mir geantwortet, ma, non parte. Na ja, dann warte ich halt etwas. Ich fand sogar noch den letzten freien Sitzplatz. Der Zeiger meiner Uhr rueckte immer weiter und nichts tat sich. Nach etwa dreissig Minuten verlor ich die Geduld und schaute noch mal zum 90. Er war knueppeldick voll. Auch hier beschied man mir "non parte". Endlich fand ich einen jungen Mann, der wie ein ATAC Offizieller aussah. Er beschied mir mit traurigem Gesicht, niente autobus parte, was fuer mich hiess, nichts geht mehr. Nun war guter Rat teuer. Gut, dass jetzt mein Handz wieder das Netz gefunden hatte. Mein Schwager bestaetigte meinen Plan, nun mit dem Zug moeglichst nahe an unser Zuhause zu kommen. Also runter zur Metro Richtuing Rebibbia. Es war schon schwierig auf den entsprechenden Bahnsteig zu kommen. Den ersten Zug konnte ich natuerlich vergessen. Ich hatte mich aber in eine strategisch guenstige Position gebracht. Beim Warten auf den naechsten Zug wiess uns der Aufsichtspolizist mit der Anfangsbemerkung zurecht. Nun war ich endlich drin. Wir standen sehr eng, aber nicht ganz so gequetscht wie im 64. An der Stazione stiegen mit mir gefuehlt die Haelfte der Fahrgaeste aus und strebten den Zuggleisen zu. Mal nachsehen, wann und von welchem Gleis der FR1 nach Orte faehrt. Der Fahrplan war zwar nicht aktuell, doch konnte ich zumindest feststellen, dass ich zum Gleis 24 musste. Als ich den Zug da sehen kann, zeigte ich, dass auch ein alter Mann ein D-Zug sein kann. Es stellte sich zwar dann heraus, dass der Zug wesentlich laenger hielt, um moeglichst viele Fahrgaeste mitzunehmen, doch hatte der Zwischenspurt wenigstens den Effekt, dass ich noch einen Sitzplatz ergatterte. Noch mal kurz nachfragen, ob ich wirklich den richtigen Zug in der richtigen Richtung erwischt hatte. Dann konnte ich den Puls zurueckfahren. Ich hatte mich darauf eingestellt, dass ich von der Nuova Salario aus noch einen dreissigminuetigen strammen Marsch zu absolvieren haette,


doch hielt sehr ueberraschend bereits an der naechsten Haltestelle ein 92, der mich rasch nach Hause brachte. Es bestaetigt sich halt, Rom ist nicht die deutsche Hauptstadt. Man muss immer mit Ueberraschungen, angenehmen und nicht so angenehmen, rechnen.

Als ich den letzten Huegel vor der Wohnung hochstieg, konnte ich noch fuer Rom ganz aussergewoehnliche Szenen fotografieren.

Schnee auf bluehenden Mimosen


Schlittenfahrt in Rom


Jedenfalls hatten meine Schoeffel Allwetterjacke, meine zerknuellbare Schirmmuetze und meine impraegnierten Schuhe die Belastungsprobe bestanden. Der heisse Tee und der Apfelstrudel schmeckten heute besonders gut.

Ein paar Bilder werde ich spaeter noch einfuegen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Na, da hattest Du ja spannende Erlebnisse heute!

Vielen Dank für den ausführlichen Live-Bericht! :thumbup: :thumbup: :thumbup:​
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den aktuellen Bericht - ich habe ihn gespannt gelesen und freue mich, dass Du wohlbehalten zu Hause gelandet bist ...

:thumbup::thumbup::thumbup:
 
Ich habe jetzt einige Fotos in meinen ausserordentlichen Zwischenbericht oben eingefuegt.
 
Wir hoffen hier, dass die Temperaturen nicht so stark in den Keller gehen, dass solche Bilder, wie hier, aus dem Winter 1978/79 moeglich sind.


Auch bei unserem heutigen Abendessen war Schnee in Rom ein grosses Thema. Mein Schwager meint, dass das so etwa alle 10 Jahre mal vorkommt. Aus der Kindheit kamen Erinnerungen hoch, dass aus dem Fenster der vierten Etage Fussgaenger mit Schneebaellen bombardiert wurden und der Tabaccaio versucht hat, den Schnee mit heisem Wasser zu beseitigen. Er war dann sehr verwundert, dass er den Teufel mit Belzebub ausgetrieben hatte :twisted:​
 
Ich habe jetzt einige Fotos in meinen ausserordentlichen Zwischenbericht oben eingefuegt.

Tolle Bilder! :thumbup: :thumbup: :thumbup:

Am besten gefällt mir dieses:


Mir auch! :nod:
Vielen Dank, Ludovico, für diesen absolut außergewöhnlichen Bericht!
Wir haben ihn mit Spannung gelesen - für Dich war es zwar mehr aufregend als unterhaltend, wir haben uns über die tollen Fotos gefreut!
Schön, dass Du gut wieder in Wärme angekommen bist!

Liebe Grüße

Angela
 
Zurück
Oben